Digimon Fan Fiction ❯ Zurück zueinander... ❯ Akt 2 - Neues Leben ( Chapter 2 )

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Zurück zueinander…

Geschrieben von TakeruG

Disclaimer: Ich besitze weder die Charaktere, die Serie oder die Rahmenhandlung von Digimon. Ich wünschte ich tät's, aber leider ist es nur ein Traum. Weder verdiene ich mit diesen Geschichten Geld oder irgendetwas anderes. Ich mach's alleine wegen der Erfahrung und aus Spaß.

~ "..." flüstern, ! "..." rufen, !! "..." brüllen

§ "..." gesprochen in anderer Sprache (z.B. englisch, wenn ansonsten japanisch gesprochen wird)

Charas :

Taichi+ (Tai) - 33 Jahre - Jean - 7 Jahre [Dupré]

Sora* - 33 Jahre - Mathew (Matt) - 9 Jahre [Takenouchi]

Yamato* - 33 Jahre - Kai - 7 Jahre [Ishida]

Takeru - 30 Jahre - Daisuke (Dai) - 8 Jahre [Takaishi]

Hikari - 30 Jahre - Mimi - 8 Jahre [Yagami]

* - geschieden + - verwitwet

Kurze Vorgeschichte gemessen an Taichis und Soras Alter(##):

05 - Taichi und Sora lernen sich kennen, werden unzertrennliches TAIORA-Team

06 - Yamato lernt Taichi in der Schule kennen

11 - Erstes Abenteuer in der Digiwelt, Yamato und Taichi werden beste Freunde

12 - Diaboromon-Zwischenfall, Taichi realisiert Gefühle gegenüber Sora

13 - Taichi holt sich freundschaftlichen Rat von Yamato, Sora dito...

14 - Zweites Abenteuer in der Digiwelt, Sora und Yamato kommen zusammen

15 - Tor zur Digiwelt wird versiegelt, Taichi wird depressiv, leicht Suizid und einzelgängerisch

16 - Takeru und Hikari kommen zusammen, Taichi zieht nach Frankreich zu Takerus Großvater,

Taichi und Catherine werden Freunde

17 - Taichi und Catherine werden ein Paar, Taichi entschließt, Diplomat zu werden

18 - Verlobung von Sora und Yamato, Yamato zieht nach Amerika

19 - Sora zieht zu Yamato

21 - Yamato und Sora heiraten, Verlobung von Taichi und Catherine

23 - Sora wird mit Matt schwanger, Taichi und Catherine heiraten

24 - Matt wird geboren

25 - Catherine wird mit Jean schwanger, Sora mit Kai - Hikari und Takeru trennen sich (Akt 1)

26 - Jean wird geboren, Catherine stirbt kurz darauf, Kai wird geboren

29 - Geplanter ISS-Flug von Yamato, Eheprobleme bei Yamato und Sora

31 - Scheidung von Yamato und Sora, Taichi erhält Posten bei der UN und zieht nach New York

33 - **Handlungsbeginn**

A/N:

Ich möchte insbesondere Craven und togepi' aka Mike' für ihre fleißige Unterstützung bei diesem Akt danken, zwei Rettungsbojen im stürmischen Meer... Jedoch möchte ich auch nicht die anderen, unter anderem Cleomon' für deren aufmunternden Worte danken; es sind diese Leser, die einem die Kraft und die Ausdauer geben, um weiterzuschreiben...

Akt 2 - Neues Leben

Kapitel 1 - Umzug

*** In New York, eine neue Perspektive und einige Wochen in der Vergangenheit ***

Hier stehe ich nun mit meinem Sohn Mathew vor unserem neuen Apartment hier in New York.

Es war erst gestern, als ich Florida den Rücken zukehrte und mit dem auch meinen zweiten Sohn Kai sowie meinen Ex. Ich weiß nicht genau, was passiert war, jedoch waren wir, seitdem wir 14 waren, ineinander verliebt, fast genauso schlimm wie unsere Turteltäubchen. Jedoch hat diese Liebe im Laufe der Jahre stets mehr und mehr nachgelassen und ich musste grausamerweise feststellen, dass sie nicht mehr länger für unsere Ehe reichte. Und traurigerweise musste ich feststellen, dass er seine Arbeit mehr liebte als unsere Kinder und mich; ihm war sein Job so wichtig, dass er in den letzten 4 Jahren kein einziges Mal bei einem ihrer Geburtstage dabei war, meist kam er dann gegen 22.00 Uhr oder noch später, also nachdem sie schlafen gegangen waren. Nahezu genausoschlimm war das Vergessen meines Geburtstages oder eines unserer Jahrestage, egal ob nun Hochzeitstag oder 1. Rendezvous. Als nächstes kam hinzu, dass ich aufgrund seiner ständigen Abwesenheit kaum noch Zeit für meinen eigenen Beruf fand; ich musste viele Termine in New York, London und Paris deswegen ausfallen lassen, was mich um Längen zurückwarf. Und dann vor 2 ich erst mal Ruhe von ihm brauchte. Ich weiß nicht mal, ob ich in ihm derzeit überhaupt einen Freund sehen kann, gerade ihn.

Was ich umso mehr betrauere, ist das, dass ich nahezu allen Kontakt zu meinen früheren Freunden verloren habe. Es fing ganz einfach mit meinen damaligen besten Freund an, der begann, kurz nachdem mein Ex und ich zusammenkamen, uns zu umgehen. Später zog er nach Frankreich, wo er angeblich eine alte Freundin' heiratete. Zumindest habe ich es von meinem Schwager erfahren, auch wenn er selbst kaum noch Informationen hatte, da er mit seinem Sohn nach London umgezogen ist. Zu den anderen verlor ich den Kontakt, als ich mit meinem Ex nach Amerika umgezogen bin. Hin und wieder traf ich hier Daisuke, jedoch von dem hörte ich auch schon seit einem Jahr nichts mehr.

Irgendwie ist es seltsam, wir alle waren Freunde fürs Leben, jedoch hielt der Kontakt keine 10 Jahre lang...

Jedenfalls stehe ich nun vor unserem neuen Apartment. Mein Sohn sieht nicht gerade glücklich aus, aber er versteht, dass ich von seinem Dad weg musste. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass er 9 ist und fast genauso ein Wirbelwind wie ich damals in seinem Alter und er spielt für sein Leben gern Fußball, nicht wie Kai, der ein As in Basketball ist. Gerade als ich die Tür öffne, stürmt ein 7- oder 8-jähriger, braunhaariger, Junge an uns vorbei in einem Fußballtrikot und einem Ball in der Hand, welcher beinahe uns und unser Gepäck mitreißt. Ich weiß nicht, wieso er mich so fasziniert, aber er erinnert mich an jemanden. Bevor ich ihn mir genauer anschauen kann, ist er auch schon wieder verschwunden.

"Jean Dupré, komm her !"

Aber anscheinend ist der Junge schon zu weit entfernt, um sich erziehen' zu lassen.

"Ach, entschuldigen Sie meinen Sohn, Miss."

Ich drehe mich zur Stimme um und sehe einen mittelgroßen, nussbraunhaarigen, Mann. Auf seine Art und weise sieht er gut aus... Halt, Sora, du weißt doch, wie so was endet. Selbst die Liebe deines Lebens' hat nur wenige Jahre gehalten...

"Kein Problem, es ist ja nichts schlimmes passiert. Machen Sie sich keine Sorgen."

"Eine Frage, sind Sie gerade hier eingezogen ? Ich habe Sie noch nie zuvor hier gesehen."

"Stimmt, mein Sohn Matt und ich sind gerade vom Flughafen angekommen."

Er lächelt mich an und seltsamerweise kommt mir dieses Lächeln vertraut vor, aber wieso ? Ich kenne keinen Herrn Dupré.

"Dann will ich nicht weiter stören, aber falls Sie Hilfe brauchen oder gerne die Gegend kennenlernen wollen, ich heiße Tai, Tai Dupré, und wohne gleich nebenan."

"Nennen Sie mich Sora, und danke fürs Angebot. Ich werde gerne darauf zurückkommen. Ich hoffe, dass ich nicht unhöflich klinge, aber ich habe noch einiges hier zu tun."

"Ich verstehe es gut, ich würde einer so hübschen Frau gerne helfen, jedoch erwartet man mich in der UN. Wir sehen uns."

"Tschau."

Mannometer, dieser Mann hat was, ich weiß zwar nicht was, aber er hat irgendwie mein Interesse geweckt. Und hat er gerade versucht, mit mir zu flirten ? - Seltsam...

Kapitel 2 - Gedanken

*** Wechsel der Perspektive - nach einem langen Arbeitstag ***

Was für ein aufregender Tag, erst rennt mein Sohn beinahe eine hübsche Frau und ihren Sohn über den Haufen, dann komme ich sogar mit ihr ins Gespräch... Seltsamerweise erinnert sie mich an jemanden, nur keine Ahnung, wer. Schade nur, dass ich nicht so viel Zeit hatte, ansonsten hätte ich gerne versucht, sie besser kennenzulernen. Jedoch wurde ich ja in der UN erwartet; das Leben als Diplomat ist kein einfaches, selbst wenn man nur ein Assistent ist. Jedenfalls nach einem Krieg mit Tausenden von Papieren war endlich Feierabend, und ich konnte endlich meinen Sohn erziehen, was fast eine Sisyphusarbeit ist. Er ist ja bei weitem noch schlimmer als ich in seinem Alter, aber das kann daran liegen, dass er ein Einzelkind und Halbweise ist. Aber anscheinend ist unsere Familie wirklich nicht vom Glück getroffen, erst musste meine Schwester sich von ihrem Verlobten und einem Kind trennen und später starb dann Catherine. Aber es hilft nichts, um vergossene Milch zu heulen, das Leben muss weitergehen. Zumindest hätte es Cat so gewollt.

Wenn ich so über diese Frau nachdenke, erinnert sie mich an jemand besonderes, aber ich kann leider diesen Gedanken nicht weiter fassen. Er schlüpft mir regelrecht aus den Fingern...

Ich weiß nicht warum, aber es kommen lauter Erinnerungen bei mir hoch, ob nun aus der Zeit im Sommercamp oder auch später. Eigentlich schon nebenbei lasse ich meine Augen über die Bilder, welche in der Wohnung hängen, schweifen. Es hängen mehrere Fotos hier, einige von Jean in verschiedenen Altern, einige von Cat und mir, unser Hochzeitsfoto zusammen mit meiner Schwester und ihrem Verlobten damals. Das war eine Zeit, wo das Leben für uns in geregelte Bahnen lief... Ich folge dem Pfad der Fotos und lande schließlich auf einem aus meiner Kindheit, wir' beide zusammen... Seufz... Ich vermisse meinen besten Freund aus meiner Kindheit...

*** Sprung der Perspektive zu Sora ***

Was für ein verrückter Tag gestern, und dann noch diese Nacht... Ich weiß nicht, aber es ist mir nicht möglich, diesen Mann zu vergessen, ich habe sogar von ihm geträumt. Nur seltsamerweise spielten wir beide Fußball zusammen, etwas was ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht habe. Selbst gegen Matt habe ich bisher kein einziges Mal gespielt, es schmerzt halt zu sehr, mich an diese Zeit zu erinnern.

"Mom ? Hast du was dagegen, wenn ich nachher noch etwas Fußballspielen gehe ?"

Ich merke, dass Matt seine Fußballkleidung angezogen hat. Er sieht bis auf sein goldenes Haar genauso aus, wie ich in seinem Alter, vielleicht mit ein paar geschlechtsspezifischen Abweichungen.

"Wieso sollte ich ? Solange du mir versprichst, nicht zu rabiat zu spielen, habe ich nichts dagegen. Weißt du schon, wo hier gespielt wird ?"

"Versprochen. Ich hoffte, der Nachbarjunge könnte es mir zeigen."

"Dann begleite ich dich noch bis zur Wohnung. Sein Vater wollte mich sowieso hier noch ein bisschen herumführen."

Matt schaut mich mit einem fragenden Gesichtsausdruck an.

"Du magst ihn, nicht ?"

Mag ich ihn ? Irgendwie schon, aber irgendwas sträubt sich gegen diesen Gedanken, ihn zu mögen... Außerdem weiß ich nicht, ob ich selbst bereit für eine neue Beziehung bin...

"Ich weiß es nicht. Aber er erinnert mich an jemanden aus meiner Kindheit."

Matt mustert mich genau.

"Du magst ihn. Aber mach dir keine Sorgen, ich glaube, er mag dich auch."

Ich wage es kaum, meinen Ohren zu trauen, und schaue Matt mit geweiteten Augen an.

"Keine Sorge, Mom. Ich verstehe es. Und mach' dir keine Sorgen um Dad, er hat sich entschieden. Ihm war seine Karriere wichtiger als wir es waren."

Ich weiß nicht, aber es ist traurig, dass er sich schon in seinem Alter über so was Gedanken machen muss. Ein Grund mehr, Yamato zu verabscheuen...

"Woher weißt du das ?"

"Kai und ich konnten vieles mitanhören, aber Onkel Takeru hat es uns später genauer erklärt. Er hat uns auch gesagt, dass dieses hier passieren könnte."

Takeru ? Er hat sich nicht auf Yamatos Seite geschlagen, sogar sich eher gegen ihn entschieden ? Ich muss ihm danken, wenn ich ihn das nächste Mal sehe... Wenn ich ihn sehe.

"So. Komm, Mom. Lass Dad einfach hinter dir und fange dein neues Leben an."

"In Ordnung. Und danke, Matt, ich habe das wirklich gebraucht."

"Keine Ursache." Matt lächelt mich dabei an.

Ich trockne mir schnell die Tränen und checke im Spiegel mein Aussehen, bevor wir unser Apartment verlassen.

Kaum verlasse ich die Wohnung merke ich, dass noch kein neues Namensschild angebracht ist. Aber andererseits, wer sollte mich hier schon suchen sollen. Yamato ? Und wenn er's täte, wäre ich froh, wenn er mich nicht fände...

Nur wenige Meter weiter befindet sich schon die Tür zu unserem Nachbarn; und es ist die richtige Tür, da ein Namensschild "Dupré" angebracht ist. Dupré' klingt irgendwie französisch, auch wenn er eher asiatisch angehaucht aussieht. Diesen Gedanken beiseite schiebend, klingle ich an der Tür.

Keine 20 Sekunden später öffnet der Junge von gestern selbige. Er schaut mich verwundert an und bekommt kurz darauf ein Ausdruck des schlechten Gewissens.

"Guten Morgen. Wenn's wegen gestern ist..."

"Guten Morgen. Keine Sorge, es ist ja nichts passiert. Eigentlich wollte ich deinen Vater sprechen und mein Sohn Matt wollte dich etwas fragen."

Er winkt uns herein und verschwindet schnell ins Nebenzimmer. Kurz darauf kommt Tai - war doch sein Name oder ? - mit ihm aus selbigen heraus. Tai trägt im Gegensatz zu gestern keine vornehme Kleidung, sondern etwas legeres mit einer Kochschürze. Kurz darauf winkt der Junge Matt zu sich und beide verschwinden durch die Haustür.

"Er ist ein richtiger Wirbelwind."

"Kann ich nur zustimmen. Also wo brennt's ?"

"Sie hatten mir gestern angeboten, mich etwas hier herumzuführen, und ich wollte gerne darauf zurückkommen."

"In Ordnung, aber nur unter der Bedingung, dass wir aufhören, uns zu siezen."

Warum auch nicht. Wenn ich hoffe, dass es etwas mehr werden soll, dann kann ich nicht auf der Sie-Form stecken bleiben.

"Kein Problem, Tai."

"Eine Frage noch, wie kommt es, dass eine so hübsche Frau allein ist ?"

"Eigentlich bin ich nicht allein, aber ich ließ mich vor 2 Jahren scheiden. Mein Ex hat sich für seine Karriere anstelle seiner Familie entschieden."

"Autsch. Das ist schlimm."

"Und wie kommt's, dass ein so adretter Mann alleinstehen ist ?"

"Bin Witwer. Meine Frau starb bei Jeans Geburt." Ich merke, wie sein Gesichtsausdruck etwas trauriger wird.

"Sorry und mein Beileid. Das muss hart sein."

"Ist es auch, insbesondere für Jean. Jedoch entschloss ich mich, mein Leben auch ohne sie weiterzuführen. Sie hätte es so gewollt."

"Sie muss eine besondere Frau gewesen sein."

"Das war sie auch, da an der Wand hängt ein Foto von unserer Hochzeit vor 9 Jahren. Sie war eine von drei Frauen bzw. Mädchen, die mir sehr viel bedeuteten."

Er zeigt auf ein Foto in der Nähe der Haustür. Darauf steht er in seinem weißen Anzug neben einer jungen Frau im Hochzeitskleid. Daneben bemerke ich zwei weitere, formell gekleidete Personen. Diese beiden kommen mir verdächtig bekannt vor, extrem bekannt. Ich hatte sie das letzte Mal vor nahezu 9 Jahren gesehen und ihn vor circa 2.

~ "Takeru ? Hikari ?"

"Du kennst meine Schwester ?"

Schwester ? - Dann muss das hier Taichi sein. Derselbe Taichi, der sich einmal in meine Mütze übergeben hat, derselbe, auf dem ich wegen einer stupiden Haarklammer tagelang wütend war, derselbe, der mich immer zum Lachen mit seiner Dummheit' brachte und derjenige, der mir eine Revanche schuldete.

Als ich mich in seine Richtung drehe fällt mir ein älteres Foto an der anderen Wand auf, ein Foto, welches ich noch selber besitze. Darauf sind Taichi und ich kurz nach einem Fußballspiel, als wir 7 Jahre alt waren, Rücken an Rücken und grinsen in die Kamera. Er ist es...

"Yagami Taichi ?"

Er schaut mich verwundert an und mustert mich gleichzeitig.

"So hat man mich schon ewig nicht mehr genannt. Kennen wir uns ?... Moment... Takenouchi Sora ?"

"Und so heiße ich seit 2 Jahren wieder. Aber wie kommt es, dass du jetzt Dupré heißt ?"

"Ich habe damals den Namen von Cat angenommen. Es ist einfacher in den westlichen Ländern mit dem Namen Dupré als mit Yagami, und nebenbei, Dupré klingt cooler."

In manchen Punkten hat Taichi sich nicht geändert, er hat noch immer einen eigenwilligen Sinn für Humor, obwohl dieser anscheinend reifer geworden ist.

"Und wie lebt's sich als alleinerziehender Vater ?"

"So la la, es ist recht hart, insbesondere mit Jean, vor allem die ersten Jahre waren höllisch schwer. Glücklicherweise haben meine Schwiegereltern mir damals geholfen, ansonsten wäre ich wahrscheinlich zusammengebrochen, Cats Tod, meine Ausbildung, mein Job und noch einiges mehr haben mir damals viel Kraft gekostet, und dann war noch Hikari, diese Sache mit Takeru, Mimi und Daisuke hat sie extrem hart getroffen."

"Ich weiß, Takeru erging's nicht anders, er war regelrecht am Boden zerstört, hat es doch irgendwie geschafft, weiterzuleben."

"Hast du seine Adresse, Hikari wäre bestimmt daran interessiert, zumindest könnten sie sich endlich aussprechen, so dass Hikari keine Schuldgefühle mehr hätte."

"Leider nicht, ich hab' seit der Scheidung jeglichen Kontakt zu meinem Ex und seinem Bruder verloren."

"Kein Problem. Da kann man nicht viel machen... Unter anderen Umständen würde ich dich fragen, wie es Yamato geht, aber ich glaube, er ist wohl kein allzu gutes Thema hier."

"Nicht wirklich. Er hat's geschafft mich noch wütender zu machen als du damals, als du meinen Hut als Kotzbeutel missbraucht hast und mich diesen aufsetzen ließest."

"Autsch. In seiner Haut möchte ich lieber nicht stecken... Lassen wir besser dieses hinter uns, was machst du nun ?"

"Ich fange nächste Woche hier als Modedesignerin für eine Kleiderkette an. Sie haben mich vom Fleck weg engagiert, als ich ihnen ein paar Entwürfe zugeschickt habe."

"Irgendwie seltsam, ich hätte eher gedacht, dass du in die Floristik einsteigen würdest. Modedesign wäre eher was für Mimi gewesen."

"Soll ich ehrlich sein ?"

"Warum nicht ? Wir sind doch unter Freunden..."

"Ich hatte einfach die Schnauze von Mutters Blumengeschäft gestrichen voll. Viel Arbeit und kaum Verdienst. Ohne die Unterstützung meines Vaters hätten wir oft schon in tiefer Bedrullie gesteckt. Aber eine Gegenfrage, du und Diplomat ? Ich hätte eher auf eine Sportlerkarriere getippt."

"Ich habe damals den Reiz dieses Sports verloren. Ich spiele fast gar nicht mehr, höchstens mal gegen Jean, wenn seine Freunde keine Zeit haben... Da fällt mir ein, ich schulde jemanden noch eine Revanche."

"Du erinnerst dich daran ? Ich dachte, du hättest es vergessen, als du uns aus dem Weg gingst."

Ich merke, dass sein Gesichtsausdruck leicht fällt, ich scheine einen wunden Punkt getroffen zu haben.

"Habe ich niemals, aber ich hatte damals persönliche Probleme, über die ich lieber nicht reden möchte."

Seltsam, bis zu dem Zeitpunkt war entweder Koushiro oder ich sein Ansprechpartner bei Problemen. Es muss schon recht ernst gewesen sein, wenn er sich keinem Freund anvertrauen wollte. Was könnte nur passiert sein ?... Aber ansonsten wirkt er anders als beim letzten Mal, als ich ihn sah. Damals war er so verschlossen und eigenbrödlerisch, aber heute wirkt er recht offen und ausgelassen mir gegenüber außer in diesem Thema, definitiv ein anderer Taichi...

"Bist du noch immer an der Revanche interessiert ?"

Was soll's, ich habe schon ewig nicht mehr gespielt. Es könnte recht interessant werden, zumindest recht spaßig.

"Wieso nicht ? Ich wette, ich kann dich immer noch in den Boden stampfen..."

"Nicht so schnell, meine Dame, da habe ich noch ein Wort mitzureden. Bevor wir spielen, sollten wir jedoch unsere Kleidung wechseln. Danach gehen wir dorthin, wo unsere Söhne spielen."

"In Ordnung, bin in 10 Minuten wieder hier."

Was hat mich nur geritten, dass ich mich auf ein Fußballspiel gegen Taichi einlasse, und dass dann noch vor unseren Kindern. Eigentlich sollte ich zu alt für solche Spielereien sein. Aber andererseits konnte ich noch nie eine Herausforderung gegen Taichi ablehnen, und so jung habe ich mich schon ewiglich nicht mehr gefühlt...

Kapitel 3 - Der Ball ist unser Leben

{A/N: Matt ist der Kosename Mathews, nur um zwischen ihm und Yamato abzugrenzen}

*** Matt - ca. 15-20 Minuten später ***

Jean ist ein recht guter Spieler, ich habe nur selten jemanden mit seinem Talent und seinem Einsatz gesehen und folglich eine solche Herausforderung gehabt. Die meisten, die gegen mich antraten, habe ich ungespitzt in den Boden gerammt. Aber Jean ist viel eher meine Liga. Was soll ich über die anderen Spieler hier sagen ? Sie sind auch recht gut, auch wenn sie nicht annähernd Jeans Niveau haben. Was mir an denen aber recht gut gefällt ist das Teamplay, sie agieren wie eine Einheit und konzentrieren sich nicht auf ein oder zwei Spitzenspieler. Das ist hier weitaus besser als in meinem alten Verein', wo fast alle nur für sich allein spielten. Es ist eine wahre Herausforderung hier anzutreten.

Wir haben schon über eine halbe Stunde gekickt, als ich zwei Erwachsene im Sportdress anjoggen sehe. An sich ist das nichts Ungewöhnliches, außer dass es Jeans Vater und meine Mom sind. Ich weiß, dass Mom hin und wider mal joggt, aber es sieht irgendwie anders aus, es wirkt schon wie ein Wettkampf zwischen den beiden, aber viel mehr ein spielerischer Wettkampf...

"...So Taichi, nun bist du dran !"

"Das glaubst auch nur du ! Beim Kampf Mann gegen Mann war ich immer Sieger..."

"Das mag ja sein, aber zwischen uns war es niemals Mann gegen Mann, du musstest immer Staub fressen..."

"Na das werden wir ja sehen... Mach dich auf den Kampf deines Lebens gefasst..."

"Und du auch. Ich werde dich zu Hackfleisch bearbeiten, so fein, dass du durch ein Sieb passt..."

"Und ich dich so tief in den Boden stampfen, so dass du deine Mutter in Japan besuchen kannst..."

"Das möchte ich sehen..."

Whoa !!! Was ist denn hier los, im ersten Moment dachte ich wirklich, dass die beiden sich streiten, aber es wirkt irgendwie anders. Deren Gesichter sehen partout nicht so aus, wie damals bei Mom und Dad, definitiv anders.

Ich merke, wie Jeans Dad und meine Mom gemächlich' in unsere Richtung joggen, wobei Jeans Dad einen Fußball in seinen Händen dabei trägt. Ich könnte fast annehmen, dass sie ein Spiel Mann-gegen-Mann' spielen wollen...

"Jean... Schau mal..." Ich zeige gleichzeitig auf unsere Eltern.

Jeans Gesichtsausdruck kurz darauf zeigt mir, dass er wohl genauso irritiert ist wie ich. Aber in einem Punkt bin ich mir sicher, DAS MUSS ICH MIR ANSCHAUEN !!!!

"Komm, Jean, das will ich seh'n."

"Ich auch." Und an den Rest der Mannschaft richtet er : "Spielt erst mal ohne uns weiter..."

Die restlichen Spieler schauen kurz zu uns herüber und machen dort weiter, wo sie aufgehört haben. Sie scheinen es gewohnt zu sein, dass Jean hin und wieder pausiert.

"Ach übrigens, gutes Spiel, ich hatte schon lange keine solche Herausforderung mehr. Und hier macht es definitiv mehr Spaß zu spielen als mit meinen alten Mannschaft."

"Danke, das Kompliment kann ich nur allzu gut zurückgeben. Bisher bist du meine größte Herausforderung, neben meinen Dad."

"Spielt er so gut ?"

"Wenn er mal spielt, dann ja. Aber aus irgendeinen Grund spielt er nur sehr ungern, sagt irgendwas von altem Schmerz, oder so... Keine Ahnung. Er hat mir auch einige Tricks beigebracht, welche er angeblich von einem Freund aus seiner Kindheit gelernt hat. Er spricht nicht gerne über diese Zeit..."

"Komisch, das scheint wohl eine allgemeine Krankheit zu sein, weder mein Dad noch meine Mom reden gerne über ihre Kindheit, als ob sie irgendwas verschweigen wollen..."

"Wo ist eigentlich dein Dad ?"

Tja... Soll ich's ihm erzählen ? Warum auch nicht, es ist ja an sich kein Geheimnis...

"Irgendwo in Florida. Meine Eltern ließen sich vor zwei Jahren scheiden, ihm war seine Karriere bei der NASA wichtiger als die Familie. Hinzu kam dann noch der ganze Kram, den man aus all diesen Fernsehserien kennt..."

"Sorry, das muss schlimm sein."

"Die Scheidung ?"

"Eher, dass du von deinem Dad getrennt bist."

"Weniger... Konnte mich ja schon die Jahre zuvor daran gewöhnen. Das einzige, was schmerzt, ist, dass ich meinen Bruder Kai nicht mehr sehen kann."

"Du hast einen Bruder ?"

"Ja, wie schon gesagt, sein Name ist Kai und ist in deinem Alter. Ihm traf die Scheidung noch härter, da er jetzt mit Dad leben muss und vermutlich die meiste Zeit alleine sein wird."

"War... Ist dein Dad so schlimm ?"

"Wie soll ich's am besten sagen... Ich kenne meinen Onkel Takeru besser als mein Dad, und er lebt in England mit meinem Cousin. Dad vergaß sogar die letzten Jahre Kais und mein Geburtstag, geschweige denn Moms. Wenn ich ihn mal sah, dann war er jedoch voll witzig, er unterrichtete mich sogar mal das Mundharmonikaspielen. Aber das war vor etlichen Jahren..."

Ist es wirklich schon solange her ? - Stimmt, ich war damals 5, als er mir meine Mundharmonika zu Weihnachten schenkte und mir die folgenden Wochen das Spielen beibrachte. Damals war ich so stolz auf Dad... Und heute ? ... Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich Dad betrachten soll...

"Sorry, dass ich das Thema heraufbeschworen habe."

Ich merke, dass sich bei den letzten Gedanken wohl ein paar Tränen gebildet haben müssen.

"Kein Problem. Ich denk' halt nicht mehr allzu häufig an Dad. Es gab gute Zeiten mit ihm, aber diese sind einfach zu lange her..."

Da fällt mir auf, dass unsere Eltern schon am Kicken sind.

"Besser, wir schauen den beiden zu..." Ich zeige dabei auf unsere Eltern.

"Besser..."

Die nächste halbe Stunde schauen wir unseren Eltern beim Kicken zu. Erst wirkte deren Spiel etwas träge, insbesondere Moms, aber nach kurzer Zeit merke ich, wie das Tempo und die Technik an Qualität zunehmen. Wenn ich zuerst dachte, sie beide wären unteres Niveau, jetzt spielen sie mindestens um zwei Klassen besser als Jean oder ich. Vor allem Mom fällt mir auf, sie spielt recht offensiv, sie attackiert Jeans Dad bis aufs Blut...

"Die sind wirklich gut..."

! "Gut ?" "Wenn ich bedenke, wie Dad mit mir bisher gespielt hat, dann umschreibt gut' dieses nicht mal annähernd."

"Das stimmt... Ich wusste nicht, dass Mom so gut spielen kann, ich wusste noch nicht einmal, dass sie überhaupt Fußball spielen kann... Wollen wir sie herausfordern ?"

"Warum nicht... Ich will gerne mal gegen jemanden spielen, der zwei Klassen besser ist als ich."

"Ich ebenfalls..."

Wir rennen auf unsere Eltern, besser gesagt auf seinen Dad und meine Mom zu.

"Wie wäre es mit einer kleinen Herausforderung, Dad ?"

"Ihr beide gegen uns ?"

"Yup !"

"Seid ihr euch wirklich sicher ? Niemand hat bis heute das Taiora-Team geschlagen."

"Taiora ?"

Taiora ? Was ist das für'n Name ?

"Taichi-Sora, wir waren die Geißeln auf dem Fußballfeld, oder Sora ?"

"Und wie, wir haben mehr Schienbeine verletzt als alles andere..."

Meine Mom fügt dem nur ein finsteres Grinsen hinzu... Was ist denn los mit Mom ? So kenne ich sie ja gar nicht...

"Okay, wir nehmen eure Herausforderung an..." Zu meiner Mom gerichtet fragt er noch : "Sora, bist du jetzt aufgewärmt ?"

Haben die noch nicht ernsthaft gespielt ? Oder soll es uns nur entmutigen ?

"Jetzt bin ich erst richtig heiß... Zeigen wir unseren Herausforderern, wer die Könige auf dem Fußballfeld sind..."

Kaum gesagt klatschen sie sich gegenseitig in die Hände.

"Ihr seid die Herausforderer, so erhaltet ihr als erstes den Ball. Versucht uns zu schlagen..."

Kaum ausgesprochen, beginnt unser Fight...

Nie wieder... Wirklich nie wieder fordere ich meine Mom beim Fußballspielen heraus. Sie und Jeans Dad haben Jean und mich regelrecht in den Boden gestampft, uns eine regelrechte Lektion erteilt. Glücklicherweise haben wir rechtzeitig aufgehört, die Punkte' zu zählen, das wäre ein absolutes Debakel für uns geworden...

"Wollt ihr uns nochmals herausfordern ? Ich bin gerade erst richtig warm geworden..."

"Besser nicht... Ich habe definitiv genug für heute..."

"Ich auch..."

"Spielverderber !"

"Ach, lass es, Taichi. Für heute soll es genügend Demütigung sein... Für heute..."

Den letzten Part fügt Mom in einem spielerischen Ton hinzu, als ob sie sagen wollte, dass sie noch genügend Gelegenheiten dazu haben würden... Ich wunder mich nur, was mit Mom passiert ist, so kenne ich sie definitiv nicht. Bisher war sie immer recht protektiv und sicherheitsbewusst mir gegenüber, aber heute ist sie komplett anders. Aber es gefällt mir, so viel Spaß hatte ich noch nie mit Mom, noch nie...

"Was haltet ihr von Pizza zum Mittag ?"

Dumme Frage, wer kann schon eine Pizza ablehnen... Ich jedenfalls nicht !!!

Das ist jedoch der perfekte Abschluss für diesen Morgen... ein perfekter Morgen...

Kapitel 4 - Vergangenheiten

*** Nach dem Mittag bei Takenouchis ***

Was soll ich sagen, das war ein wundervoller Vormittag, so viel Spaß hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr. Ich verstehe eigentlich gar nicht, wieso ich überhaupt mit dem Fußballspielen aufgehört habe... Ach ja, wegen meiner Mutter, sie hatte sich damals gewünscht, dass ich etwas damenhafteres spielen sollte, einen etwas ungefährlicheren' Sport. So fing ich damals an, Tennis zu spielen. Überhaupt habe ich vieles damals aufgegeben, was meine Mutter als nicht so damenhaft erachtet hatte und wurde demzufolge sehr gesetzter, fast schon so wie sie... Im Nachhinein erkenne ich, dass ich damit einen genauso großen Fehler beging als wie zuvor, als ich nur gegen meine Mutter rebellierte...

Aber ich kann ihr an sich keinen Vorwurf machen, es war ja am Ende meine eigene Entscheidung, so zu werden, wie sie wollte. Und so beging ich exakt den gleichen Fehler wie Mutter und wurde zu konservativ...

"So, raus mit der Sprache, wer bist du und was hast du mit Mom gemacht ?" Matt reißt mich aus meinen Gedanken.

Irgendwie kann ich mir ein leichtes Kichern nicht verkneifen.

"Nichts, außer dass ich sie heute Morgen als Aperitif verspeist habe, bevor ich mich aufmache, die gesamte Erdbevölkerung zu verschlingen." Dem füge ich lediglich ein finsteres Lachen hinzu.

Ich weiß nicht, wieso, aber ich musste diesen Scherz einfach bringen. Ich glaube, Taichi hat in mir meine alten Gefühle geweckt...

Der Anblick Matts ist einfach zu köstlich, man könnte denken, er glaubt das, was ich gerade sagte.

"Und ich glaube, ich bin wieder hungrig..."

Ich mache mich auf in Richtung Matts mit fletschenden Zähnen. Währenddessen achte ich genauestens auf Matts Mimik, welche sich noch immer nicht normalisiert' hat. Kaum bin ich bei ihm angelangt, gaukle ich ihm vor, dass ich ihn wirklich angreifen und verspeisen wolle, jedoch endet dieses dann in einer Kitzelattacke, der er hilflos ausgeliefert ist.

Ich weiß, dass es kindisch ist, aber heute ist mir halt danach, ich will mal wieder richtig Spaß haben und anscheinend gefällt es Matt wenn auch nicht just in diesem Moment... Es ist einfach wundervoll, mal wieder ausgelassen zu sein und den Ernst des Alltags abzustreifen, es ist einfach viel zu lange her... viel zu lange...

Es ist irgendwie erschütternd, wie ich mich all die Jahre so verändert habe, wie ich genauso stocksteif wie meine Mutter geworden bin, obwohl ich es mir damals geschworen habe, niemals so zu sein wie sie, aber genau das ist aus mir geworden... Wie konnte ich dieses nur zulassen ? Wie konnte ich mich selbst vergessen ?

"Mom ? Bist du in Ordnung ?"

Bin in Ordnung ? Ich bin einfach nur verwirrt...

"Ja... Nein... Keine Ahnung"

"Mom, was ist eigentlich los mit dir ? Du bist so anders heute."

Eine gute Frage, eine wirklich gute Frage. Aber die Antwort ist anders, als man sich denken könnte. Man sollte besser fragen, was war all die Jahre los mit mir...

"Hab' ich mich wirklich so stark verändert ?"

"Und wie! Aber soviel Spaß wie heute hatte ich schon lange nicht mehr mit dir."

Irgendwie muss ich darüber kichern, es ist schön, dass er sich ebenfalls darüber freut.

"Dann sind wir ja schon zu zweit." Ich füge dem ein zufriedenes Lächeln hinzu.

"Aber nun erzähl mir, seit wann und wie kennst du Jeans Dad ?"

Irgendwie war es mir klar, dass er nach Taichi fragen würde. So etwas musste ihn ja neugierig machen.

"Okay, okay... Wir kennen uns seitdem ich fünf war. Damals hatte ich von meinem Vater einen Fußball geschenkt bekommen und Taichi damals durch Zufall getroffen."

"Wie durch Zufall' ?"

"Am Kopf mit dem Ball... Mein erster Schuss und schon ein Treffer..."

Matt muss einfach losprusten... "Ist nicht dein Ernst."

"Iss' es... Wenn ich bedenke, dass ich eigentlich den Ball meinem Vater, der gute 6 Meter neben Taichi stand, zuspielen wollte... Es war nur ein kleines Bisschen' daneben... Seitdem haben Taichi und ich nahezu jeden Nachmittag auf dem Fußballfeld verbracht, wir waren das berühmte Taiora-Team', die Geißeln des Fußballfelds."

"Wieso hast du dann eigentlich aufgehört, Fußball zu spielen ? Du bist doch sehr gut darin."

"Bedank dich bei meiner Mutter, sie hielt es damals für nicht damenhaft' und hat mich irgendwie überredet, stattdessen Tennis zu spielen... Darin war ich nie ein As, immer nur unteres Mittelmaß. Und als ich später dann noch den Kontakt zu Taichi verloren habe, so verlor ich jegliches Interesse an diesem Spiel... Fußball ohne Taichi war einfach nicht mehr dasselbe..."

"Und was ist denn passiert ?"

"Das weiß ich eigentlich auch nicht, wir haben uns seit wir 14 waren gemächlich voneinander distanziert. Und irgendwann ist er nach Frankreich gegangen, wo er nur noch spärlich Kontakt mit seiner Schwester und deinem Onkel hatte. Ich verstehe einfach nicht, was passiert sein konnte, dass unsere Freundschaft einfach so versiegte."

"War denn irgendwas besonderes in dem Jahr passiert ?"

Was war damals passiert ? Ach ja, unser Kampf gegen Malomyotismon. Aber da war er noch sehr, sehr offen mir gegenüber, erst seit ungefähr unseren Sieg gegen Malomyotismon hatte er sich von mir, bzw. von uns distanziert. Was konnte damals nur passiert sein ? Was ?

"Eine Menge, eine riesige Menge... Es war ein Jahr voller Veränderungen, ein Jahr voller Freude aber auch voller Trauer..."

Soll ich's ihm erzählen ? Warum auch nicht, es ist ja auch Teil seiner Geschichte, seines Schicksals. Er kennt zwar einen Teil der Geschichte, der, welcher in den Geschichtsbüchern steht, aber nicht die komplette.

"... Es war das Jahr, als sich zwölf Kinder erhoben, um zwei Welten zu beschützen."

"Es war das' Jahr ? Und was hat das mit dir oder Jeans Dad zu tun ?"

"Mehr, als du denkst... Mehr, als du denkst... Warte einen Moment."

Ich gehe in mein Schlafzimmer und hole die zwei wichtigsten Bilder aus meiner Vergangenheit aus dem Versteck hervor. Danach kehre ich zurück zu Matt.

"Schau dir das Bild hier an." Ich gebe Matt das Bild von uns zwölfen ohne unsere Partner. "Erkennst Du jemand darauf ?"

Nach längerem Anstarren antwortet er endlich.

"Diese zwei erinnern mich irgendwie an Dad und Onkel Takeru, aber da sind auch andere, die ich glaube, schon mal gesehen zu haben."

"Das kommt auch hin, es sind dein Vater und Onkel. Neben deinem Vater, das bin ich und der Jugendliche mit der Riesenmähne, das ist Taichi, Jeans Vater..." Mir ist es bis heuer nie richtig aufgefallen, aber Taichi wirkt so verletzt hinter seiner Maske des kalten Lächelns, ebenso fällt mir nun auf, dass er von mir möglichst weit entfernt auf dem Foto ist, von mir und Yamato. Was zur Hölle ist bloß damals passiert ? Und wieso ist es mir nie richtig aufgefallen ? "... Die anderen sind Hikari, Taichis Schwester, Koushiro, Mimi, meine damalige beste Freundin, Jyou, Ken mit Miyako, Daisuke und unser Nesthäkchen' Iori..." Währenddessen zeige ich gleichzeitig auf die entsprechenden Personen auf dem Bild.

"Einen Moment, Mom, was willst du mir eigentlich sagen ?"

Ich reiche Matt das zweite Foto, welches lediglich einige Minuten vorher von unserer Gruppe geschossen wurde, dieses Mal jedoch inklusive unserer Digimonpartner.

Der Blick von Matt, als er unsere Freunde' erkennt, ist einfach goldig, voller Verwirrung aber mit einen Hauch von Stolz...

"Ich glaube, jetzt verstehst du, was in dem Jahr passiert ist, es war das Jahr unserer größten Herausforderung, das Jahr, wo wir unsere Freunde wieder trafen, aber auch wieder verloren. Der Kampf gegen Malomyotismon hat damals die ganze Digiwelt schwer zu schaffen gemacht, so dass sie selbst mithilfe von Oikawas letzter Lebenskraft nicht ohne weiteres geheilt werden konnte. Wir mussten damals unsere Partner in deren Welt zurücklassen mit lediglich einer wagen Hoffnung auf ein Wiedersehen."

"Hast du und Dad deshalb uns nichts von eurer Vergangenheit erzählt ?"

"Teils... Es schmerzte natürlich, unsere Partner schon wieder zu verlieren, aber das war nicht der einzige Grund. Wir wollten ebenfalls euch schützen. Wenn du oder Kai jemals ein falsches Wort verloren hättet und die Presse hätte davon Wind gekriegt... Du erinnerst dich bestimmt noch an den ganzen Wirbel, als dein Dad für die ISS-Mission ausgewählt wurde."

"Ich erinnere mich nur zu gut daran, es war die Hölle..."

Das war's auch, den ganzen Tag die Presse vorm Haus und nur darauf wartend, dass jemand das Haus verließ. Matt und Kai wurden unentwegt über Yamato ausgefragt, ob sie stolz seien und ähnliches... Damals begann ich, Yamatos Beruf langsam, aber sicher zu verabscheuen; während Yamato sich hinter den Mauern seiner Einsatzzentrale versteckte, waren Matt, Kai und ich den Reportern schutzlos ausgeliefert. Und am Ende war alles für die Katz', als sich herausstellte, dass Yamato aufgrund einer Kinderkrankheit abkommandiert wurde.

"Wäre jedoch das ganze mit der Digiwelt rausgekommen, dann wäre dieses damals nur ein kleiner Hauch gegenüber einen Orkan gewesen, ein Tropfen verglichen mit einem Wasserfall."

"Ich glaube, ich verstehe. Aber wieso erzählst du es jetzt ?"

"Du bist alt genug, um es zu verstehen, und alt genug, um dich der Verantwortung dieses Wissens zu stellen. Hinzu kommt dieses Treffen gestern und heute, ich glaube weniger an einen Zufall als an Schicksal, Schicksal hat uns immer wieder zusammengeführt und immer passierte etwas besonderes. Ich glaube fest daran, dass etwas passieren wird, auch wenn ich keine Ahnung habe, was. Ich möchte dich lieber schon vorher auf mögliche zukünftige Ereignisse vorbereitet wissen, nur zur Vorsicht."

Bevor ich mich versehe, erzähle ich Matt den Anfang unserer Abenteuer.

*** Währenddessen nebenan ***

Ich hätte niemals geglaubt, sie wiederzusehen und dann noch ungebunden. Wir haben uns gerade erst getroffen und schon soviel Spaß wie seit langem nicht mehr gehabt. Wenn ich bedenke, wie sehr mich ihr Anblick damals so geschmerzt hat, so wirkt selbiger komplett anders auf mich. Aber andererseits war ich nie richtig wütend oder sauer auf sie, nur auf ihn'. Wieso musste er mir so was antun, wieso musste er mein Vertrauen so missbrauchen, ich verstehe es einfach nicht. Ich wollte doch nur einen freundschaftlichen Rat von ihm, und was gab er mir ? Einen Rat, der nur ihm zum Vorteil gereichte... Was mir jedoch am meisten leid tat, war der Fakt, dass ich genau das verlor, weswegen ich ihr damals nie die Wahrheit erzählt hatte, unsere Freundschaft.

Ich hoffe nur, dass ich diesmal mehr Mut aufbringen werde, mehr als damals, als ich aufgrund meiner eigenen Feigheit alles verlor. Nein, dieses Mal will ich meine Chance wahren, selbst wenn es mich die Freundschaft zu ihm' komplett kosten sollte. Sora, ich liebe dich, ich habe dich immer geliebt, selbst als mein Herz Cat gehörte...

"Dad ? Du bist so ruhig, fühlst du dich in Ordnung ?" Jean holt mich aus meinen Gedanken.

"Entschuldige Jean, ich war gerade in Gedanken versunken."

"Nun erzähl, Dad, wie und wo hast du Matts Mom kennengelernt ?"

Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich sie zum ersten Mal traf... Genauer gesagt traf sie damals mich und es brachte mir enorme Kopfschmerzen...

"Es war auf einem Fußballfeld, oder besser gesagt im Park, als sie mich traf."

"Häh ??? Heißt es nicht, als du sie trafst ?"

"Nein, in diesem Fall hat sie mich getroffen... mit einem Fußball genau auf meinem Kopf. Obwohl wir beide erst 5 waren, hatte sie einen Mördertritt drauf, auch wenn sie das Ziel, ihren Vater, nur leicht um 5 oder 6 Meter verfehlt hatte. Das hat mich damals sofort fasziniert, sie war ein Naturtalent, so spielten wir fortan fast täglich miteinander. Später wurden wir das gefürchtete Taiora-Team' und waren seitdem unzertrennlich. Zusammen waren wir eine echte Landplage, nichts und niemand war vor uns sicher."

"Und wieso habt ihr euch getrennt ?"

"Als ich 14 war, wurde ich von einem sehr guten Freund schwer, schwer verletzt, mein Vertrauen wurde stark missbraucht, seitdem verlor ich jegliches Vertrauen in meine Freunde und mein eigenes Selbstvertrauen. Ich kapselte mich damals von der Umwelt ab und verlor mich in Depressionen. Wären da nicht meine Schwester und ihr damaliger Freund gewesen, dann wüsste ich nicht, was passiert wäre. Es war deren Idee, dass ich mit deiner Mutter zusammenkam, welche ein ähnliches Schicksal durchlebt hatte. Und so heilten wir uns gegenseitig."

"Wer war dieser Freund ?"

Ich weiß nicht, ob er alt genug, reif genug, für diesen Teil der Geschichte ist, aber andererseits war er seit jeher gezwungen, schneller alt zu werden als andere seines Jahrgangs.

"Versprich mir vorher, dass du niemals jemand darüber etwas erzählst, insbesondere Matt und Sora gegenüber. Es ist wichtig, dass beide es niemals erfahren."

Er scheint einen Moment drüber nachzudenken.

"In Ordnung, Dad. Versprochen."

"Es war Soras Exmann, Matts Vater. Ich hoffe, du verstehst nun, wieso ich nicht möchte, dass einer von den beiden dieses erfährt. Ich möchte nicht, dass Matt von seinem Vater noch schlechter denkt, als er es anscheinend jetzt schon tut."

Ich merke, dass Jean darüber leicht schockiert ist, er hat wohl mit vielem gerechnet, aber nicht damit.

"Sollte ich noch etwas wissen ?"

Soll ich es ihm erzählen ? Ich glaube, heute ist der beste Zeitpunkt dafür, auch wenn es mich schmerzt, an diese Zeit erinnert zu werden, damals als wir unsere besten Freunde zurücklassen mussten, damals als ich Cat zum ersten Mal getroffen hatte...

"Da ist noch etwas... Aber warte mal einen Moment."

Ich gehe in mein Schlafzimmer und hole ein bestimmtes Bild aus dem Schrank, das Bild mit uns 24, aber ebenfalls das Bild von Cat und ihrem Partner. Danach kehre ich wieder ins Wohnzimmer zu Jean zurück.

"Hier ist ein Bild deiner Mutter mit einem sehr guten Freund." Ich händige Jean das zweite Bild aus.

Jean schaut erst verwirrt, aber man kann regelrecht zusehen, wie die Groschen fallen.

"Soll das heißen, dass Mom eine von den Zwölfen ist ?"

"Nicht ganz. Sie war zwar ein Digiritter, aber keine von den Zwölfen, sie schlug andere Schlachten und sie half beim letzten großen Kampf, aber sie war keine von den legendären Zwölfen, wie so viele, die nicht erwähnt wurden. Ich kann dir jedoch ein Bild mit den Zwölfen zeigen, alle zwölf mit ihren Partnern." Nun händige ich ihm das andere Bild aus.

Als Matt sich dieses Bild anschaut, bemerke ich eine leichte Verwirrung in ihm.

"Irgendwie seltsam, ich glaube, einige schon mal gesehen zu haben, aber ich weiß nicht, woher... Moment, dieses Mädchen sieht aus wie Cousine Mimi, und dieser Jugendliche wie Matt."

"Es kommt schon nahe dran, das Mädchen ist deine Tante Hikari und der, der so aussieht wie Matt, ist Yamato, Matts Vater. Neben ihm steht auch Sora. Nun schau dir mal diesen Typen hier an, kennst du ihn ?" Ich zeige auf mein damaliges Abbild.

Man kann sehen, wie Jean ein Geistesblitz durchfährt. "Bist das du ?"

"In Fleisch und Blut. Die anderen auf dem Foto sind Takeru, Yamatos Bruder..." Im Gedanken führe ich fort mit und fast dein Onkel' ", Koushiro, Mimi, Jyou, Daisuke, Ken, Miyako und das jüngste Mitglied Iori. Das Digimon neben mir, das ist Agumon, er konnte sich in Greymon, Metallgreymon und Wargreymon verwandeln. Ich wünschte, du könntest Agumon kennenlernen, aber dummerweise ist die Digiwelt versiegelt, wodurch kein Zugang zu ihr besteht."

"Werde ich ihn und die anderen einmal treffen können ?"

"Keine Ahnung, aber mit etwas Hoffnung wirst du es bestimmt können. An sich ist es eher eine Frage der Zeit und nicht mehr. Wenn du willst, kann ich dir ja einige unserer Abenteuer erzählen. Jedoch musst du mir hoch und heilig versprechen, dass du keinem etwas von diesen oder von unserer Identität erzählst. Es ist extrem wichtig."

Ich merke, wie Jean erwägt, etwas dagegen vorzubringen, aber schließlich merke ich ein leichtes Seufzen.

"In Ordnung, ich verspreche es. Darf ich es wenigstens Jean erzählen ?"

"Wenn seine Mutter es ihm schon erzählt hat, dann ja, dann könnt ihr gerne darüber reden, aber warte noch so lange, bis ich mit ihr darüber geredet habe. Das ist etwas, dass er besser von seiner Mutter erfährt und nicht per dritter Hand."

"Okay..." Ich merke einen leicht enttäuschten Unterton, aber er akzeptiert meine Entscheidung.

So beginne ich, ihm etwas aus unserer Vergangenheit zu erzählen...

Kapitel 5 - Ein kleines Gespräch

Was für ein recht interessanter Nachmittag, als mein Sohn mich über meine komplette Vergangenheit regelrecht ausgefragt hat. Zum Glück kann ich mir sicher sein, dass er mit seinen Worten recht vorsichtig diesbezüglich umgehen wird. Ich frage mich, ob Taichi es seinem Sohn auch schon erzählt hat, und wenn ja, was genau. Genauso würde ich gerne wissen, was er die letzten (ich glaube) 17 Jahre genau getrieben hat, oder was damals wirklich passiert ist, was ihn von uns - mir - verjagt hat. War es mein Fehler ? Habe ich etwas falsch gemacht ? War er vielleicht sogar eifersüchtig ? Das kann nicht sein, nicht Taichi... Andererseits hätte das einiges von seinem damaligen seltsamen Verhalten erklärt, z.B. wieso er Yamato und mich wie die Pest mied... Aber wieso hat er mir dann damals nichts erzählt, wieso hat er mich dann ohne einen Widerstand gehen lassen ? Wieso hat er dann nicht mit irgendjemand darüber gesprochen ? Jeder, den ich gefragt hatte, hat mir nur deren Unwissenheit dargestellt... Irgendwie passt alles nicht so recht zusammen, da muss noch etwas anderes gewesen sein... Aber wenn ich es jetzt genauer bedenke, glaube ich, dass Hikari und Takeru die ganze Wahrheit kennen, obwohl beide dieses immer bestritten...

Die Türklingel reißt mich aus meinen Gedanken. Und wie ich Matt kenne, hängt er gerade vor der Spielkonsole und hört keinen Ton... Wieso musste Yamato ihm diese bloß schenken, aber jetzt ist es zu spät, um sich darüber zu ärgern'. Außerdem wäre es recht unfair Matt gegenüber, wenn ich mich an die Nachmittage erinnere, an denen ich mit Taichi die lokalen Spielhallen* unsicher machte... Ups... Schon wieder die Klingel... Besser ich beantworte sie...

Als ich die Tür öffne, sehe ich das mir so vertraute Lächeln mit dem passenden Gesicht.

"Lange nicht gesehen..."

"Taichi, es waren doch nur ein paar Stunden seit dem gemeinsamen Mittagessen... Oder hast du es schon wieder vergessen ?"

"Wie könnte ich das vergessen, so eine Essensschlacht hatte ich schon lange nicht mehr gehabt..."

Ich hatte gehofft, es vergessen zu können... Nicht wirklich, es war einfach zu lustig, wie er und sein Sohn am Ende aussahen... Geschweige denn von Matt und mir... Ich hoffe bloß, dass niemand ein Foto von uns geschossen hat - das wäre zu peinlich... Trotz allem kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.

"Ich auch nicht, obwohl ich es versuche..."

"Ohh..." Ich merke, wie sich sein Lächeln leicht in ein enttäuschtes Gesicht verändert...

"Mann, entspann dich, mir hat's doch auch Laune gebracht. Willst du nicht reinkommen ?"

Im Prinzip zerre ich Taichi in mein Wohnzimmer, er hat nicht wirklich die Wahl.

Ich merke, wie er leicht mein Wohnzimmer inspiziert. Aber das ist nichts, worüber ich mich aufregen würde, ich tat's ja ebenfalls in seiner Wohnung. Und wahrscheinlich will er einfach mehr über mich in Erfahrung bringen. Es war ja eine so lange Zeit, in der wir keinen Kontakt zueinander hatten. Ich merke, wie Taichi sich an den Fotos an der Wand interessiert. Plötzlich zeigt er auf eines, wo meine beiden Söhne drauf sind, welches, kurz bevor Matt und ich hierher gezogen, sind aufgenommen wurde.

"Ist das darauf dein zweiter Sohn ?"

"Ja, das ist Kai. Ich wünschte, ich hätte ebenfalls das Sorgerecht für ihn, jedoch entschied der Richter damals anders."

"Sorry... Ich wusste nicht, dass es so hart für dich ist."

Ich benötige einige Sekunden, um mich wieder zu beruhigen.

"Ich vermisse ihn nur... Sag schon, wieso hast du dich den ganzen weiten Weg zwischen deiner und meiner Wohnung aufgenommen ?"

"Ähem... eigentlich wollte ich dich fragen, ob Jean morgen Mittag bei dir mitessen kann, da ich leider in der UN unabkömmlich bin."

"Kein Problem. Ob ich nun für zwei oder drei koche, dass macht für mich absolut keinen Unterschied. Ist es wirklich so wichtig ?"

"Dummerweise ja... Normalerweise versuche ich meine Aufenthalte in der UN während der Ferien so gering wie möglich zu gestalten, aber hin und wieder geht's nicht anders."

"Verständlich. Und was macht Jean normalerweise dann, während du dann bei der Arbeit bist ?"

"Meistens verbringt er dann die Zeit bei einem Freund oder wenn's wirklich nicht anders geht, bleibt er halt zuhause. Für sein Alter ist er recht selbstständig. Und wenn er hungrig ist, weiß er auch, wie man sich Fertiggerichte zubereiten kann. Trotz allem mag ich es nicht, ihn über die Zeit alleine zu lassen."

"Das ist wohl der Preis, den man als alleinerziehendes Elternteil zahlen muss."

"Das ist einer von vielen. Früher war es schwerer, als Jean noch recht jung war. Als ich noch in Frankreich lebte, waren zumindest seine Großeltern da, um ihn während meiner Abwesenheiten zu versorgen..."

"Wie schaffst du es nur ?"

Taichi schaut mich fragend an, er möchte wohl eher wissen, in welche Richtung diese Frage gehen soll.

"Wie schaffst du es eigentlich, deinen Sohn, deinen Job und den ganzen Haushalt zu meistern ? Ich hatte ja schon Probleme während der letzten guten zwei Jahre, wo ich nur einen Teilzeitjob hatte. Wie schaffst du diesen Spagat ?"

Er schaut mich irgendwie seltsam, es ist irgendwie eine Mischung aus Sorge, Mitleid und Belustigung, an.

"Ich will dich nicht anlügen: Nur sehr, sehr schwer... Ohne Jeans Mithilfe ginge es überhaupt nicht. Ich wünschte, es wäre nicht nötig, doch er muss seinen eigenen Teil in unserem Haushalt beitragen, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind."

"Und das funktioniert dann ?"

"Im Allgemeinen ja... Und wenn mir doch mal der Haushalt über die Ohren wächst, dann improvisiere ich halt. Hin und wieder frage ich mal meine Schwester, ob sie für ein Wochenende auf Jean aufpassen kann, oder ich lade sie und Mimi zu mir ein."

"Du lässt deine Schwester für dich den Haushalt schmeißen ?" Dem füge ich einen hinterhältigen, bösen Blick hinzu.

"NEIN... Nur wenn sie hier ist, dann kann sich Jean nicht von ihr und Mimi loseisen, so dass ich ein bisschen mehr Zeit für den Haushalt finde, und nebenbei, meine Schwester und Nichte übernehmen freiwillig den Kochpart, sie bestehen sogar darauf."

Es ist schön, mal ein wenig von der eigenen Nichte, auch wenn sie es nicht mehr wirklich ist, zu hören. Vielleicht sollte ich eher bei diesem Thema verweilen, über Elternprobleme bzw. Probleme mit dem Haushalt habe ich später noch genügend Zeit und es interessiert mich, etwas über Dais Schwester zu hören.

"Wie geht es eigentlich den beiden ? Ich habe sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen."

"Was soll ich großartig sagen, für Hikari ging das Leben weiter und mithilfe unserer Mutter schaffte sie dann auch ihre Ausbildung zur Lehrerin. Derzeit unterrichtet sie an unserer alten Schule die dritte Klasse. Mimi hingegen sieht genauso aus wie Hikari damals, aber in ihrem Verhalten ist sie ganz der Vater. Schade ist nur, dass Takeru sie nicht sehen kann..."

Es ist traurig, wenn ich daran denken muss, wie diese Familie durchs Schicksal zerstört wurde. Sie steht im absoluten Gegensatz zu meiner Scheidung damals.

"Wie hat Hikari eigentlich die Trennung verkraftet ? Ich hoffe nur, ihr erging es weitaus besser als Takeru."

"Wohl kaum... Sie gibt sich noch immer die Schuld an der Trennung, und sie trauert selbst nach all den Jahren um den Verlust ihres Verlobten und ihres Sohnes."

"Also genauso schlimm. Ich hatte gehofft, dass zumindest sie den Schicksalsschlag besser verkraftet hätte. Aber um ehrlich zu sein, irgendwie wusste ich es..."

"Takeru auch ? Aber ganz ehrlich, es war nichts anderes zu erwarten... Nicht bei den beiden. Aber erzähl mir etwas über meinen Neffen, zumindest könnte ich Hikari damit ein wenig aufmuntern."

"Das letzte Mal, als ich ihn und Takeru sah, war damals bei meiner Scheidung. Daisuke hat das Aussehen seines Vaters geerbt, auch sein Sprachtalent, aber das restliche Verhalten ist das Hikaris. Er ist im wahrsten Sinn des Wortes ein Sonnenschein und wahrscheinlich der einzige Grund, warum Takeru niemals aufgegeben hat."

"Was würde ich geben, nur um den beiden zu helfen, sie sind wohl die beiden Personen, denen ein solches Los niemals hätte widerfahren dürfen. Nach alldem, was diese beiden durchlebt haben, erhielten sie das grausamste Schicksal von uns allen..."

Mann, ich habe Taichi nur selten so melancholisch gesehen, aber er hat Recht, ich hätte dieses Schicksal jedem anderen auf dieser Welt eher gewünscht als den beiden, oder besser den vieren. Deren Liebe ist in meinen Augen eine ganz besondere, etwas, was ich nur sehr, sehr selten auf dieser Welt bislang gesehen habe und welche ich bis dato noch nie selbst verspürte... Wie ich schon zuvor festgestellt habe, wirkt meine eigene Scheidung im Vergleich zu deren Schicksal, aber auch zu Taichis, wie ein schlechter Scherz.

"Sora, geht's dir gut ?"

Natürlich... Vielleicht hätte ich bei jedem anderen damit durchkommen können, nicht jedoch bei Taichi - da bin ich mir sicher - der konnte mich schon früher lesen wie ein Buch - vielleicht nicht in allen Punkten, jedoch wenn ich ihn anschwindelte, das konnte er definitiv sehen...

"Nicht wirklich... Ich fühle mich irgendwie falsch, da ich die letzten Jahre um meine Ehe trauerte und dabei vergaß, dass es auch Personen gibt, denen ein schlechteres Los widerfahren ist..."

"Sora..."

"Vielleicht hätte ich mir doch mehr Mühe in meiner Ehe geben sollen, vielleicht hätte ich mehr auf seine Wünsche eingehen sollen, zumindest für unsere Kinder..."

"Sora !"

"Was habe ich nur getan ? Warum war ich nur so egoistisch ?..."

! "SORA !"

Was war denn das ?

"Sora, so was darfst du nicht denken. Vergiss nicht, es gehören immer zwei zum Tango. Du kannst nicht dir allein die Schuld an deiner Scheidung geben; du hast bestimmt dein Bestes gegeben, um alles zu retten, da bin ich mir absolut sicher. Du kannst jedoch nicht immer nur an andere denken, niemand kann das, selbst Hikari kann's nicht; und du weißt, wie sie ist... Wäre Yamato..." Irgendwie spricht er den Namen meines Ex sehr kalt und gefühllos aus... "... ein besserer Ehemann gewesen, dann hätte er auf dich Rücksicht genommen, er wäre auf deine Wünsche und Bedürfnisse eingegangen, anstatt sich nur auf sich zu konzentrieren... Du bist nämlich ein Mensch und keine Selbstverständlichkeit, und nach allem, was er damals getan hat, hätte ich zumindest erwartet, dass er dich auf Händen tragen würde..." ~"Du verdienst es nämlich."

Ich habe Taichi nur sehr, sehr selten so verbissen und gereizt gesehen; wieso nimmt er meine Scheidung bzw. das Verhalten meines Ex so verbittert auf ? Wie kommt diese Kälte, dieser Hass', zustande ? ... Sekunde, hat er wirklich das gesagt, was ich geglaubt habe zu hören ? Sein letzter Satz war zu leise, um mir sicher zu sein. Seltsam ist es auch, da ich Taichis Rede im Groben schon einmal gehört habe, aber von jemanden, von dem ich es nicht erwartet hätte... Es ist irgendwie komisch, wenn ich mir diesen Mann hier vor mir als meinen Ex-Schwager vorstelle...

"Taichi, weißt du, dass du dich wie Takeru anhörst ? So etwas ähnliches hat er mir damals vor der Gerichtsverhandlung ebenfalls gesagt, obwohl ich mich noch immer wundere, wieso er sich nicht auf die Seite seines Bruders geschlagen hat."

Ich merke, wie Taichi mich bei meinem Satz leicht anlächelt, als ob ich ihn gelobt hätte, oder als ob er etwas weiß, was mir fremd ist...

"Das verwundert mich weniger, das klingt partout nach Takeru, immer bemüht seinem Verstand und Herzen zu folgen, das absolute Gegenteil seines Bruders..."

Wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich meinen, dass Taichi gerade meinen Ex aufs tiefste beleidigt hat. Und ich weiß es auch nicht besser... Und hat er schon wieder diesen kalten, hasserfüllten Unterton beim Wort Bruder' verwandt ?... Wie kommt diese Verachtung gegenüber meines Ex zustande, auch wenn ich derzeit absolut kein Problem damit habe ? Wenn ich bedenke, dass diese beiden mal beste Freunde waren, dann verwundert es mich weitaus mehr; es ist fast so, als ob etwas sehr schlimmes zwischen die beiden gekommen ist... Wenn ich mir den zeitlichen Ablauf betrachte, kommt mir ein übler Verdacht auf, ein Verdacht, der mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt. Aber andererseits reagiert er mir gegenüber komplett anders. Wenn ich wirklich der Grund für deren Trennung' war, dann irritiert es mich, dass Taichi dann mir gegenüber so gelassen und regelrecht freundlich eingestellt ist... Da muss noch etwas anderes dahinterstecken... Aber was ?

Ich werde durch die Türklingel aus meinen Gedanken gerissen. Als ich die Haustür öffne, sehe ich Taichis Sohn davor stehen.

"Entschuldigung, ich wollte nur nachfragen, wo mein Dad bleibt."

"Kein Problem, komm einfach mit, dein Dad wartet im Wohnzimmer."

Als ich mir Jean anschaue, sehe ich enorme Ähnlichkeiten mit Taichi, aber im Gegensatz zu ihm hat er mehr europäische Züge in seinem Aussehen. Für einen Siebenjährigen wirkt Jean irgendwie älter, es ist schwer zu erklären, aber wahrscheinlich liegt es an seinem Auftreten, er hat diesen Hauch von Stolz darin, genauso wie sein Vater, diese Aura eines Anführers...

A/N:

Es ist selten, dass ich in einem Kapitel etwas zur Erklärung einfüge, aber hier erdenke ich es als angebracht :

* Spielhalle : Es ist nicht die deutsche Version einer Spielhalle gemeint, wo es hauptsächlich um Glückspiele geht, es geht um ein "Arcade-Center", ein Ort, wo Jugendliche mithilfe von Chips (Token) an Videospielen daddeln können. Das höchste, was man dort im Allgemeinen gewinnen kann, sind Freispiele.

Zwischenspiel -Wochen

Das Gespräch war unvorhergesehenerweise unterbrochen worden, als Jean seinen Vater suchte. Ich hätte zwar gewünscht, dass wir unser Gespräch hätten fortsetzen können, jedoch kann ich Taichi nur zu gut verstehen, wenn er in erster Linie seinem Sohn verpflichtet ist, und deshalb Prioritäten setzen muss... Hinzu kommt, dass wir noch genug Zeit in Zukunft für weitere Gespräche finden würden. Jedoch bis heute fand ich noch keine Gelegenheit, dieses Gespräch fortzuführen...

Langsam richtete sich ein gewisser geregelter Alltag für uns ein, Jean und Matt kamen sich gemächlich näher, und bauten so etwas wie eine Beziehung zwischen besten Freunden oder vielleicht sogar Brüdern auf. Ich kann's mir bei Matt nur zu gut vorstellen, da er Kai höllisch vermisst und wahrscheinlich in Jean einen Kai-Ersatz' sieht. Nebenbei erwähnt, hat Matt angefangen, Japanisch zu lernen, zumindest die gesprochene Sprache, da Jean ihm darin um einiges voraus ist. Jean spricht ungefähr genauso gut Japanisch wie sein Cousin Daisuke, wobei es ihm aber am schriftlichen mangelt. Dafür, dass Matt ein Anfänger ist, hält er sich wacker...

Insgesamt sind wir vier uns näher gekommen, mittags essen entweder Matt, Jean und ich gemeinsam oder wenn Taichi nicht bei der Arbeit ist, sind es wir vier. Dafür dass ich mich ums Mittagessen kümmere, hat Taichi das Abendbrot übernommen, ein fairer Deal. Insgesamt ist Taichi sehr zuvorkommend und hilft mir bei vielen Kleinigkeiten, ob nun im Haushalt oder im Privatleben. Wenn ich mal dringende Termine irgendwo in der Stadt habe, bietet er mir gerne seinen Wagen an, falls er ihn nicht selbst benötigt, ansonsten spielt er sehr gerne Chauffeur.

Ich erinnere mich noch gut daran, als ich Taichi mit Takeru verglichen habe, und ich muss zugeben, in einigen Punkten sind beide wundervolle Menschen. An den letzten Wochenenden hat er sogar Familienausflüge' arrangiert, nichts besonderes, einen Besuch im Zoo und eine touristische Tour durch New York. Laut Jean plant Taichi desöfteren solche Aktionen, worüber er immer erfreut ist. Matt fiel beinahe vom Glauben ab, als er davon hörte, da mein Ex in seinem Leben nur ein einziges Mal etwas mit der Familie unternahm, einen Tag in Disney World...

Seit letzter Woche ist wieder Schule für unsere Kinder angesagt, wobei zu erwähnen ist, dass beide dieselbe Schule besuchen, auch wenn in unterschiedlichen Klassen. Dieses hat uns gezwungen, unsere Tagespläne umzuarrangieren, da weder Matt, Jean noch Taichi vor 16.00 Uhr zuhause sind. Da ich die meiste Zeit am Tage zuhause arbeite, übernahm ich während der Woche den Kochpart, während Taichi dann das komplette Wochenende kocht - in meinen Augen ein absoluter fairer Deal.

Kapitel 6 - Date à là Taichi

Es ist seltsam, die letzten Wochen fühlte ich mich eher in einer Familie als all die Jahre zuvor mit meinem Ex... Taichi übernahm ganz langsam die Vaterrolle bei uns, während ich den Mutterpart füllte. Das schlimmste daran ist, dass ich mich schon stark daran gewöhnt habe, ich kann mir eigentlich ein anderes Leben kaum noch vorstellen, ein Leben ohne Taichi und Jean...

"Hallo, Sora..."

Häh ??? Oh... Taichi ist von der Arbeit zurück... Stimmt ja, heute ist Freitag und er kommt freitags üblicherweise am frühen Nachmittag von der Arbeit zurück. Aber heute ist er richtig früh zurück...

"Hallöchen, Taichi, ich bin im Atelier..."

Ich weiß nicht, obwohl ihn jeder Tai' nennt, kann ich mich einfach nicht daran gewöhnen und verwende auch weiterhin seinen kompletten Namen.

Als Taichi mein Atelier' betritt, grüße ich ihn wie jeden Tag mit einer einfachen Umarmung, welche er dann erwidert.

"Wie war's in der UN ?"

"Was soll ich sagen, Parierkram, Papierkram und noch mehr Papierkram. Halt mein üblicher Arbeitstag. Wie geht's deinen Entwürfen ?"

Keine Ahnung, warum, aber jeden Tag stellen wir uns die gleichen Fragen...

"Na ja, ich habe gerade kleine Probleme mit neuen Ideen. Irgendwie fließen meine kreativen Ströme derzeit nicht."

"Du arme... Vielleicht solltest du mal ein bisschen ausspannen und den Alltag Alltag sein lassen."

Klingt vernünftig... Manchmal hat Taichi richtig gute Ideen...

"Klingt interessant... Aber..."

"Kein Aber. Befehl von oben, morgen gehen wir aus, nur du und ich, und verbringen einen ausgelassenen Nachmittag ohne Sorgen."

Was ???? Hat er das gesagt, was ich verstanden habe ?

"Soll das ein Date werden ?"

"Warum nicht ?"

Warum nicht... Verdammt, warum denn nicht ? Aber wir können doch unsere Söhne nicht allein lassen.

"Aber..."

"Kein Aber... Unsere Söhne sind alt genug, um sich einen schönen Nachmittag machen zu können. Und für alle Fälle kann ich ja mein Handy mitnehmen. Also ?"

Also was ?... Ich hasse es, wenn Taichi mich in eine Ecke treiben konnte... Aber ein Nachmittag, nur mit Taichi, könnte recht lustig werden.

"Okay... Du hast gewonnen..."

" Das' wollte ich nur hören..."

Das schießt mir doch glatt eine Frage durch den Kopf...

"Was hättest du eigentlich gemacht, wenn ich nicht diese Blockade gehabt hätte ?"

Taichi fängt an, ganz breit zu grinsen, bevor er mir antwortet.

"Dann hätte ich schon etwas anderes gefunden... Da kannst du dir sicher sein..."

Das ist mein Taichi... Moment, was habe ich gerade gedacht ? Mein Taichi' ???

*** Taichi ***

Kann man's glauben, Soras und mein erstes Date... und das nach all den Jahren... So angespannt war ich seit Jahren schon nicht mehr, es ist absolut seltsam und doch so angenehm...

Es sind zwar keine Sonntagsklamotten, sondern nur meine bessere Garderobe, aber bei dem, was ich geplant habe, sollten wir besser nicht in Anzug und Abendkleid aufschlagen...

Ich gehe, bevor ich mich zu Sora aufmache, noch einmal schnell in Jeans Zimmer.

"So, Jean, ich bin gleich weg."

"Okay, Dad. Wünsche euch einen lustigen Nachmittag."

"Werden wir haben... Du und Matt, macht bitte unsere Wohnungen nicht ganz unbewohnbar."

"DAS würden wir doch NIE machen..."

Natürlich nicht... Ich strubble noch mal schnell die Haare meines Sohnes, bevor ich mich zu meinem Date aufmache... Auf dem Weg zu meiner Haustür greife ich noch die frisch besorgten Blumen aus der Vase.

Wenn ich schon ein Date mit Sora mache, dann soll es aber gleich richtig sein... Ich weiß nicht, irgendwie flattern mir leicht die Nerven, so erging's mir etliche Jahre nicht mehr... Jedoch ist es der schlechteste Moment für Nervosität, ich möchte nicht diese Chance vergeben, nicht nachdem ich Jahre lang auf eine zweite gewartet habe... Nein, dieses Mal will ich's durchziehen... und zwar richtig...

Ich sammle noch einmal all meinen Mut und betätige Soras Türklingel. Zwar bin ich in Besitz eines Zweitschlüssels zu ihrer Wohnung, aber es ruinierte die ganze Stimmung, beim ersten Date gleich mit der Tür ins Haus zu fallen... Nein, ich will diesen Nachmittag zu etwas besonderes machen, ein Date à là Taichi.

Bevor Sora die Tür öffnen kann, verstecke ich die Blumen, 17 rote Rosen, hinter meinem Rücken. Es dauert gute 30-40 Sekunden, bevor sich Soras Haustür öffnet und einen wundervollen Blick offeriert. Ich wusste schon immer, dass Sora eines der schönsten Wesen auf dieser Erde ist, aber ab jetzt bin ich mir sicher, dass sie die schönste ist... Ich habe sie schon öfters gut gekleidet gesehen, sie sieht immer gut gekleidet aus, aber die Wahl ihres heutigen Outfits stellt alles in den Schatten. Und dabei wirkt sie noch nicht mal overdressed, genau richtig... Spätestens jetzt erkennt man, wieso sie Modedesignerin geworden ist, sie hat ein perfektes Händchen für Mode...

"Hi Taichi. Bist du klar zum ?"

Was ??? Ohh...

"Natürlich, Sora... Oh... bevor ich's vergesse, ich habe noch ein kleines Präsent für dich... Schöne Blumen für eine schöne Frau."

Ich reiche ihr den Straus, welchen sie mit geweiteten Augen in Empfang nimmt.

"Taichi, das hättest du nicht gebraucht..."

"Nein, Sora, ich wollte es. 17 rote Rosen, jede für jedes Jahr unserer Trennung."

Man kann richtig sehen, wie ihre Wangen sich leicht rosa färben... Ich glaube, die Rosen taten ihren Zweck wie erwünscht... Jedoch ist es wohl besser, die Situation etwas zu entspannen, bevor wir beide Nervenbündel werden.

"Du bist süß, weist du das ?"

"Keine Ahnung, habe noch nicht probiert..."

Für diesen billigen Gag ernte ich ein leichtes Grinsen von Sora, welche mir dann spielerisch auf den Oberarm schlägt. Ich glaube, jetzt ist sie etwas lockerer.

"Du Schlawiner, komm doch noch schnell rein, während ich die Blumen in eine Vase stelle."

"In Ordnung."

Sora geht in Richtung Küche, während ich mich im Flur auf sie warte. Es lohnt einfach nicht, es mir im Wohnzimmer bequem zu machen, hinzu kommt, dass ich Matt nicht stören will, falls er sich im Wohnzimmer aufhält.

Es dauert gute zwei Minuten, bis Sora zurückkehrt, aber dafür erscheint sie mit einen glücklichen Lächeln.

"Also, Taichi, was hast du für heute Nachmittag geplant ?"

Mit einer leicht ernsten Miene antworte ich ihr

"Wer wird denn so ungeduldig sein ? Lass dich überraschen..."

Darauf ernte ich einen gespielten ernsten Blick.

"Komm schon, oder wollen wir hier festwachsen ?"

Ich führe daraufhin mein Date zu meinem Wagen und öffne ihr galant die Beifahrerseite, bevor ich mich hinter das Steuer setze.

Während der 15-minütigen Autofahrt ist die Stimmung zwischen uns leicht gespannt, nicht weil wir aufeinander wütend sind, sondern da es für uns beide eine neue Erfahrung ist. Glücklicherweise habe ich mich an mein erstes Date mit Cat erinnert, wo wir beide eine gute halbe Stunde schweigend nebeneinander im Auto verbrachten. Mit etwas Musik kann man zumindest diese nervenaufreibende Zeit etwas verkürzen...

Als wir im Parkhaus ankommen, kann man glücklicherweise noch nichts erahnen, wohin es uns verschlangen wird. Es soll ja schließlich eine Überraschung bleiben.

"So, Taichi, sagst du mir nun, was du geplant hast ?"

"Nein ?" Dem füge ich ein leicht gemeines Grinsen hinzu.

"Och... Spielverderber !"

"Selber Spielverderber ! Wenn du mich fängst, dann erzähle ich's dir." Gleichzeitig beschleunige ich meinen Gang, so dass Sora gezwungen ist, mich zu verfolgen. Und genau dieses macht meine liebe Sora.

Irgendwie schaffe ich es, immer einen Sprung vor Sora zu bleiben, bis ich mein Ziel erreiche. Genau vor dem Arkade-Center bleibe ich abrupt stehen. Leider hat sie nicht mehr genug Zeit, um abzubremsen, so dass sie mit mir zusammenprallt... Einfach perfekt, Taichi...

"Sora, wir sind da."

Als Sora aufblickt und erkennt, wohin es uns verschlagen hat, fängt sie leicht an zu lachen.

"Ist nicht dein ernst ?"

"Ist es. Es heißt, nur du und ich... und ein Dutzend Kiddies..."

Mit einem Lachen auf den Lippen antwortet sie mir

"Darauf konntest auch nur du kommen..." Ich will schon schlagfertig' antworten, aber komme nicht mehr dazu... "... aber es gefällt mir. Ich war schon Ewigkeiten nicht mehr in einer solchen Spielhalle."

"Dann komm..."

Ich führe mein Date in die Arkade und wende mich erst mal an Peter am Schalter. Was soll ich sagen, ich bin hier ein regelmäßiger Gast mit Jean, und so komme ich mit dem Personal hier auch öfters ins Gespräch.

"Hallo, Tai. Es ist ja schon lange her, dass du das letzte Mal hier warst... Und wer ist diese hübsche Dame ?"

Ich hoffe mal, dass er nicht mit meinem Date flirten will... Ach nee, seine Verlobte würde ihn glatt lynchen...

"Hi, Peter, das ist Sora, meine Nachbarin und Freundin aus meiner Kindheit. Sora, das ist Peter, ein guter Freund."

"Hi, es ist nett, dich kennenzulernen."

"Also, Tai, das Übliche ?"

Während ich ihm meine Kreditkarte rüberreiche sage ich ihm "Das übliche."

Nach Eingabe meiner Geheimnummer, erhalte ich unsere Chips.

"So, Sora, wo wollen wir anfangen ?"

"Wie wäre es mit den Flippern ?"

Immer ein guter Anfang... "Die Flipper sind's..."

Während wir auf den Weg zu den Flippern sind, fragt mich Sora

"Bist du hier schon Stammgast ?"

"Kann man sagen, wenn Jean und ich einfach ausspannen wollen, verbringen wir hier einfach einen Nachmittag hier und brechen die lokalen Rekorde. Wir haben sogar schon einen Wettkampf zwischen uns, wer hier die meisten Rekorde für sich verbuchen kann."

"Das klingt nach dir..."

Was für ein Nachmittag, wir haben hier wieder einige Rekorde gebrochen, selbst Sora kann einige für sich verbuchen, nachdem sie in Schwung kam.

"Wir haben noch ein Token, wo willst du es versuchen ?"

Sora schaut sich um und sucht nach einem passenden Automaten...

"Yep, ich wähle diesen." Dabei zeigt sie auf einen Automaten in der hintersten Ecke... auf diesen' Automaten. Ich weiß noch nicht mal, wieso dieser Oldie hier noch steht, wahrscheinlich aus Nostalgie, aber bei einer Variante vom guten, alten Pacman, kann Sora wohl nicht widerstehen...

"Hätte ich mir eigentlich denken können... Du und dein Pacman..."

Für diesen Kommentar erhalte ich einen finsteren Blick. "Was hast du gegen Pacman ?"

Ich muss möglichst schnell die Situation retten, Soras Pacman zu verunglimpfen ist reichlich ungesund.

"Nichts, aber bei Pacman habe ich dich nie schlagen können... Es ist halt dein Automat."

"Yep..."

So gehen wir zu ihrem' Automaten und betrachten ihn. Sora kann's kaum erwarten und verwendet den Token. Als Sora beginnt, stelle ich mich hinter sie und betrachte ihr Werk...

Mir war klar, dass es ihr Spiel ist, aber jetzt wird's langsam lächerlich, nicht nur, dass sie den Rekord um Längen geschlagen hat, sie hat sogar schon beinahe den Punktelimit von 999.999 erreicht, auch wenn sie nur noch ein Leben besitzt... Trotz allem gelingt ihr das Meisterwerk und hinterlässt einen unschlagbaren Rekord.

Ich drehe Sora um und gebe ihr einen leichten Kuss auf die Wange. "Du bist unschlagbar..."

Mit einem übertriebenen Grinsen antwortet sie mir, "Das weiß ich... Was machen wir jetzt ?"

"Folge mir."

Bevor wir die Arkade verlassen, verabschieden wir uns noch von Peter.

Glücklicherweise ist der Weg nicht allzu weit, so dass wir uns die Zeit mit ein bisschen Smalltalk überbrücken können. Kurz bevor wir unser Ziel erreichen, wechsle ich aus meinen Verspielten Modus' in den Kavaliermodus'. Denn zum Abschluss des Nachmittags plane ich, Sora einmal richtig auszuführen. An sich hätte zwar eine Pizza beim Italiener um die Ecke auch gereicht, aber es soll ja etwas besonderes heute werden. Und was passt besser als erst ein Besuch in der Arkade und danach in einem feinen Restaurant ???

Sora bemerkt wohl, wohin es uns verschlägt, man kann's ihr nämlich am Gesichtsausdruck ablesen.

"Taichi, planst du hier essen zu gehen ?"

"Natürlich, meine Dame, es gibt keinen besseren Ort, um mit jemanden wie dir zu dinieren."

Darauf erhalte ich einen leicht verwunderten Blick... Sie hat wohl nicht mit dieser Seite von mir gerechnet.

Ich führe mein Date ins Restaurant, wie es sich für einen Kavalier gehört. Im Restaurant helfe ich Sora aus ihrer Jacke und übergebe diesen sowie meine dem Garderobier, bevor uns ein Ober anspricht.

"Ahh, Mr. Dupré. Lassen Sie mich raten, einen Tisch für zwei und wie immer, abgelegen ?"

Sora schaut mich leicht verwundert an.

"Einen Tisch für zwei, aber heute einen romantischen."

"Sehr wohl, der Herr."

Der Ober führt uns zu einen Tisch am Rand, welcher romantisch eingerahmt ist.

"Ist dieser Tisch genehm ?"

"Jawohl, das ist er."

Während wir Platz nehmen, geht der Ober die Karte holen.

"Du bist wohl öfters hier."

Glaubt sie vielleicht, dass ich öfters Frauen hier ausführe ? Besser ich kläre es auf, bevor sie gänzlich auf dumme Gedanken kommt.

"Ja, das bin ich, jedoch ausschließlich geschäftlich. Heute bin ich zum ersten Mal privat hier."

"Und ?"

Was will Sora ?

"Und was ?"

"Ist das Essen gut ?"

Ach das meint sie... Aber das ist typisch Sora, wenn etwas erledigt ist, springt sie gerne zum nächsten Thema... Täte ich wahrscheinlich auch noch, wenn dieser Stil bei der UN nicht so unpassend wäre...

"Es ist gut, ansonsten würde ich dich nicht hierher ausführen."

Dafür ernte ich ein Lächeln, kein übertriebenes, nein, ein ehrliches. Ganz ehrlich, so sieht Sora am hübschesten aus, mit diesem Lächeln. Ich könnte Stunden so verbringen, sie einfach anschauend...

Dummerweise muss unbedingt der Ober mit den Karten kommen... aber deswegen sind wir doch eigentlich hier, um etwas zu essen. An sich brauche ich mir die Karte gar nicht anschauen, ich habe so ziemlich alles darauf schon einmal probiert...

"Taichi, was empfiehlst du ? Es sieht ja alles hier lecker aus."

"Da weiß ich was, magst du Kalbfleisch ?"

"Ja, warum ?"

Genau das wollte ich hören...

"Her Ober, dann nehmen wir zwei mal die 17, Kalbsfilet mit einer Pfeffersoße und Beilage, sowie der 78, die Nudelsuppe als Vorspeise. Was magst du zu trinken, Sora ?"

Sie überlegt kurz und antwortet dann "Ich nehme ein Ginger Ale."

Kann sie Gedanken lesen ? "Für mich das gleiche."

Damit verlässt der Ober unseren Tisch, endlich... Doch leider bemerke ich einen verdächtigen Blick Soras... Irgendwas sagt mir, dass ich die folgende Frage nicht hören will.

"So, Taichi, nun erzähl mal, wieso du eigentlich damals eigentlich abgehauen bist."

Ich wusste es... ICH WUSSTE ES !

Leicht den Kopf schüttelnd antworte ich ihr in einem ernsten Tonfall, "Sora, ich bezweifle, dass du es wirklich wissen willst. Ich will dich auch nicht anlügen."

Der ernste Blick Soras verhärtet sich... Ich bezweifle, dass sie das Thema fallen lassen wird... Nicht Sora...

"Hat es mit mir zu tun gehabt ? Ich muss es einfach wissen."

Verdammt... Ich wünschte, das Thema wäre nicht zur Sprache gekommen... Aber es musste ja irgendwann passieren... Und sie hat schließlich auch ein Recht, es zu erfahren.

"Nur zu einem geringen Teil... Der eigentliche Grund liegt jedoch bei deinem Ex... Willst du es wirklich wissen ?"

Ich bemerke, wie Sora die Situation abwägt... Wenn sie es wirklich wissen will, werde ich sie nicht anlügen, jedoch wird es sie sicherlich verletzen...

"Ich muss es... und ich will es, Taichi. Es hat mich all die Jahre gequält, ich muss es einfach wissen, wieso unsere Freundschaft damals zerbrach..." Dieses sagt sie in einem leicht gebrochenen Tonfall...

Es gibt wirklich keine Alternative, als es ihr zu sagen...

"In Ordnung... Aber sei gewarnt, ich werde dir die ganze Wahrheit sagen, nicht nur einen Teil."

"Ich weiß... Jedoch genau das will ich, ich will endlich wissen, was passiert ist..."

Es gibt kein Zurück mehr...

"Erinnerst du dich an den Haarclip-Zwischenfall ?"

"Wie kann ich den vergessen... Ich war so wütend auf dich, und das wegen einer dummen Lappalie..."

Schön, dass sie es so sieht...

"Erinnerst du dich an meine Mail ?"

"Nicht mehr so ganz, worauf willst du hinaus ?"

"Der letzte Satz... In Liebe, Taichi'... An sich war das damals ein Unfall', ich wollte eigentlich In Freundschaft' schreiben, habe aber unbewusst das andere geschrieben. Als dann meine Schwester blauäugig die Mail versandt hat, hatte ich Angst, dass du meine Gefühle für dich erkennen konntest..."

Die folgende Reaktion, die übermäßig geweiteten Augen, war zu erwarten...

"Du meinst... ?"

"Ja, ich habe dich damals schon geliebt, jedoch zu große Angst, unsere Freundschaft zu belasten... So fragte ich jemanden, der mir in meinem Dilemma einen Rat geben sollte..."

"Lass mich raten, Yamato..."

Ich glaube, langsam errät sie, wie der Hase läuft...

"Genau, er gab mir einen guten Rat, zumindest klang er so... Ich sollte erst mal abwarten, bis du mir einen Deut gäbest, dass du mehr als nur Freundschaft wolltest... Und so wartete ich..." Soras Gesicht nimmt einen leicht geschockten Ausdruck an... Aber ich kann jetzt nicht aufhören, ich habe es angefangen, so muss ich die Geschichte auch beenden. "... Als du dann in dem Jahr zu Weihnachten ihm dann die Kekse brachtest, zerbrach eine Welt, ich habe zulange gewartet... Doch zu dem Zeitpunkt hegte ich zumindest noch eine Hoffnung... Ich glaubte wirklich, dass Yamato für dich nicht das empfand, was ich tat... Ich dachte wirklich, dass er mir so was niemals verheimlicht hätte... Aber dummerweise habe ich mich geirrt..."

Der geschockte Gesichtsausdruck Soras verfinstert sich und ich kann auf ihren Lippen das ungesprochene Wort Yamato' ablesen... Ich wünschte, ich hätte es ihr nicht gesagt, aber sie verdient die Wahrheit...

"Wieso bist du dann nach Frankreich ausgewandert ?" Diese Frage bringt sie nur mit viel, viel Mühe heraus...

"Dazu muss ich etwas weiter ausholen. Die zwei Jahre zuvor waren alles andere als leicht für mich, nicht nur, dass ich meine Chance verloren hatte, ich musste mich dann noch von Agumon verabschieden... Es gab einfach keinen Grund mehr für mich, für den ich leben wollte... Es waren schlimme Jahre, insbesondere da ich, wenn ich dich und Yamato sah, euch nur immer flirten und kuscheln gesehen habe... Es verletzte mich, aber noch mehr verletzte mich der Blick Yamatos, eine Mischung aus Stolz und Befriedigung... Wären damals nicht Takeru und meine Schwester gewesen, hätte ich bestimmt eine Dummheit getan, die dich so oder so schwer verletzt hätte... Dank Takeru gab es zumindest eine andere Möglichkeit, er arrangierte alles, damit ich nach Frankreich ziehen und meine Probleme vergessen konnte."

"Takeru wusste es ?" Diesmal ist Sora eher überrascht als verletzt.

"Ja, er wusste es, konnte aber nichts sagen, da ich ihm und meiner Schwester ein Versprechen abnahm, dass sie es niemals jemanden anderes außer vielleicht den Eltern erzählen durften. Es wollte mich nicht zwischen dir und dein Glück stellen... Hätte ich damals geahnt, wie Yamato dich behandelt hätte..."

"Was war dann mit deiner Frau ?"

"Catherine ? Ironischerweise hatte sie etwas ähnliches damals durchgemacht, nur war es ihr zweitbester Freund, der ihr ihre Liebe ausspannte... Sie konnte ja nicht ahnen, dass er einen etwas anderen Geschmack in der Liebe hatte..."

Ein Gesichtsausdruck Soras lässt erahnen, was sie davon hält.

"Aus unseren Schmerzen heraus wurden wir Freunde und später sogar mehr, auch wenn unsere Liebe eine andere Natur besaß. Den Rest der Geschichte dürftest du kennen."

"Wenn ich Yamato noch einmal treffe..." Ich habe Sora noch nie in meinem Leben so wütend gesehen, noch nie...

"Nein, Sora, bitte nicht..."

Dieses scheint Sora wohl überrascht zu haben... "Was ? Er hat doch..."

"Selbst jetzt wünscht sich ein Teil von mir, dass er leiden solle, aber ich kann nicht mehr in der Vergangenheit leben, deswegen lebe ich heute, ich schaue nur noch in die Zukunft und handle in der Gegenwart. Hinzu kommt, dass ich hier mit dir esse, viel mehr wert ist, als jeder Rachegedanke an Yamato. Er ist Vergangenheit und da soll er gefälligst auch bleiben... Außerdem täte es dir keinen Gefallen, wenn dieses dann noch zwischen deinen Söhnen und deinem Ex dazwischenkäme. Ich sehe doch, wie Matt jetzt schon seinen Vater betrachtet, und was er Jean erzählt hat, untermauert dieses noch... Hinzu kommt, dass es deinem Ex schon schmerzen muss, dass er eine so wundervolle Ehefrau nur durch seine eigene Dummheit ohne Fremdverschulden verloren hat..." Dafür ernte ich von Sora ein dankendes Lächeln. "...Aber lass uns dieses Thema fürs erste hinter uns lassen und uns auf die Zukunft konzentrieren..."

Ich bemerke, wie der Ober in der Zwischenzeit unsere Getränke gebracht hat. Sora formt ein leichtes Lächeln und greift zu ihrem Glas.

"Dann lass uns auf die Zukunft anstoßen..."

Ich ergreife ebenfalls mein Glas, "... auf unsere Zukunft," und stoße mit Sora an...

Das restliche Essen verläuft recht gelassen, die Themen wechselten von einer Kleinigkeit zur nächsten, mal redeten wir über Takeru, mal aber auch über Hikari. Es ist schön, etwas genaueres über den Racker und meinen Neffen zu erfahren... Das Essen war, wie zu erwarten, sehr gut, selbst Sora hat es in höchsten Tönen gelobt. Trotz des ernsten Gesprächs über meinen Rivalen' kann ich im Groben und Ganzen sagen, dass das Date gelungen war... Die Heimfahrt verlief wie zuvor ohne irgendwelche Zwischenfälle, ich geleitete mein Date sogar noch bis zu ihrer Haustür.

"Danke, Taichi, das war ein wundervoller Nachmittag."

"Nichts zu danken, es war für mich ebenfalls eine wundervolle Erfahrung."

Ich sehe, wie sie ihre Haustür öffnet, und glaube schon, dass sie sich von mir verabschieden will. Doch plötzlich dreht sich Sora abrupt um, zieht mich an meiner Krawatte zu sich heran und gibt mir einen schnellen, aber wunderschönen Kuss auf die Lippen...

Feuerwerk... Zumindest denken das meine Hormone, so schnell er auch erscheint, ist es einer der elektrifizierendsten Küsse überhaupt... Ich könnte Ewigkeiten so verbringen...

Langsam fällt mir auf, dass ich allein vor Soras Apartment stehe, noch immer ohne klaren Blick. Wie lange habe ich hier so zugebracht ? Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass es gute 30 Minuten gewesen sein müssen... WAS ???

Zwischenspiel - Hindernisse und Wege der Liebe

Liebes Tagebuch...

Manchmal wunder ich mich, wieso ich überhaupt ein Tagebuch führe... Ach ja, Cat hat mich damals irgendwie darauf gebracht... Ist schon komisch, obwohl ich jetzt mit meiner Sora zusammen bin, denke ich nahezu täglich an Cat. Es sind vor allem die Kleinigkeiten, die mich gedanklich zurück zu ihr bringen...

Wie du weißt, hat Jean mich letzte Woche gefragt, was Cat von Soras und meiner Beziehung halten würde... Ich habe versucht, ihm ganz ehrlich zu antworten und erzählte von den beiden Versprechen, die ich ihr auf ihrem Sterbebett gegeben habe. Selbst jetzt versucht er ihre Gründe zu erahnen... Auch wenn ich ihre Motive nur zu gut verstehe, kann und werde ich Jean selbige nicht erzählen. Es ist besser für ihn, wenn er von selbst darauf kommt...

Eigentlich wollte ich dir vom heutigen Tag erzählen...

Heute hatte ich ein leicht ernüchterndes Gespräch mit Matt. Nachdem Sora verstört in meiner Wohnung aufgeschlagen ist, erfuhr ich über die Probleme, die sie mit ihrem Sohn hat. An sich hatte ich schon länger die Angst, dass er mit dem Ishida-Syndrom geschlagen ist, dass er wie sein Vater all seine Gefühle aufstaut und hinter einer Maske versteckt... Dummerweise hatte ich damit Recht...

Matt ist in diesem Punkt zu sehr sein Vater. All die Wochen wirkte er nach außen hin wie der junge Takeru, immer fröhlich und aufmunternd, aber nach innen stauten sich all seine Ängste und verlorenen Hoffnungen auf. Er vermisst seinen Bruder Kai, ich kann's ihm nicht verübeln, aber in gewisser Art auch seinen Vater, obwohl seine Wut und sein Hass ihm gegenüber in diesem Punkt stärker ist. Aber dieses mindert nicht seinen Schmerz um seinen Bruder... Dabei habe ich auch ein bisschen über Soras und Yamatos Scheidung erfahren... eine Schlimme Sache... Jedoch möchte ich in diesem Punkt nicht auf Details eingehen...

Zurück zum Thema... Ich habe versucht, Matt mit seinen Problemen zu helfen, unter anderem erzählte ich etwas über Takerus und Yamatos Beziehung in der Kindheit, als sie voneinander getrennt aufwachsen mussten. Es war schwer, seinen Vater nicht zu verunglimpfen, aber ich glaube, dass ich irgendwie den Bogen nehmen konnte... Matt hörte mir mit allem Interesse zu und fragte mich stellenweise sogar nach Details, die ich ihm so gut wie möglich gegeben habe. Zwar war das meiste davon aus Takerus Sicht, doch vermute ich mal, dass es ihm dadurch wohl noch besser gefallen hat. Als letztes, bevor ich ging, frage er mich noch, ob ich sein neuer Vater sein werde... Eine schwere und gleichzeitig eine leichte Frage... Meine Antwort hat ihn leicht verwundert, aber auch etwas erfreut... Ich sagte ihm, dass ich nicht sein neuer Vater sein könne, aber ein zusätzlicher, einer der dann für ihn da ist, wenn sein richtiger keine Zeit für ihn hat. Zwar war Matt, als ich ihn verließ, nicht unbedingt glücklich, doch konnte man den Stein direkt anfassen, welcher von seinem Herzen abgefallen ist...

Zu erwähnen ist noch, dass Sora sehr dankbar für meine Hilfe gewesen ist... sehr dankbar...

Das dürfte es für heute gewesen sein, liebes Tagebuch....

Moment, doch noch nicht ganz... Habe ja glatt vergessen, warum ich die letzten Tage dir nichts geschrieben habe... Wie soll ich's sagen... Es hat sich einer meiner interessantesten' Träume meiner Kindheit erfüllt, und das mehrmals... Jedenfalls waren Sora und ich so beschäftigt, dass ich dir leider nichts von meinen Tagen schreiben konnte... Bis auf das eben geschriebene ist auch die letzten Tage nicht viel passiert, was ich dir hätte schreiben wollen...

Bis morgen dann, liebes Tagebuch...

Dein Taichi

Kapitel 7 - Geheimes erkannt...

Was für ein interessanter Abend gestern, wieder haben wir uns ein paar lustige Stunden gemacht und sind irgendwie in meinem Schlafzimmer gelandet... Da fällt mir auf, Sora sollte langsam aufstehen, damit sie rechtzeitig vorm Frühstück wieder in ihrer Wohnung bei Matt ist.

Ich schüttle meine Geliebte leicht, aber mit Nachdruck, bis sie wach ist.

"Was ist, Taichi ?"

"Liebes, du solltest dich lieber fertigmachen, damit du rechtzeitig zurück in deiner Wohnung bist."

Sie schaute zu meinem Wecker und stand nahezu in Lichtgeschwindigkeit senkrecht im Bett. Manchmal kann sie mich noch immer überraschen. Ich will gerade selbst aus dem Bett entsteigen, da fällt mir ein verdächtiges rotes Buch auf meinem Nachtschrank auf... SCH... Habe ich es gestern nicht mehr versteckt ?

Gerade, als ich still und heimlich versuche, das Buch verschwinden zu lassen, fällt Soras Blick darauf. Perfektes Timing, meine Liebe. Trotz allem nehme ich es an mich.

"Taichi, was war das für ein Buch ?"

Soll ich lügen ? Nein, das kann und darf ich nicht. In unserer Beziehung soll es einfach keine Lügen mehr geben, nie mehr...

"Mein Tagebuch..."

Anscheinend habe ich sie damit überrascht.

"Dein Tagebuch ? Ich habe vor Jahren aufgehört, eines zu führen, und du führst eins ?"

Hoffentlich denkt sie jetzt nicht, dass ich in irgendeinem Punkt Schwäche zeige...

"Ja... seit Ewigkeiten. Ich habe damals angefangen, ein solches zu führen, um meine Gefühle zu kompensieren, es war eine Idee meiner verstorbenen Frau, bevor wir zu einem Paar wurden. Und ich musste zugeben, dass es in gewisser Art und Weise wirklich half. Zwar hatte ich während meiner Ehe mit Cat aufgehört dieses zu pflegen, doch nach ihrem Tod habe ich wieder mit dem Schreiben angefangen..."

Soras Blick sagt mir, dass sie positive Gefühle diesbezüglich mir gegenüber hegt.

"Darf ich mal reinschauen ?"

Darf sie ??? An sich habe ich nichts in diesem Buch hier zu verheimlichen... aber besser nicht. Wenn sie dieses Buch liest, erfährt sie wahrscheinlich mehr von mir, als es mir recht sein sollte... Andererseits könnte genau dieses unsere Beziehung endgültig verfestigen...

"Schauen wir mal... Bestimmt, aber nur nicht heute..."

Sora wird bestimmt versuchen, mich mit dieser enttäuschten Miene zu überreden... besser ich kontere, bevor ich doch nachgebe.

"Wolltest du nicht zurück in deine Wohnung, bevor Matt deine Abwesenheit bemerkt ?"

Wenn sie eben noch versuchte, mir mein Allerheiligstes abzuschwatzen, so kleidet sie sich blitzartig an. Irgendwo zwischen ihren Aktionen höre ich ein "Stimmt."

"Heute mache ich das Frühstück. Wir sehen uns gleich..."

"Bis gleich..." wirft sie mir noch zurück, bevor sie schnell mein Zimmer verlässt...

Ich suche schnell meine Arbeitsklamotten, bevor ich mich damit in Richtung Badezimmer aufmache...

Nachdem ich meine Morgentoilette erledigte und mich angekleidet habe, kommt mir auf dem Weg aus dem Badezimmer Jean entgegen.

"Kommt Sor gleich wieder ?"

"Ja, heute bin ich mit Frühstückmachen dran..." Moment... Was hat er mich gerade gefragt ??? "Du weißt Bescheid ?"

"Natürlich, als ob uns so etwas entgehen könnte... Ihr beide seid alles andere als vorsichtig, wenn ihr versucht, von der einen in die andere Wohnung zu schleichen..."

Ich glaube es nicht, wir machen uns alle Mühe, unsere enge Beziehung bestmöglich zu verschleiern, und alles ist eine Farce ?

Ich kann nur ungläubig meinen Kopf schütteln. "Du überraschst mich immer wieder. Weißt du das ?"

"Jep."

Ich glaube, er hängt eindeutig zuviel mit meiner Schwester herum, ich bemerke ein ähnliches Verhalten, wie sie es in seinem Alter hatte, hin und wieder wirkt er einfach zu erwachsen für einen Siebenjährigen... Korrektur 7

Nur wie soll ich die Frage stellen ? Und ich sollte vielleicht mit Jean vorher darüber reden.

Jedenfalls gehe ich besser in die Küche, damit ich mit dem Frühstück fertig bin, wenn Sora und Matt bei uns aufschlagen.

Ich bin mit dem meisten von unserem Frühstück fertig, als Jean die Küche betritt. Mal sehen, Sora und Matt kommen in einer guten Viertelstunde, mein Frühstück ist soweit vorbereitet... Nutze ich am besten diesen Moment, um mit Jean über meine Idee zu reden.

"Jean, hast du einen Moment Zeit ?"

"Ja, Dad ?"

"Ich möchte gerne deine Meinung zu etwas bestimmten hören."

Jean schaut mich mit leicht geweiteten Augen an, ahnt er vielleicht schon von meiner Idee ?

"Geht's um Sor ?"

Sor... Ich weiß nicht wieso, aber er nennt Sora seit kürzerem immer Sor... Ironischerweise hat sich Matt genau denselben Tick zugelegt, es wirkt schon beinahe wie beabsichtigt... Da Sora jedoch kein Problem damit hat, habe ich ebenfalls keins, insbesondere da ich ja schon seit langem Tai genannt werde...

"So kann man es ausdrücken... Ich erwäge... ob Matt, Sora, du und ich... eine Familie werden sollten."

Jeans Augen spiegeln an sich zwei Gedanken wider, zum einen ein Glücksgefühl, zum anderen aber Trauer. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, was in ihm vorgeht... Dasselbe ging mir doch auch die Zeit über durch den Kopf... Was würde Cat denken ?' - Was würde seine Mutter davon halten ?... Jedoch erinnere ich mich an die Versprechen an ihrem Sterbebett... Sie wollte, dass ich glücklich werde... Ich bemerke, wie er in seinem Kopf diese Situation abwägt... doch langsam scheint wohl die glücklichere Seite gegenüber der melancholischen zu gewinnen...

"Das gefällt mir... Muss ich Sor dann Mom' nennen ?"

"Nicht, wenn du es nicht willst. In diesem Punkt wird euch keiner zu etwas zwingen mit Ausnahme von euch selbst... Aber versprich mir, dass du weder Matt noch Sora etwas von diesem hier erzählen wirst."

Jetzt bemerke ich einen leicht listiges Grinsen auf seinen Lippen... "Versprochen..."

Das wäre dann ja geklärt, nur wie soll ich ihr diese Frage nur stellen... Mal scharf nachdenken... Sekunde, sie wollte doch gerne mal mein Tagebuch lesen... dann lasse ich sie doch...

*** Sora ***

Ich kann's kaum glauben, Taichi schreibt ein Tagebuch... Aber es macht durchaus Sinn, wenn ich sein Leben bedenke, er hat ja keinen, dem er sich so anvertrauen konnte, seine Frau ist verstorben und sein bester Freund hatte ihn damals verraten... Yamato, wie konntest du ihm dieses antun... wie konntest du mir dasselbe antun ?

In manchen Punkten waren Taichi und ich uns immer gleich... Obwohl ich das Wappen der Liebe besaß, war mir die Liebe immer wie ein Buch mit sieben Siegeln vorgekommen. So fragte ich damals einen Freund' um Rat, und dieser empfahl mir dasselbe, wie er Taichi es tat... So ein Arsch, er wusste von unseren Gefühlen und nutzte seine Position, um uns gegeneinander auszuspielen...

"Mom ?"

Sora... besser du beruhigst dich, bevor Matt dich so sieht... Er braucht von diesen Fehlern seines Vaters nichts mitzubekommen; ich sehe doch, wie er jetzt schon seinen Vater verachtet, das muss sich ja nicht unbedingt noch verschlimmern, selbst wenn es mir persönlich gut gefiele... Yamato wird trotz allem immer sein Vater bleiben und Kai sein Bruder...

"Erde an Mom ! Mom, bitte kommen !"

Was ?? Mist, wie lange steht denn Matt schon hier ?

"Entschuldige, Matt. Auch dir einen guten Morgen."

"Jetzt kann ich dir ja Guten Morgen' sagen, nachdem du zurück bist."

Zurück ??? Könnte er etwas wissen ?

"Wie zurück..."

"Aus deinen Gedanken über Dad und Tai zurück..." Matt geht langsam in Richtung Bad. "Und zurück von Tai..." Das letzte sagt er mit einem leichten schelmischen Grinsen, kurz bevor gänzlich im Bad verschwindet und hinter sich verriegelt...

Sekunde, hat Matt gerade das gesagt, was ich gehört habe ??? Er weiß Bescheid ? Diese ganze Mühe wofür ? Wofür haben wir uns immer aus unseren Wohnungen herausgestohlen ? Damit sie es doch mitkriegen ???

Besser ich kümmere mich um Matt und frage nach seiner Meinung, bevor ich weitere Schritte erwäge. Nur wenn Matt bereit ist, Tai in sein Leben komplett aufzunehmen, kann ich in eine gemeinsame Zukunft mit ihm ins Auge fassen...

Ich warte geduldig, so geduldig, wie man in meiner Situation sein kann, vorm Badezimmer auf meinen Sohn.

Kapitel 8 - Ein besonderer Abend

So, mein Tagebuch ist vorbereitet... Ebenfalls habe ich einen leicht abgelegenen, nicht minder romantischen Tisch heute Abend im Club reserviert, man kann reden, ohne dass dort sofort jeder alles mitbekommt. Tja, wo habe ich bloß die Schatulle hingetan ? Sekunde, natürlich dort, wo weder Sora noch Jean sie finden können... Nicht einmal mein Tagebuch kennt diesen Ort...

Okay, Schatulle habe ich jetzt... Fehlt noch was ??? Natürlich, die Blumen... die Blumen ! Wo habe ich diese denn gelassen... Sekunde... Noch ne Sekunde... Wo habe ich diese bloß hingeräumt ?

"Dad !"

Verdammt, habe ich die Blumen vergessen ?

! "DAD !"

Was ? Wie ? Wo ?

"Oh... Jean, was ist los ?"

"Suchst du die hier ?" Jean zeigt mir den Strauß, den ich heute nach der Arbeit besorgt habe.

"Stimmt, wo waren sie denn..."

"Du hast sie aus irgendeinem Grund in meinem Zimmer deponiert... Für wen sind sie ?"

Dumme Frage... "Rate mal..."

"Ach für Sor... Liegt heute etwas besonderes an ? Essen wir heute nicht gemeinsam ?"

Essen für Jean und Matt, verdammt, habe ich doch glatt vergessen !!!!!!!!!!!!

"Entschuldige, habe ich doch glatt vergessen... Ich lass euch Geld hier, ihr könnt euch ja etwas schicken lassen... Entschuldige tausend Mal..."

"Dad, was ist mit dir los ? So nervös warst du ja noch nie..."

Soll ich's ihm sagen ??? Was soll's, er wird es sowieso erfahren.

"Ich will Sora heute fragen."

"Fragen ??? Was... Meinst du... damit..." Jean fängt an, leicht zu stammeln... Ich glaube, er hat verstanden.

"Genau das meine ich... Entweder du wirst morgen früh den glücklichsten Menschen auf Erden treffen, oder einen, der sich heute extrem blamiert hat..."

"Keine Sorge, Dad... Keine Sorge..."

Besser ich gebe ihm das Geld fürs Essen, bevor ich dieses auch noch vergesse...

"Hier, Jean, das Geld fürs Essen. Wie immer, lass dir eine Rechnung geben... Und bevor ich's vergesse, den Rest könnt ihr behalten..." Als ich ihm die zwei 20-Dollar-Noten reiche, strahlen Jeans Augen. "Und vergiss nicht, es wird brüderlich geteilt, verstanden ?"

"Sir, jawohl, Sir." Ich weiß nicht, wo er das aufgeschnappt hat, doch seit kurzem antwortet er gerne in diesem militärischen Drill auf meine Order... Er findet es wahrscheinlich irgendwie lustig... ist es ja auch irgendwie...

*** Sora ***

Was kann Taichi bloß geplant haben ? Heute Morgen gab er mir im Prinzip zwischen Tür und Angel die Notiz, dass er mich heute Abend ausführen wollte, doch wieso hat er mir nichts erzählt... Andererseits mag ich Taichi genau deswegen, er weiß halt das Leben mit seiner Art lebenswert zu machen, er ist nur sehr gering berechenbar, nicht wie mein Ex... Ich sollte lieber an den Abend mit Taichi denken als an meinen lieben' Ex, ich will uns ja nicht mit meinen trüben Erinnerungen die Stimmung verderben.

Ich sollte mich wohl so langsam fertig machen, was soll ich bloß anziehen ? Ich habe zwar einen Schrank voller Klamotten, die meisten meine eigenen Entwürfe, doch wenn's ums Aussuchen geht, da habe ich noch immer leichte Probleme... Manchmal wünschte ich, Mimi hätte mir ihr Geheimnis diesbezüglich verraten...

Mimi... Es ist ja schon Ewigkeiten her, dass ich sie das letzte Mal gesehen habe... Laut meiner Mutter soll sie ja jetzt eine eigene Fernsehsendung, ich glaube es geht ums Kochen oder so, haben... Das ist typisch Mimi, sie liebte es früher schon, im Mittelpunkt zu stehen, und jetzt hat sie dieses wohl zum Beruf gemacht... Ich vermisse die beste Freundin meiner Kindheit... Ob sie wohl mit Koushiro verheiratet ist ? Ich habe gerüchteweise gehört, dass sie eine Zeit lang mit ihm ausgegangen ist, soll sogar etwas festes gewesen sein, doch genaueres konnte ich bis dato nicht erfahren... Koushiro, mein Vater hat desöfteren von ihm gesprochen, jedoch war das meiste davon beruflicher Natur, darunter auch neue Fakten über die Digiwelt und den Digivices... Ob man's glaubt oder nicht, ich vermisse unseren alten Computer-Geek. Oder Jyou... guter, alter Jyou... Er ist ungefähr zur gleichen Zeit nach Deutschland gezogen wie mein Ex nach Amerika; ich konnte erst ein gutes Jahr später nachfolgen... Jyou, wie's ihm wohl ergangen ist ? Hat er nun seinen Doktortitel oder vielleicht schon einen Professor- ? Ich vermisse ihn genauso wie die meisten anderen unseres Teams... Miyako, ihre offene und temperamentvolle Art, ihre Art, alle zu motivieren und Stimmung aufzulockern... Ken, seine freundliches und offenherziges Verhalten gegenüber anderen... Ioris Pflicht- und Ehrbewusstsein... Und den guten, alten Daisuke... Er war der einzige, mit Ausnahme von Takeru, zu dem ich in den letzten Jahren hin und wieder Kontakt hatte, auch wenn er seit einem guten Jahr wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint... Nein, es stimmt nicht ganz, man kann desöfteren etwas über ihn in irgendwelchen Wirtschaftsmagazinen lesen, angeblich plant er jetzt mit seiner Restaurantkette, weltweit zu expandieren...

! "MOM !"

Was, wie, wo ??? Wo brennt's ???

"Mom, bist du endlich wieder zurück von deinem Stern ? Ich versuche schon seit einigen Minuten, deine Aufmerksamkeit zu erlangen..."

Was ? War ich wirklich so lange geistig abwesend ? Wie spät haben wir's eigentlich ???

Ein Blick auf meine Armbanduhr deutet mir schlimmes an... Ich habe doch glatt eine gute halbe Stunde mit Erinnerungen und Gedanken über meine alten Freunde verbracht... Und noch immer habe ich nichts Anzuziehen !

"Oh, entschuldige Matt, ich war gerade am überlegen, was ich anziehen soll..."

Matt greift einmal in meinen Schrank und zieht ein halbformelles, beiges Abendkleid heraus... "Nimm doch dieses... Ich glaube, es steht dir..."

WAS ZUM... Matt schafft es immer wieder, mich zu überraschen. Trotz seiner 9 Jahre hat er manchmal Talente und Fähigkeiten, die selbst Erwachsenen fehlen, wie dieses hier. Während ich vielleicht Stunden verbringe, etwas gutes zum Anziehen zu finden, greift er zielstrebig einmal rein... Okay, dafür hapert es bei ihm mit Mathe... und Englisch...

"Danke, Matt, ich hätte keine bessere Wahl treffen können."

"Keine Ursache, Mom, aber wieso willst du dich fein herausmachen ? Essen wir nicht zusammen mit Tai und Jean Abendbrot ?"

Stimmt ja... Taichi hat mich irgendwie durcheinander gebracht...

"Da du mich gerade fragst, ich habe ebenfalls keine Ahnung... Da musst du wohl Tai und Jean fragen."

"Okay, Mom, ich bin dann mal drüben."

Drüben... Es klingt irgendwie ganz einfach... Wäre es doch nur so... Schluss mit diesen Gedanken... Ich muss mich umziehen, ansonsten musste ich Taichi unnötig warten lassen...

*** Taichi ***

So, das war's... Alles da, selbst mein rotes Buch...

Ich weiß nicht, irgendwie war ich noch nie so nervös, selbst damals bei Cat war's nicht so schlimm... Okay, sie hat damals mich gefragt, war zwar etwas unüblich, doch sprach es für uns... Heute werde ich allen Mut brauchen, den ich schöpfen kann, und mit etwas Hoffnung erfüllt sich einer meiner größten Wünsche... Sora, bitte sei mein...

Ich frage mich, ob Jean Matt von meinen Plänen erzählen wird, doch wahrscheinlicher ist es, dass er ihm die Überraschung nicht verderben will... In manchen Punkten kommt er einfach zu stark nach mir...

Kaum nachdem ich die Türklingel betätigt habe, offenbart sich mir der schönsten Anblick auf Erden, Sora in einem eleganten, figurbetonenden, beigen Abendkleid... Ich könnte jetzt einfach alle Pläne über den Haufen werfen und... Nein, nicht heute... Heute gibt's nur den einen Weg, der vor mir liegt...

Ich weiß nicht, wie lange ich sprachlos verharrt habe, doch glaube ich, dass es sich um einige Minuten gehandelt hat...

"So, Sora, bist du bereit ?"

Sora scheint wohl selbst leicht weggetreten zu sein...

"Natürlich... Aber wofür ? Was hast du geplant ?"

"Wer wird denn so neugierig sein ? ... Oh, bevor ich's vergesse... Hier ist noch etwas für dich..." Ich reiche ihr den Strauß... "Schöne Blumen für eine schöne Frau..."

"Taichi, das hättest du doch nicht zu tun gebraucht... Aber trotzdem danke..."

Es dauert einige Sekunden, bis sie die Blumen in eine Vase gestellt hat... Doch keine der Sekunden ist in meinen Augen vertan, genauso wie kein Dollar für diese... Am liebsten würde ich ihr alle Blumen der Welt zu Füßen legen... Wenn ich es bloß könnte...

Als Sora aus der Küche zurück kommt, lehnt sie sich leicht an mich und legt einen Arm um meine Hüfte; diese Geste erwidere ich gleichermaßen.

"So, es kann losgehen..."

Kann man's glauben, Sora versuchte mir nahezu jeden Moment unserer Fahrt meine Pläne für heute Abend aus der Nase zu ziehen... Glücklicherweise befinden wir uns jetzt vor dem Club... Ich kann mich nur schwer erinnern, wann ich das erste Mal hier gewesen bin... Muss irgendein beruflicher Anlass gewesen sein... Irgendein Outing mit einem Diplomatenkollegen oder -vorgesetzten... Ach ja, es war mit Mr. Iwakomo kurz nach dem Antritt hier; Mr. Iwakomo wurde kurz darauf zurück nach Frankreich beordert und hat mich in die hiesigen Gepflogenheiten eingeweiht... Das soll aber jetzt egal sein, ich habe wichtigeres zu erledigen...

Ich halte vorm Eingang, steige aus und öffne die Beifahrertür, bevor ich dem Autojungen die Schlüssel überreiche, welcher mir dafür eine Quittung gibt... halt das übliche Prozedere...

"So, meine Dame, hier sind wir."

"Hier ? Dieser Club sieht ja sehr vornehm aus..."

"Ist er auch, nicht jeder kriegt hier einen Tisch... Manchmal hilft's, wenn man Diplomat ist..."

Sora schenkt mir ein Lächeln. "Das glaube ich... Aber irgendwie passt es nicht zu dir..."

"Eigentlich bin ich nur in diesem Club, wenn's ums Geschäftliche geht, ich kann ja keinen Diplomaten in eine Pommesbude oder ähnliches einladen... Im Geschäft ist Show die halbe Miete..."

"DAS glaube ich dir..."

Als nächstes führe ich meine Freundin zum Empfang, wo schon ein alter Bekannter' wartet... Paul, Peters Zwillingsbruder.

~ "Ist das nicht... ?"

~ "Das ist Peters Zwillingsbruder Paul."

"Ah, Mr. Dupré, sein sie herzlich Willkommen..." Paul schaut kurz in sein Buch... "Wie ich sehe, haben sie Tisch 7 reserviert, nochmals wünsche ich Ihnen ein Herzliches Willkommen in unserem Club."

"Ich danke Ihnen..."

Es mag zwar etwas schmucklos vorkommen, doch ist Paul das krasse Gegenteil von Peter aus der Spielhalle, sein Motto lautet: Kein Wort zuviel wechseln, es könnte ja Geld kosten...

"Meine Liebe, bitte folge mir..." So führe ich Sora in den Club, an der Garderobe vorbei, wo wir uns der Jacken entledigen, zu unserem Tisch, an dem wir uns dann erst mal setzen, bevor ein Ober erscheint.

"Wünschen Sie etwas zu trinken ?"

Nach außen hin wirkt der Club zwar wie ein versnobter Verein, doch wenn man ihn besser kennt, legt man an der Garderobe den Snobismus ab, auch wenn dadurch nicht minder am Ton gespart wird.

"Ich nehme ein Ginger Ale, und du Sora ?"

"Dasselbe bitte."

"Zwei Ginger Ale, möchten Sie auch noch etwas zu Essen bestellen oder möchten Sie damit noch warten."

"Wir warten noch ein wenig damit."

"Sehr wohl, der Herr."

Der Ober entschwindet von unserem Tisch...

"Taichi, als ich vor dem Club stand, dachte ich, dass dieser sehr snobistisch sei, doch irgendwie wirkt es von innen weniger..."

"Da kann ich dir nur recht geben, im Club geht es zwar im Allgemeinen recht vornehm zu, doch werden den Gästen hier viele Freiheiten eingeräumt. Dadurch ist er auch sehr beliebt für Geschäftsgespräche und ähnlichem. Aber auch für private Anlässe ist er recht gut geeignet, ob nun Essen, Trinken oder selbst Tanzen, nahezu alles ist hier möglich. Es gibt sogar zwei Tanzsektionen, eine eher kulturell angehauchte hier und im Nachbarraum eine etwas modernere... In der oberen Etage findet man Pool- und Snooker-Tische, eine kleine Bibliothek sowie einige Einzelzimmer, die jedoch vorher reserviert werden müssen, genauso wie die Tische. Ach ja, es gibt hier sogar drei Bars... Jedoch kann ich nicht viel über die Qualität der Drinks sagen, da ich immer solide bleibe."

"Danke für die Vorlesung, Herr Professor... Aber ich muss zugeben, dass mir dieser Club irgendwie gefällt... Du könntest mir doch erzählen, was der Anlass heute ist."

Nein, meine Liebe, heute will ich dich überraschen...

"Später... Nach dem Essen... Hättest du Lust auf einen Tanz ?"

Erst sieht's so aus, als ob Sora mich mit einem Schmollen weich kriegen wollte, doch sie scheint es sich anders zu überlegen, und lächelt stattdessen.

"Warum nicht ? Es ist schon lange her, dass ich das letzte Mal getanzt habe... Bei dir ?"

"Ebenfalls... Aber es soll uns nicht aufhalten..."

Für diesen Kommentar ernte ich ein verzücktes Lächeln... "Das soll es nicht..."

Daraufhin führe ich meine Liebe aufs Tanzparkett, wo wir anfangen, einen Walzer zu tanzen...

*** Sora ***

Taichi ist ein so wunderbarer Tänzer; ob nun Walzer oder Tango, er tanzt einfach wie eine Eins. Ich muss ja neben ihm wie ein Amateur wirken; das letzte Mal, als ich getanzt habe, war auf meiner Hochzeit' und dort war ich der Profi'... Doch ich spüre eine Art Anspannung bei ihm; keine Ahnung was ihn so beunruhigt, so nervös macht, doch es hat irgendwie etwas damit zu tun, wieso er mich heute hierher ausgeführt hat... Keine Ahnung, aber er plant irgendwas, oder er hat irgendwelche Neuigkeiten... Ich hoffe inständig aufs Erste, da Neuigkeiten zumeist nur Ärger bedeuten...

Was mich irritiert, dass mir dieses überhaupt aufgefallen ist... Seine Maske ist perfekt, wirklich perfekt; nach außen hin muss man regelrecht glauben, dass alles in Butter ist, doch anscheinend kenne ich meinen Taichi, ich meine Taichi, doch schon so gut, um so etwas erkennen zu können...

Ach, zerbreche ich mir doch bloß nicht meinen Kopf... Wenn wirklich etwas anliegt, dann wird er es mir schon sagen... Und wenn er etwas geplant hat, dann lasse ich mich doch einfach von ihm überraschen... Ich möchte einfach ewig in seinen Armen verharren, das ist um Welten angenehmer, als sich über ungelegte Eier den Kopf zu zerbrechen...

Seine Arme... Gibt es überhaupt einen sichereren Ort auf Erden für mich als seine Arme ???

Irgendwie ist es schade, dass einem die Beine irgendwann mitteilen müssen, dass sie etwas Entspannung brauchen, und der Magen, dass er gerne gefüllt werden möchte... Irgendwie schade...

Aber auch egal, jetzt sitzen wir wieder an unserem Tisch und Taichi winkt den Ober zu uns.

"Sie wünschen, die Dame, der Herr ?"

"Wir würden gerne etwas bestellen."

"Brauchen Sie die Karte ?"

Taichi blickt mich fragend an. "Taichi, ich vertraue auf dein Urteilsvermögen."

"Nein, es geht auch so. Wir hätten gerne 2 Mal die Asienplatte und dazu Grünen Tee."

"Sehr wohl, die Dame, der Herr." Daraufhin geht der Ober in Richtung Küche.

"Die Asienplatte ?"

"Eine Spezialität hier, darauf befinden sich diverse Spezialitäten aus den asiatischen Kulturen. Zwar gibt es alles auch als einzelne Gerichte und Menüs, doch empfinde ich die Asienplatte ans gelungene Mischung von ihnen.Lass dich einfach diesbezüglich überraschen."

"Wenn du meinst, sie sei gut, dann glaube ich dir ungesehen..."

"Danke..."

Vielleicht sollte ich nachfragen, ob er sich um Jean und Matt gekümmert hat.

"Wo wir schon beim Essen sind, was kriegen denn unsere Söhne heute Abend ?"

"Die bestellen sich etwas, ich habe ihnen genügend Geld dazu dagelassen."

"Bist du dir sicher, dass sie sich etwas bestellen ? Matt würde wahrscheinlich heute fasten und dafür das Geld behalten."

Taichi lacht leicht... "Jean ebenfalls, doch kennt er das Risiko. Wenn ich morgen keine Quittung vorfinde, wird das nächste Taschengeld leicht reduziert, so ungefähr um den Betrag für das Essen... Entweder er bestellt etwas und darf den Rest behalten, oder er erhält am Ende gar nichts..."

"Du bist gemein."

"Ich weiß... Doch das ist der einzige Weg, ihm etwas beizubringen, ohne mit der Faust zu drohen oder ihn anzuschreien..."

Oh Mann, er versteht sich selbst in der Familie, den diplomatischen Weg beizubehalten.

"Immer der Diplomat, nicht ?"

"Immer." Und er grinst mich diabolisch an, so wie nur er es kann...

"Weißt du, ich erinnere mich an einen Jungen, der immer vorschnell agierte und schneller mit der Faust war als mit dem Verstand..."

"Und ich mich an ein Mädchen, welche anstelle einer Zunge eine dritte Faust besaß... Und einen Mörderkick... Was aus denen wohl geworden ist ?"

Tja... was wohl...

"Erwachsen... Sie wurden erwachsen, haben viele Fehler begangen und viel gelernt..."

"Und sie sind selber Eltern..."

"Und das... Was wäre wohl aus ihnen geworden, wenn sie nicht als Kinder in ein Abenteuer verwickelt worden wären ?"

"Raufbolde und wahrscheinlich Fußballstars..."

Tja, das wären wir wahrscheinlich wirklich geworden, aber auch etwas anderes...

"Und wahrscheinlich ein Paar, wenn sie sich nicht vorher umgebracht hätten..."

Ich merke einen leicht seltsamen Blick auf Taichis Gesicht... Irgendwas wirkt daran verdächtig... Aber nein, das muss ich mir einbilden...

"Ich dachte, wir wären eines ?"

Komisch, ich spüre einen Hauch Besorgnis in seiner Stimme... Da ist aber noch etwas anderes...

"Wir sind eins, doch nicht das, was ich zuvor meinte, unsere jetzige Beziehung ist anders, romantischer, als ich es mir damals hätte träumen können..."

Ich spüre eine wage Erleichterung in seiner Haltung, als ob ihm ein schwerer Stein vom Herzen gefallen ist... Er wird doch nicht ???...

Leider kann ich den Gedanken nicht weiter fortsetzen, da der Ober mit dem Tee und danach mit zwei Platten erscheint. Ich kann nur staunen, was sich alles auf den Platten befindet... das meiste davon kann ich nicht mal mit Namen benennen, doch es sieht einfach lecker aus...

Was für ein Essen... Auch wenn ich davon kaum etwas kenne außer den japanischen Spezialitäten, muss ich zugeben, dass diese Asienplatte ein Traum gewesen ist. Es sind sowohl der Magen als auch die Geschmacksnerven gesättigt worden. Selbst der Grüne Tee hier ist eine Spezialität, selbst meine Mutter kann keinen besseren kochen...

Nachdem der Ober die Überreste abgeräumt hat, entschließen Taichi und ich uns, das Essen ein wenig sacken zu lassen. Ich spüre ein leichtes Ansteigen von Taichis Spannung... Ich glaube, gleich lässt er die Katze aus dem Sack.

"Sora, du willst sicher wissen, wieso ich dich heute Abend hier ausgeführt habe..."

"Das frage ich mich schon seit heute Morgen... und es lässt mir einfach keine Ruhe..."

Er kramt leicht in seiner Tasche und holt etwas hervor... Ich glaube es ist eine Schatulle... Nein, es ist ein rotes Buch, sein' rotes Buch, sein Tagebuch...

Ich weiß nicht, irgendwie fühle ich mich erleichtert, aber ein stärkeres Gefühl von Enttäuschung breitet sich aus... Will ich wirklich, dass er mich fragt ?

Ja... Nein... Wenn ich ehrlich bin, kenne ich die Antwort schon seit längerem... Die Antwort, die mir mein Herz vorschreibt... Ich will, dass er mich fragt...

"Sora ?"

Oh... Ich muss mich konzentrieren... Ich darf meine Emotionen nicht ungebändigt freien Lauf lassen...

"Entschuldige, Taichi, ich war nur etwas in meinen Gedanken versunken..."

"Kein Problem... Ich kenne das Gefühl nur zu gut... Jedenfalls, du wolltest doch gerne mal mein Tagebuch lesen, und ich dachte, es gäbe keine bessere Gelegenheit, als es dich heute tun zu lassen. Ich hoffe, du verstehst, wenn ich meine älteren Exemplare für mich behalte, es gibt in denen Stellen drin, die nur für Cats Ohren bestimmt waren..."

Cat... Er liebt sie noch immer... Aber ich spüre, dass er mich genauso liebt... Cat ist zwar ein Schatten seiner Erinnerung, doch ist sie keine Konkurrenz... Glücklicherweise wird sich niemals die Frage stellen, ob ich gegen sie eine Chance gehabt hätte... Uns verbindet zu Taichi einfach unterschiedliche Arten der Liebe...

Ich merke, wie Taichi mir sein Allerheiligstes rüberreicht... Zwar nehme ich es an mich, doch bin ich mir einfach nicht sicher, ob ich wirklich alles über Taichi wissen will...

Will ich wirklich wissen, wie Taichi sich all die Jahre fühlte ? Ist es eigentlich für unsere Beziehung von Belang ? Ich liebe Taichi auch so...

"Sora, du kannst es gerne lesen..."

"Taichi, ich sagte zwar, dass ich es gerne lesen wollte, doch weiß ich nicht mehr, ob es für mich so wichtig ist... Mir reicht, was ich vor mir sehe; das was ich von dir weiß, macht dich zu meinem jetzigen Mittelpunkt meines Lebens..."

"Danke... Doch bitte ich dich, zumindest die letzten beiden Einträge zu lesen..."

Ich kann einfach keine Bitte Taichis ablehnen und blättere in seinem Tagebuch zum letzten Eintrag.

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Liebes Tagebuch,

ich kann's kaum glauben, dass unsere Schleicherei zwischen unseren Wohnungen einfach nur eine Farce ist, doch heute Morgen habe ich nebenbei von Jean erfahren, dass Matt und er schon seit einiger Zeit von unseren Aktionen' Bescheid wissen. Dabei meine ich nicht Details von unserer jetzigen Beziehung, sondern viel mehr, dass wir zusammen die Nächte verbringen...

Doch da war noch etwas anderes: Ich habe mit Jean über das Thema gesprochen. Erst wirkte er weniger begeistert, doch die freudige Seite gewann schlussendlich; es scheint so, als wenn ich jetzt die Zustimmung unserer beiden Söhne habe... bleibt nur noch die schwerste Frage übrig...

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Liebes Tagebuch...

ich erinnere mich noch zu gut daran, wieso ich überhaupt anfing, dir alle meine Geheimnisse anzuvertrauen. Ich hatte damals viele Probleme und ohne deine Hilfe wäre es wahrscheinlich nicht gut mit mir ausgegangen... Wenn ich bedenke, wie oft ich mit dir die hinterhältigsten Pläne ausgetüftelt habe, nur um diese mit deiner Hilfe zu verwerfen, dann muss ich dir für die Treue all die Jahre danken...

Dann wurde Catherine meine Gefährtin und ich ließ dich jahrelang über mich im Dunkeln... Ironischerweise kamst du dann wieder ins Spiel, als mein Leben erneut durch ein trauriges Schicksal gewendet hatte. Ich weiß nur zu gut, wie viele meiner Tränen du aufgenommen hast und wie du mir die Kraft gabst, um weiterzumachen, um für Jean ein guter Vater sein zu können...

Doch nun hat sich die Situation wieder geändert, Sora hat sich in mein Leben eingeklinkt und wurde die Vertraute meines Herzens und ich erwäge, dieses auch zu formalisieren...Sie bedeutet mir jetzt mehr als mein Leben, ihr kann ich mein Wertvollstes, Jean, anvertrauen, ohne auch nur einmal drüber nachdenken zu müssen. Ein Leben ohne sie kann ich mir einfach nicht mehr vorstellen...

Liebes Tagebuch, du warst all die Jahre mein treuer Begleiter, ein Freund, ein Bruder und auch ein Vater, hast mir soviel Trost gebracht, hast soviel Schmerz ertragen und musstest mit meinen Launen leben... Doch leider ist so langsam der Zeitpunkt erreicht, wo unsere Wege sich wieder trennen müssen und hoffentlich, bitte verstehe mich jetzt nicht falsch, für immer... Du bist nicht mehr derjenige, dem ich mich in erster Linie anvertraue... Liebes Tagebuch, ich danke dir von ganzem Herzen für deine Treue...

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Was will Taichi mir mit diesem Eintrag eigentlich sagen ???

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Jetzt gibt es nur noch eines, was ich zu tun habe... Etwas, was ich schon so lange ersehnt habe... Danke Liebes Tagebuch, insbesondere, da du mir dir Kraft und den Mut gabst, um dieses endlich anzugehen...

In ewiglicher Freundschaft,

Dein Taichi

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Er wird doch nicht doch...

Ich versuche erst, Taichi anzublicken, doch muss ich leider feststellen, dass sein Platz leer ist... Wo...

Er steht vor mir... Falsch, er kniet vor mir... mit... einer ge...öffneten Schatulle... in welcher... sich der schönste... Platinring auf Erden... befindet...

Er will.....................

"Sora..."

Ich kann zwar den Rest nicht mehr verstehen, doch brauche ich es einfach nicht... ! "JA, Taichi... Ich... will..."

Epilog - Nachwehen

Das war ein Abend, ein Abend, welcher nicht hätte besser verlaufen können. Das wird für unsere Kinder eine Überraschung sein, wenn wir es ihnen erzählen... Jean wird überglücklich sein, endlich wieder eine Mutter' zu haben, auch wenn sie niemals seine richtige sein wird. Andererseits ist ihm Sora schon recht ans Herz gewachsen und mit Matt kommt er einfach super aus, also kein Hinderungsgrund seinerseits. Matt hingegen könnte etwas komplizierter werden, da ich niemals seinen leiblichen Vater ersetzen kann, jedoch andererseits weiß ich, dass er nicht gerade recht stolz auf ihn ist, nach allem, was er Sora antat, und dass Matt von mir recht positiv denkt. Mit etwas Hoffnung akzeptiert er mich wirklich und aufrichtig als seinen Stiefvater... Mit etwas Hoffnung...

Nachdem sich meine Verlobte von mir verabschiedete, um heute Nacht in ihrer eigenen Wohnung zu schlafen, betrete ich meine eigene Wohnung und verbleibe in meinem Wohnzimmer, da ich nach diesem Abend zu aufgeregt bin, um mich selbst schlafen zu legen...

Was für ein Abend...