Digimon Fan Fiction ❯ Zurück zueinander... ❯ Akt 1 - Getrennt ( Chapter 1 )

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Zurück zueinander...

Disclaimer: Ich besitze weder die Charaktere, die Serie oder die
Rahmenhandlung von Digimon. Ich wünschte ich tät's, aber leider ist es
nur ein Traum. Weder verdiene ich mit diesen Geschichten Geld oder
irgendetwas anderes. Ich mach's alleine wegen der Erfahrung und aus
Spaß.

A/N: Wie schon vorher mal gesagt, diesen Akt der Geschichte widme ich
togepi', die mir all die Kraft gab, weiterzuschreiben und diesen Akt
zu beenden. Danke togepi'...

~ "..." flüstern, ! "..." rufen, !! "..." brüllen

§ "..." gesprochen in anderer Sprache (z.B. englisch, wenn ansonsten
japanisch gesprochen wird)

{...} - Kommentare vom Autor - also von mir ;-)

Charas :

Takeru - 30 Jahre - Daisuke (Dai) - 8 Jahre [Takaishi]

Hikari - 30 Jahre - Mimi - 8 Jahre [Yagami]

Daisuke° (Davis) - 30 Jahre - Takeru (TK) - 8 Jahre [Motomiya]

Sora* - 33 Jahre - Mathew (Matt) - 9 Jahre [Takenouchi]

Yamato* - 33 Jahre - Kai - 7 Jahre [Ishida]

* - geschieden ° - verheiratet + - verwitwet

Akt 1 - Getrennt

Prolog

Es war finsterste Nacht, dunkler als jede andere Nacht, als ob die
Welt wusste, dass er sein Licht verloren hatte. Er hatte nicht
verstanden, was genau passiert war, jedoch konnte er das Schicksal
leider nicht aufhalten. Gerade im Moment stand er außerhalb des
Hauses, in welchen sie so lange gemeinsam gelebt hatten; er stand dort
mit seinem Sohn in den Armen. Etwas traf ihn an seinen Kopf und
landete mit einem leisen Klingeln auf dem Boden. Als er sich bückte
und das Objekt aufhob, hielt er seinen Sohn enger an seiner Brust und
begann zu weinen, etwas was er seit ewigen Jahren nicht mehr gemacht
hatte...

Es war das Ende, oder ?

Dieses passierte vor 8 Jahren...

Kapitel 1 - Entscheidung

Ich bin einsam, selbst mit meinem Sohn fühle ich mich einsam. Es war
kurz nach seiner Geburt vor 8 Jahren, als ich meinen größten Fehler
beging. Es war damals eine schwierige Zeit, ich verlor meinen Job und
der meiner Verlobten konnte uns vier nicht über Wasser halten. Dann
wurde mir ein neuer Job hier in London angeboten, während meine
Verlobte aber zuhause in Japan bleiben wollte. Wir hatten an dem Tag
erst eine kleine Diskussion, welches als deftiger Streit endete, mit
der Konsequenz, dass wir uns trennten, jeder mit einem unserer
Zwillinge. Unsere Tochter blieb bei ihr, während unser Sohn mit mir
fortging. Jedoch selbst nach den 8 Jahren liebe ich sie noch immer.
Ich dachte niemals, dass ich denselben Fehler wie meine Eltern begehen
würde, aber ich tat's und dieses Mal ist es noch schlimmer; Daisuke,
unser Sohn, weiß noch nicht einmal, dass er eine Schwester hat, Mimi.
Wir benannten die beiden nach unseren beiden besten Freunden unserer
Kindheit, Motomiya Daisuke und Tachikawa Mimi. Ich wünschte so oft all
die Jahre, dass ich noch immer Kontakt zu meinen Freunden hätte,
jedoch nach der Trennung entschied ich mich, etwas Zeit allein zu
verbringen und brach alle Leinen ab. Ich habe sogar den Kontakt zu
meinen eigenen Bruder verloren nach dessen Scheidung vor zwei Jahren,
das Letzte, was ich von ihm weiß, ist, dass er einen neuen Job in der
USA gefunden hatte.

Ich denke, es ist an der Zeit, meine Isolation aufzugeben, selbst wenn
ich niemals meine Fehler ausbügeln kann, zumindest verdient Daisuke
einen Versuch. Auch wenn er sein ganzes Leben hier verbracht hat, ist
er nicht glücklich hier; aufgrund seiner japanischen Abstammung wird
er unter anderem in der Schule immer als Außenseiter behandelt.
Glücklicherweise läuft mein Vertrag (ich nenne ihn eher Knebelvertrag)
gerade aus, sodass ich nicht mehr länger an dieses Land gebunden sind.
Jedoch ist dieses keine Entscheidung, die ich alleine gegen meinen
Sohn treffen möchte, sondern mit ihm. Und ich weiß auch, dass ich ihn
irgendwann die Wahrheit erzählen muss... Doch dieses kann warten,
zumindest bis wir unsere Entscheidung getroffen haben...

! "Dai, kommst du bitte mal her ?"

! "Nur 'ne Sekunde, Dad..."

Manchmal frage ich mich, wie er so erwachsen für sein Alter ist, er
benimmt sich eher wie ein 11-jähriger als ein 8-jähriger Junge. Doch
dieses ist etwas, was er von seiner Mutter hat, sie hat sich damals
auch oft älter verhalten als sie war. Es ist irgendwie seltsam, er
sieht aus wie ich in seinem Alter, er hat nur Facetten seiner Mutter,
aber sein komplettes Verhalten ist eindeutig ihrs. Ich frage mich nur,
ob Mimi das komplette Gegenteil zu ihm ist, so aussieht wie ihre
Mutter und meinen Charakter hat...

"Was ist los, Dad ?"

"Setz dich, ich denke, wir sollten eine Entscheidung für uns
treffen..."

"Hä ?"

"Was würdest du von einem Umzug halten ?"

"Weiß nicht. Wohin ?" Daisuke sieht verwirrt aus, nicht glücklich oder
traurig, ganz einfach nur verwirrt.

"Ich denke so an... Tokio, Japan, die Gegend, wo deine Großeltern
leben..." Ich bemerke, wie sich Dais Augen weiten, jedoch kann ich
dieses Zeichen weder als gutes noch als schlechtes deuten. "... aber
am Ende soll's deine Entscheidung sein. Wenn du gehen willst, dann
ziehen wir um, wenn nicht, dann lassen wir's."

"Japan hört sich super an! Wo werden wir genau hinziehen ?"

"Ich denke, wir werden zuerst bei deiner Oma leben und danach suche
ich uns ein schickes Apartment in der Nachbarschaft." Wenn Dai eben
gerade begeistert war, so ist er nun Feuer und Flamme; ich weiß, wie
er seine Großeltern liebt, zumindest beide, die er kennt.

"Wann ?"

Und irgendwie steckt er mich mit seinem Enthusiasmus an. "So schnell,
wie ich die notwendigen Anrufe tätigen kann und unseren Umzug
arrangiert habe. Ich sag's dir nach diesen Anrufen."

"OK, Dad." Es war lange her, als er so glücklich war. Nun bin ich mir
sicher, was ich zu tun habe.

Kapitel 2 - Zurück

Seit unserer Entscheidung ist gerade mal eine Woche vergangen und wir
stehen nun am Tokioer Flughafen nach meiner Mutter suchend, welche uns
abholten wollte.

! "Takeru ! Dai !"

Wir haben die ganze Zeit in die falsche Richtung gesucht, meine Mutter
steht lediglich einige Meter hinter uns und winkt uns zu.

! "Oma !"

Dieses sind die Momente, die so sehr liebe, wenn mein Sohn sich wieder
wie ein 8-jähriger verhält. Es ist unmöglich, ihn zurückzuhalten, aber
um ehrlich zu sein, will ich es nicht mal. Er rennt mit voller
Geschwindigkeit auf meiner Mutter zu, welche ihn agil auffängt und auf
den Arm nimmt. Wie habe ich es vermisst, hier zu sein und meinen Sohn
so glücklich zu sehen. Ich hätte niemals diesen verdammten Fehler
begehen sollen, nach England zu ziehen... Ich weiß nicht, ob ich meine
Tränen zurückhalten kann, aber wen interessiert's...

! "Hallo, Mutter..."

Nach Minuten, angefüllt mit Umarmungen und Tränen, spricht meine
Mutter :

"So ihr zwei, jetzt holen wir mal eure Koffer und dann suchen wir uns
was zu essen..."

Keiner von uns ist anderer Meinung, so sorgt sich Mutter um Dai,
während ich unser Gepäck abhole. Um genau zu sein, handelt es sich nur
um den ersten Teil unseres Gepäcks; der Rest folgt die nächsten Tage
per Post. Wir haben nur das für die nächsten Tagen nötigste
eingepackt. Danach fahren wir zu einem Restaurant irgendwo in Tokio,
bevor wir endlich zum Apartment meiner Mutter aufbrechen...

"So ihr zwei, dieses wird die nächsten Tage euer Zuhause sein. Dai, du
schläfst in dem alten Zimmer deines Vaters, während du, Takeru, das
Gästezimmer nimmst."

An sich ist dieses keine Überraschung für mich, bis dato haben wir
immer dieses Arrangement getroffen, jedes Mal, wenn wir hier waren.
Ich weiß, wie Dai dieses liebt, er ist so stolz auf mich, auch wenn
ich es an sich nicht verdiene... Ich weiß, dass er die Wahrheit
verdient, und ich werde sie ihm auch erzählen, jedoch nicht bevor wir
uns hier eingelebt haben...

Ich bemerke, wie Dai gähnt, und wissend, dass er keine Minute während
des Fluges geschlafen hat, schicke ich ihn schlafen. Wir haben den
ganzen morgigen Tag für uns, außer für ein Treffen mit der
Schulleiterin an seiner neuen (und meiner alten) Schule. Ich dachte,
es wäre das Beste, wenn ich ihm einen freien Tag gönne, bevor er
wieder zurück zur Schule muss. Ich hingegen habe zwei Wochen frei,
bevor ich meinen neuen Job hier antreten muss. Die meiste Zeit werde
ich von zuhause arbeiten können, lediglich zwei-, dreimal im Monat
muss ich dann im Büro aufschlagen, um dort an Meetings teilzunehmen.
Dieses sind weitaus bessere Konditionen als in meinem alten Job in
London, dort musste ich 5 Tage in der Woche im Büro sein.

"Takeru ?"

"Ja, Mutter ?"

"Hast du schon ein eigenes Apartment gefunden ?"

"Noch nicht, ich wollte erst übermorgen anfangen, danach zu suchen,
wenn Dai zur Schule geht. Bis jetzt habe ich lediglich ein paar
Angebote, welche ich noch erst überprüfen muss."

"Vielleicht bist du an diesem Apartment interessiert ? Ich wollte es
sowieso verkaufen..."

"Wieso ? Ich dachte, du liebst dieses Apartment ?"

"Ich sag's mal so, ich ziehe mit jemand zusammen in sein Apartment und
nebenbei denken wir sogar an Heirat..."

WAS ??? Es muss schon jemand besonderes sein, wenn sie sich nach
meinem Vater wieder in jemanden verliebt hat...

"Wer ?"

Ich bemerke ein teuflisches Grinsen auf meiner Mutters Gesicht... Kann
es sein ???

"Ich glaube, du weißt wer... Wir haben endlich unsere Probleme
gelöst... Vielleicht sollte ich auch erwähnen, dass unsere Einsamkeit
etwas nachgeholfen hat..."

Es stimmt, sie waren einsam nachdem Dai und ich nach London und Yamato
nach Florida ausgewandert sind. Sie haben nur sehr selten uns oder
ihre Enkelkinder gesehen.

"Gratulation ! Ich hatte nicht mehr daran geglaubt, dass es in diesem
Leben passiert... Das Apartment klingt verlockend, jedoch möchte ich
lieber erst mit Dai darüber sprechen, bevor ich eine Entscheidung
treffe. Ich habe so viele schlechte Entscheidungen für ihn getroffen,
so dass ich lieber erst seine Meinung einholen möchte."

"Gute Idee, zumindest hast du von unseren Fehlern gelernt..."

"Nicht wirklich, ich habe eher aus meinen eigenen Fehlern gelernt,
insbesondere aus meinen größten, der selbst euren größten Fehler in
den Schatten stellt... Das schlimmste damals, hätte ich nur zwei Tage
länger gewartet, hätte ich einen Vertrag hier in Tokio erhalten
können..."

*** Wechsel der Perspektive ***

"Mami, ich kann nicht schlafen..."

Ich sehe mein übermüdete Tochter in der Tür zu meinem Schlafzimmer
stehend, mit einer Patamon-Puppe in der Hand. Ich frage mich, wieso
sie sich für eine Patamon-Puppe entschieden hat und nicht zu einer
Gatomon. Aber ich verstehe es, wenn ich in ihre Augen sehe. Sie hat
genau denselben Blick in ihnen wie ihr Vater. Wieso denke ich
eigentlich die letzten Tage sooft an ihn ???

"Liebling, komm her." Ich tätschele auf den freien Platz neben mir.
Ich habe noch immer ein großes Bett, schon allein um mich daran zu
erinnern, was ich vor 8 Jahren gemacht habe. Keine Ahnung, warum ich
damals so wütend geworden bin, er wollte doch lediglich genügend Geld
verdienen, so dass wir nicht verhungern mussten, da mein Einkommen
nicht annähernd ausreichte. Wir brauchten seinen Job, doch wollte ich
nicht aus Odaiba wegziehen; um ehrlich zu sein, ich lebte niemals
woanders und ich hatte höllische Angst, was uns in London erwarten
würde. Wie oft wünschte ich, dass ich mich für mein idiotisches
Verhalten damals hätte entschuldigen können, jedoch nach seinem Umzug
verlor ich jeglichen Kontakt zu ihm, und ich war zu feige, um seine
Eltern oder deinen Bruder zu fragen. Das schlimmste jedoch ist, dass
Mimi weder von ihrem Vater noch ihrem Bruder weiß. Ich empfinde mich
als Diebin, als Betrügerin, welche ihr die halbe Familie gestohlen
hat. Ich weiß, dass sie die Wahrheit verdient, jedoch grault es mir
davor, dass sie mich hassen oder dass der Schock sie zu stark
verletzen könnte. Das schlimmste für mich ist, dass ich niemals über
ihn hinweg gekommen bin...

Kapitel 3 - Treffen

::Gähn:: Ich weiß nicht mehr, wie lange meine Mutter und ich uns
unterhalten haben, aber sie wollte einfach alles wissen, was all die
Jahre in unserem Leben passiert ist. Schwierig zu erklären war es,
warum ich es damals abgelehnt hatte, Dai eine Klasse überspringen zu
lassen. Seine Leistungen waren und sind noch immer erstklassig und es
hätte ihn kaum überfordert, ein Jahr zu überspringen. Jedoch wollte
ich ihm nicht den Stempels eines Außenseiters aufdrücken, es war so
schon recht schwer, aber dann noch eine Klasse überspringen, dass
hätte wohl seine Situation noch verschlimmert. Hinzu kam, dass er den
kompletten Stoff, den er übersprungen hätte zuhause in Heimarbeit
hätte nachholen müssen. Ich weiß, dass er begabt ist, jedoch das
letzte bisschen seiner Kindheit zu zerstören, dass konnte einfach
nicht in seinem Interesse sein. Seine Mutter hätte mich dann noch
adhock skalpiert, sofort nachdem sie es herausgefunden hätte. Hinzu
kommt, dass ich weiß, was passieren kann, wenn man zuviel Last auf die
Schultern eines Kinds aufbürdet, Ken kann ein Lied davon singen...
Irgendwie habe ich es geschafft, meine Mutter, wenn auch nicht ganz,
von meinen Motiven zu überzeugen, so dass sie meine Entscheidung
zähneknirschend akzeptierte. Ich habe sie in nahezu alles eingeweiht,
außer darin, dass ich versuche, einige Romane verlegen zu lassen. Ich
habe zwar noch keine Antwort, jedoch besitzen die Verleger meine neue
Adresse, so dass sie mich für eine Antwort erreichen können. Ich hoffe
wirklich, dass sie an den Romanen interessiert sind...

Oh, was - oder besser - wer liegt denn neben mir ? - Es ist eigentlich
lächerlich, danach überhaupt zu fragen, ich weiß doch, wer es ist :
Daisuke. Er ist einfach zu nett, um mich zu wecken, wenn er nicht
schlafen kann. So klettert er einfach neben mich ins Bett und schmiegt
sich an mich ran. Solange es nur wir beiden sind, habe ich keine
Probleme damit. Ich verstehe es noch immer nicht, warum ich ihn
überhaupt verdiene, ihn, der die letzten Jahre immer mein Letzter
Strahl des Lichtes war und der einzige Grund für meine Hoffnung, er,
der mein einziger Grund ist, warum ich überhaupt täglich aufstehe...
Ich versuche, ihn nicht zu wecken, als ich mich nach dem Bild auf
meinen Nachtschrank strecke, welches ich gestern Abend, bevor ich
schlafen ging, dort platziert habe. Dieses Foto zeigt unsere beiden
Teams ineinander verschachtelt ohne unsere Digimon. Es wurde für mich
zu einem Ritual, dass jedes Mal vorm Schlafengehen mir das Bild
anschaue und jedem ein stilles Gutnacht wünsche. Ich wunder mich,
warum Dai mich noch niemals nach dem Foto gefragt hat und wer diese
Personen sind...

"::Gähn:: Dad ?"

"Ja, Dai ?"

"Wer sind die ?"

Ist es nicht lächerlich ? Manchmal hasse ich den Zufall, aber ich
zugeben, dass eigentlich mein komplettes Leben auf Zufällen aufgebaut
ist; ich kann mich eigentlich nicht beschweren...

"Ich dachte schon, du würdest mich niemals fragen... Dieses waren...
sind meine engsten Freunde meiner Kindheit. Wir haben dieses Foto kurz
nach unserem Kampf gegen Malomyotismon aufgenommen."

"Du meinst, du warst einer der Zwölf' ?"

Ich erinnere mich, unsere Kämpfe sind jetzt Teil der öffentlichen
Geschichte, auch wenn unsere Identitäten noch immer geheim sind, dank
der Hilfe von Gennai. Geschichtswissenschaftler kennen lediglich
unsere Anzahl und dass wir Japaner sind, aber nichts mehr. Wir werden
nur noch Die Zwölf' genannt.

"Stimmt, Dai. Mein Partner ist/war Patamon, welcher zu Angemon, später
Magnaangemon und Seraphimon digitieren konnte. Zusätzlich war es ihm
auch möglich Pegasusmon alleine oder mit Ioris Digimon Shakkoumon zu
werden. Es war damals eine interessante Zeit, wir hatten gute, aber
auch traurige Momente; am Ende ist es eine gute Erinnerung."

"Wie kommt es, dass du's mir niemals erzählt hast ?"

"Die einfachste Antwort wäre, dass du nie danach gefragt hat." Ich
setze ein gemeines Grinsen auf und bemerke, dass ihn die Antwort nicht
gefällt. "Aber dieses wäre einfach gelogen. Diese Zeit hat auch
schlimme Erinnerungen für mich, die mir dann ebenfalls einfallen,
Sachen die ich liebend gern vergessen möchte, die mich noch immer
verletzen oder die, die mich an meinen größten Fehler überhaupt
erinnern..." Ich kann kaum meine Tränen zurückhalten...

"Entschuldige, Dad, dass ich gefragt habe..."

"Du brauchst dich dafür nicht zu entschuldigen. Du verdienst es zu
wissen, es ist auch ein Teil deiner Geschichte. Wenn du willst, kann
ich dir heute einiges aus der Zeit erzählen, nicht alles, aber es kann
ein Anfang sein."

"Sag mal, Dad, wer von denen warst du ?"

Ich zeige auf mein 11-jähriges Abbild. "Das war ich, und der andere
Blonde hinter mir war Onkel Yamato."

"Yama war ebenfalls einer von den Zwölf' ?"

"Stimmt, wir beide waren von Anfang an im Team. Sein Partner ist/war
Gabumon, welcher zu Garurumon, Weregarurumon und Metalgarurumon
digitieren konnte. Irgendwie passten beide perfekt zusammen, sie waren
beide einsame Wölfe..."

"Und das Mädchen neben dir ? Sie hat eine interessante Aura..."

Volltreffer! Aber was soll ich ihm erzählen... Ich glaube, ich bin
noch nicht soweit...

"Das ist Hikari, vielleicht mein bester Freund damals. Ihr Partner war
Gatomon..."

"Und wer ist der Knabe mit der Fliegerbrille auf dem Kopf ?"

"Gute Wahl, das ist Motomiya Daisuke, zu damaliger Zeit mein größter
Rivale und später mein zweitbester Freund. Du wurdest nach ihm
benannt. Mir tut's nur irgendwie leid, dass er vor deiner Geburt nach
Amerika ausgewandert ist. Er plante, dort ein Restaurant zu
eröffnen... Das bringt mich auf eine blendende Idee. Wir ziehen uns an
und dann suchen wir uns ein Restaurant oder Café, wo wir uns ein
Frühstück genehmigen. Uns später, dann erzähle ich mehr von uns und
unseren Abenteuern. Ist es ein Deal ?"

"Deal !"

Ich weiß, warum er mein letzter Lichtstrahl ist, der Grund für meine
Hoffnung. Er ist gleichzeitig so erwachsen und dann doch noch ein
Kind, einfach einzigartig...

Langsam stehen wir auf. Während Dai in sein Zimmer geht, um sich
anzuziehen, nehme ich ein Handtuch und verschwinde ins Bad, um mir
eine Dusche zu genehmigen. Wir haben es immer so ausgemacht, dass ich
erst duschen und rasieren kann, bevor er das Bad für sich
beansprucht...

*** 45 Minuten später ***

Glücklicherweise war meine Mutter noch immer am schlafen, als wir
beide uns aus dem Apartment herausgeschlichen haben. Wir wissen zwar
nicht, wo wir ein Restaurant oder ein Café finden, welches um diese
Uhrzeit, 07.30 Uhr Ortszeit, geöffnet hat, aber mit etwas Hoffnung
finden wir eins. Während unseres ganzen Spaziergangs durch die
Nachbarschaft saß mein Sohn auf meinen Schultern. Ich stellte fest,
dass viele Häuser renoviert wurden, aber mindestens genauso viele
waren so, wie ich sie von früher kannte. Endlich finden wir ein
geöffnetes Restaurant, und es nennt sich Veemons Nudeln'. Ich kann
nicht anders und muss anfangen zu lachen...

"Dad, was ist so lustig ?"

"Dai, ich habe dir doch vorhin von meinem Freund Daisuke erzählt; sein
Partner war Veemon. Glaubst du, dass es Zufall sein kann ?"

Wir beide schütteln unsere Köpfe und sagen gemeinsam "Nein..."

"Was meinst du, wollen wir hier frühstücken ?"

"Unbedingt."

Wir betreten das Restaurant und setzen uns an einen freien Tisch, was
nicht allzu schwer derzeit ist, da wir die einzigen Kunden sind. Nach
wenigen Momenten erscheint ein Kellner, welchem wir unsere Bestellung
aufgeben. Nach ungefähr 20 Minuten erscheint ein junger Mann mit
weinrotem Haar in Kochkluft, welcher uns unser bestelltes Essen
bringt.

Irgendwie scheint mich der Koch an jemanden zu erinnern, jedoch kann
ich diesen Gedanken nicht halten.

"Es tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat, jedoch ist unser
Koch krank und ich musste einspringen. Außerdem passiert es selten,
dass hier jemand Nudelsuppe zum Frühstück bestellt."

"Tja, die Nudelsuppe habe ich bestellt, bei dem Namen des Restaurants
musste ich diese einfach probieren. Ansonsten brauchen Sie sich keine
Sorgen um die Zeit zu machen, wir haben heute genügend davon."

Der Koch scheint wohl nicht allzu viel derzeit zu tun zu haben, er
geht zwischenzeitlich an die anderen Tische und überprüft deren
Erscheinungsbild, etc. pp.

Ich probiere die Nudelsuppe, ich habe diese eigentlich nur bestellt,
da ich neugierig war, ansonsten kann ich darauf zum Frühstück
verzichten. Nach wenigen Löffeln muss ich zugeben, dass sie sehr gut
gelungen ist, fast genauso gut wie die, die wir uns vor Jahren selbst
in der Digiwelt zubereitet hatten, als wir noch gegen die Oikawa und
seine Schergen kämpften.

Schon fast nebenbei schaue ich, ob Dai sein Frühstück schmeckt, was
ich eindeutig bejahen muss.

"Dad, eine Frage, kann ich auch eine Fliegerbrille haben, wie dein
Freund ?"

"Dai, ich glaube, dir und deinen Haaren stände eher eine Fischermütze,
weiß oder cremefarben."

"Du meinst, so eine wie auf dem Foto ?"

"Genau so eine, leider kann ich dir nicht meine geben, da ich sie
früher jemand besonderem geschenkt habe... Doch da wäre noch meine
alte grüne, die bei unserem ersten Abenteuer mein Markenzeichen war."

"Hört sich kewl an."

Eigentlich schon fast nebenbei denke ich noch über den Koch nach und
langsam fangen sich Gedanken zu einer Idee zu verbinden. Das
Restaurant, das Aussehen des Kochs, das Essen, alles passt irgendwie
zusammen, und es bringt mich auf eine Idee... Und glücklicherweise
befindet er sich gerade auf dem Weg, knapp an uns vorbei.

"Und so nebenbei fällt mir ein, was mir 2 Freundinnen gesagt haben:
Fliegerbrillen sind eher etwas für Anführer von Sturmtruppen, nicht
für die klugen Köpfe hinter denen. Und diese Brillen sollen deren
Besitzer den Blutfluss zum Gehirn abschneiden und deren logisches
Denkvermögen lahm legen..." So nebenbei zwinkere ich Dai zu.

"Seltsam, genau dasselbe haben auch zwei meiner Freundinnen vor Jahren
gesagt, auch wenn ich dem zweiten partout nicht zustimmen kann."

Ich glaube, mein Verdacht war berechtigt; jetzt muss ich nur noch den
Sack zumachen.

"Und wie geht es den Freundinnen ?"

"Die eine hat meinen besten Freund geheiratet und zu der anderen habe
ich leider den Kontakt verloren, nachdem sie mit meinem zweitbesten
Freund ausgegangen ist."

"Also hat Ken Miyako endlich gefragt, hat ja recht lange gedauert. Ich
wünschte ich könnte mehr über Hikari sagen, aber auch ich habe den
Kontakt verloren..."

Der Koch' wollte zwar eigentlich weitermachen, aber plötzlich schaut
er mich mit weit geöffneten Augen an. Ich kann nicht anders und muss
grinsen...

"Dai, darf ich dir Motomiya Daisuke vorstellen, Betreiber dieses
Restaurants, Partner von Veemon und der Stachel in meinem Gesäß..."

Daisuke schaut mich mit ungläubigen Augen an und langsam dämmert es
wohl, wen er vor sich hat.

"Takeru ?"

"Yep, das bin ich. Darf ich dir meinen Sohn Daisuke vorstellen ?"

"Takaishi Daisuke, es ist nett, Sie kennenzulernen." Dai ist wie
immer, höflich und zuvorkommend, etwas was er definitiv von seiner
Mutter hat, auch wenn wohl meine Erziehung etwas nachhalf.

"Dai, du brauchst keinen von uns zwölfen zu siezen, wir sind alle
Familie."

"Dem kann ich nur zustimmen, und nenn mich Davis, so werde ich seitdem
ich nach Amerika umgezogen bin genannt... So Takeru, wo ist der Rest
deiner Familie ?"

"Ich bin alleinerziehender Vater." Ich glaube, Davis merkt, dass er
einen wunden Punkt getroffen hat.

"In Ordnung. Sorry, Takeru, dass ich den Kontakt zu euch verloren
habe, jedoch meine Arbeit nahm mich einfach zu sehr in Beschlag."

"Ich kenn das, so erging es mir auch in London. Wir sind gerade von
dort hierher gezogen. Und seit wann bist du zurück ?"

"Meine Familie und ich sind auch gerade erst zurückgezogen. Ich muss
sogar noch meinen Sohn hier an der Schule anmelden."

"Zufall - ich auch. Habe sogar für nachher hier einen Termin."

"Dann werden wir uns dort wohl sehen, ich muss dir unbedingt meinen
Sohn vorstellen."

"Das musst du unbedingt. Vielleicht sollten wir dann auch noch ein
Treffen arrangieren. Ich hoffe, noch einige andere von uns zu finden
und ein großes Treffen zu arrangieren."

"Gute Idee. Aber das besprechen wir lieber später, ich muss leider
wieder an die Arbeit, du weißt ja, zuviel zu tun und zu wenig Zeit."

"Und bevor ich's vergesse, du musst mir unbedingt dein Rezept für die
Nudelsuppe geben, sie ist noch besser als mein eigenes Rezept."

"Dad, ist sie so gut ?"

"Besser."

"Danke für die Blumen. Ach ja, bevor ich's vergesse, das Essen geht
aufs Haus. Bis nachher wünsche ich euch was."

"Tschau, Herr... ähm, Davis."

"Tschüß Daisuke." Wir können nur noch zusehen, wie er in die Küche
verschwindet.

"Dad, war er immer so ?"

"Yup... Manchmal sogar schlimmer, aber im Ganzen war er immer ein
guter Freund."

*** Hikaris Perspektive ***

Gerade als ich die Schule betrete, merke ich, dass unsere Rektorin
Frau Iwakomo auf mich wartet.

"Mimi, gehst du schon mal in die Klasse, ich muss noch kurz mit der
Rektorin sprechen."

"Ja, Mutti." Sie geht in Richtung Klasse voraus. Dieses Jahr bin ich
ihre Lehrerin; es ist zwar eine seltsame und schwierige Situation,
sein eigenes Kind zu unterrichten, glücklicherweise muss ich nicht
alle Fächer übernehmen.

"Frau Yagami ?"

"Ja, Frau Iwakomo ?"

"Ich möchte Sie nur darüber informieren, dass sie ab morgen zwei neue
Schüler in Ihrer Klasse haben: Einer kommt aus England und einer aus
Amerika."

"Sind da noch andere Informationen ?"

"Ich kenne bis jetzt nur einen Namen, Motomiya Takeru. Ich werde sie
zu Ihnen für ein kurzes Treffen nachher schicken, wenn sie ankommen."
Ich schüttel mich, als ich den Namen Motomiya Takeru höre - das ist
einfach zu seltsam... "Stimmt etwas nicht ?"

"Nicht wirklich, nur ich kannte früher einen Motomiya, und Takeru war
der Name seines Rivalen, welcher später mein Verlobter war."

"Es tut mir leid, falls ich eine alte Wunde geöffnet habe."

"Braucht es nicht, Sie konnten es ja nicht wissen. Das eigentlich
tragische ist nur, dass es mich an meinen größten Fehler von vor 8
Jahren erinnert, aber das ist nichts, womit ich nicht fertig werde...
Besser ich gehe nun zu meiner Klasse."

"Denken Sie nur daran, dass sie nachher in meinem Büro vorbeischauen,
um deren Unterlagen abzuholen."

"Kein Problem, wird gemacht."

Motomiya Takeru - Ich kann's nicht glauben, dass er seinen Sohn nach
ihm' benannt hat. Es stimmt zwar, dass wir unseren Sohn nach Daisuke
benannt haben, aber dass er so was tut, dass hätte ich niemals
geglaubt.

Ich schiebe diesen Gedanken beiseite und gehe weiter in Richtung
meiner Klasse... Das wird hundertprozentig ein interessanter Tag...

*** Takerus Perspektive - Später am Morgen ***

Odaiba hat sich nicht wirklich verändert, im Groben und Ganzen ist es
immer noch das alte, insbesondere der Park.

Den ganzen Morgen habe ich Dai hier herumgeführt und ihm die Gegend
gezeigt. Nebenbei sprachen wir dann über alle Digiritter, aber
insbesondere über Davis. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern,
wie viele Geschichten ich ihm über Davis erzählt habe, ich habe
irgendwann einfach aufgehört zu zählen. Dai war so wissbegierig über
ihn, insbesondere da ich ihm niemals zuvor von ihm erzählt habe. Was
mich nur wundert ist das, dass er mich nichts über Hikari gefragt hat

Gerade im Augenblick sitzen wir im Sekretariat seiner neuen Schule und
warten bis die Rektorin mit einem anderen neuen Schüler fertig ist.
Endlich öffnet sich die Tür und Davis samt Sohn verlassen das Büro der
Rektorin. Sein Sohn sieht genauso aus wie er, als er jünger war und
ist in Dais Alter.

"Oh, Takeru, darf ich dir meinen Sohn Takeru vorstellen ?"

Mir ist es gerade noch möglich nicht lauthals loszuprusten, jedoch ein
Lächeln, das kann ich mir nicht verkneifen.

"Takeru, das ist Takaishi Takeru, der, nachdem zu benannt wurdest."

"Mr. Takaishi, es ist nett, Sie kennen zu lernen."

"Bitte, nenn mich nicht Mr. Takaishi', ich bin einfach Takeru."

"Herr Takaishi, Sie sind dran." Das war die Rektorin.

Während Dai und ich ins Büro der Rektorin gehen, merke ich, dass Davis
und sein Sohn sich dort hinsetzen, wo wir vorhin saßen.

An sich ist das Gespräch mit der Rektorin recht langweilig, sie fragt
mich hauptsächlich einige Sachen über mich oder Dai, über seine
Leistungen an seiner alten Schule, über seine Japanisch-Kenntnisse und
so weiter. Danach überprüft sie die Formulare, die ich zuvor
ausgefüllt habe. An sich war dort kein Problem, außer einem...

"Sind Sie sich sicher hiermit ?" Sie verweist auf den Teil über Dais
Mutter.

"Hundertprozentig. Das ist richtig. Warum fragen Sie ?" Sie schaut
mich nur verwundert an.

"Nichts spezielles..." Sie lügt, ich kann es definitiv sehen, aber ich
weiß nicht warum. Danach fährt sie weiter mit dem Check.

"Es sieht alles in Ordnung aus. Kommen Sie mit, ich möchte Sie seiner
neuen Lehrerin zwecks einer kleinen Einführung vorstellen. Folgen Sie
mir einfach..."

Sie öffnet sie Tür und wir verlassen ihr Büro; Davis und sein Sohn
warten noch immer draußen.

"Takeru, kannst Du mir einen kleinen Gefallen tun ?"

"Kein Problem, welchen ?"

"Ich erhielt gerade einen Anruf aus meinem Restaurant, irgendein
Notfall. Jedenfalls ich muss dringenst zurück. Kannst du währenddessen
auf meinen Sohn aufpassen ? Ich versuche so schnell wie möglich
zurückzukommen. Falls ihr schneller fertig seid, weißt du ja, wo ich
bin..."

"Keine Ursache, mach ich doch gerne."

Bevor Davis uns verlässt spricht er noch schnell mit seinem Sohn und
sagt ihm, dass ich mich bis er zurück ist um ihn kümmern werde.

Wir übrigen drei folgen der Rektorin zu deren neuen Klasse, in welche
sie ab morgen gehen werden. Irgendwie beschleicht mich ein seltsames
Gefühl, dass noch etwas passieren wird...

*** Hikaris Perspektive ***

Ich versuche gerade, meiner Klasse die hohe Kunst der Multiplikation
beizubringen. Um ehrlich zu sein, ist es an sich nicht schwer, jedoch
soll man das 8-jährigen Kindern erzählen... In meinem ersten Jahr
hatte ich noch recht große Probleme mit dem Unterrichten, jedoch mit
der Hilfe von anderen Lehrern gelang es mir irgendwie das Eis zu
brechen; und nach all den Jahren habe ich mich irgendwie daran
gewöhnt. Doch heute ist alles irgendwie wie verhext, ich kann mich
kaum konzentrieren und ich habe ein seltsames Gefühl, welches ich
zuletzt an dem Tag vor 8 Jahren hatte...

Plötzlich betritt die Rektorin, Frau Iwakomo, mein Klassenzimmer. Ich
glaube, meine neuen Schüler stehen draußen. Sie zeigt mir, dass sie
keine formelle Begrüßung durch die Klasse wünscht, so ordne ich der
Klasse lediglich an, sich während meines Gesprächs mit ihr ruhig zu
verhalten.

"Frau Yagami, ich habe die neuen Schüler mitgebracht, sie stehen
derzeit draußen. Bei ihnen ist auch ein Elternteil. Während sie mit
ihnen reden werde ich Ihre Klasse übernehmen. Ich empfehle ihnen, ihre
Tochter mitzunehmen, so dass sie denen die Schule zeigen kann."

"Danke. Ich versuche, es schnell zu machen..."

"Brauchen Sie nicht. Nehmen Sie sich alle Zeit, die sie benötigen.
Nebenbei bemerkt, ich mag es, Kinder zu unterrichten, insbesondere da
ich seitdem ich Rektorin wurde, kaum noch Gelegenheit dazu habe."

Ich signalisiere Mimi, dass sie mir folgen soll, und wir beide
verlassen darauf das Klassenzimmer. Manchmal frage ich mich, was im
Kopf der Rektorin vorgeht, einmal hat sie mir erzählt, dass sie das
Unterrichten von 3-Klässlern partout hasst, und dann heute sagt sie
genau das Gegenteil. Vielleicht denkt sie, dass ich gerne ein bisschen
länger das Wiedersehen mit Daisuke feiern möchte...

Im Moment, als ich die Tür schließe, bemerke ich einen riesigen, mir
irgendwie bekannten, blonden Mann mit zwei Kindern vor dem
Klassenzimmer. Irgendwie kann ich den Gedanken leider nicht
festhalten. Danach betrachte ich die beiden Kinder, welche wohl meine
neuen Schüler darstellen. Der erste hat weinrotes, stacheliges Haar
mit einer Fliegerbrille auf dem Kopf, das ist definitiv Daisukes Sohn.

Ich grüße ihn.. "Du musst bestimme Motomiya Takeru sein. Ich bin Frau
Yagami, deine neue Lehrerin." Ich bemerke, wie der große Blonde
anfängt mich nervös anzublicken, als ob er etwas wüsste, was ich nicht
weiß...

Danach betrachte ich den anderen Jungen... Oh Mann, wenn ich es nicht
besser wüsste, würde ich sagen, der sieht exakt genauso aus wie mein
Exverlobter in seinem Alter. Und seine Augen, sie strahlen etwas aus,
etwas mir sehr bekanntes, etwas, was ich jeden Morgen im Spiegel
sehe... Ich brauche keine drei Versuche, um zu erraten, wer er ist...
Er kann nur der sein, den ich 8 Jahre lang verleugnet habe...

Kurz bevor ich zusammenbreche, gelingt es mir noch seinen Namen
herauszuflüstern ~"Daisuke..."

Danach bricht alles bei mir zusammen, und ich muss einfach anfangen zu
heulen. Ich fühle mich so verloren und lichtlos, genau dann fühle ich
eine mir nur zu gut bekannte Aura, eine, die ich so lange vermisst
habe. Er hält mich so nahe, so dass ich mich an seiner Schulter
ausheulen kann, wie wir es vor dem Schicksalstag gewohnt waren...

~"Tut mir leid, Hikari... Ich wollte mich all die Jahre bei dir
entschuldigen, was ich dir... mir... uns angetan habe... Ich hoffe, du
kannst mir verzeihen, wenn nicht heute, vielleicht irgendwann in der
Zukunft..." Ich merke, wie gebrochen seine Stimme klingt, so als ob er
mühsam seine Tränen zurückhält...

Gerade dann werden meine Gedanken durch... unterbrochen.

"Mutti ? Bist du in Ordnung ?" Mimi, wer sonst...

Ich versuche, ihr zu antworten, kriege jedoch kein Wort raus. Es ist
Takeru, der anstelle meiner antwortet...

"Keine Sorge,... Mimi... Ich kümmere mich um sie... Kannst du bitte
Daisuke und Takeru währenddessen hier herumführen ? ... Wir müssen
noch einiges bereden..."

"Kein Problem, Herr ???"

"Takaishi Takeru, aber nenn mich einfach Takeru. Ich versichere dir,
dass deine Mutter bei mir genauso sicher ist wie bei Gatomon..."

Ich weiß, dass er nichts mehr hinzufügen muss. Der Satz mit Gatomon
zeigt eindeutig, dass er glaubwürdig ist, nur meine engsten Freunde
wissen von ihr...

Ich bemerke, wie die Kinder langsam davonschlendern, wobei ich Teile
ihres Gesprächs bemerke...

"Sag mir, Dai, wie kommt es, dass dein Vater von Gatomon weiß ?"

"Ganz einfach... Er ist einer von den Zwölf', wie dein Vater..."

"Cool..."

"Soll ich was lustiges erzählen ?"

"Schieß los..."

"Meine Mutter ist auch eine..."

Ich weiß nicht mehr, soll ich weinen oder lachen ? Es ist irgendwie
seltsam, unsere Kinder mit Daisukes Sohn so reden zu sehen, als wenn
sie die engsten Freunde wären... Dieses Gefühl bleibt einige Sekunden,
bevor meine Trauer zurückkommt.

"Es tut mir so leid, Takeru..."

"Braucht es nicht... Du hattest Recht, Dai und ich waren niemals
glücklich in London, wir waren immer Außenseiter, wir hätten
hierbleiben sollen."

"Nein, du hattest Recht... Ich weiß, dass mein Verdienst niemals für
uns vier reichte. Am Anfang war es gerade mal genug für Mimi und mich,
mit euch beiden wäre es eindeutig viel zu wenig gewesen... Kannst du
mir meine Dummheit damals verzeihen ?"

"Da ist nichts zu verzeihen, wenn da mal etwas war, dann habe ich es
schon vor vielen Jahren verziehen. Kannst du mir hingegen verzeihen ?"

"Es ist dasselbe... Werden sie uns verzeihen können ?"

"Keine Ahnung, ich hoffe wirklich, dass Dai mir verzeihen kann, ihm
nicht die ganze Wahrheit erzählt zu haben."

"Du hast es ihm auch nicht erzählt ? Ich wusste einfach nicht, wie ich
Mimi erzählen sollte, was passiert war, und wieso sie keine Familie
besaß..."

"Ich weiß... Ich weiß wie du dich fühlst, so erging es auch mir.
Wollen wir es ihnen heute Abend erzählen, falls diese es bis dahin
noch nicht herausgefunden haben ?"

"Wieso glaubst du dieses ?"

"Ich kenne Dai einfach zu gut, er hat deinen Verstand und meine
Neugier, eine sehr gefährliche Kombination, zumindest für Geheimnisse.
Ich habe das Gefühl, dass er es recht schnell herausfinden wird."

"Dann hoffen wir mal das Beste, und planen erst mal das Gespräch für
heute Abend. Bei dir oder bei mir ?"

"Besser bei dir, wir sind gerade erst zurückgezogen und wohnen bei
meiner Mutter. Unser restliches Gepäck kommt erst die Tage,
insbesondere die eine besondere Tasche mit den Erinnerungsstücken. Ich
habe lediglich wenige, mir sehr wichtige, Dinge davon mitgenommen."

"Dann machen wir's, nach der Schule gehen wir zu mir und wir stellen
uns der Herausforderung... Vielleicht schaffen wir es auch noch, uns
über die letzten Jahre des anderen aufzuklären. Und falls sie doch
schneller sind, dann musst du halt improvisieren."

Ich bemerke, dass ich mich noch immer in seiner engen Umarmung
befinde, und es fühlt sich noch immer so richtig an, als ob niemals
etwas passiert wäre. Ich weiß, dass ich mich normalerweise aus dieser
befreien sollte, aber ich kann es einfach nicht. Ich will ihn nicht
schon wieder gehen lassen, ich hab's einmal gemacht und seitdem
bereut. Nein, ich kann es einfach nicht... Aber was ist, wenn er jetzt
jemand besonderes in seinem Leben hat ? Was ist, wenn er mich nicht
mehr liebt ? Was ist... Dann bemerke ich seinen Blick, er hat noch
immer den gleichen Blick in seinen Augen, welcher mich schon so oft
ohnmächtig werden ließ... Nein, er hat niemand besonderes, er war die
letzten 8 Jahre einsam mit seinem letzten Lichtstrahl, Daisuke... Was
hab' ich ihn nur angetan ???

"Bitte weine nicht, Hika. Du weißt, dass ich dich nicht weinen sehen
kann. Sei stark, so wie du die es immer warst, so stark wie die
letzten 8 Jahre; es muss hart für dich gewesen sein. Sei einfach stark
für Mimi und Dai, sei stark für dich und sei stark für mich..."

Ich schaue wieder in seine Augen, und ich bemerke das gleiche Gefühl
zwischen uns, wie die Jahre zuvor. Er liebt mich immer noch... Ich bin
mir sicher, dass er es noch tut, aber ich weiß nicht, wie tief diese
Liebe geht... Ich weiß, ich sollte es nicht tun, aber ich muss... Ich
schmiege mich enger an ihn und tue etwas, was ich mir so sehnlichst
die letzten 8 Jahre gewünscht hatte, etwas was ich so lange vermisst
habe: Ich küsse ihn auf die Lippen. Es fängt an als ein einfacher ohne
Leidenschaft, jedoch mit ihm, mich zurück küssend, wird er einer...

Ich weiß nicht, wie lange wir so verharren, aber wir werden durch
bekannte Stimmen unterbrochen...

"MUTTI ???"

"DAD ???"

Mann, es sind wirklich unsere Kinder, sie haben exakt das gleiche
Timing, wie wir einst. Dafür gibt es nur eine korrekte Antwort, wir
beide beginnen zu lachen wie am letzten Tag... Sie müssen glauben, wir
haben endgültig unseren Verstand verloren. Wir brauchen ein oder zwei
Minuten, bis wir uns soweit beruhigt haben, aber der Blick auf unserer
Kinder Gesichtern war einfach göttlich... Langsam schaffe ich es, mich
wieder zu konzentrieren...

"Wir werden es euch nachher erzählen. Takeru, ich komme nach der
Schule gegen 15.15 Uhr zum Apartment deiner Mutter... Mimi, ich
wünsche, dass du bei Takeru und Daisuke bleibst, du kannst ihnen ein
bisschen durch Odaiba führen... und außerdem ist er der einzige, der
über Patamon mehr weiß als ich..." Ich weiß, wie sie Patamon liebt,
sie wollte immer alles über ihn erfahren. Als sie ihre Chance
realisiert, weiten sich ihre Augen ins Unermessliche...

Kapitel 4 - Eingeholte Vergangenheit

Ich verstehe noch immer nicht, wie Hikari es schafft, sich mit 20
neugierigen 8-jährigen rumzuschlagen, mir reichen schon 3, um mich zu
überfordern. Die meiste Zeit hat mich Mimi über Patamon ausgefragt,
seine Lieblingsspeisen, seine Gewohnheiten, seine Vorlieben und
Abneigungen, einfach alles... Selbst klein Takeru hat mich vieles
gefragt über unsere vergangenen Abenteuern, insbesondere unseren
Beziehungen zueinander. Nur Dai blieb ruhig und hörte einfach nur zu.
Ich war froh, als wir endlich Veemons Nudeln' erreichten. Es war nicht
schwer, Davis ranzuholen...

"Ahh, Takeru, bist Du jetzt Babysitter ? Wer ist diese nette Dame ?"

"So könnte man es nennen, aber es ist etwas anders, das ist Yagami
Mimi, Hikaris Tochter..."

Er betrachtet Mimi genau und schüttelt dann ungläubig seinen Kopf...

"Ich hätte es sehen müssen, sie sieht genauso wie ihre Mutter aus. Wo
hast du denn Hikari getroffen ?"

"In der Schule, sie ist deren Lehrerin..."

Gerade gehört, kann man zusehen, wie er literarisch auf den Vorderkopf
schlägt.

"Ich glaube, ich muss den Koch umbringen, der mich für den Notfall'
zurückgerufen hat. Nur um einige unwichtige Zutaten zu finden, habe
ich dieses Wiedersehen verpasst. Aber erzähl mir, warum seid ihr zwei
eigentlich nicht verheiratet ? Das letzte, was ich von euch gehört
habe, war eure Verlobung..."

DANKE DAVIS !!! Ich habe es mühsam geschafft, unsere Kinder auf andere
Gedanken zu bringen, und du schlägt genau auf diese Narbe wieder
ein... DANKE !!!

Ich glaube, er hat meinen mörderischen Gesichtsausdruck bemerkt, denn
er antwortet mit einem entschuldigenden...

"Das ist eine LAANGE Geschichte, und die kann ich dir derzeit nicht
erzählen, zumindest nicht, bevor diese beiden sie kennen..." Ich zeige
auf Dai und Mimi...

"Entschuldige, wenn ich was falsches erzählt habe..."

"Du konntest es ja nicht wissen und du warst einfach nur neugierig...
Keine Sorge, aber spiele besser nicht die nächste Zeit mit mir Gotcha,
ich könnte aus Versehen' richtige Kugeln erwischen..." Ich füge dem
nur ein teuflisches Grinsen hinzu...

Er tritt einige Schritte zurück und hält seine Hände unschuldig nach
oben. Ich weiß jedoch, dass es nur Show ist und er weiß, dass ich ihn
nur etwas aufziehe...

"Es tut mir leid, aber die Arbeit ruft... Wir sehen uns..."

Kaum war Davis mit seinem Sohn verschwunden konnte ich nur noch
folgendes hören :

"Du und meine Mutter, ihr wart verlobt ?" / "Du und ihre Mutter, ihr
wart verlobt ?"

Ich konnte nur noch grinsen und ungläubig meinen Kopf schütteln...
Dieses sind definitiv unsere Kinder...

"Fürs erste kann ich nur zustimmen. Details erfahrt ihr nachher, wenn
Hikari dabei ist. Dann erfahrt ihr die komplette Geschichte...
Vielleicht könnt ihr ja meine Mutter dazu überreden, euch ein paar
Fotos von uns und unseren Digimon zu zeigen. Ich weiß, dass sie
Dutzende davon besitzt..."

Ich hoffe aufrichtig, dass dieses die beiden bis zu Hikaris Ankunft
hinhält...

Keine 5 Minuten später befinden wir uns gerade irgendwo zwischen dem
Park und dem Apartment meiner Mutter, da höre ich die beiden zwischen
meinen Erzählungen flüstern...

~ "Wie ist eigentlich dein Vater ?"

~ "Keine Ahnung, ich kenne ihn leider nicht, aber wieso fragst du ?"

Ich merke, wie sich ihr Gesichtsausdruck leicht verändert, aber genug,
um mir zu zeigen, was ich die letzten 8 Jahre angerichtet habe. Ich
hoffte inständig, dass sie niemals den gleichen Schmerz durchleben
müsste wie ich einst. Ich zweifle jedoch, dass Dai dieses gesehen hat.
Meine Hoffnung ist jetzt jedoch, dass ich es bis nachher schaffe, ohne
selbst zusammenzubrechen.

~ "Hatte nur eine verrückte Idee..."

Ich hatte Recht, als ich Hikari gesagt habe, dass Dai mit ihrem
Verstand und meiner Neugier uns auf die Schliche kommen würde. Ich
tippe 5-10 Minuten, bis er mich in seinen Verdacht auf die eine oder
andere Weise einweiht...

Während Mimi mich weiterhin wie ein Lexikon über Patamon und unsere
Abenteuer ausfragt, merke ich, wie Dai ins Grübeln verfallen ist. Es
ist eine Angewohnheit, die er schon immer hatte, es ist aber auch
gleichzeitig ein Anzeichen, dass er sich endgültig in einen Gedanken
verbissen hat.

§ "Dad ?"

§ "Ja, Dai ?"

§ "Wann wolltest du mir eigentlich sagen, dass ich eine Schwester habe
?"

Ich schaue auf die Uhr und merke, dass er sogar 15 Minuten gebraucht
hat, mehr als kalkuliert.

"Dai, ich bin etwas enttäuscht..." Ich merke, dass Dai einen
entschuldigenden Gesichtsausdruck angenommen hat.

"... Man redet nicht in einer anderen Sprache, wenn jemand dabei ist,
der sie nicht versteht..." Dais entschuldigender Gesichtsausdruck
verstärkt sich.

"... Und du hast länger gebraucht, als ich dachte. Aber frage bitte
jetzt noch nicht weiter, du hörst nachher die komplette Geschichte."

"Ähem, habe ich hier irgendetwas verpasst ?"

"Nicht wirklich, aber das werden wir dir später erzählen."

Ich drehe mich zu Dai und schaue ihn mit meinem Spiel-bitte-mit'-Blick
an. Er antwortet mir mit einem Okay-dad'-Gesicht. Diese Kommunikation
funktioniert bei uns fast genauso gut, wie damals die mit Hikari.

Gemächlich erreichen wir das Apartment meiner Mutter, obwohl es mir
irgendwie zu langsam vorkommt. Mimi hörte keine Sekunde auf, mir
Löcher in den Bauch zu fragen; sie wollte einfach alles wissen,
während Dai einfach in seine Gedanken versunken ist. Jedoch kann ich
derzeit nicht viel für ihn tun, ohne Mimi jetzt schon einzuweihen und
Hikari die Chance zu nehmen, Mimi selbst die Wahrheit zu erzählen.

Irgendwie schaffe ich es, die Tür zwischen ihren Fragen zu öffnen.
Kaum in der Wohnung merke ich, dass Mutter schon in der Küche am
werkeln ist. Ich weiß zwar, dass sie nicht gerne kocht, jedoch für Dai
würde sie nahezu alles machen. Ich frage mich nur, wie weit sie für
Mimi ginge...

Nachdem wir unsere Sommerjacken aufgehängt haben, sowie unsere Schuhe
ausgezogen, gehen wir gemeinsam Richtung Küche.

"Mutter, wir sind zurück."

"Hallo ihr beiden. Wo wart ihr denn, ich habe mir schon Sorgen
gemacht. Ihr hättet zumindest eine Nachricht hinterlassen können."

"Entschuldige. Dai und ich waren früh wach und haben dann auswärts in
einem Restaurant gegessen. Später am Morgen hatten wir dann noch einen
Termin an Dais neuer Schule... Hab' ich was vergessen ?" Die letzte
Frage stelle ich rein rhetorisch in einem verspielten Ton. "... Ach
ja, wir haben sogar Besuch mitgebracht..." Schon fast nebenbei setzte
ich ein gemeines Grinsen auf.

Mimi ist gerade dabei, die Küche zu betreten, als meine Mutter anfängt
zu fragen : "Besuch, wen..." Jedoch schafft sie es nicht mehr, diese
Frage zuende zu formulieren. Sie brauchte keine 5 Sekunden, um zu
realisieren, wen ich mitbrachte, zumindest erbleicht sie ungefähr nach
dieser Zeit.

"Mutter, darf ich dir Mimi vorstellen ?"

Der Blick, den ich von meiner Mutter erhalte, ist Gold wert, entweder
bedeutet er, dass sie mich am liebsten vierteilen, aufhängen,
erdolchen und danach ertränken, oder dass sie mich von oben bis unten
abküssen möchte...

Kapitel 5 - Vergessene Nacht

Die letzten 2 Stunden waren recht turbulent verlaufen, nachdem meine
Mutter sich wieder gefangen hatte, hatten wir erst mal gegessen, und
natürlich Nudelsuppe... An für sich ist das Essen meiner Mutter
lobenswert und seltenst erreicht, aber gegen Davis' Nudelsuppe kommt
meine Mutter nicht an. Aber an sich ist das jetzt auch egal... Danach
begann die Foto-Session, meine Mutter kramte alle möglichen Fotos aus
der Zeit von unserem 1. und 2. Abenteuer in der Digiwelt aus, darunter
auch das Gruppenfoto, dass wir kurz nach dem Besiegen von Apocalymon
in der Stadt des Ewigen Anfangs geschossen haben. Wenn ich vorher
nicht schon die Ähnlichkeit unserer Kinder mit Hikari und mir nicht
bemerkt hätte, danach gab's keinen Zweifel mehr. Es fehlen lediglich
noch meine alte grüne Mütze und Hikaris Pfeife, dann wären sie
perfekte Replika von uns... Glücklicherweise hielt meine Mutter die
Fotos von Hikari und mir als Pärchen zurück, so dass Mimi nicht zu
früh die Wahrheit erkennen konnte. Jedenfalls schafften wir, die
Brücke bis Hikaris Ankunft zu meistern.

Es ist 15.20, als ich die Türklingel höre. Bevor ich mich auch nur
einen Millimeter bewegen kann, ist meine Mutter auf halben Weg zur
Tür. Ich glaube, sie vermisste Hikari fast genauso sehr wie ich...

Kaum hat meine Mutter die Tür geöffnet und Hikari gesehen, fällt sie
ihr um den Hals und drückt sie nahezu genauso schlimm wie sonst Dai
und mich. Aus dem Augenwinkel merke ich, wie Dai leicht nervös auf
seinen Platz sich bewegt.

"Geh schon, Dai. Du hast schon lange genug darauf gewartet." Ich füge
dem nur noch ein leichtes Grinsen hinzu.

Kaum gesprochen, ist Dai schon von seinem Platz aufgestanden und auf
dem halben Weg zu seiner Mutter. Währendessen schaut Mimi leicht
verwirrt in meine Richtung mit der unausgesprochenen Frage auf den
Lippen, ob sie irgendwas hier verpasst hat.

Ich merke, wie der Stein auf meiner Seele schwerer und schwerer wird
und die Last der letzten 8 Jahre den Höhepunkt erreicht. Ich fühle
mich, als ob ich zu meiner eigenen Hinrichtung gehe; irgendwie könnte
es in der einen oder anderen Weise auch eine werden, je nachdem, wie
Mimi es aufnimmt. Dai scheint sich recht schnell mit der neuen
Situation abgefunden zu haben, auch wenn er derzeit Hikaris Jacke
vollheult. Aber es sind keine Tränen des Schmerzes oder Hasses,
sondern welche der Freude und des Glücks. Vielleicht sollte ich auch
erwähnen, dass Dai in guter Gesellschaft ist, meine Mutter verhält
sich kaum anders... Selbst mir entweichen leichte Tränen, jedoch
versuche ich, diese zu unterdrücken, damit sich Mimi nicht noch mehr
ausgegrenzt fühlt...

"Komm, Mimi, wir machen uns fertig."

"Wollen wir irgendwo bestimmtes hin ?"

"Yup. Euer Apartment. Dort erzählen wir euch beide unsere Geschichte."

Ich merke, wie Mimi noch immer in meine Richtung schaut. Ich weiß zwar
nicht, wieso, aber mein Blick verfängt sich in ihrem. Als ich in ihre
Augen schaue, spüre ich den Glanz der Hoffnung in ihren Augen, welcher
mir immer nachgesagt wurde, ich spüre ihre Hoffnung ganz in mir, ihre
Hoffnung auf eine positive Zukunft, auf ein glückliches Familienleben
und ein Leben in Harmonie. Ich fühle mich so sehr an meine eigene
Kindheit erinnert, als ich lernte, dass diese Wünsche mein Grund für
all meine Hoffnung waren. Sie ist genauso, wie ich es in ihrem Alter
war, exakt genauso...

Als ich aus meinen Gedanken entfliehe, merke ich, dass sich Mimis
Gesichtsausdruck soweit verändert hat, als ob sie gerade meine Fassade
durchschaut hätte. Wenn ich ihre Gedanken, ihre Hoffnungen, lesen
konnte, warum sollte sie es nicht können ? Jetzt verstehe ich aber,
wie Hikari all die Jahre es durchstehen konnte, sie hatte Mimi, die
all die Zeit ihr ihre Hoffnung lieh.

In einem Punkt hatte ich hundertprozentig Recht, Mimi sieht aus wie
ihre Mutter, aber hat meinen Charakter, sie ist niemand anderes als
meine Tochter, eine Tochter, auf die ich mehr als stolz sein kann,
genauso stolz wie auf Dai.

Ich weiß, dass hier Worte mehr als überflüssig sind, so nehme ich Mimi
in meine Arme und hebe sie hoch. Als ich sie so eng an mich halte,
merke ich, dass sie nahezu genauso riecht wie ihre Mutter, genauso
unbeschreiblich. Es ist traurig, dass ich dieses Gefühl all die Jahre
missen musste, dass ich all die Zeit ihr nie so nah war, wie ich es
hätte sein sollen und dass sie auf ihren Vater verzichten musste.
Irgendwie ist es hyperkritisch, dass ich noch immer um meinen eigenen
Schmerz in meiner Kindheit trauere, aber ihr nahezu denselben angetan
habe... Ich verdiene es eigentlich nicht, sie als Tochter zu haben,
aber ich weiß, dass sie es wie Dai verdient, dass ich mein Bestes
versuche, um ihr ein guter Vater zu sein.

Ich habe gar nicht bemerkt, wie Mimi sich an mich festgeklammert hat,
als ob sie mich für ewig festhalten wollte, damit ich nie wieder aus
ihrem Leben verschwände. Selbst wenn ich wollte, ich kann es gar nicht
mehr, mein Herz ist nun endgültig mit all meiner Familie verwachsen;
ich könnte es nicht mehr ertragen, nochmals getrennt zu werden, nie
mehr...

Langsam gehe ich mit Mimi auf dem Arm in Richtung unserer
Kleiderbügel, um uns unsere Sommerjacken sowie Schuhe zu holen, aber
kurz bevor ich dort ankomme, schießt mir ein weiterer Gedanke durch
den Kopf. Ich sollte vielleicht etwas zum Wechseln einpacken, falls es
recht spät wird, und wir bei Hikari übernachten sollten. An sich wäre
es kein Problem, den schlafenden Dai nachher mitzunehmen, jedoch
möchte ich dann die beiden nicht schon wieder trennen wollen. Besser
ich plane für diese Eventualität voraus, als dass ich dann auf dem
Schlauch stünde. Wenn ich nichts zum Wechseln hätte, das wäre weniger
schlimm, jedoch Dai muss morgen früh wieder zur Schule und es wäre
besser, wenn er dann einen gepflegteren Eindruck machte. Erst erwäge
ich, dass ich alles einpacke, aber dann fällt mir Mimi ein, und ich
bezweifle, dass sie freiwillig den Platz räumen möchte.

Ich gehe zu meiner Mutter und tippe sie mit meiner freien Hand auf die
Schulter. Es dauert einige Momente, bis meine Mutter sich von Hikari
löst und ihr die Chance gibt, tief Luft zu holen.

"Was ist Takeru ?"

~ "Kannst du bitte etwas zum Wechseln für Dai und mich einpacken ? Es
könnte ein recht langer Abend heute werden."

~ "Ihr wollt es nicht hier erzählen ?"

~ "Wir bevorzugen etwas Ruhe und Geborgenheit, insbesondere für
Hikari. Und ich weiß wirklich nicht, wie lange wir heute brauchen."

~ "In Ordnung. Aber versprich mir, dass ihr nicht nochmal 8 Jahre
wartet, bis ich Hikari und Mimi wiedersehe."

~ "Keine Sorge..."

Als meine Mutter losgeht, mir meinen Gefallen zu erfüllen, merke ich,
wie Hikari mich zum Teil dankbar aber auch fragend anschaut.

Bevor ich jedoch auch nur daran denke, ihr eine Antwort zu geben, gebe
ich ihr etwas komplett anderes, etwas was ich die letzten acht Jahre
einfach zu sehr vermisst habe, ich platziere einen schnellen Kuss auf
ihre Lippen, zwar ist er kurz aber nicht minder meiner Liebe zu ihr.

Ich sehe, dass sie zwar diesen Kuss genossen hat, aber der fragende
Blick verschwand nur kurz aus ihrem Gesicht.

"Ich habe nur meine Mutter gebeten, ein paar letzte Vorbereitungen zu
treffen, bevor wir losgehen."

Sie denkt ein paar Sekunden bevor sie mir antwortet. "Ahh, ich
verstehe."

Die nächsten Minuten vergehen wie im Fluge, nachdem Mimi, Dai und ich
uns fertig angekleidet haben, kam auch schon meine Mutter mit einem
Rucksack, wo die Sachen zum Wechseln drin sind. Danach gehen wir los,
besser gesagt, nachdem ich nochmals meine Mutter von Hikari und Mimi
losgeeist habe. Ich weiß, dass meine Mutter hin und wieder ein etwas
anhängliches Wesen hat, aber das geht mir schon fast zu weit... Okay,
ich verstehe sie, ich würde an ihrer Stelle auch nicht anders
reagieren, ich möchte auch am liebsten meine Familie auf ewig
festhalten und nie wieder loslassen wollen. Ich verstehe sie nur zu
gut...

Während des ganzen Weges trage ich Mimi so auf meinen Schultern wie
Dai heute Morgen, während Hikari mit Dai dasselbe macht. Hikari mag
zwar leicht schwächlich für jemand fremden wirken, aber in ihr liegen
viele geheime Kräfte verborgen. Bei einem Zweikampf gegen sie würde
ich immer den Kürzeren ziehen, immer...

Irgendwann, ich kann kaum realisieren, wie viel später es nun ist,
erreichen wir Hikaris Apartment. Wie ich vermutet hatte, hat sie sich
ein neues Apartment besorgt, welches nicht so geräumig wie unser altes
ist, und das etwas weiter abseits liegt.

Als ich das Apartment betrete bemerke ich die Schlichtheit, nein es
sieht nicht ärmlich aus, sondern nur einfach schlicht, die einzige
Farbe besteht lediglich aus Bildern, wovon die meisten Mimi darstellen
und einige Taichi, zum Teil mit, ich vermute mal, seinen Sohn. Im
Vergleich zu meinem Apartment in London ist es bei weitem schlichter,
aber so ist Hikari, sie gab sich wohl all die Jahre die Schuld an dem
ganzen Schlamassel und empfand es als nötig, sich auf diese Art und
Weise zu bestrafen'. Irgendwie fühle ich mich wieder so falsch, da
Hikari sich dieses angetan hat, und ich sie nicht daran gehindert
habe. Ich werde sie ab jetzt auf Händen tragen müssen, damit ich
jemals diese Schuld ihr gegenüber abarbeiten kann, aber so wie ich sie
kenne, wird sie genau dieses mir nicht erlauben wollen. An sich
verdient sie besseres als mich, aber andererseits möchte sie
wahrscheinlich genau nichts anderes...

Jedenfalls sind wir endlich in ihrem Apartment angekommen, und es ist
Zeit, dass wir zu unserem Richtblock' gehen und auf das Urteil unserer
Kinder warten. Es war schon schwer, darüber nachzudenken, wie ich es
Dai hätte sagen wollen, aber nun ist es nicht mehr nur Dai, sondern
auch Mimi. Dafür habe ich andererseits auch Hilfe von Hikari an meiner
Seite und es besteht gutes Hoffen auf eine positive Entwicklung. Wir
vier beschlagnahmen die Couch und schauen uns erst mal ein, zwei
Minuten gegenseitig an, bevor ich einen passenden Anfang für unsere
Geschichte finde... Ich weiß, dass Hikari genauso große Probleme hat,
passende Worte zu finden.

"Erst mal, wie ihr wahrscheinlich schon vermutet habt, ihr seid
Zwillinge, zweieiige um genau zu sein. Und ich vermute, ihr würdet
gerne wissen, wieso wir uns damals getrennt haben."

Als ich Mimi und Dai anschaue, merke ich, dass sie gespannt zuschauen,
aber kein eigenes Wort verlieren, ich vermute, dass sie erst mal
abwarten möchten, was Hikari und ich zu sagen habe.

"Dazu müssen wir doch etwas weiter ausholen..."

"Es begann, als ich mitten in meiner Ausbildung zur Lehrerin war und
euer Vater schon einen Job bei einer der lokalen Zeitungen hier. Zu
der Zeit machte euer Vater mir einen Heiratsantrag und wir
beschlossen, uns eine eigene Wohnung zu suchen."

"Die erste Zeit verlief recht gelassen und ohne Probleme. Wir sparten
sogar einige Menge, da mein Verdienst und der eurer Mutter mehr als
genug für uns war. Wir planten unsere Hochzeit für den Zeitpunkt, als
eure Mutter ihre Ausbildung beenden sollte, jedoch änderten sich
unsere Pläne nahezu über Nacht."

"Sie änderten sich, als ich mit euch schwanger wurde. Es hat zwar
unsere Pläne über den Haufen geworfen, aber wir haben uns desto mehr
gefreut. Was waren schon Pläne, wir hatten schon oft so viel geplant,
aber das ungeplante war meist das freudigere."

"Jedenfalls verschob sich unsere Hochzeit dementsprechend um längere
Zeit, aber aufgeschoben meinte nicht aufgehoben. Wir planten noch
immer unsere Hochzeit für den Zeitpunkt, als eure Mutter ihre
Ausbildung beendet hätte."

Selbst zu diesem Zeitpunkt war unser Leben noch ganz in Ordnung, es
gab zwar einige kleine Komplikationen, aber an sich lief noch alles in
geordneten Bahnen."

"Jedoch soweit sollte es nicht mehr kommen. :Seufz: Es war ungefähr
ein Monat nach eurer Geburt, als das Schicksal sich entschied, uns
unbezwingbare Hindernisse in den Weg legte. Es begann damit, dass mein
Vater, euer Großvater, einen Herzanfall hatte, welcher ihn bis zu
seinem Tode 6 Monate später zum Pflegefall machte. Glücklicherweise
war mein Vater gegen so etwas versichert, so dass meine Mutter keine
finanziellen Sorgen leiden musste, während sie meinen Vater pflegte."

Ich wusste nicht, dass ihr Vater gestorben war, ich war wohl viel zu
lange weitab vom Schuss. In der Zeit, wo sie mich am meisten gebraucht
hätte, war ich nicht für sie da und konnte sie nicht trösten...

"Doch dieses war nicht der einzige Schicksalsschlag, keine Woche nach
dieser Nacht verloren meine Mutter und ich unsere Jobs bei der
Zeitung, da diese aufgrund von verlustreichen Aktienspekulationen in
finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Nahezu 50% der Belegschaft
wurde damals über Nacht auf die Straße gesetzt. Meine Mutter hatte
damals noch Glück gehabt, sie fand recht schnell einen neuen Job, aber
dieser war sehr miserabel bezahlt und reichte gerade mal, um sich
allein über Wasser zu halten und nicht ihr Apartment zu verlieren.
Dagegen hatte ich kein Glück, ich fand keinen neuen Job."

"Glücklicherweise hatten wir damals noch genügend Reserven, um uns die
nächsten zwei Monate über Wasser zu halten."

"Aber selbst diese zwei zusätzlichen Monate halfen nicht, ich fand
einfach kein Job hier. Glücklicherweise hat mein Großvater noch recht
gute Beziehungen und besorgte mir einen in England. An sich wollte ich
gerne einen neuen Job hier in Japan finden, so versuchte ich diese
Alternative bis zum letzten Moment aufzuschieben. Doch dann kam der
Tag, an dem wir uns endgültig entscheiden mussten..."

"Entweder wir blieben zusammen hier und riskierten, alles zu verlieren
und gegebenenfalls auf der Straße zu landen..."

"...wir vier zögen nach England..."

"...oder lediglich Takeru und einer von euch gingen nach England."

"Alternative Eins fiel schon gleich am Anfang raus, wären es nur
Hikari und ich gewesen, dann wären wir es ohne Zögern eingegangen,
aber wir lieben euch zu sehr, um euch dieses zuzumuten zu müssen."

"Alternative Zwei hörte sich am Anfang recht gut an, aber wir mussten
leider feststellen, dass eure Mutter mindestens drei Jahre ihrer
Ausbildung verloren hätte und wahrscheinlich keinen Job dann in
England gefunden hätte. Hinzu kamen noch die Sprachprobleme..."

"...Ich kann zwar ordentlich englisch sprechen, aber mit dem
Schriftlichen, da haperte es bei mir. Ich hatte nicht das Sprachtalent
eures Vaters. Es wären wahrscheinlich dann noch mehr als drei Jahre
Verlust geworden, falls ich überhaupt meine Ausbildung dort hätte
beenden können."

"So blieb uns nur noch die dritte Alternative. Über dieses Thema
hatten wir mehr als nur eine hitzige Diskussion, hatten uns sogar am
Ende gestritten. Am Ende gingen Dai und ich nach England, während eure
Mutter mit Mimi zurückblieben."

"Ich bin selbst darüber nicht glücklich gewesen, da dieses Zeitlimit,
welches unsere finanzielle Lage uns auflegte, uns zu übereilten
Schritten geleitete. Seitdem verloren wir dann jeglichen Kontakt
zueinander. Ich zog damals wieder bei meiner Mutter ein, während..."

"...ich mir in England eine neue Wohnung suchte. Die nächsten Jahre
waren dann sehr anstrengend für mich, ich war nahezu jeden Tag
komplett ausgelastet, zum einen mit meinen Job, zum anderen als
Hausmann. Ich war damals glücklich, wenn mich jemand von meiner
Familie hin und wieder besuchte, so dass ich mal etwas Zeit zur Ruhe
finden konnte."

"Ähnlich erging es auch mir, zwar half mir meine Mutter desöfteren
aus, aber meine Ausbildung und mein Teilzeitjob hielten mich ebenfalls
auf Trab."

"Das Ende vom Lied, wir verloren unseren Kontakt zueinander und zum
Teil auch noch zu unseren Freunden..."

Langsam sinken unsere Worte bei unseren Kindern ein, man kann
regelrecht zuschauen, wie sie ihr neues Wissen langsam aneignen.

"Wieso ?"

Ich schaue leicht verwundert in Richtung meines Sohnes, ich weiß
nicht, was er mit wieso' wissen will.

"Wieso... hast du mir... habt ihr uns... nichts gesagt ? Wieso hast du
mir dieses verschwiegen ?"

"Dai, das ist etwas komplizierter, aber ich versuch's mal... Ich war
verletzt, ich wurde vom Schicksal wieder einmal aus meinem Leben
gerissen. Ich musste es erst mal selbst verstehen und verkraften,
bevor ich dich damit belasten konnte. Ich brauchte ungefähr fünf
Jahre, bis ich es halbwegs akzeptiert und verkraftet habe. Ich hatte
mich gerade durchgerungen, dir die Wahrheit zu erzählen, aber dann kam
das Problem mit deinem Onkel Yamato und deiner Tante Sora dazwischen.
Ich merkte, wie deren Ehe kriselte und sie, sowie deine beiden Cousins
unsere Hilfe brauchten. Ich denke, du kannst dich an diese Zeit noch
recht gut erinnern..." Ich sehe Dai mir nur zustimmend nickend. "...
Ich musste mich damals entscheiden, was ich zu tun hatte, und ich
entschied mich schließlich, erst mal deine Tante sowie deine Cousins
Matt und Kai zu helfen, anstelle mich mit diesem hier zu beschäftigen.
Deren Scheidung, deren Schlammschlacht, hatte nicht nur diese schwer
verletzt, sondern mich ebenfalls, da Yamato mir damals recht wütend,
wegen meiner neutralen' Haltung Sora gegenüber, war. Ich benötigte
ungefähr zwei Jahre, also bis vor wenigen Wochen, bis ich dieses
Trauma selbst verarbeitet hatte. So entschloss ich mich, es dir nach
unserem Umzug hierher zu erzählen, ich plante es im laufe der nächsten
Woche, aber es hatte sich ja wie es scheint doch anders entwickelt."

Ich weiß nicht, aber ich glaube fast, dass ich Dai etwas überfordert
habe, und er benötigt mehr Zeit, um alles zu verstehen.

Mimi will wohl gerade dieselbe Frage wie Dai zuvor stellen, jedoch
holt Hikari nochmal tief Luft, bevor sie selbst zur Antwort ausholt.

"Mimi, in einigen Punkten kann ich eurem Vater zustimmen, auch ich war
anfangs verletzt, aber ich war auch wütend auf mich selbst. Ich
brauchte selbst Zeit, um zu verstehen und zu akzeptieren, was damals
passiert ist. Dann kam noch die Sache mit dem Tod meines Vaters nach 6
Monaten und eurer Tante Catherine ungefähr nach einem Jahr hinzu.
Alles zusammen hat meine Gefühlswelt komplett über den Haufen
geworfen. Und dann fing ich an, mich zu fragen, wie ich es dir
erzählen sollte, wie ich es dir einfach erklären sollte, wieso du
keine Familie hattest. Ebenfalls wusste ich nicht, wie du es
akzeptieren würdest. Dann kam noch die Erfahrung, die ich aus der
Jugend eures Vaters gezogen hatte. Euer Vater hatte ähnliche Probleme
in seiner Kindheit, als sich seine Eltern scheiden ließen..."

Ich glaube, ich weiß, worauf Hikari hinaus will...

"... Im Alter von 5 Jahren trennten sich meine Eltern und über Nacht
wurde ich aus meiner gewohnten Umgebung gerissen. Meine Mutter zog mit
mir in eine andere Vorstadt von Tokio, wodurch ich nur noch sehr, sehr
selten meinen Bruder oder meinen Vater sehen konnte. In ungefähr 3
Jahren habe ich beide ungefähr 8 oder 9 mal sehen können. Das war
einer meiner schlimmsten Erfahrungen, die ich erleiden musste. Nur
aufgrund meiner Abenteuer in der Digiwelt konnte ich lernen, mit
diesem Schmerz zu leben, aber selbst dieses hatte ihren Preis... Ich
musste einige Sachen mit 8 Jahren dort erleben, die selbst viele
Erwachsene nie erleben mussten..."

"Jedenfalls hatte ich all die Jahre Angst, dass du denselben Schmerz
hättest erleben müssen. Es erschien mir leichter, wenn du niemals
deinen Vater oder deinen Bruder vermissen konntest, indem du nichts
von denen wusstest als wenn du von ihnen wüsstest und nur eine sehr
geringe Chance hattest, beide jemals zu treffen."

Ich merke, wie Hikari dem Heulen recht nahe ist, sie hält nur mit
großer Mühe ihre Tränen zurück. Tränen, die ihre aber auch meine
Gefühle allzu gut wiederspiegelten. Ich frage mich nur, haben wir das
Richtige getan, als wir ihnen einen Teil unserer Geschichte bzw. ihrer
Geschichte verschwiegen ? War es damals die richtige Entscheidung,
oder haben wir ihnen mehr geschadet, als wenn wir gleich die Wahrheit
erzählt hätten ?

Epilog Akt 1 - Ein neuer Anfang

Unsere Unterhaltung ging noch ein, zwei Stunden, bevor ich beschloss
Pizza für uns zum Abendbrot zu bestellen, da ich bezweifelte, dass
Hikari oder ich noch in der Lage waren, etwas zu kochen. Über all die
Zeit schauten wir uns Erinnerungen in Form von Fotos und einigen
Videos an. Zwar wirkten unsere Kinder, als ob sie nur halbherzig dabei
waren, aber ich wusste, dass sie erst mal alles wissen mussten, bevor
sie sich endgültig ihre eigene Meinung bilden konnten. Ehe wir es
versahen, war es schon nach 21.00 Uhr, so dass unsere Kinder besser
schlafen gehen sollten, da sie am nächsten Morgen einen anstrengenden,
aber auch interessanten Tag in der Schule hätten. Da sich beide nicht
voneinander trennen wollten, hatten Hikari und ich nichts dagegen,
dass sie im selben Bett schliefen. {A/N: Keine dummen Gedanken...}
Hikari und ich beschlossen, uns noch ein wenig über unsere neue
Situation zu bereden, bevor wir selbst schlafen gehen würden. Erst
beredeten wir, was so alles in unserem Leben passiert war, ich
erzählte unter anderem von Yamatos und Soras Scheidung und gab ihr
auch Details über deren Verlauf und meiner eigenen Position. Dann
erzählte ich ihr auch noch etwas über Dai, sein Leben, seine Vorlieben
und Abneigungen, während Hikari mich über Mimi informierte. Sie
erzählte ebenfalls mehr über ihren Vater, sowie über ihren Neffen Jean
und dem Schicksal von Cat. Es war traurig, dass sie all dieses allein
durchstehen musste; aber daran lässt sich nun nichts mehr ändern...

Irgendwann war es 23.00 Uhr, so dass Hikari selbst sich schlafen legen
musste. Eigentlich wollte ich erst auf der Couch schlafen, jedoch
überredete Hikari mich, mir ihr dasselbe Bett zu teilen. Um ganz
ehrlich zu sein, es bedurfte kaum Überredungskraft, es war schließlich
auch in meinem Interesse... {A/N: Wieder keine dummen Gedanken...} Es
war schön wieder neben ihr zu schlafen, so gut hatte ich seit Jahren
nicht mehr geschlafen...

Es war definitiv ein neuer Anfang... Da fiel mir wieder die
Prophezeiung ein, welche Gennai uns damals mit auf unserem letzten Weg
aus der Digiwelt mitgab...

Wenn neue Hoffnung geboren wird und sich mit neuem Licht vereint,

Wenn jemand den Mut zur Liebe findet und neues Leben keimt,

Und wenn sich drei mal zwei entschießen, zusammenzugehn,

Dann wird jeder das Verlorene noch mal wieder sehn.

Es ist dann die Zeit, dass sich das Geheime offenbart,

Und so die Welt führt in die neue Gegenwart.