Arjuna Fan Fiction ❯ Mondkinder ❯ Was ist mit Juna los? ( Chapter 2 )

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Die nächste Woche verging ereignislos. Lia schlief ihren Jet Lag aus und machte sich mit ihrer neuen Umgebung, den Mitgliedern ihrer Gastfamilie und dem fremden Essen vertraut. Sehr schnell freundete sie sich auch mit Juna an. Die beiden Mädchen verstanden sich prächtig. Es gab nur eine Kleinigkeit, die Lia an Juna störte: Sprach Lia sie darauf an, dass sie sie gelegentlich mit gerunzelter Stirne anstarrte, dann wollte Juna nichts gemacht haben. Nachdem das öfter vorgekommen war, beschloss Lia, dieses Verhalten als Marotte zu werten und es zu ignorieren.
 
Am darauf folgenden Montag hatte Lia ihren ersten Schultag an der internationalen Schule von Kobe. Da hier die meisten Schüler Japaner waren, löste sie in den Pausen am Gang einen kleineren Auflauf aus neugierigen Schülern aus. Amüsiert dachte sie sich: Also helle Haare und helle Augen scheinen hier wirklich äußerst ungewöhnlich zu sein. Die gaffen ja, als wär ich eine Jahrmarktsattraktion!' und ignorierte die Gaffer, worauf es diesen bald zu dumm wurde. Auch für die Lehrer war sie eine kleinere Attraktion, vor allem für Herrn Yamamoto, den Englischprofessor. Dieser war absolut hingerissen davon, eine richtige native speakerin unter seinen Schülern zu haben und fiel mit einem veritablen Wortschwall über sie her, kaum dass sie das Klassenzimmer betreten hatte.
„Ah, du musst Lia Hawken sein, die kleine Irin. Ja, man sieht es dir an, dass du aus Irland kommst! - Meine Damen und Herren, hier haben wir eine native speakerin, die Englisch spricht, ohne sich bei jedem zweiten Satz zum Narren zu machen. Nicht wahr, Tsukasa-san?“ Gelächter in der letzten Reihe. Tsukasa war der schlechteste Schüler in Englisch und brauchte für einen Satz 5 Minuten. „Ruhe in der letzen Reihe! - Setz dich, Hawken-san, ich habe dich schon ins Klassenbuch eingetragen!“
Lia konnte sich ein Grinsen nur schwer verkneifen, suchte und fand einen Platz am Rand der zweiten Reihe und nahm ihre Bücher heraus. Schnell versank sie in der Tagträumerei eines todlangweiligen Unterrichts. Mr. Yamamoto hatte eine monotone Stimme, wenn er vortrug und Lia hasste es, wenn Lehrer so unterrichteten.
 
In der Pause war sie schnell von Kolleginnen umringt.
„Kommst du wirklich aus Irland, Lia-san?“
„Sind dort wirklich alle so hell wie du?“
„Du sprichst so gut Englisch! Wie machst du das?“
Sie stöhnte. „Redet doch nicht alle durcheinander! Ich hab nur einen Kopf und zwei Ohren! - Ja, ich komme aus Irland, nein, es sind nicht alle so hell, sondern eher rothaarig mit grünen Augen und Englisch ist meine Muttersprache! Zufrieden?“ Die Mädchen lachten. Lia gefiel ihnen. Sie hatten rasch erkannt, dass ihre neue Schulkollegin eine sympathische, lebhafte Natur war und nahmen sie daher schnell in ihre Mitte auf.
Die nächsten drei Stunden vertrieb man sich daher kollektiv mit Schlafen und Briefchen schreiben und am Ende des Tages war Lia ein vollwertiges Mitglied ihrer Klasse.
Müde trat sie den Heimweg an und war froh, dass sie erst morgen Geigenunterricht haben würde. Mr. O'Malley, ein ausgewanderter Ire, hatte dringende Geschäfte in Tokio zu erledigen und daher die Stunde auf den nächsten Tag verschoben.
 
Als sie nach fünfzehnminütigem Fußweg endlich daheim eintraf, wartete Frau Ariyoshi schon auf sie und machte ihr die Tür auf: „Hallo Lia-san! Das Abendessen ist gerade fertig geworden. Wie war die Schule? Hast du Juna gesehen?“
„Super, Ariyoshi-san. Die Schule war echt nett, meine Kollegen sind toll. Nein, Juna habe ich nicht gesehen? Warum auch, wir sind ja in unterschiedlichen Schulen!“
„Na ja, Juna hätte vor Stunden aus der Schule zurück sein müssen, sie ist aber nicht aufgetaucht! Da dachte ich, sie wäre vielleicht mit dir unterwegs.“
Lia hob die Augenbrauen. „Nein, ich hatte bis jetzt Unterricht und Juna weiß das. Machen Sie sich da keine Sorgen, sie trifft sich sicher nur mit Freunden.“ Frau Ariyoshi wiegte besorgt den Kopf.
„Na, ich weiß nicht so recht. Seit sie vor einem Jahr mit Tokio diesen Motorradunfall hatte, wo sie fast gestorben wäre, ist sie nicht mehr dieselbe. Sie verschwindet oft tagelang, um dann völlig zerzaust und erschöpft zurückzukehren. Wenn man sie dann fragt, wo sie war, sagt sie nur, das könne sie mir nicht sagen, ich würde ihr ja doch nicht glauben.“ Interessant', dachte Lia. Was da wohl im Busch ist?', sagte aber nichts weiter und setzte sich zum Abendessen.
Neben dem Tisch stand ein Fernseher und gerade als Lia zum Trinken ihres Glases Tee ansetzte, begannen die Nachrichten.
„Guten Abend, meine Damen und Herren! Wir begrüßen Sie bei den Abendnachrichten. Zuallererst die Schlagzeilen: Kobe und Osaka: 10 Kilometer südlich von Kobe kam es heute Nachmittag auf einer ehemaligen Mülldeponie zu einer Explosion aus unerklärlicher Ursache, aber die Verantwortlichen sagen, es bestehe keinerlei Gefahr für die Anwohner. - Irak: Wieder neue Spannungen…..“
Lia konnte gut genug Japanisch, um den Abendnachrichten folgen zu können, aber auf einmal fand sie ihre Aufmerksamkeit abgelenkt. In ihrer Familie waren PSI-Fähigkeiten weiß Gott nichts Neues und sie wusste, dass sie das Gesicht besaß, aber es überkam sie nur selten.
Plötzlich sah sie vor ihrem geistigen Auge die Mülldeponie. Ein rot-schwarzes wurmähnliches Wesen schoss aus den Tiefen des Mülls heraus und ging offenbar auf Angriffskurs. Da tauchte ein Mädchen auf - Juna! - und sprang. Sie hielt einen eigenartigen Bogen in der Hand, mit dem sie konzentriert auf das Wesen schoss - und es verfehlte. Ärgerlich wollte Juna noch einmal anlegen, aber da tauchte eine weiße, schemenhafte Gestalt auf und schwebte direkt vor ihrer Pfeilspitze. Die beiden schienen sich zu unterhalten. Was dann geschah, erkannte sie nicht mehr, da das Bild vor ihren Augen verschwamm…
„Lia-san! Lia-san! Alles in Ordnung mit dir? Möchtest du ein Glas Wasser?“ Lia schüttelte den Kopf und sah in die besorgten Augen ihrer Gastmutter. „Danke, mir geht es gut.“
„Gott sei Dank! Auf einmal hast du die Augen geschlossen und wurdest so blass. Ich dachte, du würdest ohnmächtig. Es ist ja auch wirklich sehr heiß und du bist unser Klima nicht gewohnt.“
„Ah danke, Ariyoshi-san, aber mir geht es wirklich gut. Vielleicht sollte ich mich trotzdem ein wenig hinlegen, mir ist doch ein wenig schwindelig.“ Kein Grund, ihr die wahre Ursache unter die Nase zu binden!', dachte Lia und verzog sich in ihr Zimmer, nachdem ihre Gastmutter ihr noch etwas homöopathische Medizin aufgezwungen hatte, die, wie sie behauptete, gegen Kreislaufprobleme wirken solle. Aber komisch ist es schon, dass Juna verschwunden ist und ich eine Vision habe, in der sie gegen irgendeinen Monsterwurm kämpft. Ich glaube, Juna schuldet mir ein paar Antworten…', dachte sie schläfrig, bevor sie einschlief.