Weiss Kreuz Fan Fiction ❯ Colours ❯ Honiggold ( Chapter 3 )

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Colours 3: Honiggold

Autor: SOrion (sorion@gmx.ch)
Serie: Weiss Kreuz
Teil 3/7
Warnung: heavy lime, shônen ai, light angst, light humor
Disclamer: WK gehört mir nicht, etc. p.p... Ich verdiene kein Geld damit, rhabarberrhabarber... Ich
leihe mir die Jungs nur aus und gebe sie unbeschadet zurück (okay, vielleicht ein Bisschen demoliert
*fg*) usw. blabla...

WICHTIG: Spielt zeitlich gleich nach Kirschrot, wenn Youji mit Omi in der Nacht wieder nach Hause
kommt.
Die Serie wird definitiv siebenteilig. Der nächste Teil heisst dann "Wolkengrau" und es wird
spannend... Kritiker bekommen Wind von Omis Beziehung...


***
Ken sass in seinem Zimmer und konnte nicht schlafen. Omi war vor zwei Stunden mal wieder weg
gegangen. Ihr Jüngster war, wenn man es genau nahm, kaum noch zu Hause. Er übernahm
gewissenhaft seine Schichten, ging zur Schule und war auch bei den Missionen voll dabei... Aber
ansonsten...
Er machte sich Sorgen. Obwohl Youji ihm vorgestern noch gesagt hatte, es sei schon alles in
Ordnung.
Nebst der Sorge um seinen Teamkollegen, kamen noch seine eigenen Probleme dazu. Vor einer
Stunde hatte er endlich all seinen Mut zusammen genommen, um mit Youji zu reden - er wusste, dass
der Playboy um die Zeit noch nicht schlafen würde - aber auch der war nicht daheim. Wohl wieder mal
auf Aufreisstour...
Er seufzte und spürte einen bekannten Schmerz in seiner Brust aufsteigen.
In dem Moment hörte er lachende Stimmen und Schritte. Omi und... Youji?
Omi war mit Youji weg? Vielleicht wusste Youji dann tatsächlich, dass mit Omi alles in Ordnung war...
Ken stand auf und presste sein Ohr an die Zimmertüre. Die beiden draussen redeten noch kurz, dann
verschwanden sie in ihren Zimmern.
Ken wartete noch eine Minute, huschte nach draussen und klopfte bei Youji an.
Youji hörte das Klopfen, da hatte er sich eben erst auf sein Bett gesetzt. Er dachte, Omi hätte vielleicht
noch etwas vergessen und hoffte, es würde schnell gehen, denn er hatte wirklich dringend ein paar...
Spannungen abzubauen...
Eilig öffnete er und stockte einen kaum merklichen Augenblick lang. Ken. Auch das noch. Musste es
ausgerechnet der sein, dem er gedanklich die nächsten paar Minuten widmen wollte...? Er versuchte,
sein übliches Lächeln aufzusetzen, und es gelang ihm auch mehr oder weniger. "Was gibt's denn
Kenken?"
"Youji, war Omi mit dir weg?"
Mist! Ken hatte sie gehört! Was machte der auch so spät noch auf? "Äh..." 'Denk schnell, Kudou...!'
"Nein, ich hab ihn auf dem Nachhauseweg getroffen. Warum?"
"Ich mach mir Sorgen um ihn, und das weisst du!"
Youji trat zur Seite. "Komm rein, ehe du Aya aufweckst."
Ken zögerte. Er sollte rein? Rein in Youjis Zimmer? Ausgerechnet jetzt? Alleine in Youjis
Schlafzimmer? Nachdem er bereits seit Stunden heute über ihn fantasiert hatte? ... 'Ist ja nichts
Neues, dass du über ihn fantasierst, und in seinem Zimmer warst du auch schon...' Er trat ein.
Youjis Gedanken machten ähnliche Sprünge. 'Warum bittest du ihn gerade jetzt in dein Zimmer?
Nachdem dieser Depp von Schuldig dir gesagt hat, dass Ken Interesse hat? Und nachdem du dir
wirklich absolut dringend, notfallmässig einen runterholen solltest!!!' Nein, seine Gedanken waren gar
nicht zufrieden mit ihm... Aber was sollte er machen? Ken machte sich Sorgen um Omi... und so ganz
unberechtigt waren die ja nun auch nicht... Gleichgültig winkte er zum Sofa. "Setz dich."
Ken tat, wie ihm gesagt wurde und starrte auf seine Hände, die er zu Fäusten geballt auf seinen
Schoss gelegt hatte. Bloss nicht auf Youjis Bett sehen... Bloss nicht...
Youji holte für sich ein Bier und für Ken ein Wasser.
Ken nahm es entgegen und schaute missbilligend auf das Bier. "Denkst du nicht, dass du heute schon
genug hattest?" Bestimmt hatte Youji heute schon was getrunken. Lange genug war er ja weg.
"Eifersüchtig?", fragte Youji grinsend und hätte sich am liebsten gleich dafür geohrfeigt. Was sollte
DAS denn jetzt?! 'Ganz ruhig, ganz ruhig! So springst du mit ihm sonst auch um. Kein Grund nervös
zu werden!'
Ken schnaubte und verdrehte die Augen. "Hättest du wohl gerne."
"Schon möglich." Autsch! Verdammt, er musste unbedingt diesen "Kenken-ärgern-Modus"
abschalten...
"Hör jetzt auf damit! Es geht um Omi! Weisst du, wo er hin gegangen sein könnte?"
Youji versuchte, ihn zu beruhigen. "Ich weiss, wo er war. Kein Grund zur Panik."
Jetzt schien Ken beleidigt. "Er hat es dir gesagt?"
Mist! Schnell... "Ähm, nein. Ich hab's so rausgefunden. Lass ihm noch Zeit. Er rückt schon damit raus,
wenn er soweit ist." Gut gerettet!
"Aber wenn es doch nichts weiter ist, warum sagt er dann nichts?"
"Nun... Es ist eben sehr persönlich. Du wirst es schon verstehen, wenn du es erst mal weisst."
Ken seufzte. Er schien sich damit nicht zufrieden geben zu wollen. "Na schön", meinte er zögerlich.
Omi war siebzehn. Gewisse Dinge will man mit siebzehn eben für sich behalten... Warum musste
Youji auch Privatdetektiv sein? Warum hatte ausgerechnet er das herausgefunden? Ob er wohl
wirklich nichts mehr aus ihm rausbekommen konnte? Zum Beispiel ihn einfach küssen, bis er aufgab?
... Ken wurde sofort rot. Warum kamen ihm immer im falschen Moment solche Bilder in den Kopf?
"Äh... Ich geh besser wieder. Du bist bestimmt müde, und ich hab dich schon lange genug
aufgehalten...", brabbelte Ken.
Youji hob eine Augenbraue. Wo kam das denn jetzt her? Und warum hatte Ken so niedlich rote
Wangen?
Youji kam kaum mehr dazu gute Nacht zu sagen, da war Ken auch schon aus dem Zimmer gestürzt.
Perplex schaute er auf seine Türe. Dann grinste er. "War es Kenken etwa peinlich, in meinem Zimmer
zu sein?", murmelte er vor sich hin. Zufrieden lachte er und trank einen Schluck. Wenn er es sich recht
überlegte, hatte Ken öfters solche "Anfälle"... Warum nur war ihm das bisher nie aufgefallen? Die
typischen Symptome dafür, dass einer verknallt ist...
Youji seufzte. Aber mit Ken würde es schwieriger werden als sonst... Kenken war nicht eine seiner
Affären. Er war ein Freund und hatte es verdient, ehrlich behandelt zu werden...
Aber es war so verdammt lange her, dass er ehrlich zu seinem Partner - und zu sich selbst - gewesen
war...
Er wusste nur, er wollte Ken nicht verletzen. Und das würde er vermutlich, wenn er so vorging wie
immer.
Wie also an die Sache rangehen? Das war ein Problem, das gelöst werden wollte...
Nun, das konnte er auch morgen tun. Gerade jetzt hatte er ein ganz anderes Problem, dessen er sich
annehmen sollte. Und Kens Stimme schwang noch in der Luft mit... Auch konnte Youji noch einen
Hauch von Kens Duft wahrnehmen, das Shampoo und das Duschgel...


Ken sass alleine im Geschäft. Noch war nicht Schulschluss und er hatte seine Ruhe vor den ganzen
Teenagern, die ihn noch früh genug bestürmen würden.
Missmutig stützte er sein Kinn auf einer Hand auf und tippte mit den Fingern der anderen Hand auf
dem Tisch herum.
Eigentlich hatte er sich ja auf einen Morgen alleine eingestellt. Er wäre mit Youji für die Frühschicht
vorgesehen gewesen, und er wusste aus Erfahrung, dass der sowieso nicht vor Mittag auftauchen
würde.
Um so überraschter war er, als Youji gegen zehn im Laden stand, nur um gleich darauf mit Omi - der
heute keine Schule hatte - im Gewächshaus zu verschwinden. Also war er jetzt wieder alleine.
Er schnaubte. Langweilig! Ihm war langweilig! Er hatte nichts zu tun, und ihm war nicht danach, den
Laden sauber zu machen.
In der ganzen Ruhe hatte er zu allem Übel auch noch genug Zeit, sich so seine Gedanken zu
machen. Youji hatte sich in letzter Zeit wie eine Klette an Omi gehängt. Bestimmt nur, um
herauszufinden, wo ihr Jüngster immer hin verschwand... Aber die Antwort darauf hatte er ja jetzt
gefunden, trotzdem hatte er Omi sofort heute Morgen abgefangen und nach hinten verschleppt.
Der Playboy war doch nicht etwa hinter Omi her? Nein... immerhin war Youji doch der Frauenliebling
schlechthin - nicht der Männerliebling...
Ken seufzte. Nein, bestimmt nicht. Denn beim ersten Anzeichen bei Youji, auch Interesse am selben
Geschlecht zu haben, hätte Ken sofort sein Glück versucht...
Er gab schon ein jämmerliches Bild ab... Verknallt in den absolut "heterosten" Mann in ganz Tokio.
Und dann war er selbst auch nicht wirklich der Hingucker, nicht wahr? Zumindest sah Ken das von
sich so, wenn er sich mit seinen Teammitgliedern verglich - und dass die alle attraktiv waren, konnte
er schliesslich beurteilen...
Aya war... nun er war mysteriös und elegant. Zwar sehr kühl, aber irgendwie... perfekt.
Dann Omi, der einfach zu süss war, um es in Worte zu fassen. Und so liebenswert, man konnte ihn
einfach nur lieben.
Und zu guter Letzt Youji. Niemand konnte Youji widerstehen. Er war absolut und durch und durch
sexy...
Ken seufzte. Und diese Augen... und der Körper... die honiggoldenen Haare...
Tja. Und er selbst? Der Tolpatsch, der nie etwas richtig machen kann. Zu alt um niedlich zu sein wie
Omi, zu jung um sexy zu sein wie Youji... und schlicht zu... gewöhnlich, um an jemanden wie Aya
auch nur ansatzweise heran zu kommen.
Ja, ein jämmerliches Bild.
Er konnte fast hören, wie sein Unterbewusstsein ihn auslachte.

Im hinteren Teil des Ladens bettelte Youji gerade Omi um Ratschläge an, als Omi plötzlich aufhorchte
und Youji deutete, ruhig zu sein. Der Junge verzog das Gesicht. ---Schu! Lass Ken in Ruhe!---
Ein Lachen. ---Aber er ist zu komisch, wie er in Selbstmitleid versinkt und nicht weiss, dass er den
Typen eigentlich längst haben könnte.---
---Er wird dich hören!---
---Ach wo, er denkt nur, er lache sich selbst aus.---
---Schu...---, warnte Omi.
Wieder lachte der Telepath. ---Jaja, hör ja schon auf.---
---Du kannst ja Crawford verkuppeln, wenn dir das solchen Spass macht. Aber Weiss sind -meine-
Familie.--- Omi grinste, bei dem Gedanken, dass Schuldig versuchen würde, den straffen Amerikaner
mit irgendjemandem zusammen zu bringen.
---Phh. Aber wenn du Yotan nicht bald ein paar gute Tipps gibst, wird das nie was. Ich sitze hier in der
ersten Reihe und will was zu sehen bekommen.---
Omi lachte. ---Wirst du. Ich hab auch keine Lust mehr zuzusehen, wie die beiden umeinander herum
tänzeln. Und jetzt lass mich machen.---
---Bin schon weg.---
Omi blinzelte, um sich wieder auf Youji zu konzentrieren.
Der schaute ihn kariert an. "Was war das denn jetzt?"
Omi verdrehte die Augen. "Schu ärgert Ken. Ich hab ihm gesagt, er soll aufhören."
"Was??"
"Schsch! Sei leise! Er tut ihm ja nichts."
"Das sagst du! Ich trau dem Kerl aber nicht!"
"Soweit ich weiss, hat er ihn nur ausgelacht, weil er da vorne sitzt und -deinetwegen- Trübsal bläst!"
Youji machte ein schuldbewusstes Gesicht. "Ich weiss nur nicht..."
"Ja, ja... Du bist zum ersten Mal seit deiner Partnerin verliebt. Kein Problem, sag es ihm einfach."
Youji schnaubte. "Wenn es so einfach wäre, würde ich dich nicht um Hilfe bitten. Was soll ich denn
sagen? 'Hey, Ken, rate mal was? Ich liebe dich.'?"
Omi kicherte. "Das wär jedenfalls besser, als dieser Kindergartentanz mit dem gegenseitigen Ärgern."
Er seufzte. "Nein, ich meinte, geh mit ihm aus."
"Ausgehen?" Youji zog es in Erwägung und nickte schliesslich. "Ja, das kann ich..."
"Nein", fuhr ihm Omi scharf ins Wort. "Nicht das falsche Geschnulze, das du mit diesen Frauen
abziehst. Du kannst einfach das machen, was du -gerne- tust, nicht das, worauf Frauen reinfallen.
Geh mit ihm einen Burger essen und einen Action-Film anschauen."
Youji hob eine Augenbraue. Merkwürdiges Konzept. "Nicht wirklich romantisch."
"Verdammt Youji!", schimpfte Omi, kurz davor, die Geduld zu verlieren. "Du sagtest selbst, Ken ist
dein Freund. Zeig ihm, dass du gerne Zeit mit ihm verbringst."
Das schien Youji Sinn zu machen.
Omi fuhr fort: "Und hör um Gottes Willen mit den kindischen Sprüchen auf!"
"Hmpf. Ich kann nicht glauben, dass ich gerade dich um Rat frage..."
Omi grinste. "Nun, dein Plan hätte mit Sicherheit nicht funktioniert, nicht wahr?" Er lachte leise. "Und
jetzt raus da! Er sitzt alleine im Laden und macht sich das Leben schwer."
Nachgiebig stapfte Youji raus.
Omi lachte vor sich hin.
---Dem hast du's aber gegeben.---
---Hatte ich Recht, oder hatte ich Recht?---
Schuldig lachte. ---Letzteres.---
---Der brauchte wirklich Hilfe.---
---Die zwei sind zum Schreien. Die perfekten Alleinunterhalter... Und jetzt komm endlich! Du hast frei,
und ich muss später noch weg. Ich warte nicht ewig.---
---Komme.--- Omi schnappte sich seine Jacke und marschierte an den beiden anderen vorbei nach
draussen zu seinem Motorrad. "Ich bin weg."
"Viel Spass", rief Ken ihm hinterher.
Youji seufzte kaum hörbar. Er wusste, wo Omi hinging... Und es gefiel ihm immer noch nicht wirklich.
Aber wenigstens wusste er, dass der Junge gut behandelt wurde und glücklich war. Also hatte er kein
Recht, ihn zu verurteilen. Ausserdem hatte er hier ein ganz anderes Problem an der Hand. "Sag mal,
Kenken..?"
Ken sah von seinem Platz am Arbeitstisch hoch. "Hm?"
"Hast du heute Abend schon was vor?"
Das verschaffte Youji Kens Aufmerksamkeit. Aber Youji meinte doch bestimmt nicht... "N-nein.
Warum?"
Youji gab sich die grösste Mühe, so wie immer zu sein. "Ich dachte, du hast vielleicht Lust
abzuhängen."
"Also... also ich trainiere erst noch mit den Kids, aber danach hab ich Zeit." Ein hoffnungsvolles
Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
Youji erwiderte es. "Was essen und Kino. Ich lad dich ein. Okay?"
Ken hob eine Augenbraue und lachte. "Klingt fast wie ein Date."
Erst wäre Youji beinahe ein Spruch rausgerutscht, dann hielt er sich zurück. Aber wie konnte er Ken
sagen, dass er gerne ein Date hätte, ohne dass der es für einen Scherz hielt? "Wieso auch nicht?",
meinte er ruhig.
Ken sah fast erschrocken auf. Das war jetzt doch bloss wieder ein blöder Spruch, nicht? Aber... Youji
sass einfach nur da, sah ihn an und lächelte. Schliesslich lächelte Ken auch. "Klar, wieso nicht." Dann
lachte er. "Ein Date mit Tokios Womanizer? Davon kann ich noch meinen Enkeln erzählen."
Youji lachte erleichtert mit und klopfte Ken freundschaftlich auf die Schulter. "Bis wann hast du
Training?"
"Halb acht."
"Also um acht. Okay?"
Ken nickte. "Ja, okay. Um acht."
In dem Moment fiel Youji noch etwas ein. "Vielleicht komm ich mal bei eurem Training vorbei schauen.
Ich hab dich noch nie spielen sehen." Da! Ja!! Ken wurde rot.
Ken strich sich nervös ein paar Haare aus dem Gesicht. "Klar. Wenn du willst. Aber die meiste Zeit
spielen ja die Kids."
"Mal sehen." Auf jeden Fall würde er hingehen!

Youji sass etwas abseits vom kleinen Fussballfeld unter einem Baum und folgte dem Spiel mit den
Augen unbemerkt, bzw. er folgte Ken, wie er ab und zu mitspielte, mit den Kindern scherzte und in
seiner Tätigkeit vollständig aufblühte.
Youji liess sich von dem Lachen anstecken und lächelte verträumt vor sich hin.
Ken war ein Phänomen für sich, wie er diese Kids in seinen Bann ziehen konnte. Er wäre der perfekte
Familienvater... Youji wusste von sich selbst, dass er das ganz sicher nicht war und fragte sich einmal
mehr, ob er überhaupt gut genug für Ken sein konnte.
Er war doch nichts weiter als ein Playboy... Nicht vergleichbar mit einem so reinen Herzen, wie Ken es
hatte.
Trotzdem hatte Ken sich in ihn verliebt...
Er würde Ken - und sich - beweisen, dass er es wert war. 'Versau es nicht, Kudou! Nur dieses eine
Mal, versau es nicht!'
Youji stand auf, um wieder nach Hause zu gehen. Er warf einen letzten Blick auf Ken. Nein, er würde
diese Chance nicht verstreichen lassen.
"Ich hoffe für uns beide, dass du dich nicht in mir getäuscht hast, Kenken."

Der Film war gar nicht mal sooo schlecht gewesen. Es handelte von rivalisierenden Profikillern, und
Youji und Ken amüsierten sich damit, in den unmöglichsten Momenten laut loszulachen und den Rest
der Zuschauer zu verärgern. Aber manche Szenen waren auch einfach lächerlich. Die Menschen
stellten sich diesen "Beruf" irgendwie falsch vor... Um so spassiger fanden sie den eher
mittelmässigen Film...
Und tatsächlich waren sie danach einen Burger essen gegangen. Youji hatte Ken gefragt, worauf er
Appetit hatte und die Entscheidung war Ken ausnahmsweise nicht schwer gefallen.
"Wie war's beim Training?", fragte Youji schliesslich zwischen zwei Bissen.
Ken nickte. "Gut. Sie machen Fortschritte." Im Stillen war er etwas enttäuscht, dass Youji nicht hin
gekommen war...
"So hat es auch ausgesehen."
Ken sah auf. "Hä?"
Youji grinste. "Ich war da. Hab euch etwa eine halbe Stunde lang zugesehen."
Ken blinzelte. "Warum hast du nichts gesagt? Du hättest doch mitspielen können."
Youji lachte. "Ist nichts für mich. Aber du hattest ja Spass."
"Ja, hatte ich." Der eigentliche Grund, warum er Youji gerne dabei gehabt hätte, war, dass er seine
Freude mit ihm teilen wollte... Merkwürdiges Gefühl. Er trank seinen Softdrink aus.

Auf dem Nachhauseweg redeten sie kaum miteinander. Beide hingen ihren Gedanken nach. Youji
versuchte krampfhaft, seine Hormone unter Kontrolle zu bringen und hasste sich dafür, dass sein
Körper ihn stattdessen beinahe unter Kontrolle hatte. Vielleicht hätte er sich besser gefühlt, hätte er
gewusst, dass es Ken nicht anders ging...
Dieser trottete neben Youji her und starrte vor ihnen beiden auf den Boden und bewunderte die
eleganten Bewegungen von Youjis Schatten... Immerhin konnte er ihn ja nicht von der Seite her
unauffällig beobachten. Wie sich der Hintern bewegte... Gott! Dieser Hintern! Er war fast froh, dass er
bei dem Schatten nur Youjis Umrisse wahrnehmen konnte und keine Details - zum Beispiel wie sich
die enge Hose um dessen Unterkörper bei jeder Bewegung spannte - ... aber nur fast...
Zu Hause hielt Ken vor Youjis Zimmertüre an, um ihm noch eine gute Nacht zu wünschen.
Youji ging an ihm vorbei und grinste ihn über die Schulter hinweg an. "Ich wäre ja keine gute
Verabredung, wenn ich dich nicht bis nach Hause bringen würde..." Er deutete auf Kens Zimmer.
Ken lachte und folgte ihm, bis sie schliesslich immer noch mehr oder weniger ratlos vor dessen Türe
standen.
"Also... ähm..." Youji kratzte sich am Hinterkopf. "Das war nett."
Ken nickte. "Ja..." Er wurde prompt wieder rot. "Danke für die Einladung, Youji."
Youji grinste flirtend. "Danke für die charmante Begleitung..."
Ken lachte nervös.
Und Youji konnte sich nicht mehr beherrschen, beugte sich vor und gab dem jungen Mann einen Kuss
auf die Wange. Sein Unterbewusstsein schnaubte. 'Nicht beherrschen? Ha! Ich hab mich nie so
beherrscht wie jetzt...'
Ken seufzte leise. Der sanfte Kuss dauerte ein paar Sekunden, war bei Weitem mehr als ein kleiner
Schmatzer...
Youji richtete sich wieder auf. Seine immer verträumten Augen wirkten noch ein Bisschen verträumter.
Er lächelte. "Gute Nacht, Kenken." Er wandte sich zum Gehen, als Ken ihn noch zurückrief.
Ken nahm all seinen Mut zusammen, als er sah, wie Youji gehen wollte. So durfte der Abend doch
nicht enden! "Youji! ..." 'Reiss dich zusammen!' "Das nächste Mal bezahle ich", sagte er schnell.
Unsicher wartete er auf eine Reaktion des anderen. 'Es wird doch ein nächstes Mal geben, nicht wahr,
Youji?', dachte er.
Youji lächelte nur und nickte. "Ja, nächstes Mal bezahlst du."
Ken unterdrückte einen Freudenschrei. "Nacht", sagte er noch und ging in sein Zimmer.


Eine Woche später sass Youji mit Omi vor dem Fernseher, während Aya daneben in einem Buch las.
Youji wartete auf Ken, der ihn heute "ausführen" wollte. Um sich die Zeit zu vertreiben, redete er ein
Bisschen mit ihrem Jüngsten. "Also, Bishônen... Morgen ist dein grosser Tag, ne? Was wünschst du
dir denn?"
Omi verdrehte die Augen. "Dass du mich bei meinem Namen nennst."
Youji lachte. "Nee, ich hab dir was anderes... Was hältst du davon, wenn wir dich morgen Abend zur
Volljährigkeit offiziell in einen Club mitnehmen?"
Omi zögerte einen Moment lang - und Youji wusste auch sofort weswegen - ehe er schnell sagte: "Ich
hab mich schon mit Freunden morgen Abend verabredet. Aber wir können ja am Nachmittag etwas
feiern...?", fragte er unsicher und hoffte, dass Youji den Hint verstehen und nicht weiter nachgraben
würde.
Youji zeigte keine äusserliche Reaktion - besonders nicht, als er Ayas Blicke auf sich spürte. "Klar,
kein Problem, Chibi", lächelte er. "Deine Freunde bekommen dich ja ohnehin weniger zu sehen, als
wir."
Omi schickte ihm ein dankbares Lächeln, als Ken ins Wohnzimmer kam.
"Kenken!", rief Youji. "Bist du so weit?"
"Ja, klar. Gehen wir los."
Aya und Omi folgten ihnen mit den Augen beim Rausgehen und Aya schüttelte den Kopf. "Hm. Wie
lange wollen sie denn mit diesem Eiertanz noch weitermachen?", fragte er und widmete sich wieder
seinem Buch.
Omi lachte. "Ist dir nicht entgangen, huh?"
Aya zeigte eines seiner seltenen Lächeln.

Dieser Abend dauerte länger als der letzte. Ken hatte für sie beide ebenfalls einen Film ausgesucht,
aber danach waren sie "richtig" essen gegangen.
Die ganzen Stunden waren nicht so verkrampft gewesen wie die beim ersten Mal. Auf dem
Nachhauseweg redeten und scherzten sie miteinander... wie früher eben.
Ken wurde rot bis unter die Haarwurzeln, als Youji ihn auf seinen Patzer in dem Restaurant hinwies...
Ken hatte es geschafft, durch ein äusserst kompliziertes Manöver mit der Bedienung auf dem Boden
zu landen...
Er schüttelte den Kopf. "Hör auf damit, Yotan!" Das war ja so peinlich gewesen. Er konnte sich wirklich
immer im falschen Moment bloss stellen.
Youji lachte nur und legte ihm einen Arm um die Schultern. "Ach, Kenken. Du bist ein Original, weisst
du das?"
Ken rieb sich reuevoll die Nase, lachte aber mit. Als sie das Apartmenthaus betraten, meinte er:
"Heute bringe ich dich nach Hause."
Youji grinste breit und nickte. "Wie sich das gehört."
"Also...", Ken steckte seine Hände in die Hosentaschen. "Danke für die charmante Begleitung."
Youji lachte leise. "Beim nächsten Mal werd ich mit was Besserem als Burger kommen müssen..."
Ken winkte schnell ab. "Bloss nicht. In nem Burgerladen fällt mir wenigstens keine Gabel runter, die
ich hoch holen will und..." Er seufzte. "Und den Rest vergesse ich lieber schnell." Er lachte und wurde
wieder rot.
Youji grinste, dann lächelte er. "Danke für den Abend, Kenken. Er war... nun, er war toll."
Ken nickte. "Ja, ich bin gerne mit dir... unterwegs." Eigentlich hätte er "zusammen" sagen wollen...
Gott, wie gerne hätte er nun ebenfalls Youjis Wange geküsst - oder den Mund, oder... Aber daran
dachte er jetzt besser nicht.
Youji wusste, dass er gute Nacht sagen sollte... Aber er hatte gehofft, dass Ken ihn auch küssen
würde. Fast ungewollt wanderte sein Blick immer wieder zu Kens Lippen. Die Stille zog sich dahin und
Youji hätte sich für sein "Fangirl-Verhalten" ohrfeigen können. Schliesslich lächelte er einfach und
wollte Ken eine gute Nacht wünschen.
Ken waren Youjis Blicke nicht entgangen. Verdammt! Er hatte sich so vorgenommen, beim ersten
Anzeichen von Interesse zuzuschlagen, aber jetzt... Er hatte eine so gute Zeit mit Youji und furchtbare
Angst, sich das zu versauen. Er wusste, Youji wollte sich gleich verabschieden, er musste also schnell
handeln, wenn er denn nun handeln wollte...
Ken sah, wie Youji Luft holte, um etwas zu sagen, und er war hin und her gerissen, zwischen handeln
und nicht handeln... Dann rief ihn eine innere Stimme zur Ordnung. 'Er wird dich nicht abweisen. Küss
ihn einfach.' Ken wusste kaum mehr, wie ihm geschah, als er dem Wunsch nachgab, Youji gar nicht
erst zu Wort kommen liess, sein Gesicht mit beiden Händen umfing und ihn etwas unsicher auf den
Mund küsste.
Im ersten Moment spürte Ken, wie Youji sich versteifte, und er war sich sicher, dass er jetzt -wirklich-
Scheisse gebaut hatte... Dann hörte er den anderen Mann laut seufzen und sein Kuss wurde erwidert.
Youji war mehr als überrascht, als Ken so plötzlich nach vorne schnellte, und er brauchte
entsprechend lange, um darauf zu reagieren. Aber dann war es um seine Selbstbeherrschung
geschehen. Er schlang die Arme um Kens Taille und begann, dessen Mund leidenschaftlich zu
erforschen - was noch verstärkt wurde, als er Kens enthusiastische Antwort spürte.
Ken schmolz förmlich in Youjis Armen dahin. Hätte der andere ihn nicht fest gehalten, wäre er zu einer
kleinen Ken-Pfütze am Boden zerflossen. Er spürte die Zimmertüre an seinem Rücken und Youji vor
sich. Er konnte nicht mehr anders, als mit beiden Händen zu Youjis Hintern zu rutschen und diesen zu
massieren.
Youji stöhnte bei dem Kontakt auf.
Ken nutzte das, um Luft zu holen und zu schnaufen: "Gott, Youji, schon so lange..."
Youji nickte schnell. "Ich weiss... ich weiss." Dann küsste er ihn energisch. Eigentlich hatte er ja
vorgehabt, Ken zu zeigen, dass er ihn nicht gleich bei der ersten Gelegenheit bespringen würde...
Aber gottverdammtnochmal, dass Ken ihn hier geradezu verschlang, half diesem Vorhaben nicht im
Geringsten!
Nach ein paar Minuten voller seelsuchender Küsse, wandernder Hände, leisem Wimmern und
Stöhnen, trennte Youji sich lange genug, um atemlos heraus zu bringen: "Kommst du mit rein?"
Ken nickte stumm und küsste Youji wieder. Er schlang eines seiner Beine um die Hüfte des anderen
und stöhnte in seinen Mund, als ihre Unterkörper aufeinander trafen.
Youji versuchte, genug Hirnzellen zusammen zu bringen, um seinen Zimmerschlüssel aus seiner
Jeanstasche zu nesteln. Um die Türe aufzuschliessen, musste er sich wieder von Ken trennen und
murmelte: "Eigentlich dachte ich immer... wenn es soweit ist, lassen wir uns Zeit..." Die Türe öffnete
sich.
Ken stürzte an ihm vorbei hinein, packte ihn am Kragen und zog ihn an sich. "Zum Teufel damit! Ich
hab schon zu lange gewartet."
Youji konnte gerade noch die Türe zu stossen, ehe Ken mit ihm zum Bett stolperte und ihn auf sich
zog.
Sie zerrten sich gegenseitig praktisch die Shirts vom Körper und strampelten sich aus ihren Hosen,
kaum dass Knopf und Reissverschluss offen waren.
Ken kam es beinahe merkwürdig vor, dass er sich nicht unsicher fühlte, sich vor Youji so zu
präsentieren... Aber Youjis versengender Blick nahm ihm diese Sorge. Er lachte leise und auf Youjis
fragenden Ausdruck hin meinte er nur: "Dass du mich mal so ansehen würdest..."
Youji grinste. "Gewöhn dich besser dran." Langsam zog er Ken die Shorts aus.
Kens Gesichtsausdruck wurde ernst. "Wirklich?"
Youji sammelte seine Gedanken, um darauf eine passende Antwort zu finden... Aber er war noch nicht
so weit die "entscheidenden" Worte zu sagen. "Du bist mein Freund, Kenken."
Ken lächelte, dann wurde er sich seiner brennenden Hitze in der Lendengegend wieder bewusst und
zog Youjis Gesicht zu einem Kuss an sich. "Genug geredet." Wieder wanderten seine Hände zu Youjis
Hintern, der nicht erst von Unterwäsche befreit werden musste. "Besser als in der Jeans", bemerkte
er.
Youji rieb ihre nackten Lenden aneinander und nickte grinsend mit einem jägerischen Glimmen in den
Augen. "Allerdings." Er schickte eine seiner Hände zwischen ihre Körper zu Kens Glied und sammelte
die ersten Tropfen Flüssigkeit mit einem Finger auf, was Ken zum Wimmern brachte. Danach führte er
die Hand zu Kens Mund und verteilte die Lusttropfen auf seinen Lippen, als wäre es Lipgloss.
Kens Atmung beschleunigte sich. Youji brachte ihn um den Verstand!
Ohne die gefährlich glitzernden Augen von Kens zu lassen, beugte Youji sich zu ihm und leckte mit
seiner Zungespitze über die vom Küssen geschwollenen Lippen. Er gab ein tiefes, kehliges Lachen
von sich, ehe er mit der Zunge in Kens Mund versank.
Ken erwiderte den Kuss und schmeckte sich selbst in ihm. 'Gott, Youji, du kannst dir nicht vorstellen,
was das mit mir macht...', dachte er. Seine Augen rollten vor diesem unglaublichen Vergnügen nach
hinten und er stöhnte auf. Er spürte, wie Youji ihre Körper in langsam Stössen aneinander rieb und er
dachte sich, dass er so auf keinen Fall lange durchhalten würde... Er löste sich von Youjis Mund.
"Yo... Youji... Lange... mmm!!! Lange kann ich mich nicht... nicht mehr zurückhalten...", keuchte er.
Youjis verdunkelte Augen zeigten ihm, dass es dem Playboy nicht anders ging. Er schob seine Hand
wieder zwischen sie, um der Reibung nachzuhelfen. "Komm schon, Kenken", ermutigte er heftig
atmend. Er hätte in Kens erregtem Gesicht untergehen können. Das stetige Stöhnen, die Fingernägel,
die sich in seinen Rücken gruben... "Lass dich gehen. Komm mit mir... Kenken..." Er schnappte nach
Luft und schloss die Augen, als er seinen Höhepunkt schnell nahen fühlte.
"Gott, Youji! Youji, bitte, bitte, bitte... Ja, Youji. BITTE! JA!" Ken schrie auf und hörte noch, wie Youji
seinen Namen ausrief.
"KEN!"
Youji brach über Ken zusammen und schlang seine Arme um seinen Nacken, spürte Kens feste
Umarmung um seine Taille.
Ken hörte seinen Herzschlag laut in seinen Ohren. Er brauchte lange, um sein Atmen genug zu
beruhigen, um mit seinem Mund nach Youjis zu einem Kuss zu suchen.
Danach sahen sie sich in die Augen und lachten beide leise.
"Oh, wow", lachte Youji.
"Du hattest es irgendwie eilig, nicht?", fragte Ken und grinste.
"Wir wissen beide, dass es dir nicht anders ging...", zwinkerte Youji. "Aber ich sollte dich warnen...
Wenn ich das nächste Mal komme... ist es..." Er beugte sich zu Kens Ohr und nippte kurz daran. Dann
fuhr er flüsternd fort: "... tief... in... dir... drin..."
Ken schnurrte. "Jederzeit, Yotan."
Youji lachte, rollte sich von Ken und rümpfte angesichts der Sauerei zwischen ihnen die Nase.
Ken lachte müde mit. "Wie wär's mit einer Dusche?"
Youji legte sich seitwärts neben Ken und stützte seinen Kopf auf eine Hand auf. Mit der anderen Hand
begann er, in der zähen, abkühlenden Flüssigkeit Herzchen auf Kens hartem Bauch zu malen.
Besagter Bauch bebte auch gleich, als es Ken vor Lachen schüttelte. "Hör... hör auf! Youji! Nicht! Das
kitzeeeeeelt!!!"
Youji lachte nur, hörte aber auf und verschränkte die Finger seiner Hand mit Kens. Er küsste ihn lange
und sah ihm darauf dankbar in die Augen. Er war so dankbar, dass Ken diesen Schritt gewagt hatte
und jetzt dieses Leuchten in seinem Ausdruck trug. So glücklich, dass er selbst zum ersten Mal seit
Jahren ehrliche Zuneigung zuliess... Er erinnerte sich zu deutlich, warum er es die ganze Zeit lang
vermieden hatte, sich zu verlieben. Der Schmerz war ihm immer noch allgegenwärtig, aber für Ken
war er bereit, ihn zu bekämpfen...
Er presste seine Augen zu, als ihn seine Gefühle überwältigten und küsste Ken noch einmal. Danach
war er sein übliches, lächelndes Selbst. "Wie wäre es jetzt mit dieser Dusche, und dann hauen wir uns
hin. Deal?"
Ken erwiderte das Lächeln liebevoll, gab ihm noch einen Kuss und nickte.

Als die zwei am nächsten Morgen zusammen die Küche betraten, in der Aya und Omi bereits
frühstückten, wurden sie von Omi beinahe umgerannt, als er auf sie zustürzte und beide umarmte.
"Gratuliere!", rief ihr jüngstes Teammitglied aus.
Ken wurde rot und Youji lächelte etwas. Offenbar waren sie gestern gut zu hören gewesen...
"Eigentlich sollten wir ja dir heute gratulieren...", meinte Youji.
Omi liess sich nicht beirren. "Ich freu mich so für euch!"
Ken und Youji liessen Omis Übermut über sich ergehen, bis Youji Aya im Hintergrund leise lachen
hörte, und es ihm reichte, hier für Unterhaltung zu sorgen. Er schob Omi sanft etwas weg und reichte
ihm sein Geburtstagsgeschenk.
"Danke, Youji-kun!", tschirpte der Junge, setzte sich an den Küchentisch und vernichtete die
Verpackung. Als er den Inhalt sehen konnte, nahm sein Gesicht ein gesundes tomaten-rot an. "Youji-
kun!", protestierte er, obwohl er eigentlich irgendwas in der Richtung erwartet hatte...
Youji grinste triumphierend. "Dein erster, offizieller Porno!"
Aya grinste hinter vorgehaltener Hand, Ken wäre am liebsten im Boden versunken, und Omi begann
nach dem ersten Schreckmoment zu lachen. Und dann sah er die Hülle und bemerkte, dass es sich
nicht um einen "normalen" Porno handelte...
Youji grinste noch breiter, als sich die Erkenntnis auf Omis Gesicht ausbreitete. "Du sollst ja
schliesslich was davon haben..."
Omi blinzelte, als er sah, dass einer der Männer auf dem Cover auch noch rothaarig war...
Youji zwinkerte ihm zu und stupste Ken an. "Du hast ihm doch auch noch ein Geschenk."
Ken kroch aus der Versenkung und reichte Omi sein Päckchen.
Diesmal war ein Computerspiel drin, von dem Ken wusste, dass Omi darüber nachdachte, es sich zu
kaufen.
Unsicher fragte er Omi: "Du hast es dir doch noch nicht besorgt, oder? Sonst kannst du es auch
umtauschen..."
Omi lächelte nur, stand auf und umarmte Ken. "Nein, ich hab es noch nicht. Danke Ken." Er freute sich
wirklich. Besonders deswegen, weil Ken sich daran erinnert hatte.
"He! Ich kriege keine Umarmung?", schimpfte Youji.
Omi verdrehte die Augen. "Du kriegst höchstens ein paar Hiebe auf deine Kehrseite."
"Uuuuh! Zeig's mir, Kleiner!", lachte Youji.
Omi lachte mit.
Ken wurde wieder rot. Dann fühlte er sich wagemutig und setzte sich auf Youjis Schoss. "Nichts da!
Du gehörst mir."
Für einen kurzen Moment lang zeigte Youji sein liebevolles Lächeln und küsste Ken. Dann grinste er,
umarmte ihn lässig und wandte sich an Omi: "Und? Was hat dir unser furchtloser Anführer
geschenkt?"
Omi kicherte. "Einen Gutschein, dass er zehn Mal für mich die Schicht am Nachmittag übernimmt,
damit ich mich mit meinen Freunden treffen kann."
Ken lächelte. Das war eine gute Idee. Omi verbrachte jede freie Zeit mit seinen Freunden und freute
sich bestimmt über das Geschenk.
Youji zeigte äusserlich keine Reaktion. Im Stillen war er sich ziemlich sicher, dass Aya dieses
Geschenk auf keinen Fall gemacht hätte, hätte er gewusst, mit -wem- Omi sich immer trifft...

In der nächsten Nacht lag Ken mit Youji in dessen Bett, und sie redeten leise miteinander. Er hatte
seinen Kopf auf Youjis Brust gelegt, hörte dem Herzschlag, der Atmung und Youjis weicher Stimme zu
und genoss einfach diese Ruhe zu zweit. Er seufzte, als Youjis Finger langsam über seinen Rücken
strichen. "Youji?", fragte er.
"Hm?" Youji klang schläfrig. "Was denn, Kenken?"
"Hat Omi uns deswegen nichts erzählt? Weil er einen Freund hat?" Auch ihm war der Inhalt von Youjis
Geburtstagsgeschenk nicht entgangen...
Youji seufzte. Er hätte es besser wissen müssen, als zu glauben, dass Ken so leicht aufgeben würde.
"Ken, du hast ihn doch heute gesehen. Hat ihn gestört, dass wir zusammen sind?"
Ken dachte darüber nach. "Nein."
"Glaub mir, das ist nicht der Grund."
Wieder Stille. "Wenn ich ihn frage, glaubst du, er würde es mir sagen?"
Youji wünschte sich, Ken würde damit aufhören... "Ich weiss es nicht. Aber die Frage ist, willst du die
Antwort überhaupt wissen..."
Ken blinzelte und hob den Kopf. "Wie meinst du das?"
"Ken..." Youji holte tief Luft. "Es wird dir nicht gefallen", bemerkte er.
Ken lachte nur leise. "Wie schlimm kann es schon sein?"
Youji behielt seinen ernsten Gesichtsausdruck bei. "Schlimmer."
Ken runzelte die Stirn und beide drehten sich zur Türe, als sie hörten, wie sich Omis Zimmertüre
nebenan öffnete und schloss.
"Er ist wieder da", stellte Ken fest.
Youji nickte nur. Er wusste, was jetzt kommen würde, und dafür brauchte er nicht mal Gedanken lesen
zu können.
"Ich will das jetzt wissen. Können wir nicht schnell rüber gehen?", fragte er und setzte sich.
Youji rieb sich fast verzweifelt über die Augen. "Ken, es ist mitten in der Nacht...", versuchte er zu
argumentieren.
"Youji", begann Ken fest. "Omi ist mein Freund. Wenn irgendetwas nicht stimmt, dann will ich es
wissen."
Youji erwiderte den Blick. "Einverstanden. Aber ich sag es noch einmal: Es wird dir nicht gefallen."
"Das Risiko geh ich ein."
Youji nickte und sie zogen sich an.
Ken ging voran und Youji trottete zögerlich hinter ihm her. Es war offensichtlich, dass Youji dieses
Geheimnis selbst nicht gefiel... Nun auch nervös klopfte er an.
Ken hatte erwartet, dass Omi schon bettfertig in seinem Schlafanzug sein würde...
Aber Omi öffnete hellwach und angezogen die Türe. Er warf Youji einen ruhigen Blick zu und seufzte,
als dieser ihn hilflos erwiderte.
Ken blinzelte verwundert. Er schien gar nicht sagen zu müssen, worum es ging...
Omi öffnete die Türe noch weiter und trat zur Seite. "Ich hab auf euch gewartet", murmelte er.
Ken zog die Augenbrauen zusammen. Gewartet?
Er wurde aus seiner Gedankenwelt geholt, als er Youji hörte, wie er scharf die Luft einzog. Er warf ihm
einen fragenden Blick zu und sah, wie er in eine Ecke des Zimmers starrte. Ken folgte dem Blick... und
sämtliche Farbe verliess sein Gesicht, als er den Mann auf der kleinen Couch sitzen sehen konnte...
Schuldig sass bequem mit überschlagenen Beinen da und grinste die Neuankömmlinge an.
Ken konnte kaum atmen. Er war nicht mal bewaffnet! ... ...
Dann spürte er Youjis Hand auf seiner Schulter und sah zu ihm auf.
Youji nahm seinen Blick nicht von dem Telepathen, strich aber ruhig mit dem Daumen über Kens
Schulter. "Ich sagte ja, dass es dir nicht gefallen wird."
Ken brauchte einen langen Moment, bis er die Worte verstand und wurde noch blasser, wenn denn so
was überhaupt möglich war. Er schüttelte den Kopf. Erst langsam, dann immer heftiger. "Nein... Nein,
das kann nicht sein!" Er schaute sich nach Omi um, der an der Wand gelehnt stand und nicht so recht
wusste, wohin er sich wenden sollte.
"Omi! Nein! Das... das ist nicht möglich!"
Omi schickte ihm einen Blick, der um Verständnis geradezu bettelte. "Ken-kun, es ist schon in
Ordnung...", begann er.
"In Ordnung?", Kens Stimme überschlug sich hysterisch. Ken machte einen Schritt von Youji weg und
betrachtete seinen Geliebten ungläubig. "Du... du hast das gewusst?" Wieder schüttelte er den Kopf.
"Wie zum Teufel konntest du das zulassen?!", schrie er.
Youji blieb ruhig. Er konnte Ken nur zu gut verstehen... Langsam antwortete er: "Als ich es
herausgefunden habe, hab ich Omi gesagt, dass ich mit ihm reden will. Ich hab mir seine Argumente
angehört und festgestellt, dass es ihm gut geht. Dann hab ich noch mit ihm geredet", deutete er auf
Schuldig. "Der Gedanke gefällt mir auch nicht. Aber Omi ist glücklich, das hast du selbst gesagt. Und
warum ich es zugelassen habe... Es war längst passiert, als ich davon erfahren habe."
Ken wurde schwarz vor Augen, seinen Kopf schüttelte er immer noch unbewusst hin und her, und er
musste sich praktisch zwingen, Luft zu holen. Er schnappte nach Youjis Arm, damit er nicht umkippen
würde. Er liess sich verwirrt und kraftlos von Omi auf das Bett setzen und nahm das Glas Wasser an,
das der junge Mann ihm anbot.
Youji setzte sich neben ihn und rieb ihm über den Rücken, Omi kniete sich vor ihn. Er konnte die
beruhigenden Worte erst gar nicht hören, schüttelte nur den Kopf und wiederholte immer stumm
dieselben Phrasen: 'Nein... kann nicht sein... nicht Omi... bitte nicht...' Er konnte seinem Feind auf
dem Schlachtfeld entgegentreten. Aber hier... und unter diesem Umständen...
Durch einen merkwürdigen Schleier konnte er wahrnehmen, wie Omi verzweifelt zu Seite schaute und
etwas sagte... Dann spürte er eine störende Präsenz in seinem Kopf und die wirren Gedanken liessen
sich langsam wieder ordnen.
Aus seiner Trance geholt riss Ken die Augen auf und schnappte nach Luft.
"Ken!", rief Omi. "Alles in Ordnung?"
Ken rieb sich über die Augen und trank zittrig einen Schluck Wasser, dabei versuchte er weitgehend
den Mann auf der Couch aus seinen Gedanken zu verbannen... Es gelang ihm nicht. Er spürte die
Panik wieder in sich aufsteigen, war aber diesmal in der Lage, sie zu kontrollieren. Etwas wacklig aber
ansonsten ruhig sah er Omi in die Augen. "Ist dir klar, was dieser Mann uns... -dir-... schon alles
angetan hat?"
Omi erwiderte den Blick traurig. "Ja."
Ken waren die ganzen Gründe gegen Schuldig, wie die Sicherheit des Teams oder ihrer Aufträge, im
Moment absolut egal. "Was denkst du, was deine Schwester dazu sagen würde?", fragte er kalt.
Omi kniff die Augen kurz zusammen und lächelte ein schmerzendes Lächeln. "Denkst du, ich hab mir
diese Frage nie gestellt, Ken-kun?"
Ken sagte nichts. Aber er konnte sehen, wie Omi darunter litt, sich bestimmt hunderte von Malen
diese Frage gestellt hatte...
Omi fuhr fort: "Bestimmt tausend Mal, weisst du..." Er ignorierte Schuldig für einen Moment. Sonst
wollte er solche Gedanken in seiner Gegenwart nicht haben, aber er musste Ken erklären, wie er
damit umgehen konnte. "Ich habe meine Schwester geliebt, und ich weiss, dass sie mich auch geliebt
hat. So abgedroschen es klingt, aber ich weiss auch, dass sie mich glücklich sehen wollte... Und ich...
Ken, ich -bin- glücklich." Seine Stimme zitterte etwas. "Glaub nicht einen Moment lang, dass mir das
leicht fällt... Aber ich habe eine Entscheidung gefällt und werde dazu stehen", schloss er fest.
Ken stand auf und wandte sich an Schuldig. Seine Stimme klang hart. "Wie fühlst du für ihn?" Das war
Ken... Gleich auf den Punkt.
Schuldig grinste breit. "Na, was denkst du, Kenken?"
Ken wurde wütend. Dieses arrogante Grinsen hätte er am liebsten von dem noch arroganteren
Gesicht gekratzt.
Omi trat an ihm vorbei auf Schuldig zu. "Schu...", begann er sanft. "Bitte, es ist schon schwer genug.
Ärgere ihn nicht auch noch."
Und zu Kens immenser Überraschung verschwand das Grinsen und sein wütender Blick wurde kalt
erwidert.
Schuldig starrte direkt in Kens Seele. ---Du kennst mich, nicht wahr, Kenken? Ich würde Omi nie
etwas tun. Beantwortet das deine Frage?---
Ken schüttelte den Kopf, als die Präsenz in seinem Kopf verschwand. Er sah auf und das Grinsen war
wieder an Ort und Stelle. Er überlegte sich eine passende Antwort. "Vorerst gebe ich mich damit
zufrieden."
Schuldigs Grinsen wurde breiter. "Du könntest ein Bisschen dankbarer sein... Meinst du nicht auch,
Yotan?"
Ken drehte sich fragend nach Youji um.
Der liess sich rückwärts auf das Bett fallen und stöhnte. "Das musste ja kommen", jammert er. Er hätte
wissen müssen, dass der Telepath ihnen nur zu seinem eigenen Amüsement "geholfen" hatte. Und
bestimmt war es sehr unterhaltsam, ihn wie einen Fisch an der Angel zappeln zu sehen.
"Was meint er damit?", fragte Ken.
Youji seufzte und setzte sich wieder. "Er war derjenige, der mir gesagt hat, dass du Interesse hast...
Ohne dieses Wissen hätte ich wohl keinen Versuch gestartet."
Ken blinzelte. "Warum sollte er das tun?"
Schuldig lachte. "Ihr amüsiert mich. Ausserdem habe ich den... Erfolg... der Aktion beobachten
können."
Youji vergrub sein Gesicht in den Händen, und Ken... nun Ken wurde noch röter als er es in den
letzten Tagen zusammen geworden war.
"Schu!", rief Omi aus, konnte aber ein Grinsen nicht verkneifen.
Schuldig grinste geradewegs zurück. "Du hast dich jedenfalls nicht über die Bilder beschwert, die ich
dir gezeigt habe..."
Jetzt war es an Omi, sein Gesicht zu verstecken, um Kens anschuldigendem Blick zu entgehen.
Schliesslich lachte er. "Schu... Du hast nicht einen Funken Schamgefühl!"
"Nein." Er senkte die Augenlider etwas und schaute Omi lasziv an. "Aber das hättest du schon bei
unserem ersten Mal bemerken müssen..."
Youji gefiel das Gespräch plötzlich viel besser, da er jetzt nicht mehr das Thema war. "Ah, ja. Der
Barhocker..."
Omi wurde rot. "Okay... das geht jetzt langsam unter die Gürtellinie..."
"Ha!", platzte Youji heraus. "ER hat damit angefangen", er deutete auf Schuldig.
Ken schüttelte den Kopf. Er konnte nicht glauben, dass diese Begegnung hier zu einer... einer Party
ausartete... Er wollte gerade anmerken, dass sie Wichtigeres zu besprechen hatten, als Sexgelaber,
da unterbrach Schuldig seine Gedanken.
"Ich meinte aber vorhin gar nicht die alte Geschichte mit dem Hinweis für Yotan..." Er grinste breit. "...
Sondern den Kuss gestern."
Youji und Ken schrieen jetzt wie aus einem Mund: "Was???"
Schuldig lachte und Omi schaute ihn schon missmutig an, dass er wieder seine Freunde ärgerte.
"Kenken... die Stimme in deinem Unterbewusstsein, die dir gesagt hat, du sollst den Kuss riskieren...
Rate mal was? Das war ich!", schloss er triumphierend und brach in schallendes Gelächter aus. "Gott,
das war zu komisch! Sogar Omi hat mehr gewagt, als ihr zwei liebeskranken Schulmädchen!"
Omi protestierte: "Ich war betrunken, das zählt nicht!"
Schuldig setzte sich aufrecht hin und tadelte Omi mit dem Zeigefinger. "Ah-ah... Du warst nicht so
betrunken, wie du immer behauptest. Du hast noch sehr genau gewusst, was du machst."
Omi lachte verlegen. Er wusste, dass Schuldig Recht hatte... ---Schu... Bitte, sei nett.---
Wieder dieses alles durchdringende Grinsen. ---Was krieg ich dafür?---
---Von mir, was du willst, aber lass die beiden in Ruhe.---
---Ich will einen Kuss.---
---Kriegst du.---
Das Grinsen wurde breiter. ---Jetzt gleich.---
Omis Augen weiteten sich. ---Bist du irre? Ken dreht völlig durch!---
---Nicht, wenn er so reagiert wie Youji, als er uns zusammen gesehen hat...---
Omi schien es in Erwägung zu ziehen.
Youji brachte inzwischen Ken dazu, sich wieder hin zu setzen und versuchte, ihn durch eine sanfte
Umarmung zu beruhigen. Er lachte leise. "Du hättest dich nicht getraut, mich zu küssen?"
Ken vergrub sein Gesicht an Youjis Schulter. "Jetzt, wo ich darüber nachdenke, war es wirklich
merkwürdig, dass ich es getan hab..."
Youji entging der Blickkontakt zwischen Schuldig und Omi nicht. Offensichtlich redeten sie
miteinander. Er sah wie Schuldig sich immer mehr amüsierte und schliesslich sagte: "Komm schon
her, Baby."
Ken hob seinen Kopf, als er das hörte. Das klang wie... nun, es klang verführend. Er drehte sich in
Youjis Armen und sah gerade noch, wie Omi auf Schuldig zutrat, sich mit einer Hand auf der
Couchlehne abstützte und mir der anderen durch die rote Mähne fuhr.
Und dann... Der Kuss.
Kens Kiefer sackte nach unten, und obwohl er eigentlich wollte, konnte er nicht wegsehen. Und er
hatte dieses Kribbeln in der Magengegend, das sowohl von der Angst her kam, die er immer fühlte,
wenn Schuldig im Raum war, als auch von diesem Kuss... Er holte tief Luft. Wow.
Omi blieb nicht lange stehen, Schuldig zog ihn zu sich auf den Schoss.
Schuldig amüsierte sich ob den Gedanken der anderen zwei Weiss-Mitglieder, Omi hatte längst
vergessen überhaupt zu denken, Youji wandte sich tatsächlich sanft lächelnd ab, und Ken gab sich
alle Mühe, seine Gedanken zu ordnen.
Der junge Fussballer wusste gerade in dem Moment nicht mehr ein noch aus. Ebenso wie Omi, hatte
er eine sehr klare Definition von Gut und Böse... Was war das also, was er hier sah? Er konnte sehen,
wie Omi unter dem Kuss dahin schmolz und einfach glücklich war. Aber auf der anderen Seite war
Schuldig derjenige, der ihn küsste. Schuldig! Er konnte Omi einfach nicht verstehen. Oder vielleicht...
nun, vielleicht konnte er ihn jetzt verstehen, aber warum hatte er sich überhaupt mit dem Feind
eingelassen?
Er spürte Youjis beruhigende Hand seinen Arm auf und ab fahren. Youji schien es nicht mehr so zu
beunruhigen. Aber der hatte ja auch mit Omi geredet... Ob Omi wohl auch ihm erzählen würde, wie es
dazu gekommen war? Damit er ihn vielleicht verstehen konnte? Denn er wollte ihn verstehen. Er
wollte ihren Jüngsten nicht zum Feind haben... Aber mehr als das, wollte er seinen Freund verstehen
können. Er wollte den Jungen nicht verlieren. Nicht als Freund und nicht als Teamkameraden.
Ken beobachtete, wie der Kuss langsam zu einem Ende kam. Mit einer Zärtlichkeit, wie es Ken bei
diesem Mann im Leben nicht für möglich gehalten hätte, schaute Schuldig Omi in die Augen, ehe das
Grinsen wieder platziert wurde.
Omi nickte, wohl auf einen telepathischen Kommentar hin, und beide standen auf.
Schuldig trat lässig zur Türe und meinte: "Komm schon, Yotan. Die Jungs wollen reden."
Youji blinzelte überrascht. Er hatte überhaupt keine Lust, wieder mit Schuldig alleine zu sein... Lieber
wäre er zum Zahnarzt gegangen... Aber da war noch was: "Bist du irre?! Du kannst nicht da raus!
Was, wenn Aya dich sieht?"
Schuldig lachte nur leise. "Der ist nicht da. Und ich "höre" ihn früh genug, sollte er zurück kommen."
Youji suchte nach einer anderen Ausrede. "Aya ist nicht da? Wo ist er denn hin?"
Schuldig zuckte gleichgültig die Schultern. "Könnte mich nicht weniger interessieren. Ich hab schon
lange aufgehört, seine Gedanken zu lesen. Schwester hier, Schwester da... Langweilig."
Ken schickte ihm eine Welle wütender Gedanken, die Schuldig nur mit einer Hand grinsend abwehrte.
"Nana! Ich hab nicht im Wagen gesessen, Kenken."
Ken kochte vor Wut, und er war kurz davor, seinen guten Willen wieder zur Seite zu schieben. "Aber
du hast die Bombe gezündet! Und ich wette, dir ist das scheissegal!"
Schuldigs Augen wurden dunkel. "Da hast du wohl Recht. Nicht alle Killer haben das Vergnügen,
einen langjährigen Freund zu töten. Nicht wahr, -Kenken-?"
"Schuldig!", schrie Omi und nannte ihn diesmal nicht einfach nur "Schu". Er war wütend. Er wollte
nicht seine Freunde leiden sehen, auch wenn Ken mal wieder sein Glück herausfordern musste... Und
im ersten Wutmoment... ---Nicht alle Killer haben das Vergnügen, ihren Vater zu töten, Tobias!--- Und
schon als er die Worte dachte, hätte er sie am liebsten wieder zurückgenommen...
Schuldigs Augen wurden eiskalt. Er sagte nichts, starrte Omi nur mit diesem verratenen
Gesichtsausdruck an. Er wandte sich zum Gehen.
"Schuschu...", Omis Stimme war kaum zu hören. ---Bitte... Es tut mir leid---, bettelte er. ---Ich hab es
nicht so gemeint.---
---Doch---, kam die Antwort, er klang aber nicht wütend, sondern ruhig.
---Schu?--- Omi rann eine Träne über die Wange, als er daran dachte, das verdiente Vertrauen wieder
zerstört zu haben...
Schuldig drehte sich noch einmal um, wischte Omi die Träne weg und küsste ihn knapp. ---Schon
okay, Baby. Ich hätte auf dich hören und ihn nicht ärgern sollen. Aber wenn er weiterhin so hitzköpfig
ist, muss er mit meiner Antwort rechnen.---
---Ich werd es ihm deutlich machen.---
---Gut.--- Er grinste und öffnete die Türe.
---Schu?---
Der schaute noch einmal über seine Schulter. ---Was?---
---Ich liebe dich.---
---Ich weiss.--- Dann verliess er mit Youji den Raum.
Ken hatte dem wortlosen Austausch zugesehen und war sich absolut sicher, dass die zwei ungehört
miteinander redeten. Erst der Kommentar von Schuldig, dann Omis Wutausbruch... Und plötzlich das
leise "Schuschu"... die Träne, der Kuss... Etwas hatte sich eindeutig abgespielt.
Nachdem die Türe geschlossen wurde, fragte er Omi: "Was... Was hast du ihm denn gesagt?"
Omis Blick war weit weg. Er seufzte traurig, als ihm die Bilder von Schuldigs Vergangenheit wieder
hoch kamen. Zwar hatte er nie wirklich Bilder gesehen, aber die Erzählung hatte völlig gereicht...
"Sagen wir...", er zögerte. "Auch Schuldig hat Schwachstellen."
Plötzlich hatte Ken ein schlechtes Gewissen. "Ich hab euch doch nichts kaputt gemacht, oder? Ich
meine..." Er war doch hoffentlich nicht mit seiner Tollpatschigkeit in eine intakte Beziehung
getrampelt?
Omi lächelte nur. "Nein. Es ist wohl alles in Ordnung. Ich habe nur etwas gesagt, das ich besser nicht
gesagt hätte... Aber er ist nicht wütend."
"Wirklich nicht? Einen Moment lang hat er ausgesehen, als würde er explodieren."
"Nicht explodieren..." Omi seufzte erneut. "Er war verletzt. Was ich gesagt hab, war etwa so
geschmacklos, wie das, was er dir gesagt hat..."
"Dann geschieht's ihm recht...", meinte er zögerlich, sein Lächeln zeigte aber, dass es ihm trotzdem
leid tat.
Omi erwiderte das Lächeln. "Bitte, provozier ihn nicht unnötig. Er schiesst immer die doppelte Ladung
zurück... Und er weiss genau, was sein Gegenüber verletzen kann."
"Aber dich verletzt er nicht, oder?"
Omi lachte leise. "Nein. Ich wäre nicht immer noch mit ihm zusammen, wenn es so wäre."
Ken schaute auf seine Füsse. "Du liebst ihn, ja?"
"Ja." Die Antwort kam schnell, sicher und ruhig.
Plötzlich sah Ken auf. "Die beiden sind doch okay da draussen, nicht? Ich meine, die werden sich
nicht irgendwie gegenseitig killen...?"
Omi lachte fröhlich. "Ich denke, sie sind okay. Auch wenn Youji ein wenig unwohl dabei war... Schu
wird sich zusammen reissen..."
Ken grinste schräg. Die Situation war schon merkwürdig.
Und Omi ging es nicht anders... Wo sollte er am Besten beginnen? "Hast du... Hast du eine bestimmte
Frage?"
Ken atmete tief durch. Fragen? Oh, ja... Davon hatte er eine Menge. Aber welche zuerst? Dann lachte
er leise. "Ja... Was war das mit dem Barhocker?"
Omi blieb im ersten Moment mit offenem Mund sitzen und Ken meinte noch: "Oder will ich das gar
nicht wissen?"
Omi grinste Ken schelmisch an. "Oh, ich kann dir jedes Detail liefern, wenn du willst..."
Ken lachte. "Dann wohl doch lieber nicht."
Omi lachte mit und umarmte Ken liebevoll. "Danke, Ken-kun."
Ken rieb ihm über den Rücken. "Kein Problem, Omittchi. Erzählst du mir einfach alles von Anfang an?
Ich möchte dich verstehen können."
Omi nickte. "Es wird alles ein Bisschen merkwürdig klingen... Aber ich versuch's."
Ken nickte.

Ken war im Blumenladen mit Aya. Es war jetzt Nachmittag und Omi hatte bereits einen Teil seines
Gutscheines bei Aya eingelöst, um sich mit "Freunden" zu treffen...
Er gähnte und staubte weiterhin die Blätter der Palme ab, bei der er gerade stand. Das Gespräch
gestern Nacht hatte verdammt lange gedauert, und er war hundemüde. Aber es hatte sich gelohnt.
Wenn er auch nicht begeistert von den ganzen Erzählungen war, so konnte er Omi doch verstehen.
Seinen Wunsch, jemanden zu haben, dem er nichts verheimlichen musste...
Ja, das Gefühl kannte er nur zu gut. Was, wenn er damals nach Australien gegangen wäre? Hätte er
eines Tages mit seinem dunklen Geheimnis rausgerückt? Und wenn ja, hätte er Yuriko dann sowieso
verloren?
Er wusste es nicht. Aber die Antwort wäre wohl ja gewesen...
Er hatte lange zugehört, wie Omi ihm erklärte, dass er gelernt hatte, dass es nicht nur schwarz und
weiss gab... Wie lange er gebraucht hatte, um das zu verstehen.
Das Leben besteht aus Farben, und nicht immer ist zu sehen, ob eine Farbe gut oder schlecht ist.
Meistens ist sie ein Bisschen von beidem.
Ken gefiel der Gedanke nicht wirklich. Es war so viel einfacher... Schwarz war schlecht und Weiss war
gut. Aber jetzt erzählte ihm Omi, dass Schwarz seit dem Fall von Esszett keine Unschuldigen mehr
ausgeschaltet hatte... Wenn die Information denn stimmte - wovon er noch nicht so ganz überzeugt
war.
Aber seine Argumente gegen Schuldig hatten an Bedeutung verloren, als er letzte Nacht mit Omi das
Wohnzimmer betreten hatte, in dem Schuldig und Youji sassen, fernsahen und etwas assen - und sich
andauernd ärgerten: Omis Gesicht hellte auf, bis es ein einziges Strahlen war, er hüpfte praktisch auf
Schuldigs Schoss und küsste ihn so zuckersüss, dass Ken nicht anders konnte, als zu lächeln...
Ken putzte eine weitere Pflanze und grinste, als ihm weitere Dinge einfielen. Ein paar von Omis
Ausführungen waren schlussendlich doch ziemlich detailliert geworden... Omittchi war eben nicht
mehr ihr Kleiner...
In dem Moment kam Youji durch den Eingang vom Einkaufen und grinste Ken an, als er ihn entdeckte.
Ken lächelte zurück. Sexgedanken von Schuldig und Omi verbannte er weiter nach hinten in seinen
Kopf. Youji...
Ja... Das war natürlich auch noch etwas... 'Ich wette, das hat er geplant... der manipulative Bastard...',
dachte er vor sich hin, konnte es aber nicht so wütend klingen lassen, wie er wollte...
... Wie konnte er dem Mann, der ihm Youji praktisch "gegeben" hatte, für irgendetwas noch böse
sein...?

Ende
02.06.02 - 01.07.02
TBC


1