Weiss Kreuz Fan Fiction ❯ Uragíri ❯ Das Ende einer Liebe ( Chapter 6 )
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Ken schüttelte den Kopf. Was auf den Fotos zu sehen war, konnte unmöglich wahr sein. Auch Omi starrte zweifelnd auf die Fotos.
"Sind die wirklich echt?"
"Ich fürchte ja."
Beide sahen die rothaarige Frau an und ihr Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel übrig. Aya, der immer noch auf dem Bett lag, nahm die Fotos und sah sie sich selber näher. Sie zeigten zwei Männer. Der eine sah aus wie der deutsche Telepath von Schwarz. Schuldig. Und der andere sah aus wie...Youji.
Der Rotschopf bekam plötzlich Kopfschmerzen. Er hatte einen seltsamen Traum gehabt, das Youji zu ihm gekommen war, aber unter der Kontrolle des Telepathen stand. Sollte der Traum am Ende nur eine verschüttete Erinnerung sein, verursacht durch Schuldig?
(Gott, warum kann ich mich nicht erinnern?)
Verzweifelt griff er sich mit beiden Händen an den Kopf.
"Aber Youji ist tot. Wir haben ihn selbst gesehen."
Ken blieb stur bei seiner Meinung.
"Ich weiß das, aber wir müssen auch davon ausgehen, dass das Ganze nur inszeniert war und er zu Schwarz übergelaufen ist."
"Ich kann das Ganze nicht glauben. Youji-kun würde so was nie machen. Vielleicht hat Schuldig ihn irgendwie manipuliert. Er kann ja so etwas."
Manx überlegte kurz.
"Möglich. Aber genau wissen wir es nicht. Ich werde wohl noch etwas nachforschen müssen. Auf jeden Fall solltet ihr vorsichtig sein, falls Schwarz euch das nächste Mal über den Weg läuft."
Das Klingeln eines Handys unterbrach sie und sie ging ran.
Währenddessen setzten die beiden zu Aya aufs Bett. Sie konnten wirklich nicht glauben, dass ausgerechnet Youji zum Feind übergelaufen sein sollte. Als Manx fertig war, drehte sie sich zu ihnen um und machte sich bereit zum gehen.
"Ich muss los. Was die Sache mit Youji betrifft, warten erst einmal ab. Okay?"
Ken und Omi nickten. Ken stand auf und brachte die rothaarige Frau runter. Die anderen blieben zurück. Aya, der bis jetzt geschwiegen hatte, machte auch Anstalten, wieder in sein Zimmer zu gehen oder besser, sich zu schleppen.
"Warte, Aya-kun. Ich helfe dir."
"Danke."
Omi half seinem rothaarigen Freund in dessen Zimmer zurück. Als da waren, setzten beide sich hin.
"Aya-kun. Das mit Youji-kun muss ein Schock für dich gewesen sein. Aber ich verspreche dir, dass wir alles klären werden. Versprochen."
Aya sah den Jüngeren an. Dieser lächelte ihn an.
"Danke, Omi."
"Ach, ist schon in Ordnung, Aya-kun. Am besten geh jetzt schlafen. Es war eine lange Nacht."
"Okay."
Nachdem Omi gegangen war, legte er sich und verfiel in einen traumlosen Schlaf.
*~*~*%*%*~*~*~*~*%*%*~*~*
Youji starrte auf seine Hände. Besah sie sich von vorne und von hinten. In der rechten klemmte wie immer eine angezündete Zigarette. Er saß draußen auf der Motorhaube seines Roadster vor dem Gebäude, in dem Schwarz momentan sein "Hauptquartier" hatte.
"Aya-chan..."
Youji murmelte diesen Namen fast unbewusst vor sich hin. Es war ungefähr drei Tage her, das er mit dem Deutschen zusammen im Koneko gewesen war. Aya war dort gewesen. Dieser hatte sich benommen, als wären sie beide ein Paar gewesen.
Aber das war doch unmöglich. Schuldig war doch der einzige, der ihn "liebte". Er erinnerte sich noch ganz genau, das der Rotschopf von Weiss ihm gesagt hatte, das er ihn hasste. Und dann vor drei Tagen war alles wieder anders gewesen.
Hatte ihn umarmt, als ob es schon immer so wäre. Youji hatte mitgespielt, weil Schuldig es so gewollt hatte und dieser mit dem Weißjungen ein bisschen gespielt hatte. Aber als er diesen dann so gefesselt gesehen hatte, war so ein seltsames Gefühl in ihm aufgetaucht.
War überhaupt alles richtig, was der Deutsche ihm sagte? Oder doch nicht? Er wusste es einfach nicht. Mit zitternden Händen nahm Youji einen kräftigen Zug von seiner Zigarette und schmiss sie dann weg.
"Was mache ich eigentlich hier?"
Dann vergrub er sein Gesicht in beiden Armen und dachte weiter nach.
%*%
Crawford saß gemütlich auf der Couch im Wohnzimmer ihres Quartiers und las seine Zeitung. Schuldig stand am Fenster und beobachtete Youji, der unten auf seinem Auto saß. Der Deutsche war ungewöhnlich still, was auch den anderen aufgefallen war, da dieser einen manchmal doch mit seinem Gequatsche zum Wahnsinn trieb.
"Was ist los, Schuldig? Du bist doch sonst nicht so still."
Brad fragte den Deutschen, ohne dabei einen Blick von der Zeitung zu lassen.
//Ich denk nur nach.//
"Über wen? Kudou?"
//Was dagegen?//
"Nein."
Der Amerikaner blätterte eine Seite um, bevor er weitersprach.
"Ich fürchte, du verlierst langsam die Kontrolle über ihn. Hoffentlich hast du nicht vergessen, was dein ursprünglicher Auftrag war und was passiert, falls es nicht klappen sollte."
Schuldig drehte sich und sah Brad Crawford an.
//Ich weiß schon. Aber so weit wird es nicht kommen. Kudou wird schon unter meiner Kontrolle bleiben. Keine Bange.//
"Falls du noch was unternehmen willst, würde ich mich an deiner Stelle etwas beeilen. Wir kriegen nämlich bald ungebetenen Besuch."
Schuldig hob eine Augenbraue.
//Meinst du...?//
"Yep."
Der Deutsche strengte für einen Moment sämtliche Gehirnzellen an, die er hatte, bis ihm eine interessante Idee kam.
//Weißt du, mir ist gerade eine gute Idee gekommen, falls es mit Kudou doch nicht klappen sollte. Man weiß ja nie.//
Er kicherte gedanklich.
//Wird bestimmt Spaß machen.//
Dann machte er sich auf den Weg nach draußen, um etwas frische Luft zu schnappen. Brad Crawford blieb zurück und las weiter in seiner Zeitung.
"Nette Idee, aber ich fürchte, du wirst trotzdem auf die Schnauze fallen", sagte er, die Schmerzen in seinem Kopf ignorierend.
%*%
Youji wusste nicht, wie lange er gesessen hatte. Er musste einfach über die Geschehnisse der letzten Tage und Wochen nachdenken.
//Youji-chan?//
Youji drehte sich um.
"Sch...Schuldig!"
Der Deutsche setzte sich zu ihm und legte einen Arm um dessen Schultern.
//Was ist denn los?//
Youji sah den Deutschen an.
"Du würdest mich doch nie anlügen. Oder?"
Schuldig machte ein beleidigtes Gesicht.
//Also wirklich, Youji-chan. Ich bin zutiefst empört. Denkst du wirklich, dass ich so etwas machen würde?//
"Nein. Es ist nur...Ich bin irgendwie verwirrt."
//Weswegen denn? Wegen dem Rotschopf etwa?//
"Ja. Ich weiß auch nicht, warum."
Youji stieß einen leichten Seufzer aus und senkte den Kopf. Für eine ganze Weile herrschte Stille. Schuldig unterbrach schließlich als erster von beiden die Stille.
//Hör zu. Du hast wohl schon vergessen, dass er dich umbringen wollte. Und hat er dir nicht gesagt, dass er dich hasst?//
Vor Youjis geistigem Auge erschien wieder dieses Bild.
*..."Ich hasse dich, Youji. Du bist wertlos. Verschwinde."...*
"Ja, schon. Aber warum hat mich Aya dann letztens umarmt, als ob wir Freunde oder so etwas wären? Gott, ich bin so durcheinander."
//Schon gut, Youji-chan. Das war doch nur ein Täuschungsmanöver von denen, um genau das zu erreichen.//
Der Deutsche zog den Anderen näher an sich ran und drückte ihn sanft. Dann nahm er Youjis Kinn in seine Hand und sah in dessen Augen.
//Keine Angst. Ich bin bei dir. Aber du musst dich entscheiden. Entweder der Rotschopf oder ich. Aber vergiss nicht, das ich dich liebe und wir auf ewig zusammen können, wenn du willst.//
Youji überlegte für einen langen Moment. Dann lächelte er den deutschen Telepathen an. Er hatte sich entschieden und Schuldig wusste, dass er gewonnen hatte.
//Gute Entscheidung, Yo-tan.//
Youji brauchte jetzt unbedingt eine Zigarette. Er holte sein Zigarettenpäckchen raus und bot dem Deutschen auch eine an, welche dieser gerne annahm. Kurze Zeit später sah man beide, rauchend, allein in der Nacht.
*~*~*%*%*~*~*~*~*%*%*~*~*
"Und beehren Sie uns bald wieder."
Omi verabschiedete den letzten Kunden, bevor er den Laden dicht machen wollte. Er sah sich kurz um. Es hatte fast zwei Tage gedauert, bis alles wieder einigermaßen aufgeräumt war. Wenigstens war die Tür dank Manx schnell ersetzt worden, ohne dass groß Fragen gestellt worden waren. Auch Aya hatte auch wieder mit im Laden geholfen, soweit es ihm möglich war.
Eigentlich hatte der Rotschopf sich nur um die Blumenarrangements gekümmert, weil er irgendwas machen wollte, nur nicht alleine in seinem Zimmer hocken und seinen Gedanken nachhängen. Ken war erst dagegen gewesen, aber ein kalter Blick von Aya genügte und er hatte zugestimmt. Omi ließ gerade das Metallgitter runter, als zwei Füße mit roten Pumps in sein Blickfeld traten.
"Ich hoffe, ich darf noch mit rein."
"Aber natürlich, Manx-san."
Er ließ das Gitter noch einmal hoch, so das die rothaarige Frau reinschlüpfen konnte.
"Aya-kun und Ken-kun sind im Wohnzimmer. Ich schließ hier nur noch schnell ab."
Manx ging ins Wohnzimmer, während Omi den Laden zumachte.
"Hallo, ihr beiden."
Aya und Ken schauten in ihre Richtung.
"Manx. Schon wieder eine neue Mission?"
Die rothaarige Frau nickte.
"Kommt bitte alle mit. Aya, du auch."
Der schaute sie leicht verwirrt an. Wieso sollte er mitkommen? Aber es nützte ja doch nichts. Beide standen auf. Auch Omi war inzwischen zu ihnen gestoßen. Gemeinsam gingen sie in den Missionsraum. Ken und Omi setzten sich auf die Couch und Aya in den Sessel. Manx entnahm ihrer Tasche wie üblich ein Videoband und schob es in den Videorecorder, startete es aber noch nicht.
"Bevor ich das Band starte, wollte ich nur noch etwas sagen. Wir haben rausbekommen, wo Schwarz ihr momentanes Quartier haben. Aber dazu später. Erst zeig ich euch mal, was eure neue Mission ist."
Sie startete den Videorecorder. Alle schauten gespannt auf den Bildschirm. Ihre Mission diesmal: In einer Fabrik für Fertiggerichte etwas außerhalb der Stadt wurden Gerichte besonderer Art hergestellt, gespickt mit den verschiedensten Drogen. Viele unschuldige Leute waren schon daran gestorben oder abhängig geworden. Sie sollten diesen Treiben Einhalt gebieten.
"Aya, glaubst du, das du schon soweit in der Lage bist, wieder mitzumischen?"
Manx und auch Omi sowie Ken sahen ihn fragend an. Dieser überlegte noch. Er fühlte sich eigentlich schon wieder besser. Aber es gab da noch etwas, was ihm mehr Sorgen bereitete.
Was, wenn Schwarz auftauchen würde? Und was, wenn Youji dabei wäre? Er wusste nicht, was er tun würde, wenn es wirklich so passieren würde. Vielleicht konnte er Youji von der Kontrolle des Deutschen befreien. Ihn überzeugen, dass sein Platz bei Weiss war und nicht bei Schwarz und das er ihn immer noch liebte. Vielleicht.
"Aya?"
Manx' Stimme riss ihn aus seinem Gedanken. Aya sah sie an und nickte kurz als Zeichen seines Einverständnisses.
"Gut. Dann wünsche ich euch viel Glück. Ach ja, bevor ich es vergesse....Hier!"
Die rothaarige Frau entnahm ihrer Tasche einen dicken Umschlag und gab ihn Aya. Dann ging sie. Der Rotschopf sah sich den Umschlag kurz an und öffnete ihn dann. Es befand sich eine Akte darin. Aya sah sie durch. Sie enthielt Informationen über Schwarz und was noch wichtiger war, die Koordinaten, wo sich ihr momentanes Quartier war.
"Aya-kun?"
Der Angesprochene sah seine Freunde an.
"Hmmm?"
"Bist du dir sicher, dass du das mit der Mission machen willst?"
Omi schaute ihn mit besorgten Augen an. Aber Aya wollte unbedingt mit. Er musste sich unbedingt Gewissheit verschaffen.
"Ja, ich bin sicher."
"Fein, wir sollten dann am besten einen Plan ausarbeiten. Wann machen wir los?" fragte Ken.
Aya schaute auf seine Uhr. Es war jetzt kurz vor sechs Uhr abends. Omi würde sicher noch etwas Zeit brauchen, um noch Informationen zusammenzustellen.
"Wie lange wirst du brauchen, um genauere Informationen zu bekommen, Omi?"
"Eine knappe Stunde, wenn alles schnell geht."
"Gut, dann sagen wir, in drei Stunden. In zwei Stunden treffen wir uns noch mal, um den Plan durchzugehen. Einverstanden?"
"In Ordnung, Aya-kun. Ken-kun, hilfst du mir?"
"Klar doch."
Aya schnappte sich die Akte und ging in sein Zimmer, um sie zu studieren. Zwei Stunden später saßen alle drei gemeinsam in der Küche und sprachen über alle Einzelheiten der Mission, bevor sie dann in ihre Zimmer gingen und sich fertig machten.
Aya nahm seinen Leder-Trenchcoat aus dem Schrank und legte ihn auf sein Bett. Darauf legte er sein Katana, nachdem er es für einen Augenblick aus der Scheide gezogen und betrachtet hatte. Sollte Schuldig dort auftauchen, würde er diesmal nicht zögern und ihn eigenhändig töten.
Nachdem er sich sein Shirt, seine Hosen und seine Stiefel angezogen hatte, war der Trenchcoat an der Reihe. Ihn wieder anzuziehen nach all der Zeit, war ein ungewohntes Gefühl. Danach steckte Aya sein Katana unter den Mantel und schaute sich ein letztes Mal um.
Irgendwie hatte er ein seltsames Gefühl, als ob er sein Zimmer nie wieder sehen würde. Dann ging er zu den anderen, die schon in der Garage warteten.
"Ich fahre."
Ohne eine Antwort abzuwarten, stieg der Rotschopf auf der Fahrerseite ein.
Ken machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem und Omi auf den Rücksitz. Aya startete seinen Wagen und fuhr los.
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Crawford wurde durch ein Piepsen beim Lesen gestört. Sein Handy klingelte und er ging ran. "Crawford am Apparat." "..." "Verstehe." "..." "Heute noch? Und wann genau?" "..." "In Ordnung. Wir machen sofort los." "..." "Ebenfalls."
Der Amerikaner machte das Handy aus und legte die Zeitung beiseite.
Dann stand er auf und ging nach nebenan, wo Nagi mal wieder an seinem Computer saß und arbeitete.
"Nagi, mach dich fertig. Wir haben einen neuen Auftrag und müssen so schnell wie möglich los."
"Jetzt sofort?"
"Ja. Und hol Farfarello. Ich sag den anderen Bescheid."
Damit war er auch schon wieder weitergegangen.
%*%
//Mhmm. Weiter so, Youji-chan.//
Schuldigs Zunge wanderte durch den Mund des anderen und lieferte sich eine heftige Schlacht mit Youjis, bis beide ein Räuspern neben dem Auto hörten und den Kuss beendeten. Schuldig drehte sich um und sah Crawford neben dem Wagen stehen, die Arme vor der Brust verschränkt.
//Braddie. Was gibt's?//
Unbeeindruckt von dem Spitznamen, dem Schuldig ihm verpasst hatte, trat der Amerikaner einen Schritt näher.
"Tut mir leid, wenn ich euch bei etwas Wichtigen stören sollte, aber wir haben wieder Arbeit."
//Echt?//
"Ja. Wir machen sofort los. Farfarello, Nagi und ich werden uns um die Zielobjekte kümmern und ihr beide euch um unseren besonderen Freunde. Du weißt, wen ich meine."
Der Deutsche nickte. Youji stand unterdessen auf.
"Ich muß noch meinen Mantel holen."
Und damit verschwand er im Haus.
//Ich werde mit Youji fahren.//
"Mach das. Und vergiß nicht..."
//Ich weiß, ich weiß.//
Dann ging Crawford, um seinen eigenen Wagen zu holen. Kurze Zeit später fuhren zwei Wagen in dieselbe Richtung wie kurz zuvor das Auto von Aya.
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Kurz, nachdem sie den Wagen in der Nähe der Fabrik versteckt hatten, hatte Weiss sich auf den Weg zu eben dieser Fabrik gemacht. Unterwegs waren sie ein paar einzelnen Patrouillen begegnet, die Omi aber mit Hilfe von seinen Spezialdarten schnell außer Gefecht gesetzt hatte.
Etwas früher hatten sie folgendes ausgemacht. Ken und Omi würden beide reingehen und sich zuerst um den Boss de ganzen Unternehmens und seine Bodyguards kümmern. Anschließend würden sie noch ein paar wichtige Informationen runterladen und dann das ganze Drogenlager in die Luft jagen.
Gesagt, getan. Während die beiden vorsichtig reinstürmten, blieb Aya als Rückendeckung draußen und würde sich, falls jemand versuchen sollte, zu entkommen, um diejenigen kümmern. Keiner würde lebendig hier rauskommen. Schon bald waren von drinnen die ersten, schmerzvollen Schreie zu hören.
Plötzlich sah Aya einen fremden schwarzen Wagen vorfahren und versteckte sich vorsichtshalber in einer Ecke. Es war ein Mercedes, soweit er aus seinem Versteck heraus erkennen konnte. Drei Personen stiegen aus, die er nur zu gut kannte.
Brad Crawford, dann dieser irre irische Freak Farfarello und noch der junge Japaner Nagi Naoe. Schwarz. Also doch. Sein Gefühl hatte ihn doch nicht im Stich gelassen. Aber kein Schuldig weit und breit. Nur die drei. Trotzdem waren diese drei genau so gefährlich.
Aya beschloß, die anderen besser zu warnen und drückte den Knopf seines Kommunikators.
"Siberian? Bombay? Könnt ihr mich hören?"
"..."
"Ich wollte euch nur mitteilen, das Schwarz soeben eingetroffen. Also seid vorsichtig."
Dann schaltete er ihn wieder aus und wartete in seinem Versteck, bis die drei gegangen waren und folgte ihnen dann in einem sicheren Abstand.
%*%
Ken und Omi waren erst einmal direkt zum Büro des Bosses gelaufen. Natürlich waren viele Wachen auf ihren Weg dahin gewesen, aber die waren nun wirklich kein Problem gewesen. Leider hatten die Todesschreie der Wachen den Boss, ein Geschäftsmann im mittleren Alter, alarmiert.
Der Mann versuchte zu fliehen, kam aber nicht weit, weil ihn Bombays Pfeil in das rechte Knie traf. Beide näherten sich ihm. Der Mann zitterte und sah sie angsterfüllt an.
"W..Wer seid ihr?"
"Weiss...Jäger der Dunkelheit."
"W...Weiss?"
Ken trat näher.
"Ja. Und sie werden jetzt sterben."
Der Geschäftsmann winselte um Gnade, Tränen aus seinen Augen strömend. Doch vergeblich. Eine Sekunde später erklang nur noch ein lautes Röcheln, das schließlich verstummte. Ken schaute auf den toten Körper und dann zu Omi.
"Beeil dich mit den Daten, ich kümmere mich um den Rest."
"Okay."
Siberian nahm aus seinem Rucksack einige Sprengladungen mit Zündern und begann, diese vorsichtig zu platzieren. Den Timer stellte er auf 45 Minuten ein. Währenddessen suchte Bombay fieberhaft nach den gesuchten Informationen. Dann war Aya plötzlich in der Leitung.
"Siberian hier. Was ist?"
"..."
"Schwarz? Bist du sicher? Okay, danke. Wir beeilen uns."
Schwarz hier? Einfach klasse. Er hatte noch genug vom letzten Zusammenstoss. Ken schaltete kurz auf Omis Leitung um.
"Bombay? Beeil dich. Wir bekommen ungebetenen Besuch."
"..."
"Ja, genau die. Beeil dich einfach."
Er schaltete den Kommunikator wieder aus und wandte sich seinen Sprengladungen zu.
Ken bemerkte nicht den großen Schatten hinter sich und die Schritte, die sich langsam näherten, bis sich etwas um seinen Hals wand und ihm die Luft abschnürte.
*~*
Omis Finger huschten nur so über die Tastatur des Computers und die Daten flitzten vor seinen Augen mit unglaublicher Geschwindigkeit vorbei. Schließlich, nach einiger Suche fand er, was er gesucht hatte und speicherte es ab.
Als Bombay fertig war, wollte er schnell weg und Ken helfen, bevor er Schwarz wieder über den Weg lief. Doch da hörte er ein Klicken, das von der Tür her kam und sich verdächtig nach dem Entsichern einer Waffe anhörte.
Er schaute langsam in die Richtung und sah Schuldig im Türrahmen stehen, eine Waffe in der Hand, die auf ihn gerichtet war.
"Was...?"
//An deiner Stelle würde ich mich nicht so hastig bewegen. Ich müsste dich sonst verletzen, mein kleines Kätzchen und das wollen wir doch nicht. Oder?//
Der Deutsche kam einen Schritt näher und blieb dann stehen. Er streckte eine Hand aus.
//Deine Waffen bitte. Und keine Hintergedanken. Ich bin schneller als du.//
Bombay gab dem Telepathen, was er verlangte, denn unglücklicherweise hatte dieser Recht.
//Fein gemacht. Und jetzt beweg dich. Mal sehen, ob dein Freund noch lebt.//
Widerwillig setzte Omi sich in Bewegung. Was hatte Schuldig damit gemeint? War Ken etwa in Gefahr? Vielleicht würde er es schon bald wissen.
%*%
Ken keuchte. Der Luftmangel wurde immer schlimmer. Es tanzten schon einzelne Sterne vor seinen Augen. Wer ihn auch immer strangulierte, verstand sein Handwerk. Kens Verstand machte plötzlich einen großen Sprung. Einen Moment mal...Strangulieren? Er kannte nur eine Person, die so etwas beherrschte.
Mit letzter Kraft gelang es ihm, zur Seite zu blicken. Und sah in zwei jadegrüne, durch eine Sonnenbrille halb verdeckte Augen, umrahmt von dunkelbraunem Haar.
"Y...Youji...w...was...m...machst...d...du...d...denn?"
"Sorry, Kenken."
//Es reicht erst einmal, Youji-chan. Ich glaube, er hat vorerst genug.//
Ken sah durch seine leicht wässrigen Augen den deutschen Telepathen vor sich, wie er Omi in Schach hielt. Im nächsten Augenblick spürte er, wie der Druck um seine Kehle nachließ und er wieder einigermaßen durchatmen konnte.
Nach Luft ringend sank er auf den Boden.
//Youji-chan, wärst du bitte so nett, die beiden zu fesseln, so dass sie keine Dummheiten anstellen können.//
Schuldig gestikulierte mit der Waffe und zwang einen extrem geschockten Omi, sich zu seinem keuchenden Freund auf den Boden zu setzen.
"Alles in Ordnung, Siberian?"
Dieser nickte schwach. Währenddessen nahm Youji aus seiner Manteltasche eine kleine Rolle festen Drahtes und begann damit, die Beiden zu verschnüren. Omi konnte nicht glauben, dass das alles wirklich geschah. Das Youji sie beide fesselte. Manx hatte anscheinend wirklich recht gehabt. Youji war übergelaufen.
Er zuckte zusammen, als Youji den Draht festzog und dieser sich schmerzhaft in seine Haut einschnitt. Omi versuchte, festzustellen, was mit Ken war, aber anscheinend war dieser aufgrund des Sauerstoffmangels ohnmächtig geworden.
//Gut, Youji-chan.//
Schuldig war zufrieden. Seine Waffe immer noch auf die beiden Weißmitglieder gerichtet, von denen der eine bewusstlos geworden zu sein schien, stützte der Deutsche sich mit einem Arm gemütlich an Youjis Schulter ab.
Dann flüsterte er etwas in dessen Ohr.
"Youji-chan. Der Rotschopf streunt hier noch irgendwo rum. Kümmre dich bitte um ihn. Crawford wird sonst sauer, wenn er ihm in die Quere kommt. Tu mir bitte den Gefallen."
Youji nickte und gab ihm einen letzten Kuss, bevor er weglief. Der Deutsche blieb allein zurück, mit einem leicht hinterhältigen Blick in den Augen.
//Tja, ich schätze, nun sind wir allein.//
Omi schluckte hart. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, so mutterseelenallein mit dem Deutschen. Was hatte dieser nur vor?
%*%
Verdammt. Aya fluchte innerlich. Obwohl er den drei Schwarzmitgliedern gefolgt war, hatte er sie plötzlich aus den Augen verloren. Vielleicht sollte er besser die Anderen suchen. Es konnte ja sein, das sie seine Hilfe brauchten.
So schnell er konnte, lief er in die Richtung, wo Aya das Büro des Zielobjekts vermutete. Bis er sich plötzlich in einer Drahtfalle verfing, die es ihm unmöglich machte, sich zu bewegen. Aya versuchte, an sein Katana zu kommen, konnte aber seine Arme nicht befreien.
Es erinnerte ihn an die Nacht, bevor er zu Weiss gestoßen war. Damals hatte Youji ihn auch in so einer Drahtfalle in Schach gehalten. Youji. Als der Rotschopf aufblickte, stand dieser nur ein paar Meter vor ihm und lehnte an der Wand.
"Youji. Du hier? Bitte mach mich los."
Youji sah Aya an und der Ausdruck in dessen Augen gefiel Aya überhaupt nicht. Sie waren so kalt, so eisig. Kein Vergleich mit früher.
"Tut mir leid, Aya. Das kann ich nicht machen. Schuldig hat gesagt, ich soll mich um dich kümmern, solange die anderen den Auftrag erledigen."
Welcher Auftrag? Welche Anderen? Meinte er etwa den Rest von Schwarz? Hatte der Deutsche ihn endgültig unter seine Kontrolle gebracht? Nein, solange er noch eine Chance hatte, Youji rumzukriegen, musste er sie nutzen.
%*%
//Tja, du willst jetzt bestimmt wissen, wie ich Balinese dazu gebracht, zu Schwarz überzulaufen.//
Omi hasste es, es zugeben zu müssen, aber er hätte es wirklich gern gewusst.
"Also mich würde viel eher interessieren, wieso wie du es geschafft hast, das wir ihn für tot halten."
Schuldig lachte kurz in sich hinein. Der Kleine war wirklich zu amüsant.
//Fein. Das war eigentlich ziemlich einfach. Als ich damals im Lagerhaus über die Beiden gestolpert bin, war schon ein ziemliches Chaos vorhanden. Außerdem lagen dort noch jede Menge andere Leichen da. Ich habe einfach eine von denen genommen, nachdem ich Balinese vor der herabstürzenden Decke gerettet hatte und sie an dessen Stelle hingelegt.
Dann nur noch ein wenig Manipulation hier und da und der Plan war perfekt. Und natürlich hab ich das Gleiche mit Balinese gemacht. Ganz einfach.//
Omi verstand. Der Deutsche hatte sie alle einfach auf seine Weise manipuliert, ohne das sie es sie es bemerkt hatten und Youji auf seine Seite gezogen. Er konnte ihm jetzt einfach nicht mehr böse sein, weil es schließlich nicht seine Schuld war.
//Ich würde mich ja gerne noch weiter unterhalten, aber ich muss leider los. Man sieht sich.//
Mit diesen Worten drehte sich der deutsche Telepath um und verschwand.
Als er weg war, versuchte Omi, seine auf den Rücken zusammengebundenen Hände zu bewegen, zumindest die rechte, was ihm nach einigem Hin und Her auch gelang.
Vorsichtig griff er in seinem linken Jackenärmel und zog einen Dart heraus, den er dort versteckt hatte, bevor Schuldig ihm seine Waffen abgenommen. Damit begann er, langsam an dem Draht, der ihn fesselte, zu schneiden, in der Hoffnung, diesen zu kappen.
%*%
"Youji, ich bitte dich. Erinnerst du dich nicht mehr? Hast du schon vergessen, dass wir beide zusammengehören?"
Aya versuchte, an Youjis Gewissen, an sein Herz zu appellieren. Dieser schaute den gefangenen Rotschopf an.
"Das hat du schon einmal gesagt. Aber ich weiß nicht, ob ich dir glauben soll."
Wieder blitzte dieses Bild vor Youjis Augen auf. Aya, der ihm sagte, dass er ihn hasste.
"Nein, das kann nicht sein. Ich weiß ganz genau, dass du zu mir gesagt hast, das du mich hasst und ich verschwinden soll."
Aya hatte das Gefühl, in ein tiefes Loch zu fallen. Wieso dachte Youji, das er ihn hassen würde? So etwas würde er nie denken. Dafür liebte Aya Youji viel zu sehr. Das war mit Sicherheit Schuldigs Werk.
"Aber das stimmt doch nicht. Ich könnte dich nie hassen. Ich liebe dich doch."
Youji konnte nichts darauf antworte. Der Rotschopf behauptete, dass er ihn liebte. Aber dasselbe sagte auch Schuldig. Wen sollte er mehr Glauben schenken? Youji wusste es einfach nicht. Das Ganze war einfach zu verwirrend. Was sollte er nur tun? Plötzlich waren seine Kopfschmerzen wieder da und er griff sich mit beiden Händen an den Kopf, das Gesicht schmerzverzerrt.
Aya sah, wie sich Youji an den Kopf griff, als ob er Kopfschmerzen hätte. Die ganze Situation musste ihn ziemlich verwirren. Aber er würde Schuldig nicht gewinnen lassen.
"Youji, bitte erinnere dich doch. Wir haben doch schon soviel zusammen erlebt. Das kannst du nicht einfach vergessen haben. Ich bitte dich."
In Ayas Stimme schwang plötzlich Traurigkeit mit und sie begann zu zittern. Der Rotschopf spürte, dass er den Tränen nahe war. Und auch Youji merkte es. Das Bild in seinem Kopf begann langsam zu verblassen und wurde durch andere ersetzt.
**..."Ich liebe dich, Aya-chan. Ich werde dich immer lieben. Bis wir eines Tages sterben werden"...**
Youji sank auf die Knie. Weitere Flashbacks erschienen in seinem Kopf.
**..."Was hältst du von einem kleinen Urlaub nach der Mission? Nur du und ich!"
"Klingt gut."...**
Youji war froh, als die Schmerzen langsam nachließen. Dann sah er sich um. Wo war er eigentlich? Seine Augen wurden weich, als er seinen Rotschopf erblickte. Aber in welcher Lage. Gefangen in einer seiner Drahtfallen. Wie hatte er das Aya nur antun können?
"Aya-chan."
Langsam erhob er sich und ging zu Aya und sank vor ihm auf die Knie.
"Es...Es tut mir so leid, Aya-chan. Kannst du mir jemals vergeben?"
"Natürlich, Youji. Immer. Aber bitte mach erst einmal los. Okay?"
Youji nickte und begann, Aya vorsichtig zu befreien. Als er fertig, fiel der Rotschopf in seine Arme und umarmte ihn.
"Ich bin so froh, das du wieder da bist", murmelte Aya, das Gesicht in Youjis Jacke vergraben.
Youji drückte ihn fester an sich. Wie hatte er nur Schuldig glauben können? Er würde alles wieder gut machen, was er Aya angetan hatte. Plötzlich waren mehrere schmerzhafte Einschläge in seinem Rücken zu spüren. Youji riss die Augen weit auf. Taubheit machte sich in seinem Rücken breit und die Schmerzen wurden stärker.
Aya spürte, wie Youji sich plötzlich verkrampfte. Er wollte ihn fragen was los sei. Als er aber an ihm vorbei sah, sah er Crawford stehen, den Arm ausgestreckt und Rauch aus einer Pistolenmündung aufsteigen. (Oh nein. Youji.) Wieso hatte er die Schüsse nicht gehört? Natürlich, Crawford hatte einen Schalldämpfer benutzt.
"Ich wusste doch, das Schuldigs Plan nicht taugt. Alles muss man selber machen," sagte der Amerikaner und steckte die Waffe wieder ein.
Dann gingen die drei Mitglieder von Schwarz wortlos an den beiden vorbei und verschwanden im Dunkel der Fabrik.
Der Rotschopf begann zu zittern. Er merkte, wie Youji immer schwerer wurde und zu Boden fiel. Mit Entsetzen sah Aya die drei Einschusslöcher im Rücken seines Freundes und das viele Blut, das heraus quoll. Blut, soviel Blut. Nein, das durfte nicht sein. Vorsichtig drehte er ihn um und nahm in den Arm. Aus Youjis Mundwinkel sickerte ein dünnes Rinnsal aus Blut.
"Gott, Youji. Tu mir das nicht an. Nicht jetzt."
Ayas Stimme zitterte. Youji sah auf einmal so leblos aus. Aya nahm dessen Hand und führte sie zu seiner Wange.
"Ich bitte dich. Tu mir das nicht an. Du hattest mir doch einen kleinen Urlaub versprochen und ich hasse es, wenn du deine Versprechen nicht hältst."
Youji sah ihn an und lächelte schwach. Er flüsterte etwas zu ihm.
"Sumimasen, Aya-chan, deshita."(1)
Dann wurde sein Blick leer und der Kopf fiel zur Seite. Im gleichen Moment schien Ayas Herz mit dem Schlagen aufzuhören. Der Rotschopf fühlte nach seinem Puls, obwohl er wusste, dass es vergebens war. Youji war tot.
Aya bebte. Leise Schluchzer ließen seinen Körper erzittern und heiße Tränen liefen an seinen Wangen runter und fielen auf Youjis toten Körper.
"Youji."
Aya zog ihn näher an sich ran und wiegte ihn sanft hin und her, als ob er ihn damit wieder lebendig machen könnte. Aber vergebens. Diesmal hatte er ihn für immer verloren.
"Yoooooooooouuuuuuuuuuuuuuuuujjjjjjjjjjjjjjjjjjjjiiiiiii iiiiiiiiiiiii."
Ayas gequälter Schrei war im ganzen Gebäude zu hören.
%*%
Geschafft. Omi ließ den Draht fallen und befreite dann Ken, der mittlerweile wieder wach war. Er half ihm beim Aufstehen und riskierte dann einen Blick auf die Timer der Sprengladungen. Nur noch zehn Minuten. Sie sollten schleunigst hier rauskommen.
Beide liefen, so schnell sie konnten, weiter, bis sie ein Schluchzen hörten. Als Omi und Ken um die Ecke schauten, sahen sie Aya auf dem Boden hocken und jemanden im Arm halten. Youji, so wie es aussah.
"Aya-kun. Was ist mit Youji-kun?"
Aya drehte sich um. Sein Gesicht war tränenüberströmt und die Verzweiflung stand im ins Gesicht geschrieben.
"A...Aya-kun!"
"Youji ist tot", erwiderte dieser knapp.
"Aber wer...?"
"Crawford...!"
Omi konnte es nicht glauben. Youji tot? Diesmal wirklich? Er hatte Aya außerdem noch nie so erlebt. Er mußte Youji wirklich geliebt haben.
"Aya, komm. Das ganze Gebäude geht in zehn Minuten hoch."
Doch dieser machte keine Anstalten. Er kramte ein paar Schlüssel aus seinem Trenchcoat hervor und warf sie Ken zu.
"Geht bitte und laßt mich allein!"
"Aber Aya-kun...." Aya warf den beiden einen seiner Furcht einflößenden, kalten Blicke zu.
"Ich. sagte. lasst. mich. allein."
"Komm, Omi. Es ist besser, wir gehen."
"Aber...."
"Komm..."
Ken legte eine Hand auf die Schulter des Jüngeren und zog ihn weg. Er konnte sich denken, was Aya vorhatte und das dieser nicht davon abzubringen war. Dann liefen beide weiter zum Ausgang.
Aya sah ihnen nach, bis sie verschwunden waren.
"Lebt wohl, ihr beiden."
Dann wandte er sich wieder Youji zu und strich ihm sanft über sein Haar.
"Ich verspreche dir, dass wir uns nie wieder trennen werden. Nie wieder."
Der Rotschopf lehnte sich runter für einen letzten Kuss. Seine Lippen berührten die des Anderen. Ein allerletzter Kuss für seinen Geliebten. Danach schloss er Youjis Augen, die immer noch offen waren, und legte ihn mit allergrößter Vorsicht auf den Boden. Schließlich legte Aya zu ihm und kuschelte sich ganz fest an ihn.
"Ich liebe dich, Youji. Ich werde dich immer lieben."
Nie wieder würden sie sich trennen und auf ewig zusammenbleiben. Minuten später explodierte das ganze Gebäude mit einem riesigen Knall und Omi und Ken standen draußen und sahen alles mit an. Omi konnte sich die Tränen nicht verkneifen. Sie hatten heute Nacht nicht nur ein paar Teamkollegen verloren, sondern auch ein paar gute Freunde.
Epilog
*~**~*
Eine Woche später.
Schuldig war mehr als sauer. Hätte er Youji nur nicht allein gelassen! Aber wer hätte denn ahnen sollen, dass der Rotschopf ihn rumkriegt? Crawford hätte ja nicht gleich so drastisch sein müssen. Aber das war nun eh alles egal.
(Youji!)
Der Deutsche nahm einen Zug von seiner Zigarette und verschwand aus seinem Zimmer. Ein neuer Auftrag, eine neue Herausforderung. Was für ein Leben, was für ein beschissener Job!
%*%
Omi und Ken standen auf dem Friedhof vor zwei Gräbern. Ayas und Youjis Grab. Es war jetzt genau eine Woche her, dass beide gestorben waren. Und natürlich hatten sie schon Ersatz bekommen.
Ein Geschwisterpaar hatte den Platz von Aya und Youji eingenommen und Ken war jetzt der Teamleader von Weiss. Aber sie konnten die beiden nun mal nicht ersetzen. Die Beiden, mit denen sie jahrelang zusammen gearbeitet hatten. Die Beiden, die jetzt vor ihnen in diesen Gräbern lagen.
Ken betrachtete die Grabsteine. Zwei weiße Kreuze aus Marmor, darauf die Namen der Beiden sowie Geburts - und Sterbedatum. Wie auf jeden Grab. Warum musste das nur geschehen? Hätten sie es verhindern können? Ken wusste es nicht.
Omi legte inzwischen auf jedes Grab jeweils ein kleines Bouquet, das er selbst im "Koneko" gefertigt hatte, bestehend aus weißen Rosen und Lilien und einer einzelnen Cattleya.
"Aya-kun, Youji-kun. Ich hoffe, ihr seid jetzt miteinander glücklich. Hoffentlich sehen wir uns irgendwann mal wieder."
Ken legte seinen Arm um Omis Schulter, der wieder zu weinen begann. Er hoffte genauso wie Omi, das sie sich eines Tages wieder treffen würden. Entweder in der Hölle oder im Himmel. Sie blieben noch eine ganze Weile stehen, bis sie schließlich gingen. In ihr übliches Leben.
%*%
Der Wind wehte über den Friedhof und eines der beiden Bouquets flog davon, bis es von einer Geisterhand gefangen wurde. Sie gehörte zu einer Gestalt, die neben einer zweiten Gestalt auf einen dicken Ast eines Baumes stand und bis eben ihre ehemaligen Freunde beobachtet hatte.
"Sie sind weg."
Aya schaute Youji an, der am Stamm des Baumes lehnte. Dieser trug einen langen weißen Mantel, der zugeknöpft war und wo der Kragen eines weißen Hemdes rausguckte. Außerdem weiße Hosen und weiße Schuhe. Seine braunen Haare wurden, bis auf ein paar einzelne Strähnen, nur durch eine Sonnenbrille zurückgehalten.
Aya selbst trug das gleiche Outfit, nur das sein Mantel offen war und er eine Weste über seinem Hemd trug. Was machten sie eigentlich hier? Waren sie nur ein Paar ruhelose Geister, die einen letzten Blick auf ihr altes Leben und ihre Freunde werfen wollten?
"Youji?"
Youji schaute Aya an.
"Ja?"
"Glaubst du, dass wir die beiden wieder sehen werden?"
"Bestimmt.....Aya, es tut mir leid, dass alles so gekommen ist."
Er senkte den Kopf und vermied dessen Blick. Aya indes drückte sanft seine Hand.
"Es war nicht deine Schuld. Du weißt doch, was Schuldig alles kann und das du nichts dafür kannst."
"Ich weiß, aber trotzdem...."
Ayas Daumen begann langsam mit Youjis kleinem Finger zu spielen.
"Es war meine Entscheidung, dir zu folgen. Ich glaube nicht, dass ich es ohne dich ausgehalten hätte. Also gräme dich nicht deswegen."
"Ach Aya."
Der Rotschopf stand auf und umarmte Youji. Er drückte ihn ganz fest an sich.
"Es ist schon gut. Ich glaube, es wird langsam Zeit, dass wir gehen."
"Du hast Recht."
Youji zog Aya näher und versank mit ihm in einen Kuss, während er das Bouquet fallen ließ, das wieder vom Wind weggetragen wurde. Langsam verschwanden beide, ihr Leben zurücklassend. Bald würden sie an einem besseren Ort sein. Für immer zusammen.
Owarí
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Tja, das war's. Ich weiß, es war kein Happy End. Aber ich war gerade deprimiert, weil ich eine übelst traurige Geschichte gelesen hab. Also bitte nicht böse sein. *Versteckt sich vor bösen Fans*
Bitte fragt mich nicht, was der Schluss vom Epilog zu bedeuten hat. So eine Art letzte Konversation der übernatürlichen Art. Aber ich hab dieses eine Bild, wo die Jungs alle weisse Sachen tragen und in so einem weissen Raum sind, vielleicht kennt ihr es ja, und da ist mir die Idee dazu gekommen.
An dieser Stelle möchte ich mich noch mal ganz herzlich bei meinen Betalesern Mercina, Kotori und Anja Mietzner bedanken. *hat alle ganz doll lieb und knudelt sie ganz lieb.*
Ich werde euch natürlich noch weiter mit meinen Stories quälen. *gigaevilgrin*
(1)...bedeutet auf deutsch: "Es tut mir leid, Aya-chan, bitte vergib mir."
Feedback wie immer an: Terrenis-sama@gmx.net
Bis Bald
^_^ Eure Terrenis-chan ^_~
"Sind die wirklich echt?"
"Ich fürchte ja."
Beide sahen die rothaarige Frau an und ihr Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel übrig. Aya, der immer noch auf dem Bett lag, nahm die Fotos und sah sie sich selber näher. Sie zeigten zwei Männer. Der eine sah aus wie der deutsche Telepath von Schwarz. Schuldig. Und der andere sah aus wie...Youji.
Der Rotschopf bekam plötzlich Kopfschmerzen. Er hatte einen seltsamen Traum gehabt, das Youji zu ihm gekommen war, aber unter der Kontrolle des Telepathen stand. Sollte der Traum am Ende nur eine verschüttete Erinnerung sein, verursacht durch Schuldig?
(Gott, warum kann ich mich nicht erinnern?)
Verzweifelt griff er sich mit beiden Händen an den Kopf.
"Aber Youji ist tot. Wir haben ihn selbst gesehen."
Ken blieb stur bei seiner Meinung.
"Ich weiß das, aber wir müssen auch davon ausgehen, dass das Ganze nur inszeniert war und er zu Schwarz übergelaufen ist."
"Ich kann das Ganze nicht glauben. Youji-kun würde so was nie machen. Vielleicht hat Schuldig ihn irgendwie manipuliert. Er kann ja so etwas."
Manx überlegte kurz.
"Möglich. Aber genau wissen wir es nicht. Ich werde wohl noch etwas nachforschen müssen. Auf jeden Fall solltet ihr vorsichtig sein, falls Schwarz euch das nächste Mal über den Weg läuft."
Das Klingeln eines Handys unterbrach sie und sie ging ran.
Währenddessen setzten die beiden zu Aya aufs Bett. Sie konnten wirklich nicht glauben, dass ausgerechnet Youji zum Feind übergelaufen sein sollte. Als Manx fertig war, drehte sie sich zu ihnen um und machte sich bereit zum gehen.
"Ich muss los. Was die Sache mit Youji betrifft, warten erst einmal ab. Okay?"
Ken und Omi nickten. Ken stand auf und brachte die rothaarige Frau runter. Die anderen blieben zurück. Aya, der bis jetzt geschwiegen hatte, machte auch Anstalten, wieder in sein Zimmer zu gehen oder besser, sich zu schleppen.
"Warte, Aya-kun. Ich helfe dir."
"Danke."
Omi half seinem rothaarigen Freund in dessen Zimmer zurück. Als da waren, setzten beide sich hin.
"Aya-kun. Das mit Youji-kun muss ein Schock für dich gewesen sein. Aber ich verspreche dir, dass wir alles klären werden. Versprochen."
Aya sah den Jüngeren an. Dieser lächelte ihn an.
"Danke, Omi."
"Ach, ist schon in Ordnung, Aya-kun. Am besten geh jetzt schlafen. Es war eine lange Nacht."
"Okay."
Nachdem Omi gegangen war, legte er sich und verfiel in einen traumlosen Schlaf.
*~*~*%*%*~*~*~*~*%*%*~*~*
Youji starrte auf seine Hände. Besah sie sich von vorne und von hinten. In der rechten klemmte wie immer eine angezündete Zigarette. Er saß draußen auf der Motorhaube seines Roadster vor dem Gebäude, in dem Schwarz momentan sein "Hauptquartier" hatte.
"Aya-chan..."
Youji murmelte diesen Namen fast unbewusst vor sich hin. Es war ungefähr drei Tage her, das er mit dem Deutschen zusammen im Koneko gewesen war. Aya war dort gewesen. Dieser hatte sich benommen, als wären sie beide ein Paar gewesen.
Aber das war doch unmöglich. Schuldig war doch der einzige, der ihn "liebte". Er erinnerte sich noch ganz genau, das der Rotschopf von Weiss ihm gesagt hatte, das er ihn hasste. Und dann vor drei Tagen war alles wieder anders gewesen.
Hatte ihn umarmt, als ob es schon immer so wäre. Youji hatte mitgespielt, weil Schuldig es so gewollt hatte und dieser mit dem Weißjungen ein bisschen gespielt hatte. Aber als er diesen dann so gefesselt gesehen hatte, war so ein seltsames Gefühl in ihm aufgetaucht.
War überhaupt alles richtig, was der Deutsche ihm sagte? Oder doch nicht? Er wusste es einfach nicht. Mit zitternden Händen nahm Youji einen kräftigen Zug von seiner Zigarette und schmiss sie dann weg.
"Was mache ich eigentlich hier?"
Dann vergrub er sein Gesicht in beiden Armen und dachte weiter nach.
%*%
Crawford saß gemütlich auf der Couch im Wohnzimmer ihres Quartiers und las seine Zeitung. Schuldig stand am Fenster und beobachtete Youji, der unten auf seinem Auto saß. Der Deutsche war ungewöhnlich still, was auch den anderen aufgefallen war, da dieser einen manchmal doch mit seinem Gequatsche zum Wahnsinn trieb.
"Was ist los, Schuldig? Du bist doch sonst nicht so still."
Brad fragte den Deutschen, ohne dabei einen Blick von der Zeitung zu lassen.
//Ich denk nur nach.//
"Über wen? Kudou?"
//Was dagegen?//
"Nein."
Der Amerikaner blätterte eine Seite um, bevor er weitersprach.
"Ich fürchte, du verlierst langsam die Kontrolle über ihn. Hoffentlich hast du nicht vergessen, was dein ursprünglicher Auftrag war und was passiert, falls es nicht klappen sollte."
Schuldig drehte sich und sah Brad Crawford an.
//Ich weiß schon. Aber so weit wird es nicht kommen. Kudou wird schon unter meiner Kontrolle bleiben. Keine Bange.//
"Falls du noch was unternehmen willst, würde ich mich an deiner Stelle etwas beeilen. Wir kriegen nämlich bald ungebetenen Besuch."
Schuldig hob eine Augenbraue.
//Meinst du...?//
"Yep."
Der Deutsche strengte für einen Moment sämtliche Gehirnzellen an, die er hatte, bis ihm eine interessante Idee kam.
//Weißt du, mir ist gerade eine gute Idee gekommen, falls es mit Kudou doch nicht klappen sollte. Man weiß ja nie.//
Er kicherte gedanklich.
//Wird bestimmt Spaß machen.//
Dann machte er sich auf den Weg nach draußen, um etwas frische Luft zu schnappen. Brad Crawford blieb zurück und las weiter in seiner Zeitung.
"Nette Idee, aber ich fürchte, du wirst trotzdem auf die Schnauze fallen", sagte er, die Schmerzen in seinem Kopf ignorierend.
%*%
Youji wusste nicht, wie lange er gesessen hatte. Er musste einfach über die Geschehnisse der letzten Tage und Wochen nachdenken.
//Youji-chan?//
Youji drehte sich um.
"Sch...Schuldig!"
Der Deutsche setzte sich zu ihm und legte einen Arm um dessen Schultern.
//Was ist denn los?//
Youji sah den Deutschen an.
"Du würdest mich doch nie anlügen. Oder?"
Schuldig machte ein beleidigtes Gesicht.
//Also wirklich, Youji-chan. Ich bin zutiefst empört. Denkst du wirklich, dass ich so etwas machen würde?//
"Nein. Es ist nur...Ich bin irgendwie verwirrt."
//Weswegen denn? Wegen dem Rotschopf etwa?//
"Ja. Ich weiß auch nicht, warum."
Youji stieß einen leichten Seufzer aus und senkte den Kopf. Für eine ganze Weile herrschte Stille. Schuldig unterbrach schließlich als erster von beiden die Stille.
//Hör zu. Du hast wohl schon vergessen, dass er dich umbringen wollte. Und hat er dir nicht gesagt, dass er dich hasst?//
Vor Youjis geistigem Auge erschien wieder dieses Bild.
*..."Ich hasse dich, Youji. Du bist wertlos. Verschwinde."...*
"Ja, schon. Aber warum hat mich Aya dann letztens umarmt, als ob wir Freunde oder so etwas wären? Gott, ich bin so durcheinander."
//Schon gut, Youji-chan. Das war doch nur ein Täuschungsmanöver von denen, um genau das zu erreichen.//
Der Deutsche zog den Anderen näher an sich ran und drückte ihn sanft. Dann nahm er Youjis Kinn in seine Hand und sah in dessen Augen.
//Keine Angst. Ich bin bei dir. Aber du musst dich entscheiden. Entweder der Rotschopf oder ich. Aber vergiss nicht, das ich dich liebe und wir auf ewig zusammen können, wenn du willst.//
Youji überlegte für einen langen Moment. Dann lächelte er den deutschen Telepathen an. Er hatte sich entschieden und Schuldig wusste, dass er gewonnen hatte.
//Gute Entscheidung, Yo-tan.//
Youji brauchte jetzt unbedingt eine Zigarette. Er holte sein Zigarettenpäckchen raus und bot dem Deutschen auch eine an, welche dieser gerne annahm. Kurze Zeit später sah man beide, rauchend, allein in der Nacht.
*~*~*%*%*~*~*~*~*%*%*~*~*
"Und beehren Sie uns bald wieder."
Omi verabschiedete den letzten Kunden, bevor er den Laden dicht machen wollte. Er sah sich kurz um. Es hatte fast zwei Tage gedauert, bis alles wieder einigermaßen aufgeräumt war. Wenigstens war die Tür dank Manx schnell ersetzt worden, ohne dass groß Fragen gestellt worden waren. Auch Aya hatte auch wieder mit im Laden geholfen, soweit es ihm möglich war.
Eigentlich hatte der Rotschopf sich nur um die Blumenarrangements gekümmert, weil er irgendwas machen wollte, nur nicht alleine in seinem Zimmer hocken und seinen Gedanken nachhängen. Ken war erst dagegen gewesen, aber ein kalter Blick von Aya genügte und er hatte zugestimmt. Omi ließ gerade das Metallgitter runter, als zwei Füße mit roten Pumps in sein Blickfeld traten.
"Ich hoffe, ich darf noch mit rein."
"Aber natürlich, Manx-san."
Er ließ das Gitter noch einmal hoch, so das die rothaarige Frau reinschlüpfen konnte.
"Aya-kun und Ken-kun sind im Wohnzimmer. Ich schließ hier nur noch schnell ab."
Manx ging ins Wohnzimmer, während Omi den Laden zumachte.
"Hallo, ihr beiden."
Aya und Ken schauten in ihre Richtung.
"Manx. Schon wieder eine neue Mission?"
Die rothaarige Frau nickte.
"Kommt bitte alle mit. Aya, du auch."
Der schaute sie leicht verwirrt an. Wieso sollte er mitkommen? Aber es nützte ja doch nichts. Beide standen auf. Auch Omi war inzwischen zu ihnen gestoßen. Gemeinsam gingen sie in den Missionsraum. Ken und Omi setzten sich auf die Couch und Aya in den Sessel. Manx entnahm ihrer Tasche wie üblich ein Videoband und schob es in den Videorecorder, startete es aber noch nicht.
"Bevor ich das Band starte, wollte ich nur noch etwas sagen. Wir haben rausbekommen, wo Schwarz ihr momentanes Quartier haben. Aber dazu später. Erst zeig ich euch mal, was eure neue Mission ist."
Sie startete den Videorecorder. Alle schauten gespannt auf den Bildschirm. Ihre Mission diesmal: In einer Fabrik für Fertiggerichte etwas außerhalb der Stadt wurden Gerichte besonderer Art hergestellt, gespickt mit den verschiedensten Drogen. Viele unschuldige Leute waren schon daran gestorben oder abhängig geworden. Sie sollten diesen Treiben Einhalt gebieten.
"Aya, glaubst du, das du schon soweit in der Lage bist, wieder mitzumischen?"
Manx und auch Omi sowie Ken sahen ihn fragend an. Dieser überlegte noch. Er fühlte sich eigentlich schon wieder besser. Aber es gab da noch etwas, was ihm mehr Sorgen bereitete.
Was, wenn Schwarz auftauchen würde? Und was, wenn Youji dabei wäre? Er wusste nicht, was er tun würde, wenn es wirklich so passieren würde. Vielleicht konnte er Youji von der Kontrolle des Deutschen befreien. Ihn überzeugen, dass sein Platz bei Weiss war und nicht bei Schwarz und das er ihn immer noch liebte. Vielleicht.
"Aya?"
Manx' Stimme riss ihn aus seinem Gedanken. Aya sah sie an und nickte kurz als Zeichen seines Einverständnisses.
"Gut. Dann wünsche ich euch viel Glück. Ach ja, bevor ich es vergesse....Hier!"
Die rothaarige Frau entnahm ihrer Tasche einen dicken Umschlag und gab ihn Aya. Dann ging sie. Der Rotschopf sah sich den Umschlag kurz an und öffnete ihn dann. Es befand sich eine Akte darin. Aya sah sie durch. Sie enthielt Informationen über Schwarz und was noch wichtiger war, die Koordinaten, wo sich ihr momentanes Quartier war.
"Aya-kun?"
Der Angesprochene sah seine Freunde an.
"Hmmm?"
"Bist du dir sicher, dass du das mit der Mission machen willst?"
Omi schaute ihn mit besorgten Augen an. Aber Aya wollte unbedingt mit. Er musste sich unbedingt Gewissheit verschaffen.
"Ja, ich bin sicher."
"Fein, wir sollten dann am besten einen Plan ausarbeiten. Wann machen wir los?" fragte Ken.
Aya schaute auf seine Uhr. Es war jetzt kurz vor sechs Uhr abends. Omi würde sicher noch etwas Zeit brauchen, um noch Informationen zusammenzustellen.
"Wie lange wirst du brauchen, um genauere Informationen zu bekommen, Omi?"
"Eine knappe Stunde, wenn alles schnell geht."
"Gut, dann sagen wir, in drei Stunden. In zwei Stunden treffen wir uns noch mal, um den Plan durchzugehen. Einverstanden?"
"In Ordnung, Aya-kun. Ken-kun, hilfst du mir?"
"Klar doch."
Aya schnappte sich die Akte und ging in sein Zimmer, um sie zu studieren. Zwei Stunden später saßen alle drei gemeinsam in der Küche und sprachen über alle Einzelheiten der Mission, bevor sie dann in ihre Zimmer gingen und sich fertig machten.
Aya nahm seinen Leder-Trenchcoat aus dem Schrank und legte ihn auf sein Bett. Darauf legte er sein Katana, nachdem er es für einen Augenblick aus der Scheide gezogen und betrachtet hatte. Sollte Schuldig dort auftauchen, würde er diesmal nicht zögern und ihn eigenhändig töten.
Nachdem er sich sein Shirt, seine Hosen und seine Stiefel angezogen hatte, war der Trenchcoat an der Reihe. Ihn wieder anzuziehen nach all der Zeit, war ein ungewohntes Gefühl. Danach steckte Aya sein Katana unter den Mantel und schaute sich ein letztes Mal um.
Irgendwie hatte er ein seltsames Gefühl, als ob er sein Zimmer nie wieder sehen würde. Dann ging er zu den anderen, die schon in der Garage warteten.
"Ich fahre."
Ohne eine Antwort abzuwarten, stieg der Rotschopf auf der Fahrerseite ein.
Ken machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem und Omi auf den Rücksitz. Aya startete seinen Wagen und fuhr los.
*~*~*%*%*~*~*~*~*%*%*~*~*
Crawford wurde durch ein Piepsen beim Lesen gestört. Sein Handy klingelte und er ging ran. "Crawford am Apparat." "..." "Verstehe." "..." "Heute noch? Und wann genau?" "..." "In Ordnung. Wir machen sofort los." "..." "Ebenfalls."
Der Amerikaner machte das Handy aus und legte die Zeitung beiseite.
Dann stand er auf und ging nach nebenan, wo Nagi mal wieder an seinem Computer saß und arbeitete.
"Nagi, mach dich fertig. Wir haben einen neuen Auftrag und müssen so schnell wie möglich los."
"Jetzt sofort?"
"Ja. Und hol Farfarello. Ich sag den anderen Bescheid."
Damit war er auch schon wieder weitergegangen.
%*%
//Mhmm. Weiter so, Youji-chan.//
Schuldigs Zunge wanderte durch den Mund des anderen und lieferte sich eine heftige Schlacht mit Youjis, bis beide ein Räuspern neben dem Auto hörten und den Kuss beendeten. Schuldig drehte sich um und sah Crawford neben dem Wagen stehen, die Arme vor der Brust verschränkt.
//Braddie. Was gibt's?//
Unbeeindruckt von dem Spitznamen, dem Schuldig ihm verpasst hatte, trat der Amerikaner einen Schritt näher.
"Tut mir leid, wenn ich euch bei etwas Wichtigen stören sollte, aber wir haben wieder Arbeit."
//Echt?//
"Ja. Wir machen sofort los. Farfarello, Nagi und ich werden uns um die Zielobjekte kümmern und ihr beide euch um unseren besonderen Freunde. Du weißt, wen ich meine."
Der Deutsche nickte. Youji stand unterdessen auf.
"Ich muß noch meinen Mantel holen."
Und damit verschwand er im Haus.
//Ich werde mit Youji fahren.//
"Mach das. Und vergiß nicht..."
//Ich weiß, ich weiß.//
Dann ging Crawford, um seinen eigenen Wagen zu holen. Kurze Zeit später fuhren zwei Wagen in dieselbe Richtung wie kurz zuvor das Auto von Aya.
*~*~*%*%*~*~*~*~*%*%*~*~*
Kurz, nachdem sie den Wagen in der Nähe der Fabrik versteckt hatten, hatte Weiss sich auf den Weg zu eben dieser Fabrik gemacht. Unterwegs waren sie ein paar einzelnen Patrouillen begegnet, die Omi aber mit Hilfe von seinen Spezialdarten schnell außer Gefecht gesetzt hatte.
Etwas früher hatten sie folgendes ausgemacht. Ken und Omi würden beide reingehen und sich zuerst um den Boss de ganzen Unternehmens und seine Bodyguards kümmern. Anschließend würden sie noch ein paar wichtige Informationen runterladen und dann das ganze Drogenlager in die Luft jagen.
Gesagt, getan. Während die beiden vorsichtig reinstürmten, blieb Aya als Rückendeckung draußen und würde sich, falls jemand versuchen sollte, zu entkommen, um diejenigen kümmern. Keiner würde lebendig hier rauskommen. Schon bald waren von drinnen die ersten, schmerzvollen Schreie zu hören.
Plötzlich sah Aya einen fremden schwarzen Wagen vorfahren und versteckte sich vorsichtshalber in einer Ecke. Es war ein Mercedes, soweit er aus seinem Versteck heraus erkennen konnte. Drei Personen stiegen aus, die er nur zu gut kannte.
Brad Crawford, dann dieser irre irische Freak Farfarello und noch der junge Japaner Nagi Naoe. Schwarz. Also doch. Sein Gefühl hatte ihn doch nicht im Stich gelassen. Aber kein Schuldig weit und breit. Nur die drei. Trotzdem waren diese drei genau so gefährlich.
Aya beschloß, die anderen besser zu warnen und drückte den Knopf seines Kommunikators.
"Siberian? Bombay? Könnt ihr mich hören?"
"..."
"Ich wollte euch nur mitteilen, das Schwarz soeben eingetroffen. Also seid vorsichtig."
Dann schaltete er ihn wieder aus und wartete in seinem Versteck, bis die drei gegangen waren und folgte ihnen dann in einem sicheren Abstand.
%*%
Ken und Omi waren erst einmal direkt zum Büro des Bosses gelaufen. Natürlich waren viele Wachen auf ihren Weg dahin gewesen, aber die waren nun wirklich kein Problem gewesen. Leider hatten die Todesschreie der Wachen den Boss, ein Geschäftsmann im mittleren Alter, alarmiert.
Der Mann versuchte zu fliehen, kam aber nicht weit, weil ihn Bombays Pfeil in das rechte Knie traf. Beide näherten sich ihm. Der Mann zitterte und sah sie angsterfüllt an.
"W..Wer seid ihr?"
"Weiss...Jäger der Dunkelheit."
"W...Weiss?"
Ken trat näher.
"Ja. Und sie werden jetzt sterben."
Der Geschäftsmann winselte um Gnade, Tränen aus seinen Augen strömend. Doch vergeblich. Eine Sekunde später erklang nur noch ein lautes Röcheln, das schließlich verstummte. Ken schaute auf den toten Körper und dann zu Omi.
"Beeil dich mit den Daten, ich kümmere mich um den Rest."
"Okay."
Siberian nahm aus seinem Rucksack einige Sprengladungen mit Zündern und begann, diese vorsichtig zu platzieren. Den Timer stellte er auf 45 Minuten ein. Währenddessen suchte Bombay fieberhaft nach den gesuchten Informationen. Dann war Aya plötzlich in der Leitung.
"Siberian hier. Was ist?"
"..."
"Schwarz? Bist du sicher? Okay, danke. Wir beeilen uns."
Schwarz hier? Einfach klasse. Er hatte noch genug vom letzten Zusammenstoss. Ken schaltete kurz auf Omis Leitung um.
"Bombay? Beeil dich. Wir bekommen ungebetenen Besuch."
"..."
"Ja, genau die. Beeil dich einfach."
Er schaltete den Kommunikator wieder aus und wandte sich seinen Sprengladungen zu.
Ken bemerkte nicht den großen Schatten hinter sich und die Schritte, die sich langsam näherten, bis sich etwas um seinen Hals wand und ihm die Luft abschnürte.
*~*
Omis Finger huschten nur so über die Tastatur des Computers und die Daten flitzten vor seinen Augen mit unglaublicher Geschwindigkeit vorbei. Schließlich, nach einiger Suche fand er, was er gesucht hatte und speicherte es ab.
Als Bombay fertig war, wollte er schnell weg und Ken helfen, bevor er Schwarz wieder über den Weg lief. Doch da hörte er ein Klicken, das von der Tür her kam und sich verdächtig nach dem Entsichern einer Waffe anhörte.
Er schaute langsam in die Richtung und sah Schuldig im Türrahmen stehen, eine Waffe in der Hand, die auf ihn gerichtet war.
"Was...?"
//An deiner Stelle würde ich mich nicht so hastig bewegen. Ich müsste dich sonst verletzen, mein kleines Kätzchen und das wollen wir doch nicht. Oder?//
Der Deutsche kam einen Schritt näher und blieb dann stehen. Er streckte eine Hand aus.
//Deine Waffen bitte. Und keine Hintergedanken. Ich bin schneller als du.//
Bombay gab dem Telepathen, was er verlangte, denn unglücklicherweise hatte dieser Recht.
//Fein gemacht. Und jetzt beweg dich. Mal sehen, ob dein Freund noch lebt.//
Widerwillig setzte Omi sich in Bewegung. Was hatte Schuldig damit gemeint? War Ken etwa in Gefahr? Vielleicht würde er es schon bald wissen.
%*%
Ken keuchte. Der Luftmangel wurde immer schlimmer. Es tanzten schon einzelne Sterne vor seinen Augen. Wer ihn auch immer strangulierte, verstand sein Handwerk. Kens Verstand machte plötzlich einen großen Sprung. Einen Moment mal...Strangulieren? Er kannte nur eine Person, die so etwas beherrschte.
Mit letzter Kraft gelang es ihm, zur Seite zu blicken. Und sah in zwei jadegrüne, durch eine Sonnenbrille halb verdeckte Augen, umrahmt von dunkelbraunem Haar.
"Y...Youji...w...was...m...machst...d...du...d...denn?"
"Sorry, Kenken."
//Es reicht erst einmal, Youji-chan. Ich glaube, er hat vorerst genug.//
Ken sah durch seine leicht wässrigen Augen den deutschen Telepathen vor sich, wie er Omi in Schach hielt. Im nächsten Augenblick spürte er, wie der Druck um seine Kehle nachließ und er wieder einigermaßen durchatmen konnte.
Nach Luft ringend sank er auf den Boden.
//Youji-chan, wärst du bitte so nett, die beiden zu fesseln, so dass sie keine Dummheiten anstellen können.//
Schuldig gestikulierte mit der Waffe und zwang einen extrem geschockten Omi, sich zu seinem keuchenden Freund auf den Boden zu setzen.
"Alles in Ordnung, Siberian?"
Dieser nickte schwach. Währenddessen nahm Youji aus seiner Manteltasche eine kleine Rolle festen Drahtes und begann damit, die Beiden zu verschnüren. Omi konnte nicht glauben, dass das alles wirklich geschah. Das Youji sie beide fesselte. Manx hatte anscheinend wirklich recht gehabt. Youji war übergelaufen.
Er zuckte zusammen, als Youji den Draht festzog und dieser sich schmerzhaft in seine Haut einschnitt. Omi versuchte, festzustellen, was mit Ken war, aber anscheinend war dieser aufgrund des Sauerstoffmangels ohnmächtig geworden.
//Gut, Youji-chan.//
Schuldig war zufrieden. Seine Waffe immer noch auf die beiden Weißmitglieder gerichtet, von denen der eine bewusstlos geworden zu sein schien, stützte der Deutsche sich mit einem Arm gemütlich an Youjis Schulter ab.
Dann flüsterte er etwas in dessen Ohr.
"Youji-chan. Der Rotschopf streunt hier noch irgendwo rum. Kümmre dich bitte um ihn. Crawford wird sonst sauer, wenn er ihm in die Quere kommt. Tu mir bitte den Gefallen."
Youji nickte und gab ihm einen letzten Kuss, bevor er weglief. Der Deutsche blieb allein zurück, mit einem leicht hinterhältigen Blick in den Augen.
//Tja, ich schätze, nun sind wir allein.//
Omi schluckte hart. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, so mutterseelenallein mit dem Deutschen. Was hatte dieser nur vor?
%*%
Verdammt. Aya fluchte innerlich. Obwohl er den drei Schwarzmitgliedern gefolgt war, hatte er sie plötzlich aus den Augen verloren. Vielleicht sollte er besser die Anderen suchen. Es konnte ja sein, das sie seine Hilfe brauchten.
So schnell er konnte, lief er in die Richtung, wo Aya das Büro des Zielobjekts vermutete. Bis er sich plötzlich in einer Drahtfalle verfing, die es ihm unmöglich machte, sich zu bewegen. Aya versuchte, an sein Katana zu kommen, konnte aber seine Arme nicht befreien.
Es erinnerte ihn an die Nacht, bevor er zu Weiss gestoßen war. Damals hatte Youji ihn auch in so einer Drahtfalle in Schach gehalten. Youji. Als der Rotschopf aufblickte, stand dieser nur ein paar Meter vor ihm und lehnte an der Wand.
"Youji. Du hier? Bitte mach mich los."
Youji sah Aya an und der Ausdruck in dessen Augen gefiel Aya überhaupt nicht. Sie waren so kalt, so eisig. Kein Vergleich mit früher.
"Tut mir leid, Aya. Das kann ich nicht machen. Schuldig hat gesagt, ich soll mich um dich kümmern, solange die anderen den Auftrag erledigen."
Welcher Auftrag? Welche Anderen? Meinte er etwa den Rest von Schwarz? Hatte der Deutsche ihn endgültig unter seine Kontrolle gebracht? Nein, solange er noch eine Chance hatte, Youji rumzukriegen, musste er sie nutzen.
%*%
//Tja, du willst jetzt bestimmt wissen, wie ich Balinese dazu gebracht, zu Schwarz überzulaufen.//
Omi hasste es, es zugeben zu müssen, aber er hätte es wirklich gern gewusst.
"Also mich würde viel eher interessieren, wieso wie du es geschafft hast, das wir ihn für tot halten."
Schuldig lachte kurz in sich hinein. Der Kleine war wirklich zu amüsant.
//Fein. Das war eigentlich ziemlich einfach. Als ich damals im Lagerhaus über die Beiden gestolpert bin, war schon ein ziemliches Chaos vorhanden. Außerdem lagen dort noch jede Menge andere Leichen da. Ich habe einfach eine von denen genommen, nachdem ich Balinese vor der herabstürzenden Decke gerettet hatte und sie an dessen Stelle hingelegt.
Dann nur noch ein wenig Manipulation hier und da und der Plan war perfekt. Und natürlich hab ich das Gleiche mit Balinese gemacht. Ganz einfach.//
Omi verstand. Der Deutsche hatte sie alle einfach auf seine Weise manipuliert, ohne das sie es sie es bemerkt hatten und Youji auf seine Seite gezogen. Er konnte ihm jetzt einfach nicht mehr böse sein, weil es schließlich nicht seine Schuld war.
//Ich würde mich ja gerne noch weiter unterhalten, aber ich muss leider los. Man sieht sich.//
Mit diesen Worten drehte sich der deutsche Telepath um und verschwand.
Als er weg war, versuchte Omi, seine auf den Rücken zusammengebundenen Hände zu bewegen, zumindest die rechte, was ihm nach einigem Hin und Her auch gelang.
Vorsichtig griff er in seinem linken Jackenärmel und zog einen Dart heraus, den er dort versteckt hatte, bevor Schuldig ihm seine Waffen abgenommen. Damit begann er, langsam an dem Draht, der ihn fesselte, zu schneiden, in der Hoffnung, diesen zu kappen.
%*%
"Youji, ich bitte dich. Erinnerst du dich nicht mehr? Hast du schon vergessen, dass wir beide zusammengehören?"
Aya versuchte, an Youjis Gewissen, an sein Herz zu appellieren. Dieser schaute den gefangenen Rotschopf an.
"Das hat du schon einmal gesagt. Aber ich weiß nicht, ob ich dir glauben soll."
Wieder blitzte dieses Bild vor Youjis Augen auf. Aya, der ihm sagte, dass er ihn hasste.
"Nein, das kann nicht sein. Ich weiß ganz genau, dass du zu mir gesagt hast, das du mich hasst und ich verschwinden soll."
Aya hatte das Gefühl, in ein tiefes Loch zu fallen. Wieso dachte Youji, das er ihn hassen würde? So etwas würde er nie denken. Dafür liebte Aya Youji viel zu sehr. Das war mit Sicherheit Schuldigs Werk.
"Aber das stimmt doch nicht. Ich könnte dich nie hassen. Ich liebe dich doch."
Youji konnte nichts darauf antworte. Der Rotschopf behauptete, dass er ihn liebte. Aber dasselbe sagte auch Schuldig. Wen sollte er mehr Glauben schenken? Youji wusste es einfach nicht. Das Ganze war einfach zu verwirrend. Was sollte er nur tun? Plötzlich waren seine Kopfschmerzen wieder da und er griff sich mit beiden Händen an den Kopf, das Gesicht schmerzverzerrt.
Aya sah, wie sich Youji an den Kopf griff, als ob er Kopfschmerzen hätte. Die ganze Situation musste ihn ziemlich verwirren. Aber er würde Schuldig nicht gewinnen lassen.
"Youji, bitte erinnere dich doch. Wir haben doch schon soviel zusammen erlebt. Das kannst du nicht einfach vergessen haben. Ich bitte dich."
In Ayas Stimme schwang plötzlich Traurigkeit mit und sie begann zu zittern. Der Rotschopf spürte, dass er den Tränen nahe war. Und auch Youji merkte es. Das Bild in seinem Kopf begann langsam zu verblassen und wurde durch andere ersetzt.
**..."Ich liebe dich, Aya-chan. Ich werde dich immer lieben. Bis wir eines Tages sterben werden"...**
Youji sank auf die Knie. Weitere Flashbacks erschienen in seinem Kopf.
**..."Was hältst du von einem kleinen Urlaub nach der Mission? Nur du und ich!"
"Klingt gut."...**
Youji war froh, als die Schmerzen langsam nachließen. Dann sah er sich um. Wo war er eigentlich? Seine Augen wurden weich, als er seinen Rotschopf erblickte. Aber in welcher Lage. Gefangen in einer seiner Drahtfallen. Wie hatte er das Aya nur antun können?
"Aya-chan."
Langsam erhob er sich und ging zu Aya und sank vor ihm auf die Knie.
"Es...Es tut mir so leid, Aya-chan. Kannst du mir jemals vergeben?"
"Natürlich, Youji. Immer. Aber bitte mach erst einmal los. Okay?"
Youji nickte und begann, Aya vorsichtig zu befreien. Als er fertig, fiel der Rotschopf in seine Arme und umarmte ihn.
"Ich bin so froh, das du wieder da bist", murmelte Aya, das Gesicht in Youjis Jacke vergraben.
Youji drückte ihn fester an sich. Wie hatte er nur Schuldig glauben können? Er würde alles wieder gut machen, was er Aya angetan hatte. Plötzlich waren mehrere schmerzhafte Einschläge in seinem Rücken zu spüren. Youji riss die Augen weit auf. Taubheit machte sich in seinem Rücken breit und die Schmerzen wurden stärker.
Aya spürte, wie Youji sich plötzlich verkrampfte. Er wollte ihn fragen was los sei. Als er aber an ihm vorbei sah, sah er Crawford stehen, den Arm ausgestreckt und Rauch aus einer Pistolenmündung aufsteigen. (Oh nein. Youji.) Wieso hatte er die Schüsse nicht gehört? Natürlich, Crawford hatte einen Schalldämpfer benutzt.
"Ich wusste doch, das Schuldigs Plan nicht taugt. Alles muss man selber machen," sagte der Amerikaner und steckte die Waffe wieder ein.
Dann gingen die drei Mitglieder von Schwarz wortlos an den beiden vorbei und verschwanden im Dunkel der Fabrik.
Der Rotschopf begann zu zittern. Er merkte, wie Youji immer schwerer wurde und zu Boden fiel. Mit Entsetzen sah Aya die drei Einschusslöcher im Rücken seines Freundes und das viele Blut, das heraus quoll. Blut, soviel Blut. Nein, das durfte nicht sein. Vorsichtig drehte er ihn um und nahm in den Arm. Aus Youjis Mundwinkel sickerte ein dünnes Rinnsal aus Blut.
"Gott, Youji. Tu mir das nicht an. Nicht jetzt."
Ayas Stimme zitterte. Youji sah auf einmal so leblos aus. Aya nahm dessen Hand und führte sie zu seiner Wange.
"Ich bitte dich. Tu mir das nicht an. Du hattest mir doch einen kleinen Urlaub versprochen und ich hasse es, wenn du deine Versprechen nicht hältst."
Youji sah ihn an und lächelte schwach. Er flüsterte etwas zu ihm.
"Sumimasen, Aya-chan, deshita."(1)
Dann wurde sein Blick leer und der Kopf fiel zur Seite. Im gleichen Moment schien Ayas Herz mit dem Schlagen aufzuhören. Der Rotschopf fühlte nach seinem Puls, obwohl er wusste, dass es vergebens war. Youji war tot.
Aya bebte. Leise Schluchzer ließen seinen Körper erzittern und heiße Tränen liefen an seinen Wangen runter und fielen auf Youjis toten Körper.
"Youji."
Aya zog ihn näher an sich ran und wiegte ihn sanft hin und her, als ob er ihn damit wieder lebendig machen könnte. Aber vergebens. Diesmal hatte er ihn für immer verloren.
"Yoooooooooouuuuuuuuuuuuuuuuujjjjjjjjjjjjjjjjjjjjiiiiiii iiiiiiiiiiiii."
Ayas gequälter Schrei war im ganzen Gebäude zu hören.
%*%
Geschafft. Omi ließ den Draht fallen und befreite dann Ken, der mittlerweile wieder wach war. Er half ihm beim Aufstehen und riskierte dann einen Blick auf die Timer der Sprengladungen. Nur noch zehn Minuten. Sie sollten schleunigst hier rauskommen.
Beide liefen, so schnell sie konnten, weiter, bis sie ein Schluchzen hörten. Als Omi und Ken um die Ecke schauten, sahen sie Aya auf dem Boden hocken und jemanden im Arm halten. Youji, so wie es aussah.
"Aya-kun. Was ist mit Youji-kun?"
Aya drehte sich um. Sein Gesicht war tränenüberströmt und die Verzweiflung stand im ins Gesicht geschrieben.
"A...Aya-kun!"
"Youji ist tot", erwiderte dieser knapp.
"Aber wer...?"
"Crawford...!"
Omi konnte es nicht glauben. Youji tot? Diesmal wirklich? Er hatte Aya außerdem noch nie so erlebt. Er mußte Youji wirklich geliebt haben.
"Aya, komm. Das ganze Gebäude geht in zehn Minuten hoch."
Doch dieser machte keine Anstalten. Er kramte ein paar Schlüssel aus seinem Trenchcoat hervor und warf sie Ken zu.
"Geht bitte und laßt mich allein!"
"Aber Aya-kun...." Aya warf den beiden einen seiner Furcht einflößenden, kalten Blicke zu.
"Ich. sagte. lasst. mich. allein."
"Komm, Omi. Es ist besser, wir gehen."
"Aber...."
"Komm..."
Ken legte eine Hand auf die Schulter des Jüngeren und zog ihn weg. Er konnte sich denken, was Aya vorhatte und das dieser nicht davon abzubringen war. Dann liefen beide weiter zum Ausgang.
Aya sah ihnen nach, bis sie verschwunden waren.
"Lebt wohl, ihr beiden."
Dann wandte er sich wieder Youji zu und strich ihm sanft über sein Haar.
"Ich verspreche dir, dass wir uns nie wieder trennen werden. Nie wieder."
Der Rotschopf lehnte sich runter für einen letzten Kuss. Seine Lippen berührten die des Anderen. Ein allerletzter Kuss für seinen Geliebten. Danach schloss er Youjis Augen, die immer noch offen waren, und legte ihn mit allergrößter Vorsicht auf den Boden. Schließlich legte Aya zu ihm und kuschelte sich ganz fest an ihn.
"Ich liebe dich, Youji. Ich werde dich immer lieben."
Nie wieder würden sie sich trennen und auf ewig zusammenbleiben. Minuten später explodierte das ganze Gebäude mit einem riesigen Knall und Omi und Ken standen draußen und sahen alles mit an. Omi konnte sich die Tränen nicht verkneifen. Sie hatten heute Nacht nicht nur ein paar Teamkollegen verloren, sondern auch ein paar gute Freunde.
Epilog
*~**~*
Eine Woche später.
Schuldig war mehr als sauer. Hätte er Youji nur nicht allein gelassen! Aber wer hätte denn ahnen sollen, dass der Rotschopf ihn rumkriegt? Crawford hätte ja nicht gleich so drastisch sein müssen. Aber das war nun eh alles egal.
(Youji!)
Der Deutsche nahm einen Zug von seiner Zigarette und verschwand aus seinem Zimmer. Ein neuer Auftrag, eine neue Herausforderung. Was für ein Leben, was für ein beschissener Job!
%*%
Omi und Ken standen auf dem Friedhof vor zwei Gräbern. Ayas und Youjis Grab. Es war jetzt genau eine Woche her, dass beide gestorben waren. Und natürlich hatten sie schon Ersatz bekommen.
Ein Geschwisterpaar hatte den Platz von Aya und Youji eingenommen und Ken war jetzt der Teamleader von Weiss. Aber sie konnten die beiden nun mal nicht ersetzen. Die Beiden, mit denen sie jahrelang zusammen gearbeitet hatten. Die Beiden, die jetzt vor ihnen in diesen Gräbern lagen.
Ken betrachtete die Grabsteine. Zwei weiße Kreuze aus Marmor, darauf die Namen der Beiden sowie Geburts - und Sterbedatum. Wie auf jeden Grab. Warum musste das nur geschehen? Hätten sie es verhindern können? Ken wusste es nicht.
Omi legte inzwischen auf jedes Grab jeweils ein kleines Bouquet, das er selbst im "Koneko" gefertigt hatte, bestehend aus weißen Rosen und Lilien und einer einzelnen Cattleya.
"Aya-kun, Youji-kun. Ich hoffe, ihr seid jetzt miteinander glücklich. Hoffentlich sehen wir uns irgendwann mal wieder."
Ken legte seinen Arm um Omis Schulter, der wieder zu weinen begann. Er hoffte genauso wie Omi, das sie sich eines Tages wieder treffen würden. Entweder in der Hölle oder im Himmel. Sie blieben noch eine ganze Weile stehen, bis sie schließlich gingen. In ihr übliches Leben.
%*%
Der Wind wehte über den Friedhof und eines der beiden Bouquets flog davon, bis es von einer Geisterhand gefangen wurde. Sie gehörte zu einer Gestalt, die neben einer zweiten Gestalt auf einen dicken Ast eines Baumes stand und bis eben ihre ehemaligen Freunde beobachtet hatte.
"Sie sind weg."
Aya schaute Youji an, der am Stamm des Baumes lehnte. Dieser trug einen langen weißen Mantel, der zugeknöpft war und wo der Kragen eines weißen Hemdes rausguckte. Außerdem weiße Hosen und weiße Schuhe. Seine braunen Haare wurden, bis auf ein paar einzelne Strähnen, nur durch eine Sonnenbrille zurückgehalten.
Aya selbst trug das gleiche Outfit, nur das sein Mantel offen war und er eine Weste über seinem Hemd trug. Was machten sie eigentlich hier? Waren sie nur ein Paar ruhelose Geister, die einen letzten Blick auf ihr altes Leben und ihre Freunde werfen wollten?
"Youji?"
Youji schaute Aya an.
"Ja?"
"Glaubst du, dass wir die beiden wieder sehen werden?"
"Bestimmt.....Aya, es tut mir leid, dass alles so gekommen ist."
Er senkte den Kopf und vermied dessen Blick. Aya indes drückte sanft seine Hand.
"Es war nicht deine Schuld. Du weißt doch, was Schuldig alles kann und das du nichts dafür kannst."
"Ich weiß, aber trotzdem...."
Ayas Daumen begann langsam mit Youjis kleinem Finger zu spielen.
"Es war meine Entscheidung, dir zu folgen. Ich glaube nicht, dass ich es ohne dich ausgehalten hätte. Also gräme dich nicht deswegen."
"Ach Aya."
Der Rotschopf stand auf und umarmte Youji. Er drückte ihn ganz fest an sich.
"Es ist schon gut. Ich glaube, es wird langsam Zeit, dass wir gehen."
"Du hast Recht."
Youji zog Aya näher und versank mit ihm in einen Kuss, während er das Bouquet fallen ließ, das wieder vom Wind weggetragen wurde. Langsam verschwanden beide, ihr Leben zurücklassend. Bald würden sie an einem besseren Ort sein. Für immer zusammen.
Owarí
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Tja, das war's. Ich weiß, es war kein Happy End. Aber ich war gerade deprimiert, weil ich eine übelst traurige Geschichte gelesen hab. Also bitte nicht böse sein. *Versteckt sich vor bösen Fans*
Bitte fragt mich nicht, was der Schluss vom Epilog zu bedeuten hat. So eine Art letzte Konversation der übernatürlichen Art. Aber ich hab dieses eine Bild, wo die Jungs alle weisse Sachen tragen und in so einem weissen Raum sind, vielleicht kennt ihr es ja, und da ist mir die Idee dazu gekommen.
An dieser Stelle möchte ich mich noch mal ganz herzlich bei meinen Betalesern Mercina, Kotori und Anja Mietzner bedanken. *hat alle ganz doll lieb und knudelt sie ganz lieb.*
Ich werde euch natürlich noch weiter mit meinen Stories quälen. *gigaevilgrin*
(1)...bedeutet auf deutsch: "Es tut mir leid, Aya-chan, bitte vergib mir."
Feedback wie immer an: Terrenis-sama@gmx.net
Bis Bald
^_^ Eure Terrenis-chan ^_~