Fan Fiction ❯ Regentropfen ❯ Begegnung mit andren Sichten ( Chapter 1 )
[ Y - Young Adult: Not suitable for readers under 16 ]
Das erste was er sah war ein Stockbett, dass mit Kleidungsstücken nur so voll gepackt wurde, dass diese schon zu Boden fiel.
Dann fiel sein Blick auf einen Schreibtisch, der links vom Bett stand und auf dem sich Bücher, Blöcke, Stifte und anderes
Zeug tummelte. Daneben lag eine Tasche aus der ein weißes Shirt lugte und ein Turnschuh lag umgekippt daneben. Der Schrank
stand offen und beinhaltete zwei Taschen, ein Paar Skates und eine Lederjacke, welche an der rechten offenen Flügeltür hing. In der Ecke stand ein Kleiderständer. Als Yue den Raum betrat und die Tür hinter sich schloss, konnte er auch den Rest des Zimmers sehen. Der sah aber nicht anders aus. Einzig das obere Bett des zweiten Stockbettes, das direkt hinter der Tür stand war nicht angeräumt. Gleich daneben stand ein weitere Kasten, der geschlossen war und der entweder nicht benutzt wurde, oder einfach nur das Chaos verbarg. Die Vorhänge waren zum Teil geschlossen, was ein leichtes Zwielicht erzeugte. An der rechten Seitenwand, die zwischen dem ersten Stockbett und dem zweiten Schrank lag, befanden sich zwei Türen, die ebenfalls aus dunklem Holz waren. Vermutlich wieder schwarzes Ebenholz. Was hatte diese Schule nur mit schwarzem Holz und weißen Wänden. Wahrscheinlich waren die Wände des Zimmers auch weiß, wie die des Flures und der Eingangshalle. Da Yue nicht wusste wo er seine Tasche hinstellen sollte ließ er sie einfach auf den Boden fallen. Im Zimmer war es still, deshalb ging er auf die rechte der beiden Türen zu und öffnete
sie. Die Küche, die dahinter lag war, wie konnte es auch anders sein, in weiß und schwarz gehalten.
"Bin ich hier in einem Schwarz-Weiß-Film?" Yue knallte die Tür wieder zu und näherte sich der Zweiten. Doch als er die Hand
nach dem Griff ausstreckte, wurde diese von Innen geöffnet und er starrte auf einen Jungen, der ungefähr einen Kopf größer
war als Yue selbst.
Mist, wenn mein Zimmergenosse schon ein Einzelgänger sein musste, warum dann auch noch größer als ich selbst?
"Wer bist du denn?"
Na freundlich war die Stimme auch nicht gerade, obwohl auf Freundlichkeit hätte ich jetzt wohl auch ziemlich allergisch
reagiert. Aber anstatt seine Frage zu beantworten musterte ich meinen Gegenüber, der nur mit einer Boxershorts bekleidet
zurückstarrte. "Ich bin Yue und du solltest dir was anziehen." Damit riss ich ihm die Tür aus der Hand und knallte sie zu.
Doch wenn Yue damit gerechnet hatte, dass er jetzt einige Minuten Verschnaufpause hatte um sich den neuen Umständen
anzupassen, so hatte er sich geirrt.
Die Tür wurde fast in der selben Sekunde wieder aufgerissen und Yue fand sich auf dem Boden wieder. Als er sich aufrichten
wollte, wurden seine Hände neben seinem Kopf an den Boden genagelt und der fremde Junge saß auf seinen Oberschenkeln.
"Hey was soll das!" Natürlich versuchte Yue sich zu währen, doch das half ihm nicht viel. Der andere Junge hatte ihn
bewegungsunfähig gemacht.
"Was willst du hier in meinem Zimmer."
Nun packte Yue die Wut. "Dein Zimmer? Pah dass ich nicht lache. Das hier ist auch mein Zimmer."
Misstrauisch beäugte ihn sein Gegenüber. "Dann bist du der Neue?"
"Scheint so, auch wenn ich nicht gerade Luftsprünge deswegen mache."
Der Andere schenkte ihm noch einen missmutigen Blick und erhob sich dann von Yue. Doch anstatt ihm hoch zu helfen,
schlenderte er zum Stockbett, das Yue zuerst erblick hatte und angelte nach einer Hose und einem Shirt.
Also blieb Yue nichts anderes übrig als sich allein hoch zurappeln und ihn finster anzublicken.
"Hat hier eine Bombe eingeschlagen?"
"Nein."
"Könntest du mein Bett frei machen?"
"Nein." Yue geriet langsam in Rage.
"Und warum nicht?"
"Hab keine Lust."
Oh jetzt reichte es. Den ganzen Tag über war Yue jetzt schon mies aufgelegt gewesen, doch der Typ brachte das Fass zum
überlaufen.
Mit ein paar schnellen Schritten war er bei dem ersten Stockbett und schnappte sich einige Kleidungsstücke, die er einfach
quer durch den Raum auf das andere Bett warf.
Natürlich fiel das meiste auf dem Weg dort hin zu Boden, doch das scherte ihn nicht besonders. Sein Zimmergenosse blickte
ihn kurz dabei zu, doch dann packte er Yues rechte Hand und zerrte einmal kurz daran, so dass dieser einen Schritt in seine
Richtung machte.
"Was glaubst du, was du da machst?"
"Ich mache mein Bett frei, ist das so schwer zu begreifen." Yue wurde gegen die Front des Bettes gedrückt und blickte in
funkelnde grüne Augen.
"Hör mal zu Kleiner. Du solltest dich vorher erkundigen mit wem du es hier zu tun hast. Es wäre nicht ratsam dich mit mir
anzulegen."
"Tja und wenn ich schon länger hier wäre, würde ich dir das selbe raten." Yue schob den anderen von sich und ließ provokativ
ein weiteres Kleidungsstück durch die Luft segeln.
"Hör auf damit."
"Wieso? Schließlich muss ich doch irgendwo schlafen."
Sein Gegenüber funkelte ihn an und Yue warf abermals ein Kleidungsstück durch die Luft.
"Jetzt reicht es." Yue wurde an den Schultern gepackt und heftig durchgeschüttelt.
"Lass … los!" Yue packte Davids Hände und riss sie von sich weg.
"Nimm deine Pfoten von mir du Wichser!" Im selben Augenblick als er die Worte ausgesprochen hatte, wusste Yue, dass er zu
weit gegangen war. Er wurde abermals gegen die Front des Bettes gedrückt und sein Gegenüber umschloss unsanft Yues Kinn.
"Hör mir mal ganz genau zu Knirps. Ich sage hier wie der Hase läuft und wenn du dich nicht damit abfinden kannst, kannst du
vor der Tür schlafen. Verstanden?"
Der Druck auf Yues Kinn wurde fester. "Verstanden?" Davids Stimme war leise und scharf und seine Augen schienen Yue zu
durchbohren.
Dieser nickte, bevor er überhaupt noch wusste was er machte.
"Gut." Damit ließ ihn sein Gegenüber wieder los und begann sich anzuziehen.
Doch als er sich gerade das Shirt anziehen wollte, traf ihn Yues Schlag in den Magen und er krümmte sich zusammen und fiel
auf die Knie.
"Ich bin ja kein Fan von Gewalt, aber ich lasse mich auch nicht herumschupsen."
"Mistkerl!" David sprang mit einem Satz auf und warf sich auf Yue, der durch das Gewicht aus dem Gleichgewicht kam und mit
David zu Boden fiel. Beide versuchten den anderen unten zu halten und gleichzeitig den Tritten und Fäusten auszuweichen.
Schließlich gelang es David Yue am Boden festzunageln. Er packte ihn an den Gelenken und drückte sie ohne Gnade gegen den
Fußboden. Dann hockte er sich auf Yues Bauch und verkeilte seine Füße mit denen von Yue.
"So und was machst du jetzt Schlauberger?"
"Geh runter von mir." Yue bäumte sich auf, doch es half nichts, durch Davids Gewicht wurde er wieder zu Boden gedrückt ohne
etwas ausrichten zu können.
"So kannst du gar nichts gegen mich ausrichten. Du sitzt in der Falle."
Yues Augen verschmälerten sich und dann wand er den Kopf ab. "Geh runter von mir, du bist schwer."
"Oha, bin ich zum falschen Zeitpunkt gekommen?"
Yue schrak auf und blickte zur Tür in der ein braunhaariger Junge stand und sie aus amüsiert funkelnden blauen Augen
musterte.
"Jamie du störst."
"Das sehe ich, aber ich weiß nicht, ob das der Neuen auch so sieht."
"Sag ihm, dass er von mir runter gehen soll. Der quetscht mir noch die Eingeweide zusammen."
"Also David, du hast gehör. Geh doch bitte runter von ihm."
"Nö keine Lust." David grinste gemein und verschränkte seine Finger mit denen von Yue.
"Sag mir nicht, dass du ein neues Beutestück gefunden hast."
"Warum nicht? Er ist mit mir im Zimmer, besser kann es doch gar nicht sein."
"Ach komm schon, er ist noch nicht mal eine Stunde hier und du willst ihn schon verführen."
"Was bitte schön!" Yue bäumte sich abermals auf, doch David drückte ihn wieder zu Boden.
"David komm schon. Lass ihn doch wenigstens eine kleine Eingewöhnungsphase." Jamie trat noch einen weitern Schritt in den
Raum und schloss die Tür.
"Außerdem solltest du aufräumen. Hier siehts ja aus als wäre ein Tornado hindurchgefegt."
"Das ist seine Schuld und dafür wird er bestraft."
Gerade als Yue protestierend den Mund öffnete, presste David seine Lippen auf Yues und drang mit der Zunge in dessen Mund
ein. Yues Augen weiteten sich überrascht, doch bevor er reagieren konnte löste David auch schon seine Lippen von Yues und
löste seine Beine von seinen. Dann erhob er sich und grinste Jamie an.
"Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?"
"Oh ich wollte nur sehen ob du den Neuen nicht gleich aus dem Fenster wirfst."
"Was sollte dass denn eben!" Yue sprang fuchsteufelswild auf und stürmte auf David zu. Seine Fäuste waren geballt, doch der
Schlag wurde mitten in der Luft abgefangen und auch der zweite Schlag, der auf Davids Schläfe zielte wurde abgefangen.
David grinste nur und drückte beide Arme auf Brusthöhe hinunter.
"Hör mal zu. Du solltest endlich kapieren wann du verloren hast. Oder soll ich dich etwa noch mal flachlegen?"
Yue lief rot an und riss sich von David los.
Jamie hingegen lachte amüsiert.
"Du siehst wirklich niedlich aus wenn du rot wirst. Es kommt bei deinen blonden Haaren und den grauen Augen so schön zur
Geltung. David mit seinen schwarzen Haaren würde es gar nicht stehen." Yue funkelte die beiden finster an.
"Schwuchteln. Klasse von allen Menschengattungen die es gibt muss ich unbedingt Schwuchteln erwischen."
Jamie grinste nur breiter, doch David ging drohend auf Yue zu.
"Sag diese Wort nie wieder, sonst muss ich dir vielleicht weh tun."
"Ach David, als wenn du jemanden weh tun könntest. Eher würdest du ihn davon überzeugen, dass es gar nicht so schlecht ist
nicht wahr."
"Ihr habt doch beide ne Vollmeise." Mit einer heftigen Bewegung fegte er die restlichen Kleidungsstücke vom oberen Bett,
schwang sich dort hinauf und zog sich die Decke über den Kopf.
Jamie und David sahen sich an und grinsten breit. Ein neues Opfer war doch immer etwas herrliches womit man sich die Zeit
vertreiben konnte. Jamie lehnte sich zu David hinüber und flüsterte ihm leise etwas ins Ohr. Dieser grinste nur breit und
nickte. Dann räusperte sich Jamie und meinte mit gespielt ernster Stimme in den Raum hinein.
"Morgen helf ich euch dann zusammen räumen. Da es uns frei gestellt ist ob wir Studien fabrizieren oder nicht komm ich um
zehn also seid aus den Betten ihr zwei. Gute Nacht Yue."
Damit viel die Tür ins Schloss und kurz darauf fiel das Licht aus.
Yue lag unter der Decke und rührte sich nicht. Wo war er da nur hinein geraten. Das konnte doch einfach alles nicht wahr
sein. Wieso musste das immer ihm passieren. Als wenn er nicht schon genug Probleme mit seinen Eltern gab und die ihn auch
noch in ein Internat abschoben.
Erst als einige Zeit vergangen war in der sich nichts rührte, schlug er die Decke zur Seite und erhob sich. Darauf bedacht
keinen Laut zu machen, der seinen Zimmergenossen aufwecken konnte, schlüpfte er aus der Jacke und zog sich die Schuhe aus.
Für diese Nacht musste es wohl reichen nur mit Polster und Decke zu schlafen. Morgen musste er dann seine Sachen auspacken
und sein Bett überziehen.
Als er das Licht an seiner Armbanduhr aufdrehte zwinkerte er heftig. Was erst acht Uhr und die beiden gingen schon schlafen?
Bin ich denn im Kindergarten oder was? Mit energischen Schritten ging Yue zum Lichtschalter neben der Tür und wollte diesen
gerade betätigen, als er auf etwas warmes stieß.
Schreckhaft zog er die Hand zurück und versuchte in dieser Dunkelheit etwas zu erkennen, doch es gelang ihm nicht.
"Ich dachte mir, dass du die Uhrzeit bald bemerken würdest. Dass du dir gemerkt hast wo der Lichtschalter ist, ist jedoch
eine wahre Kunst." Davids Worte klangen leicht spöttisch und Yue wurde schon wieder wütend.
"Könntest du dann bitte das Licht aufdrehen oder hast du vergessen, dass du kein Geist bist."
"Wirklich, das muss mir entfallen sein."
"Mach endlich oder geh zur Seite." Durch die Dunkelheit fühlte Yue sich irgendwie ausgeliefert. Als dann geräuschlos das
Licht anging zuckte er überrascht zusammen.
Sein Gegenüber hatte noch immer nur die schwarze Hose an, was Yue ganz und gar nicht passte. Aber er konnte diesem David ja
nicht vorschreiben welche Klamotten er zu tragen hatte. Und was ihm am meisten gegen den Strich ging, war das amüsierte
Lächeln das auf Davids Lippen lag. Ärgerlich funkelte er ihn an und wand sich dann ohne ein weiteres Wort um.
In Gedanken fluchte er über sich selbst, wollte aber nicht schon wieder einen Streit mit dem Größeren provozieren, denn
dieser schien es irgendwie einfach nur amüsant zu finden, dass er sich währte. Als wollte sich jemand freiwillig von dem
Typen an den Boden nageln lassen.
Gerade als er daran gehen wollte seine Sachen auszupacken, fiel ihm wieder ein, dass hier sowieso kein Platz herrschte und
ließ sie lieber in der Tasche. Er kramte nur nach dem Waschzeug und trollte sich dann ins Badezimmer.
Yue stellte sich unter die Dusche, aber nicht ohne vorher sicher zu gehen, dass abgesperrt war. Irgendwie hatte er das Gefühl,
dass ihm das bei David auch nicht viel nützen würde, aber es war wenigstens so etwas wie eine Illusion von Sicherheit. Die
warme Dusche tat seinen angespannten Nerven sehr gut und Yue stand länger unter der Dusche als notwendig gewesen wäre. Danach
rubbelte er sich noch am und zog sich eine schwarze Boxershorts an.
Als er das Bad verließ, rubbelte er sich gerade die Haare trocken und achtete gar nicht auf David, der auf seinem Bett saß
und Yue genau beobachtete.
"Meinst du nicht, das es gefährlich ist hier nur in Boxershorts herumzulaufen?"
Yue ignorierte ihn weiterhin und holte eine Bürste aus der Tasche. Er warf das Handtuch über eine der Sprossen der Leiter und
begann damit seine Haare zu bürsten. Als er fertig war, wirbelte er sie mit einigen Handbewegungen durcheinander und packte
die Bürste wieder weg.
David hatte ihn beobachtete und seine Miene wurde immer finsterer, je mehr Yue so tat, als würde es ihn nicht geben.
"Hör mal zu, ich hab mit dir geredet."
Wieder keine Antwort.
David mochte es nicht, wenn er ignoriert wurde. Ängstliche Distanz war eine andere Sache und eine häufige Reaktion auf sein
Erscheinen, aber niemand hatte es bis jetzt gewagt ihn zu ignorieren. Der Kleine wusste eindeutig nicht mit wem er es hier
zu tun hatte.
Yue schnappte sich sein Handtuch und verschwand wieder im Bad um es dort zum trockenen aufzuhängen.
Die Gelegenheit nutzte David und folgte ihm. Als er das Badezimmer betrat, verschloss er die Tür und lehnte sich dagegen.
"Was machst du jetzt?"
Immer noch ignorierte Yue ihn und begann damit seine Badesachen in eines der Kästchen zu verstauen.
Langsam wurde es David zu viel. Er schnappte sich beide Handgelenke des Jungen und drückte ihn dann gegen die Fließen.
Als die erhitzte Haut auf die nasskalten Fließen traf, jagte eine Gänsehaut über Yues Rücken und breitete sich auf dem ganzen
Körper aus. Mit trotzigem Blick wand er den Kopf ab und studierte den Raum, der anscheinend das interessanteste war, das er
jemals gesehen hatte.
"Sieh mich an."
Yue dachte gar nicht daran auch nur einen der Befehle des größeren Jungen zu befolgen. Denn mehr als Befehle waren es nicht.
Es ließ sich von niemandem etwas befehlen, nicht mehr.
David zog Yues Arme über dem Kopf zusammen und hielt sie dort mit seiner Rechten fest. Die Linke schloss sich um Yues Kinn
und drehte sein Gesicht so, dass ihm nichts anderes übrig blieb als David anzusehen.
"Schon besser." Ein spöttisches Lächeln lag auf Davids Lippen und Yues Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
"Warum lässt du mich nicht in Ruhe?"
Davids Lächeln wurde breiter.
"Du bist zu niedlich um dich in Ruhe zu lassen."
Yue versuchte seine Hände frei zu bekommen, doch der Griff seines Gegenüber war zu fest.
"Na, na, na wir wollen doch nicht fliehen oder?"
"Und was ist wenn? Schließlich muss nicht jeder angetan sein von deiner Gegenwart."
"Oh bissig auch noch, das ist ja wie im Traumland."
Dann fiel sein Blick auf einen Schreibtisch, der links vom Bett stand und auf dem sich Bücher, Blöcke, Stifte und anderes
Zeug tummelte. Daneben lag eine Tasche aus der ein weißes Shirt lugte und ein Turnschuh lag umgekippt daneben. Der Schrank
stand offen und beinhaltete zwei Taschen, ein Paar Skates und eine Lederjacke, welche an der rechten offenen Flügeltür hing. In der Ecke stand ein Kleiderständer. Als Yue den Raum betrat und die Tür hinter sich schloss, konnte er auch den Rest des Zimmers sehen. Der sah aber nicht anders aus. Einzig das obere Bett des zweiten Stockbettes, das direkt hinter der Tür stand war nicht angeräumt. Gleich daneben stand ein weitere Kasten, der geschlossen war und der entweder nicht benutzt wurde, oder einfach nur das Chaos verbarg. Die Vorhänge waren zum Teil geschlossen, was ein leichtes Zwielicht erzeugte. An der rechten Seitenwand, die zwischen dem ersten Stockbett und dem zweiten Schrank lag, befanden sich zwei Türen, die ebenfalls aus dunklem Holz waren. Vermutlich wieder schwarzes Ebenholz. Was hatte diese Schule nur mit schwarzem Holz und weißen Wänden. Wahrscheinlich waren die Wände des Zimmers auch weiß, wie die des Flures und der Eingangshalle. Da Yue nicht wusste wo er seine Tasche hinstellen sollte ließ er sie einfach auf den Boden fallen. Im Zimmer war es still, deshalb ging er auf die rechte der beiden Türen zu und öffnete
sie. Die Küche, die dahinter lag war, wie konnte es auch anders sein, in weiß und schwarz gehalten.
"Bin ich hier in einem Schwarz-Weiß-Film?" Yue knallte die Tür wieder zu und näherte sich der Zweiten. Doch als er die Hand
nach dem Griff ausstreckte, wurde diese von Innen geöffnet und er starrte auf einen Jungen, der ungefähr einen Kopf größer
war als Yue selbst.
Mist, wenn mein Zimmergenosse schon ein Einzelgänger sein musste, warum dann auch noch größer als ich selbst?
"Wer bist du denn?"
Na freundlich war die Stimme auch nicht gerade, obwohl auf Freundlichkeit hätte ich jetzt wohl auch ziemlich allergisch
reagiert. Aber anstatt seine Frage zu beantworten musterte ich meinen Gegenüber, der nur mit einer Boxershorts bekleidet
zurückstarrte. "Ich bin Yue und du solltest dir was anziehen." Damit riss ich ihm die Tür aus der Hand und knallte sie zu.
Doch wenn Yue damit gerechnet hatte, dass er jetzt einige Minuten Verschnaufpause hatte um sich den neuen Umständen
anzupassen, so hatte er sich geirrt.
Die Tür wurde fast in der selben Sekunde wieder aufgerissen und Yue fand sich auf dem Boden wieder. Als er sich aufrichten
wollte, wurden seine Hände neben seinem Kopf an den Boden genagelt und der fremde Junge saß auf seinen Oberschenkeln.
"Hey was soll das!" Natürlich versuchte Yue sich zu währen, doch das half ihm nicht viel. Der andere Junge hatte ihn
bewegungsunfähig gemacht.
"Was willst du hier in meinem Zimmer."
Nun packte Yue die Wut. "Dein Zimmer? Pah dass ich nicht lache. Das hier ist auch mein Zimmer."
Misstrauisch beäugte ihn sein Gegenüber. "Dann bist du der Neue?"
"Scheint so, auch wenn ich nicht gerade Luftsprünge deswegen mache."
Der Andere schenkte ihm noch einen missmutigen Blick und erhob sich dann von Yue. Doch anstatt ihm hoch zu helfen,
schlenderte er zum Stockbett, das Yue zuerst erblick hatte und angelte nach einer Hose und einem Shirt.
Also blieb Yue nichts anderes übrig als sich allein hoch zurappeln und ihn finster anzublicken.
"Hat hier eine Bombe eingeschlagen?"
"Nein."
"Könntest du mein Bett frei machen?"
"Nein." Yue geriet langsam in Rage.
"Und warum nicht?"
"Hab keine Lust."
Oh jetzt reichte es. Den ganzen Tag über war Yue jetzt schon mies aufgelegt gewesen, doch der Typ brachte das Fass zum
überlaufen.
Mit ein paar schnellen Schritten war er bei dem ersten Stockbett und schnappte sich einige Kleidungsstücke, die er einfach
quer durch den Raum auf das andere Bett warf.
Natürlich fiel das meiste auf dem Weg dort hin zu Boden, doch das scherte ihn nicht besonders. Sein Zimmergenosse blickte
ihn kurz dabei zu, doch dann packte er Yues rechte Hand und zerrte einmal kurz daran, so dass dieser einen Schritt in seine
Richtung machte.
"Was glaubst du, was du da machst?"
"Ich mache mein Bett frei, ist das so schwer zu begreifen." Yue wurde gegen die Front des Bettes gedrückt und blickte in
funkelnde grüne Augen.
"Hör mal zu Kleiner. Du solltest dich vorher erkundigen mit wem du es hier zu tun hast. Es wäre nicht ratsam dich mit mir
anzulegen."
"Tja und wenn ich schon länger hier wäre, würde ich dir das selbe raten." Yue schob den anderen von sich und ließ provokativ
ein weiteres Kleidungsstück durch die Luft segeln.
"Hör auf damit."
"Wieso? Schließlich muss ich doch irgendwo schlafen."
Sein Gegenüber funkelte ihn an und Yue warf abermals ein Kleidungsstück durch die Luft.
"Jetzt reicht es." Yue wurde an den Schultern gepackt und heftig durchgeschüttelt.
"Lass … los!" Yue packte Davids Hände und riss sie von sich weg.
"Nimm deine Pfoten von mir du Wichser!" Im selben Augenblick als er die Worte ausgesprochen hatte, wusste Yue, dass er zu
weit gegangen war. Er wurde abermals gegen die Front des Bettes gedrückt und sein Gegenüber umschloss unsanft Yues Kinn.
"Hör mir mal ganz genau zu Knirps. Ich sage hier wie der Hase läuft und wenn du dich nicht damit abfinden kannst, kannst du
vor der Tür schlafen. Verstanden?"
Der Druck auf Yues Kinn wurde fester. "Verstanden?" Davids Stimme war leise und scharf und seine Augen schienen Yue zu
durchbohren.
Dieser nickte, bevor er überhaupt noch wusste was er machte.
"Gut." Damit ließ ihn sein Gegenüber wieder los und begann sich anzuziehen.
Doch als er sich gerade das Shirt anziehen wollte, traf ihn Yues Schlag in den Magen und er krümmte sich zusammen und fiel
auf die Knie.
"Ich bin ja kein Fan von Gewalt, aber ich lasse mich auch nicht herumschupsen."
"Mistkerl!" David sprang mit einem Satz auf und warf sich auf Yue, der durch das Gewicht aus dem Gleichgewicht kam und mit
David zu Boden fiel. Beide versuchten den anderen unten zu halten und gleichzeitig den Tritten und Fäusten auszuweichen.
Schließlich gelang es David Yue am Boden festzunageln. Er packte ihn an den Gelenken und drückte sie ohne Gnade gegen den
Fußboden. Dann hockte er sich auf Yues Bauch und verkeilte seine Füße mit denen von Yue.
"So und was machst du jetzt Schlauberger?"
"Geh runter von mir." Yue bäumte sich auf, doch es half nichts, durch Davids Gewicht wurde er wieder zu Boden gedrückt ohne
etwas ausrichten zu können.
"So kannst du gar nichts gegen mich ausrichten. Du sitzt in der Falle."
Yues Augen verschmälerten sich und dann wand er den Kopf ab. "Geh runter von mir, du bist schwer."
"Oha, bin ich zum falschen Zeitpunkt gekommen?"
Yue schrak auf und blickte zur Tür in der ein braunhaariger Junge stand und sie aus amüsiert funkelnden blauen Augen
musterte.
"Jamie du störst."
"Das sehe ich, aber ich weiß nicht, ob das der Neuen auch so sieht."
"Sag ihm, dass er von mir runter gehen soll. Der quetscht mir noch die Eingeweide zusammen."
"Also David, du hast gehör. Geh doch bitte runter von ihm."
"Nö keine Lust." David grinste gemein und verschränkte seine Finger mit denen von Yue.
"Sag mir nicht, dass du ein neues Beutestück gefunden hast."
"Warum nicht? Er ist mit mir im Zimmer, besser kann es doch gar nicht sein."
"Ach komm schon, er ist noch nicht mal eine Stunde hier und du willst ihn schon verführen."
"Was bitte schön!" Yue bäumte sich abermals auf, doch David drückte ihn wieder zu Boden.
"David komm schon. Lass ihn doch wenigstens eine kleine Eingewöhnungsphase." Jamie trat noch einen weitern Schritt in den
Raum und schloss die Tür.
"Außerdem solltest du aufräumen. Hier siehts ja aus als wäre ein Tornado hindurchgefegt."
"Das ist seine Schuld und dafür wird er bestraft."
Gerade als Yue protestierend den Mund öffnete, presste David seine Lippen auf Yues und drang mit der Zunge in dessen Mund
ein. Yues Augen weiteten sich überrascht, doch bevor er reagieren konnte löste David auch schon seine Lippen von Yues und
löste seine Beine von seinen. Dann erhob er sich und grinste Jamie an.
"Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?"
"Oh ich wollte nur sehen ob du den Neuen nicht gleich aus dem Fenster wirfst."
"Was sollte dass denn eben!" Yue sprang fuchsteufelswild auf und stürmte auf David zu. Seine Fäuste waren geballt, doch der
Schlag wurde mitten in der Luft abgefangen und auch der zweite Schlag, der auf Davids Schläfe zielte wurde abgefangen.
David grinste nur und drückte beide Arme auf Brusthöhe hinunter.
"Hör mal zu. Du solltest endlich kapieren wann du verloren hast. Oder soll ich dich etwa noch mal flachlegen?"
Yue lief rot an und riss sich von David los.
Jamie hingegen lachte amüsiert.
"Du siehst wirklich niedlich aus wenn du rot wirst. Es kommt bei deinen blonden Haaren und den grauen Augen so schön zur
Geltung. David mit seinen schwarzen Haaren würde es gar nicht stehen." Yue funkelte die beiden finster an.
"Schwuchteln. Klasse von allen Menschengattungen die es gibt muss ich unbedingt Schwuchteln erwischen."
Jamie grinste nur breiter, doch David ging drohend auf Yue zu.
"Sag diese Wort nie wieder, sonst muss ich dir vielleicht weh tun."
"Ach David, als wenn du jemanden weh tun könntest. Eher würdest du ihn davon überzeugen, dass es gar nicht so schlecht ist
nicht wahr."
"Ihr habt doch beide ne Vollmeise." Mit einer heftigen Bewegung fegte er die restlichen Kleidungsstücke vom oberen Bett,
schwang sich dort hinauf und zog sich die Decke über den Kopf.
Jamie und David sahen sich an und grinsten breit. Ein neues Opfer war doch immer etwas herrliches womit man sich die Zeit
vertreiben konnte. Jamie lehnte sich zu David hinüber und flüsterte ihm leise etwas ins Ohr. Dieser grinste nur breit und
nickte. Dann räusperte sich Jamie und meinte mit gespielt ernster Stimme in den Raum hinein.
"Morgen helf ich euch dann zusammen räumen. Da es uns frei gestellt ist ob wir Studien fabrizieren oder nicht komm ich um
zehn also seid aus den Betten ihr zwei. Gute Nacht Yue."
Damit viel die Tür ins Schloss und kurz darauf fiel das Licht aus.
Yue lag unter der Decke und rührte sich nicht. Wo war er da nur hinein geraten. Das konnte doch einfach alles nicht wahr
sein. Wieso musste das immer ihm passieren. Als wenn er nicht schon genug Probleme mit seinen Eltern gab und die ihn auch
noch in ein Internat abschoben.
Erst als einige Zeit vergangen war in der sich nichts rührte, schlug er die Decke zur Seite und erhob sich. Darauf bedacht
keinen Laut zu machen, der seinen Zimmergenossen aufwecken konnte, schlüpfte er aus der Jacke und zog sich die Schuhe aus.
Für diese Nacht musste es wohl reichen nur mit Polster und Decke zu schlafen. Morgen musste er dann seine Sachen auspacken
und sein Bett überziehen.
Als er das Licht an seiner Armbanduhr aufdrehte zwinkerte er heftig. Was erst acht Uhr und die beiden gingen schon schlafen?
Bin ich denn im Kindergarten oder was? Mit energischen Schritten ging Yue zum Lichtschalter neben der Tür und wollte diesen
gerade betätigen, als er auf etwas warmes stieß.
Schreckhaft zog er die Hand zurück und versuchte in dieser Dunkelheit etwas zu erkennen, doch es gelang ihm nicht.
"Ich dachte mir, dass du die Uhrzeit bald bemerken würdest. Dass du dir gemerkt hast wo der Lichtschalter ist, ist jedoch
eine wahre Kunst." Davids Worte klangen leicht spöttisch und Yue wurde schon wieder wütend.
"Könntest du dann bitte das Licht aufdrehen oder hast du vergessen, dass du kein Geist bist."
"Wirklich, das muss mir entfallen sein."
"Mach endlich oder geh zur Seite." Durch die Dunkelheit fühlte Yue sich irgendwie ausgeliefert. Als dann geräuschlos das
Licht anging zuckte er überrascht zusammen.
Sein Gegenüber hatte noch immer nur die schwarze Hose an, was Yue ganz und gar nicht passte. Aber er konnte diesem David ja
nicht vorschreiben welche Klamotten er zu tragen hatte. Und was ihm am meisten gegen den Strich ging, war das amüsierte
Lächeln das auf Davids Lippen lag. Ärgerlich funkelte er ihn an und wand sich dann ohne ein weiteres Wort um.
In Gedanken fluchte er über sich selbst, wollte aber nicht schon wieder einen Streit mit dem Größeren provozieren, denn
dieser schien es irgendwie einfach nur amüsant zu finden, dass er sich währte. Als wollte sich jemand freiwillig von dem
Typen an den Boden nageln lassen.
Gerade als er daran gehen wollte seine Sachen auszupacken, fiel ihm wieder ein, dass hier sowieso kein Platz herrschte und
ließ sie lieber in der Tasche. Er kramte nur nach dem Waschzeug und trollte sich dann ins Badezimmer.
Yue stellte sich unter die Dusche, aber nicht ohne vorher sicher zu gehen, dass abgesperrt war. Irgendwie hatte er das Gefühl,
dass ihm das bei David auch nicht viel nützen würde, aber es war wenigstens so etwas wie eine Illusion von Sicherheit. Die
warme Dusche tat seinen angespannten Nerven sehr gut und Yue stand länger unter der Dusche als notwendig gewesen wäre. Danach
rubbelte er sich noch am und zog sich eine schwarze Boxershorts an.
Als er das Bad verließ, rubbelte er sich gerade die Haare trocken und achtete gar nicht auf David, der auf seinem Bett saß
und Yue genau beobachtete.
"Meinst du nicht, das es gefährlich ist hier nur in Boxershorts herumzulaufen?"
Yue ignorierte ihn weiterhin und holte eine Bürste aus der Tasche. Er warf das Handtuch über eine der Sprossen der Leiter und
begann damit seine Haare zu bürsten. Als er fertig war, wirbelte er sie mit einigen Handbewegungen durcheinander und packte
die Bürste wieder weg.
David hatte ihn beobachtete und seine Miene wurde immer finsterer, je mehr Yue so tat, als würde es ihn nicht geben.
"Hör mal zu, ich hab mit dir geredet."
Wieder keine Antwort.
David mochte es nicht, wenn er ignoriert wurde. Ängstliche Distanz war eine andere Sache und eine häufige Reaktion auf sein
Erscheinen, aber niemand hatte es bis jetzt gewagt ihn zu ignorieren. Der Kleine wusste eindeutig nicht mit wem er es hier
zu tun hatte.
Yue schnappte sich sein Handtuch und verschwand wieder im Bad um es dort zum trockenen aufzuhängen.
Die Gelegenheit nutzte David und folgte ihm. Als er das Badezimmer betrat, verschloss er die Tür und lehnte sich dagegen.
"Was machst du jetzt?"
Immer noch ignorierte Yue ihn und begann damit seine Badesachen in eines der Kästchen zu verstauen.
Langsam wurde es David zu viel. Er schnappte sich beide Handgelenke des Jungen und drückte ihn dann gegen die Fließen.
Als die erhitzte Haut auf die nasskalten Fließen traf, jagte eine Gänsehaut über Yues Rücken und breitete sich auf dem ganzen
Körper aus. Mit trotzigem Blick wand er den Kopf ab und studierte den Raum, der anscheinend das interessanteste war, das er
jemals gesehen hatte.
"Sieh mich an."
Yue dachte gar nicht daran auch nur einen der Befehle des größeren Jungen zu befolgen. Denn mehr als Befehle waren es nicht.
Es ließ sich von niemandem etwas befehlen, nicht mehr.
David zog Yues Arme über dem Kopf zusammen und hielt sie dort mit seiner Rechten fest. Die Linke schloss sich um Yues Kinn
und drehte sein Gesicht so, dass ihm nichts anderes übrig blieb als David anzusehen.
"Schon besser." Ein spöttisches Lächeln lag auf Davids Lippen und Yues Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
"Warum lässt du mich nicht in Ruhe?"
Davids Lächeln wurde breiter.
"Du bist zu niedlich um dich in Ruhe zu lassen."
Yue versuchte seine Hände frei zu bekommen, doch der Griff seines Gegenüber war zu fest.
"Na, na, na wir wollen doch nicht fliehen oder?"
"Und was ist wenn? Schließlich muss nicht jeder angetan sein von deiner Gegenwart."
"Oh bissig auch noch, das ist ja wie im Traumland."