Weiss Kreuz Fan Fiction ❯ Colours ❯ Wolkengrau ( Chapter 4 )

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Colours 4: Wolkengrau

Autor: SOrion (sorion@gmx.ch)
Serie: Weiss Kreuz
Teil 4/7
Warnung: shônen ai, angst
Disclamer: WK gehört mir nicht, etc. p.p... Ich verdiene kein Geld damit, Rhabarberrhabarber... Ich
leihe mir die Jungs nur aus und gebe sie unbeschadet zurück (okay, vielleicht ein Bisschen demoliert
*fg*) usw. blabla...
Ich widme diese Geschichte meiner Mail-Freundin AyanamiRei *knuddel* (die übrigens ganz
fantastisch schreibt... *hint*hint*) Danke, dass du mich immer unterstützt hast ^-^ Hab dich lieb.

WICHTIG: Spielt einige Monate nach "Honiggold", Mitte August.


***
Omi huschte gut gelaunt im Blumenladen hin und her. Obwohl... gut gelaunt noch bei Weitem
untertrieben war. Er glühte geradezu vor Energie.
Ken und Youji zogen ihn ein Bisschen deswegen auf und Aya... Aya dachte sich seinen Teil wie
üblich.
Aber es war auch ein Tag zum gute Laune haben. Die Sonne schien, es war warm, die Kunden waren
alle fröhlich... Und alle fragten Omi, wie denn der Urlaub gewesen sei, von dem er vor zwei Tagen
zurückgekehrt war.
Omi lachte dann immer und sagte etwas wie: "Karibikkreuzfahrt. Tolles Wetter, viel Spass, und ich hab
den ganzen Tag gefaulenzt." Das beschloss er meistens mit einem tiefen Seufzer.
Der Urlaub hatte ihm gut getan, und das sah man ihm an. Er hatte von der Sonne einen gesunden,
bronzefarbenen Hautton bekommen. Er summte Melodien vor sich hin, die den anderen manchmal
bekannt vor kamen... Und wenn er ab und zu abwesend auf einen Punkt schaute und lächelte, hofften
Youji und Ken jedes Mal, dass Aya es nicht bemerken würde...
Jetzt, wo sie beide wussten, worauf man achten musste, konnten sie den telepathischen Kontakt
zwischen Omi und Schuldig leicht identifizieren.
Kurz vor Ladenschluss zupfte Youji Ken am Ärmel. "Hilfst du mir mal eben im Gewächshaus?"
Ken nickte. "Ja, klar."
Omi sah ihnen mit einem breiten Grinsen im Gesicht hinterher. Dann wechselte er einen Blick mit Aya.
"Die zwei sind fast schon klebrig süss, findest du nicht?"
Das entlockte Aya wieder ein Lächeln. Omi schien das in letzter Zeit öfters zu gelingen.
Ken folgte Youji nach hinten und hob eine Augenbraue. "Denkst du nicht, dass es langsam auffällt,
wie oft wir verschwinden?"
Youji grinste nur, zog den jungen Mann an sich und küsste ihn lange. "Hm... Auffällig wäre es erst,
wenn sie uns sehen würden." Er küsste ihn noch einmal knapp. "Aber das war's eigentlich nicht,
weswegen ich dich sprechen wollte."
"Was gibt's denn?", fragte Ken und machte es sich in Youjis Armen sichtlich bequem.
"Hast du nichts bemerkt?"
"Bemerkt?"
Youji nickte zur Türe. "Bei Omi. Irgendwas hat sich verändert."
Ken dachte nach. "Na ja... Er platzt praktisch vor Glück, wenn du das meinst. Aber das könnte ja auch
daran liegen, dass er zwei Wochen nonstop mit -ihm- zusammen war..." Ken sprach den Namen nach
wie vor nicht gerne aus. Zum einen natürlich, weil Aya es hören könnte... aber vor allem, weil ihm
einfach unwohl bei dem Gedanken an ihn war.
Youji nickte nachdenklich. "Müsste er ihn dann aber jetzt nicht vermissen?"
Ken schnaubte amüsiert. "Der treibt sich ja eh dauernd in Omis Kopf rum. Wie kann er ihn da
vermissen?"
Youji lachte leise. "Ich denke immer noch, dass sich auf dieser Kreuzfahrt noch etwas anderes
abgespielt hat." Er zuckte die Schultern. "Aber er ist glücklich, und wir haben schon andere Sachen
durchgehen lassen, um den Kleinen glücklich zu sehen, ne?" Er zwinkerte.
Ken lachte, aber nicht ganz ohne laues Gefühl in der Magengegend... Er konnte sich nicht dagegen
wehren. Sie waren ab und zu sogar zu viert ausgegangen... Nur um sicher zu gehen, dass es Omi
nach wie vor gut ging... "Du hast Recht. Vielleicht erzählt er es uns ja mal..."

Bald nach dem Abendessen zog Omi sich in sein Zimmer zurück. Er sei müde und habe sich noch
immer nicht so ganz an die Zeitumstellung gewöhnt, so sagte er.
Er zog sich Shorts und T-Shirt zum Schlafen an und holte eine Videokassette von seinem Urlaub aus
seiner Nachttischschublade. Er schob sie in den Videorecorder und legte sich aufs Bett, seinen
Oberkörper lehnte er gegen den Bettkopf. Er lächelte müde, als der Film begann und im Hintergrund
"Dela" eingespielt wurde. Sanft summte er die Melodie mit.
Er schloss die Augen und hörte einfach zu. Diese Melodie war für ihn zum Inbegriff des Glücks
geworden... Zusammen mit den Stimmen und den Geschehnissen, die er auch noch auf der Kassette
hören konnte...
Er seufzte.
---Hey, Baby. Nostalgisch?---
Omis Lächeln weitete sich. ---Hey...---
---Vermisst du mich?---
Omi öffnete die Augen. Auf dem Band war jetzt Schuldig zu sehen... ---Natürlich.---
---Am Wochenende, Baby. Versprochen. Brad hat mir einen Haufen Arbeit zum Nachholen
aufgedonnert.---
Omi lachte leise. ---Sklaventreiber.---
Schuldigs Grinsen war beinahe hörbar. ---Ich glaube, da ist noch etwas, was er mir nicht sagen will...
Vielleicht hat er gesehen, dass ich mir Ärger einhandeln würde, und das ist seine Art mir Hausarrest
zu verpassen.---
Omi kicherte. ---Du bist gut darin, dir Ärger einzuhandeln.--- Dann seufzte er wieder. ---Du fehlst mir
furchtbar.---
Eine lange Pause. ---Du mir auch.--- Und dann schnell: ---Du solltest schlafen, du bist müde.---
Omi nickte wehmütig und eine Träne rollte über seine Wange. ---Ich werd zum Video einschlafen.---
---Ich seh's mir auch gerade an...--- Er seufzte. ---Nacht, Baby.---
---Gute Nacht. Ich liebe dich.---
---Weiss ich doch.---

Am nächsten Tag goss es wie aus Kübeln. Aber das schien Omis Laune nicht zu beeinträchtigen. Er
sah aus wie... wie "jemand, der gerade aus den Flitterwochen zurückgekommen ist", wie Youji es
scherzhaft ausdrückte.
Gleich darauf ging Omi nahe an Youji vorbei und flüsterte: "Gar nicht so falsch, Youji-kun."
Youji grinste. "Kann ich mir vorstellen."
Omi unterdrückte ein Lachen und flüchtete ins Gewächshaus, woraus dann schallendes Gelächter zu
hören war.
So ging das fast den ganzen Tag. Youji ärgerte Omi, Ken lachte mit, und Aya lächelte ab und zu.
Obwohl Omi an Aya ein merkwürdiger Gesichtsausdruck auffiel. Als würde der auf etwas warten. Auch
waren seine Lächeln, wenn Omi ihn anstrahlte, beinahe schmerzlich...
Aber Omi tat es als Einbildung ab. Bestimmt dachte Aya einfach an seine Schwester...
Nach Ladenschluss wirbelte Omi mit dem Besen durch den Laden, Aya rechnete die Kasse nach und
Ken und Youji waren wieder im Gewächshaus verschwunden...
Gerade als Omi dann das Rollo runterlassen wollte kam eine sehr ernste Manx um die Ecke.
Omi lächelte sie an. "Komm rein. Wir sind gerade fertig geworden."
Aya sah fast erschrocken von der Kasse auf und seine Augen wurden dunkel. Noch dunkler als sonst,
wenn ein Auftrag anstand.
Omi liess sich auch von einer Mission nicht die gute Laune verderben und tanzte praktisch nach
hinten, um Youji und Ken zu rufen. "Youji-kun, Ken-kun. Auftrag", flötete er, dann huschte er die
Treppe hinunter, setzte sich bequem auf das Sofa und wartete auf die anderen.
Aya kam als erster und stellte sich an die Wand, gefolgt von Youji und Ken. Youji lächelte. "Deine
Laune ist ansteckend, Omittchi..."
Omi schaute fröhlich über die Sofalehne. "Gut. Das Leben ist traurig genug."
Youji wuschelte ihm durch den blonden Schopf, setzte sich auf den Sessel und zog Ken zu sich auf
den Schoss. Manx hatte nichts dagegen, das wussten sie und hatten sich so in den letzten Monaten
diese Sitzordnung angewöhnt. Es war einfacher auf Mission geschickt zu werden, wenn man wusste,
dass man nicht alleine war...
Manx kam noch langsamer als üblich in den Raum. Sie trug eine kleine Mappe unter dem Arm und
wirkte grimmig. Sie stellte sich neben den Tisch vor dem Sofa und fragte beiläufig: "Wie war dein
Urlaub, Omi?"
"Ganz toll!", strahlte der junge Mann. "Das waren die besten zwei Wochen, die ich je erlebt habe. Am
liebsten würde ich gleich wieder hin fahren!" Er lachte.
Manx erwiderte den leuchtenden Blick düster.
Omi blinzelte "Manx?"
Sie kam noch einen Schritt näher, öffnete die Mappe, holte eine kleine Fototasche heraus und liess
sie vor Omi auf den Tisch fallen. Sie sagte nichts.
Omi schaute sie verwirrt an.
Youji hielt die Luft an und betete zum ersten Mal seit Jahren... dass die Tasche nicht das beinhaltete,
was er befürchtete.
Omi blinzelte, sah von der Tasche auf Manx und zurück. Er hatte eine Ahnung... Er atmete tief und
schluckte einmal. Dann griff er selbstsicher danach. Er öffnete sie langsam und versicherte sich
stumm wieder und wieder, dass er nichts Falsches getan hatte und schon alles gut kommen würde...
Er langte hinein und zog den Stapel Fotos heraus. Als er das erste sehen konnte, schloss er kurz die
Augen und seufzte. Seine Hände zitterten.
"Würdest du sie bitte durchsehen und auf den Tisch legen?", wies Manx ihn an. Ihre Stimme klang
leise, fast wie ein Flüstern.
Omis Magen zog sich zusammen. Es musste ja so kommen. Damit hatte er schon seit Monaten
gerechnet! Und jetzt... überfuhr ihn die Tatsache wie eine Dampfwalze. Er klammerte sich an die
Bilder. Oh Gott! Und Aya war hier! 'Bitte, hass mich nicht, Aya-kun!', dachte er flehentlich.
Er wagte nicht, aufzusehen. Im Augenwinkel sah er, wie Youji sich über das Gesicht rieb und Ken die
Augen aufriss. Aya konnte er nicht erkennen...
Er nahm das erste Foto und legte es auf den Tisch. Es zeigte ihn und Schuldig am Flughafen.
Aufmerksam hörte er auf irgendwelche Geräusche. Auf ein "shi-ne!" von Aya... Oder sonst eine
Reaktion. Ein scharfes Einatmen, ein Grollen... Irgendetwas! Aber es kam nichts.
Er griff nach dem zweiten Bild. Er und Schuldig, wie sie an Bord des Kreuzfahrt-Schiffes gingen.
Er und Schuldig beim Abendessen.
Er und Schuldig beim Tanzen.
Er und Schuldig... wie sie sich küssten... Omi zögerte, ehe er das Bild auf den Stapel vor sich legte.
Nach wie vor wartete er auf Ayas Todesstoss... Aber ihr Anführer blieb regungslos an der Wand
stehen.
"Hast du etwas dazu zu sagen?", warf Manx ein.
Omi sah auf das letzte Bild. Er war so glücklich gewesen! Was hatte er denn getan? Er hatte sich
doch nur verliebt!
Er holte tief Luft. Ja. Er hatte nichts Unrechtes getan! Er hatte nichts getan, was Weiss gefährdet
hätte! Einmal hatte Schuldig ihnen sogar bei einer Mission geholfen! Er musste sich für nichts
rechtfertigen!
Fest hob er den Blick und erwiderte Manx' selbstsicher. "Ja...", begann er ruhig. "Ich hätte gerne
Abzüge davon."
Manx' gesammelter Gesichtsausdruck bebte einen Moment lang, sie schien nach Erklärungen zu
suchen. "Omi, ist dir klar, mit wem du auf diesen Bildern bist?" Irgendwie hoffte sie immer noch, dass
der Junge manipuliert worden war und nicht wusste, was er tat...
"Ja." Er zuckte zusammen, als er Aya einen Schritt machen hörte, beruhigte sich aber wieder, als er
stoppte. "Mir ist durchaus bewusst, wer Schuldig ist."
Manx kämpfte jetzt mit sich, um nicht wütend zu werden. "Omi... der Mann ist ein skrupelloser Killer."
"Genau wie wir."
Manx schüttelte den Kopf. "Deine Schwester! Ayas Familie!" Sie warf einen Blick auf Aya, der sich
nach wie vor nicht rührte und nur stumm beobachtete.
Omi schnaubte. "Und meine Familie? Ich habe meine Brüder getötet und Aya meinen Vater!"
Manx schüttelte immer noch den Kopf. "Das waren Verbrecher."
"Ich -weiss- das!"
Youji sah, wie Omi anfing zu rudern. Dem Jungen fiel es schwer genug, mit sich selbst klar zu
kommen. Vor jemandem, der für ihn wie eine Mutter war, war es fast nicht möglich. "Manx",
unterbrach er. "Wie lange wisst ihr es schon?"
Manx schnappte nach Luft. "Du wusstest das?"
Youji nickte.
Ken unterstützte ihn sofort: "Ich auch."
Manx betrachtete die beiden ungläubig.
"Wie lange wisst ihr es nun schon?", hakte Youji nach.
Manx zwang sich, sich zu sammeln. "Vor drei Wochen hatten wir den ersten Verdacht. Deswegen
haben wir zwei Leute mit in die Karibik geschickt." Sie wandte sich an Omi. "Seit wann läuft das jetzt
bereits?", fragte sie kalt.
Omi sah auf die Bilder, um sich daran zu erinnern, dass es das wert war. "Seit dem 10. November."
Manx starrte ihn mit offen stehendem Mund an. "N-November?"
Omi nickte langsam, wartete immer noch auf eine Reaktion von Aya, traute sich aber nicht, zu ihm
hoch zu sehen. "Verstehst du jetzt?", fragte er leise. "Es passiert nichts. Es ist alles in Ordnung. Sie
sind keine Gefahr mehr für uns."
Manx schnaubte. "Das glaubst du doch selber nicht. Schwarz ist nach wie vor aktiv. Trotz dem Fall
von Esszett! Sie nehmen jeden Auftrag an und sind somit eine potentielle Gefahr."
Omi wurde wütend. Er hatte doch selbst gesehen, dass Schwarz keine Unschuldigen mehr tötete!
Warum auch? Wenn es genug Verbrecher gab, die ein Vermögen zahlten, um andere Verbrecher aus
dem Weg zu räumen?
War nun der einzige Unterschied zwischen Gut und Böse, dass man auf der Gehaltsliste von Kritiker
stand?
"Und was macht sie zu einer Gefahr? Dass sie die Aufträge nicht von euch bekommen, sondern
selber aussuchen?"
Manx glaubte nicht, was sie hörte. Wie konnte Omi sich nur so fehlleiten lassen? "Omi, hör dich doch
nur mal an! Wir reden hier von Schwarz! Die sind gefährlich und arbeiten gegen uns!"
"Das ist nicht wahr!", protestierte Omi. "Seit Anfang Jahr sind wir ihnen viermal über den Weg
gelaufen, weil sie dasselbe Ziel hatten, wie wir."
Manx sah fragend in die Runde. "Stimmt das?"
Aya nickte unberührt.
Youji hob nachdenklich einen Finger. "Fünfmal, wenn man das eine Mal mitrechnet, bei dem sie die
eine Hälfte des Auftrages eine Woche vor uns erledigt hatten." Den Teil mit Omi, wie er Schwarz bei
den Recherchen geholfen hatte, liess er wohlweislich weg.
Manx wusste sofort, von welchem Fall Youji redete. Es war schon auffällig gewesen, dass ihr eines
Ziel eine Woche früher von Unbekannten ausgeschaltet worden war. "Woher wollt ihr wissen, dass
das Schwarz war."
"Oh, komm schon", forderte Youji. "Der Tote hatte praktisch einen Schwarz-Stempel auf der Stirn."
Manx dachte einen Augenblick nach, dann holte sie tief Luft. "Hört zu. So geht das nicht. Auch wenn
Schwarz zufällig manchmal dieselben Ziele hat wie wir, sind sie trotzdem unsere Gegner und mit
Sicherheit nicht vertrauenswürdig." Sie wandte sich an Omi. "Und ganz bestimmt nicht
vertauenswürdig genug, um eine solche Beziehung mit einem von ihnen einzugehen. Er kann dich
jederzeit gegen das Team benutzen und das können wir nicht akzeptieren", schloss sie fest.
"Sie sind nicht unsere Gegner. Höchstens Konkurrenz", versuchte Omi zu erklären.
"Sie sind Schwarz!", bestand Max. "Sie haben mehrfach versucht, euch zu töten, haben euch oft
schwer verletzt! Ganz zu schweigen von den anderen Verbrechen, die sie unter Takatori und Esszett
begangen haben!"
Omi bekam feuchte Augen. Manx würde ihn nicht verstehen. Sie würde nicht auf ihn hören... Dabei
wünschte er sich so sehr, dass die einzige, die er noch als Mutter kannte, mit ihm glücklich sein
konnte. "Manx, ich liebe ihn!" Seine Stimme bettelte geradezu um Verständnis.
Manx schüttelte nur abwehrend den Kopf. "Es ist noch nicht mal auszuschliessen, dass das nicht auch
eine seiner Manipulationen ist!"
Omi lachte traurig. "Ist das mit der Liebe nicht immer so? Man kann nie sicher sein."
"Aber normalerweise stehen keine Leben auf dem Spiel!"
"Es ist -mein- Leben! Lass mich doch, wenn es mich glücklich macht."
"Nein. Es ist -euer- Leben."
Omi suchte nach Worten. Aber wie konnte er erklären, dass er sich sicher war, dass Weiss nicht in
Gefahr war?
"Omi. Du wirst so nicht weitermachen. Die Entscheidung, was zu tun ist, steht bereits fest."
Omi sah erschrocken auf. "Was?", hauchte er.
"Der Mann ist ein hinterhältiger, manipulativer Bastard..."
"Aber nicht zu mir!", protestierte Omi.
"Die Beziehung wird beendet."
Omi schüttelte heftig den Kopf. Das konnte sie doch nicht verlangen!
Manx fuhr fort: "Euer Auftrag, Weiss, ist es, Schwarz endgültig auszuschalten."
Omi sprang hoch. "WAS?!"
Manx rührte sich nicht. Ihr war sehr wohl bewusst, wie sehr sie Omi damit verletzte. Aber sie liebte
den Jungen wie einen Sohn. Sie konnte doch nicht zulassen, dass er sich ins Verderben stürzte!
Youji und Ken standen ebenfalls erschrocken auf und Youji warf ein: "Das ist absurd. Selbst wenn wir
den Auftrag annehmen, wir haben keine Chance gegen Schwarz."
Ken nickte. "Youji hat Recht."
Omi fuhr sich zitternd durch die Haare. "M-Manx... Wenn... wenn ich ein Problem für das Team bin,
steige ich eben aus. Das alles ist nicht nötig. Ich werde einfach gehen."
Ken schüttelte den Kopf. "Omi, das ist doch Unsinn..."
"Auf keinen Fall", unterbrach Manx. "Wir können nicht riskieren, dass einer unserer besten Leute
Schwarz in die Hände fällt. Noch dazu mit dem ganzen Wissen, das du über Kritiker hast."
Omis ganzer Körper bebte nun, als sein Verstand immer noch versuchte, sich gegen all das hier zu
wehren. "Das ist absurd! Schuldig kann alle Informationen aus unseren Köpfen holen, wenn er will.
Oder Nagi kann jederzeit problemlos in den Kritiker-Computer hacken..."
"Omi, das Risiko ist zu gross!", warf Manx ein. "Mit deiner Ausbildung als Killer in der Kontrolle von
Schwarz? Das ist keine Option."
Omi griff nach dem letzten Strohhalm. "Aber Youji hat Recht. Wir können Schwarz nicht besiegen...
Und -ich- kann es erst recht nicht."
Manx nickte bestätigt. "Das muss der Grund sein, dass er sich mit dir eingelassen hat. Um dich davon
abzuhalten, gegen sie vor zu gehen."
Omi schüttelte wieder den Kopf. "Das ist doch völlig bescheuert", Er schnappte nach Luft, als plötzlich
Tränen über seine Wangen liefen. "Wir können sowieso nichts gegen sie ausrichten, warum sollten sie
dann also so was tun?!"
"Omi, es ist die einzige Erklärung."
"Aber ich -kann- Schu nicht töten!", schrie er.
"Omi." Manx Gesichtsausdruck wurde hart. "Ihr werdet Schwarz beseitigen, oder aber -Weiss- wird
ausgeschaltet."
Omi rang nach Luft. "Was?" Nein... nein, das konnte, -durfte-, nicht sein! Manx stellte ihn vor die Wahl
zwischen seinen Freunden - seiner Familie - und Schuldig?
Ken und Youji starrten sie ebenfalls ungläubig an. Die Situation war völlig abstrus!
Aya sah sie kühl an, mit etwas in den blitzenden Augen, was wohl Unverständnis am nahesten kam.
Omi begann zu hyperventilieren, seine Sicht verschwamm. Zittrig setzte er sich auf die Couch, hielt
sich die Ohren zu und schaukelte vor und zurück. Seine Augen starrten ins Leere. Alles brach
zusammen! Seine ganze Welt verlor an Substanz... Warum wurde ihm wieder alles genommen?!
Hatte zweimal nicht gereicht ! ! !
Youji wandte sich an Manx: "Das ist doch absoluter Blödsinn! Wir -können- Schwarz nicht erledigen!
Wir haben nicht den Hauch einer Chance!"
Manx ignorierte ihn. "Omi! Es geht um deine Freunde! Willst du ihr Leben aufs Spiel setzen?!"
Omi hörte sie nicht, wanderte immer tiefer in sich hinein. Noch immer schaukelte er vor und zurück,
vor und zurück...
Ken begann sich Sorgen zu machen. "Omi!", versuchte er ihn anzusprechen.
"Ken!", rief Manx. Es musste jetzt geklärt werden! Sie -musste- Omi helfen von dem Kerl los zu
kommen! Schwarz musste ein für alle mal aus dem Weg geräumt werden!
Ken sah noch einmal auf Omi, wie er verloren da sass und nichts mehr wahrnehmen wollte... Er
erinnerte sich, wie glücklich der Junge noch vor wenigen Minuten gewesen war... Dann stellte er sich
gerade hin und erwiderte ihren Blick hart. "Ich werde auf keinen Fall gegen Schwarz vorgehen!" Und
es war ihm völlig egal, ob sie eine Chance gehabt hätten oder nicht. Er konnte Omi das nicht antun!
Youji legte einen Arm um ihn. "Ich auch nicht", gab er ruhig dazu.
Manx' Augen tanzten hin und her. Das passierte alles nicht! Sie hatte doch keine Wahl! Kritiker hatten
keine Wahl! "Aya!", rief sie zu guter Letzt. Irgendeiner musste doch vernünftig sein! Und bestimmt war
Aya der einzige, der die anderen überzeugen konnte.
Aya beobachtete Omi. Er war besorgt. Omi geriet immer tiefer in diesen Strudel... Es musste jetzt
schnell gehandelt werden. Kalt sah er auf, direkt zu Youji und Ken. "Ihr würdet also Schuldig nicht
töten, um Weiss zu schützen?", fragte er eisig und deutete auf die Fotos.
Kens Entschlossenheit wackelte ein Bisschen unter diesem Blick, aber Youji erwiderte ihn standhaft.
Grüne Augen blickten geradewegs in zwei Amethyste. "Nein. Das würde ich nicht", antwortete er fest.
Aya funkelte jetzt Ken an. "Was ist mit dir?", verlangte er zu wissen. Sie hatten kaum noch Zeit...!
Ken griff nach einer von Youjis Händen. "Nein", antwortete er, bereit, dadurch zu Ayas Feind zu
werden.
Aya wandte sich nun an Manx. "Dann haben wir wohl keine andere Wahl."
In dem Moment hörten sie oben im Laden ein Krachen... Das Rollo wurde geöffnet.
Youji und Ken sahen an die Decke. War es das? Würden sie jetzt getötet? Sie hatten nicht einmal
Waffen dabei... Egal welches Team Kritiker ausgewählt hatte, sie auszuschalten... Auf die Weise
waren sie so gut wie erledigt.
Omi bekam nichts mehr mit. Er sass nur apathisch da, hielt sich die Ohren zu und schaukelte.
Manx starrte an die Wand. "Es tut mir leid", flüsterte sie. "Es ist einfach ein zu grosses Risiko."
Eilige Schritte waren nun oben zu hören, wie sie näher kamen.
Ken und Youji waren zum Kampf bereit. Sie würden nicht aufgeben, egal wie schlecht die Chancen
standen..
Ken hielt Youjis Hand fest. "Zusammen?", fragte er.
Youji nickte einmal entschlossen. "Zusammen."
Manx ballte die Hände zu Fäusten. "Wir haben keine andere Möglichkeit, als Weiss auszuschalten..."
Sie hob den Kopf, als sie Schritte die Treppe hinunter kommen hörte und...
... traf direkt auf zwei sturmblaue Augen, ehe die Luft aus ihren Lungen gepresst, und sie unbeweglich
gegen die Wand gedrückt wurde. Nagi Naoe stieg bedacht die Treppe hinunter.
Gleich hinter ihm Brad Crawford. Er grinste Manx an. "Falls Sie damit auf diese billigen Killer-Imitate
da draussen anspielen... denken Sie besser noch einmal nach."
Nagi näherte sich Manx langsam, hielt sie mit seinen Kräften fest.
Youji und Ken dachten eigentlich gerade nur, dass das alles nicht wahr sein konnte...
Aya zeigte sich nach wie vor nicht sonderlich von den Geschehnissen beeindruckt, aber er war etwas
unruhig. "Beeilung!", platzte er. "Omi verliert sich!"
Das war offensichtlich das Stichwort für Schuldig, der jetzt an Farfarello vorbei die Treppe praktisch
hinunter stürzte. Ohne irgendjemanden in dem Raum eines Blickes zu würdigen, sprang er über die
Lehne der Couch und kauerte sich vor Omi. Er packte seine Handgelenke und zwang die Hände von
den Ohren. "Omi? Omi! Baby, hörst du mich?"
Keine Reaktion.
Schuldig zögerte keinen Augenblick, legte seine Stirn an die des jungen Mannes und versuchte
weiter, zu ihm durch zu kommen. ---Baby? Kannst du mich hören? Komm, Baby. Komm zu mir.---
Ungläubig starrte Manx auf Aya, der Schuldig beobachtete. "Aya...?"
Aya sah auf. "Wir hatten keine andere Wahl."
Youji schnappte nach Luft und hielt Ken mit beiden Armen fest, als er verstand, dass er ihn jetzt nicht
verlieren würde... "Aya... du... Du hast es gewusst?!"
Aya erwiderte den Blick ruhig. "Natürlich."
Ken zitterte. Das konnte doch alles gar nicht sein, oder? Das war doch nur ein Scherz, nicht wahr? Er
fühlte sich wie bei "versteckte Kamera" und das wäre wohl auch die glaubwürdigste Erklärung
gewesen, ginge es hier nicht um zwei rivalisierende Killergruppen... Er atmete tief und konnte nicht
mehr anders, als Youjis Gesicht zu packen und ihn innig und lange zu küssen.
Schuldig kämpfte immer noch mit Omis Bewusstsein. ---Omi... Komm zu mir zurück, Baby. Bitte,
Baby, komm schon!---
---Sch... sch... u...?---
---Baby? Hörst du mich?---
---Lie... be... dich...---
Schuldig versuchte tiefer zu graben, aber Omi steckte schon so weit in sich drin, dass er einfach nicht
dazu kam! "Verdammt noch mal, ich verliere ihn!", fluchte er laut.
Das verschaffte ihm die Aufmerksamkeit der Anwesenden, auch Kens und Youjis, die ihren Kuss
erschrocken beendeten.
Aya durchbohrte ihn mit seinem Blick. "Was soll das heissen?!", fauchte er.
Schuldig versuchte es weiter. "Das heisst, dass ich nicht bis zu ihm durchkomme! Wir haben zu lange
gewartet!" ---Baby, bitte! Lass mich nicht allein!---
Dann hatte er eine Idee. "Kudou!"
Youji beobachtete die ganze Hektik um ihn herum und hoffte auf irgendein Wunder. "Was?" Um Omi
zu helfen hätte er jetzt alles getan, egal was der Telepath von ihm verlangte.
"Omi hat in der Nachttischschublade ein Video-Tape. Hol es!", platzte er heraus. Es gefiel ihm nicht,
aber es war vielleicht die einzige Möglichkeit, die er noch hatte! Verdammt noch mal! Brad hatte doch
gesagt, sie würden rechtzeitig kommen!
Youji hastete an Farfarello vorbei, der auf der Treppe sass und das Spektakel amüsiert mitverfolgte.
Ken wurde wütend. "Wenn ihr das alles schon gewusst habt, warum seid ihr nicht eher gekommen?!
Was, wenn wir Omi nicht helfen können?", schrie er.
Aya übernahm es, zu antworten. "Youji und du musstet erst noch sagen, auf welcher Seite ihr steht."
"Auf der Seite unserer Freunde! Auf Omis Seite!"
Crawford blieb unberührt stehen. Er schien nicht beunruhigt. "Es war notwendig, Hidaka."
Schuldig versuchte weiterhin, Omi wenigstens davon abzuhalten, noch tiefer zu rutschen. ---Baby,
bleib bei mir. Ich hole dich da raus. Nur noch einen Moment.---
"Notwendig?", schrie Ken. "Notwendig??? Dass es Omi gut geht ist notwendig!!!" Ken war kurz davor
wirklich die Beherrschung zu verlieren und Crawford anzugreifen, ungeachtet dessen wie gering die
Chancen waren, und dass der Mann sie gerade gerettet hatte... Da fuhr er zu Tode erschrocken
zusammen.
---HALT DIE KLAPPE, KEN!---, brüllte Schuldig in Gedanken. Wie sollte er sich bei dem akustischen
und mentalen Lärm konzentrieren können?
Crawford entging das natürlich nicht. Er grinste. "Wenn du dem Kleinen helfen willst, dann lass
Schuldig in Ruhe arbeiten."
Und besagter Kleiner gab nun gar keine äusseren Anzeichen mehr von sich, dass er wach war. Er
schaukelte nicht mehr, seine zuvor verkrampften Hände gaben jeglichen Widerstand auf. Nur die
Augen waren noch geöffnet, aber es hatte kein Licht mehr darin.
Manx wehrte sich vergeblich gegen die unsichtbaren Hände, die sie festhielten. "Was macht der da
mit ihm?", fragte sie verzweifelt, als sie Omis apathische Form sah, wie Schuldig sie an den
Handgelenken umklammerte.
Ken riss sich an allen Riemen. "Er versucht ihm zu helfen."
Manx war alles andere als überzeugt. Aber Ken und Aya standen einfach da... Keiner unternahm
etwas... Und sie -konnte- nichts unternehmen! Sie hoffte bei allem, was ihr heilig war, dass die beiden
wussten, was sie taten... Omi...
Ken tappte von einem Fuss auf den anderen. "Wo bleibt Youji so lange?", murmelte er. An Schuldigs
Gesicht konnte er sehen, dass die Zeit immer knapper wurde. Und dann...
Schritte.
Youji polterte die Treppe hinunter. "Ich hab es."
"Schmeiss das Ding rein!", platzte Schuldig. Und es war ein Befehl, keine Bitte. Nicht, dass Youji einen
gebraucht hätte...
Mit zitternden Fingern klaubte Youji die Kassette aus der Hülle und schob sie in den Videorecorder.
Nun sah er den Titel zum ersten Mal. Davor war es ihm nicht aufgefallen und jetzt, als die Kassette in
den Recorder gezogen wurde, stand da deutlich...
Er blinzelte. Er musste sich verlesen haben.
Schuldig biss die Zähne aufeinander. Er sollte verdammt sein, wenn es eine andere Möglichkeit
gegeben hätte, als dieses Band... ---Baby... hör doch...---
Das Band begann. Eine leichte Melodiefolge.
Youji, Ken und Aya erkannten die Melodie als eine von denen, die Omi immer gesummt hatte...
Zuerst war das Kreuzfahrtschiff zu sehen.
Dann kam der Titel.
"The Wedding"
Kens Kiefer klappte fast hörbar nach unten und Youji hob eine Augenbraue. Also hatte er doch richtig
gelesen.
Die Melodie spielte weiter.
---Baby, hör mal. Wir sind zu Hause...---

Dann konnte man sehen, wie ein paar Mitglieder der Crew einen schlafenden Omi aus dem Bett
holten. Omi blinzelte verwirrt, lachte aber gleich darauf. Er wurde unter die Dusch gestellt und durfte
sich gerade noch Shorts anziehen, dann wurde er aus der Kabine weggebracht. Er lachte viel und
scherzte mit den Leuten, die ihm aber nicht sagen wollten, worum es hier überhaupt ging. Als erstes
führte man ihn zum Schiffsfriseur.

---Baby, ich warte auch dich.---
---Sch... u...?---
---Hörst du die Musik? Ich warte auch dich.--- Schuldig nickte stumm. Nur nicht aufhören, es schien zu
funktionieren.

Der nächste Halt auf dem riesigen Dampfer war ein Bekleidungsgeschäft. Omi wurde von einer
überdrehten Verkäuferin abgemessen und schliesslich Stück für Stück in einen weissen Seidenanzug
gepackt. Omi schien noch nicht gemerkt zu haben, worum es ging... Aber er machte den Spass
offensichtlich gerne mit.

Ken konnte sich trotz der Sorge um Omi nicht von dem Band losreissen. Er starrte nach wie vor völlig
platt auf den Bildschirm.
Manx machte sich so langsam ein Bild, was kommen würde. Wiederwillig schaute sie auf Schuldig,
wie er immer noch um Omi kämpfte und riss die Augen auf. Tatsächlich... Schuldig... er trug einen
Ring...
Youji lehnte sich an die Wand. Er war sich ziemlich sicher, dass das Band zusammen mit Schuldigs
Bemühungen Omi zurückholen würde. Auch ihm war klar, worum es in der Aufnahme ging. "Weiss du,
Kenken... Ich glaube, wir haben die falsche Frage gestellt..."
Ken brauchte ein paar Sekunden, bis er reagierte. "Was?"
Youji grinste. "Die Frage ist nicht, was mit Omi passiert ist... Sondern, was ist mit Schuldig passiert."
"Wie meinst du das?"
Youji nickte zum Bildschirm. "Kommt gleich."

Das Band lief weiter. Omi wurde durch das Schiff geführt und sie landeten schliesslich in einem der
Party-Räume. Man sah Omi, wie er plötzlich mit geweiteten Augen da stand und hinein starrte. Dann
schnappte er nach Luft und sein Gesicht begann zu leuchten.
Eine andere Einstellung zeigte Schuldig auf der anderen Seite des Raumes. Er trug denselben Anzug
in Schwarz - natürlich. Omi rannte auf ihn zu, sprang ihm um den Hals und küsste ihn. Die johlende
Menge ignorierte er.

Ken vergass zu atmen. Wedding? Hochzeit? Omi... Schuldig...?
Youji lachte leise. "Das gibt es auf ein paar Kreuzern. Man kann sich zum Spass verheiraten lassen.
Die meisten nehmen das nicht so ernst..." Er deutete auf Schuldig, "... andere schon."
Jetzt sah Ken den Ring.
Ja... Youji hatte Recht. Was war mit Schuldig auf der Kreuzfahrt geschehen? Das hätte er davor
niemals getan. Niemals.

Auf dem Band endete der Kuss und Schuldig lachte. "Jemand sollte dir den Ablauf auf einer Hochzeit
erklären, Baby..."

Schuldig wiederholte dieselben Worte hier auch noch einmal. ---Jemand sollte dir den Ablauf auf einer
Hochzeit erklären, Baby...---
Omi wimmerte plötzlich. Noch immer waren die Augen abwesend, aber eine Träne rollte über seine
Wange. ---Schu! Hilf mir!---
Das klägliche Geräusch lenkte die Aufmerksamkeit der Leute wieder auf Omi.
---Ich bin hier. Gleich hier. Komm zu mir.---
Wieder wimmerte Omi. Er versuchte es, er versuchte es wirklich! Er blinzelte und seine Augen stellten
sich auf die grünen Augen vor ihm ein. "Sch... u...? Schu...?"
Schuldig atmete die Luft aus, von der er nicht wusste, dass er sie angehalten hatte. Er setzte sich
neben Omi auf die Couch und zog ihn zu sich auf den Schoss.
Omi begann haltlos zu schluchzen. Er klammerte sich an Schuldigs Hemd.
Schuldig sah über Omis Schulter zu Manx. Seine Augen wurden eiskalt. ---Verfluchte Hexe!---, fauchte
er sie an.
Manx traf die ganze Welle der Wut und sie schluckte. Dann zwang sie sich zu Ruhe. "Geht es ihm
gut?"
"Nicht dank dir!" Hätte er nicht Omi in den Armen gehabt, wäre er wie eine Wildkatze auf sie
gesprungen und hätte sie zerfleischt.
"Nicht!", schrie Omi zwischen Schluchzern.
"Schsch..." Schuldig strich ihm über den Rücken. "Keinem passiert etwas." Sein Blick verriet, dass er
jetzt eigentlich zu gerne jemandem etwas angetan hätte...
"Sie wollte... sie wollte..."
"Ich weiss, Baby."
Aya näherte sich den beiden und kniete sich vor ihnen auf den Boden. Er griff nach einer von Omis
Händen. "Omi?"
Omi hickste. "Aya-kun? Du bist nicht böse?"
Aya schenkte ihm ein Lächeln. "Nein, Omi."
Das brachte Omi jetzt auch wieder zum Lächeln. Er schniefte. "Danke, Aya-kun." Dann blinzelte er.
"Aber woher hast du von uns gewusst?"
Aya wandte seinen Blick ab. "Das ist nicht so wichtig, Omi. Aber ich weiss es schon lange."
Das weckte natürlich Schuldigs Neugierde und er schlüpfte in Ayas Kopf... Und... Seine Augen
weiteten sich und er grinste. "Aya, Aya, Aya..."
Aya erwiderte den Blick hart, schien zu sagen, dass Schuldig sehr nahe dran war, aufgeschlitzt zu
werden... Dann ignorierte er den Mann, griff vorsichtig in Omis T-Shirt-Ausschnitt und holte ein kleines
Goldkettchen heraus an dem ein Ring hing. "Das brauchst du nicht mehr vor mir zu verstecken." Er
trat einen Schritt zurück und liess Schuldig die Kette öffnen.
Omi hatte nach wie vor Mühe, sich aus seinem Schockzustand zu lösen. Seine Atmung bebte noch
und er zittert leicht. Aber er lächelte erst Aya und dann Schuldig glücklich an.
Letzterer liess den Ring von der Kette in seine Hand fallen und steckte ihn Omi an den Finger.
Erneut schickte Omi Aya einen dankbaren Blick.
Aya lächelte zwar nicht, aber sein Gesicht wirkte entspannt.
Manx folgte dem ganzen Ablauf mit Unbehagen. Sie sah, wie auch Ken und Youji scheinbar keine
Probleme mit der Beziehung ihres Jüngsten zu haben schienen. Aber sie kannten ja nicht alle Details!
Sie holte tief Luft. So leicht würde sie nicht aufgeben, egal wie dankbar sie war, dass Omi wieder aus
seiner Apathie geholt werden konnte - wovon sie eigentlich immer noch überzeugt war, dass sie
Schuldigs Werk war. "Das ist alles wirklich rührend, Omi", begann sie.
Omi klammerte sich wieder fester an Schuldig, der sich gerade tausend schmerzhafte Tode für die
Frau ausdachte.
Sie fuhr fort: "Aber was ist mit der Leiche auf dem Kreuzfahrtschiff?"
Schuldig hob eine Augenbraue. Das hatten sie also auch herausgefunden...
Omi erwiderte ihren Blick ruhig, was ihm leicht fiel, solange er festgehalten wurde. "Was ist mit ihm?"
"Du gibst also zu, dass ihr ihn getötet habt?"
Omi seufzte tief und sah zurück auf den Bildschirm, auf dem die Leute jetzt alle tanzten. Eine
Steelband spielte "Angelina" und verbreitete fühlbar gute Laune. Im Hintergrund fiel sein Blick auf ein
Mädchen, das vielleicht sechzehn Jahre alt war...
Manx wartete nicht auf eine Antwort: "Er war ein einflussreicher, angesehener Geschäftsmann, der..."
Omis Kopf fuhr scharf herum. "Der seine Tochter vergewaltigt hat!", beendete er wütend. Sein Zittern
nahm wieder zu.
Schuldig drückte ihn näher an sich, spürte den beschleunigten Herzschlag des Jungen... "Kann der
Furie mal jemand das Maul stopfen, bevor ich es tue?"
Omi schüttelte schnell den Kopf. "Tut ihr nichts, bitte! Sie kann es nicht verstehen." Er weinte wieder
leicht. Er hatte sich noch nicht ganz von seinem Anfall vorhin erholt, und das war ihm einfach alles zu
viel. Er wünschte sich, dass es nur ein böser Traum war, aus dem er gleich erwachen würde...
Crawford schob seine Brille zurecht und meinte beiläufig: "Dafür besteht im Moment auch kein Grund.
Ihr passiert nichts."
"Das ist aber noch nicht alles!", schrie Manx aufgebracht. "Wie kommt es dann, dass die
Vormundschaft des Mädchens ausgerechnet auf Brad Crawford überschrieben wurde?"
Omi hickste. "Nach dem Tod des Vaters hätte dessen Bruder die Vormundschaft bekommen. Sie wäre
vom Regen in die Traufe geraten und der Auftrag gescheitert."
Manx schnappte nach Luft. "Und Crawford hat die Kontrolle über die Firma, bis sie 18 ist?!"
Crawford straffte gelangweilt die Schultern. "Ich habe keinerlei Interesse an dieser Firma. Wir
verdienen ein paar Millionen daran, das ist korrekt. Aber die zukünftige Vorstandsvorsitzende hat
sozusagen den Auftrag erteilt und wir werden bezahlt. Ende der Diskussion. Sie können ja so oder so
nichts daran ändern."
Youjis Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Schuldig und Omi hatten also einen Vergewaltiger auf der
Kreuzfahrt getötet. Lag da der Schlüssel zu Schuldigs plötzlichem Wandel? ... Immerhin war auch er
das Opfer seines Vaters gewesen, und...
---Bis hierhin und nicht weiter, Kudou!---
Youjis Kopf schnellte hoch, als er die Warnung hörte.
Schuldig erwiderte den Blick eiskalt.
Youji grinste und wandte seine Gedanken wieder der Gegenwart zu.
Manx funkelte Crawford nach wie vor an. "Und was springt für Sie bei dieser Aktion hier raus?"
Er lachte nur kalt. "Liegt das nicht auf der Hand?"
Manx starrte mit offenem Mund zurück, dann auf Ken und Youji... auf Aya. Sie alle wussten, was
Crawford andeutete...
Ken wechselte einen unsicheren Blick mit Youji, dann sahen sie beide zu Aya. Der schien sowieso
mehr zu wissen, als er alle glauben liess...
Aya seufzte leise. "Es steht euch natürlich frei, diese Möglichkeit in Erwägung zu ziehen."
Youji schnaubte. "Was haben wir schon für eine Wahl." Er wandte sich an Crawford. "Aber die
Bedingungen würden mich interessieren."
"Keine Bedingungen. Nur Regeln. Es liegt bei euch, einen Auftrag anzunehmen oder abzulehnen, ihr
könnt das Team jederzeit verlassen. Bezahlung nach erfolgreichem Abschluss."
Kens Augen wanderten unsicher umher. Er würde also die Gelegenheit haben, sich selbst davon zu
überzeugen, dass Schwarz keine Unschuldigen mehr tötete... Und sonst würde er einfach aussteigen.
Es war doch so einfach, nicht wahr...?
Er traf Youjis entschlossenen Blick, und sie kamen stumm übereins, die Entscheidung jemand
anderem zu überlassen.
Beide sahen zu Omi, der noch immer in Schuldigs Umarmung zitterte.
"Omi?", fragte Ken.
Omi vergoss die letzten zwei Tränen, als er erkennen musste, dass er seine neue Mutter damit
endgültig verlieren würde. Seine Augen bettelten noch einmal um Verständnis, das er nicht bekam...
Schliesslich nickte er.
Manx hingegen schüttelte den Kopf. "Seid ihr verrückt? Damit macht ihr euch zu unseren Gegnern! Ihr
steht dann genau so auf unserer Liste wie die!"
Crawford machte einen Schritt auf sie zu. "Niemand steht auf ihrer Liste, meine Teure." Er öffnete
seinen Aktenkoffer. "Nagi hier hat das letzte Wochenende damit verbracht, die Kritiker-Computer zu
durchforsten." Er holte ein paar Blätter heraus und zeigte sie Manx. Er grinste. "Und das sind nur die
Highlights." Dann lachte er. "Verstehen wir uns?" Kritikers Selbstjustiz war natürlich gegen das
Gesetz, und Nagi hatte den vollen Zugang zu allen Daten... Er packte die Unterlagen wieder ein und
wartete auf ihre Antwort.
Manx weigerte sich, ihn anzusehen. Das war es dann... Weiss in den Händen von Schwarz.
... Sie zwang sich zu nicken.
Ken näherte sich ihr etwas. "Wir waren davor schon auf eurer Liste", begann er langsam. "Ich verstehe
euch ja irgendwie... dass ihr keine Wahl hattet..."
Manx kniff die Augen zusammen. "Glaubst du vielleicht, es ist mir leicht gefallen?", würgte sie heraus.
Ken schüttelte den Kopf. "Nein. Ich weiss, dass es dir nicht leicht gefallen ist. Aber versteh jetzt bitte
auch, dass -wir- keine andere Wahl haben."
Sie holte tief Luft. Natürlich verstand sie... Wer würde nicht versuchen zu überleben... Aber dafür
einen Pakt mit dem Teufel eingehen?
Sie sah wie Omi nun erschöpft aber ruhiger in den Armen von diesem... Monster... lag. Warum sah er
nur so glücklich aus? Verstand er denn nicht?
... Oder verstand sie nicht?
Jetzt hatte sie keine Wahl mehr. Sie musste die vier, inklusive ihrem Schützling, gehen lassen. Sie
hatte also nur noch eine Möglichkeit.
Sie starrte auf den Boden. Leise sagte sie: "Passt auf euch auf. Und vergesst nicht, wer ihr seid."
Youji nickte fest. "Werden wir nicht."
Crawford war zufrieden. Alles nach Plan soweit. "Ihr habt eine halbe Stunde. Geht packen."
Ken blinzelte überrascht. "Wir gehen mit zu euch?"
Crawford erwiderte den Blick amüsiert. "Natürlich. Es ist besser für die Dynamik des Teams." Er rückte
seine Brille zurecht. "Und falls du dir Sorgen um dein Hobby machst... Dafür wirst du genug Zeit
finden, Hidaka."
Ken wirkte unsicher bis Youji einen Arm um ihn legte. "Komm schon, Ken. Du hast gehört, was der
Boss gesagt hat."
Ken hielt den Atem an, als er das begriff... Crawford würde ihr Boss sein... Er seufzte tief. "Ja. Wird
wohl Zeit, das hier hinter uns zu lassen."
Zusammen gingen sie die Treppe hoch, allerdings hielt Ken dabei einen wachsamen Blick auf
Farfarello... Als sie fast oben waren, hörte man ihn noch leise flüstern: "Mach's gut, Manx."
Crawford wandte sich an Aya. "Aya?"
Aya stiess sich von der Wand ab und ging langsam zur Treppe. "Ich habe schon gepackt. Ich sehe
noch nach, ob ich nichts vergessen habe."
Omi folgte ihm mit den Augen verwundert.
Schuldig lachte vor sich hin.
"Schu?" Omi richtete seine grossen, fragenden Augen auf den Telepathen. "Was hat Aya mit der
ganzen Sache zu tun?"
Schuldig grinste noch, als er antwortete: "Später, Baby."
Crawford schnaubte kaum hörbar. "Ist dein "Baby" transportfähig?"
Der Deutsche schickte ihm einen missbilligenden Blick. "Weisst du, Brad, du gefällst mir besser, wenn
du nicht versuchst, witzig zu sein."
Crawford ging nicht auf den Kommentar ein.
Schuldig verdrehte die Augen und seufzte lautstark. "Ich helf ihm beim Packen. Er ist erledigt."
Omi liess sich auf die noch wackligen Beine helfen. "Schu?", fragte er leise. "Können wir das Band
mitnehmen?"
Schuldig nickte. Er setzte Omi noch einmal hin, um die Kassette aus dem Gerät zu holen. Gerade als
ein neues Lied eingespielt wurde - diesmal war es "Wonderful World" - brach die Aufnahme ab und er
packte das Band in die Hülle.
Omi blätterte durch die Fotos, die er noch immer vor sich liegen hatte. Sie waren eigentlich richtig gut
geworden... Er lächelte leicht und sah zu Schuldig hoch.
Der nickte nur wieder. "Klar nehmen wir sie mit." Er trat zu dem Jungen und beugte sich für einen
kurzen Kuss zu ihm. ---Willst du dich verabschieden?---
Omi senkte den Blick. Ihm war eigentlich nicht danach... Aber er wusste auch, dass er es sonst
bereuen würde.
Er suchte eine einzelne Fotographie heraus und näherte sich Manx vorsichtig. Er streckte es ihr
entgegen.
Natürlich konnte sie sich nicht bewegen und Omi wandte sich an den jüngeren Killer. "Nagi?"
Der wiederum warf einen Blick auf Crawford und gab eine Hand von Manx frei, als dieser ihm knapp
zunickte.
Manx nahm das Bild entgegen. Es zeigte Omi und Schuldig bei der "Hochzeit".
Omi starrte auf den Boden und druckste herum. "Ich dachte nur... na ja... Du bist für mich wie eine
Mutter und..."
"Du dachtest, ich hätte gerne ein Hochzeitsfoto von dir?", fragte sie ruhig.
Omi nickte und sah auf.
Manx lächelte. "Omi... Glaub nicht, dass ich dich überhaupt nicht verstehen kann... Ich war auch
schon verliebt. Aber verzeih mir, wenn ich dir eine letzte Frage stellen muss..." Sie zögerte. "Was
wenn ich recht hatte, und er dir morgen sagen wird, dass es alles eine Lüge war und dich tötet?"
Omi holte tief Luft und hörte bereits Schuldig hinter sich grollen. "Es würde nichts ändern, Manx. Die
letzten neun Monate meines Lebens waren die glücklichsten, die ich erlebt habe. Seinetwegen. Das
wird immer so sein, auch wenn die Zukunft nicht so schön sein sollte. Und selbst, wenn es so ist, wie
du sagst, dann wäre ich ihm nicht einmal böse... Ich wäre ihm höchstens dankbar, dass er mich tötet.
Aber... aber ich würde ihn trotzdem lieben, denn mein Glück verdanke ich ihm, egal was kommen
mag."
Manx schlang ihren einen Arm um den Jungen. Zumindest Omis Gefühle waren mehr als aufrichtig.
Ein paar Tränen konnte sie nicht mehr zurückhalten. "Viel Glück, Omi."
Als die Umarmung endete, brauchte Schuldig einige Sekunden, um es zu bemerken. Er hatte nicht mit
solchen Worten von Omi gerechnet... Sein Kätzchen war so ein dummer Junge! Wenn er ihm
tatsächlich so etwas antun würde, dürfte er ihn auch keinen Fall mehr lieben! Irritiert wischte er eine
Träne weg, die er erst bemerkte, als sie seine Wange hinunterrollte.
Omi trat auf ihn zu und lächelte ihn voller Liebe an. "Gehen wir, Schu."
Schuldig sagte nichts, dann stützte er ihn die Treppe hinauf.
Omi sah nicht mehr zurück. Nur stumm für sich dachte er: 'Das hier wird mir fehlen...'
Crawford deutete Nagi, Manx loszulassen. Er stellte sich vor sie und reichte ihr eine Karte. "Für den
Fall, dass Sie mal unsere Dienste benötigen sollten." Er grinste arrogant. "Aber seien Sie gewarnt, wir
lassen uns nicht so billig abspeisen, wie Sie's mit Weiss getan haben." Dann wandte er sich an
Farfarello. "Bring Miss Manx bitte nach draussen und sorg dafür, dass sie geht. Ich will keine
Zwischenfälle bei dem Umzug."
Manx verliess den Blumenladen überrascht. Nach allem, was sie in Farfarellos Akte hatten, war es ein
Wunder, dass sie lebend rausgekommen war. Sie sah die Fassade hoch und seufzte laut, als sie die
Schatten an den Fenstern erkannte, wie sie hektisch hin und her huschten.
Farfarellos eines Auge hing an ihr, bis sie verschwunden war.
Sie hatte schliesslich Arbeit vor sich. Wie zum Beispiel herauszufinden, was aus den anderen beiden
Teams geworden war...
Die Wolken verzogen sich, das Wetter wurde ruhiger.

Ken und Youji lagen wach in ihrem Bett. Dass sie jetzt unter einem Dach mit Schwarz wohnten, war
bestimmt mit ein Grund, dass sie nicht schlafen konnten. Aber was sie wirklich wach hielt, war das
Bett im Nachbarzimmer, das seit einer beachtlichen Zeit bereits rhythmisch gegen die Zimmerwand
schlug.
Sie sahen sich gleichzeitig an und lachten.
Ken schüttelte den Kopf. "Es war ja schon überraschend, dass die zwei es bis ins Zimmer geschafft
haben. So wie sie auf dem Weg hierher aneinander klebten..."
Youji zuckte die Schultern. "Das Ganze war wohl ein Bisschen viel für Omi... Und für Schuldig war es
mehr, als er zugeben würde."
Ken drehte den Kopf zur Türe, als er eine der anderen Zimmertüren sich öffnen hörte. "Jemand ist
draussen."
Youji nickte.
Dann hörte plötzlich das Klopfen an die Wand auf und man hörte nur noch das Quietschen des
Bettes, Stöhnen und Schreien.
Ken, neugierig wie er nun mal war, stieg aus den Federn - dicht gefolgt von Youji - und sie guckten
aus der spaltbreit geöffneten Türe.
Ken öffnete weiter. "Nagi?"
Der Junge stand mit gekreuzten Armen verstimmt im Flur und starrte Schuldigs Zimmertüre in Grund
und Boden.
Youji lachte leise. "Du hast das Bett von der Wand geschoben?"
Nagi nickte säuerlich. "Nicht, dass das so viel gebracht hat." Er wollte wieder in sein Zimmer.
Ken fragte ihn noch: "Sind die immer so?" Er nickte zu der Geräuschquelle.
Nagi zuckte nur die Schultern. "So oft war Omi ja nicht hier. Aber heute ist es auf jeden Fall
schlimmer."
"Verlustängste kompensieren", meinte Youji nur, drehte sich um, gähnte ausgiebig und trottete zurück
zum Bett.
Ken folgte ihm, nachdem er einen Blick auf Crawfords Zimmer geworfen hatte und schloss die Türe.
Im Nebenzimmer schrie Omi nun ein letztes Mal laut auf, dicht gefolgt von Schuldig.
Youji zwinkerte Ken vom Bett aus an. "Eins zu Null für Omi."
Und beide brachen in schallendes Gelächter aus.

Schwer atmend brach Schuldig über Omi zusammen. Er verteilte unzählige Küsse auf Omis
gerötetem, schweissüberströmtem Gesicht. Dann lachte er heiser. ---Wir scheinen zu unterhalten.---
Omi erwiderte das Lachen erschöpft, dann küsste er ihn. "Ich liebe dich", flüsterte er zwischen
Küssen. "Ich liebe dich so sehr."
"Ich weiss, Baby." Ein langer Kuss. ---Ich liebe dich auch.--- Langsam wollte er sich von Omi lösen,
aber der Junge schlang die Beine fester um seinen Unterkörper.
"Bleib", bettelte er leise. "Bleib ein Bisschen."
Schuldig nickte nur und liess sich umarmen.
Lange blieben sie so liegen. Schuldig mit seinem Kopf in Omis Halsbeuge und mit den Armen
umeinander geschlungen.
Schuldig hielt einen geistigen Kanal zwischen ihnen offen, liess die Gefühle frei hindurch laufen. Das
war etwas, was er vor der Kreuzfahrt nur sehr ungern zuliess... Aber jetzt sehnte er sich danach.
Bis Omi plötzlich wieder lachte.
Schuldig hob den Kopf und lächelte ihn an. "Was denn, Kätzchen?"
Omi seufzte. "Ich muss ein ziemlich bescheuertes Gesicht gemacht haben, als Aya seinen Koffer in
Crawfords Zimmer getragen hat, nicht?"
Schuldig lachte mit. "Das von Ken und Youji war besser..."
"Und du... Du hast wirklich vor heute Abend nichts davon gewusst?"
Schuldig schüttelte den Kopf und löste sich nun doch langsam von Omi. Er legte sich neben ihn. "Ich
kann Brad nicht lesen, wenn er nicht will... Und Aya... Der war früher wirklich furchtbar langweilig..."
"Nicht mehr?", fragte Omi mit dem Gesichtsausdruck des kleinen Schlingels, der er manchmal war.
Wieder schüttelte Schuldig langsam den Kopf und grinste breit. "Oh, nein... Willst du was sehen?"
"Nein!", jammerte Omi, der sich noch zu gut an das Bild erinnerte, das Schuldig ihm vor ein paar
Monaten von ihren beiden Anführern in den Kopf gesetzt hatte. Er kniff die Augen zu.
"Wirklich nicht...?", fragte Schuldig lockend.
Omi öffnete ein Auge vorsichtig. "Na ja... Ein keines Bild schadet ja nicht..."
Schuldig lachte und schickte Omi eine der... eindrücklicheren... Erinnerungen der beiden.
Omi sah es sich an und seine beiden Augen weiteten sich plötzlich. "Nie im Leben! Das hast du dir
ausgedacht!"
Schuldig schnaubte. "Sowas hätte nicht mal ich den beiden zugetraut."
Omi kicherte. Dann wurde er ruhiger. "Wie wird Aya mit der ganzen Sache hier fertig?"
Schuldig schien kurz nachzudenken, bzw. er suchte nach Ayas Gedanken, um die Frage zu
beantworten. "Nicht so gut, wie er alle glauben lassen wollte. Er ist auf der Dachterrasse."
Omi blinzelte. "Alleine? Ist Crawford nicht bei ihm?"
Schuldig verneinte. "Er wollte wohl alleine sein."
Omi dachte nach. Es war einen Moment lang still.
"Ja, vielleicht solltest du zu ihm gehen", kam die Antwort auf Omis unausgesprochene Frage.
Omi beugte sich über ihn und küsste ihn lange.

Aya hörte die Schritte sofort, drehte sich aber nicht um. Er wusste, zu wem dieser Gang gehörte.
Omi stieg die Treppe, die vom Balkon auf die Dachterrasse führte hinauf und sah Aya, wie er an der
Kante sass, die Beine darüber baumeln liess und auf die vielen Lichter der Nacht schaute. Langsam
trat er auf ihn zu und setzte sich neben ihn.
Lange sagte keiner etwas.
Omi schliesslich brach die Stille: "Bist du vor dem Lärm aus unserem Zimmer geflüchtet?"
Aya musste lächeln. "Nein. Bevor es richtig losging, war ich wohl bereits hier."
Omi kicherte. "Bist du okay?"
Aya nickte ruhig. "Ich nehme an, du hast gesehen, wo..."
"Wo du eingezogen bist?", grinste Omi
Aya nickte. "Was hältst du davon?" Er änderte nie seinen Gesichtsausdruck. Blieb einfach ganz ruhig.
Omi lachte leise. "Ich glaube nicht, dass ich in einer Position bin, dazu was zu sagen."
Aya lächelte.
"Aber warum habt ihr das getan? Was war der Plan?"
Aya seufzte. "Weiss und Schwarz zu retten."
"Wir wären in Gefahr gewesen?"
Aya starrte unverwandt auf die Stadt, die unter ihnen lag. "Ich treffe mich mit ihm jetzt seit etwa einem
Jahr. Nach der fehlgeschlagenen Esszett-Zeremonie hatte er angefangen, seine Kräfte selbst
weiterzuentwickeln. Manchmal konnte er dann weiter sehen, als nur in die unmittelbare Zukunft, auch
wenn die kleinste Abweichung schon wieder alles hätte verändern können..."
"Er hat gesehen, dass Weiss und Schwarz ausgelöscht würden?"
Aya nickte. Die ganzen Details musste Omi nicht kennen. Es reichte, ihm seine Fragen zu
beantworten. "Um das zu verhindern, mussten beide Teams vereint werden."
Omi lächelte. "Und warum bist du dann alleine hier oben und bläst Trübsal?"
Ayas Blick wirkte abwesend. "Abschied von der Vergangenheit, denke ich. Und hoffen, dass die
Entscheidung richtig war."
"Du hast uns gerettet, Aya-kun."
Aya nickte.
"Kann ich dich noch etwas fragen?"
"Natürlich", meinte Aya ruhig.
"Schu und ich... Wir wären nicht zusammen gekommen, wenn du und Crawford nicht eingegriffen
hättet, oder?"
Aya zögerte und schluckte leer. "Nein. Ihr wärt nicht zusammen gekommen."
Omi entging die merkwürdige Pause nicht. "Aya-kun? Was?"
Aya erwiderte seinen Blick direkt. "Ihr hättet euch gegenseitig getötet."
Omi fühlte sich, als hätte man ihm den Boden unter den Füssen weggezogen. "W-was?" Er schüttelte
den Kopf. Aber das war doch absurd. "Schu würde sich doch nicht von mir töten lassen, er kann
Gedanken lesen!"
"Er hätte dich erschossen, und dir wäre genug Kraft geblieben, ihn mit einem deiner Pfeile zu treffen.
Vermutlich aus Unachtsamkeit."
Omi kämpfte mit seinen Tränen. "Was wäre mit Ken und Youji gewesen?" Irgendjemand wäre doch
bestimmt ohne Hilfe glücklich geworden, oder?
Aya schüttelte den Kopf. "Nicht ohne Schuldig." Dass Youji in Kens Armen gestorben wäre und ihm
mit den letzen Worten noch seine Liebe hätte gestehen können, liess er weg.
Omi lächelte ein wackliges Lächeln. "Du hast das Richtige getan, Aya-kun." Dann hielt er inne. "Aber
wie seid ihr darauf gekommen, dass ausgerechnet Schu und ich zusammen kommen würden?"
Das brachte Aya zum Grinsen. "Komplizierte Sache... Aber alles in allem lief es wohl darauf hinaus,
dass Brad ein Weg eingefallen ist, Schuldig mit dir spielen zu lassen, ohne dass er dich tötet..."
Darauf wurde Omi tatsächlich rot. Er lächelte, stand auf und hielt Aya seine Hand hin. "Komm wieder
runter, Aya-kun. Er wartet bestimmt auf dich."
"Er wird wissen, wann ich wieder komme", meinte er nur, griff aber nach der Hand.
Omi führte ihn wieder in das Apartment. Im Wohnzimmer blieb er stehen. Aus einem Impuls heraus
schlang er die Arme um den anderen Mann. "Danke, Aya-kun. Danke, danke, danke."
Aya zögerte, erwiderte aber die Umarmung. "Gern geschehen, Omi."
Omis Augen glitzerten, als er sich löste. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte Aya einen
dankbaren Kuss auf die Lippen.
Aya blinzelte erschrocken, dann lächelte er. "Geh. Ich bin nicht der einzige, der erwartet wird." Er
beobachtete Omi noch, wie er in seinem Zimmer verschwand, dann ging auch er zurück.

Schuldig lag mit dem Rücken zur Türe im Bett, als Omi eintrat. Leise zog der Junge sich aus, er wollte
ihn nicht wecken.
"Ich schlafe nicht." Schuldig drehte sich um.
Omi schluckte die Tränen immer noch tapfer hinunter, die jetzt wieder ganz vorne standen. Wie er
Schuldig so da liegen sah... Er spürte, wie die Tränen eine nach der anderen den Kampf gewannen
und schlüpfte zu seinem Geliebten ins Bett. Er drückte ihn fest an sich und verbarg sein Gesicht an
seinem Hals. Dann schluchzte er.
Schuldig hielt ihn fest. Er hatte den Austausch auf dem Dach mitbekommen und der Gedanke, dass er
sein Kätzchen getötet hätte, schnürte auch ihm die Kehle zu.
"Wir hätten... wir hätten...", schluchzte Omi.
Schuldig umfasste Omis Gesicht mit beiden Händen und zwang ihn, ihn anzusehen. "Wir haben aber
nicht", erwiderte er fest.
Omi schluckte nur leer.
Schuldig küsste ihn federleicht auf die Lippen. Wieder und wieder, bis er den Jungen in seinen Armen
erwidern spürte. Ihre Zungen berührten sich flüchtig zu einem süssen Tanz.
Schuldig öffnete seine Gedanken wieder vollständig. Zeigte Omi all die Dinge, die er ohne ihn niemals
erfahren, erlebt hätte. Wie dankbar er ihm war und... wie sehr er ihn liebte, wenn er es schon nicht so
oft ausdrücken konnte.
Das brachte Omi zum Lächeln. "Nein, wir haben nicht."
"Stattdessen liegen wir hier und lieben uns, richtig?"
"Richtig."
Schuldig grinste. "Erinnere mich daran, dass ich mich bei Bradley bedanke... Ich wette, -damit-
rechnet er nicht."
Omi lachte. "Nein... Nicht von dir."
Er strich Omi sanft über die Wange. "Besser?"
Omi nickte. Er wusste, dass auch Schuldig mit dem Gedanken an ihre Beinahe-Vergangenheit Mühe
hatte... Aber es brachte nichts, sich mit etwas zu beschäftigen, das nie passiert ist.
---Du sagst es.--- Er grinste noch ein Bisschen breiter. "Also... Sag doch mal... Schmeckt Aya nach
Erdbeeren?"
Omi giggelte und knuffte Schuldig in die Seite. "Frag Brad. Ich hatte den Mund geschlossen."
"Soll ich ihn fragen, bevor oder nachdem ich mich bedankt habe?"
Omi schüttelte lachend den Kopf. Ja... Schuldig war schon furchtbar verspielt... Wenn auch manchmal
auf eine grausame Art. Er rollte ihn herum und begann, ihn zu küssen. ---Ich liebe dich, mein
wunderschöner Dämon.---
---Ich wette, du bist der einzige sexbesessene Engel, den es gibt.---
Omi schickte ihm einen lasziven Blick, ehe er seinen Mund wieder verschlang.

Ken, Youji und Nagi kamen diese Nacht nicht mehr zum Schlafen...

Ende
02.07.2002 - 16.07.02

TBC

Wie kam es zu der Verbindung zwischen Aya und Crawford? Und wie kam der Plan die Teams zu
retten zustande?
Teil 5 "Amethyst"... (was allerdings wieder ein Weilchen dauern wird...) spielt vor, während und nach
den bisherigen Teilen.

Bis dann
SOrion ^-^

P.S. Teil 6 löst dann auf, was auf der Kreuzfahrt passiert ist.


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