Weiss Kreuz Fan Fiction ❯ A price to pay ❯ Rätselspiele ( Chapter 6 )

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Rätselspiele

Eine unheimliche Ruhe erwartete Schuldig, als er das Hauptquartier spät am Abend betrat. Nach dem Gespräch mit Aya war er ziellos herumgelaufen, um sich wieder zu beruhigen. Der Widerstand, den der junge Mann ihm entgegenbracht hatte, war zwar zu erwarten gewesen. Aber dass Abyssinian die Wirkung, die negative Emotionen auf ihn hatten, so direkt miterleben würde, machte ihn wütend. Und es verunsicherte ihn auch, hatte er damit gegenüber seiner Beute eine Schwäche offenbart, die dieser mit Sicherheit zu nutzen wüsste. Er hatte darüber nachdenken müssen, wie er dieses verhindern konnte.

Ein leises Knurren war die einzige Warnung, die er bekam, bevor ein sehniger Körper hinter einer Ecke hervorschoss und dann in Angriffshaltung vor ihm kauerte.

"Farfarello, was soll der Unsinn? Wo sind die anderen und warum bist du nicht in deiner Zelle?"

Schuldig funkelte den vor ihm knienden weißhaarigen Iren verärgert an. Dieser grinste unbeeindruckt zurück und richtete sich dann langsam auf. Schuldig zuckte zusammen, als er den abwesenden Ausdruck in dem einen gelben Auge wahrnahm. Farfarello starrte an ihm vorbei ins Leere.

"Farfarello?"

"Gott ist glücklich. Das ist nicht gut!"

Schuldig stöhnte auf. Wenn der Berserker so anfing, bedeutete es, dass irgendjemand zu bluten hatte. Und wenn Farfarello kein Opfer fand, würde er sein eigenes Blut vergießen. Schaudernd dachte der Telepath an den letzten Anfall zurück, als er derjenige gewesen war, der den blutüberströmten Körper gefunden hatte. Der Ire hatte mit seinem Blut wirre Symbole an die Wände gemalt und auf jede Frage nur mit einem irren Kichern oder unverständlichem Gemurmel geantwortet. Es hatte Tage gedauert, bis er sich von dem Blutverlust soweit erholt hatte, dass er wieder laufen konnte.

Schuldig schüttelte sich und widmete seine Aufmerksamkeit dann wieder seinem Teamkameraden. Der stand nun ruhig und abwartend vor ihm.

"Ich trau mich kaum zu fragen, aber warum ist Gott glücklich?"

Farfarello ignorierte sowohl den sarkastischen Tonfall als auch das verächtliche Grinsen, mit dem der Deutsche ihn betrachtete.

"Du hilfst ihm einen gefallenen Engel zu quälen. Das macht ihn glücklich."

Der Telepath verdrehte die Augen, schlug beide Hände vors Gesicht und gab ein verzweifeltes Stöhnen von sich.

"Nicht du auch noch! Reicht es nicht, dass Crawford und der Kleine sich wie überbesorgte Eltern aufführen? Musst du jetzt auch noch anfangen?"

"Der kleine Engel leidet. Gott hat ihn verstoßen und im Stich gelassen. Immer nur Lügen, aber die Wahrheit würde noch mehr Schmerzen bereiten. Du hast den kleinen Engel auch an eine Lüge glauben lassen. Aber Gott will nicht, dass der kleine Engel glücklich ist. Und jetzt lässt du ihn auch leiden."

"Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Abyssinian ist alles andere als ein Engel und glaube mir, ich habe nicht vor ihn leiden zu lassen. Und wenn, macht es Gott bestimmt nicht glücklich, falls es ihn überhaupt interessiert."

Farfarello sah seinen Teamgefährten nur starr an und schüttelte dann langsam den Kopf.

"Du verstehst wirklich nicht. Ich spreche nicht von dem blutigen Engel. Aber das ist auch egal. Ich werde meinen kleinen Engel von nun an beschützen."

Damit drehte er sich um und ließ Schuldig stehen. Dieser blickte dem jungen Mann entgeistert hinterher. Es dauerte eine Weile, bis er seine Sprache wiedergefunden hatte.

"Farfarello will jemanden beschützen? Geht die Welt unter?"

Schuldig blieb nicht viel Zeit sich darüber zu wundern, denn in diesem Augenblick trat Crawford aus seinem Zimmer.

"Ruf alle zusammen. Wir haben morgen einen Auftrag."

Damit verschwand der dunkelhaarige Anführer wieder und ließ einen hinreichend verwirrten Schuldig zurück.

*

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Aya blickte sich im Laden um. Der Tag hatte ruhig angefangen und es hatte den Anschein, als wolle er so ruhig bleiben. Ihm war das recht, steckte ihm die Begegnung mit Schuldig vom Vortag noch in den Knochen.

Die Fangirls waren bis auf wenige Ausnahmen ausgeblieben. Die Ereignisse der letzten Tage hatten die Bevölkerung aufgeschreckt und davon abgehalten öffentliche Plätze aufzusuchen und so waren die Straßen ungewöhnlich leer.

Youji hatte sich gegen Mittag abgesetzt, um für Omi einige Adressen zu überprüfen. Der junge Computerexperte hatte einige Gebäude im Zentrum des Pentagramms als mögliche Zielobjekte identifiziert und den Ex-Detektiv darum gebeten diese zu überprüfen.

Sie standen unter Zeitdruck. Bis zum Abend brauchten sie so viele Informationen wie möglich. Aber bisher hatte Omi noch keinen Anhaltspunkt finden können. Und dass die Mondfinsternis etwas mit den Vorfällen zu tun haben könnte, war genauso eine wage Vermutung, wie die Annahme, dass es sich Aufgrund des Pentagramms um eine okkulte Sekte handeln würde, die für die Spontan-Killer verantwortlich war.

Mit der Ankündigung sich alle verfügbaren Überwachungsvideos anzusehen, war Omi gleich, nachdem er aus der Schule zurück war, im Missionsraum verschwunden und bislang nicht wieder aufgetaucht. Zum Glück gab es an den meisten öffentlichen Plätzen Überwachungskameras und es war kein Problem gewesen, die Videos zu beschaffen. Aber bislang hatte er noch nichts von seinem jungen Teamgefährten gehört.

Sein Blick schweifte über die Auslagen und die fertigen Gestecke. Ken bediente gerade einen Kunden und kam dann zu ihm herüber.

"Kannst du den Laden kurz übernehmen, Aya? Ich will mal nach Omi sehen. Wie ich ihn kenne hat er bestimmt noch nichts gegessen und dafür literweise Kaffee in sich hineingeschüttet."

Das kurze Nicken seines Freundes genügte Ken und er verschwand im hinteren Teil des Ladens. Als er 10 Minuten später die Treppe zum Missionsraum hinunterstieg, balancierte er vorsichtig ein mit belegten Broten und eine Schale Suppe beladenes Tablett.

Wie erwartet saß Omi vor dem Fernseher und blickte gebannt auf den Bildschirm. Er bemerkte nicht einmal, wie Ken das Tablett vor ihm abstellte. Erst als der Fußballer ihn anstupste, sah er hoch und lächelte entschuldigend.

"Mach mal Pause, Omi. Du musst was essen."

"Danke, das ist lieb von dir."

Es dauerte nicht lang und Omi schluckte schon den letzten Bissen hinunter.

"Immer noch nichts gefunden?"

Omi schüttelte den Kopf und runzelte nachdenklich die Stirn.

"Ich bin mir nicht sicher, aber irgendwie stimmt da was nicht. Ich kann einfach noch nicht feststellen was mich stört. Ich habe mir alle Aufnahmen schon zweimal angesehen und ich bin mir sicher, dass es eine Übereinstimmung gibt. Ich muss sie nur noch finden."

Zuversichtlich lächelnd blickte Ken auf seinen Freund hinunter.

"Wenn es jemand findet, dann du, Omi."

Ein strahlendes Lächeln war die Belohnung für seine aufmunternden Worte und Ken machte sich wieder auf den Weg zurück in den Laden. Er war auf halben Weg die Wendeltreppe nach oben als ihn ein plötzlicher Aufschrei innehalten ließ.

"Omi? Alles in Ordnung?"

Der blonde Junge hüpfte plötzlich wie von einer Biene gestochen durch den Raum und stürzte auf den Computer zu. Schnell hatte er diesen mit dem Videorekorder verkabelt und jonglierte bald darauf mit den Überwachungsvideos und der Fernbedienung, während er gleichzeitig immer wieder etwas in den Computer eingab.

"Ich gehe besser Aya holen. Scheint so, als hätte Omi was entdeckt."

Leise vor sich hinmurmelnd verließ Ken den Missionsraum endgültig. Omi bekam davon nichts mit. Er ließ die Bänder hektisch vorwärts und rückwärts laufen, hämmerte begeistert auf der Tastatur seinen Computers herum und raste im nächsten Augenblick schon wieder zum Videorekorder, um das nächste Band einzulegen und alles begann wieder von vorne. Als Ken mit Aya zurückkam, hatte sich der junge Killer offensichtlich wieder beruhigt, den er saß entspannt zurückgelehnt auf seinem Stuhl und grinste seine Teamkameraden zufrieden an.

"Ich habe was gefunden."

Ken lachte laut auf, während Aya sich schweigend hinsetzte.

"Als wenn man das nicht schon an deinem Gesicht ablesen könnte. Sollen wir noch auf Youji warten oder zeigst du es uns sofort?"

Omis Stirn legte sich für einen Moment in nachdenkliche Falten, dann schüttelte er den Kopf.

"Youji wird wohl noch eine Weile unterwegs sein. Und wenn wir erst anfangen, wenn er wieder da ist, haben wir keine Zeit mehr unseren Einsatz zu planen."

Damit drehte er sich um und startete ein Programm. Auf dem Bildschirm des PC begann eine Sequenz aus einem der Überwachungsvideos anzulaufen.

"Ich lasse die Szene in Zeitlupe laufen, da erkennt man es besser. Es geht nämlich sehr schnell und bei normaler Geschwindigkeit verpasst man es."

Seine beiden Teamkameraden starrten gebannt auf den Monitor. Die Szene war nicht lang und gleich darauf begann eine andere Sequenz aus einem anderen Video die ebenfalls in Zeitlupe ablief. Erst bei der letzten Einstellung wagte es Ken etwas zu sagen.

"Die Gesichter, der Ausdruck auf ihnen, er ändert sich plötzlich."

Omi nickte heftig und strahlte seinen Freund an. Aya lehnte sich langsam zurück und ein gefährliches Glimmen trat in seine Augen.

"Sie wirkten abwesend, wie hypnotisiert. Man könnte beinahe den Eindruck gewinnen, als habe jemand ihren Körper übernommen und würde sie von außen steuern."

Omi spulte die Aufnahmen zurück und ließ die erste Sequenz wieder anlaufen. Alle Augen blickten wie gebannt auf den Mann, von dem sie nun wussten, dass er in wenigen Sekunden zum Killer werden würde. Er ging ruhig durch den Park und blieb dann wie erstarrt stehen. Die Überwachungskamera war zum Glück so positioniert gewesen, dass sein Gesicht gut zu erkennen war und man die Veränderungen ohne Probleme mitverfolgen konnte. Die Augen verloren mit einem Mal den lebendigen Ausdruck und wurden stumpf. Das Gesicht, das wenige Augenblicke zuvor noch lächelte, verwandelte sich in eine kalte, emotionslose Maske. Dann riss der Mann die Augen weit auf, Wut und Hass verzerrten sein Gesicht zu einer Fratze und er stürmte auf seine Opfer zu. Damit endete die Sequenz, die selbst in Zeitlupe kaum eine Minute gedauert hatte.

"Unheimlich. Ich frage mich, was so eine plötzliche Veränderung verursachen kann."

Ken schüttelte sich und wandte den Blick vom Bildschirm ab. Omi zuckte hilflos mit den Schultern.

"Ich habe keine Ahnung, aber zumindest wissen wir jetzt, dass es einen Auslöser geben muss, der bei allen Spontan-Killern gleich ist."

Aya blickte gebannt auf den Bildschirm, auf dem ihn das hassverzerrte Gesicht des Mannes wie festgefroren anstarrte.

"Wir warten auf Youji. Dann planen wir den Einsatz für heute Nacht."

Er drehte sich abrupt um und verließ beinahe fluchtartig den Missionsraum. Ken und Omi blickten ihm überrascht nach und sahen sich dann verblüfft an. Omi zuckte ergeben mit den Achseln und zog Ken dann hinter sich her nach oben.

"Ich werde uns etwas Leckeres kochen, Ken. Hilfst du mir dabei?"

Er würde diesen blauen Augen niemals etwas abschlagen können, dessen war sich Ken sicher. Auch wenn das Küchendienst hieß.

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Aya stieg aus seinem Wagen und hörte abwesend, wie Ken hinter ihm die Wagentür schloss und an seine Seite trat. Beide warfen einen prüfenden Blick auf das flache Industriegebäude am Ende der Straße. Der Inhaber hatte vor einigen Monaten Konkurs angemeldet und das Gelände stand seither zum Verkauf. Aber laut Omis Nachforschungen hatte sich niemand dafür interessiert und das Gebäude müsste eigentlich leer stehen.

Youjis Recherchen hatten jedoch ergeben, dass regelmäßig Leute die große Halle betraten. Er hatte sich beim Personal anderer an dieser Straße gelegenen Firmen erkundigt und diese Information erhalten. Niemandem erschien es seltsam, die Besucher wurden für Sicherheitsleute gehalten, die das leerstehende Gelände überprüfen sollten. Allerdings hatte Youji herausgefunden, dass es keinen entsprechenden Vertrag mit einer ortsansässigen Sicherheitsfirma gab. Und das hatte ihn misstrauisch werden lassen. Er hatte sich beeilt zum Koneko zurückzukehren, um Omi das Ergebnis mitzuteilen.

Aya seufzte leise auf. In Youjis Augen war ein Glanz gewesen, wie er ihn nur selten in den Augen des Älteren sah. Wahrscheinlich hatte sich der blonde Playboy an seine Zeit als Detektiv erinnert. Eine Zeit, in der Töten nicht zu seinem alltäglichen Geschäft gehörte. Eine Zeit, in der ein Einsatz eher Leben retten würde, als es zu beenden. Als Aufträge daraus bestanden fremdgehenden Ehemännern hinterher zu spüren oder verschollene Familienangehörige zu finden. Als man am Ende eines Einsatzes nicht Duschen musste, um das Blut der Opfer abzuwaschen.

Ein Schauer lief ihm über den Rücken und Aya schüttelte heftig den Kopf. Jeder von ihnen hatte in der Vergangenheit etwas verloren. Und seine Zukunft hatte er für seine Schwester geopfert. Was ihm noch von seinem Stolz geblieben war, würde er vermutlich auch noch aufgeben. Und warum? Wofür? Er hatte keine Zeit sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was hätte sein können und was war. Er musste sich auf diese Mission konzentrieren. Und die würde noch schwierig genug werden.

Für einen Augenblick tauchte das Bild des überheblich grinsenden Deutschen vor seinem inneren Auge auf. Der Telepath wäre durchaus in der Lage, Menschen seinen Willen aufzuzwingen. Und er hatte lange darüber nachgedacht, ob der Deutsche vielleicht wirklich hinter diesen Vorfällen steckte. Letztendlich hatte Aya die Idee aber wieder verworfen. Der Deutsche liebte es zu sehr mit seinen Opfern zu spielen, als dass er dieses zweifelhafte Vergnügen jemanden anderem überlassen würde. Aber was, wenn es noch andere Telepathen gäbe? Andere Begabte wie ihn? Hätten sie eine Chance?

Omi hatte nach einigem Suchen einen alten Bauplan des Gebäudes entdeckt und schnell festgestellt, dass, wer auch immer dieses Gebäude entworfen hatte, verrückt gewesen sein musste. Im Zentrum des Flachbaues gab es eine große, freie Fläche, die auf der Bauzeichnung als Park' bezeichnet worden war. Und rund um diesen Park' waren labyrinthartige Gänge und größere und kleinere Büroräume angeordnet. Die Vermutung lag nahe, dass die zu erwartende Zeremonie in diesem Park' stattfinden würde, aber da er in der Mitte des Gebäudes lag, würde es schwierig sein dort ungesehen hinzukommen. Und so hatten sie sich entschieden sich aufzuteilen.

Aya nickte Ken kurz zu und beide schlichen wie Schatten durch die Dunkelheit auf das Gebäude zu.

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Omi schloss sein Laptop an das elektronische Schloss neben der Hintertür an und startete das Programm. Das grünliche Leuchten des Bildschirmes warf ein gespenstisches Licht auf sein Gesicht, während er damit beschäftigt war, den Code zu knacken.

Youji verzog das Gesicht. Er hatte ein ungutes Gefühl bei dieser Mission und das seit dem Moment als Omi ihm von seiner Entdeckung berichtet hatte. Und die Bilder, die sein junger Teamgefährte ihm als Beweise zeigte, hatten dieses ungute Gefühl noch verstärkt. Aber das war nicht der einzige Grund.

Er hatte dieselbe Beobachtung wie Aya gemacht. Die Spontan-Killer benahmen sich wie ferngesteuerte Marionetten. Doch der rothaarige Schwertkämpfer hatte sich nicht weiter dazu geäußert und ihm nur einen seltsamen Blick zugeworfen. Youji hatte beinahe das Gefühl, das Aya mehr zu wissen schien oder zumindest eine Vorstellung davon hatte, was sie erwartete. Aber sein Teamgefährte schwieg und das beunruhigte den Ex-Detektiv. Doch er behielt seine Vermutungen für sich. Es machte für ihn keinen Sinn die anderen auch noch zu beunruhigen.

Ein leises Klicken und die Tür war geöffnet. Omi grinste ihn triumphierend an und Youji konnte ein amüsiertes Lächeln nicht unterdrücken. Aus einem Impuls heraus beugte er sich leicht zu dem noch immer knienden blonden Jungen hinab und tätschelte ihm leicht auf den Kopf.

"Gut gemacht, Kleiner."

Omis Grinsen verschwand sofort und machte einer verärgerten Miene Platz.

"Nenn mich nicht Kleiner."

"Schon gut, Bombay. Tut mir leid."

Balinese grinste ihn breit an und schob sich an ihm vorbei. Ihn erwartete ein nur spärlich beleuchteter Gang, aber allein diese spärliche Beleuchtung reichte aus, sein Misstrauen noch zu verstärken. In einem verlassenen Gebäude war eine Beleuchtung doch unnötig, oder? Er deutete auf die Notbeleuchtung und nickte Bombay kurz zu. Dieser nickte bestätigend zurück und justierte kurz sein Mikrophon um dann leise hineinzuflüstern.

"Abyssinian, Siberian, Vorsicht, jemand ist im Gebäude. Gänge sind beleuchtet. Bisher noch kein Kontakt."

Seine Augen nahmen kurz einen abwesenden Ausdruck an, dann schob der junge Killer das Mikrophon wieder zurück.

"Weiter, Balinese."

Beide schlichen lautlos weiter durch den Gang. Es war unglaublich still. Sollten sich hier tatsächlich Menschen aufhalten, dann waren sie entweder nicht in der Nähe oder die Wände waren sehr gut isoliert.

An einer Gabelung stoppten beide kurz. Ein Schild an der Wand wies darauf hin, dass der linke Gang zum Park und der rechte Gang zur Zentrale führen würde. Bombay deutete auf sich und nach rechts, dann auf seinen Partner und nach links. Balinese nickte und sprach eine kurze Nachricht ins Mikrophon um Abyssinian und Siberian zu informieren. Wie üblich würde sich Bombay in das Sicherheitssystem einhacken, um Zugriff auf das Kamerasystem zu bekommen.

Balinese sah seinem Partner kurz nach und wandte sich dann nach links. Er ging langsam weiter, um dem blonden Killer Zeit genug zu geben, die Zentrale zu erreichen. Bombay würde ihn und die anderen dann rechtzeitig warnen können, wenn irgendwelche Gefahren auf sie lauerten.

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Schuldig verschränkte die Arme vor der Brust und blickte gleichgültig aus dem Fenster des fahrenden Wagens. Er warf Crawford einen gelangweilten Blick zu.

"Oh glorreicher Anführer, nun erklär mir doch mal, warum Eszet uns an diesen trüben Ort schickt. Außer, Wir haben einen Auftrag' und Du gehst mit Berserker' hast du ja nicht viel verlauten lassen. Ich mag es nicht, einfach so ins Ungewisse geschickt zu werden."

"Und ich dachte, du liebst die Überraschung, die Herausforderung."

Ein verächtlicher Blick war die einzige Antwort, die der schwarzhaarige Amerikaner bekam.

"Mastermind, wenn du bei der Besprechung zugehört hättest, wüsstest du, dass wir hier sind, um einen Abtrünnigen zu eliminieren."

Schuldig schnaubte geringschätzig.

"Okay, wir sind also hier um ein verirrtes Schäflein zur Schlachtbank zu führen? Warum gleich so ein Aufwand? Warum es nicht zur Herde zurückbringen?"

Der Deutsche grinste den weißhaarigen Iren herausfordernd an. Dieser hatte ihn die ganze Zeit über unbeweglich beobachtet und hatte auch während der auffallend "christlichen" Andeutungen keine Regung gezeigt. Verärgert wandte sich der Telepath wieder seinem Anführer zu.

"Also? Warum sollen wir diesen Abtrünnigen eliminieren?"

Crawford holte tief Luft und atmete ganz langsam aus.

"ER ist ein Empath und für die Vorfälle der letzten Tage verantwortlich."

Schuldig zog eine Augenbraue hoch und warf dem Amerikaner einen skeptischen Blick zu.

"Und?"

"Er hatte dazu keine Erlaubnis. Er handelt aus eigenem Antrieb. Das kann Eszet nicht dulden. Also werden wir ein Exempel statuieren, um andere daran zu hindern seinem Beispiel zu folgen."

Das zufriedene Grinsen, das Farfarello über das Gesicht kroch, jagte Schuldig einen Schauer über den Rücken. Langsam dämmerte ihm, warum Crawford ihn mit dem Berserker losschickte. Offensichtlich hatte dieser etwas vorausgesehen und er sollte auf den Iren aufpassen. Oder etwa umgekehrt?

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Abyssinien blieb stehen und lauschte kurz. Er und Siberian waren bisher durch einen der Nebengänge geschlichen und einige Meter vor ihnen mündete dieser jetzt in den Hauptgang. Der rothaarige Killer warf einen Blick über die Schulter und deutete seinem Teamgefährten sich ruhig zu verhalten. Er hatte eilige Schritte gehört und wollte abwarten, wer da den Hauptgang entlang kam. Bombay hatte sich bislang noch nicht gemeldet. Wahrscheinlich war ihr Teamkamerad noch auf dem Weg zum Kontrollraum. Sie waren also erst mal auf sich selber angewiesen.

Es waren zwei unterschiedliche Stimmen, die sich geradezu euphorisch über etwas zu unterhalten schienen. Nur langsam konnte man Worte ausmachen.

"Der Meister der Gefühle........ unglaublich........ hat mir geholfen....... so friedliche Aura, die ihn umgibt......... nimmt einem alle Sorgen........ Vollkommenheit......"

Abessinien signalisierte kurz zu seinem Teamgefährten und Siberian gab durch ein kurzes Nicken zu verstehen, dass er ihn verstanden hatte. In dem Moment, als zwei, in lange Kutten gekleidete, Personen an ihnen vorbeihasteten, wurden diese auch schon gepackt und schnell in den Nebengang gezogen. Zwei dumpfe Schläge und die Anhänger dieses obskuren Meisters der Gefühle sanken bewusstlos zu Boden. Schnell stellte sich heraus, dass die Männer unbewaffnet waren. Als kurz darauf zwei in lange Kutten gekleidete Personen den Hauptgang entlang hasteten, blieben zwei ihrer Kleidung beraubten Gestalten, gefesselt und geknebelt, zurück.

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Das Geräusch schneller Schritte ließ Balinese in dem Moment verharren, als die Stimme seines Teamgefährten ihn darüber informierte, dass jemand auf ihn zukam. Bombay hatte demnach offensichtlich, endlich, die Kontrollzentrale erreicht. Hastig sah sich der hochgewachsene Killer um, konnte aber keinen Schlupfwinkel entdecken. Mit einer schnellen, routinierten Bewegung zog er den ersten Draht aus seiner Uhr. Wenn er sich nicht verstecken konnte, musste er eben kämpfen. Augenblicke später lagen zwei Tote zu seinen Füßen und ein dritter versuchte sich verzweifelt aus der immer enger werdenden Schlinge um seinen Hals zu befreien. Dann glitt auch der letzte Körper leblos zu Boden.

Balinese schüttelte den Kopf. Er hatte für einen Moment gezögert, in der Hoffnung harmlose Kultanhänger vor sich zu haben. Aber Bombay hatte ihn gewarnt und darüber informiert, dass die Kuttenträger in seinem Gang Schnellfeuerwaffen bei sich hatten. Es handelte sich bei ihnen also um Wachen. Und wenn jemand es für nötig hielt Wachen aufzustellen, ging hier mit Sicherheit mehr vor, als nur ein harmloses, friedliches Treffen.

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Bombay hatte die Überwachungsmonitore noch rechtzeitig aktivieren können, um Balinese vor den bewaffneten Kuttenträgern zu warnen. Die Tür zum Kontrollraum hatte ihm unerwartet Widerstand geleistet. Aber wer rechnete heutzutage schon noch damit, dass eine Tür mit richtigen Schlössern gesichert war, anstand mit einem elektronischen Sicherheitscode. Er grinste kurz, als er beobachtete, wie seine beiden anderen Teamgefährten zwei in Kutten gekleidete Gestalten angriffen, sich dann verkleidet wieder auf den Weg machten. Aber die gute Laune verging ihm schnell, als er feststellte, dass er keinen Zugriff auf die Kameras des Zentrums bekam. Aber die Kameras, die in den Gängen verteilt waren, zeigten ihm mehr als deutlich, dass dort etwas los sein musste.

Mehrere, ebenfalls in Kutten gekleidete Gestalten, bewegten sich zielsicher auf den Park im Zentrum zu. Er teilte seine Beobachtung allen seinen Teamgefährten mit und versuchte weiter die Kameras für den Zielbereich zu aktivieren. Ohne richtiges Zugangspasswort verweigerte ihm der Computer den Zugriff auf diese Daten. Es blieb dem jungen Hacker nichts anderes übrig, als nach einer Möglichkeit zu suchen, die Passwortabfrage zu umgehen. Aber wozu hatte er sein Laptop mitgebracht? Die Programme darauf konnten jedes System knacken. Bombay machte sich an die Arbeit, um Laptop und Computer miteinander zu verbinden und ließ dabei für einige Sekunden die Bildschirme aus den Augen. Dadurch entging ihm, wie zwei Kuttenträger hastig den Gang zur Sicherheitszentrale entlang liefen. Als er sich wieder aufrichtete, hatten die beiden Gestalten den Bereich dieser Kamera bereit wieder verlassen.

Bombay konzentrierte sich darauf, den Sicherheitscode zu knacken. Zeile über Zeile des Programms lief über den Bildschirm seines Laptops, während sein Codeknacker Programm nach einer Schwachstelle suchte. Und so nahm er nicht wahr, wie die Tür zur Sicherheitszentrale lautlos geöffnet wurde.

Den Blick starr auf den Überwachungsbildschirm gerichtet entging es seiner Aufmerksamkeit, dass sich die beiden Kuttenträger aus dem Gang langsam auf ihn zu bewegten. In dem Moment, als der Code geknackt war und der leere Bildschirm vor ihm zu Leben erwachte, bemerkte er endlich aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Die bis dahin gesperrte Kamera lieferte ein Bild des Parks und zeigte eine Ansammlung von Kuttenträgern, die sich um eine zentrale Gestalt gescharrt hatten. Die Gruppe hatte sich um einen Altar ähnlichen Block versammelt und schien auf etwas zu warten.

Doch davon bekam Bombay nichts mehr mit. Bevor er sich hatte umdrehen können, war eine Hand mit einem übelriechenden Tuch über seinen Mund und die Nase gepresst worden. Chloroform', schoss es ihm noch durch den Kopf und dann wurde alles dunkel.

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Abyssinien und Siberian erreichten den Gang, der wie ein Ring um den innersten Bereich führte und stoppten. Es war nicht leicht gewesen bis hierher vorzudringen. Obwohl sie die Pläne des Gebäudes hatten, waren die Gänge so verwirrend angelegt, dass sie zweimal hatten umkehren müssen. Sie waren jedes Mal in einer Sackgasse gelandet. Und nun trennte sie nur noch eine Tür und ein kurzer Weg von ihrem Ziel.

Die Tür, die zum Park' führte, wurde jedoch von vier schwer bewaffneten Kuttenträgern bewacht. Die Kapuzen tief in die Gesichter gezogen traten die beiden Killer aus dem Gang und gingen ruhig auf die Wachen zu. Zu ihrer Überraschung wurde ihnen sofort die Tür geöffnet und sie wurden wortlos vorbeigelassen. Erst als sich die Tür wieder hinter ihnen schloss erlaubte sich Siberian ein erleichtertes Aufatmen, das von Abyssinien mit einem ärgerlichen Knurren kommentiert wurde.

Schweigend schritten sie weiter, bis sie die nächste Tür erreichten. Laut der Baupläne müsste hinter dieser Tür endlich ihr Zielbereich liegen. Abyssinien nickte kurz und zog dann die Tür langsam auf.

Hinter der Tür erstreckte sich ein weitere Innenraum mit einer gläsernen Kuppel als Dach. Überall standen vertrocknete und tote Büsche und Bäume in riesigen Blumenkübeln. Flackerndes Licht einer defekten Notleuchte ließ unruhige Schatten über die nahen Wände tanzen. Die Luft roch trocken, staubig und abgestanden.

Und es war still. Jedenfalls hatte beide Killer diesen Eindruck. Erst nach einiger Zeit hörten sie leises Gemurmel von der anderen Seite des Innenhofes. Sie verständigten sich mit Handzeichen und schlichen dann, die Blumenkübel und herumstehende Mobiliar als Deckung nutzend, darauf zu.

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Balinese hatte mit Problemen anderer Art zu kämpfen. Er hatte sich verlaufen und stand nun vor der Entscheidung die Treppe vor ihm hinauf zu gehen oder den ganzen Weg wieder zurückzulaufen. An sich hätte es ihm keine Schwierigkeiten bereitet, die Treppe zu bewältigen, nur konnte er sich beim besten Willen nicht daran erinnern, in den Bauplänen etwas von einer Treppe gesehen zu haben. Andererseits befürchtete er, dass er sich auf dem Weg zurück noch weiter verirren würde. Und als wenn das nicht genug sei antwortete Bombay nicht mehr auf seine Rufe. Es bestand also keine Chance, dass sein Teamgefährte ihn wieder zurücklotsen konnte.

Er warf dem Gang hinter sich einen missmutigen Blick zu und machte sich dann daran eine Treppe zu erklimmen, die es eigentlich nicht geben durfte. Das ungute Gefühl, das ihn seit Betreten des Gebäudes begleitet hatte, verstärkte sich mit jeder Stufe. Aber nichts geschah. Es war geradezu unheimlich Still. Schließlich erreichte er das Ende der Treppe und stand vor einer schlichten Tür, die er zögernd öffnete.

Eine Bewegung hinter der Tür ließ ihn sofort in Angriffhaltung gehen und ein Draht sirrte auf den Körper zu, der auf der anderen Seite an der Tür gelehnt hatte. Der Körper sackte in sich zusammen und sank zu Boden wie eine Marionette, der die Fäden durchgetrennt worden waren. Balinese Augen weiteten sich alarmiert.

Der Mann war bereits tot gewesen, als ihn der Draht getroffen hatten. Die Kutte war vollkommen zerfetzt und gab den Blick auf tiefe Schnittwunden frei. Das Gesicht des Mannes war in unglaublichen Horror und Schmerz verzerrt und der Mund war noch immer wie zu einem lautlosen Schrei aufgerissen. Der Geruch von Blut hing schwer in der Luft.

Balinese fühlte Übelkeit in sich hochsteigen. Verletzungen, nein, Verstümmelungen dieser Art hatte er schon früher gesehen. Und das konnte nur bedeuten, das Schwarz im Gebäude war oder zumindest, dass Berserker in der Nähe sein musste. Er wollte gerade seine Kameraden über seine Entdeckung informieren, als ihn ein langsam anschwellender Gesang ablenkte.

Hinter der Tür öffnete sich ein weiter Raum mit einer Glaskuppel als Dach. Und irgendwo von dort kam der Singsang, der seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Mit einem nachdenklich besorgten Blick auf den Leichnam zu seinen Füssen schritt Balinese durch die offenstehende Tür und trat auf einen schmalen Gang. Dieser lief wie ein Balkon an der Innenwand entlang und erlaubte einen Überblick über die gesamte Fläche des Parks'.

Als erstes fielen ihm die abgestorbenen Pflanzen auf, die diesem Raum früher wahrscheinlich wirklich ein parkähnliches Aussehen verliehen hatten. Wäre das Gebäude jemals vermietet worden, hätten die Angestellten in diesem Park einen idealen Ort für ihre Ruhepausen vorgefunden. Balinese jagte die morbide Atmosphäre nun jedoch nur Schauer über den Rücken.

Der Gesang wurde kurz lauter und wurde dann zu einem leisen Gemurmel. Balinese glitt lautlos in die Richtung, aus der er das Murmeln wahrnahm. Ständig behielt er dabei die unter ihm liegende Fläche im Blick und entdeckte kurz darauf zwei Kuttenträger, die sich vorsichtig durch die abgestorbene Parklandschaft schlichen. Ein kurzer Funkkontakt bestätigte seine Vermutung, dass es sich um Abyssinien und Siberian handelte. Beide bestätigten, dass es ihnen ebenfalls seit einiger Zeit unmöglich war, Bombay zu erreichen. Beunruhigt machten sich die drei Killer wieder daran, die Ursache für den Gesang zu finden.

Authors notes: Ja, Cliffhanger, ich weiß. Ihr müsst mich nicht darauf aufmerksam machen. Aber ich versichere euch, sie werden Bombay noch rechtzeitig finden. Allerdings wird Bombay von jemand anderem gerettet werden. Grins. Wer das wohl sein kann?????