Weiss Kreuz Fan Fiction ❯ 4 Killer und ein Baby ❯ Miriam zieht ein ( Chapter 3 )
Miriam zieht ein
Omi hetzte die Straße entlang und steuerte im Eiltempo auf den Blumenladen zu. Er hatte noch einigen Schulkameraden bei der Lösung eines Computerproblems geholfen und darüber die Zeit vergessen. Außer Atem und heftig nach Luft schnappend bewältigte er die letzten 500 Meter in Rekordzeit und wollte gerade die Tür zum Laden aufreißen, als er heftigst vor selbige prallte und auf den Gehsteig zurückgeschleudert wurde.
"Aaaauuuuu!"
Ein langgezogener Schmerzenschrei ertönte und der blonde Junge rieb sich seine schmerzende Stirn. Dann blickte er auf und sein verwirrter Blick blieb wie festgefroren an dem: "Vorübergehend Geschlossen" - Schild hängen.
"Das ist doch.... wie kann denn.... aber wie.... was?", stotterte er hilflos.
"Omi, wieso bist du noch nicht im Laden? Und warum sitzt auf dem Fußweg?"
Der junge Killer drehte sich um und blickte direkt in paar tiefbraune Augen, die ihn besorgt ansahen. Dann strich eine Hand vorsichtig über seine Stirn.
"Aua, Ken, lass das. Das tut weh."
"Bist du hingefallen? Soll ich dir einen Eisbeutel holen? Hast du Kopfschmerzen oder ist dir schwindelig? Soll ich einen Arzt holen? Oder besser, ich bringe dich gleich ins Krankenhaus."
Omi verdrehte genervt die Augen und sackte leicht in sich zusammen. Ken war sein bester Freund, aber manchmal übertrieb er es einfach. Angesichts Omis theatralischer *Augen- und Körpersprache* drehte dieser aber nun völlig durch. Ohne auf ein Antwort zu warten nahm Ken seinen Freund auf den Arm, stürmte auf die, natürlich noch immer geschlossene Ladentür zu, übersah in seiner Eile das "Geschlossen" - Schild und zum zweiten Mal krachte Omis Kopf gegen den Türrahmen. Diesmal reichte der Schlag aus ihn kurzfristig in eine zum Glück schmerzlose Benommenheit zu versetzten, die allerdings schnell mit der harten Landung auf dem Gehsteig endete.
"Aaaaaauuuuuuu."
"Uuuuuaahaaaaauuuuuuuuu."
Beide Killer hatte es zu Boden gestreckt.
"Ken, du bist schlimmer als Schwarz und Schreiend zusammen. Willst du mich umbringen?"
Omi rieb sich die zweite schmerzende Stelle an seiner Stirn und stellte dann fest, dass er sich auf dem harten Pflaster nun auch noch die Hand aufgeschürft hatte. Dann blickte er den Ex-Fußballer wütend an, der aber nur mit weit aufgerissenen Augen auf die geschlossene Tür starrte. Langsam drehte er den Kopf um Omi anzusehen.
"Es ist geschlossen.", stammelte er.
"Ich weiß, dass es geschlossen ist. Der Tatsache verdanke ich meine erste Beule und dir jetzt meine zweite. Vielen Dank auch."
"Es ist geschlossen.", erwiderte Ken verdattert.
"Ja, Ken, es ist geschlossen. Ich weiß auch nicht wieso, aber das ist jetzt nun mal so. Dann müssen wir den Laden eben wieder aufmachen."
Omi stand langsam auf und putzte schnell den Dreck von der Hose. Ken saß noch immer mit weit aufgerissenen Augen auf dem Gehsteig und starrte die Tür an.
"Es ist geschlossen.", brachte er nur heraus.
Langsam wurde es Omi zuviel. Mit festem Griff schnappte er sich Kens Hand und zog ihn hoch.
"Wenn du das jetzt noch einmal sagst, werde ich Farfarello anrufen und ihm sagen, dass wir bei Weiß jetzt auch einen Irren haben. Und dann lade ich ihn auf einen Tee ein und sperre euch beide in dein Zimmer."
Entweder war es die Drohung oder der wütende Tonfall, was auch immer es war, es weckte Ken aus seinem tranceähnlichen Zustand.
"Verdammt, Omi, hast du denn keine Ahnung, was das bedeutet? Aya hatte heute morgen Frühschicht zusammen mit Youji. Und Aya würde den Laden niemals einfach so zu machen. Auf gar keinen Fall. Vielleicht ist Manx ja gekommen und hat plötzlich eine dringende Mission gehabt oder Youji ist gestern nacht nicht nach Hause gekommen und Aya sucht ihn jetzt oder .. oder... jedenfalls muss was Furchtbares, was Schreckliches passiert sein, damit Aya den Laden dicht macht."
Aufgeregt mit den Händen in der Luft herumfuchtelnd versuchte Ken seinem Teamgefährten den Ernst der Lage klar zu machen. Das brachte ihm allerdings nur einen skeptischen Blick und ein Kopfschütteln ein.
"Was auch immer. Wenn es wirklich soooooo dramatisch gewesen wäre, hätte Aya uns mit Sicherheit über unsere Handys angerufen und Bescheid gesagt. Also, wir machen jetzt den Laden auf, bedienen die Kunden und wenn Aya oder Youji auftauchen, werden sie uns schon sagen, was los ist."
Damit schloss Omi die Tür auf, trat ein und landete zum dritten Mal an diesem Tag auf dem Boden.
"Verdammt noch mal, wer hat denn hier einen Babykorb mitten im Weg stehen lassen?"
Laut vor sich hinschimpfend rappelte sich der blonde Junge wieder hoch. Jetzt hatte er nicht nur eine schmerzenden Kopf und eine aufgeschürfte Hand, nein, er war auch noch voll auf den Knien gelandet, die nun auch höllisch schmerzten. Und das verbesserte seine Laune wirklich nicht. Mit einem Blick, der sogar Aya in die Flucht geschlagen hätte, verpasste er dem Korb einen Tritt. Der kippte um und verteilte seinen Inhalt auf dem Fußboden. Ken konnte nur mit aufgerissenen Augen und offenem Mund sprachlos zusehen, wie sein sonst so gutgelaunter und stets fröhlicher Freund fluchend und schimpfend im hinteren Bereich des Ladens verschwand.
Kopfschüttelnd bückte er sich nach einer Weile, um den auf dem Boden verteilten Inhalt des Korbes wieder einzusammeln. Dabei fiel ihm ein ziemlich großer Briefumschlag auf. Er wendete ihn hin und her, konnte aber keine Anschrift oder einen Absender entdecken. Allerdings war der Umschlag offen und es dauerte nicht lange, da gewann seine Neugier die Oberhand und er griff hinein.
Omi wühlte im Arzeinschrank herum und suchte nach der Packung mit Aspirin. Sein Schädel schmerzte fürchterlich und er bezweifelte, dass er den nachmittäglichen Ansturm der Fangirls ohne Kopfschmerztabletten überleben würde. Noch immer ärgerlich vor sich hingrummelnd schluckte er gleich zwei Tabletten und setzte erst mal Teewasser auf. Eigentlich konnte heute ja nun nicht mehr viel schief gehen. Der Gedanke stimmte ihn wieder etwas fröhlicher und er ging zurück in den Laden. Dort war Ken in ein paar Dokumente vertieft, die er mit ungläubigem Gesicht aufmerksam studierte.
"Alles in Ordnung, Ken? Was hast du da?"
"Eine Geburtsurkunde von einer Miriam Andrews. Sie wurde vor einem halben Jahr geboren. Hier ist der Impfpass und dann ist da noch eine Wiegekarte und hier sind Fotos, schau mal."
Omi trat näher und griff nach den Bildern. Ein süßes, kleines, blondes Mädchen grinste zahnlos in die Kamera. Ein leiser Seufzer rang sich aus seiner Brust.
"Ist die niedlich."
Ken nickte eifrig und dann waren beide so damit beschäftigt sich durch die vielen Fotos zu arbeiten, dass sie ganz übersahen, wie ein großer LKW direkt vor dem Laden halt machte und zwei Männer ausstiegen.
"Ist hier das Koneko?"
Die tiefe Stimme des Lieferanten riss die beiden jungen Killer aus ihren Gedanken. Vor Schreck riss Ken die Arme hoch und ließ die Bilder fallen. Omi stolperte rückwärts und sah sich im Geiste schon wieder auf dem Boden landen, als Ken geistesgegenwärtig zugriff und ihn vor diesem Schicksal bewahrte. Mit klopfenden Herzen und aufgerissenen Augen starrten sie den Lieferanten an.
"Ähm, ja, das hier ist das Koneko. Wieso?"
"Wir haben hier eine Lieferung für einen gewissen Youji Kudou. Wo sollen wir die Sachen hinbringen?"
Omi und Ken warfen einander verwirrte Blicke zu.
"Eine Lieferung für Youji? Er hat nicht gesagt, dass er eine Lieferung erwartet."
"Das ist mir egal. Die Sachen sind bezahlt und er hat diese Adresse angegeben. Also, wo sollen wir den Kram hinstellen?"
Der Lieferant verschränkte ungeduldig die Arme vor der Brust. Ken schluckte nervös und Omi runzelte nachdenklich die Stirn.
"Ähm, ist es denn viel?"
Der Lieferant grinste.
"Das kann man wohl sagen. So wie ich das sehe, hat der Typ vor ein Kinderzimmer einzurichten."
"Ein Kinderzimmer?", hallte es ungläubig und zweistimmig durch den Laden.
"Das sagte ich doch schon. Also, wohin mit dem Kram?"
Wieder tauschten Omi und Ken verwirrte Blicke aus.
"Also sein Zimmer ist schon vollgestopft, da geht es nicht. Unsere auch nicht, hier im Laden ist auch kein Platz.", überlegte Ken laut.
"Eigentlich brauchen wir nur einen Platz, wo wir es abstellen, dann kann Youji selber entscheiden, wohin mit dem Kram. Bringen sie die Sachen rein, wir räumen sie dann in den Keller.", entschied Omi kurzerhand.
Bei dem Wort *Keller* zuckte Ken kurz zusammen, hielt sich aber zurück, bis der Lieferant aus dem Laden war und mit dem Abladen begann.
"Du meinst doch nicht etwa den Missionsraum? Das ist unmöglich, wir können da niemanden reinlassen."
"Brauchen wir auch nicht.", beruhigte Omi ihn. "Er bringt die Sachen in den Laden und wir schleppen den Kram dann nach und nach runter."
Bevor Ken etwas erwidern konnte, kam auch schon das erste Paket rein und wurde direkt vor ihm abgestellt.
"So, das ist das größte, ist ein Bett, soweit ich das sagen kann.", brummelte der Mann und ging wieder nach draußen.
Angesichtes des großen Pakets wurde es Omi dann doch etwas anders, aber Ken schnappte sich das unhandliche Teil und bugsierte es mit Ächzen und Stöhnen nach hinten. Er stellte schnell fest, dass er dieses Teil auf keinen Fall die Wendeltreppe herunterkriegen würde und entschied dann, es einfach daneben stehen zu lassen. Als er sich umdrehte, um zurückzugehen, kam ihm Omi mit einem etwas kleineren Paket entgegen.
"Das ist jetzt ein Teil eines Wickeltisches, hat er gesagt.", murmelte der blonde Junge, als ihm Ken das Teil abnahm und es nach unten zu bringen.
Die nächste halbe Stunde verbrachten die Beiden damit zwischen dem Laden und dem Missionsraum hin und her zu laufen, dann war alles abgeladen und verstaut. Der Lieferant winkte ihnen noch einmal zu, bevor er wieder in den LKW stieg und losfuhr. Er ließ zwei ziemlich verwirrte Killer zurück.
"Wenn Youji hier auftaucht, bringe ich ihn um."
"Nichts da, ich kille ihn zuerst. Und dann foltern wir ihn, bis er uns sagt, was der ganze Unsinn soll."
"Wir werden ihn fesseln und seine Zigaretten vor seinen Augen vernichten."
"Und dann zerreißen wir seine Pornosammlung."
"Wir müssen uns noch was ausdenken. So einfach kommt er nicht davon."
Doch bevor sich die beiden rachsüchtigen Killer über die effektivste Foltermethode einig werden konnten, stürmten die Schulmädchen den Laden und verhinderten durch ihr Erscheinen erfolgreich die Planung eines Aktes unendlicher Grausamkeit und Barbarei.
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Youji schmollte. Hätte ihn jemand darauf angesprochen, würde er es vehement bestreiten, aber die vorgeschobene Unterlippe, der gesenkte Blick und die hängenden Schultern ließen absolut keinen Zweifel an der Definition. Er schmollte. Im Gegensatz zu einer fröhlich quietschenden Miriam. Und sie war auch der Grund für seine schlechte Laune.
Aya hatte auf den Kauf eines Kindersitzes bestanden. Nach langen Diskussionen hatte sich schließlich auch einer gefunden, der nach Youjis Meinung seinen Wagen nicht vollkommen entstellen würde. Und die Handhabung des Kindersitzes war auch sehr einfach. Doch ergab sich schnell ein kleines Problem. Der Seven hatte keine Rücksitze sondern nur einen Notsitz. Und in diesen Notsitz passte der Kindersitz nicht hinein. Also musste der Kindersitz auf den Beifahrerplatz und Youji auf den Notsitz.
Kein Protest hatte geholfen, weder der Hinweis darauf, dass er, Youji Kudou, ja den Wagen besser kennen würde, noch die flehende Bitte ihm die Schmach zu ersparen möglicherweise von einer seiner Verehrerinnen so gesehen zu werden. Aya hatte sich nämlich zu allem Überfluss noch genau daran erinnert, wie der Playboy ihm die Schlüssel des Wagens angeboten hatte. Und so fuhr nun ein gut gelaunter Aya mit einer gut gelaunten Miriam und einem schmollenden Youji zurück zum Koneko.
Dort angekommen erwartete den Ex-Detektiv die nächste Demütigung. Aya hielt ihm den Tragesack hin.
"Nein, auf gar keinen Fall. Aya, das kannst du mir nicht antun. Hat es nicht gereicht, dass ich im Supermarkt mit diesem Affenbeutel rumlaufen musste? Ich kann doch nicht so in den Laden gehen. Das ruiniert meinen Ruf doch völlig. Und hör auf mich anzustarren. Ich weiß genau, dass dein Katana oben in deinem Apartment ist. Und im übrigen, wenn du mich umbringst, kannst du dich alleine um Miriam kümmern."
Aya schnaubte kurz durch die Nase.
"Als wenn du dich schon großartig um sie gekümmert hättest. Darf ich dich an eine bestimmte Szene von heute morgen erinnern?"
Youji seufzte tief auf. Er hatte es nicht vergessen. Weder seine Reaktion noch Ayas Vorwurf, er würde das kleine Mädchen wie eine ansteckende Krankheit behandeln. Aber er wollte verdammt sein, wenn er mit diesem Affenbeutel vor dem Bauch im Laden vor seinen ganzen Verehrerinnen auftauchen würde. Das war ganz und gar ausgeschlossen.
Als sich einige Minuten später die Tür zum Koneko öffnete, präsentierte sich den Kunden und den beiden Killern ein verlegener Youji Kudou, der offensichtlich verzweifelt versuchte sich selber einzureden, dass es absolut normal, schick und modern sei, mit einem Tragesack und einem kleinen Kind darin durch die Gegend zu laufen. Niemand vermochte die Anzahl der Kinnladen zu zählen, die in diesem Moment auf dem Boden aufprallten.
Youji trat vorsichtshalber einen Schritt zurück, als alle in seine Richtung starrte.
"Ähm...... Hallo?"
Ein für ihn untypisches unsicheres Grinsen hatte sich auf seinem Gesicht ausgebreitet, während er sich nervös mit beiden Händen durch die Haare fuhr. Niemand hatte auf seinen Gruß geantwortet.
Omi blinzelte heftig und drehte sich zu Ken um, der mit aufgerissenen Augen dastand und, so wie offensichtlich alle anderen Anwesenden, fest davon überzeugt war unter einer Halluzination zu leiden. Doch langsam schien es zumindest den Fangirls klar zu werden, dass der kleine Blondschopf vor Youjis Bauch Realität war und keine Einbildung. Zögernd gingen die ersten auf den Playboy zu, der daraufhin beinahe ängstlich zu seinen beiden Teamgefährten hinüber sah. Zu seinem Entsetzten entdeckte er auf Omis Gesicht einen geradezu hinterhältig zufriedenen Ausdruck.
Der junge Killer stupste den noch immer erstarrt neben ihm stehenden Ken an und deutete dann mit dem Kopf in Richtung Wendeltreppe. Kens Augen vielen auf das eingepackte Kinderbett und er erinnerte sich an die Schlepperei, die er und Omi hinter sich hatte. Nun wussten sie den Grund dafür. Auch auf Kens Gesicht breitete sich langsam ein befriedigtes Grinsen aus. Sie würden ihre Rache bekommen, auch wenn diese anderes ausfallen würde als geplant.
Die Fangirls kamen dem Objekt ihrer Neugier immer näher und Youjis Blick wurde immer gehetzter und verzweifelter. Es war nicht so, dass es ihn störte der Mittelpunkt des Interesses eines Haufens hübscher Mädchen zu sein. Im Gegenteil. Aber dass er dabei ein kleines Kind in einem Tragesack vor dem Bauch hatte, war für ihn mehr als nur ungewohnt.
Das erste Mädchen stand nun neben ihm und starrte Miriam ungläubig an. Die anderen Fangirls versammelten sich nach und nach auch dicht um den blonden Playboy, um einen Blick auf den kleinen Blondschopf zu werfen. Und dann durchbrach ein quietschendes "Wie süß!" die unheimliche Stille, die sich in dem Moment ausgebreitet hatte, als Youji den Laden betrat.
Damit war der Damm gebrochen und sämtliche Fangirls fingen gleichzeitig an zu reden und schienen sich mit Begeisterungsausrufen überbieten zu wollen. Ausdrücke wie "süß" und "niedlich" wechselten sich in so schneller Folge mit Fragen nach Alter, Namen und Herkunft ab, dass Youji keine Chance hatte sich auf die Beantwortung zu konzentrieren.
Der Geräuschpegel nahm sekündlich zu, nachdem nun auch die restlichen Mädchen ihre Scheu überwunden hatten und ihrer Neugier hemmungslos nachgaben. Jede wollte einen Blick auf das kleine Mädchen werfen, ihr einmal durch die feinen Haare streichen, nach den kleinen Finger greifen oder Miriam sonst wie einmal berühren.
Youji sah sich verzweifelt nach Hilfe um. Aya hatte sich inzwischen zu Ken und Omi gesellt und schien nicht bereit zu sein irgendetwas zu unternehmen, um die Schar der Fangirls zu dezimieren. Und dabei war es doch nun mehr als deutlich, dass keines der Mädchen noch da war um etwas zu kaufen.
Er versuchte sich langsam aus dem immer enger werdenden Kreis zurückzuziehen, aber die Fangirls folgten ihm, egal in welche Richtung er sich auch wendete.
Miriam wurde es langsam zu bunt. Nicht nur, dass diese anderen Menschen so laut waren und ihr ständig irgendetwas unverständliches in die Ohren brüllten, nein, ständig zupfte und tatschte sie jemand an. Sie versuchte sich tiefer in ihren Tragesack zu ducken um den lästigen Händen zu entkommen, aber ohne Erfolg. Im Gegenteil, ihre Aktion veranlasste diese hemmungslosen, kreischenden Ungeheuer noch dazu lauter zu werden und ihre Bemühungen sie anzufassen noch zu verstärkten. Und dieser große Mensch, der sie die ganze Zeit getragen hatte, tat nichts um die Ungeheuer daran zu hindern.
Schmollend schob sie ihre Unterlippe vor und blickte auf. Grüne Augen blickten verzweifelt und hilflos auf sie herab. Ihm ging es also auch nicht besser. Sie merkte zwar, dass er versuchte den Ungeheuern zu entkommen, aber diese ließen ihn nicht gehen. Schließlich ertrug sie es nicht mehr und machte ihrem Unmut auf dem einzigen Wege Luft, der ihr zur Verfügung stand.
"WWWWAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHH!!!!!!!!!"
Ein lauter, schriller und nicht enden wollender Protestschrei gellte durch den Blumenladen. Die Phalanx der Fangirls wich erschrocken zurück und endlich gelang es Youji sich aus ihrer Mitte zu befreien. Ohne weiter auf seine Teamgefährten oder seine Verehrerinnen zu achten verschwand er im hinteren Teil des Ladens.
Omi und Ken zuckten zusammen. Den gellenden Schrei noch in den Ohren sahen sie sich betreten an. Aber viel Zeit zum bereuen blieb ihnen nicht, denn schon machten sich einige der Fangirls auf den Weg, um Youji zu folgen. Doch diesmal stellte sich ihnen Aya in den Weg.
"Das reicht. Entweder ihr kauft etwas oder ihr geht."
Die Mädchen protestierten heftig, aber schließlich verließ ein Großteil von ihnen den Laden. Jedoch machte sich in Omi leichtes Unbehagen breit, als er hörte wie eines der Mädchen zu einer Freundin meinte, sie hoffe, dass das süße kleine Baby morgen auch wieder da sei. Youji habe einfach zu niedlich mit ihr ausgesehen und dieses müsse man doch unbedingt weitererzählen. Omi schüttelte sich und beinahe hätte er Mitleid mit dem blonden Playboy gehabt. Aber nur beinahe, denn dann fiel ihm sein schmerzender Rücken wieder ein und das hinterhältige Grinsen war wieder zurück.
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Youji versuchte indessen Miriam zu beruhigen. Sie hatte zum Glück aufgehört zu schreien, doch war sie immer noch am wimmern und sie schien sich nicht wohl zu fühlen. Youji sah sich um. Der Missionsraum, in den er sich geflüchtet hatte, war mit Päckchen und Paketen so vollgestellt, dass man sich kaum noch darin bewegen konnte. Er hatte den Sessel so weit freigeräumt, dass er sich hineinsetzten konnte, aber zu mehr fühlte er sich einfach nicht in der Lage.
Miriam zappelte unruhig in ihrem Tragesack herum und schien heraus zu wollen. Nach einigem Überlegen gab Youji schließlich nach, hob sie heraus und warf dann mit einem leicht angewiderten Gesichtsausdruck den Tragesack weit von sich. Dann hob er sie hoch, so dass er ihr direkt in die Augen sehen konnte. Erleichtert stellte er fest, dass seine kleine Tochter aufgehört hatte zu weinen und ihn nun mit großen Kinderaugen ansah.
"Was soll ich jetzt bloß machen? Ich habe keine Ahnung von Babys. Was hat sich deine Mama nur dabei gedacht, dich einfach hier bei mir zu lassen?"
Er schloss sie vorsichtig in die Arme und ein sanftes Lächeln schmuggelte sich in seine Mundwinkel, als sich eine kleine Hand in sein T-Shirt krallte.
"Aber wir schaffen das schon, was? Du musst nur ein bisschen Geduld mit deinem Daddy haben. Ich werde mich schon an den Gedanken gewöhnen. Aber eines will ich dir sagen, meine Kleine, wehe du fängst mit dem Rauchen an oder gehst mit irgendwelchen Jungs aus ohne mir bescheid zu sagen, dann bekommst du Hausarrest bis in alle Ewigkeit."
"Ich denke, dafür ist sie eh noch ein wenig zu jung."
Youji drehte den Kopf zur Seite und sah in Kens lachendes Gesicht.
"Man kann mit der Erziehung nicht früh genug anfangen, Ken-ken."
Youji zwinkerte dem brünetten Jungen zu und grinste breit. Dieser schüttelte nur den Kopf und schnupperte dann plötzlich auffällig in der Luft.
"Hier riecht es irgendwie nach..."
Ken machte eine kurze Pause, warf einen Blick auf Miriam und grinste Youji dann an.
"Windelwechseln."
Youji wurde blass.
"Meinst du wirklich? Ich rieche nichts. Das kann nicht sein. Ich meine, also, ......"
Youji sackte in sich zusammen und stöhnte leise auf. Er konnte hören, wie Ken hinter ihm irgendwas zur Seite räumte und dann wurden einige Pakete aufgerissen. Schließlich wagte er es sich umzudrehen und sah wie sein Teamkamerad mit einem Paket Fertigwindeln und einigen Dosen und Fläschchen an seine Seite trat.
"Ich wette, du hast keine Ahnung, wie man das macht."
Youji schüttelte den Kopf. Irgendwie schien jeder seiner Freunde zu wissen, was so ein Baby brauchte und wie man damit umging. Nur er, der Vater dieses kleinen Unruhestifters hatte keine Ahnung. Konnte es noch peinlicher werden?
Er beobachtete, wie Ken den flachen Tisch leer räumte und eine Decke darauf ausbreitete. Neben der Decke wurden die Windeln und die übrigen Utensilien deponiert. Dann blickte Ken feixend zu ihm hinüber.
"Okay, Daddy. Los geht's."
Youji fühlte sein Herz in die Hose rutschen.