Yu-Gi-Oh! Fan Fiction ❯ Retrieval Of Balance ❯ The Sennen Ankh ( Chapter 1 )

[ T - Teen: Not suitable for readers under 13 ]

Titel: Retrieval Of Balance
 
Autor: Ailendolin
 
Disclaimer: Mir gehört Yu-Gi-Oh! nicht und nein, ich verdiene hiermit kein Geld. Lediglich meine OC's gehören mir und nur mir allein.
 
Inhalt: Mahara (OC) bekommt von Shadi das Sennen Ankh überreicht und lernt somit auch ihren Yami kennen. Diese soll das Gleichgewicht wieder herstellen und einem Yami helfen, sein wahres Ich wieder zu finden. Ryou x Bakura, MxM, YxY Shonen -Ai
 
Rating: PG-13, nur um sicher zu gehen.
 
A/N: Hier kommt nun mal etwas ganz anderes von mir. Normalerweise mag ich keine OC's, jedenfalls nicht, wenn sie zu Hauptcharakteren der Geschichte werden oder Beziehungen mit den „Helden“ eingehen. Nun, mein OC ist ein Hauptchara, wird aber keine Liebesbeziehung zu einem der anderen Charaktere eingehen. Vielleicht zu einem weiteren OC, falls es sich irgendwie ergibt, aber ansonsten nicht. Dennoch wird es in dieser Story Romance geben. Wieder einmal ist das Hauptpairing Ryou x Bakura, also Tendershipping. Auch Marik x Malik und Yugi x Yami und vielleicht sogar Seto x Jou werden vorkommen. Ich bin mir noch nicht so ganz sicher, in welche Richtung die Story geht, aber mich hat diese Idee einfach nicht mehr loslassen und es würde mich freuen, wenn mir jemand einen review da lässt und auf eventuelle Fehler hinweist oder einfach nur sagt, wie ihm die Geschichte gefällt. Ich habe lange überlegt, ob ich sie überhaupt posten soll. Letztendlich habe ich mich dafür entschieden. Na ja, mal sehen was draus wird.
 
Warnungen: Shonen-Ai: Ryou x Bakura, Malik x Marik, Yugi x Yami und evt. Seto x Jou
Außerdem kommen zwei bis drei OC's regelmäßig vor.
 
Legende:
„lalala“ - Wörtliche Rede
lalala - Gedanken
 
Charaktere:
Ryou - Ryou Bakura
Bakura - Yami Bakura, wird von Ryou aber auch mit Yami angeredet
Yugi - Yugi Mutou
Yami - Yami Yugi, Pharao, Atemu (wie immer ihr ihn nennen wollt)
Malik - Malik Ishtar
Marik - Yami Marik
Seto Kaiba - Seto Kaiba
Jounouchi Katsuya - Joey Wheeler
Mahara Ryumae - Hikari, OC
Nephthys - Yami Mahara, OC
Hatsumi Ryumae - Maharas Großmutter
 
 
Kapitel 1: The Sennen Ankh
 
 
 
 
„Mahara? Kannst du bitte runter kommen und mir helfen? Ichiro ist krank geworden und ich brauche jemanden, der die Gäste bedient.“
Immer war es dasselbe. Jedes Mal, wenn Ichiro krank wurde, was nun wirklich nicht selten vorkam, durfte sie Kellnerin spielen. An der Stelle ihrer Großmutter hätte sie Ichiro schon längst gefeuert. Sie hatte persönlich nichts gegen die junge Frau, aber als Restaurantbetreiber konnte man es sich nicht leisten, unzuverlässige Leute einzustellen, egal wie nett sie auch waren. Aber Ryumae Mahara hatte nicht vor ihre Großmutter zu belehren. Sie war unheimlich froh, eine Oma zu haben und es machte ihr nicht mehr so viel aus, ihre freie Zeit mit Kellnern zu verbringen. Immerhin bekam sie dadurch auch eine Aufstockung für ihr Taschengeld.
Sie legte ihren Bleistift zur Seite, klappte ihren Zeichenblock zu und stand auf. Es war Sommer und in ein paar Tagen würde die Schule wieder beginnen.
Das braunhaarige Mädchen seufzte. Es war ihr erstes Schuljahr in Domino und sie hoffte, dass sie schnell Freunde finden würde. Vor einem Monat war sie zu ihrer Großmutter gezogen und hatte seitdem noch niemanden kennengelernt. Die einzige Ablenkung, die sie hatte, war der Sportverein, in dem sie vier mal in der Woche war. Dort trainierte sie Volleyball und Bogenschießen; Dinge, die sie in ihrer alten Heimatstadt schon getan hatte und hier in Japan auf keinen Fall aufgeben wollte.
Mahara wühlte durch ihren Schrank, bis sie eine schwarze Stoffhose und eine weiße Bluse gefunden hatte. Sie zog ihre Sachen, die sie anhatte, aus und die neuen an, immerhin konnte sie schlecht die Gäste in Jeans und T-Shirt bedienen. Ihre schulterlangen, stufig geschnittenen hellbraunen Haare, die einen Rotstich hatten, steckte sie hoch, wodurch das ganze abgerundet wurde und mit schnellen Schritten ging sie die Treppe runter, zog sich ihre Schuhe an und betrat durch eine Tür an der linken Seite des Flures das Restaurant. Ryumae Hatsumi, ihre Großmutter, stand schon ungeduldig an der Tür zur Küche.
„Da bist du ja! Es tut mir Leid, dass ich dich schon wieder mit einbinden muss, aber es geht leider nicht anders. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, Mahara.“
„Nein, ist schon okay, Oma. Geh du nur in die Küche, ich nehme die Bestellungen auf.“
Sie sah sich kurz im Raum um. Ein Großteil der Tische war besetzt, was wohl an der Tatsache lag, dass es Freitag Abend war. Das Mädchen atmete noch einmal tief durch und ging dann mit schnellen Schritten auf die Tische zu, um verschiedene Leute zu bedienen und nach ihren Wünschen zu fragen.
 
OoOoOoOoOoOoOoOoOoO
 
Müde grüne Augen schlossen sich für einen Moment. Erschöpft lag das sechzehnjährige Mädchen auf ihrem großen Bett. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Mittlerweile war es nach Mitternacht und sie hatte ab 18:00 Uhr nur Essen serviert und die Gäste bedient. Maharas Füße taten höllisch weh und sie war froh, dass sie sich endlich ausruhen konnte. Ihre etwas feineren Sachen hatte sie gegen ihren dunkelblauen Pyjama eingetauscht und ihre Haare waren offen.
Wie mein Leben wohl weitergeht? Werde ich wohlmöglich noch fest angestellte Kellnerin bei Oma werden? Ich wünschte Mama und Papa wären hier. Ich vermisse sie ...
Sie holte ein Foto aus der Schublade ihres Nachttisches und sah es sich an. Es zeigte ihre Mutter, ihren Vater und sie selbst vor den großen Pyramiden in Ägypten. Erst vor zwei Monaten war das Foto gemacht wurden. Ihre Eltern waren Naturschützer gewesen und kurz, nachdem sie Ägypten besichtigt hatten, waren sie weiter nach Süden in die Naturschutzgebiete Afrikas gefahren, um dort der Wilderei ein Ende zu machen. Beide hatten es mit dem Leben bezahlt. Bevor Tränen fallen konnten, wurde das Foto wieder in die Schublade gelegt und Mahara stand auf, um sich im gegenüberliegenden Badezimmer fertig zu machen. Dabei war sie so leise wie möglich, um ihre Großmutter nicht aufzuwecken. Sie putzte sich die Zähne und wusch sich das Gesicht, bevor sie wieder auf den Flur trat. Beim Öffnen ihrer Zimmertür schaltete sie das Licht im Flur aus und betrat dann schließlich ihren Raum. Kaum hatte sie einen Schritt hineingesetzt, wurde sie von hinten gepackt. Eine Hand legte sich auf ihren Mund, um sie am Schreien zu hindern und die Tür wurde sanft geschlossen.
“Hab keine Angst, Mahara. Ich will dir nichts tun.“ Der Fremde löste vorsichtig seine Hand von ihrem Mund, ging an ihr vorbei und setzte sich auf ihr Bett. Verwirrt starrte das junge Mädchen auf den Mann, der so plötzlich in ihrem Zimmer aufgetaucht war. Er trug eine Art Turban auf dem Kopf, hatte dunklere Haut als sie und seine blauen Augen waren mit schwarzem Kajal nachgezogen. Das beigefarbene Gewand, was er anhatte, trug noch mehr zu seinem ägyptischen Aussehen bei.
“Wer ... wer bist du? Und warum bist du in meinem Zimmer?“
Mahara stand immer noch fassungslos an der nun geschlossen Tür ihres Zimmers. Hatte sie jetzt etwa schon Halluzinationen? Vielleicht hatte sie sich auch einfach nur überarbeitet, konnte ja jedem mal passieren.
„Möchtest du dich nicht auch setzen, Mahara? Ich habe dir einiges zu erzählen.“ Der Fremde wies auf ihren Schreibtischstuhl. Mahara seufzte und befolgte seine Anweisung. Als sie sich gesetzt hatte, fuhr der Unbekannte fort.
“Mein Name ist Shadi. Ich bin der Hüter der Sieben Sennen Gegenstände.“
“Sennen Gegenstände?“
„Ja. Sie werden auch Millenniumsgegenstände genannt. Diese Gegenstände wurden vor 3000 Jahren im Alten Ägypten erschaffen. Jeder von ihnen ist für einen Menschen bestimmt.“
Mahara wurde immer verwirrter. Sie hatte schon so viel über Ägypten, die Pharaonen und den alten Götterkult dieses Landes gelesen und gehört, sie war sogar dort gewesen, aber der Begriff der Millenniumsgegenstände, die angeblich aus Ägypten stammen sollten, hatte sie noch nie irgendwo gesehen.
„Was sind diese Sennen Gegenstände? Wie sehen sie aus?“
„Sie wurden aus dem Blut von 99 Dorfbewohnern und Gold mit Hilfe von Magie erschaffen und sollten das ägyptische Königreich beschützen. Das Puzzle gehörte zuletzt dem Pharao Atemu. Dessen Vater ließ die Gegenstände erschaffen und besaß es vor seinem Sohn selbst. Priester des Pharaos besaßen die anderen Gegenstände: Ring, Auge, Stab, Kette, Waage und Schlüssel.“
Shadi sah Mahara ruhig an. Er hatte sofort gespürt, dass sie die richtige war, als er sie das erste Mal gesehen hatte.
„Aber was habe ich denn mit alldem zu tun? Warum bist du hier? Ich kenne dich überhaupt nicht und du tauchst auf einmal in meinem Zimmer nach Mitternacht auf und erzählst mir Sachen aus dem Alten Ägypten. Was soll das alles?“
Ein kleines Lächeln bildete sich auf Shadis Lippen. Seine rechte Hand verschwand in seinem Umhang.
„Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du verwirrt bist. Ich bin hier, um das hier seinem rechtmäßigen Besitzer zu geben.“
Er holte ein an einem Lederband befestigtes goldenes Kreuz aus seinem Mantel, bei dem die seitlichen Enden oben zu einem Kreis zusammengeführt waren und das untere Ende einem Schlüssel glich. Mahara erkannte sofort, um was es sich dabei handelte.
“Das ist ein Ankh! Ein ägyptisches Kreuz. Aber ich habe noch nie eins gesehen, das unten wie ein Schlüssel aussieht ... Moment ... ist das vielleicht der Sennenschlüssel, von dem du gesprochen hast?“
Shadis Augen nahmen einen sanften Ausdruck an. Sie begreift wirklich schnell. Das habe ich nicht erwartet, aber es ist gut so.
„Ja, Mahara. Dies ist der Millenniumsschlüssel, oder auch Sennen Ankh. Im Alten Ägypten gehörte es dem Priester Shada und seitdem habe ich es sicher verwahrt. Ich habe lange nach der Person gesucht, die der rechtmäßige Besitzer des Ankhs ist. Nun habe ich sie gefunden.“
Shadi stand auf und legte dem nun völlig perplexen Mädchen das Ankh um den Hals.
„Aber ... das kann doch nicht sein? Wieso denn ich?
“Mahara, das Ankh ist für dich bestimmt. Es hat mich zu dir geführt.“
Sie nahm das ägyptische Symbol in die Hände und besah es sich genau. Plötzlich konnte sie etwas spüren. In ihre Gedanken mischten sich die einer anderen Person und sie konnte diese Präsenz in ihrem Geist spüren. Wärme umgab sie, bis auf einmal alles schwarz wurde.
Ein schwaches goldenes Leuchten hatte den Raum erfüllt und Shadi gegenüber saß nun nicht mehr Mahara, das wusste er, obwohl das Mädchen immer noch genau so wie vor ein paar Sekunden aussah. Fast, jedenfalls. Der Rotstich in den Haaren des Mädchens war intensiver geworden und die Haare standen etwas mehr vom Kopf ab. Auch die Augen hatten sich verändert. Zu dem Olivgrün hatte sich schwarz gemischt, was bedrohlicher wirkte als zuvor und die Augen hatten sich verengt. Ansonsten waren keine Unterschiede vorhanden.
„Ich danke dir, Shadi. Nach so vielen Jahren der Finsternis sehe ich endlich wieder Licht. Du hast mich zu meinem Hikari gebracht; dafür stehe ich in deiner Schuld.“ Sie verbeugte sich und lächelte Shadi dann dankbar an.
“Nein, das tust du nicht. Es ist meine Aufgabe gewesen.“
„Dennoch bin ich dir zu Dank verpflichtet.“
„So mag es sein. Ich muss jetzt gehen. Du weißt über die Fähigkeiten Bescheid?“
Sie sah ihn wieder ernst an.
“Ja. Ich kenne alle Fähigkeiten des Ankhs und ich weiß auch, wie ich meinen eigenen Körper herstellen kann, wenn auch nur für bestimmte Zeit. Leider ist es unmöglich, für immer in fester Form zu sein.“
„Gut. Du wirst erstaunt sein, wen du in dieser Zeit noch antriffst. Doch ich warne dich: Nicht jeder ist so, wie er früher war. 3000 Jahre können einen Menschen und seinen Geist verändern. Ich möchte, dass du jemandem hilfst, sein wahres Ich wieder zu finden. Wenn du auf ihn triffst, wirst du wissen, wen und was ich damit meine.“
Mit diesen Worten ging Shadi auf die Tür zu, drehte sich bevor er sie öffnete jedoch noch ein weiteres Mal um.
„Nur du kannst ihm helfen. Tu es für ihn und seinen Hikari. Das Gleichgewicht verschwindet zusehends.“
Er verschwand, ohne aus der Tür zu treten. Das Mädchen seufzte. Es wurde Zeit ihrem Hikari einige Dinge zu erklären.
Kurze Zeit später war Mahara wieder Herr über ihren Körper. Sofort fiel ihr auf, dass Shadi nicht mehr da war.
„Was ist passiert und wo ist Shadi?“
„Er ist gegangen.“, antwortete eine Stimme neben ihr. Mahara konnte gerade so noch einen Schrei unterdrücken. Neben ihr stand ein fast identisches Abbild von ihr. Jedoch hatte diese Frau keinen festen Körper, sondern schien ein Geist zu sein.
„Wer bist du? Und warum siehst du so aus wie ich?“
“Weil ich du bin, Mahara. Mehr oder weniger jedenfalls. Du bist mein Hikari, mein Licht, und ich bin dein Yami, deine dunkle Seite. Wir sind zwei Teile eines ganzen, zwei Seelen in einem Körper.“
“Heißt das, ich bin schizophren?“
Die junge Frau sah sie fassungslos an.
„Nein, natürlich nicht. Ich bin der Geist des Ankhs, was du da um den Hals trägst. Du bist so etwas wie meine Wiedergeburt. Weißt du, vor 3000 Jahren wurde ich von den Hofwachen des Pharaos gefangen genommen und sie haben mich in diesen Millenniumsgegenstand gesperrt. Seitdem habe ich darauf gewartet, dass das Ankh irgendwie zu meinem Hikari kommt und ich wieder sowas wie frei bin.“
/Das ist zu viel für einen Tag. Erst dieser Shadi, der mir das Ankh gibt und dann auch noch ein Jahrtausende alter Geist, der meine dunklere Hälfte sein will./
//Hey, nicht nur sein will. Ich bin deine dunkle Seite!//
Maharas Augen weiteten sich.
“Du ... du hast meine Gedanken gelesen und du warst ... du warst in meinem Kopf und hast mit mir gesprochen!“
Die Frau verdrehte die Augen gen Himmel.
“Ja, alle Yamis und Hikaris können das. Wir besitzen so eine Art gedankliche Verbindung, durch die wir halt gedanklich miteinander reden können. Ich bin mir nur noch nicht sicher, bis zu welcher Entfernung das ganze funktioniert. Ansonsten kann ich nach Belieben deine Gedanken lesen, wenn du sie nicht abblockst. Aber keine Angst, das werde ich nicht.“
“Und was war das dann bitte eben?“
“Du hast deine Gedanken durch den Link geschickt. Dafür kann ich nichts. Du musst lernen, deine Gefühle und Gedanken für dich zu behalten, und nur die zu senden, die für mich bestimmt sind.“
Mahara seufzte. Das war alles so kompliziert. Vor 30 Minuten war sie noch ein einigermaßen normales Kind gewesen, und jetzt besaß sie einen Yami und ein uraltes Artefakt. Wie sollte sie das ihrer Großmutter erklären.
„Mahara ... ich bin nicht hier, um dir irgendwie weh zu tun, das musst du wissen. Ich bin dein Beschützer, so was wie ein Schutzengel und für dich bestimmt. Du musst mir vertrauen.“
Mahara sah ihren Yami kurz skeptisch an. Vertrauen. Konnte sie ihr vertrauen? Immerhin hatte sie sie eben erst kennengelernt. Aber tief in ihr spürte sie, dass die Frau wirklich nichts Böses im Sinn hatte. Sie fühlte sich in ihrer Gegenwart geborgen und sicher.
“Ich denke, ich kann dir glauben. Und ich vertraue dir. Du hast so eine Aura um dich, die mir sagt, dass du mir nichts tun möchtest.“
Die Frau lächelte.
„Natürlich, weil ich dein Yami bin. Normalerweise sorgt sich der eine um den anderen und kein Yami würde seinem Hikari je etwas tun. Wir sind dazu bestimmt euch zu beschützen. Das ist der Grund, warum du mir einfach so vertrauen kannst. Du spürst es einfach. Nun kann ich mir sicher sein, dass du mein Hikari bist. Shadi hat seine Arbeit wirklich gut gemacht.“
„Aha ... aber, wie soll ich dich anreden? Mit Yami?“
Die Frau sah aus, als wäre sie kurz davor sich mit der Hand auf die Stirn zu schlagen. Wie hatte sie nur vergessen können, ihrem Partner ihren Namen zu sagen?
“Oh, es tut mir Leid, Mahara. Ich hatte nicht vor zu vergessen dir zu sagen wie ich heiße. Selbstverständlich kannst du mich Yami nennen. Manche Hikaris tun das. Aber mein richtiger Name ist Nephthys.“
„Nephthys? Von dem Namen habe ich schon mal gehört. Hieß eine ägyptische Göttin nicht so?“
Die Frau, nun bekannt als Nephthys, sah ihren Hikari stolz an. Sie hätte nie gedacht, dass ihr die Person, die sie irgendwann einmal schützen sollte, schon im ersten Moment so vertraut und auch sympathisch wäre. Mahara schien ein großes Wissen über Ägypten zu haben und sich auch sonst recht gut mit den zuvor geschehenen Dingen zurecht zu finden. Sie verhielt sich, als hätte sie das Ankh schon immer besessen.
„Ja, eine ägyptische Göttin namens Nephthys war die Schwester der Isis, des Osiris und des Seth. Zusammen mit Isis geleitete sie die Verstorbenen in das Reich der Toten, trauerte, schützte und belebte sie wieder. Sie gehörte somit zur Vierheit zum Schutz der Toten und zur Neunheit von Heliopolis. Ihr Name bedeutet „Herrin des Hauses“. Aber bevor du fragst: Ich bin nicht diese Göttin. Mir wurde lediglich ihr Name gegeben.“
„Ach so ...“ Mahara ging zu ihrem Bett und legte sich hin. Sie machte es sich bequem und wartete darauf, dass ihr Yami ihr mehr über Ägypten erzählen würde. Nephthys setzte sich zu ihr und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
“Ich habe so lange darauf gewartet befreit zu werden. Ich bin froh, dass du es warst, der mich aus der Dunkelheit gezogen hat ... Die Sennen Gegenstände sind gefährlich, Aibou. Sie dienen nicht nur dazu, eine Person dort einzusperren. Jeder Gegenstand hat eine oder mehrere besondere Fähigkeiten. Sie arbeiten mit Schattenmagie. Nur wenige können mit dieser Art von Magie umgehen. Du bist einer dieser Menschen, weil du mein Hikari bist.“
„Und was genau kann man mit dem Ankh tun? Menschen unsichtbar machen? Fliegen? Irgendwie sowas vielleicht?“ Mahara war neugierig geworden, doch Nephthys schüttelte nur mit dem Kopf.
“Nein, Aibou. Solche Dinge kann es nicht tun. Das Ankh kann in die Herzen der Menschen blicken. Es kann ihre Gedankenwelt sozusagen aufschließen, weswegen es auch Schlüssel genannt wird. Du kannst mit ihm die Gedanken anderer Personen erkennen und somit ihr wahres Wesen herausfinden. Und du kannst Menschen damit verändern.“
„Was meinst du mit verändern?“
Nephthys Blick wurde hart.
“Je nach deinem Willen kannst du das Wesen einer Person verändern. Du kannst Charaktereigenschaften löschen, hinzufügen oder erweitern. Ich halte jedoch nicht viel von diesen Fähigkeiten. Man sollte Menschen nicht verändern. Sie müssen die Veränderungen selbst wollen und durchmachen, sonst hat das ganze keinen Effekt. Du würdest der Person quasi ihre Seele nehmen, verstehst du? Sie wäre nicht mehr sie selbst.“
„Das ist einleuchtend ...“
Mahara blickte nachdenklich an die Decke. Wer wohl die anderen Besitzer der Sennen Gegenstände sind? Ob alle von ihnen einen Yami haben wie ich?
„Nephthys, weißt du, wer die anderen Millenniumsgegenstände hat?“
Ihr Yami schüttelte den Kopf und sah sie traurig an.
“Nein, leider nicht. Ich weiß lediglich, dass Shadi noch immer die Waage hat und wir das Ankh. Aber ich bin mir sicher, dass wir die anderen finden werden. Shadi hat mir einen Hinweis diesbezüglich gegeben. Ich wäre nicht erstaunt, wenn sie auch hier wohnen würden ... wo immer hier sein mag.“
„Oh, du weißt ja noch gar nichts über unsere Zeit! Das hab ich ganz vergessen. Ich wohne in Domino City, das liegt in Japan und ist ziemlich weit von deiner Heimat entfernt. Aber ich war bis vor kurzem noch in Ägypten, zusammen mit meinen Eltern. Wir haben die großen Pyramiden und den Tempel von Abu Simbel besichtigt ...“
Maharas Stimme war immer leiser geworden und Nephthys konnte spüren, dass ihr Hikari zunehmend depressiver wurde.
„Was ist passiert, Mahara? Wieso bist du traurig?“
„Yami ... meine Eltern wurden in Afrika von Wilderern ermordet. Vor einem Monat habe ich sie noch umarmen können und dann waren sie plötzlich tot. Seitdem lebe ich hier bei meiner Oma. Ich vermisse sie!“
Kleine durchsichtige Tränen fielen von den grünen Augen und Nephthys nahm ihren Hikari fest in die Arme, um sie zu trösten.
„Sch, Aibou. Ich weiß, wie du dich fühlst. Auch meine Eltern sind gestorben. Ich war gerade mal acht Jahre alt, als eine Seuche mein Dorf befiehl. Meine Eltern erkrankten an ihr. An dem Tag, als sie starben, bin ich weggelaufen und habe mein Dorf nie wieder gesehen. Ich habe sie auch sehr vermisst und tue es immer noch. Meine Mutter war schwanger, als sie starb. Ich habe mich damals so sehr auf eine Schwester oder einen Bruder gefreut.“
Mahara sah ihren Yami mitfühlend an und Nephthys wischte ihr sanft die Tränen weg.
“Es ist gut, zu trauern, aber man sollte nicht nur in der Vergangenheit leben. Dein Leben wird weitergehen, so wie meines weiter gegangen ist ...“
Sie lächelte kurz.
„Schlaf jetzt, Aibou. Ich werde dir morgen mehr über Ägypten erzählen, wenn du möchtest und du musst mir die heutige Welt erklären. Was ist eigentlich dieser große weiße Kasten, der auf dem Tisch da steht?“ Nephthys zeigte neugierig auf den Schreibtisch ihres Hikaris.
“Das ist ein Computer. Du kannst mit ihm schreiben, zeichnen, Spiele spielen und viele andere Dinge. Er ist ein technisches Gerät.“
“Ah ja ... das musst du mir morgen genauer erklären. Für mich sieht es immer noch wie ein Kasten aus ...“
Mahara lachte. Ihr Yami sah zu genial aus, wie sie den „weißen Kasten“ als potentiellen Feind betrachtete und ihn mit bösen Blicken bedachte. Nephthys drehte sich zu ihrem Hikari um und lächelte.
„Du hast wirklich ein schönes Lächeln, Mahara. Es steht dir viel besser als die Tränen. Schlaf jetzt, Hikari.“
Mahara umarmte ihren Yami kurz und legte sich dann hin, bis ihr etwas auffiel.
“Warum kann ich dich berühren, Yami? Du siehst aus wie ein Geist?“
„Morgen, Mahara, morgen. Gute Nacht!“
Und damit verschwand Nephthys und Mahara spürte, wie ihr Yami in das Ankh zurückkehrte. Das braunhaarige Mädchen betrachtete das Artefakt nachdenklich und legte es schließlich auf ihren Nachttisch.
„Gute Nacht, Yami ... bis morgen ...“
 
TBC
 
 
A/N: Ich danke schon mal allen, die bis hierhin gelesen haben. Ich weiß echt nicht, ob die Story zu etwas taugt und bis jetzt sind ja auch noch keine der eigentlichen Yu-Gi-Oh! Charaktere aufgetaucht, aber ich bitte euch: Lasst euch deswegen nicht abhalten, zu reviewen! Im nächsten Kapitel wird Maharas erster Schultag beginnen und ihr dürft dreimal raten, auf wen sie da treffen wird ;-)