Dragon Ball/Z/GT Fan Fiction ❯ Nur ein Lächeln ❯ Nur ein Lächeln Teil 4 ( Chapter 4 )
Nur ein Lächeln
Teil 4
"Also beginnen wir mit der Suppe". Bulma hatte sich hinter Vegeta aufgebaut und deutete auf den Löffel, der neben dem gefüllten Teller lag. Sie war nicht wenig stolz auf sich, immerhin hatte sie herausgefunden, dass es dieses Jahr wieder ein westliches Menü geben würde und zwar fünf Gänge.
Vegeta wand sich innerlich. Kaum dass er von seinem Training zurück gekommen war und gebadet hatte (darauf hatte Bulma bestanden), war er in die Küche zitiert worden und saß nun ziemlich ratlos vor den mehrteiligen Gedeck. Bulma war ganz in ihrem Element. "Was du nicht darfst, ist", sie begann die Punkte an den Fingern aufzuzählen, "den Teller hochheben und die Suppe austrinken, mit dem Löffel klappern oder laut schlürfen."
Vegeta griff nach dem Löffel und wollte ihn in die Suppe tauchen, die im übrigen sehr lecker roch.
"Nein, nein und nochmals nein!" Bulma fuhr sich seufzend über die Stirn. "Das ist ein Löffel und kein Kampfstab. Man nimmt ihn so ..." Sie beugte sich über seine Schulter, nahm ihm den Löffel aus der Hand und zeigte ihm, wie er ihn halten sollte. Dann legte sie den Löffel wieder hin. "Jetzt du."
Am liebsten hätte Vegeta den Löffel zu einem Knoten gebogen, denn so lächerlich war er sich seit damals als er das rosa Hemd hatte tragen müssen, nicht mehr vorgekommen. Hinter ihm klopfte Bulma ungeduldig mit den Fingerknöcheln gegen die Stuhllehne und mit einem unwilligen Knurren ahmte Vegeta ihre Art den Löffel zu halten nach.
"Schon viel besser, aber wenn du den Daumen ein wenig mehr so legst ..." Sie beugte sich wieder vor und legte ihre Finger über die seinen, um seine Handhaltung zu korrigieren.
Vegeta schluckte. Egal wie nebensächlich die Berührung gemeint war, er konnte nichts dagegen tun, dass er ihre zarte, kühlen Haut auf seiner überdeutlich spürte.
Wie warm und kräftig seine Finger waren. Am liebsten hätte Bulma ihre Hand in die seine geschmuggelt, dass er sie statt des Löffels fest hielt, aber diesen verwegenen Gedanken schüttelte sie gewaltsam ab. Sie atmete durch und zwang sich, die Position seines Daumens auf dem Löffelstiel zu korrigieren.
"So, das wäre jetzt richtig", sagte sie ein wenig atemlos und richtete sich wieder auf. Vegeta fasste sich und tauchte den Löffel in die Suppe. Nicht klappern, nicht schlürfen, nicht den Teller dabei anfassen .... selten war er in seinem Leben bei einer Handbewegung so vorsichtig und langsam gewesen. Die Suppe war wirklich gut. Noch ein Löffel und noch einer und es ging immer besser. Im Nu war der Teller bis auf einen kleinen Rest leer.
"Prima, wirklich sehr gut!", lobte ihn Bulma. "Nur ... es ist kein Wettessen, du kannst dir also ruhig ein wenig mehr Zeit lassen."
"Selber schuld, immerhin habe ich heute wegen dir kein Bento mitbekommen, also habe ich wohl ein Recht darauf, mich bei deiner Lektion satt essen zu können." Demonstrativ hob Vegeta den fast leeren Suppenteller und schlürfte genüsslich und lautstark den Rest der Suppe aus. Bulma bekam bei dem Geräusch eine Gänsehaut. Es juckte sie in den Finger, ihm dafür die Ohren lang zu ziehen (wo sie doch praktischerweise genau vor ihren Händen waren). Mit äußerster Selbstbeherrschung beließ sie es bei einem giftigen: "Durchgefallen!" und winkte ihrer Mutter, den nächsten Gang aufzutragen. Fisch war an der Reihe, genauer gesagt Forelle blau auf Kressebett mit Melissensauce. Die Handhabung des Fischbestecks war schnell erklärt. Bulma wollte schon aufatmen nachdem Vegeta den Fisch in Windeseile geschickt in mundgerechte Happen zerlegt hatte, aber Vegeta (der genau wusste, wie er ihre Hoffnung zu Staub zertreten konnte ...) machte sich einen Spaß daraus, zusätzlich auch den Kopf und die Schwanzflosse zu verspeisen. Bei dem lauten Knacksen der Fischknochen zwischen seinen Zähnen kam Bulma das kalte Grausen, vor allem das sie vor ihrem geistigen Auge sah, wie er die milchigen Fischaugen zerbiss und verschluckte ...
Beim nächsten Gang, einer Gemüsepastete konnte Vegeta nicht viel falsch machen und da Bulma nach der Fischgeschichte ziemlich fertig aussah, gönnte er ihr eine kleine Ruhepause und beschränkte sich darauf, das Pastetenstück in einem See Brennnessel-Sahnesauce zu ertränken, um den Matsch dann in aller Eile zu verschlingen.
Beim Filet auf Weißweinschaum mit Steinpilzragout und jungen Kartoffeln lief ihm beim Geruch schon das Wasser im Mund zusammen, und da Bulma drohte, ihm davon keine zweite Portion zu servieren, wenn er die erste nicht manierlich aß, zeigte er ihr, dass er sehr wohl konnte, wenn er wirklich wollte.
Zum Abschluss gab es noch ein Pfirsichsorbet, aber Vegeta hatte für Süßspeisen wenig übrig und nach zwei Löffeln weigerte er sich schlichtweg noch mehr zu essen.
Bulma ging die einzelnen Gänge durch und entschied, dass diese Runde wohl unentschieden war.
"Nach dem Essen wird dir ein wenig Bewegung gut tun", sagte sie und winkte Vegeta ins Nebenzimmer, wo alle Möbel und der Teppich entfernt worden waren. Eine Musikanlage in der Ecke stand schon bereit und Bulma musste nur kurz auf die Fernbedienung drücken, schon erfüllten Walzerklänge den Raum.
"Also, deine Schritte gehen so...", sagte Bulma und machte sie ihm erst langsam und dann flotter vor. "Immer im Dreiviertelakt, eins, zwei, drei, eins, zwei, drei ... probier mal."
"So was tun die Erdlinge wirklich freiwillig?", Vegeta konnte nur den Kopf schütteln. "Und in aller Öffentlichkeit? Ist ja tödlich peinlich."
"Du wirst schon nicht dran sterben. Vergiss nicht, was du mir versprochen hast."
"Sonst wäre ich wohl kaum hier", Vegeta hoffte im Stillen, dass der neue Kampfanzug dieses Theater auch wert war. "Aber sollte Kakerott jemals davon erfahren, dann ...." Er sagte das mit so grimmigem Ernst, dass Bulma schlucken musste. "Also von mir erfährt er ganz sicher kein Sterbenswörtchen und ich werde auch meine Eltern instruieren, keine Sorge."
"Gut, ich will nur hoffen, dass da keine albernen Typen mit Kameras herumlaufen", knurrte Vegeta und riss sich zusammen. Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei ... es war wirklich einfach, aber er kam sich echt bescheuert vor. Kakerott würde sich krank lachen, wenn er ihn dabei sehen würde ...
"... und außerdem hat Gokou auch schon getanzt", sagte Bulma und klopfte mit der Fußspitze den Takt mit, "oder glaubst du, er hätte sich auf seiner eigenen Hochzeit davor drücken können? Ich habe ihn mit Chichi tanzen sehen und auch selber mit ihm getanzt. Wenn man seine Größe und Kraft bedenkt, ist er erstaunlich leichtfüßig und elegant."
Sie erwähnte ihre Erfahrungen mit Yamchu mit keinem Wort. Gute Beispiele beflügeln, war ihr Motto. Nun, in diesem Falle war es Vegetas Konkurrenzdenken, das er nicht einmal bei einer so nebensächlichen Sache wie einem Tanz ausschalten konnte. Mit einem Mal gab er sich richtig Mühe und Bulma blieb fast die Spucke weg, so perfekt war jeder seiner Schritte.
"War's das?", fragte er nach einer halben Minute gelangweilt. "Ist ja eintönig."
"Nicht ganz." Bulma atmete tief durch und trat dicht vor ihn. "Zu einem Tanz gehören zwei."
Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihren Rücken und fasste die andere Hand in der richtigen Postition. "Der Mann führt und sorgt dafür, dass , wenn mehrere Paare auf der Tanzfläche sind, es zu möglichst wenigen Zusammenstößen kommt...", warum fiel es ihr so schwer, diese Erklärungen in aller Ruhe abzugeben? Sie fühlte die Wärme von Vegetas Hand durch den Stoff ihres T-shirts hindurch. Als er probeweise die Hand ein bisschen auf und ab gleiten ließ, erschauerte sie innerlich.
Vegeta seinerseits fühlte ihre Reaktion und es fiel ihm schwer, sich auf ihre Anweisungen zu konzentrieren. "Was machen wir jetzt?", fragte er. Bulma so nahe vor sich zu haben, war wirklich verdammt ablenkend ...
"Du machst deine Schritte und versuche, mich dabei durch den Raum zu führen. Tritt mir aber nicht auf die Zehen!"
Vegeta ließ den Blick über den Boden gleiten. Seine Schrittgröße als Maßstab, den Raumdurchmesser berücksichtigend, wäre die effizienteste Route sicherlich die ..... Bulma sah seinen konzentrierten Gesichtsaudruck und versuchte vergeblich, ihren Frust zu unterdrücken. Warum musste er so dreinschauen als ginge es darum, einen Kampf möglichst rasch zu beenden? Die eine Hand hielt er fest wie ein Schraubstock (ohne ihr allerdings die Finger zu Mus zu zerquetschen, wofür sie dankbar war...) und ihre zweite, die auf seinem nackten Arm ruhte, spürte das fließende Spiel seiner Muskeln unter der warmen Haut. Er selber schien ihre Nähe als lästig zu empfinden, jedenfalls hielt er den größtmöglichen Abstand zu ihr und das kratze an Bulmas weiblichem Stolz. Walzer war ein romantischer Tanz und kein Kampfspiel bei dem es um Effizienz ging. Das würde sie diesem Eisbrocken von Saiyan schon zeigen. Doch zunächst einmal hatte sie alle Hände oder besser gesagt, alle Füße voll damit zu tun, seiner Führung zu folgen. Eins, zwei drei, eins zwei drei ... seine Drehungen waren so schwungvoll, dass Bulma sich mehr als einmal so vorkam, als würde er sie in die Luft heben und davonwirbeln.... Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei.... Und schon waren sie in der anderen Ecke des Raumes angekommen.
"War da richtig so?" Seine Stimme klang ein wenig rauher als sonst. Bulma atmete tief durch, um das leichte Schwindelgefühl loszuwerden und lehnte sich an ihn. Da sie ein wenig größer war wie er, kamen sich ihre Gesichter dabei ziemlich nahe. "Ja, nur meistens tanzt man ringsum den Saal und nicht diagonal durch die Mitte...", brachte sie atemlos heraus. Bildete sie es sich ein oder fixierte er ihre Lippen?
Jedenfalls schob er sie nicht von sich, um erneut Distanz zwischen sie beide zu bringen. Vegeta wusste nicht recht warum, aber es fühlte sich irgendwie richtig an, dass sie sich bei den Schritten eng an ihn drückte und dabei ihre Wange an seine schmiegte. Sie war so leicht wie eine Feder und so kühl wie eines Meeresbrise, selbst der Duft ihrer Haare erinnerte ihn an sehr zarte, blaue Blüten. Ihre Hand auf seinem Arm zitterte leicht, sollte er eine ähnliche Wirkung auf sie haben wie sie auf ihn? Dieser Gedanke war befriedigend und sonderbar berauschend und als der Walzer zu Ende war, hielt er sie noch einen Augenblick länger als nötig an sich gedrückt, ehe er sich ermahnte, dass er ihr nicht in die Hände spielen dürfte und von ihr abrückte. Der verträumte Blick in ihren Augen bestätigte seine Vermutung. Wenn er einer dieser Erdlinge wäre, würde er sie jetzt wahrscheinlich küssen ... genau in diesem Augenblick fing das nächste Stück an und die herrische, fordernde Musik riss Bulma endgültig aus ihrer Versunkenheit und sie löste sich mit leisem Bedauern von Vegeta, um die Fernbedinung zu suchen.
"Warte noch", sagte Vegeta. "Das gefällt mir. Das hat viel mehr Power wie das eins, zwei, drei .... was ist das?"
"Das ist Tango." Zögernd erklärte sie die Schritte dieses Tanzes und als sie erwähnte, dass er sehr viel mit männlicher Dominanz und Unterwerfung des weiblichen Stolzes zu tun hatte, glomm ein Licht in seinen dunklen Augen. Ihr entging diese Warnung nicht. "Dieser Tanz ist doch ziemlich aus der Mode und da du den Walzer jetzt kannst, bleibt nur noch eines zu tun."
Vegeta, dem der Unterton in ihrer Stimme nichts Gutes verhieß, schaltete auf Vorsicht. "Und das wäre...?"
Bulma brachte sicherheitshalber noch einen Schritt mehr Abstand zwischen sich und Vegeta, ehe sie damit herausrückte: "Wir müssen dich doch noch einkleiden, oder?"
"Also ich ziehe auf keinen Fall wieder etwas in Rosa an", erklärte Vegeta kategorisch und seiner Mine nach würde ihn auch der Untergang des Universums nicht davon abbringen.
"Schau es dir erst mal an, bevor du gleich auf stur schaltest", sagte Bulma und ging voran in sein Zimmer. "Ich habe es schon in deinen Schrank gehängt. Ehrlich, ich bin echt neugierig, wie du darin aussehen wirst..."
Sie öffnete die Schranktüre nur halb, sodass er nicht klar sehen konnte, wonach sie griff und holte etwas heraus. "Ta daa! Ist es nicht klasse?"
Vegeta hätte andere Worte dafür gefunden. Nun, mit Rosa hatte sie ihn verschont, dafür war das mit Rüschen besetzte Hemd in einem knalligen Grün, das fast in den Augen schmerzte. Darunter lugte eine purpurne Hose hervor, die sich zum Boden hin weitete und giftgelbe Blümchen aufgedruckt hatte. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen kam dazu eine Jacke in Karamellbraun, über und über mit goldenen Fransen besetzt. Nicht zu vergessen die Sommerhimmelblaue Krawatte mit dem großen, weißen Herzen drauf.
Der Aufzug war nicht lächerlich, er war schlichtweg grausam.
"Was schaust du so, das ist der allerletzte Schrei in der Modewelt. Die werden dich alle anstarren ..."
"... und danach zum Optiker laufen, um hinterher eine Klage wegen optischer Folter einzureichen."
Bulmas Schultern sanken herab. "Du magst es nicht?"
"So kann man das nicht sagen, wenn ich es im Kampf gegen Freezer getragen hätte, hätte dieser wahrscheinlich die Flucht ergriffen..."
Bulma streckte ihm die Zunge heraus und drückte ihm Anzug und Hemd in die Arme. "Red keinen Schwachsinn, sondern zieh dich lieber um. Ich muss mich noch um mein Outfit kümmern."
Nun verging Vegeta das abfällige Grinsen und machte einer ehrlich entsetzten Miene Platz. "Ich soll das wirklich tragen? Das kann nicht dein Ernst sein."
"Mode ist Mode und es wird nicht weh tun, wenn du dich einmal danach richtest." Die Fäuste in die Hüften gestemmt funkelte Bulma ihn an.
Vegeta funkelte zurück. "Dein Kleid ist bestimmt nicht die Spur von so ... so ...." Es fehlten ihm die Worte, um seine Abscheu in ebendiese zu kleiden.
"Pah!" Bulma fuhr sich lässig durch die Haare. "Du hast wirklich keine Ahnung von irgendwas außer vom Kämpfen. Natürlich passt mein Kleid im Stil ideal zu deinem Anzug. Es war ein Paar-Modell und gilt als richtiger Straßenfeger."
"Also das wundert mich nicht", sagte Vegeta nach einer kurzen, intensiveren Musterung der Kleidungsstücke trocken, "ich kann mir sehr gut vorstellen, dass beim Anblick von zwei Irren in diesem Aufzug jede Straße im Nu leergefegt ist."
"Du bist unausstehlich!"
"Und du hast einen grauenhaften Geschmack. Ich würde nicht einmal Kakerott zwingen, sich in so was auf die Straße zu wagen."
Bulma schluckte die Erwiderung herunter, die ihr eben noch auf der Zunge gelegen hatte. So sehr hasste er die Mode des diesjährigen Winters? Fast alle auf dem Fest, zumindest die jüngeren, würden in schreienden Farben kommen...
In Erwartung eines harten Gefechtes ging Vegeta automatisch auf Angriffspose. Wenn Bulma sich dieses Clown-Kostüm in den Kopf gesetzt hatte, stand ihm ein Kampf mit allen Mitteln bevor. Mit allen? ... Seine Gedanken stockten. Würde sie eine ähnliche Taktik wie er gestern im Flur versuchen?
Doch zu seiner Überraschung ließ sich Bulma nur auf sein Bett fallen und lachte.
Vegeta runzelte die Stirn. Irgendetwas war hier oberfaul.
"Hast du ...", sie schnappte nach Luft und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln, "hast du ernsthaft geglaubt, ich stecke ich in so etwas?" Und wieder brach sie in Lachen aus.
Irritiert warf Vegeta den Anzug auf den Fußboden und baute sich vor ihr auf. "Was soll das nun wieder heißen?" Er kam sich vor, als sei er gerade ziemlich übel verschaukelt worden.
"Nur dass du", Bulma atmete ein paar Mal tief durch und unterdrückte einen erneuten Lachanfall. "Nur dass du die Wahl zwischen dem bunten und",sie stemmte sich aus dem Bett, schritt an dem verdatterten Vegeta vorbei und machte den Schrank diesmal weit auf, "diesem Anzug hier hast..."
.............................................................
Einige Stunden später, im großen Festsaal des noblen Hotels "Grüne Schnecke" im Stadtzentrum.
Suzey Carmical wedelte mit ihrem orangen Fächer, dessen Farbe sich wunderbar mit dem knallpinken Kleid biss, und überlegte, ob es wohl richtig gewesen war, die Tischkärtchen ein wenig umzuarrangieren.
Sie hatte sich nicht wenig gewundert, Bulmas Name auf der Liste der Gäste zu finden. Der Name ihres Begleiters "Vegeta" (hatte der Kerl keinen Familiennamen wie jeder normale Mensch?) allerdings war ihr unbekannt gewesen. Wie es schien hatte Bulma endlich doch ein wenig Grips bewiesen und sich von dem zottelhaarigen Tramp getrennt, dem stets die Zunge aus dem Hals gehangen hatte, sobald ein Serviermädchen in knappen Rock ihm etwas nachreichen wollte.... Neugierig wie sie war, hatte sie Nachforschungen angestellt und obwohl kaum etwas über diesen Vegeta bekannt war, hatte sie doch genug erfahren, um einen kleinen, feinen Plan zu spinnen.
"Na, Schwesterherz? Alles in Butter?" Ihr Bruder Safrano kam in den Saal geschlendert. Die Hände lässig in den Taschen seiner blasslila Hose, stellte er sich neben Suzey, welche nachdenklich mit einem ihrer schwarz lackierten, langen Fingernägel auf ihr Kinn tupfte und dabei auf Bulmas Tischkärtchen starrte.
"Mach dir keine Sorgen, Safie", schnurrte Suzey, klappte den Fächer zu und klopfte ihm damit ermutigend auf den Arm. "Wie lange ist es her, dass du Bulma nicht gesehen hast?"
"Gut zwanzig Jahre dürften es sein, seit Vater mich in dieses Internat geschickt hat. Später kam die Uni und Bulma hat nie eine Universität besucht, oder? Ich frage mich wie sie jetzt wohl aussieht?"
"Das wirst du in Kürze sehen. Wie steht es mit deiner neuen Erfindung, die Vater heute Abend als seine ausgeben will?"
"Sie ist einsatzbereit und es wird keine Pannen geben."
"Das will ich hoffen, Papa möchte es Prof. Briefs endlich einmal zeigen...."
Ihr Bruder spitze verächtlich die Lippen. "Der senile alte Tattergreis gehört schon längst in Pension. Die Capsule Corp braucht keinen wirren Alten an der Spitze, sondern jemand mit Zukunftsvisionen und Power."
"Ich sehe, du hast schon jemand ganz bestimmten im Auge. Wird der jemand nicht vorher mit Bulma klar kommen müssen?"
Safrano warf seine blonde Haarmähne nach hinten. "Bulma mag ja etwas von dem Genie ihres Alten abbekommen haben, aber sie ist nur eine Frau. Ein wenig Tanzen, ein tiefer Blick in die Augen und das übliche Gerede von Liebe und auf immer und ewig und sie wird wie Wachs in meinen Händen sein."
Suzey klappte den Fächer wieder auf und verbarg ihr Lächeln dahinter. "Ich vertraue voll und ganz auf dich, Bruder. Vater wird unsere Firma nicht mehr lange halten können. Im Vorstand kreisen schon Gerüchte um seine Eskapaden und ein fettes Minus in den Auftragszahlen lässt sich nicht mehr länger vertuschen. Wenn wir nicht irgendwo auf dem Land versauern wollen, müssen wir uns die Capsule Corps sichern. Der alte Briefs lebt ja nicht auf großem Fuß, wenn man von seinem Zoo und den Pflanzen absieht, das Geld, das er auf der Bank gebunkert hat, käme uns zwei gerade recht."
Safrano nickte zustimmend. Langsam schritt er um die festlich gedeckte Tafel herum und beugte sich mal über dieses, mal über jenes Kärtchen. Vor dem Kärtchen am Platz neben seiner Schwester stutzte er.
"Wer ist dieser Vegeta`?"
Suzey zuckte die Achseln. "Was ich erfahren habe, lebt er momentan im Hause der Briefs. Offenbar ein Lückenbüßer für diese Niete Yamchu, von der ich dir gestern erzählt habe. Wenn er vom gleichen Schlag ist, brauchst du dir keine Sorgen zu machen, ich werde ihm so gründlich auf den Zahn fühlen, dass Bulma am Ende des Abends gar nicht anders kann, als ihm den Laufpass zu geben."
Safrano lachte verhalten. "Auf deine spitze Zunge ist immer Verlass."
In diesem Moment ging die Seitentüre auf und ihr Vater führte die Gästeschar herein.
Safranos und Suzeys Interesse galt ausschließlich Prof. Briefs und seiner Begleitung. Sie stachen aus dem knallbunten Haufen heraus wie Flamingos in einer Rabenschar. Es war klar zu sehen, dass Prof. Briefs seinen schwarzen Anzug bestimmt schon 15 Jahre im Schrank hängen hatte und sich nicht sonderlich wohl darin fühlte. Und seine Frau .... Suzey musste eingestehen, dass Frau Briefs immerhin ein leuchtendes Blau trug, aber vom herrschenden Trend unmögliche Farben zu kombinieren war sie mit ihren Ton-in-Ton-Schuhen und dem weißen Seidenschal weit entfernt. Allerdings sah sie für ihre an die 50 Jahre immer noch jung genug aus, um als Schwester ihrer Tochter durchzugehen. Dabei war sich Suzey sicher, Frau Briefs Namen auf keiner Patientenliste eines renommierten Schönheitschirurgen zu finden. Flüchtig warf Suzey einen Blick auf die aufgedonnerte Rothaarige an der Seite ihres Vaters. War es nun seine sechste Frau oder seine siebte? Ihre Mutter verbrachte derzeit einen Erholungsurlaub an irgendeinem Palmenstrand in Begleitung eines knackigen jungen Masseurs, den sie aber nach drei verpfuschten Ehen sicher nicht so schnell heiraten würde.... Jedesmal wenn Suzey das Ehepaar Briefs sah, überkam sie ein brennendes Hassgefühl Bulma gegenüber gepaart mit giftigem Neid. Es durfte einfach nicht sein, dass soviel Geld und Erfolg wie Bulmas Vater besaß eine Ehe nicht kaputt machte... denn das würde bedeuten, dass ihre eigene kaputte Familie nicht einfach dem Mammon zum Opfer gefallen war .... Suzey zauberte ihr übliches, leeres, freundliches Lächeln auf ihr Gesicht und schüttelte alle Hände, die sich ihr zur Begrüßung entgegenstreckten. Endlich war Bulma selbst an der Reihe.
"Du siehst bezaubernd aus, Suzey", sagte Bulma höflich, obwohl sie das Kleid einfach grässlich fand.
Suzey nahm dieses Lob als angemessene Ehrerbietung vor ihrem unfehlbaren Geschmack und ließ ihrerseits den Blick abwertend über Bulmas türkisblaues Kleid schweifen. Es passte ideal zu ihren Haaren und Augen, und die winzigen Perlen am Halsausschnitt, sowie der lange Schlitz unter dem ein perlweiß bestrumpftes Bein hervorblitzte gaben dem schlichten Schnitt eine gewisse Eleganz. Jedoch war es völlig aus der Mode und die erhobene Augenbraue Suzeys sprach Bände. Doch Bulma störte das nicht. Sie hatte bei ihrem Einkaufsbummel entschieden, lieber ein veraltetes Modell zu kaufen, als die dämliche Mode mitzumachen.
"Ach ja, meinen Begleiter kennst du noch gar nicht. Das hier ist Vegeta." Bulma wies mit der Hand zu dem Typen mittleren Alters, dessen Haarstyling einfach zum Schreien war. Yamchu war wenigstens knackig und groß gewesen, jemand zum Anlehnen. Hatte Bulma auf einmal soviel Sehkraft eingebüßt, oder warum gab sie sich mit einem stämmigen Gnom mit Geheimratsecken ab? Auch seine Klamotten kamen anscheinend aus seines Großvaters Mottenkiste obwohl .... irgendwie schaffte es der Kurze in der Schwarzen Hose, dem weißen Hemd und der schwarzen Jacke (alle drei durchwirkt mit Silberfäden) eine gewisse Würde rüber zu bringen. Suzey konnte es sich nicht erklären, aber wie er sich bewegte, seine abweisende Ausstrahlung und etwas, das sie nicht benennen konnte, ließ die Härchen auf ihrem Handrücken zu Berge stehen. Eines war klar, dieses Essen würde sehr interessant werden...
Bulma war sehr froh, dass sie die Begrüßung Suzeys halbwegs zivilisiert hinter sich gebracht hatten ohne dass Vegeta, der seitdem sie von Zuhause weg gefahren waren, auf sie wie ein Pulverfass mit unbestimmt langer Lunte wirkte.
Die nächste Hürde wartete aber bereits in Gestalt eines blonden Adonis mit unglaublich blauen Augen und einem perfekt weißen Lächeln, der neben Suzey stand. "Ich hoffe, du erinnerst dich noch an meinen Bruder Safrano", bemerke Suzey so nebenbei. "Er ist immer noch Jungeselle und wird Anfang nächsten Monats die Entwicklungsabteilung in unserer Firma übernehmen. Er hat sich sehr darauf gefreut, dich wiederzusehen."
"Safrano?" In Bulmas Erinnerung war er ein hagerer kleiner Junge, ein Jahr jünger als sie, der ihr Frösche in den Picknickkorb gepackt und Schlamm in die Schuhe geschüttet hatte. Dieser Mann, der Models wie Filmstars blass aussehen ließ war jener Safrano?
Formvollendet ergriff er ihre Hand und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. "Es ist kaum zu glauben, wie wundervoll du aussiehst, Bulma", sagte er und das Timbre seiner geschulten Stimme hätte jeden Teenager in Ohnmacht fallen lassen. Doch Bulma war zu alt, um allein durch Äußerlichkeiten beeindruckt zu werden. Es kam ihr auch komisch vor, dass alle Paare beieinander saßen und nur sie neben Safrano und Vegeta neben Suzey (fast am anderen Ende der Tafel) plaziert worden waren. Was Safrano auch immer an eingeübten Schmeicheleien von sich gab, ging bei Bulma zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Zwar bedankte sie sich artig und gab ein paar zustimmende Worte von sich, ihre gesamte Aufmerksamkeit aber galt Vegeta und ob dieser sich wohl an ihre Lektionen des manierlichen Essens erinnerte.
Suzey blickte auf diesen sonderbaren, kleinen Mann herab (sie war gut einen Kopf größer wie er) und fragte sich, was sie an ihm so faszinierend fand. Alle ihre Bemerkungen bezüglich Wetter, Tagespolitik, Klatsch gingen irgendwie an ihm vorbei, er schien sie komplett zu ignorieren und wie er sich auf sein Essen konzentrierte, konnte es fast scheinen, als hätte er seit Wochen nicht mehr anständig gespeist. Vielleicht hielt Bulma ihn knapp, damit er nicht zu fett wurde. Seine Arme hatten jedenfalls mehr Umfang als bei seiner Größe ratsam war. Bulma war wirklich arm dran, erst opferte sie ihre ganze Jugend diesem Nichtsnutz Yamchu, um ihn dann gegen diesen verfetteten Gnom einzutauschen.
"Woher kommen Sie denn, Vegeta-san?", fragte sie gerade heraus zwischen Suppe und Fischgang.
"Von Vegeta", war die knappe Antwort.
"Vegeta?", Suzey überlegte, aber sie konnte sich an kein Land dieses Namens erinnern. "Wo liegt denn das?"
Er nannte ein paar Zahlen, die wohl irgendwelche Koordinaten waren. Da Geographie und Astronomie kaum Stoff für Partygeplauder boten, war Suzey Wissen nur mäßig und sie kam zu dem Schluss, dass "Vegeta", wahrscheinlich irgend so ein Hinterwäldlerkaff in der Bergen sein musste, wo sich jedes Nest mit mehr als drei Hütten für ein eigenes Land hielt.
Als Vegeta dann noch erwähnte, dass "Vegeta" von Freezer zerstört worden war, klang es für Suzey ganz logisch, denn dass als Folge von Kälteeinbrüchen, Lawinen und Eisstürze ganze Dörfer platt machten, waren nichts Ungewöhnliches. Also ein Hinterwäldler ohne jede Bildung, genau wie Yamchu. Innerlich lachte sie über Bulmas Dummheit, sich mit solchen Hohlköpfen einzulassen. Zu Vegeta gewandt machte sie jedoch ein freundliches, ja mitleidiges Gesicht. "Das ist ja schrecklich. Und jetzt sind sie bei der lieben Bulma untergekommen, wie ich gehört habe. Nicht alle mittellosen Asylanten haben so ein Glück."
Vegeta ließ die Fischgabel sinken und zum ersten Mal seit er sich neben diese Frau gesetzt hatte, nahm er sie wirklich wahr. Ihre giftgrün gefärbten Haare bissen sich mit dem schalen Blau ihrer Augen, das ein wenig an Rotkehlcheneier erinnerte. Ihr Gesicht war perfekt modelliert, die kaum sichtbaren Narben der kosmetischen Korrekturen entgingen seinen geübten Augen nicht. Sie roch wie ein ganzes Beet exotischer Blüten, und er war dankbar, dass sein Magen so einiges gewöhnt war, sonst wäre ihm dank seiner geschärften Saiyan-Sinne schlecht davon geworden.
Ihre Ausstrahlung war hingegen eine andere Sache. Vegeta spürte die durch die Tünche der Zivilisation verdeckten Gefühle von Hass und Abscheu, nicht nur Bulma, sondern auch der ganzen anwesenden Gesellschaft und vor allem sich selbst gegenüber. Diese Frau war einerseits kalt und leer, andererseits ein ganzes Panoptikum von Komplexen und widerstreitenden Gefühlen. Er schüttelte den Kopf. Menschen. Es war wirklich klüger sich nicht zu sehr mit ihnen einzulassen, sonst färbten am Ende ihre chaotischen, kranken Persönlichkeiten noch auf seinen überlegenen Saiyan-charakter ab. Bei diesem Gedanken warf er einen raschen Blick in die Richtung, wo Bulma mit diesem blonden Schönling saß. Sie schien sich gut zu unterhalten, jedenfalls nickte und lächelte sie zu den gestenreichen Kommentaren ihres Sitznachbarn.
"Ach ... Vegeta-san", sagte die Frau neben ihm und tippe auf seine Schulter. "Ist es bei ihnen üblich, das Besteck zu zerdrücken, während man isst?"
Vegeta zuckte zusammen und sah schuldbewusst auf die Fischgabel, deren Griff er unbewusst zusammen gedrückt hatte.
Bulma musste die Bemerkung gehört haben, denn ihr Blick wanderte sofort zu ihm und er beeilte sich, den restlichen Fisch zu verschlingen, um die Gabel so rasch wie möglich loszuwerden.
Bulma hatte tatsächlich die Bemerkung mit der Fischgabel gehört und ihr brach der kalte Schweiß aus. Vegeta würde doch nicht wegen Suzeys dummer Bemerkung mit dem Asylanten in die Luft gehen, oder?
"Dein Freund hat wohl etwas Probleme mit seiner Selbstkontrolle", bemerkte Safrano leicht mitleidig. Bulma sah ihn scharf an. "Du hast ja keine Ahnung, wieviel Selbstkontrolle Vegeta hat...", dachte sie still bei sich, tat aber so, als hätte sie die Bemerkung nicht gehört und widmete sich schweigend ihrem Fisch.
Der dritte Gang verlief ohne Zwischenfälle. Vegeta hörte gar nicht mehr auf Suzeys Geplauder und nahm sich zusammen, sodass dieses Mal Teller und Besteck heil blieb.
Während sie auf das Steak warteten, holte Suzey zum nächsten Seitenhieb aus. "Was für einen Beruf üben Sie eigentlich aus, Vegeta-san? Sind sie Bauer oder Fischer...?"
Vegeta runzelte die Stirn. Versuchte diese Frau, ihn zu beleidigen? "Ich brauche keinen Beruf, ich bin ein Prinz und der stärkste Kämpfer der Welt und des Universums."
Ohhh... der Gnom litt aber gewaltig an Selbstüberschätzung. In einem Kaff mit drei Häusern war man schnell ein Prinz von gar nichts. Was die Stärke anbelangte, nun, Silberbesteck war weicher und biegsamer als Stahl, daher hätte wohl auch Yamchu oder irgendein anderer hirnloser Muskelprotz das Teil zerdrücken können.
Trotzdem tat sie so, als wäre sie beeindruckt. "Was Sie nicht sagen, Vegeta-san. Dann hat Bulma in Ihnen also einen treuen Wachhund und Leibwächter. Oder bezahlen sie auf andere Art und Weise", dabei senkte sie vielsagend ihre Stimme, während ihr Blick noch vielsagender über seinen Körper wanderte, "für Kost und Logis?"
Der Unterton in ihrer Stimme trieb Vegeta die Röte ins Gesicht, vor allem weil er sich an die beiden Küsse erinnerte und sich vorstellte, was da noch hätte passieren können....
Für Suzey war in sein Erröten ein Zeichen von Scham und Verlegenheit und sie gratulierte sich stumm, den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Dann kam das Steak und jede Unterhaltung erwies sich als unmöglich. Sie beschloss, dem armen Idioten beim Tanz nach der Vorstellung der Erfindungen den Rest zu geben.
Bulma ihrerseits hatte sich angestrengt, um von der Unterhaltung zwischen Vegeta und Suzey so viel als möglich zu erhaschen. Ihr war auch die letzte Bemerkung nicht entgangen und als Vegeta rot geworden war, war auch ihr das Blut in die Wangen gestiegen, was Safrano, der nicht wusste, dass sein ganzes Gerede an ihr vorbei ging als Reaktion auf seine heißen Komplimente auffasste und beschloss, sie beim Tanz endgültig zu erobern.
Die Vorstellung der Nonsenserfindungen verlief so wie jedes Jahr. Die gealterten Erfinder traten nach der Reihe aufs Podest und stellten ihre Erfindungen vor. Da gab es eine singende Klobrille, eine Matratze mit eingebautem Rückenkratzer und Ähnliches. Suzeys Vater war der vorletzte (die Reihenfolge hatte man per Los bestimmt). Er rief zwei Frauen aus dem Publikum zu sich und legte beiden je ein Armband um, auf dem ein rundes Gehäuse, nur wenig größer wie eine etwas klobige Armbanduhr saß. Daran nahm er ein paar Einstellungen vor und forderte sie dann auf, das kristallne Mittelstück der "Exchanger", wie die Teile hießen, aufeinander zu pressen. Das taten die Frauen auch mit viel Gekicher und siehe da, auf einmal waren ihre Haarfarben vertauscht. Ein erneutes Berühren der beiden Kristalle machte den Tausch rückgängig. Der Applaus war zum ersten Mal an diesem Abend wirklich enthusiastisch.
"Na, was hältst du von meiner Erfindung?", fragte Safrano Bulma, welche ebenfalls mitgeklatscht hatte.
"Deine Erfindung? Ich dachte, dein Vater ...", wunderte sich Bulma.
"Der?", Safrano machte eine wegwerfende Handbewegung. "Der taugt nur noch dafür, das Geld der Firma bei Pferdewetten zu verspielen oder einem hohlköpfigen Rotschopf nach dem anderen in den Ausschnitt zu stopfen, ehe er sie ehelicht", ging Safrano mit seinem Vater hart ins Gericht.
Bulma bemerkte, dass er bereits viermal sein Glas hatte nachschenken lassen und schrieb seine ungewöhnliche Offenheit dem Alkohol zu. "Ich würde liebend gern deine außergewöhnliche Erfindung ein wenig genauer studieren", sagte sie und seufzte dabei theatralisch, damit er auch mitbekam, wie toll sie ihn und den Exchanger fand. Es wirkte. Von seiner eigenen Großartigkeit geblendet, fischte Safrano ein weiteres Paar Exchanger aus seiner Jackentasche. "Ersatzexemplare falls die ersten versagen", erklärte er redselig. "Nimm sie als Geschenk an, meine teure Bulma."
"Ich werde sie als Leihgabe ansehen", versuchte sie seinen Enthusiasmus zu dämpfen. "Du kriegst sie zurück, sobald sich sie ein wenig studiert habe, Ehrenwort."
Doch davon wollte Safrano nichts wissen.
Als das Licht im Saal ausging, wusste Bulma, dass nun ihr Vater an der Reihe war, seine Erfindung vorzuführen. Im Schein einer einzelnen Lampe, die auf ihn gerichtet war, zog er den Gürtel an, an dem sie den Aurengenerator befestigt hatten. Die Einstellung hatte Bulma extra auf der Fahrt nochmals überprüft und als ihr Vater auf den Knopf drückte, erschien tatsächlich ein blauer Schein um ihn herum. Im Saal machte sich andächtiges Staunen breit. Dann drehte er den Regler nach links und kleine Blitze kamen hinzu. Nach rechts gedreht gab es zusätzlich Funken und ganz nach unten gedreht wurden aus den Aurastrahlen Flammen. Zufrieden registrierte Bulma die offenen Münder von Vaters Kollegen. Doch mit einem Mal erlosch das blaue Licht. Bulma unterdrücke einen Fluch und entschuldigte sich hastig bei ihrem Nachbarn, ehe sie eine Nagelfeile und eine kleine Schere aus ihrem Abendtäschchen zog und ihrem Vater zu Hilfe eilte, der den Generator bereits aufgeklappt hatte.
"Ich habe mir schon gedacht, dass diese Schaltung Zicken machen wird", sagte sie dabei laut genug, dass es alle hörten. "Du bist einfach etwas zu großzügig bei der Planung gewesen, Paps." Dann begann sie mit der Nagelfeile und der Schere an dem Gerät herumzuhantieren. "Halt ja still, oder dein schöner Anzug hat ausgedient." Die versammelten Erfinder lachten teils aus Schadenfreude, teils aus Mitleid, denn ein jeder von ihnen wusste nur zu gut, was es hieß, dem Vorführeffekt zum Opfer zu fallen.
"Typisch Bulma", schnaubte Suzey verächtlich. "Selbst wenn das ein Raumschiff wäre, würde sie es mit ihrem lächerlichen Ersatzwerkzeug reparieren, egal wie lächerlich sie sich dabei macht."
Einen Atemzug später klappte Bulma den Deckel wieder auf den Generator, drückte auf den Knopf und die Aura leuchtete wieder auf.
"Und am schlimmsten ist, dass sie wieder als die große Heldin dasteht", knirschte sie halblaut, aber Vegeta hörte schon gar nicht mehr hin. Bulmas Talent, alles und jedes in Gang zu bringen, umzubauen und zu konstruieren war wirklich beachtlich.
Die Erfindung ihres Vaters erhielt dieses Mal auch wieder den ersten Platz, wobei Prof. Briefs bei seiner Dankesrede deutlich drauf hinwies, dass ihm der Exchanger besser gefallen hätte, als sein eigenes Projekt. Suzeys Vater machte gute Miene dazu und sprach lauthals von der Bescheidenheit als höchste Zier eines Wissenschaftlers. Dann gab er ein Signal und die Tafel war aufgehoben. Flinke Diener trugen das ganze Geschirr ab, man erhob sich und wurde in den Nebensaal geführt wo eine Kapelle bereits den ersten von vielen Walzern anstimmte. Prof. Briefs und seine Frau schwangen als erste das Tanzbein, Suzeys Vater folgte mit seiner jungen Gattin und bald war die Fläche voll von Paaren.
Vegeta gestattete sich einen tiefen Seufzer. Ein Tanz müsste reichen, dann hätte er seine Pflicht erfüllt und könnte sich nach Hause verdrücken. Doch ehe er dazu kam, sich durch die Menge zu Bulma zu wühlen, sorgsam darauf achtend, niemandem aus Versehen die Rippen zu brechen, schnitt im Suzey den Weg ab und zog ihn auf die Tanzfläche. Hier würde der Bauerntrampel den Gnadenstoß erhalten, hatte sie sich vorgenommen.
Bulma sah die beiden vorbeitanzen und erstarrte. Wie kam Vegeta dazu, statt ihrer diese Zicke von Suzey aufzufordern. Bestimmt wollte er sie damit ärgern, aber das würde ihm nicht gelingen. Als Safrano um den Tanz bat, willigte Bulma sogleich ein. Safrano war ein geübter Tänzer und sie hätte den Tanz sicher genossen, wenn sie nicht damit beschäftigt gewesen wäre, ständig ein Auge auf Vegeta zu haben. Dieser ärgerte sich, dass er durch Suzey aufgehalten wurde, doch da er ständig Bulmas Blicke im Rücken spürte (Warum konnte sie nicht einfach darauf warten, dass er sie holte? Warum musste sie sich an diesen blonden, beschwipsten Deppen halten?) , gab er sich die Mühe, jeden Schritt und jede Drehung möglichst perfekt auszuführen.
Suzey musste sich eingestehen, dass ihr Plan, den Bauerntrampel hier als solchen bloßzustellen nicht funktionierte. Dieser Vegeta hatte einen etwas harten Griff und tanzte für ihren Geschmack ein wenig zu sehr auf Distanz aber seine Schritte zögerten kein einziges Mal und er fand immer einen freien Flecken auf der ziemlich vollen Tanzfläche.
Irgendwie konnte Safrano den Tanz nicht genießen. Bulma starrte dauernd zu diesem Vegeta hinüber. Was fand sie and diesem Gnom so anziehend? Kopfschüttelnd lenkte Safrano seine Schritte zur offenen Terrassentür. "Heute ist es ein so schöner Abend und ich habe dich lange nicht gesehen, Bulma. Wollen wir ein bisschen hinaus gehen?", fragte er, als die Musik exakt in dem Moment stoppte, als sie vor der offenen Glastüre angelangt waren. Bulma war dies nicht so recht, denn sie wollte Vegeta nicht aus den Augen verlieren, andererseits hatte Safrano ihr bereitwillig seine neue Erfindung überlassen und das mindeste war, ihm im Gegenzug diesen kleinen Gefallen zu tun. Durch die frische Nachtluft regten sich Safranos Geister wieder und er entsann sich seines Planes, Bulma für sich einzunehmen. Er sah hoch zum Himmel, ja Mond und Sterne und nur wenig Wolken waren zu sehen, ideal für ein wenig schmalziges Gerede von der Schönheit ihrer Augen.
Doch ehe er dazu ansetzen konnte, trat Vegeta auf die Terrasse und kam auf Bulma zu. "Wir müssen noch tanzen", sagte er barsch.
"So spricht man nicht mit einer Dame", Safrano wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, seine Vorzüge gegenüber diesem kurzbeinigen Landei herauszustreichen. "Aber das kann ein mittelloser Parasit wie du nicht wissen", er fuhr sich durch seine blonde Mähne. "Wäre echt mal an der Zeit, dass du dein nutzloses Dasein in Bulmas Haushalt aufgibst, und wie ein Mann für sich selber sorgst."
Bulma sah, wie Vegetas Zornader anschwoll. Doch, und da erstaunte er sie echt, er schaffte es, diese Beleidigung einfach zu ignorieren. "Wir sollten wirklich tanzen, Bulma. Komm endlich, der nächste Walzer fängt gleich an."
Bulma nickte. Sie ahnte, dass er es rasch hinter sich bringen wollte, aber nach dem netten, langweiligen Tanz mit Safrano sehnte sie sich nach dem Gefühl, dass sie beim Probetanz mit Vegeta gehabt hatte. Ehe Safrano noch eine weitere Beleidigung vom Stapel lassen konnte, nahm sie Vegetas Hand und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen.
"Sie passen doch gut zusammen", sagte Suzey bitter und reichte ihrem Bruder einen weiteren Drink. "Beide sind sie Versager."
Gerade in diesem Moment tanzten Bulma und Vegeta an der Terrasse vorbei und konnten gerade noch Suzeys Bemerkung aufschnappen.
Vegeta holte tief Atem, Bulma spürte, wie sein Griff um ihre Taille fester wurde und sein Gesicht vor unterdrückter Wut erblasste. Sie kannte Vegeta lange genug, um zu ermessen, wie sehr ihn die Worte Suzeys gekränkt hatten und welcher Anstrengung es bedurfte, diesem ehrlichen Zorn nicht Luft zu machen.
Sie tanzten weiter und Bulma spürte, wie es in Vegeta mehr und mehr kochte. Er würde sich wieder in irgendein verrücktes Training stürzen um die aufgestaute Wut loszuwerden, das sah sie kommen. Vielleicht wieder so eine dumme Idee wie mit dem Schneesturm? Was wenn er sich wieder überschätzte und aus Dummheit in Gefahr geriet?
Es musste etwas geschehen. Und zwar rasch.
Sie beugte sich vor und flüstere Vegeta die Bitte ins Ohr, in die Nähe ihrer Eltern zu tanzen. Mit erstarrter Miene folgte er ihrer Bitte.
"Paps, Mama, ich denke, wir sollten dieses Mal früher gehen", schlug sie den beiden vor.
Ihre Mutter sah zwar ein wenig enttäuscht drein, doch nach einem raschen Blick auf Vegeta nickte sie. "Ist gut, Liebling. Wir holen nur noch rasch die Urkunde für deinen Vater." Damit tanzte das Ehepaar Briefs in Richtung Speisesaal, während Bulma Vegeta durch eine weitere geflüsterte Bitte zurück zur Terrasse führte. Der Walzer war gerade wieder zu Ende. Sie konnten Suzey und Safrano im Schatten eines Zierstrauches stehen sehen. Die beiden drehten ihnen den Rücken zu und Suzey wetzte gerade wieder ihre scharfe Zunge: "Bulma hat bis heute immer noch keinen Ehemann, sie wird noch als alte Jungfer enden und dieser Vegeta glaubt tatsächlich, er sei ein Prinz. Wie sie diesen nutzlosen Idioten einem blendend aussehnend Genie wie dir vorziehen kann, ist mir echt ein Rätsel." Dann lachte sie spöttisch. "Sie hat offenbar einen Hang zu wertlosem Plunder."
Da platzte Bulma der Kragen. Ehe Suzey wusste, wie ihr geschah, stand Bulma vor ihr und gab ihr eine Ohrfeige, die man bis in den Saal knallen hörte. "Du kannst von mir aus über mich lästern soviel du willst", zischte Bulma bebend vor Wut. "Aber noch ein Wort gegen Vegeta und ich reiße dir jedes deiner gefärbten Haare einzeln aus!"
Suzey hielt sich die brennende Wange und starrte fassungslos auf die vor Wut bebende Bulma. Doch die war noch nicht mit ihr fertig.
"Vegeta ist ein echter Prinz der Saiyan und in seinem kleinen Finger steckt mehr Charakter, mehr Stolz und mehr Kraft als in zehn, was rede ich, als in hundert von deiner Sorte."
Dann fasste sie den verdutzen Vegeta an der Hand. "Komm, wir gehen. Hier stinkt jemand geradezu vor Falschheit und davon wird mir übel."
Vegeta ließ sich von ihr hinaus auf den Flur ziehen, wo schon die Eltern warteten. Frau Briefs hatte Bulmas Täschchen und ihre Mäntel geholt.
Auf der ganzen Heimfahrt brütete Bulma schweigend vor sich hin. Warum hatte sie diesen Saiyan eigentlich verteidigt? Ein flüchtiger Blick auf Vegeta, ihre Augen trafen sich und Bulma schaute rasch wieder weg. Eigentlich hatte Suzey Dinge ausgesprochen, die sie selbst auch ab und zu über Vegeta gedacht hatte. Aber nur wenn er sie wütend gemacht hatte, fügte sie in Gedanken hinzu.
Vegeta schaute aus dem Seitenfenster, aber die bunten Leuchtreklamen sah er nicht wirklich. Bulmas Gesicht spiegelte sich in dem Glas, und er ließ sie nicht aus den Augen. Noch nie hatte jemand für ihn derart vehement Partei ergriffen, ihn so leidenschaftlich verteidigt... In seinem Herzen erwachte ein warmes Gefühl, das er nie zuvor gekannt hatte und das machte ihm Angst. Es fühlte sich verdammt wie eine Schwäche an und er wollte nicht schwach sein, sich vor nichts fürchten. Außerdem war das ganze Dilemma heute Abend Bulmas Schuld gewesen. Genau! Hätte sie ihm nicht die Hände gebunden durch dieses dumme Versprechen, wäre dieser blonde Lackaffe nur auf der Trage aus dem Saal gekommen, wenn überhaupt ....
Ein Prinz der Saiyan bedurfte keiner Schützenhilfe einer Erdlingsfrau. Sie war keine Saiyankriegerin, nein, das war sie sicher nicht. Und sie war schwach und lästig und bestimmend. Warum also stimmte ihn der Gedanke an seine bevorstehende einsame Zeit im Weltall ihn nicht mehr so euphorisch? Das einzig Gute an Bulma war doch ihr Talent für Technik und ihr Genie. Das brachte ihn auf eine Idee, jetzt wusste er, wie er sich für den heutigen Abend bei ihr revanchieren konnte. Hätte Bulma das siegessichere, schadenfrohe Lächeln gesehen, hätten all ihre inneren Alarmglocken geklingelt.
Doch sie starrte immer noch grübelnd auf ihre Finger herab und das Schicksal nahm seinen Lauf....
Ende von Teil 4