Dragon Ball/Z/GT Fan Fiction ❯ Schattenseele ❯ Katharsis der Seele ( Chapter 9 )
Warnung für dieses Kapitel:
angst, angedeutetes rape und jede Menge Kitsch und Kawainess
Anmerkung:
Gomen nasai!
Ich weiß, es hat SEHR lange gedauert, bis dieses Kapitel erschienen ist, und der eine oder andere hat wahrscheinlich schon nicht mehr daran geglaubt, dass es überhaupt je kommt.
Es tut mir wirklich Leid. Es ging leider nicht anders. Aber ich habe versprochen, diese Story zu beenden, und das werde ich auch. Momentan schreibe ich täglich und bin tatsächlich wieder ziemlich inspiriert. Ich danke meinen lieben Freunden Azurite, SOrion und Saya für ihre Hilfe. Außerdem ein ganz dicker Dank an alle meine Reviewer, Stalker und Mit-Yaoi-Verrückten von fanfiction.net, animexx, BWTD-ML, und verschiedenen Archiven, die mir durch mails, Reviews und aufmunternde Worte zu verstehen gegeben haben, dass Schattenseele unbedingt weitergeschrieben werden sollte...
(übrigens: ich bin leider unbestechlich... *gg)
Dieses Kapitel ist das absolut längste bisher - ganze 35 Seiten - ich hoffe, das ist ne kleine Wiedergutmachung für die lange Wartezeit. Es taucht sehr tief in die Psyche unserer beiden Protagonisten ein. Kein Lemon - leider - das hätte nicht gepasst so kurz nach den Geschehnissen von Kapitel 8, aber ihr müsst nicht mehr allzu lange darauf warten (hoffe ich - bitte nicht hauen.. hehe, Vorfreude ist doch die schönste Freude, oder?).
Die Bilder, die in diesem Kapitel beschrieben werden, existieren tatsächlich! Saya hat sie für Euch gemalt! Die Stellen sind im Text mit den Zahlen [3] und [4] gekennzeichnet und die Adressen findet ihr am Ende des Kapitels!
Widmung:
Premiere! In diesem Kapitel gibt es zum ersten mal Cameos, also Gastauftritte real existierender Menschen!
Es treten auf:
Azurite
Betaleserin par excellence, und mein Hauptantrieb, diese Fanfiction weiter zu schreiben, als Cat mit dem guten Geschmack.
Rogue
Mein persönlicher Master of Angst und eine meiner Lieblingsautorinnen von fanfiction.net, als determinierte Jess, die buchstäblich ihr Leben dafür riskieren würde, um Vegeta in einem sexy Gothic-Outfit zu sehen. (lest ihr "Fall of the Mighty" eine ausgezeichnete, düstere VxG! (englisch))
Saya
Mein Lieblings-evil-hentai-chibi und eine fantastische Zeichnerin, als sie selbst. Ihr Artwork findet ihr unter http://www.fanarts.de/zeichner.phtml?id=16949
Worterklärung:
Katharsis, die:
griechisch für "Reinigung", "Befreiung". In der Psychoanalyse (siehe auch Sigmund Freud) meint Katharsis die Abreaktion verdrängter Gefühle.
Deja-Vu: Das Gefühl, etwas schon mal erlebt zu haben
Iroika: Ein bekannter DBZ-Yaoi-Doujinshi starring Vegeta und Goku. Hoffentlich demnächst in meinem Besitz...
Baka = Dummkopf
Bishonen = schöner Junge / junger Mann
Chikkyu = die Erde
Hai = Ja
Nekojin = Katzenmenschen (gemeint sind die nicht menschlich aussehenden Bewohner der Welt von DBZ. In den Mangas kommen auch häufiger Inujin, Hundemenschen vor. Man denke nur an Prinz Pilaws einen Gehilfen)
Ningen = Menschen
Onna = Frau (hier mit einer abfälligen Bedeutung gebraucht)
Shimata = Verdammt!
Sugoi = toll, fantastisch
Vegeta-sei = Planet Vegeta
Der Prinz aller Saiyajin erreichte die Tür zu seinem privaten Allerheiligsten. Er stürmte in den Raum und knallte die Tür heftig hinter sich zu. Er lehnte sich dagegen, schloss die Augen und holte tief Luft. Einzig sein Schwanz verriet, welche Aufruhr in ihm tobte, als er hinter seinem Rücken hin und her peitschte und mit einem matten, wiederholten "thud" gegen das schwere dunkle Holz der Tür schlug.
Zuviel. Es geschieht alles zu schnell, zuviel, ich... ich weiß nicht mehr was ich denken soll..
Er schnaubte angewidert.
Baka.
Und zum ersten Mal richtete er das Schimpfwort gegen sich selbst.
Warum kann mich das so aus der Fassung bringen? Ruhig. Was geschehen ist, ist geschehen und lässt sich nicht mehr ändern. Vielleicht wird es Zeit, dass ich meine Gedanken ordne und mich endlich so mit dem Ganzen auseinandersetze, wie es meiner würdig ist: mit einem klaren Geist. Ja. Weglaufen ist meiner nicht würdig. Ich werde mich dem stellen, was geschehen ist.
Vegeta kannte eine Möglichkeit, sich in eine so tiefe Meditation zu begeben, dass sie ihn hoffentlich in die Lage versetzen würde, diese Situation herausgelöst aus dem Kokon seiner wirren Gefühle zu betrachten. Es war lange her, dass er seinen Geist in dieser Art diszipliniert hatte - denn an jenem Ort wartete die Dunkelheit, wie er aus schmerzvoller Erfahrung wusste. Aber es war die einzige Möglichkeit. Und außerdem - Vegeta hatte es schlicht und ergreifend satt, die Hälfte der Zeit nur raten zu können, was geschehen war, weil er vor der Dunkelheit und dem, was darin verborgen lag, zurückscheute.
Langsam ließ er den Frieden des Raumes auf sich wirken, öffnete seinen Geist für die Ruhe, mit der ihn einzig sein Sanktuarium zu erfüllen vermochte. Langsam trat er drei Schritte in den großzügig angelegten Raum hinein. Das Licht des frühen Nachmittags fiel schräg durch die sanft getönte Glaskuppel, die die weitgeschwungene Decke des hohen Raumes krönte. Die Strahlen der Sonne tanzten vorwitzig über die feingeschnittenen Züge des Prinzen, als er sich mit verschränkten Beinen auf dem glatten Parkettboden in der Mitte des Raumes niederließ.
Vegeta schloss die Augen und versuchte, alles auszublenden, was ihn von der Stille trennte, die er für diese schwierige Aufgabe brauchte. Vegeta-no-Ouji meditierte. Stille war nur der erste Schritt.
Mit purer Willenskraft schloss er den Anblick der mit Schwertern aus allen Ären der Menschheitsgeschichte bedeckten Wände aus. Seine Nase zuckte, als sie den feinen Duft der tropischen Pflanzen aufnahm, die nahe der Mitte des Zimmers in einem großen Bassin wuchsen. Sie waren fast schon ein kleiner Garten für sich und sie erinnerten ihn oft an die andere Seite seines Heimatplaneten Vegeta-sei. Der Planet war genauso voller Extreme gewesen wie seine Bewohner - trocken und lebensfeindlich in den roten Wüsten von Aareth, überreich gesegnet mit Wasser und Vegetation in den Wäldern von Plu'asha. Und jetzt war beides nichts weiter als interstellarer Staub.
Leben verlischt. Neues Leben entsteht. Aus Alt wird Neu. Einst wird vielleicht der Staub meines Heimatplaneten zur Geburtsstätte eines neuen Sternes werden. Ohne die Zerstörung von Vegeta-sei wäre die Geschichte anders verlaufen. All dies wäre vielleicht nie geschehen.. Gutes wie Schlechtes... Aus Feuer wird neues Leben geboren. Vielleicht gehe auch ich aus den Feuern meiner Vergangenheit als neues Wesen hervor. Vielleicht.. gibt es noch Hoffnung auch für die schwärzeste Seele.
Vegeta richtete seinen Geist nach innen, wie es sein alter Lehrmeister ihm vor mehr als fünfzig Jahren einst beigebracht hatte. Kurz stand ihm das Bild des strengen alten Saiyajin vor Augen, der Schwanz, bereits von grauen Streifen durchsetzt, zornig mit harten abgehackten Schlägen die Luft durchschneidend, während seine raue Stimme den jungen Prinzen ein weiteres Mal rügte, weil seine Aufmerksamkeit abgeschweift war.
So werdet Ihr es nie zu etwas bringen, junger Prinz! Ihr müsst Euch konzentrieren, konzentrieren!!
Stille
Leere
Das Geräusch von leise fließendem Wasser von dem künstlichen kleinen Brunnen inmitten des Steingartens, der eine andere Ecke des Zimmers einnahm, verhallte zu einem beruhigenden Rauschen, das er nur noch auf unterbewusster Ebene wahr nahm... Schwieriger war es, seine anderen Sinne auszuschalten. Er war es zu sehr gewohnt, ständig auf der Hut zu sein, die Aufmerksamkeit bis zum Äußersten gespannt, ständig einen Angriff erwartend. Einen Angriff, der seit Jahren nicht gekommen war. Seine Nerven waren durch die ständige Anspannung bis aufs Äußerste gereizt. Kein Wunder, dass er bei der kleinsten Gelegenheit explodierte. Er konnte sich nicht einmal erinnern, wann er sich zuletzt wirklich relaxed und sicher gefühlt hatte.
Das stimmt nicht.. ich weiß sehr wohl, wann es war - oder mit wem. Aber nicht jetzt...
Langsam begannen die allgegenwärtigen Ki-Signaturen um ihn herum zu verblassen, als sein siebter Sinn zur Ruhe kam. Nur ein Ki blieb hell und unveränderlich wie ein Leuchtfeuer in der Nacht. Es bewegte sich langsam durch das Gebäude, etwa dreihundert Meter von seinem derzeitigen Aufenthaltsort entfernt.
Kakarott.
Der Name hallte durch seinen Geist, der sich langsam von allem anderen leerte, vibrierte durch alle Kammern seines Ichs und prallte von der Barriere ab, die den dunklen Teil seiner Seele umschloss.
Kakarott.
Seine fein geschwungenen Augenbrauen zogen sich grollend zusammen.
Wo auch immer ich bin, wo ich auch hingehe... Du bist überall... Kakarott, du bist überall in meinem Geist...
Vegeta runzelte die Stirn, ein fast schon sanftes Grollen aus tiefer Kehle störte kurz die ansonsten vollkommene Stille.
Ich werde nicht länger vor dir davonlaufen.. Das bin ich dir... und mir selber schuldig. Ich muss endlich die Wahrheit erkennen. Ich stelle mich an dem dunkelsten Ort, Kakarott - dir und mir selber. Ich fordere Euch heraus, Dämonen meiner Seele. Zeigt Euch!
Trunks und Goku standen auf dem Gang vor der Tür zu Bulmas Labor. Einträchtig setzten sich die beiden Saiyajin in Bewegung. Trunks hielt den Dragonballradar in der Hand und dachte abwesend darüber nach, welche Werkzeuge er brauchen würde, um das komplizierte technische Gerät, eines der ersten Wunderwerke seiner genialen Mutter, reparieren zu können. Diese praktischen Überlegungen waren ihm eine hochwillkommene Abwechslung von den nagenden Gedanken, die ihm in den letzten Stunden und Tagen zugesetzt hatten.
Goku hing seinen eigenen Gedanken nach. Auch sie waren alles andere als sorgenfrei. Und sie drehten sich, wie sollte es anders sein, immer im Kreis um eine einzige Figur. Eine kompakte, graziöse Figur mit flammengleich aufstrebendem, schwarzem Haarschopf und Augen wie Feuer und Eis...
Als die beiden eine Ecke umrundeten und in die Haupthalle der Capsule Corporation einbogen, trafen sie unerwartet auf Mrs. Briefs, die eben eine Kapsel zu Boden warf, woraufhin sich ein Berg von übergroßen Schrankkoffern materialisierte. Bulmas immer noch ungewöhnlich jung aussehende Mutter strahlte über das ganze Gesicht, als sie ihren Enkel in eine herzliche Umarmung zog. Sie gab Trunks einen Kuss auf die Wange und sah die beiden mit einem sorglosen Lächeln an. Sie trug wie üblich eine enge Jeans und ein engsitzendes gestreiftes Top, das bei jeder anderen Frau ihres Alters schlicht und ergreifend lächerlich gewirkt hätte, aber Mrs. Briefs hatte eine Aura von Sorglosigkeit um sich, die es schwer machte, an ihr eigentliches Alter zu denken. Es dauerte wie üblich keine halbe Sekunde, bevor sie mit ihrer ein wenig piepsigen Stimme loszwitscherte.
"Trunks, Darling! Ich habe dich so vermisst!"
"Großmutter! Ihr seid schon zurück?"
"Aber ja, Honey, du wusstest doch, dass wir heute von der Reise wiederkommen. Wir müssen schließlich noch alles für den morgigen Jubiläumsempfang vorbereiten!"
Sie wandte sich Goku zu, der sich unvermutet in einer ebenso herzlichen Umarmung wiederfand, und strahlte ihn in ihrer typischen unbekümmerten Art an. Goku hätte sie problemlos hochheben (und einmal um die Welt tragen) können, aber trotzdem gab es kein Entrinnen aus der liebevollen Umklammerung. In all den Jahren war Goku für Mrs. Briefs so etwas wie ein Sohn geworden - ein Sohn freilich, der ausgesprochen gut aussah, wie sie fand. Diesen scheinbaren Widerspruch bekam Goku wieder einmal zu spüren, als sich ihre Hand wie zufällig auf seiner Rückseite verirrte, und er mit plötzlichem Erröten spürte, wie sie ihn schelmisch in den Hintern kniff. Er japste und zuckte zurück, aber da hatte sie schon von ihm abgelassen und war bereits mitten in einem ausführlichen Reisebericht. Nach endlosen Minuten ("Tahiti ist ein Traum um diese Jahreszeit, sage ich dir, aber die vielen Touristen, unglaublich.."), in denen er nervös von einem Fuß auf den anderen trat und verzweifelt versuchte, wieder Herr seiner Gesichtsfarbe zu werden, wandte sie dem immer noch hochroten Saiyajin wieder ihre Aufmerksamkeit zu.
"Und jetzt sind wir endlich wieder zu Hause, hier ist es eben doch am schönsten, und schon bin ich mitten in den Planungen für den Empfang morgen, Goku-kun, du kommst doch auch, nicht wahr? Die Einladungen sind ja schon vor mindestens einer Woche rausgegangen, und du bringst Goten und Gohan mit! Das wird eine richtige Wiedervereinigung!"
Sie wedelte mit einem Finger vor Gokus Gesicht herum, dessen Röte auf den Wangen langsam nachließ, und der schuldbewusst an den Stapel Post denken musste, der zu Hause hinter der Tür lag, unsortiert und ungeöffnet.
"So, ich muss weiter, es gibt noch so viel zu tun! Byebye! Macht's gut, ihr zwei hübschen Kerle!" Sie zwinkerte ihnen zu und warf einen vielsagenden Blick auf Gokus ein wenig zu enge Hose, die seine kraftvolle Beinmuskulatur sehr betonte.
Mit diesen Worten war sie hinter der Ecke verschwunden, und liess zwei völlig verdutzte Saiyajin zurück. Gokus frühere Röte war mit voller Wucht zurück gekehrt. Trunks lachte als erster, auch wenn seine Stimme etwas unsicher klang.
"Ahaha... so ist sie nun mal..."
Beide Saiyajin nickten sich mit leicht geröteten Wangen zu und gingen dann weiter.
"Also.. wir sehen uns dann morgen spätestens beim Empfang?"
"Umm.. hai. Ich denke schon."
"Gut. Bis dahin habe ich den Radar fertig. Und Goku-san - danke nochmals."
"Kein Problem, Trunks. Wann immer du ein offenes Ohr brauchst, ich bin für dich da."
Trunks lächelte Goku an - so offen und herzlich, wie seit langem nicht mehr, und der ältere Saiyajin fühlte sein eigenes Herz aufgehen. Es war schön, Trunks lächeln zu sehen.
Zu selten... in diesem Haus wird in letzter Zeit viel zu selten gelächelt... es muss schwer sein für Trunks. Bulma fehlt ihm immer noch... dann seine unglückliche Liebe... - Goku war sehr neugierig, wer wohl Trunks Auserwählter sein mochte - und schließlich ist es wahrscheinlich alles andere als einfach, momentan mit Vegeta auszukommen... Als ob es für diese zwei jemals einfach gewesen wäre, miteinander auszukommen...
Vegeta...
Nachdenklich stand Goku in der stillen Vorhalle der Capsule Corp. Sonnenlicht filterte durch die lange Fensterfront oben unter der Decke. Feinste Staubpartikel tanzten darin über die Stufen der breiten geschwungenen Treppe, die von dem großen Raum aus in die oberen Stockwerke und zu der Galerie führte, welche die Empfangshalle auf drei Seiten umgab. In wenigen Stunden würden hier die Vorbereitungen für den Jubiläumsempfang in vollen Gange sein. Goku schloss die Augen und stellte sich alles ganz genau vor.
Dort drüben wird wieder das Buffet stehen, genau wie vor fünf Jahren. Es wird wieder mit allem beladen sein, was die drei besten Catering-Firmen der Stadt zu bieten haben, und es wird wieder einmal nur gerade so reichen, sobald unsere Söhne und wir es entdecken. Dort drüben hinter der Säulenreihe wird eine lange geschwungene Bar sein, an der die Leute in ihren feinen Abendkleidern und Anzügen sitzen und an hochgeschwungenen Gläsern nippen. Überall im Raum werden kleine Grüppchen stehen und sich leise unterhalten, während dort oben auf der mittleren Ebene der Treppe ein kleines Jazzorchester dezente Hintergrundmusik spielen wird. Ja, so wird es sein... vorhersehbar. Vertraut. Langweilig. Sie werden alle da sein.. Kuririn mit C18, Tenshinhan mit Lunch, Muten Roshi, Yamchu mit seiner neuesten Flamme, Vegeta...
Nein.. es wird nicht alles so sein wie vor fünf Jahren.
Goku seufzte und öffnete die Augen.
Er erinnerte sich noch genau, wie Bulma an jenem Abend die Treppe herunter gekommen war, in ein fließendes, langes, blaues Satinkleid gehüllt, das ihre Haarfarbe wunderbar zur Geltung brachte. Und wie Vegeta an einer der Säulen gelehnt hatte, in einem schwarzen Anzug, den sichtlich Bulma für ihn ausgesucht hatte. Der Prinz hatte den ganzen Abend finster vor sich hin gestarrt und jeden Versuch höflicher Konversation barsch abgewimmelt. Bulma hingegen war von Gruppe zu Gruppe gegangen, ganz die perfekte Gastgeberin, geniale Erfinderin und Geschäftsfrau, die sie gewesen war, hatte jeden der anwesenden Gäste und potentiellen Kunden in ein charmantes Gespräch verwickelt und ihr Lächeln hatte den Raum erhellt.
Kaum sechs Monate später war sie tot, einer unglücklichen Verkettung von unvorhersehbaren Umständen zum Opfer gefallen. Er vermisste sie. Es waren viele Tränen geflossen auf der Beerdigung an einem düsteren nasskalten Februarmorgen. Selbst Vegeta hatte um sie getrauert. Der sonst so stoische Prinz hatte sich rigoros von der Welt abgeschnitten. Alle anderen sprachen nur verächtlich von seiner Gefühlskälte und seiner unglaublichen Arroganz, aber Goku hatte tiefer gesehen, hatte den geheimen Schmerz in den obsidian-schwarzen Augen flackern sehen und darüber den Willen, niemandem diese Schwäche zu zeigen. Er hatte gewusst, dass Vegeta unter diesem Verlust mehr litt als alle anderen. Bulma war vielleicht nicht seine große Liebe gewesen, aber er hatte sie auf seine Art geliebt - und er hatte den einzigen Freund auf dieser Welt verloren, der je verstanden hatte, was in ihm vorging. Goku hätte ihm damals so gerne klar gemacht, dass der Prinz noch mindestens einen weiteren Freund hatte, aber Vegeta hatte es nicht zugelassen. Und Goku hatte verstanden. Er hatte Vegeta in Ruhe gelassen, sich ihm nicht aufgezwungen, sondern ihm einfach nur angeboten, seine Wut und seine Trauer an ihm abzureagieren, indem sie Vergessen in der erlösenden Welt von Faust und Ki fanden. Und Vegeta hatte es niemals gesagt, aber er hatte geglaubt, so etwas wie Dankbarkeit zu spüren.
Und nun stehe ich hier, fünf Jahre später, und vielleicht verliere ich wieder jemanden...
Wenn ich nicht aufpasse, verliere ich mich...
Bilder flogen durch seinen aufgewühlten Geist, als Vegeta die Ereignisse der letzten Tage an seinem inneren Auge vorbei passieren ließ. Immer weiter zurück schweiften seine Gedanken.
Ein Sonnenstrahl in Trunks Zimmer auf einem muskulösen nackten Oberschenkel...
BegehrenVerwirrung
Trunks schemenhafter Umriss in der Tür der Duschkabine..
SchamVerwirrungUnglauben
Rabenhaar und Alabasterhaut vereint in atemloser Perfektion...
BegehrenVertrauenFurchtLust
Blut zu meinen Füßen, Düsternis und eine sanfte gebrochene Stimme...
DunkelheitHassBegehrenZornFurchtVerwirrung
Gesichter um mich herum, sarkastisches Lachen und der Gestank von Alkohol und eine Hand auf meiner Schulter...
DunkelheitWutblinderHassHassTodessehnsuchtVergessenDunkelheit
Lippen auf meinen Lippen, warm, angenehm...
ErleichterungLustBegehrenZuneigungVerwirrungFurchtAblehnung
Ein Fetzen orangefarbenen Stoffes und ein gigantischer Krater unter einem sich langsam aufklärenden Himmel...
VerwirrungFurchtDunkelheitZornSorgeZuneigungPanikTrauerUnglaubenHerzens schrei
Rauer Felsen unter meinen Fingern und glitzernde Wassertropfen auf sanft geschwungenen Muskeln
AtemlosigkeitBegehrenUnglaubenVerwirrungZornLustDunkelheitDunkelheitDun kelheit...
Vegeta versuchte, alle Emotionen aus sich zu verbannen und absolute Ruhe und Gelassenheit zu erreichen. Immer wieder stieß er auf die Dunkelheit. Er schauderte ganz leicht und konzentrierte sich weiter. Er spürte die Dunkelheit auf allen Seiten. Sie stürmte auf ihn ein, nahm ihm den Atem und umhüllte seinen Geist. Seine Augen waren fest geschlossen, sein Atem floss trotz allem ruhig durch ihn hindurch. Er wurde beinahe erdrückt von der Dunkelheit, von der dröhnenden Stille, die sie mit sich brachte. Verzweifelt wehrte er sich, wollte sie nicht an sich heran lassen...
Ruhe. Stille. Gelassenheit. Nimm hin, was Du nicht abwenden kannst.
Er gab auf.
Ich bin was ich bin. Könnte ich nicht damit leben, ich wäre schon nicht mehr hier. Ich bin Vegeta. Ich laufe nicht davon.
Plötzlich waren Furcht und Zorn ohne Bedeutung. Die Dunkelheit war ein Teil seines Wesens und anstatt sie weiter zu bekämpfen, hieß er sie mit offenen Armen willkommen.
Die Dunkelheit strömte heran, umfing ihn, durchdrang ihn... und er konnte wieder atmen, spürte sein Herz gleichmäßig schlagen in der Stille.
Er stand jetzt in einem schwarzen endlosen Raum, nur erhellt von einem feinen roten Glühen, das direkt um ihn herum und aus ihm selbst heraus zu existieren schien. Er sah sich um. Die Dunkelheit war überall endlos um ihn herum.
So vertraut. Ein Déja-Vu. Er erinnerte sich. Er war schon einmal hier gewesen...
Vegeta stemmte sich mühsam hoch, der Schwerkraft entgegen. Sein gesamtes Ich war nur darauf konzentriert, diesem Schmerz zu entkommen, nicht nachzugeben, als er sich allein mit seinem Willen den elementarsten Grundregeln des Universums entgegenstellte. Der Zähler des Schwerkraftgenerators stand auf 400g. Eine wahnwitzige Zahl, die jeden normalen Menschen sofort und im Bruchteil eines Augenblicks getötet hätte.
Der ganze Raum war in warnendes rotes Licht getaucht. Vegeta konnte kaum atmen. Noch schwieriger war es, sich aufrecht zu halten. Selbst die speziell für diese Bedingungen konstruierten Drohnen hatten Mühe, sich in der Luft zu halten, als sie eine weitere seiner Energiekugeln zwischen sich hin und her reflektierten, um sie dann in einem nicht vorausberechenbaren Winkel auf ihn selbst zurück zu werfen. Vegeta keuchte. Schweiß lief ihm in die Augen und trübte seine Sicht. Sein gesamter Körper brannte, jeder einzelne Muskel bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit beansprucht.
Ich darf nicht aufgeben!
Ein weiteres Mal zwang er seine protestierenden Muskeln dazu, sich zu bewegen. Er schwamm gegen die Luft an wie gegen Wasser, zwang seinen Körper, sich aufzurichten, erzeugte eine weitere hell leuchtende Energiekugel auf seinen Fingerspitzen. Mit letzter Kraft warf er sie auf eine Drohne. Das clever konstruierte Gerät fing sie auf und reflektierte sie. Sie flitzte an Vegeta vorbei, versengte seine Schulter und die rechte Gesichtshälfte und wurde von einer weiteren Drohne aufgefangen. Vegeta zuckte heftig zusammen. Blut vermischte sich mit dem Schweiß auf seinem Gesicht und begann langsam aber sicher, eine Pfütze zu seinen nackten Füßen zu bilden. Er trug nur noch die eng anliegende kurze Hose, die zur Standarduniform der Saiyajin gehörte. Das Oberteil war bereits seiner eigenen Energie zum Opfer gefallen. Als er die Hitze spürte, die ihn zu verbrennen drohte, hätte ihn fast die letzte Kraft verlassen, aber er brach nicht vollends zusammen, stützte sich nur mit einer Hand auf dem Boden ab und biss die Zähne zusammen.
Ich werde es schaffen, ich muss es schaffen, ich muss der Stärkste sein... nie wieder... nie wieder werde ich vor irgendjemanden knien, schon gar nicht vor dir, Kakarott!
Seine Augen folgten der Energiekugel, die von drei im Dreieck angeordneten Drohnen unentwegt weiter reflektiert - und dabei verstärkt - wurde. Plötzlich schoss die Kugel aus dem trügerisch einlullenden Kreis heraus und direkt auf ihn zu.
Ich werde nicht versagen!
Vegetas Augen weiteten sich und er mobilisierte jedes letzte Quäntchen Kraft, sammelte es in der Handfläche, streckte sie nach vorne und ließ all seine Wut und seinen Hass in Form einer gewaltigen Lichtexplosion aus sich herausfließen. Der Raum wurde hell, blendend hell, die Außenwände verbogen sich, die Drohnen schmolzen und dann war da nur noch Dunkelheit.
Und in der Dunkelheit war ein Licht. Ein helles, warmes Licht. Er lief darauf zu. Es war ihm egal, wie er hierhin gekommen war, in diesen endlosen, schwarzen Raum, es war ihm egal, wieso er wieder seine Rüstung trug, den blauen Bodysuit und den weißen Panzer, die sein Markenzeichen, seine Zuflucht, ein Teil seines Selbst geworden waren. Er lief auf das Licht zu, und er spürte, wie die Dunkelheit sich um ihn herum zusammen zog, wie höhnische Stimmen leise wisperten, kalte Hände nach seinen Armen griffen.
Wenn ich das Licht erreiche, werde ich sicher sein! Wenn ich das Licht erreiche, kann mich nichts mehr bedrohen!
Und endlich konnte er den Ursprung des Lichtes sehen und er sah - Kakarott. Der jüngere Saiyajin drehte sich zu ihm um und lächelte. Er winkte ihm mit einer Hand zu, so als wolle er sagen: "Komm doch! Wo bleibst du? Ich warte auf dich! Es ist doch nicht so schwer!" Und Vegeta rannte und rannte, aber je näher er dem Licht kam, desto schneller schien es sich vor ihm zurückzuziehen. Er konnte laufen wie er wollte, er konnte das Licht nicht erreichen. Und plötzlich war es, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gerannt, die ihn vom Licht trennte und zu Boden prallen ließ. Überrascht und verwirrt rappelte sich der Prinz der Saiyajin auf. Aus weit aufgerissenen Augen sah er auf das Bild, das sich ihm darbot. Vor ihm stand wieder Kakarott, aber er lächelte nicht. Seine Augen waren kalt - so kalt - und neben ihm stand der merkwürdige Junge, der mit dem unmöglichen lavendelfarbenen Haar und auch seine Augen waren leer und ohne Erbarmen.
Spiegel meines Herzens...
Vegeta wich unbewusst vor den beiden zurück. Dann fing er sich, verschränkte die Arme und schrie ihnen seine Herausforderung entgegen.
Ich bin der Prinz der Saiyajin! Ich bin stärker als alle anderen! Niemand wird mich je wieder besiegen!
Aber die Antwort war nur ein grausames kleines Lächeln auf dem Gesicht des Jungen und Kakarotts Mundwinkel, die sich nach unten zogen. Jetzt sah er überhaupt nicht mehr aus wie der Mann, den Vegeta nur zu oft verächtlich mit Baka titulierte. Jetzt war er jeder Zoll ein Saiyajin, und er strahlte tödliche Kälte aus. Eine Kälte, die Vegetas Herz erzittern ließ.
Spiegel meiner Seele...
Dort steht deine Nemesis. Dort steht das einzige, das dich, dein ganzes Wesen, auslöschen kann. Dort steht dein Schicksal.
Wie als Antwort auf einen unausgesprochene Frage, begannen die beiden Figuren vor ihm hell zu leuchten. Sie riefen ihre Macht zu sich, und sie manifestierte sich in einem goldenen Glühen. Wind, der aus dem Nichts kam, zerrte an Vegeta und warf ihn beinahe von den Füßen, als er mit aufgerissenem Mund auf die beiden Krieger vor ihm starrte.
Chikusho! NEIN! Nein, ihr könnt nicht... ihr dürft nicht...
Ihre Haare verfärbten sich golden, wuchsen empor, ihre Körper pulsierten vor unvorstellbarer Macht. Vegeta wusste, dass ihre Berührung ihn zu Asche verbrennen würde, dass ihr Blick sein Herz durchbohren, dass er hilflos sein würde unter diesen kalten, stechenden grünen und blauen Augen.
Hilflos... nein... nie wieder... nie wieder... hilflos...
Tränen benetzten seine Wangen, als er in die Dunkelheit fiel - fort von dem Licht, aber er spürte immer noch die kalten Augen, die in seine Seele blickten, ihn aufspießten und nichts zurück ließen als Kälte und Verzweiflung - als das Licht am Ende des Tunnels verlosch und nur noch sein verzweifelter Schrei in der Dunkelheit verhallte.
Dunkelheit.
Und ich falle auf steinernen Schwingen und nichts und niemand wird mich jemals schreien hören...
Gokus Kopf ruckte hoch, als er plötzlich von einem merkwürdigen fernen Echo aus seinen tiefen Gedanken gerissen wurde. Sein Herz schlug schnell, als er sich suchend umsah, unbewusst in eine kauernde Position gefallen, sein ganzer Körper in der Bereitschaft, etwas Unsichtbares zu bekämpfen.
Nichts. Aber... ich hätte schwören können, ich habe einen Schrei gehört... voller Verzweiflung... woher kam das?
Er schüttelte verwirrt den Kopf, entspannte sich wieder und versuchte, sich daran zu erinnern, warum er eigentlich hier herum stand. Als er an sich herab sah, fiel es ihm wieder ein.
Ich brauche was zum Anziehen.
Er prüfte kurz, ob er bereits wieder genügend Energie für die momentane Teleportation aufbringen konnte. Zu seiner Erleichterung spürte er, dass sein Energielevel sich langsam aber sicher wieder dem Normalmaß anpasste, aber er wollte nichts riskieren und nicht unnötig Energie verschwenden.
Außerdem kann ich die Gelegenheit genauso gut nutzen, um mir gleich in der Stadt etwas zum Anziehen für morgen Abend zu besorgen.
Das einzige Formale, was er noch besaß, war ein gewisser brauner Anzug und er schauderte noch immer bei dem Gedanken an das einzige Mal, als Chichi ihn gezwungen hatte, diese Zumutung zu tragen. Niemals wieder!
Er öffnete die Vordertür und verließ das Gebäude, blinzelte aus zusammengekniffenen Augen in die ungewohnt helle Sonne. Sie stand bereits hoch am Himmel, es war schon ein gutes Stück in den Nachmittag hinein.
Nachdenklich verließ er die Capsule Corp. Die Firma war am Rande der westlichen Hauptstadt gelegen. Es war kein kurzer Spaziergang zum Geschäftsviertel, aber Goku brauchte Zeit zum Nachdenken und darum zog er es vor, einfach einen Fuß vor den anderen zu setzen, in der Hoffnung, dass die Straße ihn in die richtige Richtung leiten würde, während sein Kopf sich mit tiefgehenderen Problemen auseinander setzte.
Ich hätte schwören können, dass das Vegetas Stimme war, die ich vorhin gehört habe.
Er schüttelte den Kopf und rieb sich mit einer Hand die Stirn, aber das hartnäckige Bild des Prinzen wollte einfach nicht weichen. Ständig sah er vor seinem inneren Auge, was in den letzten Tagen abgelaufen war.
Er sah Vegeta mit seinem typischen sardonischen Gesichtsausdruck, vielleicht noch ein wenig düsterer als sonst, wie er ihn zum Kampf herausforderte.
Vegeta... dein Stolz, deine Wut... sie gehören zu dir, sind unabdingbar ein Teil deines Wesens.
Er sah das schmerzverzerrte Gesicht des Prinzen, als er vor ihm am Boden lag, gefangen in den Klauen seiner ganz persönlichen Alptraumwelt. So... gequält. Beschützenswert. Er sah den kindlichen Prinzen vor sich, noch ungebrochen, aber bereits gehärtet in den Prüfungen einer Ausbildung zum Elitekrieger der Saiyajin. Er verfluchte sich und versuchte, diesen Gedankengang abzubrechen, aber es wollte ihm nicht gelingen.
Nein... nein, ich will nicht mehr darüber nachdenken... Bitte...
Er sah große, schwarze Augen sich voller Entsetzen weiten, als ihr Besitzer begriff, was mit ihm geschah. Er sah eine viel zu kleine Hand über die kalten Metallplatten tasten, auf der Suche nach einem Halt, irgendetwas, bevor alle Kraft ihr entwich, und sie wie leblos liegen blieb, während Blut langsam zwischen den Fingern zu Boden sickerte.
Eine Träne lief seine Wange herab. Goku wusste nicht, was der schlimmere Schmerz war. Die Tatsache, dass dies dem Mann zugestoßen war, dem er sich so nahe fühlte wie sonst niemanden, oder die Tatsache, dass es wie ein Symbol schien für all die Ungerechtigkeit, die er nicht bekämpfen konnte. Wahrscheinlich beides. Es mochte überraschen, aber Goku war durchaus nicht so naiv, anzunehmen, dass so etwas nur Vegeta geschehen war. Er war nicht dumm, nur ein wenig offenherziger und unschuldiger als andere und sein Geist neigte dazu, von einem Thema zum nächsten zu springen ohne den ersten Gedanken zu Ende gedacht zu haben. Aber jetzt, wo er sich wünschte, nicht mehr daran denken zu müssen, standen ihm diese furchtbaren Bilder klar wie eingebrannt vor seinem inneren Auge, als er einen Fuß vor den andere setzte, nicht darauf achtete, wohin er überhaupt ging.
Ihm war vollkommen bewusst, dass solche Dinge jeden Tag überall im Universum geschahen, auch auf dieser Welt, die zu schützen er geschworen hatte. Trotzdem schien es ihm, als stände das, was Vegeta geschehen war exemplarisch für all die anderen Kinder, deren Leben zerstört worden war. Und die Tränen, die ihm in die Augen traten, als er die Bilder immer und immer wieder vor sich sah, galten nicht nur dem jungen Prinzen der Saiyajin, dessen Leben ihn so sehr gezeichnet und geformt hatte, und dessen Welt niemals unschuldig gewesen war. Vegetas Augen verfolgten ihn durch diese Bilder hindurch, jener leere, verzweifelte, hoffnungslose Ausdruck, der so falsch war an dem feurigen Prinzen.
Etwas Schönes wurde zerbrochen. Etwas Kostbares wurde zerstört. Wenn ich könnte, ich würde es ändern. Ich möchte nicht, dass irgendjemand jemals wieder so etwas erleiden muss. Aber ich kann es nicht ändern. Ich kann das Böse bekämpfen, wenn es sich mir in einer erkennbaren Form zeigt, wenn es mich offen bedroht, aber dieses Böse, das in den Herzen wohnt und sich nur im Dunkel der Nacht zeigt, das eine falsche Maske trägt und doch nicht minder furchtbar und zerstörerisch ist, das kann ich nicht mit meinen Händen, meinen Kräften, all meiner nutzlosen Macht bekämpfen.
Neue Bilder ersetzten die alten. Goku sah Dunkelheit wie eine düstere Aura um die imposante Gestalt herum, als der schwarze Engel sich zu ihm beugte, um ihm den Todesstoß zu versetzen.
Er sah den schwarzen Haarschopf des Prinzen neben sich auf dem Bett, als er schlief, völlig verausgabt und mit einem beinahe friedvollen Ausdruck auf dem Gesicht.
Er sah die leeren Augen des Mannes, der nur das Vergessen suchte - und es nicht finden konnte.
Er hörte den Prinzen lachen, hohl und falsch.
Er sah Zorn sich um Vegeta verdichten wie eine heilige Rüstung, sah blendende Energie die Luft durchtanzen, als goldenes Haar im unsichtbaren Wind schwang.
Er sah die Dunkelheit in den schwarzen Augen, als der Prinz sich über ihn beugte, in einer verdrehten, furchtbaren Parodie jener lang vergangenen Szene, diesen Ausdruck auf dem Gesicht, der von Schmerz und Hass und dem Wunsch zu verletzen, was er nicht verstand, gezeichnet war.
Er sah den Horror in diesen Augen, als Vegeta plötzlich erkannte, was mit ihm geschah. Sein Gesicht verzog sich, so sehr konzentrierte er sich.
Ich kann das nicht ungeschehen machen... ich kann nicht verhindern, dass es anderen geschieht. Aber ich kann dir zur Seite stehen, Vegeta. Aber willst du das überhaupt? Vielleicht schade ich dir nur... Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit... Vielleicht kann ich dir helfen, frei zu werden von diesem Alptraum. Wenn ich das schaffe...
Er sah Besorgnis und sogar eine merkwürdige Art von Wärme, als der Prinz ihm beim Essen zusah.
Er sah lange Wimpern sich über diesen Augen schließen, über geröteten Wangen, als sich dieser Körper ihm entgegen bog, und dieser Mund seinen Namen seufzte.
Son Goku wusste, dass sein Schwur nichts an den Tatsachen änderte. Dass jenes, was einst einem kleinen, vielleicht zu arroganten Prinzen widerfahren war, vielleicht wieder geschehen würde. Aber er hatte das Gefühl, wenn er Vegeta half, mit seinen Erinnerungen fertig zu werden, wäre das stellvertretend für all die anderen dort draußen, die im Dunkel der Nacht aus gebrochenen Augen zum Himmel aufsahen und um Rettung aus ihren Alptraumwelten flehten.
Wenn ich den retten kann, den ich liebe, wenn ich eine Seele heilen kann, dann gibt es Hoffnung für alle. Wenn ich versage... verliere ich alles...
Wenn ich nicht stark genug bin, wird die Dunkelheit siegen.
Goku hatte nie zuvor einen Kampf gescheut, aber dieses Mal war es anders. Da war kein Feind, dem er im offenen Kampf gegenüber treten konnte. Er fühlte sich hilflos angesichts von Erinnerungen und Gefühlen. Seine eigenen Gefühle lähmten ihn und machten ihn schwach.
Jetzt denke ich schon wie Vegeta... Sind meine Gefühle für ihn wirklich ein Schwachpunkt? Ja... vielleicht. Er könnte mich zerstören... mit einem Blick seiner Augen, mit einem Wort könnte er mich für immer zerstören. Aber gleichzeitig weiß ich, dass es nicht anders sein kann... dass ich lächelnd in den Tod gehen würde, für ihn.
Goku seufzte. Vielleicht hatte er es immer schon gewusst. Sein Herz hatte an jenem Tag zum ersten Mal so geschmerzt, an dem Tag, als er Vegetas leblosen Körper in der kalten Erde von Namek begraben hatte.
Son Goku begegnete vielen Menschen auf seinem langen Weg und keiner war unter ihnen, der nicht einen Moment lang inne hielt und von einer merkwürdigen schmerzlichen Traurigkeit berührt wurde, als sie an dem großen Mann mit den warmen, traurigen Augen und dem nachdenklichen Gesichtsausdruck vorbeieilten.
Vegeta... wirst du jemals vergeben können? Mir... dir selbst...?
Ich habe dich mit meinen Gefühlen bedrängt - habe dir die Würde genommen, die dir geblieben war, die du dir so mühsam errungen hast. Ich hätte wissen müssen, dass dein Stolz es nicht ertragen würde, dass jemand anderes um deinen Schwachpunkt und Alptraum weiß. Ich hätte es sehen müssen, wenn ich dich wirklich kennen würde. Wie kann ich von mir behaupten, dass ich dich liebe, wenn ich dich noch immer, nach so langer Zeit, nicht kenne?
Ich kenne mich selbst nicht. Wer bin ich?
Die äußere Welt hatte inzwischen aufgehört zu existieren, soweit es den Prinzen der Saiyajin betraf. Plötzlich war da eine hohe Mauer. Sie verlief schnurgerade durch den unendlichen Raum. Sie war aus schwarzen Steinen zusammengefügt, die das Licht reflektierten. Sie glitzerten in der Dunkelheit.
Das ist die Mauer, die ich um mein Bewusstsein herum gebaut habe.
Er spürte eine merkwürdige Traurigkeit, tief aus seinem Selbst heraus. Sie sickerte durch ihn hindurch, als er einsam in der Dunkelheit schwebte. Sie war wie ein Widerhall eines fremden Gedankens, und sie zerriss ihm das Herz.
Ich bin. Ich bin Vegeta, Prinz der Saiyajin. Daran habe ich mich mein ganzes Leben lang geklammert. Ich bin der Sohn eines Vaters, dessen ganzes Streben immer nur der Macht galt. Ich selbst strebe nach Macht. Ich wollte stets der Stärkste sein. Ich wollte, dass man stolz auf mich ist. Ich wollte stolz auf mich selber sein.
Vegeta stand in der Dunkelheit seiner Seele. Ein Bild seines Vaters zog an ihm vorüber, der Mund hart zusammengepresst und die Augen kalt und abweisend. Wie an dem Tag, als er ihn in Freezers Obhut übergab.
Ich bin das Kind einer Rasse, die den Kampf und das Blutvergießen liebt wie nichts anderes. Welche die Herausforderung braucht wie die Luft zum Atmen. Ich bin stolz darauf, ein Saiyajin zu sein. Ich brauche niemanden. Ich stehe für mich selber ein, ich falle niemandem zur Last. Ich bin ein Krieger. Ich bin stark. Ich musste, ich wollte furchtlos sein.
Der Tag an dem er zum ersten Mal starb. Als er auf der Erde lag und die tödliche Verwundung spürte. Als er wusste, dass es zu Ende ging. Er spürte sie, die Angst, dass Freezer nun niemals für all das gestraft werden würde, was er getan hatte. Zum ersten Mal seit über fünfzehn Jahren hatte er zugelassen, dass die Angst ihn übermannte und ihm die Tränen in die Augen trieb, als er den einzigen anderen Saiyajin, den letzten seiner Rasse, anflehte, sie zu rächen - ihn zu rächen. Er hatte die Angst jeden einzelnen Tag gespürt, die Furcht, die sich in sein Herz krallte, die Panik vor dem Einbruch der Nacht, wenn der Ruf kommen würde, wenn er sich still und erbittert wehren würde, bis man ihn ki-fesseln und doch dorthin schleifen würde, wo sein Alptraum ihn erwartete. Er hatte gelernt, mit der Furcht zu leben, sie zu verleugnen, sie zu benutzen, um hart und kalt zu werden, kalt wie Eis. Aber im Angesicht des Todes, des endgültigen Versagens, war sie da. Wie sie es immer gewesen war. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute seines Lebens.
Ich bin ein Krieger. Ich bin der Tod - so kalt. Der Tod ist eine erfrorene Seele. Ich bereue es nicht. Ich wurde dazu erzogen, an das Recht des Stärkeren zu glauben. Ich bin meinen Weg gegangen und er hat mich zu dem gemacht was ich bin. Ich habe diesen Weg nicht mit freiem Willen eingeschlagen, aber ich gehe ihn, denn es ist mein Weg und einen anderen habe ich nicht. Ich bereue nichts. Ich bereue alles. Ich bin gefangen.
Und wieder der Einbruch der Nacht und diesmal hatte man ihm Drogen ins Essen gemischt. Er wusste es wohl, aber welche Wahl blieb ihm schon. Er musste essen, man hatte ihn systematisch ausgehungert, ohne die Energie der Nahrung würde er diese Nacht nicht überleben, und er hoffte und betete, dass die Drogen auch seinen Geist vernebeln würden, so dass er nicht mitbekam, was geschah. Er hatte kein solches Glück. Sein Widerstand ließ nach, seine Muskeln gehorchten ihm nicht mehr, aber sein Geist blieb grauenhaft klar. Er sah die Leiche des Sklaven, die sie aus dem Raum trugen, als er hineingeführt wurde, wie ein Lamm zur Opferbank. Er sah das Blut. Er spürte den Schmerz, jede Sekunde davon, als diese kalten Finger seinen eleganten, empfindlichen, rotbraun bepelzten Schwanz mit tödlicher Präzision an fünfundzwanzig Stellen brachen. Hörte seine eigenen viel zu lauten Schreie, die er doch immer zu unterdrücken versucht hatte. Spürte die kalte Hand, die ihn nieder presste, scharfe Zähne, welche die zarte Haut am Halsansatz brachen, in einer furchtbaren Parodie des Rituals. Er hatte es gewusst. Sein Peiniger wusste um die Bedeutung dieser Geste, und er spürte, wie sich etwas Dunkles in seine Gedanken schob, das das geistige Äquivalent eines kalten, eiskalten, klammen Fingers war, und dessen Kralle eine lange Spur der Verwüstung über das Einzige zog, was er bisher vor ihm hatte beschützen können, als sein innerster Kern, seine Seele, der Dunkelheit, die schlimmer als der Tod war, ausgeliefert wurde...
Ich bin verloren. Ich bin die Dunkelheit. Ich bin das eiskalte Entsetzen, die blinde Panik, die das Herz umkrampft und zu Stein werden lässt. Ich bin Angst und ich bin Hass. Ich bin meine eigene Nemesis. Ich bin das Monster, das mich erschuf. Ich habe mich selbst geboren.
Sein Wille war gebrochen worden und er tat fortan, was man von ihm verlangte. Er wusste nur zu gut, was ihm blühte, wenn er es nicht tat. Die Präsenz war immer da, dieses höhnische Lachen immer im Hintergrund, diese wispernde Stimme. Er gehörte sich nicht mehr selbst. Was auch immer er tat, beim Essen, beim Schlafen, in den endlosen Alpträumen seiner Nächte, ER war immer da. Aber er lernte. Lernte langsam, sich abzuschirmen. Etwas von sich zu bewahren. Sein Zorn nährte ihn. Sein Hass wärmte ihn. Er war ein Werkzeug der Dunkelheit, aber seine Flamme erlosch nicht.
Ich bin das reinigende Feuer. Ich brenne. Ich bin eine Flamme des Zorns, die zu hell brennt. Ich bin Licht und Schatten. Ich bin weder Licht noch Schatten. Ich bin alles. Ich bin nichts.
Die Ankunft auf der Erde. Der Schock, einen weiteren Saiyajin zu finden. Einen der nichts wusste, der alles verleugnete. Die Hoffnung auf ein Entkommen, die so sauber vernichtet wurde. Wieder war jemand stärker. Es kam alles anders. Und nach vielen verschlungenen Pfaden wachte er eines Morgens aus seinen ewigen Alpträumen auf, mit dieser Frau an seiner Seite und die Präsenz, die immer in seinem Kopf war, die er auch auf viele tausend Lichtjahre Entfernung gespürt hatte, war fort, erloschen. Er war frei. Glaubte er. Aber die Dunkelheit, die ihn umgab, blieb. Auch durch die folgenden Jahre begleitete die Dunkelheit ihn, stetig treu an seiner Seite, wie ein Hund, der große Zuneigung zu jemandem gefasst hat, dem er mit einem Biss das Genick brechen könnte. Vegeta hatte Hunde nie besonders gemocht.
Jener wundersame Tag, an dem sein Sohn geboren wurde. Als er zum ersten Mal diese winzige Gestalt sah. Er konnte es nicht glauben. Und obwohl er sich freuen sollte, war doch alles, woran er denken konnte nur die Frage, ob er ein Stück seiner Dunkelheit in diese unschuldige Seele gepflanzt hatte. Ob sein Sohn schon seit seiner Geburt dazu verdammt war, demselben dunklen Weg zu folgen, den sein Vater gezwungen war, zu wählen. Er schaute in die blauen Augen seines neugeborenen Sohnes und er wusste, dass er dieses Kind vor sich beschützen musste. Er würde sich von seinem Sohn fernhalten. Er würde die Schatten von ihm fort locken.
Ich bin... ein schlechter Vater. Ich kann den Schatten meiner Erinnerung nicht entkommen. Ich werde niemals sagen können, was ich fühle. Ich bin zu stolz auf meine Unabhängigkeit. Ich bin stark. Gefühle sind schwach. Ich bin stark. Ich bin innerlich gestorben.
Er kämpfte all die Jahre mit der Dunkelheit in sich. Bulma war stark, obwohl sie seine dunkle Seite fürchtete, und auf ihre Art machte sie es ihm leichter und dafür respektierte und schätzte er sie, auch wenn ihre starken Gefühle ihm fremd blieben. Sie war seine einzige Stütze... Nein, das stimmte nicht. Da war noch jemand anderes. Jemand, der ihn nie im Stich gelassen hatte. Der nie an ihm zweifelte. Der, anders als sie, die Dunkelheit nicht einmal wahrzunehmen schien. Er suchte seine Nähe, denn sie half ihm, die Dunkelheit zurückzuhalten. Doch gleichzeitig fürchtete er ihn auch, denn er spürte, dass ihm da jemand nahe kam, näher als er jemals jemanden an sich heran lassen wollte. Die alte Angst erhob ihr Haupt und streckte ihre Krallen. Er hasste es, auf einen anderen angewiesen zu sein. Und so tat er das einzige, was er je gelernt hatte. Er wurde wütend und benutzte seinen Zorn, um sich abzuschirmen - um den anderen zurückzustoßen. Aber es klappte nicht. Der andere war immer da, und sein Licht schien so hell...
Ich sehe mich in deinen Augen. Das macht mir Angst. Denn was ich zu sein glaubte, tritt zurück, wenn ich mich in deinen Augen sehe. Hass und Zorn wankt und fällt, wenn ich in deine Augen sehe. Ich bin nichts von dem was ich glaubte zu sein. Ich bin kein Monster. Ich bin nicht tot. Ich lebe. Ich spüre mein Herz. Ich sehe mein Herz in deinen Augen. Ich bin nicht stark, denn ich habe Angst. Ich spüre die Dunkelheit, wenn ich das Licht in deinen Augen sehe. Ich habe Angst.
Eine warme Hand auf seiner Haut. Augen, in denen Vertrauen stand. Selbst nach allem was geschehen war. Ein Kuss, süß wie eine verbotene Sünde. Und Ekstase, wie er sie nie zuvor gefühlt hatte. Trotzdem konnte er sich nicht öffnen. Wollte es nicht. Die Angst war immer noch da, die Angst und die Dunkelheit waren seine ständigen, vertrauten Begleiter. Der Zorn und der Hass, geboren aus diesen beiden... Was ihm gegeben wurde, es war ein Geschenk, aber es war vergiftet, denn nun zweifelte er. Und hoffte. Und Hoffnung war der grausamste Scherz von allen.
Ich habe Angst vor mir selbst. Ich hasse die Dunkelheit in mir. Du denkst, du siehst sie nicht, und vielleicht ist das so. Aber was, wenn du dereinst die Augen öffnest und mein wahres Ich erkennst? Gesehen hast du, was ich bin - kein Zweifel, dass du irgendwann die Wahrheit erkennen wirst. Dann wirst auch du für immer gehen und mich zurück lassen. Dann wird die Dunkelheit kommen und mich endgültig verschlingen. Dann werde ich wirklich verloren sein. Lebendig begraben. Und ich werde lautlos schreien. Bis in alle Ewigkeit.
Wirst du meine Schreie hören?
Als Son Goku zum fünften Mal in Folge einen Passanten über den Haufen rannte, fiel ihm allmählich auf, dass er seinem Ziel näher kam. Er beugte sich herunter und stellte den Mann in dem dunklen Geschäftsanzug, der einen leicht glasigen Ausdruck auf dem Gesicht hatte, wieder auf die Beine. Er ignorierte dessen verwirrte Frage, ob er den Wagen gesehen habe, der ihn gerade angefahren hatte und ging weiter. Er hatte das merkwürdige Gefühl, er könne Vegetas Stimme hören. Es schien ihm, als spräche der Prinz zu ihm, lange, ruhig und mit einer herzzerreißenden Resignation in der Stimme. Aber er konnte die Worte nicht verstehen. Es war untypisch für ihn, so lange solch dunklen Gedanken nachzuhängen, obwohl die Ereignisse der letzten Tage ihm wahrlich Anlass genug dafür boten, und es war ihm, als wären die dunklen Vorahnungen und die depressive Einstellung zum Teil nicht seine eigenen. Vorsichtig tastete er nach dem Band. Zu seiner Überraschung fand er es offen. Richtig, nach dem Vorfall im Gravitationsraum, als Vegeta all seinen Hass und seine Wut auf ihn projiziert hatte, hatte er die Verbindung nicht wieder so rigoros geschlossen wie beim letzten Mal. Vegetas hohe geistige Kontrolle verhinderte zwar auch jetzt, dass er mehr als nur ein paar Dinge mitbekam, aber die Düsternis und die Traurigkeit, die er von dem Prinzen empfing, waren nur allzu deutlich. Sein Herz krampfte sich zusammen und er erinnerte sich an seinen Entschluss. Es war fast, als könne er durch das Band einen leisen, verzweifelten Hilfeschrei hören... ganz ähnlich dem, den er vorhin zu hören geglaubt hatte. Ein Schrei nach Beistand. Aber er wusste genau, wenn er jetzt zur CC zurückkehren und Vegeta suchen würde, würde er mit ziemlicher Sicherheit keine sehr dankbare Reaktion ernten.
Vegeta braucht Zeit. Er muss zu mir kommen. Alles andere wäre sinnlos. Aber ich frage mich, ob er das jemals tun wird... Bitte... Bitte Vegeta, komm zu mir... dann wird alles gut. Hoffe ich.
Langsam öffnete Vegeta die Augen. Es war ihm, als würde er sich durch tiefes Wasser mühsam an die Oberfläche kämpfen müssen. Die Sonne war ein Stück weiter gewandert, während er in absoluter Ruhe meditiert hatte und fiel ihm nun in das Gesicht. Er holte tief Luft und schüttelte die letzte Benommenheit seiner tiefen Meditation von sich. All das, was er vor seinem geistigen Auge gesehen hatte, stand noch immer klar in seinem Geist.
Irgendwie ahnte er, dass die Zeiten vorbei waren, in denen er alles, was ihn verwirrte, einfach vergessen konnte und nur in Alpträumen wieder erinnern musste. Zu lange hatte er die schmerzlichen Erinnerungen von sich abgetrennt und die Dunkelheit dazu benutzt, sie so gut es ging zu unterdrücken, aber wirklich damit auseinander gesetzt hatte er sich nie. Er erkannte, dass es letztendlich einem langsamen Rückzug gleichkam, was er all die Jahre getan hatte. Er hatte sich der Dunkelheit nie gestellt, und ihr Stück für Stück den Sieg überlassen. Jetzt erst erkannte er die bittere Wahrheit der Niederlage. Und er schwor sich, von jetzt an nicht mehr zurückzuweichen - sondern zu kämpfen. Er schluckte hart. Dies war ein einsamer Kampf und Sieg wie Niederlage bargen ihre Schrecken. Doch er hatte die Mauer eingerissen, und was dahinter war, hatte ihn nicht überwältigt.
Ich kann es besiegen.. aber es macht mir Angst. Es lässt mein Herz in Panik erstarren. Und ich spüre den alten Hass in mir viel stärker als zuvor. Die Dunkelheit ist näher gekommen und ich werde mich ihr endgültig stellen müssen. Ich kann sie nicht mehr ignorieren. Sie ist ein Teil von mir, und indem ich lerne, sie zu akzeptieren, lerne ich, sie zu beherrschen. Und wenn ich versage, wird sie mich beherrschen und ich werde aufhören, zu sein
Er seufzte. Obwohl er das Gefühl hatte, dass dieser Schritt richtig war, bedeutete er doch eine gewaltige Anstrengung - und mehr Leid. Denn die schmerzvollen Erinnerungen, die sich durch sein gesamtes Leben zogen, würden ihm noch manchen Alptraum bescheren, und nun, da er sich nicht mehr in die Ignoranz zurückziehen konnte, hatte er keine Barrieren, keine Zuflucht mehr davor. Sein Gesicht verzog sich zu einem sarkastischen Lächeln. Wenn er bedachte, was der Katalysator, der Schlüssel zu all dem gewesen war...
Kakarott. Es konnte niemand anderes sein als du. Du warst schon immer der Dorn in meiner Seite, hast mich schon immer vorangetrieben, mich selbst zu übertreffen. Warst mein Ansporn, meine Meßlatte, mein... mein Ziel. Ich weiß immer noch nicht, was dich dazu getrieben hat, zu tun, was du getan hast. Und... ich weiß nicht, ob ich dich dafür hassen soll.. ob ich dich noch hassen kann. Vielleicht... vielleicht hast du mir einen Gefallen getan. Einen furchtbaren, grausamen Gefallen... aber ich war viel zu stolz um zuzugeben, dass ich Angst hatte... ich hätte diese schleichende Gefahr von selbst nie erkannt...
.
Und wie habe ich es dir gedankt?
Langsam stand Vegeta auf. Er streckte sich katzengleich und sah dann nachdenklich aus dem Fenster. Es war Nachmittag und die Sonne strahlte in dieser speziellen spätsommerlichen Weise, wo alles in Gold getaucht zu sein schien. Man spürte schon den nahenden Herbst, aber noch war es angenehm warm draußen. Er fragte sich, wo Kakarott gerade war. Nicht, dass er Sehnsucht hatte nach dem dummen drittklassigen Baka, aber... er wurde das Gefühl nicht los, dass er sich bei ihm entschuldigen sollte.
Wofür denn wohl? Dafür, dass du ihn fast umgebracht und vergewaltigt hättest?
Vegeta zuckte zusammen.
Ich hätte... Kami. Dass er mich überhaupt noch ansehen kann. Aber es macht ihm nichts.. Wie kann er mir verzeihen? Ich habe alles falsch gemacht. Aber er hat mich berührt... so sanft... und geküsst... Wie kann ich ihm je wieder in die Augen sehen...?
~Komm.~
Vegetas Augen weiteten sich.
Nani..?
~Komm zu mir und alles wird gut...~
Woher kam dieser merkwürdige Gedanke? Er spürte Wärme dahinter, die den Aufruhr in seinem Inneren beruhigte. Er schloss die Augen und suchte... und fand. Er riss die Augen wieder auf, als er das leuchtende Band erkannte, dessen er sich vorhin bedient hatte, um Kakarott zu quälen.
Dieses Band... es ist so stark... so sicher... wann ist es so stark geworden? Und... hat er es wirklich erzwungen? Es ist schon lange da... ich habe es immer im Hintergrund gespürt, aber ich habe es nicht erkennen wollen... ist es wirklich erst entstanden, als er sich den Zugang zu meinen Erinnerungen erzwungen hat? Oder... hat er das vielleicht gar nicht? Habe... ich ihm Zugang gewährt...?
Ich muss ihn finden! Ich muss die Wahrheit wissen... endlich die ganze Wahrheit...
Und kaum hatte er diesen Entschluss gefasst, setzte er ihn auch schon in die Tat um.
Mit einem Klick schwang die schwere Holztür ins Schloss und der Raum war einmal mehr schweigsam, erfüllt von den goldenen Strahlen der Spätsommersonne.
Dieselbe Sonne hätte ihre Strahlen auch gerne durch die Fenster von "Hades @ your service" geschickt, aber die Fenster waren von schweren rotsamtenen Vorhängen verdeckt. Goku stand zweifelnd vor dem Geschäft. Nachdem er noch ein paar Leute umgerannt hatte, war er endlich zu sich gekommen aufgewacht und hatte sich mitten im Geschäftsviertel von West City wieder gefunden. Es schien buchstäblich Jahre her, dass er zuletzt hier gewesen war und die vielen Menschen, Farben und Werbetafeln, der rasche Verkehr und die ständig hupenden Autos und die vielfältigen Düfte, die von überall her die empfindlichen Sinne des Saiyajin attackierten, machten ihn ganz benommen. Er war an das einfache Leben in den Bergen gewohnt. Er hatte ein für beide Seiten äußerst komfortables Abkommen mit dem örtlichen Ableger einer bekannten Supermarktkette geschlossen, so dass die Vorräte alle vierzehn Tage in einem Jetcopter angeliefert wurden. Seitdem Chichi nicht mehr da war, war er selten aus seinen geliebten Bergen weg gewesen, und wenn, dann nur um in der Capsule Corp vorbei zu schauen oder mit Vegeta zu trainieren. All das Tohuwabohu, die viel zu eiligen Menschen, die vielen Ki-Signaturen auf niedrigem Level, der Lärm und die Abgase machten ihm schwer zu schaffen. Sein letzter Besuch in dieser Stadt lag zwar noch nicht so lange zurück, aber gestern war es bereits spät abends gewesen, dunkel und ruhig auf den Strassen und die Kneipe war in einer unbelebten Seitengasse. Der Übergang von seinen schwermütigen Gedanken zu der verwirrenden Realität war einfach zu krass und so war er mit eiligen Schritten dem belebten Zentrum des Geschäftsviertels entflohen, nur um sich jetzt in einem Gewirr aus Nebenstraßen wiederzufinden. Zu allem Überfluss hatte er nicht die geringste Ahnung, wo er die Art von Klamotten bekommen würde, die er suchte. Und so stand er jetzt vor diesem Geschäft, dem ersten seit ein paar Minuten, das auch nur entfernt etwas mit Kleidung zu tun zu haben schien ("Dress me sexy" hatte er nur sehr kurz mit einem Bekleidungsgeschäft verwechselt) und versuchte zu entscheiden, ob er hier sein Glück versuchen sollte oder nicht.
Er spürte noch immer seine Verletzungen vom Morgen und er hatte absolut keine Lust mehr, noch weiter sinnlos durch die Gegend zu laufen. Soweit es ihn betraf, war jedes Geschäft so gut wie das nächste und er würde schon irgendetwas Passendes finden. Er zögerte noch einmal kurz und betrat dann entschlossen den Laden, so dass die Halbdämmerung hinter den schweren Samtvorhängen ihn verschluckte.
Vegeta flog über die Stadt, niedrig genug, um mit scharfen Saiyajin-Augen die Straßen unter sich absuchen zu können, aber hoch genug, dass die Passanten nicht auf ihn aufmerksam wurden. Ein paar Kinder, die traurig einem entflogenen Ballon nachschauten, erspähten ihn wohl, aber ihr aufgeregtes Quietschen verstummte schnell, als die herbeigezerrten Mütter sie wegen ihrer kindischen Phantasiegebilde scholten. Er wusste in etwa, wo Son Goku sich aufhielt, aber das Ki des Jüngeren war noch immer nicht stabil. Es fluktuierte und machte es schwierig, ihn punktgenau zu orten. Der Prinz landete schließlich in einer wenig befahrenen Seitenstraße und sah sich um. Er fragte sich, was der Baka hier suchen mochte. Sie waren ein ganzes Stück vom Zentrum des Geschäftviertels entfernt, und statt der großen bekannteren Läden fanden sich hier kleine, individuellere Geschäfte mit ausgefallenen Waren. Er stand direkt vor einem Laden, dessen gesamtes Sortiment sich nur um Mangas und Animes drehte und daneben befand sich ein kleiner Lebensmittelladen speziell für Nekojin. Vegetas Blick verweilte kurz auf den Auslagen, die hauptsächlich aus Käfigen mit weißen Mäusen Güteklasse A bestanden. Suchend blickte er sich um. Sein Blick glitt über einen Highclass-Sexshop mit dem sinnigen Namen "Dress me sexy", ein Geschäft für seltene Weine, eine Videothek und blieb schließlich auf einer schmalen Ladenfront hängen. Das Geschäft schien Kleidung anzubieten. Die Schaufenster waren mit schweren roten Samtvorhängen drapiert und dazwischen ausgestellt waren einige Arrangements, die auf den ersten Blick ganz normal wirkten, aber auf den zweiten... ganz und gar nicht. Unter schlichten, elegant geschnittenen weißen Hemden tummelten sich hautenge Tanktops, und Hosen, die auf den ersten Blick ganz normal aussahen, enthüllten auf den zweiten komplizierte, mit Silberfäden aufgestickte Muster oder Applikationen aus Metall oder strategisch angebrachte Risse. Alles in allem machte der Laden einen Eindruck, als wäre er für Leute mit einem sehr feinen Geschmack gedacht, die das Ungewöhnliche zu schätzen wussten, es aber nicht nötig hatten, durch grelle Outfits aufzufallen, sondern ihre Individualität durch exquisite Details bewiesen. Mit anderen Worten - er sah unglaublich teuer und exklusiv aus. Vegeta erinnerte sich düster, dass Bulma ihn ein oder zweimal in einen solchen Laden hatte schleppen wollen - sie konnte es sich schließlich leisten -, dass er sich aber immer erfolgreich dagegen gewehrt hatte. Sie hatte ihm schließlich die paar Dinge ausgesucht, die er in den seltenen Fällen trug, wenn er sich überreden ließ, seinen geliebten blauen Spandex abzulegen. Hinterher hatte er es bedauert, dass er nicht mitgekommen war, denn Bulma hatte einen äußerst grellen Geschmack gehabt, und sie hatte es verstanden, auch in den ausgefallensten und teuersten Geschäften noch Dinge und Kombinationen zu finden, die selbst die dort arbeitenden Verkäufer regelmäßig schockten. Wenn er nur an die grauenvolle Zusammenstellung dachte, die sie ihm als erstes aufgezwungen hatte, diese kanariengelbe Hose und das pinke Shirt... er schauderte und konzentrierte sich wieder zurück auf das Hier und Jetzt. Er spürte, dass sich das Ziel seiner Suche in diesem Laden befand, auch wenn er nicht die geringste Ahnung hatte, was der Baka da drin wollte. Sein erster Impuls war es, geradeheraus in den Laden zu stürmen, sich den anderen zu schnappen und die Antworten zu verlangen, die er haben wollte. Aber etwas hielt ihn zurück. Nicht nur hatte er eine ganz merkwürdige düstere Erinnerung, die er nicht so recht einordnen konnte, dass er etwas Ähnliches schon einmal versucht hatte und dass es spektakulär schrecklich schief gegangen war, nein, sobald er sich vorstellte, wie er Kakarott gegenübertrat, versagte seine Phantasie total. Er brauchte sich nur vorzustellen, wie ihn diese warmen Augen ansahen und schon waren sämtliche Worte, die er sich zurecht gelegt hatte, wie weggepustet. In Gedanken schweifte sein Blick zu diesen kraftvollen großen Händen, denen man überhaupt nicht ansah, dass sie so zärtlich sein konnten...
Vegeta riss die Augen auf und schüttelte sich. Er schäumte geradezu.
Ich komme nicht davon los... kann mich nicht von ihm befreien. Es ist als habe er mich schachmatt gesetzt... Mein Herz schlägt so heftig. Wie in des Blutmonds Namen soll ich ihm unter die Augen treten?
Zu seiner Schande spürte er, wie alleine bei dem Gedanken, Kakarott wiederzusehen, ein merkwürdiges Pochen einsetzte, wie Hitze in ihm aufstieg und sich seine Wangen röteten. Vegeta stampfte wütend auf, ballte die Hände zu Fäusten und versuchte angestrengt, diese merkwürdige Schwäche durch puren Willen zu besiegen. Aber es hatte keinen Sinn, sein Herz hörte nicht auf zu pochen, so als stände ihm ein lebenswichtiger Kampf bevor, und er weigerte sich schlichtweg, Kakarott unter die Augen zu treten, solange ihn sein eigener Körper aus Gründen, über die nicht nachzudenken er doch sehr vorzog, dermaßen betrog. Rigoros schloss er sämtliche Gedanken, die auch nur entfernt mit Duschen, Wasserperlen, nackter Haut und sanften Stimmen zu tun hatten, aus. Vegeta beschloss, dass es das Beste sein würde, wenn er erst einmal schauen würde, was Kakarott da drinnen überhaupt zu suchen hatte. Wenn er eins in seiner langen Laufbahn als Freezers Todesengel gelernt hatte, dann, dass man nie unvorbereitet und ohne das Terrain genauestens sondiert zu haben, in eine Schlacht zog, deren Ausgang ungewiss war. Und dass es sich hier um eine Schlacht handelte, wenn auch um eine, wie er sie nie zuvor gekämpft hatte, das war Vegeta irgendwie sonnenklar.
Sorgfältig checkte er, ob er sein Ki noch immer unterdrückt hatte, wie er es gewohnheitsmäßig schon auf dem Flug über die Stadt getan hatte - es musste ja nicht jeder, der gelernt hatte, Ki zu erkennen, wissen, was er gerade tat. Dann strich er sich mit den Fingern durch die Haare, schob die Schultern zurück, atmete tief durch und warf sich in die nächste Schlacht dieses kleinen Privatkrieges.
Goku blinzelte kurz, als er vom spätsommerlich-frühherbstlichen Sonnenschein in die dämmerige Halbwelt des Ladens trat. Als seine Augen sich an die verminderte Lichtmenge gewöhnt hatten, sah er sich um. So einen Bekleidungsladen hatte er ganz sicher noch nie gesehen, und einen Moment lang war er unsicher, ob er eventuell fehl am Platze war, aber dann zuckte er mit den Schultern.
Eine Hose ist schließlich eine Hose, richtig?
Er hatte keine Lust, wieder in die lauten, überfüllten Viertel zurückzukehren und er hatte weit und breit nichts erspäht, was vielversprechender ausgesehen hätte. Ein wenig schüchtern zuerst, begann er, langsam durch die angebotenen Kleidungsstücke zu schlendern. Der Laden war sehr viel größer als er von außen aussah, da der schmale Eingangsbereich in einen weiten und vor allem tiefen Raum mündete. Der Laden war thematisch geordnet. In einer Ecke fanden sich Hemden und Hosen, die man zu einem Geschäftsessen hätte tragen können. In einem anderen war Freizeitkleidung ausgestellt, und wieder in einem anderen überwog Kleidung, die definitiv das Label "scharf bis sexy" verdient hatte. Bei genauerem Hinsehen erkannte Goku, dass die Kleidungsstücke allesamt sehr individuell gestaltet waren. Selbst die scheinbar schlichten weißen Hemden fielen durch ihre außergewöhnliche Verarbeitung auf, den fließenden weißen Stoff und die ungewöhnlich geformten Manschettenknöpfe. Schlichte Pullover bekamen einen besonderen Touch, indem sie mit Metallfäden durchwirkt oder aus geschmackvoll verarbeiteten patchworkartigen Flicken zusammengestellt waren. Außerdem herrschten ungewöhnliche Materialien vor, Leder und Samt, Satin und Spitze, feinste Seide, daneben aber auch Jeans und artifizielle Stoffe. Goku schluckte. Er hatte das Gefühl, dass dieser Laden sich gleich mehrere Ebenen über seiner Preisklasse bewegte. Bevor er sich weiter Gedanken in diese Richtung machen konnte, wurde er gewahr, dass er nicht alleine war. Er war zwar der einzige Kunde, aber von ihm bisher unbemerkt hielten sich noch zwei Verkäuferinnen in einer noch dunkleren Ecke auf. Die eine saß wie hingegossen auf der untersten Treppenstufe einer Spindeltreppe, die in die obigen Stockwerke und das Lager des Ladens führte, die andere hatte ein Bein übergeschlagen und saß auf der Ecke einer scharlachroten Samtchaiselongue, wie sie überall im Laden aufgestellt waren, um dem ermüdeten Kunden eine Möglichkeit zur Erholung zu geben. Beide hatten sich leise unterhalten, als er den Laden betreten hatte, und unterbewusst hatte er sogar ein paar Worte aufgefangen - es war darum gegangen, dass heute nichts los war, und sie sich beide tödlich langweilten - aber er registrierte sie erst bewusst, als sie verstummten und ihre Augen sich auf ihn richteten. Normalerweise hatte er erwartet, dass eine von beiden, sobald ein Kunde den Laden betrat, aufsprang und versuchen würde, ihm irgendetwas anzudrehen, aber anscheinend war dieser Laden auch in der Hinsicht anders. Anscheinend ließ man hier dem Kunden erst mal die Zeit, sich in Ruhe umzusehen. Goku wusste das sehr zu schätzen. Er hatte die Aufdringlichkeit von Verkäufern noch nie besonders gemocht. Er drehte den beiden den Rücken zu und ignorierte ihre Blicke, während er sich von Ständer zu Kleidungsständer arbeitete, mal hier die Hand über den Stoff fahren ließ und mal dort an einem Band zupfte. So richtig wohl fühlte er sich allerdings nicht, er konnte sich kaum auf die Kleidung konzentrieren, denn weniger leicht als die Blicke ließ sich etwas anderes ignorieren. Er errötete, als sein sensitives Gehör vernahm, wie die beiden jungen Frauen ihr Gespräch wieder aufnahmen, aber diesmal mit ganz anderem Inhalt. Sie warfen ihm immer wieder Blicke zu und er atmete scharf ein, als er mehr spürte als hörte, wie diejenige auf der Treppe leise pfiff, ihrer Freundin zulächelte und sagte:
"Siehst du, ich sag doch, man weiß nie, was als nächstes passiert..."
Die andere zwinkerte ihrer Kollegin zu und flüsterte mit verschwörerisch leiser Stimme, die keiner außer ein Saiyajin auf diese Entfernung vernommen hätte:
"Schau dir nur mal diese Rückseite an... Fantastisch... ich liebe einen knackigen Hintern mehr als alles andere. Und wie sich wie diese Hose darüber spannt..."
"Ja, nur schade, dass das Shirt so plump ist und soviel von ihm verbirgt... die ganzen Sachen sind nicht gerade sehr passend für ihn... ein Jammer." Ihre Freundin grinste breiter.
"Yeah, darum ist er wahrscheinlich hier... ist doch super... ich bin gespannt, was er sich aussucht. Hoffentlich schaut er bei der Hades-Kollektion oder nimmt was von DropDeadGorgeous."
"Ich fürchte, da hast du Pech. Er schaut nur bei den Leilano-Hemden. Das ist zwar auch nicht übel, aber ich würde meine rechte Hand dafür geben, wenn ich ihn in den Hosen sehen könnte, die wir gestern reingekriegt haben..."
"Ich weiß, welche du meinst. Stimmt, die sähen klasse aus. Ich frag mich, was der beruflich macht? Er sieht gut genug aus um zu modeln, aber Models haben nie so viele Muskeln. Ob er Sportler ist?"
"Kami, guck dir doch an, wie der sich bewegt. Yeah... shake that ass, babe! Das ist Grazie, der ist garantiert Sportler! Solche Muskeln bekommt man nicht von ungefähr!"
"Er sieht nicht so aus, als wüsste er genau was er wollte..."
"Stimmt... ich denke ich geh mal rüber..."
"Hier geblieben, ich hab ihn zuerst gesehen!"
Gokus Ohren nahmen nun auch eine rötliche Farbe an, als er unfreiwillig belauschte, wie sich die beiden jungen Frauen darum stritten, wer von ihnen ihm behilflich sein durfte. Er begann langsam, das gute Gehör der Saiyajin zu verfluchen. Das war ja schließlich nicht das erste Mal, dass es ihn in solche peinlichen Situationen brachte. Erst als die eine der anderen versprach, ihr etwas zu überlassen - soweit Goku es verstand, ging es um ein Doujinshi-Dingsbums namens "Iroika" oder so ähnlich - Goku hatte weder eine Ahnung, was ein Doujinshi sein könnte, noch was dieses spezielle Exemplar so begehrenswert machte - gab diese nach. Eilig tat Goku so, als würde er sich für eine besonders merkwürdige Hose interessieren, die quasi nur noch aus Löchern bestand und kaum noch durch Stoff zusammengehalten wurde. Er drehte sich erst um, als er ein dezentes Räuspern hörte und starrte direkt in ein lächelndes Gesicht.
"Hallo, ich bin Cat, kann ich dir weiterhelfen?", fragte die Frau. Goku sah sie erst verdutzt an, bis ihm aufging, dass man sich in solchen Szeneläden meistens duzte. Die junge Verkäuferin strahlte ihn an, obwohl ihm der merkwürdige Schimmer in ihren grünbraunen Augen nicht entging. Sie sah aus, als hätte sie sich selbst im Laden hier eingekleidet. Sie trug ein langes silberfarbenes Kleid, dessen Corsage mit schwarzen Stickereien abgesetzt war. Lange durchsichtige Ärmel fielen bis über die Handgelenke. Die zwei silbernen Strähnen in ihren schwarzen Haaren passten perfekt dazu. Sie sah so aus, als verstünde sie etwas von Stil und Goku wollte sich gerade mehr oder minder vertrauensvoll in ihre fachkundigen Hände begeben, als ihre Kollegin ein Geräusch von sich gab, das man in Ermangelung eines besseren Wortes nur als die durchaus gelungene Imitation eines tiefen Schnurrens beschreiben konnte.
Vegeta näherte sich dem Laden wie einer feindlichen Bastion. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte sich in Hauseingänge geduckt und wäre am Boden langgerobbt, so sehr war sein Blick auf den Eingang fixiert. Schließlich erreichte er die schwere Tür aus schwarzem Glas, die erstaunlich leise und leicht nach innen schwang. Er zögerte nur unmerklich und betrat das Schlachtfeld. Er blinzelte kurz, bevor er sich an das Halbdunkel gewöhnt hatte. Suchend sah er sich um, gleichzeitig mit den Schatten der Eingangstür verschmelzend, denn er wollte nicht sofort gesehen werden. Der Laden war erheblich weitläufiger als er von außen gedacht hatte und er entdeckte das Objekt seiner Suche nicht sofort. Er wusste ganz genau, dass Kakarott sich hier drinnen aufhielt, aber wo... Er trat ein paar Schritte in den Laden hinein und ließ den Blick suchend schweifen. Unbemerkt verriet sein Schwanz, dass er keineswegs so ruhig war wie es äußerlich den Anschein hatte. Das pelzige Anhängsel flickte unruhig durch die Luft, um sich dann wieder wie von selbst um Vegetas Taille zu winden, wo es aber nicht lange blieb. Vegeta hatte ein wenig Mühe, den Laden zu überblicken, da an allen möglichen Stellen Kleiderständer standen und auch Kleidung von der Decke hing. Außerdem trennten schwere rote Samtvorhänge bestimmte Bereiche des Raumes von den anderen ab. Einmal mehr verfluchte Vegeta die Tatsache, dass er nicht der Allergrößte war. Er überlegte, ob er der besseren Übersicht wegen einfach einen halben Meter in die Luft aufsteigen sollte, entschied sich aber dagegen, als ein merkwürdiges Geräusch hinter ihm ihn aus seinen Gedanken riss. Er drehte sich betont ruhig um, und starrte die junge Frau an, die hinter ihm auf einer Treppe saß. Sie starrte zurück, allerdings hing ihr Blick um einiges tiefer als sein Gesicht. Um genauer zu sein, schien er festgeklebt zu sein an einer Region, auf die Vegeta normalerweise wenig Gedanken verschwendete. Der Blick der Frau wanderte von seinem durch die knackig sitzende Jeans verhüllten Hintern seine Beine herunter und dann wieder hoch, wo ihr Blick wie magnetisiert an seinem hin und her zuckenden Schwanz hängen blieb. Vegeta grollte, zog böse die Augenbrauen zusammen und verschränkte die Arme. Sein Schwanz quittierte die sich verdüsternde Stimmung seines Trägers mit einem heftigen Peitschen, was zur Folge hatte, dass der Blick der jungen Verkäuferin hektisch hin und her eilte, als sie versuchte, dem hypnotisierenden Anhängsel zu folgen. Der Prinz wurde allmählich wirklich sauer.
Was denkt sich diese Ningen! Sehe ich aus wie ein Ausstellungsstück, das man anstarren kann?
Er sandte ihr seinen patentierten Blick des Todes, aber der prallte schlicht und ergreifend wirkungslos ab. Plötzlich grinste sie schelmisch und ihre Augen funkelten, als sie endlich den Blick hob, ihn ansah - und ihm einmal langsam zuzwinkerte. Vegeta war baff.
Wie... wie kann sie es wagen... ich werde sie...
Aber noch bevor er aus seiner Überraschung erwacht war, war die Frau schon aufgesprungen. Sie steckte zwei Finger zwischen die Lippen und pfiff laut und schrill. Vegeta zuckte zusammen und krampfte reflexartig die Hände über seine empfindlichen Ohren. Der Pfiff war ihm durch Mark und Bein gefahren. Aus großen Augen starrte er die verrückte Verkäuferin an. Diese rief jemandem im hinteren Teil des Ladens etwas zu.
"Hey! Cat! Pass auf, Deal - du tust dein Bestes mit deinem Bishonen da drüben und ich nehme mir den Knaben hier vor. Wer es schafft, das sexiere Outfit zu kreieren gewinnt - Einsatz ist einmal Essen bei Vittore und der Bishonen-Kalender 2003, gemacht?"
"Top! Zieh dich warm an!" kam es hinter einem Vorhang zurück.
Vegeta versuchte noch, das eben Gehörte zu verarbeiten, da fand er sich auch schon der Verkäuferin gegenüber, die jetzt ein geradezu raubtierhaftes Grinsen auf dem Gesicht hatte. Ihre grünen Augen erinnerten ihn an die eines Jägers der Nacht und er hätte beinahe geschluckt, aber es war natürlich absolut lächerlich, was sollte eine kleine (so klein war sie nicht, sie war beinahe so groß wie er) schwache Menschenfrau ihm schon tun können? Aber ihr selbstsicheres Lächeln machte ihn doch irgendwie nervös. Sie strich sich eine Strähne ihres langen dunklen Haares aus dem Gesicht und wickelte sie nachdenklich um den Zeigefinger, während sie die andere Hand auf die Hüfte stützte und ihn prüfend musterte.
"WAS?", bellte der Prinz der Saiyajin schließlich irritiert. Sie lächelte wieder.
"Hallo, ich bin Jess und ich weiß das perfekte Outfit für dich!" Sie bekam einen träumerischen Blick, der aber gleich wieder stahlharter Entschlossenheit wich, während Vegeta noch versuchte, hinter den Sinn ihrer Worte zu kommen.
"Mmmh... definitiv DDG... und oben herum etwas Gabaldi... oder Hazard. Dreh dich mal um!" Sie schürzte die Lippen und sah ihn prüfend an.
Vegeta rührte sich nicht vom Fleck, die Arme immer noch verschränkt.
"Eigentlich suche ich hier nur jemanden und ich..."
"Papperlapapp, du willst mir doch nicht erzählen, dass du allen Ernstes SO rumlaufen willst...!"
Vegeta blickte irritiert an sich herab. An seinem Outfit hatte sich nichts geändert in den letzten zwanzig Sekunden. Jeans - Check - T-Shirt - Check- Turnschuhe - Check… Gut, Spandex und sein Brustpanzer wären sicher noch besser gewesen, aber... Verwirrt runzelte er die Stirn.
"Was genau stimmt mit meiner Kleidung nicht, Onna?"
"Jess. Was damit nicht stimmt? Alles! Es ist eine Sünde, eine Schande, eine Beleidigung für die Augen..."
Vegeta traute seinen Ohren kaum. Seine Augenbrauen zogen sich mit jedem Wort finsterer zusammen und er dachte ernsthaft darüber nach, Jess und den Laden schlicht und ergreifend in die nächste Dimension zu pusten. Jess fuhr in ihrer Tirade fort, als hätte sie die Energie, die sich um ihn aufzubauen begann, und die bewirkte, dass ihre Haare sich statisch aufluden, gar nicht bemerkt.
"... diesen Körper nicht in etwas Angemessenes zu stecken. Das ist dein Glückstag heute, ich werde dir eine Generalüberholung verpassen, nach der dich deine Freundin für die Inkarnation des Sexgottes persönlich hält! Nicht dass dazu sehr viel gehören würde.. " Sie lächelte und ihr Blick wanderte schon wieder in tiefere Regionen.
Vegeta starrte sie irritiert an und bemühte sich wirklich, sich zu beherrschen, aber seine Geduld näherte sich rapide dem Nullpunkt.
"Onna, ich habe keine Freundin und ich will keine Generalüberholung und schon gar nicht will ich irgendwelche dämlichen Klamotten anprobieren und wenn du mich weiter belästigst, dann..."
Aber er konnte nicht ausreden, denn Jess schob ihn energisch in einen anderen Teil des Ladens.
"Keine Freundin? Hmm... entweder sind die Mädels blind, denn wenn du Single bist, dann fresse ich einen Besen... oder..." sie patschte sich mit der flachen Hand vor die Stirn, "...natürlich, kein Wunder... alle Männer die so verboten gut aussehen, sind für uns verloren..." Sie zwinkerte ihm zu, "Wer ist denn der Glückliche? Naja, wie auch immer, meinst du nicht, er würde sich freuen, dich mal in einem richtig rattenscharfen Outfit zu sehen?"
Vegeta lief hochrot an, als er endlich verstand was sie mit ihren Worten implizierte, aber bevor er noch einen genügend großen Ki-Ball erzeugen konnte um den Laden in Schutt und Asche zu legen, hatte sie ihn bereits gepackt und mehrmals herum gedreht, so dass ihm schwindelig wurde. Nachdem sie ihn von allen Seiten betrachtet hatte, nickte sie zufrieden und verschwand für einen Moment, nur um mit einem Arm voller Kleidung wieder aufzutauchen, die sie ihm in die Hände drückte und ihn dann mehr oder minder mit Gewalt in eine Umkleidekabine bugsierte.
Der Prinz aller Saiyajin fand sich mit einer Armvoll merkwürdiger Dinge in einem kleinen Raum wieder, der durch von der Decke hängende rote Samtvorhänge vom Laden abgeteilt war. Er hatte wirklich nicht die geringste Ahnung, wie er in diese Situation geraten war, und während sein Gehirn noch vergeblich versuchte, Verbindungen zwischen "keine Freundin", "wer ist der Glückliche" und "rattenscharf" zu finden OHNE dabei an dem Namen Kakarott hängen zu bleiben, begann ein sehr verwirrter Vegeta no Ouji, abwesend die Sachen überzuziehen, die ihm Jess aufgezwungen hatte.
Son Goku hatte nicht die geringste Ahnung, was in die Verkäuferin namens Cat gefahren war.
Nachdem ihre Kollegin ihr etwas zugerufen hatte von dem er nur die Hälfte verstanden hatte, hatten ihre Augen angefangen zu leuchten und sie hatte ihn in eine Umkleidekabine geschoben, in der er nun seit einer guten Stunde immer neue, immer merkwürdigere Outfits anprobierte. Vergeblich hatte er versucht, ihr zu sagen, dass er an und für sich nur ein oder zwei paar Jeans und etwas Passendes für einen Empfang brauchte. Sie hatte so einen merkwürdigen Schimmer in den Augen und außerdem schien es ihr viel zu bedeuten, dass er all diese Dinge anprobierte, und er wollte ihr den Spaß nicht verderben.
Es ist ja schließlich nicht so, dass ich es eilig hätte. Ich habe heute nichts Wichtiges vor und niemanden, der auf mich wartet..
Bei dem Gedanken musste Goku seufzen. Er wüsste jemanden, bei dem er sich wünschen würde, dass er auf ihn wartete...
"Bist Du fertig?"
Er schreckte auf und sah an sich herab. Er musste zugeben, was sie jetzt ausgesucht hatte... er selbst wäre niemals darauf gekommen, so etwas zu tragen, aber... es hatte etwas. Auch wenn er keine Ahnung hatte, zu welcher Gelegenheit er DAS tragen sollte. Er trat aus der Kabine und sah sich schüchtern um. Cats bewundernder Pfiff ließ ihn heftig zusammenzucken.
"Kami... sugoi... ich hab mich selbst übertroffen... Wahnsinn, wenn dir so nicht die halbe Welt zu Füßen liegt und zwar Männer wie Frauen, dann weiß ich auch nicht..!"
Goku errötete wieder und sah zu Boden. Eigentlich wollte er nur noch hier weg... aber Cat kannte keine Gnade.
"So... der letzte Schliff...", sie setzte ihm etwas auf die Nase, "und dann wollen wir mal sehen, was Jess ihrem armen Opfer angetan hat. Ich gewinne, da gibt es keine Frage...! Jess...? Bist du fertig?"
"Ja... einen Moment noch... bin gleich so weit... jetzt halt endlich still, sonst dauert das noch länger...!", kam es gedämpft aus einer anderen Ecke. Goku trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Er hatte wirklich keine Ahnung, wie er in diese unmögliche Situation geraten war. Er fragte sich nur, gegen welchen armen Mitgefangenen er jetzt antreten sollte...
Cats Kollegin, die offensichtlich Jess hieß, schaute hinter einem anderen Vorhang hervor, über das ganze Gesicht grinsend.
"So... ich bin fertig. Bring ihn her, und dann werden wir sehen, wer gewinnt..."
Cat nahm den ziemlich überrumpelten Goku beim Arm und geleitete ihn hinüber zu dem Vorhang.
"Auf drei!", kam die gedämpfte Stimme von Jess von jenseits des Vorhangs.
"Eins... zwei... drei!"
Und bei drei fiel der Vorhang und ebenso hörbar zwei Kinnladen.
"VEGETA??"
"Hn. Kakarott."
"Ihr kennt euch?"
"Sag bloß, den Typen hast du gesucht..."
"Wow, Glückwunsch Jess... du hast echt ganze Arbeit geleistet!"
"Danke, das Kompliment kann ich zurückgeben."
Goku traute seinen Augen nicht, Vor ihm stand der Grund seiner schlaflosen Nächte, die Arme verschränkt und den üblichen düsteren Gesichtsausdruck auf dem Gesicht, und wollte ihn sichtlich nicht ansehen. Und war das etwa ein leichtes Erröten auf den prinzlichen Wangen? Goku hätte blind und tot sein müssen, um Vegetas Erscheinung nicht eines langen Blickes zu würdigen.
Wow. Cat hat recht - Jess hat sich selbst übertroffen [1]...
Der Prinz trug schwarze halbhohe Stiefel mit massiven Stahlabsätzen, die ihn vorteilhaft größer erschienen ließen. Um die schlanken Fesseln waren schwere silberne Schnallen gelegt. Vegetas muskulöse Beine, deren perfekte Form Goku selbst blind und im Koma hätte nachzeichnen können, steckten in einer engen schwarzen Lederhose, die tief - unanständig tief - unter den Hüften endete. Sie saß so eng, dass sie die kräftigen Beine und vor allem den knackigen Hintern des durchtrainierten Prinzen äußerst vorteilhaft betonte. Zwischen der Hose und dem Oberteil war ein ganzes Stück Platz, weshalb Goku einen guten Blick auf Vegetas wohldefinierte Bauchmuskeln bekam, die durch den schweren Gürtel aus silbernen runden Kettengliedern nur noch betont wurden. Er brauchte sich nur vorzustellen, wie sich Vegeta in dieser Hose bückte, damit ihm an einem ganz bestimmten Ort ziemlich warm wurde. Vegetas Oberkörper wurde von einem Traum aus purpurrotem Samt umschmeichelt. Das Samthemd in der wahrhaft königlichen Farbe fiel bis zur Mitte des Brustkorbs offen in reichen schweren Falten an ihm herab und umspannte dann eng seine schmale Taille. Die Ärmel waren aus leichterem luftigem Samt und weit geschnitten und reichten ein ganzes Stück über die Handgelenke. Ein Halsband aus schweren silbernen Kettengliedern schmückte den Hals des Prinzen und in der Halsbeuge ruhte ein scharlachrotes Kreuz. An den Händen trug er schlichte fingerlose schwarze Lederhandschuhe und seine Augen wurden von einer schmalen schnittigen Sonnenbrille von RayBan verdeckt. Insgesamt bot er einen Anblick, um entweder tot umzufallen oder die Toten zu wecken, je nachdem. Goku schluckte trocken und versuchte, Vegetas Blick durch die dunklen Sonnengläser hindurch zu lesen, was aber völlig misslang.
Der Prinz der Saiyajin war in jenem Moment ausgesprochen dankbar für ebendiese Sonnenbrille. Sie verbarg nämlich ganz ausgezeichnet, wie sich sein Blick förmlich an der Gestalt vor ihm festsaugte. Er hatte in der letzten Stunde nie genug Zeit gehabt, um darüber nachzudenken, was genau eigentlich gerade mit ihm geschah. Und als er endlich in wachsender Wut den Entschluss gefasst hatte, dass er den Laden endgültig in die nächste Dimension befördern würde, wenn er noch EINE weitere Hose anprobieren musste, sah Jess ihn einmal zufrieden von Kopf bis Fuß an und erklärte ihn für Sexgott-fähig.
Es hätte ihm nicht mehr egal sein können, aber jetzt schob sie ihn zu einem Samtvorhang und begann zu zählen. Eine Nanosekunde, bevor der Vorhang fiel, wurde ihm schlagartig klar, dass es eigentlich nur einen gab, der auf der anderen Seite stehen konnte. Leider kam diese Erkenntnis zu spät und bereitete ihm zudem kein bisschen auf den Anblick vor, der sich ihm bot.
[2] Kakarotts Augen waren ebenfalls von einer Sonnenbrille bedeckt, deren elegant geschwungene Gläser ihm etwas betont kühl-distanziertes verliehen, dass zu dem überwältigenden Eindruck von Mysterium und Coolness beitrug, den er geradezu in Wellen verstrahlte. Seine Füße steckten in hohen schwarzen Stiefeln, deren Kappen silbern beschlagen waren. Darüber trug er eine schwarze Satinhose, die, am Bein mit einem großzügig schwungvollen Schlag sich über den Stiefeln bauschend, am Oberschenkel in etwa so eng wie eine zweite Haut anlag. Die Hose war seitlich offen, Vorder- und Hinterteil mit kreuzförmig geschnürten Bändern miteinander verknüpft. Auf dieselbe Art war auch das Oberteil mit der Hose verbunden. Aus einem synthetisch glänzenden schwarzen Material gemacht, streckte es sich anschmiegsam über Kakarotts Torso und umschmeichelte seine Oberarme eng. Auf der linken und der rechten Schulter war je eine Dreieck aus durchsichtig-transparentem Fischnetzstoff eingepasst. Vegeta blinzelte und sah genauer hin. Ja, auch auf der breiten Brust waren fünf schmale Fischnetzstücke eingenäht. Sie machten beinahe den Eindruck von... von...
Krallenspuren...
Vegeta schauderte, konnte sich aber nicht losreißen. Fingerlose verzierte Lederhandschuhe und einreihige Nietenarmbänder an den Handgelenken gaben dem Outfit einen gewissen Gothic-Touch. Die Hüften umspannten locker zwei schlichte schwarze Gürtel mit silbernen Schnallen und diametral dazu ein Patronengurt gefüllt mit silbernen Patronen. Der Gesamteindruck war gleichzeitig kriegerisch, geheimnisvoll und - unglaublich sexy. Vergeblich versuchte Vegeta, normal weiterzuatmen, aber leider wollte ihm sein Körper einfach nicht gehorchen. Sein Gehirn schien in eine dicke Watteschicht gewickelt zu sein und so entging ihm auch der Blickwechsel zwischen Jess und ihrer Kollegin.
"Denkst du auch, was ich denke?"
"Garantiert. Eindeutig unentschieden. Und außerdem... meinst du, die zwei nehmen überhaupt noch etwas wahr...?"
"Außer sich gegenseitig? Nein. Tja, ein Jammer... da gibt es keine Hoffnung mehr..."
"Was machen wir jetzt?"
"Die zwei sehen so heiß aus, es wäre eine Verschwendung, sie nicht in der Öffentlichkeit vorzuführen. Du weißt, was ich meine?"
"Hah, das Deep Red, natürlich. Hey, ihr zwei Bishonen!" Cat winkte mit einer Hand zwischen den beiden herum, als wolle sie eine unsichtbare Verbindung unterbrechen. Beide Saiyajin zuckten leicht zusammen und wandten ihr die Köpfe zu.
"Erde an Planet Sexgott! Wollt ihr zwei nicht heute Abend mit uns ins Deep Red kommen? Sowas wie euch darf man der Menschheit einfach nicht vorenthalten! Ich verspreche, dass ihr viel Spaß haben werdet!"
Vegeta sah ungläubig zwischen den beiden Frauen hin und her, die hoffnungsvoll zurück grinsten. Sein Gesichtsausdruck wurde, wenn irgend möglich, noch düsterer aus als sonst. Er wollte gerade endgültig in die Luft gehen, als er zu seiner Überraschung eine Hand auf seiner Schulter spürte. Als er den Blick hob, sah er direkt in Gokus Augen. Dieser hatte seine Sonnenbrille abgenommen. Vegetas Augen weiteten sich entsetzt und leicht angewidert, als er den patentierten Son-Goku-Hundebaby-Fleh-Blick ™ erkannte. Die einzige Möglichkeit, dieser massiven Attacke zu entrinnen, wäre es gewesen, den Träger des Blickes durch den nächsten massiven Gegenstand zu final flashen, der ihm in die Quere kam, aber merkwürdigerweise spürte Vegeta, dass er dazu nicht in der Lage war.
Shimata. Ich BIN verloren...
Son Gokus Gedanken rasten. Von dem Moment an, als der Vorhang gefallen war und seine Augen diesen unglaublich sexy Anblick genießen durften, hatte er fieberhaft nach einer Möglichkeit gesucht, wie er Vegeta dazu bringen konnte, mehr Zeit mit ihm und vorzugsweise mehr Zeit mit ihm in DIESEM Outfit zu verbringen. Cats Vorschlag war die Antwort auf seine stummen Gebete. Er erinnerte sich deutlich an die Traurigkeit, den Zorn und die Verzweiflung, die er vorhin durch ihr Band gespürt hatte. Und er erinnerte sich, wie er geschworen hatte, zu warten, bis Vegeta zu ihm kam.
Aber... ein wenig Beeinflussung in die richtige Richtung kann nicht schaden, oder? Es ist ja nicht so, als würde ich ihn dazu zwingen, etwas Unangenehmes zu tun. Naja, bei Vegeta ist das Definitionssache. Okay, vielleicht überrede ich ihn sanft, etwas Unangenehmes zu tun. Aber... ich habe schließlich geschworen, ihm zu helfen... und wenn es mir gelingt, ihm von dem ganzen Schlamassel abzulenken, wenn er sich mal wirklich ein wenig vergnügt... das wäre schon ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Hoffnungsvoll beobachtete er das Gesicht seines Prinzen. Als er sah, wie sich dessen Augenbrauen düster zusammenzogen und den leichten Schimmer von Ki wahrnahm, der sich um Vegeta sammelte, schritt er ein und legte ihm ruhig aber bestimmt die Hand auf die Schulter. Er legte sein ganzes Herz in seine Augen, hoffte, dass das stumme Flehen darin seinen Prinzen erweichen mochte. Er sah Vegetas Augen erst zu der Hand auf seiner Schulter flackern und sich dann in die seinen bohren.
"Kakarott... Das kann nicht dein Ernst sein!"
"Vegeta, bitte... es ist doch nur ein Abend... ich möchte so gerne... bitte?"
"Nein!"
"Bitte..."
"Niemals!"
"Vegeta... bitte... nur einmal... ich..." Goku wappnete sich und holte die Trumpfkarte raus, von der er gehofft hatte, sie nicht benutzen zu müssen. Es war grausam, es war absolut untypisch für ihn und es war seine letzte Hoffnung.
"Denkst... denkst du nicht, dass du mir das schuldig bist?"
Im selben Moment wünschte er sich schon, es nicht gesagt zu haben, als er sah, wie Schmerz in Vegetas Augen aufleuchtete. Dann erloschen diese dunklen Sterne und jedes Leben wich aus ihnen. Er starrte lange in Gokus Augen, als wolle er etwas erforschen, was er zuvor noch niemals gesehen hatte.
"Du... ...nun gut. Du weißt, was du verlangst oder? Und du weißt, worauf du dich einlässt? Gut, wenn das der Weg ist, den du wählst.. so sei es."
Uhoh... das war definitiv ein Fehler... ein weiterer auf der wachsenden Liste...
Vegeta schüttelte den Kopf und legte eine Hand vor die Augen, als habe er Kopfschmerzen. Er sah definitiv so aus, als könne er nicht glauben, dass er wirklich sagen würde, was er gleich darauf sagte. Er suchte sichtlich nach Worten. Schließlich beschränkte er sich auf ein knappes Nicken.
"Wir kommen mit."
Cat und Jess lächelten sich wissend an. Beide hatten den stummen Austausch zwischen den Saiyajin genauestens mitverfolgt, und sie spürten beide, dass hier etwas Bedeutsames vorging. Und da beide ihre Nasen nicht aus solchen tragischen Geschichten raushalten konnten, selbst wenn ihr Leben davon abhinge (was durchaus der Fall sein konnte, falls Vegeta Wind von der Sache bekam) war die unausgesprochene Übereinkunft geradezu evident: Das würden sie sich nicht entgehen lassen, und wenn sie etwas mitzureden hatten, dann würde sich sehr bald eine signifikante Änderung im Verhältnis dieser beiden ergeben.
Son Goku betrat mit gemischten Gefühlen erneut die Umkleidekabine. Er wusste, dass es ein Fehler gewesen sein konnte, was er soeben getan hatte - aber er wollte so sehr, dass Vegeta einfach nur vergessen konnte und er wollte Zeit mit ihm verbringen.
Du weißt, was dazu nötig ist... Ja... ich weiß es... und ich werde tun, was notwendig ist. Es ist zu Vegetas Bestem.
Er zog sich gerade das Hemd über den Kopf, als Cat den ihren in die Kabine steckte. Er starrte sie erschrocken an. Sie lächelte schelmisch, als ihr Blick über den wohlgeformten Torso des Mannes glitt und kurz an dem weißen Verband hängen blieb.
"Du hast vorhin gesagt, dass du ein paar Jeans und Oberteile und etwas für einen Empfang brauchst. Ich gehe recht in der Annahme, dass... er... auch dort sein wird?" Sie blinzelte ihm zu.
Son Goku sah sie verwirrt an und nickte. Er wusste instinktiv, wen sie mit "er" meinte. Aber was hatte das Ganze mit Vegeta zu tun? Ihr Lächeln wurde noch breiter.
"Ich habe mir erlaubt, dir ein paar Outfits zusammenzustellen. Und speziell eines für den Empfang. Vertrau mir. Und jetzt zieh das hier an. Dein Zeug passt dir ja gar nicht richtig."
Sie reichte ihm eine verwaschene Jeans mit Applikationen aus braunem Leder, ein enganliegendes weißes Tanktop und ein elegantes weißes weites Hemd. Dankbar zog er die Sachen an, die perfekt passten. Er bewunderte Cat für ihr gutes Augenmaß.
Erst als er die Kabine verließ, wurde ihm klar, dass er nicht einen Cent bei sich hatte.
Als Vegeta in seine Kabine zurückkehrte, um sich umzuziehen, fand er seine Sachen nicht mehr vor. Stattdessen lag dort ein schwarzes Tanktop, ein weißes, weit geschnittenes Hemd und eine enge schwarze Jeans. Der Prinz der Saiyajin erinnerte sich an den selbstgefälligen Ausdruck auf Jess' Gesicht und wusste, was geschehen war. Es widerstrebte ihm immens, der Onna auch nur diesen kleinen Sieg zu gönnen, aber er musste zugeben, dass die Zusammenstellung eine definitive Verbesserung zu seinem vorherigen Aussehen war und daher zog er, wenn auch vor sich hin grummelnd, die Sachen an.
Als er die Kabine verließ, spürte er ein kurzes unangenehmes Gefühl. Er prüfte es, und spürte sofort, dass es von Kakarott kam. Der Baka fühlte sich entschieden unwohl. Vegeta fragte sich warum.
Hn. Geschieht ihm recht. Was hat er denn...?
Vorsichtig, nachdem er einen Moment lang eine unerklärliche Scheu überwinden musste, forschte er nach und empfing ein klares Bild. Er musste grinsen.
Baka. Hat kein Geld dabei. Hätte ich mir denken können. Eigentlich müsste ich ihn auflaufen lassen. Aber... es wäre eine Schande, wenn er diese Klamotten heute Abend nicht tragen würde...
Vegeta grinste in sich hinein. Wenn er schon leiden musste, wollte er wenigstens etwas davon haben. Und sei es nur, Kakarott in diesem Outfit in einen Club zu schleifen und ihn sich auf der Tanzfläche lächerlich machen zu lassen.
Obwohl er alles andere als lächerlich aussieht...
Der letzte Gedanke war beinahe unterbewusst. Vegeta war sich allerdings sicher, dass Goku nicht die geringste Ahnung vom Tanzen hatte.
Der wird sich noch wundern! Er wird es bereuen, mich dazu gebracht zu haben, mit ihm dort hinzugehen! Kakarott, du wirst eine gewaltige Niederlage einstecken.
Denn Vegeta wusste etwas, was Goku nicht wusste. Und er hatte vor, dieses Wissen, das er sich mit viel Blut und Leid erkauft hatte, endlich einmal für seine eigenen Ziele einzusetzen.
Son Goku überlegte fieberhaft, wie er aus der Klemme wieder herauskommen sollte, in die er sich selbst manövriert hatte.
Ich bin aber auch zu dumm. Vegeta hat recht. Wie kann man nur so blöd sein, aus dem Haus zu gehen, um Klamotten zu kaufen, und kein Geld mitnehmen?
Er ließ es sich selbst gegenüber auch nicht als Entschuldigung gelten, dass seine Gedanken zu jenem Zeitpunkt mit ganz anderen Dingen beschäftigt gewesen waren. Fast wäre er in Cat hineingerannt, die ihm lächelnd drei große Tüten in die Hand drückte.
"Aber... ich... ich habe kein..."
"Keine Sorge, ist alles schon bezahlt. Und denk dran, heute Abend um zehn Uhr vor dem Deep Red. Sei pünktlich! Ciao!"
Goku starrte sie verwirrt an.
Schon bezahlt? Aber wie... wer...?
Sein Blick fiel auf den Rücken von Vegeta, der sich soeben wegdrehte und vom Tresen aus Richtung Ausgang ging. Einen Moment lang hatte er einen geradezu selbstgefälligen Ausdruck auf dem Gesicht des Prinzen gesehen.
Vegeta...??
Hastig nahm Goku die Tüten entgegen und lief dem Prinzen hinterher.
Er holte ihn ein, als Vegeta soeben blinzelnd den Laden verließ und hinaus in den spätsommerlichen Nachmittag trat. Goku musste kurz schlucken, als er einen wunderbaren Blick auf die von einer äußerst enganliegenden schwarzen Jeans verhüllten Kehrseite des Prinzen bekam. Sein rotbrauner Schwanz war schützend um seine Taille geschlungen. Vegeta sah... zum Anbeißen aus... Hastig wischte Goku solche Gedanken fort. Sein neugewonnener labiler Waffenstillstand mit dem Prinzen stand sowieso auf Messers Schneide, da wollte er lieber äußerst vorsichtig mit dem sein, was er sagte und dachte. Er erinnerte sich, dass das Band zwischen ihnen anscheinend noch stärker geworden war und er konzentrierte sich, um seine Gefühle von Vegeta abzuschirmen. Er wollte den Prinzen nicht mit seinen verwirrenden Emotionen belästigen. Er hatte wenig Übung in dieser Art von mentaler Fertigkeit, aber solange Vegeta es nicht darauf anlegte, ihn durch das Band zu lesen, sollte es halbwegs dichthalten. Er benutzte die mentale Hitze und tödliche Konzentration, die ihn immer inmitten einer Schlacht erfüllten, dazu um seine anderen Empfindungen vor Vegeta abzublocken. Es sollte halten. Es musste halten...
Schweigend gingen die beiden Saiyajin die Straße herunter, Goku etwa zwei Schritte hinter Vegeta, der zielstrebig voranschritt, als wüsste er genau, wo er hin wollte. Mangels einer besseren Idee folgte Goku dem Prinzen einfach wie ein kleines verlorenes Hündchen.
Als aber sein Magen sich plötzlich lautstark zu Worte meldete, blieb er stehen und legte eine Hand über das grummelnde Organ. Vegeta drehte sich um und zog eine Augenbraue hoch. Son Goku legte in gewohnter Art und Weise die Hand an den Hinterkopf und versuchte die schwache Imitation seines sonstigen sorgenfreien Lächelns.
"G... gomen nasai, Vegeta..."
"Hn." war die einzige Reaktion des Prinzen. Dann drehte er sich wieder um und ging zielstrebig in eine bestimmte Richtung. Goku blieb verwirrt stehen. Er wusste nicht, was er aus Vegetas Verhalten deuten sollte. Und er hatte Hunger. Und er spürte überdeutlich, dass seine Verletzungen noch nicht vollständig geheilt waren. Die angeknackste Rippe unter dem Stützverband tat höllisch weh. Er wusste, dass das der Schmerz des Heilungsprozesses war, als sein saiyanischer Kreislauf sich daran machte, den Schaden zu reparieren, aber nichtsdestotrotz... Vegeta blieb stehen und sah sich um.
"Was ist los?"
"Ich... ääh..."
"Du hast Hunger, oder? Hast du genug Ki zum Fliegen?"
"N... nein..." Das stimmte nicht ganz - sein Ki hatte sich soweit erholt, dass er sich wohl einige Minuten in der Luft hätte halten können, aber er war zu neugierig, worauf Vegeta eigentlich aus war.
"Dachte ich mir. Dann müssen wir wohl hier etwas zu Essen für dich finden. Dein Körper benötigt den zusätzlichen Brennstoff, damit die Heilung schneller voran schreitet."
Mit diesen Worten drehte sich Vegeta wieder um und ging weiter. Goku starrte ihm fassungslos hinterher.
Das ist das zweite Mal heute... schon das zweite Mal, dass er sich um mich kümmert...
Er beeilte sich, zu Vegeta aufzuschließen, konnte sich aber den einen oder anderen verwunderten Blick auf seinen schweigsamen Gefährten nicht verkneifen.
Anderthalb Stunden später verließen die beiden Saiyajin ein wirklich vorzügliches (und nunmehr restlos geplündertes) italienisches Restaurant namens "Vittore". Goku sah mehr als glücklich aus. Er hatte soeben zehn Portionen der wahrscheinlich besten Pasta verdrückt, die er je gekostet hatte und noch drei Riesenpizzen mit allem Drum und Dran dazu. Vegeta hatte ebenfalls einen guten Teil zur Vernichtung sämtlicher Vorräte des armen Vittore beigetragen, sich aber ansonsten darauf beschränkt, ziemlich abwesend vor sich hin zu starren. Goku hatte ihn allerdings mehr als einmal aus den Augenwinkeln dabei erwischt, wie er IHN angestarrt hatte, aber Vegeta hatte den Blick stets abgewandt, wenn er den Kopf hob. Gesichtsausdruck wie auch Emotionen des Prinzen waren absolut unleserlich. Vegeta hielt sein Gefühlsleben jetzt sorgfältig verschlossen, das spürte Goku deutlich. Das machte ihn neugierig. Vorhin hatte er starke Emotionen von Vegeta aufgefangen. Was also hatte den Prinzen so vereinnahmt gehabt, dass er nicht daran gedacht hatte, sich abzuschotten?
Vegeta hatte nicht die geringste Ahnung, was in ihm vorging. Seit seiner Meditationserfahrung von vorhin wirbelten die Gedanken in seinem Kopf nur so umher. Er hatte wirklich Probleme, die Realität um sich herum halbwegs zur Kenntnis zu nehmen. Letztendlich hatte seine Meditation doch mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gebracht. Eine Frage die er momentan zu beantworten suchte war beispielsweise, warum es ihn nicht störte, Zeit mit Kakarott zu verbringen, ja warum er sich geradezu unwohl fühlte, immer wenn er daran dachte, den Jüngeren einfach alleine zu lassen. Es war ihm ein Rätsel. Es war fast so, als würde Kakarotts Anwesenheit eine Leere in ihm ausfüllen, als wäre er ruhiger wenn er in der Nähe war, obwohl doch gleichzeitig seine Anwesenheit so viele Fragen aufwarf und ihn so... verwirrte...
Das Licht, das die Dunkelheit zurück hält...
Er hatte auch keine Ahnung, warum er sich tatsächlich ein wenig fürsorglich benahm. Es war ihm eigentlich zutiefst zuwider und doch konnte er nicht verhindern, dass er so etwas wie einen Stich von Besorgnis spürte, wann immer Goku zusammenzuckte, weil seine Verletzungen ihm zu schaffen machten.
Fuck. Das ist wahrscheinlich nur ein untypischer Anfall von schlechtem Gewissen. Als ob er das nicht verdient hätte für seine bodenlose Neugier. Neugier ist der Katze Tod, sagt man doch... na ja, und des Saiyajins Beinahe-Tod.
Aber Vegeta konnte ein kurzes Schaudern nicht unterdrücken, als sein eigener Zynismus ihm ein unangenehmes Bild vor Augen rief.
Blut... und ein Körper zu meinen Füßen... und Dunkelheit...
Merkwürdig... trotzdem scheint es, als sei die Dunkelheit nicht so schlimm, wenn er nahe ist...
Wenn er bei mir ist...
[5] Schweigsam schlenderten die beiden letzten Vollblut-Saiyajin des Universums nebeneinander her, ein jeder in seine Gedanken versunken. Vegeta strich abwesend mit einer Hand über die Oberfläche der steinernen Brüstung zu seiner Rechten. Er blieb stehen und nahm zum ersten Mal seit ein paar Minuten wieder seine Umgebung wahr. Sie standen auf einer Brücke, die sich im kühnen Schwung hoch über dem Fluss erhob, der sich, von alten riesenhaften Bäumen mit rötlichgrünen Blättern gesäumt, in langen trägen Windungen durch die gesamte West City wand. Ruhig floss das Wasser seinen Weg, unaufhörlich, gluckernd und sich vor Stock und Stein teilend, um sich danach wieder zu vereinigen und seinen unaufhörlichen Weg Richtung Meer fortzusetzen. In ein paar Metern Entfernung bemerkte der Prinz aus den Augenwinkeln ein junges Mädchen, das bequem auf einem Brückenpfeiler saß, den Rücken an die Statue eines Engels angelehnt, der zusammen mit seinen elf Brüdern und Schwestern der Brücke als Zierrat diente. Sie warf ihnen einen kurzen Blick zu und widmete sich dann weiter einem großen Block in ihrer Hand, während sie abwesend von Zeit zu Zeit auf einem Bleistift herumkaute. Er schenkte ihr keine weitere Beachtung. Einmal mehr nahm ihm die natürliche Schönheit dieses Planeten den Atem. Er stand am über dem Fluss und spürte die Wärme Kakarotts zu seiner Rechten, der ebenfalls stehen geblieben war und ihn fragend ansah. Vegeta stützte sich leicht mit beiden Händen auf die raue Oberfläche der steinernen Absperrung, welche die Passanten davor schützte, in den Fluss zu fallen, vorsichtig darauf bedacht, sie nicht versehentlich zu zerstören, schloss die Augen und atmete tief ein. Dann öffnete er sie wieder und hob den Blick zu dem feurigen Farbenspiel am Himmel. Er spürte Kakarott an seiner Seite sich entspannen, als der andere Saiyajin Vegetas Gedankengang verstand. Er wandte sich ebenfalls dem gloriosen Sonnenuntergang zu.
Der Himmel stand in Flammen, als die Spätsommersonne ihren letzten farbenprächtigen Gruß an die Welt zu ihren Füßen sandte, bevor sie sich zur Nachtruhe begab...
Genau wie ich... genau wie mein Herz...
Vegetas Augen tauchten ein in die Weite des Himmels über Chikyuu. Die Farben kamen ihm immer noch merkwürdig und fantastisch vor, selbst nach so vielen Jahren. Manchmal hatte er des Abends auf seinem Weg vom Gravitationsraum den Blick zum Himmel erhoben, und halb erwartet, Vegeta-seis prachtvolle Farben zu sehen - das Rot der drei Sonnen, die das Land in ein warmes Licht tauchten, und sich langsam über ein strahlendes intensives Purpur hin zu einem dunklen Violett verfärbten, das langsam in Smaragdgrün überging und schließlich zu schwarz wurde.
Selten hatte Vegeta sich die Zeit genommen, den Sonnenuntergang in seiner vollen Schönheit zu betrachten. Er war kein Verächter der Schönheit - ganz im Gegenteil, sein Sanktuarium bewies, dass er sie sogar sehr zu schätzen wusste in all ihren mannigfaltigen Formen - es war nur so, dass gerade der feurige Himmel ihn irgendwie an seine Heimatwelt erinnerte, die für immer für ihn verloren war. Eine tiefsitzende Traurigkeit war es, die sich für ihn mit dem grandiosen Farbspiel am intensivsten verband. Selten hatte er es ertragen könne, so einfach wie jetzt der sinkenden Sonne zuzusehen. Aber heute... nach allem was geschehen war... eigentlich müsste Aufruhr in ihm toben, doch er spürte nur eine merkwürdige, willkommene Ruhe. Er hinterfragte sie nicht - sie war ein Geschenk, und er dankte dem unbekannten Spender dafür. In diesem einen Moment waren sein Geist und sein Herz zufrieden, und er im Einklang mit der Welt um sich, dem ruhig fließenden Fluss, den Bannern der sterbenden Sonne am Firmament, dem Mädchen auf der Brücke... und Kakarott. Vegeta runzelte die Stirn und forschte in sich, aber so sehr er auch suchte - er fand keine Spur von Zorn oder Hass, wenn er an den jüngeren Saiyajin neben sich dachte. Er wusste, dass da immer noch Verwirrung war, und vielleicht auch irgendwo noch Unbehagen und ein wenig der alten Verachtung, und wenn er sich intensiv konzentrierte, spürte er, dass sein ewiger Zorn immer noch irgendwo brannte - aber für jetzt war es still. Er spürte... eine beinahe freundliche Stimmung in sich. Wärme. Ein warmes, merkwürdiges, unbekanntes Gefühl... und es hing mit Kakarott zusammen. Ein Teil davon, das spürte er, kam aus dem Band. Kakarotts Herz war schwer, aber es war nicht düster. Die Emotionen, die von ihm ausstrahlten waren... gedämpft, so als habe er sie mit irgendetwas versperrt, aber sie waren da, und Vegeta spürte, dass auch er in einer merkwürdig ruhigen Stimmung war. Es war, als halte die ganze Welt den Atem an, als wären sie in einen Augenblick der Ewigkeit eingetaucht, der immer halten würde, wenn sie es denn nur wollten... und Vegeta wollte es, er sehnte sich nach dieser Ruhe, die er zum ersten Mal besaß, er wollte sie, diese Abwesenheit des Schmerzes und des Leides und des Zornes und der Dunkelheit... wollte sie so sehr...
Er spürte mehr als er sah, wie Goku den Kopf drehte und einen langen nachdenklichen Blick auf ihm ruhen ließ. Er spürte gleichzeitig eine unvertraute Welle der Wärme durch ihr Band. Sie erfüllte ihn und vertrieb die Reste der Dunkelheit. Sie wärmte sein erstarrtes Herz.
Son Goku starrte Vegeta verwundert an. Der Prinz schloss kurz die Augen und öffnete sie dann langsam wieder, während er sich langsam gegen die steinerne Brüstung vor ihm lehnte. Goku folgte dem unvertraut weichen Blick des Prinzen und hielt den Atem an, als er des wunderbaren Sonnenuntergangs gewahr wurde, der sich direkt vor ihnen abspielte. Ein tiefes Purpurrot umgab das leuchtende Orange des sinkenden Sonnenballs, ein sanftes, diffuses, blassgelbes Glühen löste das zarte Himmelsblau des Firmaments ab. Wolkenbänder in kräftigen Lila- und Rosatönen wanden sich durch den endlosen Himmel und am Horizont schimmerte schon das dunkle Violett der nahenden Dunkelheit. Vegetas Züge waren in das Licht der untergehenden Sonne getaucht und Goku konnte nicht anders, als immer wieder Blicke auf den Prinzen an seiner Seite zu werfen. Er schluckte. Die zarten Pastelltöne des himmlischen Schauspiels zauberten eine ungewohnte Weichheit auf die scharfen Züge. Sie brachten die rötlichen Lichter in Vegetas ansonsten schwarzen Haaren zum Vorschein. Vegetas Schwanz war nicht wie sonst eng um die Taille des Prinzen gewickelt sondern schweifte langsam und beinahe sorglos hinter ihm umher. Er leuchtete rotbraun im diffusen Dämmerlicht.
[6] Er ist wunderschön. Und er ist noch viel mehr... so rätselhaft und kompliziert... eine immerwährende Herausforderung. Er ist wie ein Puzzle... nein... er ist wie eine Symphonie. Jeder Ton für sich genommen ist nur schön oder dissonant oder ungewohnt... aber zusammen ergeben sie ein perfektes Ganzes, eine wunderschöne Melodie. Und wenn auch nur ein Ton fehlt, ist die ganze Symphonie zunichte.
In diesem zeitlosen Moment flog Son Gokus Herz dem schweigsamen dunklen Prinzen entgegen und er hätte alles dafür gegeben, ihn in die Arme nehmen zu können. Bevor er noch darüber nachdenken konnte, hatte er bereits eine Hand gehoben, um sie um Vegetas Schultern zu legen, als ihm bewusst wurde, was zu tun er im Begriff war. Die Hand schwebte hinter Vegetas Rücken und Son Goku wusste, dass er eigentlich Angst haben müsste, dass Vegeta sie bemerkte. Aber er hatte keine Angst. Er fühlte eine tiefe Ruhe in sich. Langsam ließ er die Hand sinken.
Soweit sind wir noch lange nicht. Aber ich werde nicht aufgeben. Vielleicht werde ich niemals einfach so bei dir stehen können und dich in meine Arme nehmen können, aber das ist mir egal. Ich liebe dich, Vegeta... ich wünschte, ich könnte dir das sagen. Und meine Liebe ist stark... ich werde an deiner Seite bleiben, was immer auch geschieht, wenn du mich lässt. Ich werde dein Schutz und deine Stütze sein, auch wenn du mich hassen würdest, wenn du je davon erfährst. Ich... ich glaube nicht, dass du mich hasst. Ich glaube, du bist genauso verwirrt, wie ich oft bin. Ich möchte dir so gerne sagen, was ich fühle... aber ich werde schweigen, denn ich möchte nicht, dass dieses kostbare Band zwischen uns, das noch so zart ist, durch meine dummen Worte zerschlagen wird. Ich warte und ich hoffe, Vegeta... dass du eines Tages zu mir kommen wirst. Auch wenn ich vielleicht bis in alle Ewigkeit warten muss... ich bin glücklich... wenn ich nur bei dir sein darf.
Son Goku seufzte. Eine Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit. Er sah zu einem Brückenpfeiler hinüber, wo ein junges Mädchen mit kurzen blonden Haaren saß, das immer wieder ruckartig zu ihnen herüberschaute und dann eifrig auf einen großen Block kritzelte. Er beobachtete ihr merkwürdiges Verhalten einen Moment lang. Schließlich wurde ihm klar, dass sie entweder etwas hinter ihnen zeichnete - er sah hinter sich aber nur eine relativ uninteressante Häuserreihe - oder sie beide. Seine Neugier war geweckt. Er schaute zu Vegeta. Der Prinz war immer noch tief in Gedanken versunken. Goku lächelte, und ein wissender Beobachter hätte vielleicht einen Anflug ungewohnten Schabernacks in dem Lächeln bemerkt. Er wartete, bis sich das Mädchen wieder konzentriert über ihren Block beugte und legte zwei Finger an die Stirn. Ihr Ki als Ankerpunkt benutzend, materialisierte er sich direkt hinter ihr. Neugierig beugte er sich vor und warf einen Blick auf das Blatt. Seine Augen wurden groß.
Auf dem Bild waren Vegeta und er zu sehen. Es war keine einhundertprozentig realistische Darstellung. Sie waren ein wenig verändert, aber nichtsdestotrotz absolut eindeutig identifizierbar. Die weißen Hemden schienen leicht im sanften Wind zu wehen. Der Sonnenuntergang im Hintergrund war durch kräftige Rot- Orange- und Gelbtöne angedeutet. Aber die junge Zeichnerin hatte sich ganz eindeutig der künstlerischen Freiheit bedient. Denn auf dem Bild sah man ihn und Vegeta nicht nebeneinander stehen, wie es in der Realität gewesen war. Son Goku starrte das Bild an.
Woher wusste sie...
Auf dem Bild umarmten sie einander und sahen sich tief in die Augen. Es war... unheimlich. Als habe die Zeichnerin nicht eingefangen, was sie gesehen hatte, sondern was er gedacht hatte - seinen Wunschtraum, in dem er Vegeta in den Armen hielt. Er schluckte mühsam. Das Bild war... wunderschön. Es repräsentierte alles, was er sich ersehnt hatte.
Naja, fast alles...
Auf dem Gesicht des gezeichneten Vegeta lag ein leichtes Lächeln, einen Ausdruck, den sich Goku von Herzen wünschte, auf dem Gesicht des realen Vegeta zu sehen. Er seufzte tief.
Der Kopf der jungen Zeichnerin ruckte hoch und sie zuckte so heftig zusammen, dass sie das Gleichgewicht verlor und drohte, von der Brücke in den Fluss zu fallen. Gokus Reflexe bewahrten sie und ihre Zeichnung vor einem nassen Tod. Sein Arm schoss vor und packte das Mädchen sicher, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Sie war kreidebleich vor Schrecken und beruhigte sich nur langsam wieder.
"Alles okay?"
"J... ja. Sie haben mich furchtbar erschreckt!"
"Tut mir leid... Das war bestimmt nicht meine Absicht."
"Mmh... wie sind Sie überhaupt so schnell von da nach hier...?" Sie schaute verwirrt.
"Ah... na ist ja auch egal... vielen Dank jedenfalls, dass Sie mich festgehalten haben. Sonst wäre ich sicher in den Fluss gefallen."
"Kein Problem... es war ja schließlich meine Schuld, dass du dich so erschreckt hast. Ich wollte nur so gerne das Bild sehen..."
Das Mädchen sah erst erstaunt aus und lächelte dann. Sie schaute auf das Bild und ihre Augen wurden träumerisch.
"Tut mir leid... ich weiß, es gehört sich nicht, Leute einfach so zu zeichnen, ohne sie um Erlaubnis zu fragen. Aber irgendetwas kam über mich... da war so eine Stimmung. Ich... ich musste das einfach einfangen."
"Ich verstehe... ich bin nicht böse. Aber... ich wüsste gerne, warum du das Bild so gemalt hast und nicht, wie es wirklich war."
Der Blondschopf wurde rot und sah zu Boden.
"Das... ich wollte eigentlich die Realität zeichnen, aber da war so ein Gefühl... Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen können, aber mir schien es, als wären Sie beide sich sehr nahe. Ich hatte einfach dieses Bild vor Augen... es war so stark und klar, das habe ich noch nie erlebt. Es tut mir leid... ich hoffe, Sie nehmen mir das nicht übel. Ich weiß ja nicht, was Sie wirklich für eine Beziehung zu dem Mann da heben..." Sie sah immer noch zu Boden, aber Goku konnte aus ihrer Haltung lesen, dass sie zunehmend sicherer wurde. Sie schämte sich nicht für das Bild und er nahm es ihr nicht übel.
Als ob ich mich je meiner Gefühle für Vegeta schämen würde... ich ahne woher dieses Bild gekommen ist. Sie muss sehr sensibel sein.
"Es ist wunderschön."
"Finden Sie?" Sie lächelte und blickte auf. Kurzentschlossen griff sie nach einem Stift und malte einen schwungvollen Kringel unter das Bild - Goku musste sich anstrengen, um es zu lesen, aber es sah nach "Saya" aus - riss es dann schwungvoll vom Block ab, den sie hastig mit der Oberseite nach unten beiseite legte, und gab es ihm.
"Hier... als Dankeschön für die kleine Rettungsaktion vorhin. Und... als Ansporn" Sie grinste bis über beide Ohren und zwinkerte Goku zu. Er schaute einen Moment perplex und nahm das Blatt entgegen. Dann lächelte er verstehend.
"Was grinst ihr beiden denn so?"
Vegetas scharfe Stimme ließ ihn herumfahren. Der Prinz hatte sich zu ihnen umgewandt und trat jetzt ein paar Schritte näher. Der verzauberte Moment war verflogen. Sein Gesicht trug wieder den üblichen verschlossenen Ausdruck, wobei sich seine Augen argwöhnisch verengten. Son Goku begann zu schwitzen.
Auf keinen Fall darf er das Bild sehen!
Er faltete das Blatt sorgfältig und steckte es ein. Seine Nervosität war auch dem Mädchen nicht entgangen, als sie höchst neugierig von einem Mann zum anderen blickte.
"Nichts, gar nichts Vegeta... lass uns zur CC zurück gehen, wir müssen uns noch umziehen, ja?"
Goku lächelte Saya noch einmal entschuldigend an und ging Vegeta einen Schritt entgegen, in der Hoffnung, ihn von der Thematik abzulenken. Saya lächelte zurück und sprach so leise, dass Vegeta es nicht hören konnte - das hoffte Goku jedenfalls.
"Ihr zwei seid ein schönes Paar... ich wünsche euch alles Glück der Welt. Ich hab so ein Gefühl, dass ihr es brauchen werdet. Und wenn ihr mal weitere Bilder von Euch zwei Bishonen haben wollt... ihr wisst, wo ich zu finden bin." Sie zwinkerte neckisch. Goku wurde rot, nickte und packte Vegeta am Arm, um ihn praktisch von dannen zu zerren.
"Was zum... Lass mich gefälligst los, du verdammter drittklassiger Bakayaro!"
"Eh... gomen, Vegeta... wir müssen jetzt wirklich los..."
"Grrr! Vielen Dank auch, ich kann alleine gehen!"
Woraufhin der überrumpelte Prinz ihm einen seiner berühmten Todesblicke zuschoss und ruckartig seinen Arm von Gokus Hand befreite. Grummelnd und vor sich hin fluchend stakste Vegeta davon, einen sehr erleichterten Goku im Schlepptau.
Saya blickte dem ungleichen Paar hinterher und der träumerische Ausdruck auf ihrem Gesicht verstärkte sich noch weiter, während sie anfing, über das ganze Gesicht zu grinsen. Sie wurde manchmal ob ihres Alters unterschätzt, sowohl was ihre zeichnerischen Fähigkeiten anging, als auch was... andere Dinge betraf. Sie war keineswegs so unschuldig, wie sie vorgeben konnte zu sein.
Im Geiste zog sie die beiden bereits aus und überlegte sich, aus welcher Perspektive sie wohl am vorteilhaftesten aussehen würden...
Sie grinste herab auf ihren Block, hob ihn auf und drehte ihn um. Sie war sehr froh, dass keiner von den beiden Bishonen gesehen hatte, was sich unter dem anderen Bild verbarg. Saya lächelte still in sich hinein, als sie überlegte, wie viele Kommentare sie wohl für dieses Bild im Internet bekommen würde. Konzentriert hob sie einen Stift an die Lippen und kaute kurz daran, bevor sie ihn senkte und sich daran machte, das zweite Bild [4] zu vollenden - jenes Bild, welches zwei gutaussehende dunkelhaarige Männer, einen mit einem Flammenschopf und einen zweiten mit stachelig abstehenden Haaren, in weißen Hemden zeigte - die sich in einer äußerst... verfänglichen Pose befanden.
Genau diese beiden Männer schritten derweil dem Sonnenuntergang entgegen, glücklicherweise ahnungslos über ihr Schicksal als zukünftige Stars des Internets. Vegeta konzentrierte sich grummelnd und vor sich hin starrend auf nichts weiter als den Weg nach Hause, und vergaß darüber sogar, grimmig zu gucken. Goku sah die ganze Zeit ein bestimmtes Bild vor Augen.
Alles ändert sich... es hat schon begonnen, ich fühle es. Du bist so anders.. gibt es Hoffnung..? Soviel mehr, Vegeta. Da ist soviel mehr... wie eine Melodie aus Tönen besteht und eine Symphonie aus Melodien, so sind auch Liebe und Leidenschaft und Lust miteinander verwoben. Erwiderst Du auch nur eine der Melodien, die mein Herz singt..?
Hätte der Prinz auch nur einmal aufgesehen, der Ausdruck von Sehnsucht auf dem Gesicht des jüngeren Saiyajin hätte ihn vermutlich sehr aus dem Gleichgewicht gebracht. Goku's Lippen formten einen Namen und ein Lächeln, dass gleichzeitig ein Versprechen war. Dann schob er eine Hand in die Hosentasche seiner Jeans, wo sie ein gewisses Stück Papier ganz leicht berührte, wie um sich zu vergewissern, dass es noch da war...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ < p class="MsoBodyText c9">Ende Teil 9
Anmerkungen:
[1] Dieses Outfit hat Rogue entworfen.
[2] Dieses Outfit hat Azurite entworfen.
[3] Dieses Bild findet ihr unter: http://www.fanarts.de/fanart.php4?id=100514&sort=zeichner
[4] Dieses Bild findet ihr unter: http://www.fanarts.de/fanart.php4?id=102035&sort=zeichner
[5] Die beschriebene Brücke gibt es tatsächlich. Sie befindet sich in Rom und überspannt dort den Tiber direkt vor der bekannten Engelsburg.
[6] Diese Szene wurde zu den Klängen von Dark Moor's "Your Symphony" geschrieben.
Your Symphony
I know that you need me
To survive in this world
world of empty words
take my hand and feel me
if I'll be your friend...
forever be
In the depths of wind
could be playing with me
your symphony
Playing on and on
never be alone
sing my song
I stay by your side, [girl,]
through the endless hate, my dear,
The rain disappears
the poison of your life
fills my glass and I...
I drink, I die
In the depths of wind
could be playing with me
your symphony
Playing on and on
never be alone
sing my song
You give me the light
all my cold nights
Your fantasy
will be my symphony