Weiss Kreuz Fan Fiction ❯ Pferdeflüsterer und dunkle Geheimnisse ❯ Chapter 01 ( Chapter 1 )
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Date of begin: 05.03.03
Date of end: 18.04.03
Pferdeflüsterer und dunkle Geheimnisse
Autor: Cigamina
Fandom: Weiß Kreuz
Teil: 1/?
Pairing: Aya x Youji, Aya x Schuldig, Omi x Nagi
Rating: NC-17
Warnungen: angst, dark, lemon, romance, sap, OCC, AU
Disclaimer: Die Jungs von Weiß Kreuz gehören mir nicht, deshalb mache ich auch kein Geld mit meinen Fics. Auch die meisten Pferde, die hier vorkommen, gibt es in Wirklichkeit, die gehören mir auch nicht... leider... ich will Monét kaufen!! Ich liebe das Pferd!!
Widmungen: Für Charly, weil er das Pony ist, auf dem mir die ganze Sache eingefallen ist. Er ist ein Arabo-Haflinger und richtig goldig!! I love you!!
Anmerkungen: Das hier ist mal wieder eine AU. Es spielt keine Ahnung wo in Japan in einem ziemlich großen Reitstall und im Sommer, genauer gesagt in den Sommerferien, die irgendwie sehr lang sind, aber stört euch nicht daran. Der Reitstall nimmt in den Ferien Leute auf, die dann dort wohnen, genauer gesagt ist das ganze schon fast ein Hotel, nur ein bisschen weniger steif und etwas familiärer. Gibt keine Einzelzimmer, nur immer Zimmer für mehrere Personen, wobei Männer und Frauen allerdings getrennt sind. (Will hier ja kein hetero haben, das ist abartig! *hetero-phobsei*)
Ach ja, ich habe mir einen richtigen Namen für Manx ausgedacht! Also seid nicht erstaunt, wenn da plötzlich eine rothaarige Frau rumläuft, die nicht Manx heißt.
Lieder, die ich zu dieser Story gehört habe, als ich sie geschrieben habe:
Snap! - Rhythm is a dancer '92
Feedback an: Cigamina@aol.com
Homepage: www.a-yume.de
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"Hey, kuck mal! Da ist es!"
Youji bekam eine Faust gegen die Schulter gehauen, woraufhin er leicht zusammenzuckte und herumfuhr, wobei ihm die Stecker seines Discmans, mit dem er bis eben Musik gehört hatte, aus den Ohren fielen. Er starrte seinen Bruder Omi, der hinter ihm saß und nun mit riesengroßen, leuchtend blauen Augen aus dem Fenster sah, vernichtend an, bevor er sich seine Schulter rieb.
"Mann, Omittchi, musst du mich so schlagen? Das tut weh, wenn du es nicht bemerkt hast! Und außerdem hätte es gereicht, wenn du mich angetippt hättest, du Idiot!"
Sein Bruder jedoch ignorierte Youjis sauren Blick völlig und sah weiter aus dem Fenster, wobei seine Augen einen immer entzückteren und staunenderen Ausdruck annahmen.
"Mann, kuck dir das doch mal an! So groß hatte ich mir das nicht vorgestellt!"
Der Braunhaarige wandte sich grummelnd wieder um, sodass er durch die Frontscheibe des Wagens sehen konnte, in dem er auf dem Beifahrersitz saß. Er war so tief in seine Musik versunken gewesen, dass er von seiner Umgebung gar nichts mehr mitbekommen hatte. Zu stark konnten die ziemlich traurig Klänge des Liedes beeinflussen, sodass er auch heftiger reagiert hatte, als er es wahrscheinlich getan hätte, doch das Lied hatte seine sowieso schon nicht so wirklich tolle Stimmung noch weiter gesenkt, bis er sich ziemlich darin verloren hatte.
Wem machte es schon Spaß, mit seinem 14-jährigen Bruder seine Ferien zu verbringen? Schon gar nicht als 21-jähriger, der weiß Gott besseres zu tun hatte, als auf seinen kleinen Bruder aufzupassen... und dann auch noch auf einem Reiterhof...
Youji hatte nur den Kopf schütteln können, als ihre Eltern ihnen diese unerwartete Wendung in der Planung ihrer Ferien eröffnet hatten. Eigentlich hätten sie alle zusammen Urlaub machen sollen, irgendwo dort, wo es warm war, doch das war geplatzt, als etwas in der Firma ihres Vaters schief gelaufen war und dieser sich erst einmal eine Weile um diese Sache kümmern, bevor er wieder an seine Familie denken konnte.
Ihre Mutter hatte dann diese ‚reizende' Idee gehabt, ihn mit Omi auf diesen Reiterhof zu schicken, damit sie auch mal etwas anderes sahen als nur die Stadt.
Der Braunhaarige hatte versucht ihr zu erklären, dass sie nicht unbedingt Urlaub machen mussten, dass sie auch zu Hause bleiben konnten, doch die gute Frau war von der Idee nicht abzubringen gewesen. Also hatte sie gebucht und Omi und sein Bruder hatten gar nichts mehr zu sagen gehabt. Außerdem war der Jüngere auch voll dafür, mal wieder etwas Zeit mit seinem Bruder zu verbringen, wenn dieser schon die meiste Zeit nicht zu Hause war. Youji studierte und kam deshalb eher selten heim, daher machten sie, wenn der älteste Sohn schon mal zu Hause war, auch meistens etwas gemeinsam, um ihre Familienbande aufrecht zu erhalten.
Doch diesmal hatte es nicht so ganz geklappt, sodass Youji sich jetzt mit seinem Bruder alleine abfinden musste, was ihn zwar eigentlich nicht so sehr störte, denn er mochte Omi, doch für fast drei Monate ununterbrochen mit ihm zusammenzusein war doch irgendwie keine so tolle Aussicht...
Und dann auch noch auf einem Reiterhof! Hatte das denn sein müssen? Und dann auch noch auf einem, der mitten in der Wildnis lag, sodass Youji keine Gelegenheit haben würde, irgendwann mal in eine Stadt zu kommen und vielleicht ins Kino zu gehen. Er würde seine ganzen Ferien nichts anderes sehen als Pferde...
Das machte ihm eigentlich auch nicht so viel aus, denn immerhin besaß er selbst eines dieser Tiere und ritt es so oft es ihm möglich war, was er wirklich genoss, denn er liebte Pferde schon von klein auf und hatte früh reiten gelernt, bevor er seine Stute bekommen hatte, die jetzt hinten im Pferdetransporter darauf wartete, wieder ausgeladen zu werden.
Er hatte sie mitnehmen wollen, denn so würde er endlich mal wieder viel Zeit für das Tier haben, das er über das Jahr eher vernachlässigte. Er hatte es noch bei seinen Eltern stehen, denn diese hatten ein großes Anwesen und auch Ställe, wo sein Schimmel für gewöhnlich stand und versorgt wurde, doch er selbst konnte ja nicht allzu viel Zeit mit ihr verbringen. Und jetzt wollte er endlich mal wieder richtig mit ihr arbeiten und ausreiten, wozu er sonst so selten Zeit hatte.
Das war ein positiver Aspekt an dem ganzen, und ein weiter war, dass Omi seine Liebe zu Pferden bis vor ein paar Wochen nicht geteilt hatte, der Junge hatte es eher mit Computern gehabt. Deshalb hatte der Blondschopf auch nie Reitunterricht bekommen und war deshalb nicht in der Lage, mit Youji, der schon sein ganzes Leben lang ritt, mitzuhalten. Der Junge würde hier Reitunterricht bekommen, richtig intensiv, damit er in ein paar Wochen auch etwas vorweisen konnte. Und das hieß, dass Youji wenigstens seine ganzen Tage nicht mit seinem Bruder verbringen musste, denn er würde bestimmt an keinem Unterricht teilnehmen.
So schlimm war es alles eigentlich gar nicht, sodass Youji seine Depri-musik wieder ausmachte und den Discman in seinem Rucksack verstaute, den er zwischen den Füßen auf dem Boden des Wagens hatte, bevor er doch einmal einen Blick auf die Anlage warf, in der er die nächste Zeit seines Lebens verbringen würde.
Okay, eines musste er seiner Mutter lassen. Die Frau wusste, was gut war.
Youji konnte so weit er blicken konnte nur Wälder und Wiesen erkennen, einige umzäunt und so als Koppeln gekennzeichnet, andere einfach frei. Andere Flächen waren verschiedenen Sandplätze, welche zum Springen oder zum Dressurreiten, oder stellten Geländeplätze dar und weitere boten Vielseitigkeits-Parcours zum üben für Turniere an. Daneben standen mehrere Reithallen, damit man das ganze Programm auch machen konnte, wenn es regnete. Alles war in einem hervorragenden Zustand, soweit Youji das vom Auto aus beurteilen konnte, sauber und gepflegt.
Auf einigen Plätzen waren Reitgruppen oder auch mal einzelne Reiter, auf den Koppeln standen Pferde und grasten, alles getränkt vom Sonnenlicht der Nachmittagssonne.
Sie bogen nun in eine von Bäumen gesäumte Allee ein und dann konnte Youji den eigentlichen Ort sehen, an dem sie ihre Zeit hier verbringen würden.
Es war ein großes, weißes Haus, praktisch schon so etwas wie ein kleines Schloss, mit breiten Seitenflügeln, auf das die Allee, auf der sich ihr Auto befand, geradewegs zuhielt. Sie mussten hier langsam machen, weil hier jederzeit Kinder auf die Straße springen konnten und wegen der Pferde, die vielleicht scheuen würden, wenn ein Auto zu schnell an ihnen vorbeifuhr. Außerdem mussten sie auch auf Youjis Pferd aufpassen, deshalb waren sie schon den ganzen Weg über so langsam gewesen.
Sie fuhren an einem großem Parkplatz vorbei, der sich zu beiden Seiten der Straße befand, nachdem sie an einer Mauer entlanggefahren waren, wohinter Youji Pferdeställe hatte erkennen können.
Als sie schließlich in den großen Hof vor dem Haus anhielten, sprang Omi sofort mit einem begeisterten Quietschen aus dem Wagen, während Youji sich erst noch abschnallte und dann ebenfalls ausstieg. Der Fahrer des Wagens, ein Chauffeur seines Vaters, stieg ebenfalls aus, doch nur, um sicherzugehen, dass das Gepäck seiner Schützlinge unversehrt zu deren Zimmern hochgetragen wurde.
In diesem Moment öffnete sich das Eingangsportal und eine Frau trat aus dem Schloss, freundlich lächelnd und einen Mann im Schlepptau, der eine Uniform trug. Die Frau hatte rote Haare, trug eine weiße, kurzärmlige Bluse und eine dunkle Reithose und hatte strahlend grüne Augen, fast so wie Youjis eigene, nur ein wenig heller. Die Frau blieb vor ihnen stehen, bevor sie die Neuankömmlinge anlächelte und Youji dann ihre Hand hinstreckte.
"Hallo, willkommen im Reithotel Maxima. Mein Name ist Hikaru Fujimiya und ich bin die Geschäftsführein hier."
Der Braunhaarige setzte eines seiner Playboy-mäßigsten Lächeln auf, bevor er die ihm entgegengestreckte Hand der Frau nahm und schüttelte.
"Hi, ich bin Youji Kudou und sehr erfreut sie kennen zu lernen, Hikaru. Was hat so eine schöne Frau wie sie denn hier aufs Land verschlagen? In einer Großstadt könnten sie glänzen, dort würde bestimmt jemand ihre Schönheit bemerken und sie zu schätzen wissen."
Youji grinste die Frau an, die allerdings nicht auf seine Flirterei einging, sondern nur etwas überheblich zurückgrinste, wobei sie Youji in die Augen sah. Sie wich seinem Blick nicht aus, sondern erwiderte ihn ohne mit der Wimper zu zucken.
"Danke für das Kompliment, aber ich bin sehr glücklich hier. Also, der Name war Kudou..."
Sie zog aus einer ihrer Taschen einen Zettel hervor und ließ ihren Blick darüber schweifen, bevor sie nickte und sich zu dem älteren Mann hinter ihr umdrehte.
"Zimmer 302, Chris. Bringst du ihr Gepäck bitte hoch?"
Der Mann nickte und ließ sich dann von Youjis Chauffeur das Gepäck zeigen, welches die beiden dann zusammen hoch auf das Zimmer trugen.
Hikaru sah noch einmal auf ihren Zettel und blickte dann suchend um sich, bevor sie einen Schlüssel aus ihrer Tasche zog, sich wieder Youji zuwandte und ihm diesen in die Hand drückte.
"Hier steht noch etwas von ‚Omi Kudou'. Wo ist er?"
Der Braunhaarige war ein wenig belustigt gewesen, als die Frau sein offensichtliches Interesse einfach ignoriert hatte, und er war nicht bereit einfach aufzugeben. Bis jetzt hatte er alle bekommen, die er haben wollte, und diese Frau würde wohl kaum eine Ausnahme sein. Zu dem machte eine kleine Herausforderung Spaß, wozu Youji nie Nein sagen konnte.
Youji nahem ihr den Schlüssel ab und steckte ihn in seine eigenen Tasche, bevor er wieder ein Playboy-Lächeln auf setzte und noch einen Schritt auf die Frau zutrat, die um nicht viel kleiner war als er selbst.
"Das ist mein Bruder und er ist wohl irgendwohin, Pferde ankucken oder sowas. Ist ja auch besser so, dann sind wir ungestört... obwohl ich nicht verstehen kann, wie er bei so etwas hübschen einfach abgehauen sein kann..."
Wieder grinste die Frau nur, bevor sie die Augen schloss und sich dann geschickt an Youji vorbeischlängelte.
"Wie schon gesagt, danke für das Kompliment. Das ehrt mich natürlich, aber es sollte bei den Komplimenten bleiben, Youji."
Der Braunhaarige drehte sich wieder zu ihr um, wieder dieses Lächeln auf seinem Gesicht.
"Aber warum denn? Schüchternheit scheint es ja nicht zu sein..."
Diesmal lachte Hikaru, ein leises und angenehmes Lachen.
"Nein, das sicher nicht. Aber es gibt bereits jemandem, von dem ich meine Komplimente am liebsten beziehe."
Damit wandte sie sich abermals um, um zu dem Pferdetransporter zu gehen, in dem immernoch Youjis Stute stand, die in diesem Moment begann mit den Hufen über den Boden des Transporters zu scharren.
Der Braunhaarige fand es zwar schade, dass die Frau offensichtlich vergeben war, doch was hatte er anderes erwartet? Sie war wirklich schön und er hätte es sicherlich genossen, sie zu verführen, (0) doch wenn es schon jemanden gab, der das tat, würde Youji bestimmt nicht dazwischenfunken, das war nicht sein Stiel. Es stimmte zwar, dass er sich recht schamlos an alles heranmachte, was zwei Beine hatte und nicht bei drei auf den Bäumen war, doch in eine intakte Beziehung würde er nie hineinfunken. Er wollte seinen Aufenthalt hier nämlich so gut es ging genießen und ihn nicht durch so etwas gefährden. Er würde Hikaru ab jetzt mit allem in Ruhe lassen, was über harmloses Flirten hinausging.
"Vielleicht solltest du dein Pferd ausladen, sonst kriegt es noch einen Koller da drin."
Youji wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er plötzlich die Stimme seines Bruders wieder neben sich hörte. Er wandte sich dem Jüngeren zu und sah dann zu der rothaarigen Frau auf, die neben dem Pferdetransporter stand und nun auf den Blondschopf hinabsah.
"Aha, das ist dann wohl Omi Kudou, richtig?"
Der Junge nickte und ging dann zu Hikaru hinüber, um ihr ebenfalls die Hand zu schütteln.
"Freut mich, ich heiße Hikaru Fujimiya. Du warst der Junge, der noch keinen Reitunterricht hatte, nicht?"
"Ja, richtig. Aber das will ich ja jetzt nachholen und freue mich schon darauf."
Hikaru nickte und wandte sich dann wieder Youji zu, der jetzt auf sie zukam, die Plane und die darunter liegende Klappe des Transporters öffnete, bevor er um den Anhänger herumging und durch eine seitliche Tür den Raum darin betrat.
Seine Stute wandte ihm den Kopf zu und sah ich aus tiefschwarzen Augen an, während Youji an sie herantrat. Sie hatte blütenweißes Fell, eine weiche, seidige Mähne, einen langen Schopf und einen Schweif, der fast bis zum Boden reichte, alles ebenfalls weiß. Insgesamt war sie eher zierlich, hatte feine Glieder und Knochen, war jedoch stabiler als man glauben könnte.
"Na, Fahrt überstanden? Es wird dir hier gefallen, da bin ich mir sicher, Kleine."
Na ja, Kleine war zwar das falsche Wort, den der Schimmel hatte ein Stockmaß von gut 1.70 und war somit nicht wirklich klein, doch Youji nannte sein Pferd immer so.
Der Braunhaarige lächelte, als die Stute wie zu seiner Bestätigung schnaubte und ihren Kopf an Youjis Schulter rieb, woraufhin dieser ihren Hals klopfte. Dann löste er den Knoten des Strickes, der an dem Halfter befestigt war, von der Stange, an die der Schimmel angebunden gewesen war, und begann dann sein Pferd rückwärts aus dem Transporter zu führen. Er ließ sein Pferd das Tempo ihrer Schritte selbst wählen, so würden sie am sichersten die Rampe hinunterkommen. Bevor er das Pferd bekommen hatte, hatte die Stute einen Unfall beim Verladen gehabt und hatte Youji deshalb am Anfang Probleme bereitet, sich in einen Hänger führen zu lassen, doch mittlerweile ging das wieder ohne Probleme. Der Braunhaarige hatte viel mit dem Schimmel gearbeitet, bis dieser nicht mehr vor dem Hänger gescheut hatte, doch immernoch ließ er das Pferd entscheiden, wie es die Füße aufsetzte, denn so war die Stute am sichersten und würde nicht in Panik geraten.
Nach einigen Minuten war das Pferd rückwärts die Rampe runtergegangen und stand jetzt immernoch in ihrer Transportdecke und den Gamaschen in der warmen Sommersonne, wo sie neugierig den Kopf wandte um ihre Umgebung in Augenschein zu nehmen.
Youji klopfte den Hals seines Pferdes erneut, bevor er seinen Blick wieder zu Hikaru schweifen ließ, die sich sein Pferd gerade ansah, bevor sie ebenfalls zu Youji aufblickte.
"Das ist ein wunderschönes Tier. Andalusier, oder?"
"Ja, korrekt. Sie heißt Silver Moondance und ist jetzt zwölf Jahre alt."
Hikaru nickte anerkennend, bevor sie Youji bedeutete ihr zu folgen.
"Komm mit, ich zeige dir, wo du sie hinstellen kannst. Und du komm auch mit, Omi, dann können wir gleich danach einen Rundgang über das Gelände machen. Ich zeige euch ein paar Sachen, damit ihr euch besser zurecht findet, und kann euch mit ein bisschen Glück auch direkt einen der Reitlehrer vorstellen, falls wir ihn treffen.
Auf Youjis Gesicht breitete sich ein Grinsen während er Hikaru mit seiner Stute am Strick folgte und dann zu ihr aufschloss.
"Sind hier alle Angestellten so schön wie du, oder bist du eine Ausnahme? Wenn nicht würde ich diesen Reitlehrer gerne mal kennen lernen..."
Zu seiner großen Überraschung konnte er sehen, wie sich die Schultern der Frau versteiften und sie mit einem abweisenden Ausdruck auf dem Gesicht den Kopf über ihre Schulter Youji zuwandte. Ihre grünen Augen waren ziemlich kühl, doch in ihnen loderte noch etwas, von dem Youji nicht genau sagen konnte, was es war. Hatte er etwas falsches gesagt?
"Die Angestellten haben keine Zeit für so etwas. Es wird hier nicht gerne gesehen, wenn man die Leute von ihrer Arbeit abhält. Und das gilt vor allem für die Reitlehrer."
Damit drehte Hikaru sich um und beschleunigte ihre Schritte, sodass Youji ebenfalls einen Zahn zulegen musste, damit er mit ihr mithalten konnte.
Der Braunhaarige sah der rothaarigen Frau verwirrt nach, während er am Strick seines Pferdes zog, damit dieses ebenfalls ein wenig schneller lief.
Okay, das war eben ein eindeutiges Verbot gewesen die Angestellten anzubaggern. Aber warum reagierte die Frau gerade bei dem Reitlehrer, den sie vorhin erwähnt hatte, so abweisend? Für Youji war klar, dass sein Vorhaben, genau diesen mal näher kennen zu lernen die steife Reaktion zur Folge gehabt hatte.
Er dachte nur kurz darüber nach, bevor er auch schon eine Idee hatte. Vielleicht war Hikaru ja mit diesem Reitlehrer zusammen und wollte deshalb nicht, dass Youji ihr dazwischenfunkte? Ob das derjenige war, von dem die Frau ihre Komplimente am liebsten bezog?
In diesem Moment blieb die rothaarige Frau stehen und drehte sich um, auf ihrem Gesicht war der kühle Ausdruck nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich dachte sie, dass ihre Warnung Grund genug für Youji gewesen war, dass er den Mann in Ruhe ließ.
Trotzdem war der Braunhaarige neugierig auf den Mann, der mit Hikaru zusammen war.
"So, hier kannst du sie reinstellen. Kriegt sie ihr Heu nass oder trocken? (1) Und bekommt sie Kraftfutter zugefüttert?"
"Ihr Heu frisst sie nur trocken, es sollte immer genug Stroh in der Box sein (2), und Kraftfutter würde ich am liebsten selbst füttern, wenn das in Ordnung geht."
"Natürlich. Bei unserem Rundgang zeige ich dir die Futterkammer, dann kannst du das selbst übernehmen."
Youji nickte und öffnete dann die ihm gezeigte Boxentür, um seine Stute in den Statt zu führen.
Die Boxen waren geräumig, sauber und vor allem hell. Große Öffnungen waren in die Wände eingelassen, sodass genügend Licht, Wärme und Luft von außen hereinkam. Außerdem konnten sich die Pferde über die Boxenwände sehen, konnten sich berühren, da sie keine Gitterstäbe trennten.
Auf der rechten Seite von Silver Moondance' Stall konnte Youji einen Rotschimmel erkennen, während auf der anderen Seite ein Fuchs (3) stand. Der neugierig zu dem Braunhaarigen und seinem Pferd hinübersah.
In der Rückwand der Box war wieder eine Öffnung eingelassen, wodurch Youji sehen konnte, dass das Gebäude hinter der erster Reihe Boxen noch weiter ging. Dort war wieder eine Stallgasse, und dahinter wieder eine Reihe von Boxen, die genauso angelegt und aufgebaut waren wie die, in der sein Pferd jetzt stand.
Der Braunhaarige sah einmal die Stallgasse hinunter und sah einige Boxen weiter eine Zugangstür, mit der man das Gebäude betreten konnte.
Youji wandte sich wieder zu seinem Pferd, legte ihr den Führstrick über den Hals und nahm ihr dann die Decke, Gamaschen und Schweifschoner (4) ab, die sie für den Transport getragen hatte. Er klopfte den weißen Hals der Stute noch einmal, bevor er die Box verließ, wo Hikaru und Omi warteten. Seinen Bruder hatte Youji fast völlig vergessen, auch wenn der Blondschopf die ganze Zeit über neben ihm hergelaufen war.
Der Braunhaarige schloss die Boxentür hinter sich und sah noch einen Augenblick hinein, um sich zu vergewissern dass seine Stute sich auch mit ihren Nachbarn verstehen würde. Doch das schien keine Probleme zu bereiten, denn die Pferde beschnupperten sich nur kurz und wandten sich dann wieder ab, um an ihrem Stroh herumzuknabbern.
Youji lächelte leicht, und drehte sich dann um, wo er Hikaru fragend ansah.
"Wo kann ich den Kram hier hintun?"
"In die Sattelkammer. Wie haben extra eine für die privaten Reiter, da kannst du das und deine restlichen Sachen reintun, die du noch mitgebracht hast. Ich bringe dich hin."
Der Braunhaarige nickte und folgte dann der rothaarigen Frau zurück auf den Haupthof, während Omi wieder neben ihm hertrottete. Youji blickte sich um, sah viele Pferde neugierig die Kopf aus den Boxen stecken, bei denen allen die obere Klappe geöffnet war, sodass die Pferde ihre Hälse hinausstrecken konnten.
Der Stall schien riesengroß zu sein, denn das hier war sicher nur ein Bruchteil des Pferdebestandes. Angesichts der Ländereien, die hier noch dazu zu gehören schienen konnte man darauf schließen, dass sie hier weit mehr als 50 Pferde hatten.
Youji schloss zu Hikaru auf, um neben der Frau herzulaufen.
"Wie viele Pferde habt ihr hier?"
Die Rothaarige schien nur kurz überlegen zu müssen, bevor sie mit sicherer und neutraler Stimme antwortete.
"Wir haben im Moment 97 Pferde und noch mal 34 Ponys. Dazu noch die privaten Gastpferde und -ponys, dann sind es insgesamt 160."
Youji sah ein bisschen fassungslos zu der Frau hinüber. Er hatte zwar schon mit vielen gerechnet, aber mit so vielen...
"Wahnsinn... da brauchte ihr doch bestimmt jede Menge Leute, oder?"
Hikaru sah weiterhin geradeaus, sie machte nicht den Eindruck, als würde sie das ganze hier besonders beeindrucken. Aber sie lebte ja auch hier, sodass das wahrscheinlich Gewohnheit war.
"Wie haben 32 Pferdepfleger, also pro fünf Pferde einen, dazu neun Reitlehrer, eigene Tierärzte und Hufschmiede. Das Personal hat einen eigenen Sektor im Haupthaus, wozu auch nur diese Leute Zutritt haben."
Das schaffte es gleich noch mal, Youji zu verblüffen. Das war schon ein Riesenbetrieb.
"Das ist heftig... und wie viele Reitplätze habt ihr genau? Wir haben vorhin vom Auto aus einige gesehen."
"5 für Dressur, 6 zum Springen, 3 für Vielseitigkeit, 2 Geländeplätze, 6 Reithallen und jede Menge Wald und Wiesen zum ausreiten. Rennbahnen für Trab- oder Galopprennen haben wir keine, weil das hier nicht unterrichtet wird."
Einfach nur der helle Wahnsinn! Wahrscheinlich würde Youji nicht mal die Hälfte der ihm hier gebotenen Möglichkeiten nutzen können in den drei Monaten, in denen er hier war.
"Wow... es muss eine Heidenarbeit sein, das Ding zu leiten..."
Hikaru lachte, als sie das hörte.
"Schon, aber es macht auch unheimlich Spaß."
Sie waren mittlerweile wieder auf dem Hof, auf dem noch der Pferdetransporter stand, in dem Youji seine Stute hergebracht hatte. Er ging darauf zu und öffnete dann die zweite Seitentür in dem Hänger, um eine kleine Kammer zu öffnen, in der er die Sachen transportiert hatte, die er noch für Silver brauchte. Sättel und Tresen, deren jeweils drei, Putzkasten, Leckerli, Huffett, Springgamaschen und was noch alles dazugehörte.
"Dein Pferd ist in allem ausgebildet?"
Youji drehte sich grinsend zu Hikaru um, bevor er blind nach einem der drei Sättel griff und sich auch die entsprechende Trense schnappte.
"Jap. Sie ist in Dressur, Springen und Vielseitigkeit ausgebildet, aber mit Dressur habe ich vor kurzem erst angefangen. Wir sind vorher fast nur gesprungen und waren viel im Gelände, deshalb bin ich bei Dressur noch nicht sehr weit."
Hikaru schien einen Moment zu zögern, bevor sie nach dem zweiten Paar Sattel und Trense griff.
"Heißt das, das du dir das alleine beibringst? Ganz ohne Lehrer?"
"Ja. Ich habe keine Lust mehr auf Unterricht, deshalb mache ich es wann ich will und solange ich will, dabei möchte ich keine Vorgaben haben."
"Aha..."
Hikaru schien nicht besonders angetan zu sein davon, doch Youji war es egal. Er machte nur, was ihm Spaß machte, und wenn es ihr nicht passte konnte er ihr auch nicht helfen.
In diesem Moment kam der Chauffeur von Youjis Vater mit dem älteren Mann zurück, die Omis und Youjis Gepäck auf deren Zimmer gebracht hatten. Beide kamen zu ihnen hinüber und wurden dann von der Rothaarigen und Youji angewiesen den Rest zu tragen und Hikaru zu folgen, was dann auch alle taten. Sogar Omi halb dabei, obwohl der Kleine sonst immer recht faul war, doch Hikaru hatte ihn gebeten, also tat er, was die Frau sagte. Er wollte ja nicht sofort ein schlechtes Bild abgeben.
Sie kamen schließlich an einem einzelnen, flachen Gebäude an, dessen Tür die Rothaarige öffnete und dann einen Flur entlangging, in dem eine große Pinnwand mehrere Waschbecken (5) an den Wänden hingen. Eine Tür führte ab zu einem WC, während der Gang sich bald zu einem Raum verbreitete, in dem rund 50 Sättel und Trensen hingen.
Das war wohl nur die Sattelkammer der privaten Reiter, denn über den Sättel hingen keine Namensschilder, diese waren hinten an den Sättel befestigt, kleine, metallene Plättchen mit den Namen der Besitzer drauf.
Hikaru weiß ihm drei der Gestelle zu, die an der Wand hingen, auf denen er seine Sättel ablegen konnte. Direkt darunter waren kleine Haken befestigt, wo man die Trensen dranhängen konnte. Die drei Gestelle waren übereinander und unter ihnen war ein kleiner Metallschrank, indem Youji noch alle übrig gebliebenen Sachen verstauen konnte.
Als er damit fertig war, verließen sie alle die Sattelkammer wieder, wo sich der ältere Mann kurz verbeugte und dann wieder im Haus verschwand. Der Chauffeur von Youjis Vater, der übrigens Hijiri Sadamoto hieß, verabschiedete sich ebenfalls und fuhr dann mit dem Pferdehänger weg. Youji hatte zwar einen Führerschein, aber mit diesem war es ihm nicht erlaubt ein Auto mit Dopplerpferdetransporter zu fahren, deshalb hatte der Chauffeur sie fahren müssen.
Als auch dieser weg war, drehte sich Hikaru zu Youji und Omi um, wobei sie lächelte.
"Okay. Wollt ihr euer Gepäck jetzt auspacken, oder sollen wir zuerst den Rundgang machen?"
"Erst den Rundgang!"
Omi sah die Frau mit leuchtenden Augen an, ihm schien es hier jetzt schon zu gefallen.
Die Rothaarige schenkte Omi ein strahlendes Lächeln, bevor sie sich umdrehte.
"Gut, dann erst der Rundgang. Hier auf dem Hof gehen wir zu Fuß, aber die Ländereien kucken wir und vom Pferd aus an. Omi führe ich an der Hand von meinem Pferd aus mit und für Youji suche ich ein Pferd aus, damit Silver sich noch ein wenig ausruhen kann."
Omi gab ein quietschendes Geräusch von sich und strahlte wie ein Honigkuchenpferdchen, als er das hörte. Jetzt würde er endlich auch mal reiten können, so wie Youji es immer tat, wenn er zu Hause war.
Der Braunhaarige rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf, als er das hörte. Sein Bruder war zwar schon 14, und doch verhielt er sich so kindisch wie ein zehnjähriger...
Sie begannen mit dem Rundgang durch verschiedene Scheunen, Futterkammern und durch die Stallungen, was für Omi mit Sicherheit das interessanteste war, doch Youji wollte auch alles andere sehen, Futter und solche Dinge. Er wollte nicht riskieren, dass Silver hier etwas zu fressen bekam, was sie nicht vertrug und dann vielleicht Kolik (6) bekam. Aber nach dem Rundgang war er sich sicher, dass seinem Pferd keine Gefahr drohte. Hier war einfach alles von erstklassiger Qualität, sodass er keine Angst um sein Pferd haben musste.
Als letztes sahen sie sich die Stallungen an und Hikaru zeigte ihren neuen Gästen alle Pferde. Die Boxen waren in einem großen, doppelten Hufeisen um das Hotel angeordnet, sodass die Stallungen den Hof vor dem Haus eingrenzten. An jeder Seite der beiden Seitenflügel war ein Durchgang vom Hof weg zu den Reitplätzen, mit der Allee, auf der man mit dem Auto fuhr, waren es insgesamt drei.
Youji staunte nicht schlecht, nachdem er alle Pferde gesehen hatte. Hier gab es wirklich sehr viele, verschiedene Pferderassen, in vielen unterschiedlichen Farben, alles war irgendwo vertreten. Und noch dazu schienen alle gesund zu sein, der Stall, der Hof und auch alles andere hier war sauber und ordentlich, sodass Youji es hie immer besser gefiel.
Als sie schließlich alle Pferde gesehen hatten, waren sie wieder im inneren Hufeisen der rechten Seite angekommen, in denen die Ponys untergebracht waren. Auf der anderen Seite innen standen die Gastpferde und in den beiden äußeren Stallkomplexen standen die Pferde, die fest zum Hof gehörten, das hatte Youji sich von Hikaru gerade erklären lassen.
Die rothaarige Frau öffnete die Tür zum Stallgebäude der Ponys, durch die sie genau dort den Stall betraten, wo dieser den Knick der Hufeisenform machte, und blieb dort stehen, bevor sie sich zu Omi umwandte.
"Okay, jetzt könnt ihr euch die Ponys ansehen. Omi, du darfst dir eines aussuchen, auf dem du gleich reiten wirst. Ich sage dir dann, ob das in Ordnung geht, denn einige der kleinen hier sind nichts für Anfänger. Unsere Pferde haben alle ein hölzernes Namensschild, auf dem auch nichts weiter draufsteht. Die privaten Tiere, die immer hier stehen, haben Namensschilder aus Metall, mit Angaben zum Pferd selbst oder zum Besitzer, während die Gastpferde gar nicht gekennzeichnet sind. Du kannst natürlich nur die reiten, die uns gehören. So, und jetzt sieh dich um."
Der Blondschopf bekam wieder leuchtende Augen und lief dann die Stallgasse entlang, wo er in jede einzelne Box blickte.
Youji ging ihm nach, jedoch betrachtete er die Ponys mit etwas geübterem Blick. Die Ställe der Tiere hier waren genauso aufgebaut wie die der großen Pferde, die Türen zeigten alle Richtung hoch und überall waren Öffnungen in die Wände eingelassen, sodass die Ställe sehr hell und luftig waren. Weil sie sich hier in einem Gebiet befanden, wo es eigentlich immer warm war, war dies auch kein Problem.
Er lief ganz bis and Ende des Stalles, wo er eigentlich wieder umdrehen wollte, doch dann weckte etwas seine Aufmerksamkeit.
In der letzten Box stand ein karamellfarbenes Pony, das mit dunkeln Augen auf die Stallgasse sah. Es starrte Youji interessiert an, bevor es einen Schritt näher an die Boxentür heranging und den Hals neugierig in Richtung des Braunhaarigen ausstreckte.
Youji lächelte, bevor er auf das Pony zuging und es an seiner Hand schnuppern ließ, bevor er ihm sanft über den Kopf streichelte.
Er warf einen Blick auf das Namensschild des Ponys und stellte fest, dass es eines aus Metall war, also war die kleine Stute privat. Sie trug den passenden Namen Caramel und war ein Welsh Pony, reinrassig. Sie war richtig niedlich und schien auch ein sehr nettes Pony zu sein, denn sie ließ sich willig von Youji streicheln, ohne zu beißen oder den Kopf wegzuziehen.
Sie gehörte einem Jungen namens Nagi Naoe und war noch gar nicht so alt, erst knapp acht. Das Pony erinnerte Youji stark an sein erstes Pferd, das er gehabt hatte. Es war auch ein karamellfarbenes Pony gewesen, aber seines war ein Isländer gewesen, auf dem er reiten gelernt hatte. Er hatte sie sehr gemocht und war traurig gewesen, als er sie hatte verkaufen müssen, doch er war zu groß für die Kleine geworden und hatte sie deshalb weggeben müssen, wofür er dann Silver bekommen hatte. Doch jetzt war er genauso glücklich mit dem Schimmel, wie er es früher gewesen war, denn Silver konnte er noch für lange Zeit behalten. Er hatte nicht vor, sie wieder herzugeben bevor sie starb, und das würde in nächster Zeit sicher nicht geschehen.
Youji wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er Omis Stimme durch den Stall hallen hörte.
"Wie süüüüüß! Das ist ja niedlich!"
Der Braunhaarige seufzte auf und streichelte das Welsh Pony noch einmal bevor er es anlächelte und sich dann davon abwandte, um in die Richtung zu gehen, aus der die Stimme gekommen war.
Sein Bruder stand vor einer Box und sah über die Tür hinein, in seinen Augen wieder ein Leichten.
"Das ist süß! Das will ich reiten!"
Youji stellte sich hinter Omi und sah in die Box, an deren Tür ein hölzernes Schild mit dem Namen ‚Charly' stand.
Charly schien ein Haflinger zu sein, allerdings war er ein bisschen leichter und geschmeidiger gebaut als die normalen Tiere dieser Rasse, deshalb ging Youji davon aus, dass Charly noch das Blut einer anderen Rasse in seinen Adern haben musste. Er hatte hellbraunes Fell und weiße Mähne und Schweif, die typischen Farben eines Haflingers. Seine Mähne war dick und lang, ebenso sein Schweif, allerdings sah er nicht struppig aus, sondern irgendwie ein bisschen edel. Sein Schopf fiel ihm bis fast auf die Nase, so lang war er. Seine Augen waren braun, das konnte Youji sehen, als der Wallach den Kopf hob und seine beiden Besucher ansah, bevor er ein wenig desinteressiert den Kopf wieder in seinem Heu vergrub.
Omi drehte sich zu seinem Bruder um und sah ihn mit leuchtenden Augen an.
"Der ist doch niedlich, oder?"
Das stimmte, der Kleine hatte Recht. Charly war ein richtig süßes Pony, auch wenn ein bisschen mehr Interesse an seiner Umgebung nicht geschadet hätte. Aber es stellte sich wohl bei allen Reitschulpferden ein, dass ihnen ihre Umgebung mehr oder weniger gleichgültig wurde, was durch die ständig wechselnden Reiter und die Routine in den Reitstunden hervorgerufen wurde.
"Da hast du Recht, Omi. Und den kannst du sogar reiten, er ist brav solange ich ihn führe. Aber wenn man einen Anfänger einfach so draufsetzt dann merkt er schnell, wie wenig Kontrolle der Reiter über ihn hat und wird aufsässig. Aber solange ich dabei bin, geht das in Ordnung."
Hikaru war hinter den beiden Brüdern aufgetaucht und sah jetzt Omi an, der die Frau glücklich anstrahlte.
"Danke!"
Hikaru lächelte, als sie den Jungen so vor Glück sprudeln sah. Neben ihr stand ein Mann, ebenfalls älteren Alters wie es schien.
"Keine Ursache, Omi. Das hier ist einer der Pferdepfleger, Akito, er wird dir beim Putzen und Satteln zu helfen und dir alles zu erklären, während Youji und ich für ihn ein Pferd suchen. Du kannst schon mal zu Charly in die Box gehen und dich mit ihm anfreunden."
"Okay!"
Mit diesem Wort verschwand der Blondschopf in der Box und näherte sich dem Pferd von vorne, wie Youji es ihm gepredigt hatte, während Omi ihn im Auto genervt hatte, bevor der Ältere Discman gehört hatte.
Youji wandte sich von der Box ab und verließ dann zusammen mit Hikaru den Ponystall, um wieder zu den Ställen der Schulpferde zu gehen. Der Braunhaarige wollte Silver jetzt noch nicht reiten, seine Stute sollte ein wenig Zeit haben um sich auszuruhen und sich ein wenig besser einzugewöhnen.
Hikaru führte ihn um den Ponystall herum und dann ganz ans Ende des linken, äußeren Bogens der Hufeisenform, wo sie vor einer Box stehen blieb. Es war die siebt letzte in der Reihe.
Youji warf einen Blick in die Box und sah dort eine zierliche, braune Stute (7) stehen. Sie blickte auf und Youji fand sie gleich noch mal niedlicher, da sie ein richtig kleines, hübsches Kindergesicht (8) hatte. Sie hatte dunkle Augen, eine Schnauze, die etwas heller war als der Rest ihres Felles und auf der Stirn hatte sie ein großes, weißes Abzeichen. So richtig zum knuddeln. Die hätte Omi bestimmt auch gefallen.
"Das ist Dakota. Sie ist noch nicht lange bei uns, aber in der letzten Zeit wurde sie intensiv geritten und hat schon einiges gelernt. Vorher ist sie nur bei Fuchsjagden mitgegangen und wurde dann dort ausgemustert, weil sie angeblich ‚nicht mehr gut genug für den großen Sport' war."
Der Braunhaarige konnte die Bitterkeit aus der Stimme der Frau heraushören, als sie dies sagte. Er selbst hasste es auch, wenn man Pferde, nur weil sie nicht mehr die gewohnten Leistungen bringen konnten, einfach verkaufte oder sogar zum Schlachter gab, obwohl die Tiere noch völlig gesund waren.
"Na ja, jedenfalls haben wir jetzt angefangen sie bei der leichten Dressur mitgehen zu lassen und sie lernt leicht. Sie wird bald schon ziemlich gut werden, sie hat weiche Gänge und kapiert sehr schnell. Und beim Reiten im Gelände ist sie ganz brav, solange du nicht grob mit den Zügeln bist. Das mag sie nicht, dann fängt sie an mit dem Kopf zu schnicken."
Youji nickte und wandte sich dann wieder der Rothaarigen zu, die schon einige Schritte weitergegangen war, und folgte ihr dann.
Die Frau blieb vor der Box zwei Türen weiter stehen und öffnete diese Tür, nachdem sie sich das Halfter geschnappt hatte, das an der oberen Klappe der Box gehangen hatte.
Der Braunhaarige warf auch in diese Box einen Blick und staunte nicht schlecht, als er dort eine edle, graue Araberstute erkannte. Sie hatte den typischen Hechtkopf (9), woran man den Araber leicht ausmachen konnte. Das Pferd war ungefähr so groß wie seine Silver, aber eher ein wenig kleiner.
Hikaru zog der Stute das Halfter an und führte sie dann nach draußen in die Sonne, wo sie das Pferd vor der Box an einem Ring, der in die Wand, wie übrigens vor jeder einzelnen Box zwei Stück, einer auf jeder Seite, eingelassen war, anband. Dann wandte sie sich um und warf Youji einen Blick zu, bevor sie auf eine Tür zuging, die nicht wie Youji erwartet hatte in den inneren Privatstall führte, sondern in eine Sattelkammer.
Er folgte Hikaru, die ihm zeigte, wo er Putzkasten von Dakota stand, bevor sie den Kasten des Pferdes holte, das sie aus dem Box geholt hatte.
Sie verließen die Sattelkammer wieder und Hikaru begann die Araberstute zu putzen, während Youji zurück zu Dakota ging, um sie ebenfalls aus der Box zu führen und draußen anzubinden. Da die Stute nicht besonders groß war, konnte Youji über ihren Rücken zu der rothaarigen Frau hinübersehen, die mit präzisen Bürstenstrichen ihr Pferd putzte.
"Hikaru? Wie heißt das Pferd?"
Die Frau unterbrach ihre Arbeit nicht, antwortete ihm aber trotzdem.
"Sie heißt Amaryllis und ich reite sie eigentlich immer, aber sie gehört nicht mir. Ich bin nur für sie zuständig. Wie du bestimmt gesehen hast, ist sie eine Araberstute und jetzt zehn Jahre alt. Ausgebildet ist sie in Dressur, aber ich habe sie auch ans Ausreiten gewöhnt, sodass sie mittlerweile recht vielseitig ist."
"Amaryllis... schöner Name, passt zu dir."
Hikaru reagierte gar nicht erst auf die Bemerkung, doch Youji grinste nur und begann dann Dakota zu putzen, die die Prozedur mit entspannt halbgeschlossenen Augen und entlastetem linken Hinterhuf über sich ergehen ließ.
Da die Stute nicht schmutzig war brauchte Youji nicht sehr lange, bis er fertig war und das braune Fell des Pferdes in der Nachmittagssonne glänzte. Er sah zu Hikaru hinüber, die gerade noch einige letzte Striche mit der weichen Bürste machte, bevor sie das Utensil in dem Putzkasten verstaute und dann zum Hufkratzer griff, um Amaryllis möglichen Dreck aus den Hufen zu entfernen.
Youji hatte das bei Dakota bereits kontrolliert, doch die Hufe waren sauber gewesen, sodass er wieder alle Bürsten in den Putzkasten einräumte und diesen dann zurück in die Sattelkammer trug, wo er ihn unter dem Sattel abstellte und diesen dann vom Bock nahm, bevor er nach der Trense griff und die Sattelkammer wieder verließ.
Dakota wurde mit normalem, englischem Sattel und einer Kandare geritten, denn diese hatte über der Wassertrense (10) gehangen und somit war Youji davon ausgegangen, dass er diese hatte nehmen sollen. Hieß wohl, dass er wirklich vorsichtig mit den Zügeln sein musste, denn mit einer Kandare konnte man ein Pferdemaul viel leichter verletzen als mit einer Wassertrense. Aber es hieß auch, dass Dakota Vorwärtsdrang haben musste, denn ansonsten hätte man sie auch mit einer Wassertrense zügeln können.
Youji ging zurück zu dem Pferd und legte diesem den Sattel langsam auf den Rücken, bevor er ihn in die richtige Position zog. Dann kontrollierte er, ob die Satteldecke überall glatt war, bevor er den Sattelgurt anzog und erst mal recht locker schnallte. Man sollte dem Pferd nicht gleich sofort den Gurt so fest anziehen, besser man gurtete später noch einmal nach.
Nachdem er dies gemacht hatte, ging er zu Dakotas Kopf und streifte ihr das Halfter über den Hals, bevor er ihr die Zügel ebenfalls um den Hals legte und ihr dann das Gebiss vor die Maulspalte hielt, bevor er leicht dagegen drückte.
Die Stute öffnete willig ihr Maul, sodass Youji das Gebiss hineinschieben und dann den Rest der Trense anlegen konnte, bevor er den Kehlriemen zu machte und einen Schritt zurücktrat.
Fertig.
Er sah erneut zu Hikaru hinüber, die ihrem Pferd gerade eine Wassertrense mit recht dünnem Gebiss anlegte, bevor sie sich zu ihm umdrehte.
"Bist du fertig?"
"Ja. Wir müssen nur noch Omi abholen."
Hikaru nickte und drehte sich dann wieder zu Amaryllis um, um ihr erst die Zügel und dann das Halfter über den Kopf streifen, welches sie auf den Boden legte und dann leicht an den Zügeln zog, um ihr Pferd in Youjis Richtung umdrehte.
Der Braunhaarige wiederholte die Handlung bei Dakota und ließ Hikaru dann an ihm vorbeigehen, damit sie vorgehen konnte, denn er wusste ja nicht, wo sie hingingen.
Die Rothaarige führte ihr Pferd wieder auf dem Wege zurück, auf dem sie gekommen waren, bis sie vor dem Ponystall stehen blieben, wo Hikaru Youji Amaryllis' Zügel in die Hand drückte und dann den Ponystall betrat, aus dem sie wenig später wieder herauskam, während Omi glücklich strahlend und Charly am Zügeln führend neben ihr herlief. Der Blondschopf hatte eine Reitkappe auf dem Kopf, woraufhin Youji grinsen musste. Er *hasste* diese Dinger und war froh, dass er schon volljährig war und selbst entscheiden konnte, ob er eine tragen wollte oder nicht (11), wobei er sich immer eindeutig für das zweite entschied.
Hikaru half Omi beim Aufsteigen, was nicht so sonderlich schwierig war, weil Charly kein besonders großes Pony war, bevor sie am einen Trensenring, des Gebisses einen Führstrick befestigte und damit Charly zurück zu ihrem eigenen Pferd führte, Youji die Zügeln wieder aus der Hand nahm, sie über den Hals des Pferdes streifte und sich dann elegant auf ihre Stute schwang.
Der Braunhaarige gurtete noch einmal bei Dakota nach bevor er ebenfalls aufsaß, die Füße in die Steigbügel steckte und die Zügel dabei locker ließ. Vor allem bei jungen Pferden war es wichtig, sie mit weicher Hand zu reiten, deshalb war Youji so vorsichtig mit den Zügeln und der Kandare, die damit verbunden war.
Youji prüfte noch einmal den Sattelgurt und befand ihn für fest genug, bevor er zu Hikaru aufsah, die wartend auf ihrer Stute saß.
"Fertig."
~*~*~*~*~*
(0) *schauder* Lass es bloß sein, sonst kriegen wir Ärger miteinander...
(1) Wenn ein Pferd Heustauballergie hat, dann bekommt es in dem Stall, wo ich selbst reiten gehe, sein Heu nass gemacht. Und diese Fragen sind wichtig zu klären, wenn man ein neues Pferd in den Stall bekommt.
Das interessiert zwar wahrscheinlich eh keinen, weil ihr alle nur schnell zu den Pairings kommen wollt (ich auch... >_>), aber weil es wahrscheinlich auch keiner verstanden hat, habe ich es unten angemerkt. Wenn so spezielle Sachen vorkommen, die ein Laie in Sachen Pferden nicht wissen kann, werde ich sie hier unten erklären. Also, wen es interessiert kann die Fußnoten ja lesen, und wer nicht, der lässt es einfach.
(2) Pferde sind die ganze Nacht über am Heu kauen, es sei denn, sie dösen. Das machen sie allerdings im Stehen, nur Fohlen und ganz junge Pferde legen sich zum Schlafen hin. Deshalb braucht Silver Heu zum kauen, denn sonst würde ihr langweilig werden und sie würde anfangen in ihrer Box Scheiße zu machen, wie zum Beispiel gegen die Tür oder die Wände treten, und das ist nicht so toll, weder für die Pferdehufe noch für die Wände und Türen noch für die Besucher des Hotels, die dadurch aufwachen könnten... habe ich selbst schon erlebt, das ist nicht lustig...
(3) Ein Rotschimmel ist ein Schimmel mit braurot-weiß gesprenkeltem Fell, ein Fuchs ist ein Pferd mit hellbrauner bis rotbrauner Mähne, Schweif und Fell, daher der Name Fuchs.
(4) Die Decke ist dafür da, dass das Pferd keinen Zug bekommt während der Fahrt, die Gamaschen schützen die Beine, während der Schweifschoner die einzelnen Haare zusammenhält, damit, wenn das Pferd mit dem Schweif schlägt, sie sich nirgends verheddern können und das arme Tier dann Panik bekommt. Das ist einfach so etwas wie ein Überzug, damit sich das Pferd keine Haare ausreißt.
(5) Die Waschbecken sind nicht zum Händewaschen da, sondern zum abspülen der Trensengebisse nach dem Reiten.
(6) Das ist eine Art starke Bauchschmerzen, die, wenn es richtig heftig ist, auch zum Tode des Pferdes führen kann.
(7) Wenn ich von einer brauen Stute spreche, heißt das, das das Pferd braunes Fell, aber schwarze Mähne und Schweif hat. Diese Farbrichtung nennt man Brauner.
(8) Das mit dem Kindergesicht stammt von meiner Reitlehrerin, die Dakota wirklich so bezeichnet hat... die Stute ist mein Lieblingspferd zur Zeit, deshalb musste ich sie hier unbedingt einbauen... und diesen Ausdruck konnte ich mir nicht verkneifen, weil er Dakota wirklich gut beschreibt... sie ist sooooo süß!!
(9) Hechtkopf heißt, dass der Kopf des Pferdes auf der Nase ein wenig nach innen gewölbt ist. Das Gegenteil davon ist der Ramskopf, bei dem der Nasenknochen ein wenig nach außen gewölbt ist.
(10) Eine Wassertrense ist ein einfach gebrochenes Gebiss, dass je nach Schärfe immer dünner wird, also kann man mit einen sehr dünnen Wassertrensengebiss mehr ausrichten als mit einem dicken. Eine Kandare dagegen ist eine starre Stange, die das Pferde im Maul hat. Diese Art der Zäumung ist wirkungsvoller, da man das Pferd besser bremsen kann als mit einem Gebiss, dass in der Mitte gebrochen ist. Man muss wirklich vorsichtig sein, damit man dem Pferd nicht wehtut, denn das kann leicht passieren.
(11) Ich weiß nicht genau, ob Youji nicht eigentlich doch eine Kappe tragen müsste, weil er ein Schulpferd reitet, aber ich habe es einfach so geschrieben, weil ich nicht will, dass Youji eine Reitkappe trägt. Das würde seine Frisur zerstören... *g*
So, das wars. Wer wissen will wie es weitergeht und wer den dritten Teil lesen will, kann mal auf die Seite www.a-yume.de gehen! Dort lade ich ab jetzt meine Stories hoch, also werdet ihr da wahrscheinlich am meisten Glueck haben! Ciao!
Date of end: 18.04.03
Pferdeflüsterer und dunkle Geheimnisse
Autor: Cigamina
Fandom: Weiß Kreuz
Teil: 1/?
Pairing: Aya x Youji, Aya x Schuldig, Omi x Nagi
Rating: NC-17
Warnungen: angst, dark, lemon, romance, sap, OCC, AU
Disclaimer: Die Jungs von Weiß Kreuz gehören mir nicht, deshalb mache ich auch kein Geld mit meinen Fics. Auch die meisten Pferde, die hier vorkommen, gibt es in Wirklichkeit, die gehören mir auch nicht... leider... ich will Monét kaufen!! Ich liebe das Pferd!!
Widmungen: Für Charly, weil er das Pony ist, auf dem mir die ganze Sache eingefallen ist. Er ist ein Arabo-Haflinger und richtig goldig!! I love you!!
Anmerkungen: Das hier ist mal wieder eine AU. Es spielt keine Ahnung wo in Japan in einem ziemlich großen Reitstall und im Sommer, genauer gesagt in den Sommerferien, die irgendwie sehr lang sind, aber stört euch nicht daran. Der Reitstall nimmt in den Ferien Leute auf, die dann dort wohnen, genauer gesagt ist das ganze schon fast ein Hotel, nur ein bisschen weniger steif und etwas familiärer. Gibt keine Einzelzimmer, nur immer Zimmer für mehrere Personen, wobei Männer und Frauen allerdings getrennt sind. (Will hier ja kein hetero haben, das ist abartig! *hetero-phobsei*)
Ach ja, ich habe mir einen richtigen Namen für Manx ausgedacht! Also seid nicht erstaunt, wenn da plötzlich eine rothaarige Frau rumläuft, die nicht Manx heißt.
Lieder, die ich zu dieser Story gehört habe, als ich sie geschrieben habe:
Snap! - Rhythm is a dancer '92
Feedback an: Cigamina@aol.com
Homepage: www.a-yume.de
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"Hey, kuck mal! Da ist es!"
Youji bekam eine Faust gegen die Schulter gehauen, woraufhin er leicht zusammenzuckte und herumfuhr, wobei ihm die Stecker seines Discmans, mit dem er bis eben Musik gehört hatte, aus den Ohren fielen. Er starrte seinen Bruder Omi, der hinter ihm saß und nun mit riesengroßen, leuchtend blauen Augen aus dem Fenster sah, vernichtend an, bevor er sich seine Schulter rieb.
"Mann, Omittchi, musst du mich so schlagen? Das tut weh, wenn du es nicht bemerkt hast! Und außerdem hätte es gereicht, wenn du mich angetippt hättest, du Idiot!"
Sein Bruder jedoch ignorierte Youjis sauren Blick völlig und sah weiter aus dem Fenster, wobei seine Augen einen immer entzückteren und staunenderen Ausdruck annahmen.
"Mann, kuck dir das doch mal an! So groß hatte ich mir das nicht vorgestellt!"
Der Braunhaarige wandte sich grummelnd wieder um, sodass er durch die Frontscheibe des Wagens sehen konnte, in dem er auf dem Beifahrersitz saß. Er war so tief in seine Musik versunken gewesen, dass er von seiner Umgebung gar nichts mehr mitbekommen hatte. Zu stark konnten die ziemlich traurig Klänge des Liedes beeinflussen, sodass er auch heftiger reagiert hatte, als er es wahrscheinlich getan hätte, doch das Lied hatte seine sowieso schon nicht so wirklich tolle Stimmung noch weiter gesenkt, bis er sich ziemlich darin verloren hatte.
Wem machte es schon Spaß, mit seinem 14-jährigen Bruder seine Ferien zu verbringen? Schon gar nicht als 21-jähriger, der weiß Gott besseres zu tun hatte, als auf seinen kleinen Bruder aufzupassen... und dann auch noch auf einem Reiterhof...
Youji hatte nur den Kopf schütteln können, als ihre Eltern ihnen diese unerwartete Wendung in der Planung ihrer Ferien eröffnet hatten. Eigentlich hätten sie alle zusammen Urlaub machen sollen, irgendwo dort, wo es warm war, doch das war geplatzt, als etwas in der Firma ihres Vaters schief gelaufen war und dieser sich erst einmal eine Weile um diese Sache kümmern, bevor er wieder an seine Familie denken konnte.
Ihre Mutter hatte dann diese ‚reizende' Idee gehabt, ihn mit Omi auf diesen Reiterhof zu schicken, damit sie auch mal etwas anderes sahen als nur die Stadt.
Der Braunhaarige hatte versucht ihr zu erklären, dass sie nicht unbedingt Urlaub machen mussten, dass sie auch zu Hause bleiben konnten, doch die gute Frau war von der Idee nicht abzubringen gewesen. Also hatte sie gebucht und Omi und sein Bruder hatten gar nichts mehr zu sagen gehabt. Außerdem war der Jüngere auch voll dafür, mal wieder etwas Zeit mit seinem Bruder zu verbringen, wenn dieser schon die meiste Zeit nicht zu Hause war. Youji studierte und kam deshalb eher selten heim, daher machten sie, wenn der älteste Sohn schon mal zu Hause war, auch meistens etwas gemeinsam, um ihre Familienbande aufrecht zu erhalten.
Doch diesmal hatte es nicht so ganz geklappt, sodass Youji sich jetzt mit seinem Bruder alleine abfinden musste, was ihn zwar eigentlich nicht so sehr störte, denn er mochte Omi, doch für fast drei Monate ununterbrochen mit ihm zusammenzusein war doch irgendwie keine so tolle Aussicht...
Und dann auch noch auf einem Reiterhof! Hatte das denn sein müssen? Und dann auch noch auf einem, der mitten in der Wildnis lag, sodass Youji keine Gelegenheit haben würde, irgendwann mal in eine Stadt zu kommen und vielleicht ins Kino zu gehen. Er würde seine ganzen Ferien nichts anderes sehen als Pferde...
Das machte ihm eigentlich auch nicht so viel aus, denn immerhin besaß er selbst eines dieser Tiere und ritt es so oft es ihm möglich war, was er wirklich genoss, denn er liebte Pferde schon von klein auf und hatte früh reiten gelernt, bevor er seine Stute bekommen hatte, die jetzt hinten im Pferdetransporter darauf wartete, wieder ausgeladen zu werden.
Er hatte sie mitnehmen wollen, denn so würde er endlich mal wieder viel Zeit für das Tier haben, das er über das Jahr eher vernachlässigte. Er hatte es noch bei seinen Eltern stehen, denn diese hatten ein großes Anwesen und auch Ställe, wo sein Schimmel für gewöhnlich stand und versorgt wurde, doch er selbst konnte ja nicht allzu viel Zeit mit ihr verbringen. Und jetzt wollte er endlich mal wieder richtig mit ihr arbeiten und ausreiten, wozu er sonst so selten Zeit hatte.
Das war ein positiver Aspekt an dem ganzen, und ein weiter war, dass Omi seine Liebe zu Pferden bis vor ein paar Wochen nicht geteilt hatte, der Junge hatte es eher mit Computern gehabt. Deshalb hatte der Blondschopf auch nie Reitunterricht bekommen und war deshalb nicht in der Lage, mit Youji, der schon sein ganzes Leben lang ritt, mitzuhalten. Der Junge würde hier Reitunterricht bekommen, richtig intensiv, damit er in ein paar Wochen auch etwas vorweisen konnte. Und das hieß, dass Youji wenigstens seine ganzen Tage nicht mit seinem Bruder verbringen musste, denn er würde bestimmt an keinem Unterricht teilnehmen.
So schlimm war es alles eigentlich gar nicht, sodass Youji seine Depri-musik wieder ausmachte und den Discman in seinem Rucksack verstaute, den er zwischen den Füßen auf dem Boden des Wagens hatte, bevor er doch einmal einen Blick auf die Anlage warf, in der er die nächste Zeit seines Lebens verbringen würde.
Okay, eines musste er seiner Mutter lassen. Die Frau wusste, was gut war.
Youji konnte so weit er blicken konnte nur Wälder und Wiesen erkennen, einige umzäunt und so als Koppeln gekennzeichnet, andere einfach frei. Andere Flächen waren verschiedenen Sandplätze, welche zum Springen oder zum Dressurreiten, oder stellten Geländeplätze dar und weitere boten Vielseitigkeits-Parcours zum üben für Turniere an. Daneben standen mehrere Reithallen, damit man das ganze Programm auch machen konnte, wenn es regnete. Alles war in einem hervorragenden Zustand, soweit Youji das vom Auto aus beurteilen konnte, sauber und gepflegt.
Auf einigen Plätzen waren Reitgruppen oder auch mal einzelne Reiter, auf den Koppeln standen Pferde und grasten, alles getränkt vom Sonnenlicht der Nachmittagssonne.
Sie bogen nun in eine von Bäumen gesäumte Allee ein und dann konnte Youji den eigentlichen Ort sehen, an dem sie ihre Zeit hier verbringen würden.
Es war ein großes, weißes Haus, praktisch schon so etwas wie ein kleines Schloss, mit breiten Seitenflügeln, auf das die Allee, auf der sich ihr Auto befand, geradewegs zuhielt. Sie mussten hier langsam machen, weil hier jederzeit Kinder auf die Straße springen konnten und wegen der Pferde, die vielleicht scheuen würden, wenn ein Auto zu schnell an ihnen vorbeifuhr. Außerdem mussten sie auch auf Youjis Pferd aufpassen, deshalb waren sie schon den ganzen Weg über so langsam gewesen.
Sie fuhren an einem großem Parkplatz vorbei, der sich zu beiden Seiten der Straße befand, nachdem sie an einer Mauer entlanggefahren waren, wohinter Youji Pferdeställe hatte erkennen können.
Als sie schließlich in den großen Hof vor dem Haus anhielten, sprang Omi sofort mit einem begeisterten Quietschen aus dem Wagen, während Youji sich erst noch abschnallte und dann ebenfalls ausstieg. Der Fahrer des Wagens, ein Chauffeur seines Vaters, stieg ebenfalls aus, doch nur, um sicherzugehen, dass das Gepäck seiner Schützlinge unversehrt zu deren Zimmern hochgetragen wurde.
In diesem Moment öffnete sich das Eingangsportal und eine Frau trat aus dem Schloss, freundlich lächelnd und einen Mann im Schlepptau, der eine Uniform trug. Die Frau hatte rote Haare, trug eine weiße, kurzärmlige Bluse und eine dunkle Reithose und hatte strahlend grüne Augen, fast so wie Youjis eigene, nur ein wenig heller. Die Frau blieb vor ihnen stehen, bevor sie die Neuankömmlinge anlächelte und Youji dann ihre Hand hinstreckte.
"Hallo, willkommen im Reithotel Maxima. Mein Name ist Hikaru Fujimiya und ich bin die Geschäftsführein hier."
Der Braunhaarige setzte eines seiner Playboy-mäßigsten Lächeln auf, bevor er die ihm entgegengestreckte Hand der Frau nahm und schüttelte.
"Hi, ich bin Youji Kudou und sehr erfreut sie kennen zu lernen, Hikaru. Was hat so eine schöne Frau wie sie denn hier aufs Land verschlagen? In einer Großstadt könnten sie glänzen, dort würde bestimmt jemand ihre Schönheit bemerken und sie zu schätzen wissen."
Youji grinste die Frau an, die allerdings nicht auf seine Flirterei einging, sondern nur etwas überheblich zurückgrinste, wobei sie Youji in die Augen sah. Sie wich seinem Blick nicht aus, sondern erwiderte ihn ohne mit der Wimper zu zucken.
"Danke für das Kompliment, aber ich bin sehr glücklich hier. Also, der Name war Kudou..."
Sie zog aus einer ihrer Taschen einen Zettel hervor und ließ ihren Blick darüber schweifen, bevor sie nickte und sich zu dem älteren Mann hinter ihr umdrehte.
"Zimmer 302, Chris. Bringst du ihr Gepäck bitte hoch?"
Der Mann nickte und ließ sich dann von Youjis Chauffeur das Gepäck zeigen, welches die beiden dann zusammen hoch auf das Zimmer trugen.
Hikaru sah noch einmal auf ihren Zettel und blickte dann suchend um sich, bevor sie einen Schlüssel aus ihrer Tasche zog, sich wieder Youji zuwandte und ihm diesen in die Hand drückte.
"Hier steht noch etwas von ‚Omi Kudou'. Wo ist er?"
Der Braunhaarige war ein wenig belustigt gewesen, als die Frau sein offensichtliches Interesse einfach ignoriert hatte, und er war nicht bereit einfach aufzugeben. Bis jetzt hatte er alle bekommen, die er haben wollte, und diese Frau würde wohl kaum eine Ausnahme sein. Zu dem machte eine kleine Herausforderung Spaß, wozu Youji nie Nein sagen konnte.
Youji nahem ihr den Schlüssel ab und steckte ihn in seine eigenen Tasche, bevor er wieder ein Playboy-Lächeln auf setzte und noch einen Schritt auf die Frau zutrat, die um nicht viel kleiner war als er selbst.
"Das ist mein Bruder und er ist wohl irgendwohin, Pferde ankucken oder sowas. Ist ja auch besser so, dann sind wir ungestört... obwohl ich nicht verstehen kann, wie er bei so etwas hübschen einfach abgehauen sein kann..."
Wieder grinste die Frau nur, bevor sie die Augen schloss und sich dann geschickt an Youji vorbeischlängelte.
"Wie schon gesagt, danke für das Kompliment. Das ehrt mich natürlich, aber es sollte bei den Komplimenten bleiben, Youji."
Der Braunhaarige drehte sich wieder zu ihr um, wieder dieses Lächeln auf seinem Gesicht.
"Aber warum denn? Schüchternheit scheint es ja nicht zu sein..."
Diesmal lachte Hikaru, ein leises und angenehmes Lachen.
"Nein, das sicher nicht. Aber es gibt bereits jemandem, von dem ich meine Komplimente am liebsten beziehe."
Damit wandte sie sich abermals um, um zu dem Pferdetransporter zu gehen, in dem immernoch Youjis Stute stand, die in diesem Moment begann mit den Hufen über den Boden des Transporters zu scharren.
Der Braunhaarige fand es zwar schade, dass die Frau offensichtlich vergeben war, doch was hatte er anderes erwartet? Sie war wirklich schön und er hätte es sicherlich genossen, sie zu verführen, (0) doch wenn es schon jemanden gab, der das tat, würde Youji bestimmt nicht dazwischenfunken, das war nicht sein Stiel. Es stimmte zwar, dass er sich recht schamlos an alles heranmachte, was zwei Beine hatte und nicht bei drei auf den Bäumen war, doch in eine intakte Beziehung würde er nie hineinfunken. Er wollte seinen Aufenthalt hier nämlich so gut es ging genießen und ihn nicht durch so etwas gefährden. Er würde Hikaru ab jetzt mit allem in Ruhe lassen, was über harmloses Flirten hinausging.
"Vielleicht solltest du dein Pferd ausladen, sonst kriegt es noch einen Koller da drin."
Youji wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er plötzlich die Stimme seines Bruders wieder neben sich hörte. Er wandte sich dem Jüngeren zu und sah dann zu der rothaarigen Frau auf, die neben dem Pferdetransporter stand und nun auf den Blondschopf hinabsah.
"Aha, das ist dann wohl Omi Kudou, richtig?"
Der Junge nickte und ging dann zu Hikaru hinüber, um ihr ebenfalls die Hand zu schütteln.
"Freut mich, ich heiße Hikaru Fujimiya. Du warst der Junge, der noch keinen Reitunterricht hatte, nicht?"
"Ja, richtig. Aber das will ich ja jetzt nachholen und freue mich schon darauf."
Hikaru nickte und wandte sich dann wieder Youji zu, der jetzt auf sie zukam, die Plane und die darunter liegende Klappe des Transporters öffnete, bevor er um den Anhänger herumging und durch eine seitliche Tür den Raum darin betrat.
Seine Stute wandte ihm den Kopf zu und sah ich aus tiefschwarzen Augen an, während Youji an sie herantrat. Sie hatte blütenweißes Fell, eine weiche, seidige Mähne, einen langen Schopf und einen Schweif, der fast bis zum Boden reichte, alles ebenfalls weiß. Insgesamt war sie eher zierlich, hatte feine Glieder und Knochen, war jedoch stabiler als man glauben könnte.
"Na, Fahrt überstanden? Es wird dir hier gefallen, da bin ich mir sicher, Kleine."
Na ja, Kleine war zwar das falsche Wort, den der Schimmel hatte ein Stockmaß von gut 1.70 und war somit nicht wirklich klein, doch Youji nannte sein Pferd immer so.
Der Braunhaarige lächelte, als die Stute wie zu seiner Bestätigung schnaubte und ihren Kopf an Youjis Schulter rieb, woraufhin dieser ihren Hals klopfte. Dann löste er den Knoten des Strickes, der an dem Halfter befestigt war, von der Stange, an die der Schimmel angebunden gewesen war, und begann dann sein Pferd rückwärts aus dem Transporter zu führen. Er ließ sein Pferd das Tempo ihrer Schritte selbst wählen, so würden sie am sichersten die Rampe hinunterkommen. Bevor er das Pferd bekommen hatte, hatte die Stute einen Unfall beim Verladen gehabt und hatte Youji deshalb am Anfang Probleme bereitet, sich in einen Hänger führen zu lassen, doch mittlerweile ging das wieder ohne Probleme. Der Braunhaarige hatte viel mit dem Schimmel gearbeitet, bis dieser nicht mehr vor dem Hänger gescheut hatte, doch immernoch ließ er das Pferd entscheiden, wie es die Füße aufsetzte, denn so war die Stute am sichersten und würde nicht in Panik geraten.
Nach einigen Minuten war das Pferd rückwärts die Rampe runtergegangen und stand jetzt immernoch in ihrer Transportdecke und den Gamaschen in der warmen Sommersonne, wo sie neugierig den Kopf wandte um ihre Umgebung in Augenschein zu nehmen.
Youji klopfte den Hals seines Pferdes erneut, bevor er seinen Blick wieder zu Hikaru schweifen ließ, die sich sein Pferd gerade ansah, bevor sie ebenfalls zu Youji aufblickte.
"Das ist ein wunderschönes Tier. Andalusier, oder?"
"Ja, korrekt. Sie heißt Silver Moondance und ist jetzt zwölf Jahre alt."
Hikaru nickte anerkennend, bevor sie Youji bedeutete ihr zu folgen.
"Komm mit, ich zeige dir, wo du sie hinstellen kannst. Und du komm auch mit, Omi, dann können wir gleich danach einen Rundgang über das Gelände machen. Ich zeige euch ein paar Sachen, damit ihr euch besser zurecht findet, und kann euch mit ein bisschen Glück auch direkt einen der Reitlehrer vorstellen, falls wir ihn treffen.
Auf Youjis Gesicht breitete sich ein Grinsen während er Hikaru mit seiner Stute am Strick folgte und dann zu ihr aufschloss.
"Sind hier alle Angestellten so schön wie du, oder bist du eine Ausnahme? Wenn nicht würde ich diesen Reitlehrer gerne mal kennen lernen..."
Zu seiner großen Überraschung konnte er sehen, wie sich die Schultern der Frau versteiften und sie mit einem abweisenden Ausdruck auf dem Gesicht den Kopf über ihre Schulter Youji zuwandte. Ihre grünen Augen waren ziemlich kühl, doch in ihnen loderte noch etwas, von dem Youji nicht genau sagen konnte, was es war. Hatte er etwas falsches gesagt?
"Die Angestellten haben keine Zeit für so etwas. Es wird hier nicht gerne gesehen, wenn man die Leute von ihrer Arbeit abhält. Und das gilt vor allem für die Reitlehrer."
Damit drehte Hikaru sich um und beschleunigte ihre Schritte, sodass Youji ebenfalls einen Zahn zulegen musste, damit er mit ihr mithalten konnte.
Der Braunhaarige sah der rothaarigen Frau verwirrt nach, während er am Strick seines Pferdes zog, damit dieses ebenfalls ein wenig schneller lief.
Okay, das war eben ein eindeutiges Verbot gewesen die Angestellten anzubaggern. Aber warum reagierte die Frau gerade bei dem Reitlehrer, den sie vorhin erwähnt hatte, so abweisend? Für Youji war klar, dass sein Vorhaben, genau diesen mal näher kennen zu lernen die steife Reaktion zur Folge gehabt hatte.
Er dachte nur kurz darüber nach, bevor er auch schon eine Idee hatte. Vielleicht war Hikaru ja mit diesem Reitlehrer zusammen und wollte deshalb nicht, dass Youji ihr dazwischenfunkte? Ob das derjenige war, von dem die Frau ihre Komplimente am liebsten bezog?
In diesem Moment blieb die rothaarige Frau stehen und drehte sich um, auf ihrem Gesicht war der kühle Ausdruck nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich dachte sie, dass ihre Warnung Grund genug für Youji gewesen war, dass er den Mann in Ruhe ließ.
Trotzdem war der Braunhaarige neugierig auf den Mann, der mit Hikaru zusammen war.
"So, hier kannst du sie reinstellen. Kriegt sie ihr Heu nass oder trocken? (1) Und bekommt sie Kraftfutter zugefüttert?"
"Ihr Heu frisst sie nur trocken, es sollte immer genug Stroh in der Box sein (2), und Kraftfutter würde ich am liebsten selbst füttern, wenn das in Ordnung geht."
"Natürlich. Bei unserem Rundgang zeige ich dir die Futterkammer, dann kannst du das selbst übernehmen."
Youji nickte und öffnete dann die ihm gezeigte Boxentür, um seine Stute in den Statt zu führen.
Die Boxen waren geräumig, sauber und vor allem hell. Große Öffnungen waren in die Wände eingelassen, sodass genügend Licht, Wärme und Luft von außen hereinkam. Außerdem konnten sich die Pferde über die Boxenwände sehen, konnten sich berühren, da sie keine Gitterstäbe trennten.
Auf der rechten Seite von Silver Moondance' Stall konnte Youji einen Rotschimmel erkennen, während auf der anderen Seite ein Fuchs (3) stand. Der neugierig zu dem Braunhaarigen und seinem Pferd hinübersah.
In der Rückwand der Box war wieder eine Öffnung eingelassen, wodurch Youji sehen konnte, dass das Gebäude hinter der erster Reihe Boxen noch weiter ging. Dort war wieder eine Stallgasse, und dahinter wieder eine Reihe von Boxen, die genauso angelegt und aufgebaut waren wie die, in der sein Pferd jetzt stand.
Der Braunhaarige sah einmal die Stallgasse hinunter und sah einige Boxen weiter eine Zugangstür, mit der man das Gebäude betreten konnte.
Youji wandte sich wieder zu seinem Pferd, legte ihr den Führstrick über den Hals und nahm ihr dann die Decke, Gamaschen und Schweifschoner (4) ab, die sie für den Transport getragen hatte. Er klopfte den weißen Hals der Stute noch einmal, bevor er die Box verließ, wo Hikaru und Omi warteten. Seinen Bruder hatte Youji fast völlig vergessen, auch wenn der Blondschopf die ganze Zeit über neben ihm hergelaufen war.
Der Braunhaarige schloss die Boxentür hinter sich und sah noch einen Augenblick hinein, um sich zu vergewissern dass seine Stute sich auch mit ihren Nachbarn verstehen würde. Doch das schien keine Probleme zu bereiten, denn die Pferde beschnupperten sich nur kurz und wandten sich dann wieder ab, um an ihrem Stroh herumzuknabbern.
Youji lächelte leicht, und drehte sich dann um, wo er Hikaru fragend ansah.
"Wo kann ich den Kram hier hintun?"
"In die Sattelkammer. Wie haben extra eine für die privaten Reiter, da kannst du das und deine restlichen Sachen reintun, die du noch mitgebracht hast. Ich bringe dich hin."
Der Braunhaarige nickte und folgte dann der rothaarigen Frau zurück auf den Haupthof, während Omi wieder neben ihm hertrottete. Youji blickte sich um, sah viele Pferde neugierig die Kopf aus den Boxen stecken, bei denen allen die obere Klappe geöffnet war, sodass die Pferde ihre Hälse hinausstrecken konnten.
Der Stall schien riesengroß zu sein, denn das hier war sicher nur ein Bruchteil des Pferdebestandes. Angesichts der Ländereien, die hier noch dazu zu gehören schienen konnte man darauf schließen, dass sie hier weit mehr als 50 Pferde hatten.
Youji schloss zu Hikaru auf, um neben der Frau herzulaufen.
"Wie viele Pferde habt ihr hier?"
Die Rothaarige schien nur kurz überlegen zu müssen, bevor sie mit sicherer und neutraler Stimme antwortete.
"Wir haben im Moment 97 Pferde und noch mal 34 Ponys. Dazu noch die privaten Gastpferde und -ponys, dann sind es insgesamt 160."
Youji sah ein bisschen fassungslos zu der Frau hinüber. Er hatte zwar schon mit vielen gerechnet, aber mit so vielen...
"Wahnsinn... da brauchte ihr doch bestimmt jede Menge Leute, oder?"
Hikaru sah weiterhin geradeaus, sie machte nicht den Eindruck, als würde sie das ganze hier besonders beeindrucken. Aber sie lebte ja auch hier, sodass das wahrscheinlich Gewohnheit war.
"Wie haben 32 Pferdepfleger, also pro fünf Pferde einen, dazu neun Reitlehrer, eigene Tierärzte und Hufschmiede. Das Personal hat einen eigenen Sektor im Haupthaus, wozu auch nur diese Leute Zutritt haben."
Das schaffte es gleich noch mal, Youji zu verblüffen. Das war schon ein Riesenbetrieb.
"Das ist heftig... und wie viele Reitplätze habt ihr genau? Wir haben vorhin vom Auto aus einige gesehen."
"5 für Dressur, 6 zum Springen, 3 für Vielseitigkeit, 2 Geländeplätze, 6 Reithallen und jede Menge Wald und Wiesen zum ausreiten. Rennbahnen für Trab- oder Galopprennen haben wir keine, weil das hier nicht unterrichtet wird."
Einfach nur der helle Wahnsinn! Wahrscheinlich würde Youji nicht mal die Hälfte der ihm hier gebotenen Möglichkeiten nutzen können in den drei Monaten, in denen er hier war.
"Wow... es muss eine Heidenarbeit sein, das Ding zu leiten..."
Hikaru lachte, als sie das hörte.
"Schon, aber es macht auch unheimlich Spaß."
Sie waren mittlerweile wieder auf dem Hof, auf dem noch der Pferdetransporter stand, in dem Youji seine Stute hergebracht hatte. Er ging darauf zu und öffnete dann die zweite Seitentür in dem Hänger, um eine kleine Kammer zu öffnen, in der er die Sachen transportiert hatte, die er noch für Silver brauchte. Sättel und Tresen, deren jeweils drei, Putzkasten, Leckerli, Huffett, Springgamaschen und was noch alles dazugehörte.
"Dein Pferd ist in allem ausgebildet?"
Youji drehte sich grinsend zu Hikaru um, bevor er blind nach einem der drei Sättel griff und sich auch die entsprechende Trense schnappte.
"Jap. Sie ist in Dressur, Springen und Vielseitigkeit ausgebildet, aber mit Dressur habe ich vor kurzem erst angefangen. Wir sind vorher fast nur gesprungen und waren viel im Gelände, deshalb bin ich bei Dressur noch nicht sehr weit."
Hikaru schien einen Moment zu zögern, bevor sie nach dem zweiten Paar Sattel und Trense griff.
"Heißt das, das du dir das alleine beibringst? Ganz ohne Lehrer?"
"Ja. Ich habe keine Lust mehr auf Unterricht, deshalb mache ich es wann ich will und solange ich will, dabei möchte ich keine Vorgaben haben."
"Aha..."
Hikaru schien nicht besonders angetan zu sein davon, doch Youji war es egal. Er machte nur, was ihm Spaß machte, und wenn es ihr nicht passte konnte er ihr auch nicht helfen.
In diesem Moment kam der Chauffeur von Youjis Vater mit dem älteren Mann zurück, die Omis und Youjis Gepäck auf deren Zimmer gebracht hatten. Beide kamen zu ihnen hinüber und wurden dann von der Rothaarigen und Youji angewiesen den Rest zu tragen und Hikaru zu folgen, was dann auch alle taten. Sogar Omi halb dabei, obwohl der Kleine sonst immer recht faul war, doch Hikaru hatte ihn gebeten, also tat er, was die Frau sagte. Er wollte ja nicht sofort ein schlechtes Bild abgeben.
Sie kamen schließlich an einem einzelnen, flachen Gebäude an, dessen Tür die Rothaarige öffnete und dann einen Flur entlangging, in dem eine große Pinnwand mehrere Waschbecken (5) an den Wänden hingen. Eine Tür führte ab zu einem WC, während der Gang sich bald zu einem Raum verbreitete, in dem rund 50 Sättel und Trensen hingen.
Das war wohl nur die Sattelkammer der privaten Reiter, denn über den Sättel hingen keine Namensschilder, diese waren hinten an den Sättel befestigt, kleine, metallene Plättchen mit den Namen der Besitzer drauf.
Hikaru weiß ihm drei der Gestelle zu, die an der Wand hingen, auf denen er seine Sättel ablegen konnte. Direkt darunter waren kleine Haken befestigt, wo man die Trensen dranhängen konnte. Die drei Gestelle waren übereinander und unter ihnen war ein kleiner Metallschrank, indem Youji noch alle übrig gebliebenen Sachen verstauen konnte.
Als er damit fertig war, verließen sie alle die Sattelkammer wieder, wo sich der ältere Mann kurz verbeugte und dann wieder im Haus verschwand. Der Chauffeur von Youjis Vater, der übrigens Hijiri Sadamoto hieß, verabschiedete sich ebenfalls und fuhr dann mit dem Pferdehänger weg. Youji hatte zwar einen Führerschein, aber mit diesem war es ihm nicht erlaubt ein Auto mit Dopplerpferdetransporter zu fahren, deshalb hatte der Chauffeur sie fahren müssen.
Als auch dieser weg war, drehte sich Hikaru zu Youji und Omi um, wobei sie lächelte.
"Okay. Wollt ihr euer Gepäck jetzt auspacken, oder sollen wir zuerst den Rundgang machen?"
"Erst den Rundgang!"
Omi sah die Frau mit leuchtenden Augen an, ihm schien es hier jetzt schon zu gefallen.
Die Rothaarige schenkte Omi ein strahlendes Lächeln, bevor sie sich umdrehte.
"Gut, dann erst der Rundgang. Hier auf dem Hof gehen wir zu Fuß, aber die Ländereien kucken wir und vom Pferd aus an. Omi führe ich an der Hand von meinem Pferd aus mit und für Youji suche ich ein Pferd aus, damit Silver sich noch ein wenig ausruhen kann."
Omi gab ein quietschendes Geräusch von sich und strahlte wie ein Honigkuchenpferdchen, als er das hörte. Jetzt würde er endlich auch mal reiten können, so wie Youji es immer tat, wenn er zu Hause war.
Der Braunhaarige rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf, als er das hörte. Sein Bruder war zwar schon 14, und doch verhielt er sich so kindisch wie ein zehnjähriger...
Sie begannen mit dem Rundgang durch verschiedene Scheunen, Futterkammern und durch die Stallungen, was für Omi mit Sicherheit das interessanteste war, doch Youji wollte auch alles andere sehen, Futter und solche Dinge. Er wollte nicht riskieren, dass Silver hier etwas zu fressen bekam, was sie nicht vertrug und dann vielleicht Kolik (6) bekam. Aber nach dem Rundgang war er sich sicher, dass seinem Pferd keine Gefahr drohte. Hier war einfach alles von erstklassiger Qualität, sodass er keine Angst um sein Pferd haben musste.
Als letztes sahen sie sich die Stallungen an und Hikaru zeigte ihren neuen Gästen alle Pferde. Die Boxen waren in einem großen, doppelten Hufeisen um das Hotel angeordnet, sodass die Stallungen den Hof vor dem Haus eingrenzten. An jeder Seite der beiden Seitenflügel war ein Durchgang vom Hof weg zu den Reitplätzen, mit der Allee, auf der man mit dem Auto fuhr, waren es insgesamt drei.
Youji staunte nicht schlecht, nachdem er alle Pferde gesehen hatte. Hier gab es wirklich sehr viele, verschiedene Pferderassen, in vielen unterschiedlichen Farben, alles war irgendwo vertreten. Und noch dazu schienen alle gesund zu sein, der Stall, der Hof und auch alles andere hier war sauber und ordentlich, sodass Youji es hie immer besser gefiel.
Als sie schließlich alle Pferde gesehen hatten, waren sie wieder im inneren Hufeisen der rechten Seite angekommen, in denen die Ponys untergebracht waren. Auf der anderen Seite innen standen die Gastpferde und in den beiden äußeren Stallkomplexen standen die Pferde, die fest zum Hof gehörten, das hatte Youji sich von Hikaru gerade erklären lassen.
Die rothaarige Frau öffnete die Tür zum Stallgebäude der Ponys, durch die sie genau dort den Stall betraten, wo dieser den Knick der Hufeisenform machte, und blieb dort stehen, bevor sie sich zu Omi umwandte.
"Okay, jetzt könnt ihr euch die Ponys ansehen. Omi, du darfst dir eines aussuchen, auf dem du gleich reiten wirst. Ich sage dir dann, ob das in Ordnung geht, denn einige der kleinen hier sind nichts für Anfänger. Unsere Pferde haben alle ein hölzernes Namensschild, auf dem auch nichts weiter draufsteht. Die privaten Tiere, die immer hier stehen, haben Namensschilder aus Metall, mit Angaben zum Pferd selbst oder zum Besitzer, während die Gastpferde gar nicht gekennzeichnet sind. Du kannst natürlich nur die reiten, die uns gehören. So, und jetzt sieh dich um."
Der Blondschopf bekam wieder leuchtende Augen und lief dann die Stallgasse entlang, wo er in jede einzelne Box blickte.
Youji ging ihm nach, jedoch betrachtete er die Ponys mit etwas geübterem Blick. Die Ställe der Tiere hier waren genauso aufgebaut wie die der großen Pferde, die Türen zeigten alle Richtung hoch und überall waren Öffnungen in die Wände eingelassen, sodass die Ställe sehr hell und luftig waren. Weil sie sich hier in einem Gebiet befanden, wo es eigentlich immer warm war, war dies auch kein Problem.
Er lief ganz bis and Ende des Stalles, wo er eigentlich wieder umdrehen wollte, doch dann weckte etwas seine Aufmerksamkeit.
In der letzten Box stand ein karamellfarbenes Pony, das mit dunkeln Augen auf die Stallgasse sah. Es starrte Youji interessiert an, bevor es einen Schritt näher an die Boxentür heranging und den Hals neugierig in Richtung des Braunhaarigen ausstreckte.
Youji lächelte, bevor er auf das Pony zuging und es an seiner Hand schnuppern ließ, bevor er ihm sanft über den Kopf streichelte.
Er warf einen Blick auf das Namensschild des Ponys und stellte fest, dass es eines aus Metall war, also war die kleine Stute privat. Sie trug den passenden Namen Caramel und war ein Welsh Pony, reinrassig. Sie war richtig niedlich und schien auch ein sehr nettes Pony zu sein, denn sie ließ sich willig von Youji streicheln, ohne zu beißen oder den Kopf wegzuziehen.
Sie gehörte einem Jungen namens Nagi Naoe und war noch gar nicht so alt, erst knapp acht. Das Pony erinnerte Youji stark an sein erstes Pferd, das er gehabt hatte. Es war auch ein karamellfarbenes Pony gewesen, aber seines war ein Isländer gewesen, auf dem er reiten gelernt hatte. Er hatte sie sehr gemocht und war traurig gewesen, als er sie hatte verkaufen müssen, doch er war zu groß für die Kleine geworden und hatte sie deshalb weggeben müssen, wofür er dann Silver bekommen hatte. Doch jetzt war er genauso glücklich mit dem Schimmel, wie er es früher gewesen war, denn Silver konnte er noch für lange Zeit behalten. Er hatte nicht vor, sie wieder herzugeben bevor sie starb, und das würde in nächster Zeit sicher nicht geschehen.
Youji wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er Omis Stimme durch den Stall hallen hörte.
"Wie süüüüüß! Das ist ja niedlich!"
Der Braunhaarige seufzte auf und streichelte das Welsh Pony noch einmal bevor er es anlächelte und sich dann davon abwandte, um in die Richtung zu gehen, aus der die Stimme gekommen war.
Sein Bruder stand vor einer Box und sah über die Tür hinein, in seinen Augen wieder ein Leichten.
"Das ist süß! Das will ich reiten!"
Youji stellte sich hinter Omi und sah in die Box, an deren Tür ein hölzernes Schild mit dem Namen ‚Charly' stand.
Charly schien ein Haflinger zu sein, allerdings war er ein bisschen leichter und geschmeidiger gebaut als die normalen Tiere dieser Rasse, deshalb ging Youji davon aus, dass Charly noch das Blut einer anderen Rasse in seinen Adern haben musste. Er hatte hellbraunes Fell und weiße Mähne und Schweif, die typischen Farben eines Haflingers. Seine Mähne war dick und lang, ebenso sein Schweif, allerdings sah er nicht struppig aus, sondern irgendwie ein bisschen edel. Sein Schopf fiel ihm bis fast auf die Nase, so lang war er. Seine Augen waren braun, das konnte Youji sehen, als der Wallach den Kopf hob und seine beiden Besucher ansah, bevor er ein wenig desinteressiert den Kopf wieder in seinem Heu vergrub.
Omi drehte sich zu seinem Bruder um und sah ihn mit leuchtenden Augen an.
"Der ist doch niedlich, oder?"
Das stimmte, der Kleine hatte Recht. Charly war ein richtig süßes Pony, auch wenn ein bisschen mehr Interesse an seiner Umgebung nicht geschadet hätte. Aber es stellte sich wohl bei allen Reitschulpferden ein, dass ihnen ihre Umgebung mehr oder weniger gleichgültig wurde, was durch die ständig wechselnden Reiter und die Routine in den Reitstunden hervorgerufen wurde.
"Da hast du Recht, Omi. Und den kannst du sogar reiten, er ist brav solange ich ihn führe. Aber wenn man einen Anfänger einfach so draufsetzt dann merkt er schnell, wie wenig Kontrolle der Reiter über ihn hat und wird aufsässig. Aber solange ich dabei bin, geht das in Ordnung."
Hikaru war hinter den beiden Brüdern aufgetaucht und sah jetzt Omi an, der die Frau glücklich anstrahlte.
"Danke!"
Hikaru lächelte, als sie den Jungen so vor Glück sprudeln sah. Neben ihr stand ein Mann, ebenfalls älteren Alters wie es schien.
"Keine Ursache, Omi. Das hier ist einer der Pferdepfleger, Akito, er wird dir beim Putzen und Satteln zu helfen und dir alles zu erklären, während Youji und ich für ihn ein Pferd suchen. Du kannst schon mal zu Charly in die Box gehen und dich mit ihm anfreunden."
"Okay!"
Mit diesem Wort verschwand der Blondschopf in der Box und näherte sich dem Pferd von vorne, wie Youji es ihm gepredigt hatte, während Omi ihn im Auto genervt hatte, bevor der Ältere Discman gehört hatte.
Youji wandte sich von der Box ab und verließ dann zusammen mit Hikaru den Ponystall, um wieder zu den Ställen der Schulpferde zu gehen. Der Braunhaarige wollte Silver jetzt noch nicht reiten, seine Stute sollte ein wenig Zeit haben um sich auszuruhen und sich ein wenig besser einzugewöhnen.
Hikaru führte ihn um den Ponystall herum und dann ganz ans Ende des linken, äußeren Bogens der Hufeisenform, wo sie vor einer Box stehen blieb. Es war die siebt letzte in der Reihe.
Youji warf einen Blick in die Box und sah dort eine zierliche, braune Stute (7) stehen. Sie blickte auf und Youji fand sie gleich noch mal niedlicher, da sie ein richtig kleines, hübsches Kindergesicht (8) hatte. Sie hatte dunkle Augen, eine Schnauze, die etwas heller war als der Rest ihres Felles und auf der Stirn hatte sie ein großes, weißes Abzeichen. So richtig zum knuddeln. Die hätte Omi bestimmt auch gefallen.
"Das ist Dakota. Sie ist noch nicht lange bei uns, aber in der letzten Zeit wurde sie intensiv geritten und hat schon einiges gelernt. Vorher ist sie nur bei Fuchsjagden mitgegangen und wurde dann dort ausgemustert, weil sie angeblich ‚nicht mehr gut genug für den großen Sport' war."
Der Braunhaarige konnte die Bitterkeit aus der Stimme der Frau heraushören, als sie dies sagte. Er selbst hasste es auch, wenn man Pferde, nur weil sie nicht mehr die gewohnten Leistungen bringen konnten, einfach verkaufte oder sogar zum Schlachter gab, obwohl die Tiere noch völlig gesund waren.
"Na ja, jedenfalls haben wir jetzt angefangen sie bei der leichten Dressur mitgehen zu lassen und sie lernt leicht. Sie wird bald schon ziemlich gut werden, sie hat weiche Gänge und kapiert sehr schnell. Und beim Reiten im Gelände ist sie ganz brav, solange du nicht grob mit den Zügeln bist. Das mag sie nicht, dann fängt sie an mit dem Kopf zu schnicken."
Youji nickte und wandte sich dann wieder der Rothaarigen zu, die schon einige Schritte weitergegangen war, und folgte ihr dann.
Die Frau blieb vor der Box zwei Türen weiter stehen und öffnete diese Tür, nachdem sie sich das Halfter geschnappt hatte, das an der oberen Klappe der Box gehangen hatte.
Der Braunhaarige warf auch in diese Box einen Blick und staunte nicht schlecht, als er dort eine edle, graue Araberstute erkannte. Sie hatte den typischen Hechtkopf (9), woran man den Araber leicht ausmachen konnte. Das Pferd war ungefähr so groß wie seine Silver, aber eher ein wenig kleiner.
Hikaru zog der Stute das Halfter an und führte sie dann nach draußen in die Sonne, wo sie das Pferd vor der Box an einem Ring, der in die Wand, wie übrigens vor jeder einzelnen Box zwei Stück, einer auf jeder Seite, eingelassen war, anband. Dann wandte sie sich um und warf Youji einen Blick zu, bevor sie auf eine Tür zuging, die nicht wie Youji erwartet hatte in den inneren Privatstall führte, sondern in eine Sattelkammer.
Er folgte Hikaru, die ihm zeigte, wo er Putzkasten von Dakota stand, bevor sie den Kasten des Pferdes holte, das sie aus dem Box geholt hatte.
Sie verließen die Sattelkammer wieder und Hikaru begann die Araberstute zu putzen, während Youji zurück zu Dakota ging, um sie ebenfalls aus der Box zu führen und draußen anzubinden. Da die Stute nicht besonders groß war, konnte Youji über ihren Rücken zu der rothaarigen Frau hinübersehen, die mit präzisen Bürstenstrichen ihr Pferd putzte.
"Hikaru? Wie heißt das Pferd?"
Die Frau unterbrach ihre Arbeit nicht, antwortete ihm aber trotzdem.
"Sie heißt Amaryllis und ich reite sie eigentlich immer, aber sie gehört nicht mir. Ich bin nur für sie zuständig. Wie du bestimmt gesehen hast, ist sie eine Araberstute und jetzt zehn Jahre alt. Ausgebildet ist sie in Dressur, aber ich habe sie auch ans Ausreiten gewöhnt, sodass sie mittlerweile recht vielseitig ist."
"Amaryllis... schöner Name, passt zu dir."
Hikaru reagierte gar nicht erst auf die Bemerkung, doch Youji grinste nur und begann dann Dakota zu putzen, die die Prozedur mit entspannt halbgeschlossenen Augen und entlastetem linken Hinterhuf über sich ergehen ließ.
Da die Stute nicht schmutzig war brauchte Youji nicht sehr lange, bis er fertig war und das braune Fell des Pferdes in der Nachmittagssonne glänzte. Er sah zu Hikaru hinüber, die gerade noch einige letzte Striche mit der weichen Bürste machte, bevor sie das Utensil in dem Putzkasten verstaute und dann zum Hufkratzer griff, um Amaryllis möglichen Dreck aus den Hufen zu entfernen.
Youji hatte das bei Dakota bereits kontrolliert, doch die Hufe waren sauber gewesen, sodass er wieder alle Bürsten in den Putzkasten einräumte und diesen dann zurück in die Sattelkammer trug, wo er ihn unter dem Sattel abstellte und diesen dann vom Bock nahm, bevor er nach der Trense griff und die Sattelkammer wieder verließ.
Dakota wurde mit normalem, englischem Sattel und einer Kandare geritten, denn diese hatte über der Wassertrense (10) gehangen und somit war Youji davon ausgegangen, dass er diese hatte nehmen sollen. Hieß wohl, dass er wirklich vorsichtig mit den Zügeln sein musste, denn mit einer Kandare konnte man ein Pferdemaul viel leichter verletzen als mit einer Wassertrense. Aber es hieß auch, dass Dakota Vorwärtsdrang haben musste, denn ansonsten hätte man sie auch mit einer Wassertrense zügeln können.
Youji ging zurück zu dem Pferd und legte diesem den Sattel langsam auf den Rücken, bevor er ihn in die richtige Position zog. Dann kontrollierte er, ob die Satteldecke überall glatt war, bevor er den Sattelgurt anzog und erst mal recht locker schnallte. Man sollte dem Pferd nicht gleich sofort den Gurt so fest anziehen, besser man gurtete später noch einmal nach.
Nachdem er dies gemacht hatte, ging er zu Dakotas Kopf und streifte ihr das Halfter über den Hals, bevor er ihr die Zügel ebenfalls um den Hals legte und ihr dann das Gebiss vor die Maulspalte hielt, bevor er leicht dagegen drückte.
Die Stute öffnete willig ihr Maul, sodass Youji das Gebiss hineinschieben und dann den Rest der Trense anlegen konnte, bevor er den Kehlriemen zu machte und einen Schritt zurücktrat.
Fertig.
Er sah erneut zu Hikaru hinüber, die ihrem Pferd gerade eine Wassertrense mit recht dünnem Gebiss anlegte, bevor sie sich zu ihm umdrehte.
"Bist du fertig?"
"Ja. Wir müssen nur noch Omi abholen."
Hikaru nickte und drehte sich dann wieder zu Amaryllis um, um ihr erst die Zügel und dann das Halfter über den Kopf streifen, welches sie auf den Boden legte und dann leicht an den Zügeln zog, um ihr Pferd in Youjis Richtung umdrehte.
Der Braunhaarige wiederholte die Handlung bei Dakota und ließ Hikaru dann an ihm vorbeigehen, damit sie vorgehen konnte, denn er wusste ja nicht, wo sie hingingen.
Die Rothaarige führte ihr Pferd wieder auf dem Wege zurück, auf dem sie gekommen waren, bis sie vor dem Ponystall stehen blieben, wo Hikaru Youji Amaryllis' Zügel in die Hand drückte und dann den Ponystall betrat, aus dem sie wenig später wieder herauskam, während Omi glücklich strahlend und Charly am Zügeln führend neben ihr herlief. Der Blondschopf hatte eine Reitkappe auf dem Kopf, woraufhin Youji grinsen musste. Er *hasste* diese Dinger und war froh, dass er schon volljährig war und selbst entscheiden konnte, ob er eine tragen wollte oder nicht (11), wobei er sich immer eindeutig für das zweite entschied.
Hikaru half Omi beim Aufsteigen, was nicht so sonderlich schwierig war, weil Charly kein besonders großes Pony war, bevor sie am einen Trensenring, des Gebisses einen Führstrick befestigte und damit Charly zurück zu ihrem eigenen Pferd führte, Youji die Zügeln wieder aus der Hand nahm, sie über den Hals des Pferdes streifte und sich dann elegant auf ihre Stute schwang.
Der Braunhaarige gurtete noch einmal bei Dakota nach bevor er ebenfalls aufsaß, die Füße in die Steigbügel steckte und die Zügel dabei locker ließ. Vor allem bei jungen Pferden war es wichtig, sie mit weicher Hand zu reiten, deshalb war Youji so vorsichtig mit den Zügeln und der Kandare, die damit verbunden war.
Youji prüfte noch einmal den Sattelgurt und befand ihn für fest genug, bevor er zu Hikaru aufsah, die wartend auf ihrer Stute saß.
"Fertig."
~*~*~*~*~*
(0) *schauder* Lass es bloß sein, sonst kriegen wir Ärger miteinander...
(1) Wenn ein Pferd Heustauballergie hat, dann bekommt es in dem Stall, wo ich selbst reiten gehe, sein Heu nass gemacht. Und diese Fragen sind wichtig zu klären, wenn man ein neues Pferd in den Stall bekommt.
Das interessiert zwar wahrscheinlich eh keinen, weil ihr alle nur schnell zu den Pairings kommen wollt (ich auch... >_>), aber weil es wahrscheinlich auch keiner verstanden hat, habe ich es unten angemerkt. Wenn so spezielle Sachen vorkommen, die ein Laie in Sachen Pferden nicht wissen kann, werde ich sie hier unten erklären. Also, wen es interessiert kann die Fußnoten ja lesen, und wer nicht, der lässt es einfach.
(2) Pferde sind die ganze Nacht über am Heu kauen, es sei denn, sie dösen. Das machen sie allerdings im Stehen, nur Fohlen und ganz junge Pferde legen sich zum Schlafen hin. Deshalb braucht Silver Heu zum kauen, denn sonst würde ihr langweilig werden und sie würde anfangen in ihrer Box Scheiße zu machen, wie zum Beispiel gegen die Tür oder die Wände treten, und das ist nicht so toll, weder für die Pferdehufe noch für die Wände und Türen noch für die Besucher des Hotels, die dadurch aufwachen könnten... habe ich selbst schon erlebt, das ist nicht lustig...
(3) Ein Rotschimmel ist ein Schimmel mit braurot-weiß gesprenkeltem Fell, ein Fuchs ist ein Pferd mit hellbrauner bis rotbrauner Mähne, Schweif und Fell, daher der Name Fuchs.
(4) Die Decke ist dafür da, dass das Pferd keinen Zug bekommt während der Fahrt, die Gamaschen schützen die Beine, während der Schweifschoner die einzelnen Haare zusammenhält, damit, wenn das Pferd mit dem Schweif schlägt, sie sich nirgends verheddern können und das arme Tier dann Panik bekommt. Das ist einfach so etwas wie ein Überzug, damit sich das Pferd keine Haare ausreißt.
(5) Die Waschbecken sind nicht zum Händewaschen da, sondern zum abspülen der Trensengebisse nach dem Reiten.
(6) Das ist eine Art starke Bauchschmerzen, die, wenn es richtig heftig ist, auch zum Tode des Pferdes führen kann.
(7) Wenn ich von einer brauen Stute spreche, heißt das, das das Pferd braunes Fell, aber schwarze Mähne und Schweif hat. Diese Farbrichtung nennt man Brauner.
(8) Das mit dem Kindergesicht stammt von meiner Reitlehrerin, die Dakota wirklich so bezeichnet hat... die Stute ist mein Lieblingspferd zur Zeit, deshalb musste ich sie hier unbedingt einbauen... und diesen Ausdruck konnte ich mir nicht verkneifen, weil er Dakota wirklich gut beschreibt... sie ist sooooo süß!!
(9) Hechtkopf heißt, dass der Kopf des Pferdes auf der Nase ein wenig nach innen gewölbt ist. Das Gegenteil davon ist der Ramskopf, bei dem der Nasenknochen ein wenig nach außen gewölbt ist.
(10) Eine Wassertrense ist ein einfach gebrochenes Gebiss, dass je nach Schärfe immer dünner wird, also kann man mit einen sehr dünnen Wassertrensengebiss mehr ausrichten als mit einem dicken. Eine Kandare dagegen ist eine starre Stange, die das Pferde im Maul hat. Diese Art der Zäumung ist wirkungsvoller, da man das Pferd besser bremsen kann als mit einem Gebiss, dass in der Mitte gebrochen ist. Man muss wirklich vorsichtig sein, damit man dem Pferd nicht wehtut, denn das kann leicht passieren.
(11) Ich weiß nicht genau, ob Youji nicht eigentlich doch eine Kappe tragen müsste, weil er ein Schulpferd reitet, aber ich habe es einfach so geschrieben, weil ich nicht will, dass Youji eine Reitkappe trägt. Das würde seine Frisur zerstören... *g*
So, das wars. Wer wissen will wie es weitergeht und wer den dritten Teil lesen will, kann mal auf die Seite www.a-yume.de gehen! Dort lade ich ab jetzt meine Stories hoch, also werdet ihr da wahrscheinlich am meisten Glueck haben! Ciao!