Dragon Ball/Z/GT Fan Fiction ❯ Schattenseele ❯ Der Kuss der Dunkelheit ( Chapter 3 )

[ Y - Young Adult: Not suitable for readers under 16 ]

Puuh, diesmal hab ich mich zusammengerissen, und etwas weniger innere Handlung reingepackt. Was noch... hmm... es wird ein bisschen lustig und etwas FanService für die Fans von Trunks und Goten ist auch dabei. Vielleicht baue ich das noch aus. Oh, romantisch und sehr düster wird es auch, denke ich... Armer Veggie-chan... Hmmm... das Lemon kommt bis jetzt etwas kurz, oder? Na, das wird sich in Einem der allernächsten Kapitel ändern! Schreibt mir Kommentare, wie ihr möchtet, dass es weitergeht, ich versuche, es dann zu berücksichtigen :o))

DarkSerapha

Schattenseele Teil 3

"Der Kuss der Dunkelheit"

Vegeta erwachte. Er spürte die Präsenz Kakarotts nicht mehr in der Nähe. Seine Ki-Signatur hatte sich entfernt, und Vegeta registrierte befriedigt, dass er offenbar nach Hause gegangen war. "Aber wieso zum Teufel bin ich überhaupt eingeschlafen?", schoss es ihm durch den Kopf. Es war äußerst merkwürdig, aber in Kakarotts Nähe schien seine sonstige Wachsamkeit eingelullt. Der Kerl beherrscht doch nicht etwa die Ki-Hypnose, oder? Nein, unmöglich, eine so fortgeschrittene Technik konnte kein Unterklasse-Krieger beherrschen, schon gar kein so untrainierter Telepath wie der auf der Erde aufgewachsene Saiyajin. Trotzdem wäre Vegeta diese Erklärung lieber gewesen als jede andere, die nämlich implizierte, dass er dem Jüngeren... vielleicht... vertraute... Er durfte niemandem vertrauen, auf gar keinen Fall! Vertrauen wurde immer gebrochen und verraten, Vertrauen war Schwäche!

Vegeta fühlte sich seltsam, so als seien in letzter Zeit einige Dinge passiert, an die er sich eigentlich erinnern sollte... Er hatte ein seltsames Gefühl auf den Lippen und eine Stelle auf dem Kopfkissen war nass, so als hätte er im Schlaf geweint. Oh, bitte nicht! Wenigstens nicht vor IHM!

Vegeta schauderte und spürte, wie ihn die vertraute Dunkelheit, die er schon seit so langer Zeit spürte, zu übermannen drohte. Wenn er in diese Dunkelheit verfiel, konnte er sich hinterher nicht mehr daran erinnern, was er getan hatte, und er fühlte sich furchtbar ausgelaugt... Ihm schien, als würden darin unbekannte Wesen lauern, die ihn mit höhnischen Augen beobachteten, als schleiche immer ein Schatten um sein Bewusstsein, auf der Suche nach Einlass, und als habe dieser Schatten eine zischelnde Stimme, mit der er sich unentwegt über ihn lustig machte. Einmal war die Dunkelheit über ihn gekommen, als er mit Trunks einen Übungskampf absolviert hatte... Er war wieder zu sich gekommen, als sie den Übungsplatz verließen, und Trunks hatte ihn so merkwürdig angesehen, und er war verletzt gewesen, schwerer verletzt als sonst... Vegeta hatte damals nicht darüber nachdenken wollen - was ist wenn ich... meinen Sohn... versehentlich... - und wollte es auch jetzt nicht.

Vegeta hört unten im Haus eine Tür gehen und wusste, dass Trunks zurück gekehrt war. Bulmas Eltern waren auf einer dreiwöchigen Kur am Meer und würden nicht vor übermorgen zurück sein. Vegeta fühlte sich noch immer zerschlagen. Missmutig beschloss, er zunächst duschen zu gehen, und nach seinen Verletzungen zu sehen.

Noch dampfend vom heißen Wasser betrachtete er sich selbst im Spiegel. Er hatte ungewöhnlich lange geduscht, weil er sich schmutzig gefühlt hatte, auf eine Art, die sich nicht so leicht abwaschen ließ. Merkwürdiges Gefühl. Selbstverständlich rief dies keine Erinnerungen wach an die stundenlangen Bäder eines Kindes, das versuchte, sich etwas aus den zahlreichen Krallenspuren zu waschen, die seinen Körper bedeckten, was einfach nicht abgehen wollte.

Nein, nicht die Spur von solchen Erinnerungen... oder? Sicher. Alles in Ordnung. Selbstsicher sah Vegeta sich im Spiegel stehen, die Arme vor der muskulösen Brust verschränkt, die meisten oberflächlichen Wunden bereits geschlossen und am verheilen.

Vegeta wäre nie auf die Idee gekommen, seinem Spiegelbild zuzulächeln. So sehr er seinen Körper auch trainierte und pflegte, so entsprach dies nicht einem Tun aus Eitelkeit. Vielmehr behandelte er seinen Körper wie man ein wertvolles Schwert behandeln würde, immer frisch geschärft und sorgsam poliert. Vegetas Körper war seine Waffe, die letzte Barriere, das, worauf er sich letztendlich als einziges verlassen konnte. Sein Körper würde ihm nicht den Dienst versagen. Und doch... immer wenn er gegen Kakarott kämpfte, verweigerte ihm sein Körper den Gehorsam. Heute auch wieder - er war verdammt noch mal ohnmächtig geworden, wie ein Knabe beim ersten Blutritual! Immer passierte ihm das bei Kakarott. Vielleicht war das der Grund, weshalb er so verbissen gegen ihn kämpfte, weil es auch ein Kampf gegen sich selbst war.

Nur mit einer losen Trainingshose bekleidet ging Vegeta hinüber in die heimelige Küche des weitläufigen Komplexes von Räumen, aus dem die Capsule-Corporation bestand.

Trunks war nirgendwo zu sehen. Vegeta hätte fast geseufzt. Er dachte, dass er die Sache mit dem Jungen irgendwie regeln musste. Es war... unbequem, wenn sie Streit miteinander hatten.

Kurz vor dem entscheidenden Kampf mit Boo versuchte Vegeta, sich zu sammeln und alle Energie zu konzentrieren. Er wusste, dass er sich höchstwahrscheinlich opfern würde, dass er diesen Kampf nicht überleben konnte und auch nicht wollte. Merkwürdigerweise hatte er seinen Frieden mit der Welt gemacht, die er zu retten hoffte, und wartete nun darauf, dass der Dämon den von ihm bestimmten Kampfplatz erreichen würde, als plötzlich eine helle Stimme seinen Namen rief. Gleich darauf sah er seinen Sohn, ein Kind von noch kaum 8 Jahren, auf sich zulaufen, im Schlepptau wie immer seinen besten Freund Son-Goten, Kakarotts jüngeren Sohn. Bevor Vegeta die Überraschung verdaut hatte - wo kam Trunks denn jetzt her? Er hatte ihn in Sicherheit bei seiner Mutter gewähnt! - klammerte sich der Junge auch schon mit all der Kraft eines Kindes, das fürchtet, den Vater zu verlieren, an Vegeta fest. Stirnrunzelnd blickte Vegeta auf das lavendelfarbene Haar, seinem so unähnlich, hinunter, und er spürte, dass der Junge ganz leicht zitterte. Vegeta konnte sich nicht entsinnen, etwas derartiges je bei seinem Vater, König Vejiita, versucht zu haben. Er hatte das Kind wohl doch ein wenig verwöhnt... Vegeta spürte, dass Boo jeden Augenblick eintreffen konnte, und Angst - wirkliche, echte Angst! - durchflutete ihn, als er daran dachte, dass der Dämon seinem Sohn etwas antun würde, wenn er ihn hier vorfand. Hektisch dachte er nach, während Trunks zu seinem Vater aufblickte, ein vertrauendes Lächeln auf dem Gesicht, als ob er sagen wollte: "Solange ich bei meinem Vater bin, kann mir niemand etwas - mein Vater ist der Stärkste auf der Welt!" Dieser Blick rührte Vegeta zutiefst. Er wollte seinem Sohn noch soviel sagen, aber die Zeit verstrich unaufhaltsam. Er würde ihn vielleicht niemals wieder sehen. Vegeta kniete sich hin, und nahm seinen Sohn bei den Schultern: "Trunks... vergiss niemals, dass ich dein Vater bin, dass wir beide Saiyajin sind, Abkömmlinge der besten Krieger des Weltalls und dass ich stolz auf dich bin. Pass gut auf deine Mutter auf. Ich li... umm... werde stark, mein Sohn." Er sah das aufkeimende Verstehen auf dem kindlichen Gesicht, das Entsetzen und die Trauer, die in den flehenden Augen aufblühten, und bevor er es sich anders überlegen konnte, versetzte er seinem Sohn, so vorsichtig er nur konnte, einen Schlag gegen die Schläfe. Trunks klappte vorne über, fiel in sich zusammen und lag reglos zu seinen Füßen. Vegetas Herz verkrampfte sich einen Moment lang - aber es war besser so. Goten fing an, zu weinen und zu schreien, dass er Trunks nicht weh tun dürfe, und Vegeta brachte ihn zum Schweigen, indem er ihm einen Hieb in den Magen versetzte. Eingedenk dessen, dass Goten Kakarotts Sohn war, bemühte er sich, dem Kind nicht mehr wehzutun, als unbedingt nötig. Dann winkte er Piccolo, der die ganze Szene von Ferne beobachtet hatte. Dessen fremdartige Augen ruhten mit einem undeutbaren Ausdruck auf Vegeta, dann nickte er einmal zum Zeichen des Verstehens, packte die beiden Kleinen, legte sie sich über die Schultern und flog davon, ohne sich umzusehen oder ein Wort zu sprechen. Bewusstlos wurde Trunks davon getragen, und er sah nicht, wie hinter ihm sein Vater starb.

Vegeta beendete sein kleines Abendessen, dass aus 6 Portionen Curry, 5 Portionen Ramen und allerlei Kleinkram bestanden hatte, und lehnte sich zurück. Der Tag hinterließ einen schlechten Nachgeschmack bei ihm, je länger er darüber nachdachte. Irgendetwas war geschehen, während er weggetreten gewesen war, das spürte er einfach. Er würde morgen mal bei Kakarott vorbeischauen und ihm die Wahrheit aus der Nase ziehen müssen. Die Ungewissheit nagte an Vegetas Selbstbewusstsein. Er fühlte sich äußert unwohl, wenn er nicht der Herr der Situation war.

Bereits seit einer ganzen Weile hatte er die Ki-Signatur von Trunks gespürt, der im Türrahmen lehnte, und ihn unter den langen lavendelfarbenen Haaren, die in sein Gesicht hingen, hervor beobachtete. Vegeta geruhte, die Anwesenheit seines Sohnes zur Kenntnis zu nehmen und dieser betrat die Küche. Er ging sofort zum Kühlschrank und verschwand fast bis zur Hüfte darin auf der Suche nach etwas Geeignetem zum Abendessen. Trunks hatte wie alle Mensch-Saiyajin-Mischlinge einen guten Teil des Appetits seines Vaters geerbt, wenn er auch nicht so schwer satt zu kriegen war wie dieser. Vegeta schaute ihm mit verschränkten Armen zu, wie er ein riesiges belegtes Baguette und einen weiteren Topf Ramen zum Tisch balancierte und mit Heißhunger zu essen begann. Beide sprachen kein Wort miteinander.

Vegeta fiel die Müdigkeit im Gesicht seines Sohnes auf und der harte Zug um den Mund, der ihm nie zuvor so deutlich erschienen war. "Wann ist er so verbittert?", dachte er. Nach Bulmas Tod? Oder schon vorher? Nach dem Tod seiner Mutter hatte sich ihr Verhältnis definitiv verschlechtert. Vegetas Gedanken stockten, als er aufsah und den Blick seines Sohnes auf sich fixiert fand, mit einer Leidenschaft, die sowohl Hass als auch Liebe in sich tragen mochte. Trunks Augen blickten so hungrig, und das lag nicht daran, dass das Baguette und der Ramen seinen Appetit nicht befriedigt hatten. "Was ist bloß los mit dir? Erst dieser Streit mit Trunks und jetzt das. Du bist so kalt zu ihm, Vegeta..." Vegeta wusste, dass sein Sohn etwas brauchte, was er ihm nicht geben, nicht zeigen konnte. Verständnis. Anteilnahme. Liebe. Über das Kampftraining hinaus hatte er nie am Leben des Jungen Teil gehabt, hatte immer alles Bulma überlassen. Und als sie starb, hatte er zwar die Sorge für Trunks übernommen, aber es nie verstanden, mit seinem Sohn über das Geschehene zu sprechen oder seine Gefühle zu teilen. Vegeta war dies alles nicht unbekannt, um genau zu sein, sah er es nur allzu deutlich, war aber trotzdem nicht in der Lage, jene undurchdringliche Mauer, in Jahrzehnten aufgebaut, zu überwinden und auf seinen Sohn zuzugehen. Nicht einmal für Trunks konnte er seine Kälte, seinen wirksamsten Schutz, aufgeben. Über die Jahre hatte Vegeta seinen Sohn an dieser Haltung verzweifeln sehen und er meinte mit Bestimmtheit zu wissen, dass aus der einstigen Liebe und Bewunderung, die Trunks ihm entgegengebracht haben mochte, inzwischen nur noch Enttäuschung und vielleicht sogar Hass geworden war.

Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie das Leben seines Sohnes verlief und er fragte auch nicht. Trunks war fast erwachsen, und bereits seit langem in allem, was über das Lebensnotwendige und den Kampf hinaus ging, auf sich alleine gestellt. Vegeta kam daran nichts komisch vor, entstammte er doch schließlich einem Volk, das bereits Kinder auf fremde Planeten schickte, um sie dort alleine zu recht kommen zu lassen und ihre Mission - üblicherweise den Planeten zu entvölkern - zu erfüllen. Er hätte sich vielleicht nie Gedanken darüber gemacht, wäre er nicht auf diesem seltsamen Planeten namens Erde gelandet, wo die Eltern ihre Kinder noch begluckten, wenn diese schon lange erwachsen waren und wo Liebe und gegenseitige Zuneigung zur Grundlage einer Erziehung gehörten. Er hatte gesehen, wie Bulma mit ihrem Sohn umging und er hatte gesehen, wie Kakarott und Kuririn und später SonGohan es mit ihren Kindern taten. Es war nicht ohne Eindruck auf ihn geblieben. Auch wenn er viele Rituale und Gefühlsduseleien für absolut überflüssig hielt, hatte er sich doch dabei ertappt, wie er wünschte, etwas davon selbst als Kind gespürt zu haben - so mit seinem Vater geredet haben zu können oder einmal getröstet worden zu sein. Diese Anwandlungen waren kurz und wurden, wenn er sich ihrer bewusst wurde, sofort unterdrückt, aber dennoch... Es hatte gereicht, um ihn nun erkennen zu lassen, wie schlecht es um seine Beziehung zu Trunks stand. Und um ihm, tief drinnen, von Zeit zu Zeit einen Stich des Bedauerns zu versetzen. Unvermittelt fragte er:

"Wie war die Veranstaltung?"

"Was?!?" Trunks sah ihn völlig entgeistert an und auch dieses ungläubige Erstaunen versetzte Vegeta einen Stich. Argh. Da war es schon wieder. Schwäche!

"Na, du hattest doch heute irgendwas in der Schule, oder?", brummelte er unwillig vor sich hin, eigentlich nicht gewillt, das Gespräch fortzusetzen, aber zu stolz, um zu zurückzuziehen.

Trunks sah ihn noch immer etwas verständnislos an, senkte dann schnell den Kopf, so dass seine Haare die Augen verdeckten und meinte:

"Es lief gut. Alle waren sehr beeindruckt."

Fieberhaft versuche Vegeta, sich daran zu erinnern, was der Junge heute gemacht hatte. Er wusste, dass Trunks es ihm vor nicht allzu langer Zeit zu erzählen versucht hatte. Er war ganz aufgeregt gewesen, und hatte versucht, Vegeta davon zu überzeugen, bei dem Event aufzutauchen. Vegeta hatte ihn gefragt, ob es irgendetwas mit Kampfsport zu tun hatte, dieses... umm... "Romeo und Julia", jetzt fiel es ihm wieder ein, und als Trunks verneinte, hatte er ihm gar nicht mehr zugehört.

"Und... hat Romeo am Ende gegen Julia gewonnen?", fragte Vegeta, nur um etwas sagen zu können. Umso verdutzter war er, als Trunks ihn erst komisch ansah, und dann plötzlich und unerwartet in lautes Gelächter ausbrach. Es hatte einen ein wenig schrillen, hysterischen Unterton, aber immerhin, er lachte, und irgendwie erleichterte das Vegeta.

Trunks wischte sich ein paar Tränen aus den Augen und versuchte sichtlich, sich zu beruhigen.

"Aber Vater, Romeo und Julia kämpfen doch nicht gegeneinander. Sie sind ein Liebespaar! Es ist eine sehr tragische Liebesgeschichte von William Shakespeare. Beide sterben am Ende."

"Beide sterben? Das ist aber eine ziemliche Verschwendung. Dann können sie ja nicht viel drauf gehabt haben. Wer bringt sie denn um?"

Trunks schmunzelte tatsächlich.

"Niemand. Na ja, jedenfalls nicht direkt. Es geht um eine Intrige zwischen den Familien der beiden, und am Ende glaubt Romeo, dass Julia gestorben sei und bringt sich selber um. Julia war aber gar nicht tot, und als sie Romeo tot zu ihren Füssen liegen sieht, bricht ihr das Herz und sie tötet sich ebenfalls."

Vegeta verstand diese konfuse Story nicht wirklich.

"Sie war tot und dann doch wieder nicht? Hatte dieser Schäkspier etwa auch solche Dragonballs?"

Jetzt war es endgültig um Trunks geschehen. Hilflos brach er zusammen und lachte so stark, dass er fast unter den Tisch gerutscht wäre. Vegeta blickte ihn finster an. So dumm war die Frage doch nun wirklich nicht gewesen. Er beschloss, vom Thema abzulenken.

"Und wen hast du in dem Stück gespielt?"

Trunks beruhigte sich wieder und warf sich stolz in die Brust.

"Ich war der Romeo!"

"Du hast dich also lieber umgebracht, anstatt deine Frau zu nehmen, und ihre Familie verdammt noch mal auszulöschen, wenn sie dir im Wege steht?"

"Äääh, ja, so kann man es vielleicht auch sehen, aber so stand es nun mal im Skript."

"Hrmmmpf", war Vegetas einziger Kommentar dazu. Merkwürdigerweise nahm Trunks ihm das gar nicht übel. Vielmehr kramte er eifrig in seinen Taschen und förderte schließlich einen Videowürfel zutage.

"Einer von meinen Schulkameraden hat die Aufführung aufgenommen. Willst du mal sehen?"

Vegeta nickte. Trunks legte den Videowürfel in die Abspielvorrichtung und drückte eine Taste. Der Wandbildschirm flackerte auf, und das Bild erschien. Es war eine herzzerreissende Liebesszene zwischen Romeo und Julia auf einem Balkon. Die Bilder waren irgendwo aus dem Publikum aufgenommen worden, und ein wenig wackelig, weshalb Vegeta nicht gleich alles erkannte.

"Wer ist der Typ in dem Rock, der das Mädchen anschmachtet?"

"Umm... das ist Romeo... also, das bin ich.....!"

"Was?!? Mein Sohn trägt Röcke?"

"Das ist kein Rock! Das ist ein Gewand! Das hat man damals halt getragen!"

"Du kannst mir viel erzählen, wenn der Tag lang ist, Freundchen, ich erkenne doch einen Rock, wenn ich einen sehe! Und Strumpfhosen! Und eine Perücke, verdammt! Mein Sohn trägt keine Röcke und Strumpfhosen! Dass du mir ja nie wieder zu diesem Schäkspier-Typen gehst! Mein Sohn ist doch keine Tunte!" Vegeta schauderte wirklich bei dem Gedanken, aber gleichzeitig beobachtete er Trunks vorsichtig, halb hoffend, nicht gleich wieder alles verdorben zu haben.

Aber Trunks wirkte gar nicht böse ob der Worte seines Vaters, vielmehr lächelte - LÄCHELTE! - er still vor sich hin. Vegeta war, das musste er sich eingestehen, tatsächlich so etwas wie erfreut. Es war ein gutes Gefühl, Trunks lächeln zu sehen.

Trunks dagegen dachte im Stillen bei sich, dass es gut gewesen war, seinem Vater nicht zu erzählen, dass ein Vorschlag gelautet hatte, das Theaterstück original wie zu Shakespeares Zeiten aufzuführen, wo alle Rollen, auch die weiblichen, von Männern gespielt wurden. Er lächelte, als er sich an Son-Gotens Gesichtsausdruck erinnerte, als ihn jemand für die Rolle der Julia vorschlug...

Als sie später am Abend gemeinsam eine Fernsehsendung ansahen, Vegeta steif auf dem Teppich sitzend, die Arme wie immer verschränkt, während Trunks sich auf die Couch lümmelte, fühlte er immer wieder die neugierigen und ein wenig ratlosen Blicke seines Sohnes im Nacken, so als frage sich dieser, ob sein Vater wirklich einen Gesinnungswandel durchgemacht habe, und von welcher Dauer dieser sein mochte. Und was ihn wohl ausgelöst hatte.

Einige Tage später - aus irgendeinem Grund hatte Vegeta gezögert, seinen ersten Gedanken wahr zu machen und gleich am nächsten Morgen bei Kakarott vorbeizuschauen - Unbehagen? Oder gar Angst?? Quatsch, wovor sollte er, der Prinz der Saiyajins, denn Angst haben? Lächerlich! - stand Vegeta bereits vor Sonnenaufgang auf, und machte sich bereit, das Haus zu verlassen. Er wählte sorgfältig seine Kleidung aus. Er überlegte erst, einfach die Jeans und die Lederjacke anzuziehen, die er meistens trug, aber dann - kann das ganze genauso gut für eine Trainingssession nutzen - entschied er sich doch für sein übliches Trainingsoutfit, die enganliegende dunkelblaue Hose und das dunkelblaue Shirt. Die Handschuhe und die weißen Stiefel ließ er aber weg und warf sich beim Gehen stattdessen doch noch die schwarze Lederjacke über, denn es war noch kühl draußen.

Trunks schlief noch, er hatte heute erst später Schule, und ein merkwürdiger Impuls trieb Vegeta dazu, ihm einen Zettel auf dem Küchentisch zu hinterlassen. "Bin bei Kakarott zum Training", stand darauf.

Vegetas und Trunks Verhältnis hatte sich in den letzten Tagen entschieden verbessert, und Vegeta hatte befriedigt zur Kenntnis genommen, dass die tiefen Schatten um Trunks Augen sich etwas abgemildert hatten. Er lächelte jetzt auch öfter. Vegeta bemühte sich aus einem ihm selbst nicht ganz verständlichen Grund, seine sonstige kaltschnäuzige Art und sein aufbrausendes Temperament ein wenig im Zaum zu halten, und mehr Zeit mit seinem Sohn zu verbringen. Zu seiner Überraschung stellte er fest, wie ähnlich Trunks ihm war. Zwar konnte er mit den Hobbys des Jungen - er hatte den Erfindertrieb seiner Mutter geerbt und frickelte ständig an irgendwelchen Geräten rum oder spielte an seiner Videokonsole - nicht viel anfangen, aber zu seinem Erstaunen fand Vegeta heraus, dass es trotzdem irgendwie Spaß machte, seinem Sohn zuzusehen oder ihm zuzuhören, wenn er von der Schule erzählte. Beide trainierten nun auch wieder öfter zusammen, und Vegeta hatte seine Verletzungen von dem Kampf gegen Kakarott völlig überwunden und war wieder obenauf.

Vegeta ging nach draußen, die Sonne war gerade aufgegangen, und der Himmel strahlte blau herunter. Es versprach, ein schöner Tag zu werden. Unwillkürlich schloss Vegeta die Augen und atmete tief den Geruch nach Morgentau und feuchter Erde, Gras und Bäumen ein. Die Schatten der Vergangenheit schienen davor zurückzuweichen. Wollte er wirklich wissen, was geschehen war? Gerade jetzt fühlte er sich eigentlich ganz gut... in Bestform sogar... Aber - ja, er musste wissen, was geschehen war, konnte sich nur so überzeugen, das alles in Ordnung war - so wie es sein sollte.

Mit weit weniger als seiner sonstigen Schnelligkeit hob Vegeta ab und flog gemächlich in Richtung von Kakarotts Haus. Während des Fluges ließ er seine Augen über die Landschaft schweifen und sah zum ersten Mal seit langem wieder die Schönheit dieses Planeten. Zuletzt hatte er sie so betrachtet, kurz bevor Bulma... Vegeta wollte keine finsteren Gedanken, und so schloss er diesen ganz schnell ab. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er einen Moment lang ein merkwürdiges Gefühl hatte, fast wie Schmerz, bei dem Gedanken, dass seine Erinnerung an Bulma nur mit Trauer und Dunkelheit in Verbindung stand, wo er sich doch lieber an die schönen Dinge, an das Licht, das sie für ihn gewesen war, erinnert hätte.

Bald darauf erreichte er das Haus. Er landete, ging zur die Tür und trat mit einem kurzen Klopfen ein. Doch schon vorher wusste er, dass Kakarott nicht Zuhause war. Statt dessen blickte Son-Goten verschlafen am Küchentisch sitzend auf. Er nahm gerade mehr als halbherzig ein kleines Frühstück im Umfang von 10 Brötchen und einem Dutzend Eier zu sich, während er fast über einem Buch mit dem Titel "Angewandte Physik" einschlief. Offenbar hatte er heute Morgen eine wichtige Prüfung und war nicht ausreichend vorbereitet.

Verschlafen lächelnd winkte er Vegeta. Er wusste aus Erfahrung genau, weshalb der Saiyajin gekommen war.

"Er ist in den Bergen, am Wasserfall, zum Morgentraining! Du findest hin?"

Vegeta nickte, selbstverständlich würde er Kakarott überall auf diesem Planeten finden.

Er drehte sich um und schloss die Tür hinter sich, Son-Goten wieder der Physik und einem schrecklichen Prüfungsschicksal überlassend.

Er spürte Kakarotts Ki-Signatur schon von weitem wie ein Leuchtfeuer. Die Verbindung zwischen ihnen war so stark wie seit langem nicht mehr, so stark, dass Vegeta schon auf diese Entfernung die Gefühle des anderen Saiyajin sehr klar spürte. Verwirrung... Sorge... und... Schuld? Was hatte den Jüngeren so durcheinander gebracht, dass ein derartiges Gefühlschaos in ihm herrschte?

Vegeta landete lautlos am Rand eines tief eingeschnittenen, länglichen Tales mit schroff abfallenden Klippen, sorgsam seine Aura unterdrückend. Bevor er mit Kakarott sprach, wollte er wissen, was ihn so beunruhigte und verwirrte. Es kam doch nicht eine neue Gefahr auf sie zu? Die Sonne erreichte eben den Grund des Tales, in dem sich ein riesiger Wasserfall befand. Der Fluss rauschte über die Klippen hinweg und fiel in einem weiten funkelnden Bogen zur Erde, wo er sich zu einem Teich sammelte, bevor er gemächlich durch die Landschaft weiterzog. Vegeta beschattete die Augen, denn die Sonne blendete ihn, und hielt nach dem anderen Saiyajin Ausschau. Plötzlich entdeckte er ihn, er schwamm mit ruhigen Zügen durch den Teich. Vegeta kniff die Augen zusammen. Er konnte keine Bedrohung entdecken, nichts, was das Chaos in den Emotionen des Jüngeren, das er jetzt noch deutlicher spürte als vorher, erklärt hätte.

Vegeta wollte schon aus seinem Beobachtungsposten hinter einem Felsen hervortreten und sich zu erkennen geben, als er unwillkürlich zögerte.

Son-Goku schwamm zum hinteren Teil des Teiches, wo ein großer glattgeschliffener Felsbrocken genau unter dem Wasserfall lag und schwang sich kraftvoll hinauf. Vegeta sah, dass er vollständig nackt gebadet hatte. Aber das war es nicht, was ihn zögern ließ... oder doch?

Er beobachtete, wie Son-Goku, breitbeinig des sicheren Halts wegen auf dem Felsen stehend, den Wasserfall auf seine Schultern herabregnen ließ, das Gesicht nach oben gewandt, und die Augen geschlossen.

Ohne es verhindern zu können, wanderten Vegetas Falkenaugen über die muskulöse Gestalt des jüngeren Saiyajin. Jedes Detail erschien ihm in unnatürlicher Schärfe. Jeder perfekt gezeichnete Muskel stach hervor. Vegetas Augen glitten von dem ausgeprägten Kinn, das, ganz dem Genuss des rauschenden Wassers hingegeben, nach oben gestreckt war, über die sehnigen Halsmuskeln, die breiten Schultern und den mächtigen Torso hinunter. Von Zeit zu Zeit bewegte sich Son-Goku leicht und das fallende Wasser und die Morgensonne warf Reflexe auf das feine Spiel seiner Muskeln. Weiter nach unten schweifte Vegetas Blick, gegen seinen Willen, über den festen muskelbepackten Bauch und die schmalen Hüften bis hin zu...

Vegeta zitterte wie unter einem starken Stromstoß. Erregung durchpulste ihn vom Kopf bis zu den Zehen, als er den unglaublichen Körper des Mannes betrachtete, der dort unten so völlig ungezwungen stand. In diesem Moment verstand er plötzlich, das sich sein Wunsch, Kakarott ebenbürtig zu sein, ihn endlich zu besiegen, ihn zu besitzen - auch auf einer anderen Ebene fortpflanzte, schon immer dort existiert hatte. Das Verlangen schlug aus dem Hinterhalt zu, und die Stärke des Gefühls riss ihn fast von den Füssen. Er wollte diesen Körper, diesen starken Geist voller Licht, wollte sie alle beide für sich, wollte dass sie ihm gehörten... und gleichzeitig wollte er ihm gehören, alles für ihn tun, wenn er nur...

War dies der Grund, dieses heimliche Verlangen, der Grund für die unzähligen Male, die er dem anderen Kämpfer unterlegen war? War dies seine wahre Schwäche? Vegeta konnte sich kaum noch beherrschen, die Macht der Erkenntnis und der Widerspruch in ihr hatte ihn und sein bisheriges Weltbild so gründlich durcheinander gewirbelt, dass nichts am alten Platze verblieben war.

Entsetzt über seine Gedanken und doch fast gegen seinen Willen, riss Vegeta sich von diesem Anblick los und sackte für einen Moment gegen den Felsen, der ihm Deckung bot. Sein Herz hämmerte, für ihn völlig unerklärlich, in einem ständigen Stakkato gegen seine Rippen. Ihm war sehr warm. Er stöhnte leise auf. Was waren das für merkwürdige Gefühle? Das mussten noch die Nachwirkungen seiner Verletzungen sein, er war noch nicht richtig beieinander, musste sich wohl doch stärker am Kopf gestoßen haben, als ihm bewusst war...

Wie sonst konnte er sich erklären, dass er gerade Kakarott SO angesehen hatte?

Es war nicht die Tatsache, dass es sich um einen Mann handelte, die Vegeta bis ins Mark traf. Er wusste von seiner kurzen Kindheit auf Vegeta-sei immerhin noch soviel, dass die Saiyajin keine Probleme mit gleichgeschlechtlichen Paaren hatten. Wenn es dem Lustgewinn diente, gaben sie sich einander hin, egal, um welches Geschlecht es sich bei dem Partner handelte. Es konnte durchaus vorkommen, das ein männlicher Saiyajin in einer mehr oder weniger festen Beziehung mit ein oder mehreren anderen Männern lebte, und sich nur des Nachwuchses wegen mit Frauen abgab. Umgekehrt war dies ebenfalls der Fall. Bisexualität war im Wesen der Saiyajin verankert, da Monogamie, auch geschlechtliche, als hinderlich für das Aggressionspotential der Rasse angesehen wurde. Die Saiyajin waren ein Volk der Extreme, in allen Dingen suchten sie stets die höchste Ebene zu erreichen. Das galt für den Kampf genauso wie für den Sex und keine moralischen Beschränkungen sollten und konnten sie davon abhalten.

Das war es also nicht, was Vegetas Knie so untypisch zittern machten und in ihm ein Gefühl der Schwäche hervorrief. Es war die Tatsache, dass es hier um den Mann ging, den Vegeta einmal am meisten im Universum - wirklich am meisten? Gab es da nicht noch jemand anderen? Nein... nein... - zu hassen geglaubt hatte. Um jemanden, der in seinem Verständnis weit unter ihm stand, und ihn doch immer und immer wieder gedemütigt hatte, was die Sache gleich zweifach unmöglich machte. Es ging hier um Kakarott, verdammt!

Und es ging darum, dass er sich schwach fühlte in diesem Moment, einen Zustand, den er über alles hasste. So wie er sich manchmal in Bulmas Gegenwart schwach gefühlt hatte...

Diese Gefühle drohten seine mühsame Kontrolle zu zerbrechen, und hinter der Barriere lauerte noch ein viel tieferes, älteres Entsetzen, eine unbedingte Furcht vor körperlicher Nahe und Abhängigkeit und vor der Berührung eines anderen... etwas anderem...

Schwer atmend fand sich Vegeta hinter dem Felsen wieder, wie er beide Hände fest an die Schläfen presste. Wut über die unerwartete Schwäche mischte sich mit einem machtvollen Ziehen, dass Vegeta unwillig als Begehren erkannte. Es war vier Jahre her, dass Bulma nicht mehr unter ihnen weilte...

Aber gleichzeitig erkannte Vegeta diese Sehnsucht als etwas Tieferes als körperliches Begehren. Er hatte es vielleicht schon immer gefühlt, schon seit damals, als sie sich begegnet waren, und es doch fast schon unbewusst und gewohnheitsmäßig in jenen dunklen Teil seiner Seele hineingeschoben, in den das Licht des Bewusstseins niemals drang. Er spürte eine starke Affinität zu dem einzigen anderen reinrassigen Saiyajin, der im Universum noch existierte. Obwohl er auch die Gefühle und manchmal die Gedanken anderer empfangen konnte, war es doch nie so wie bei Kakarott. Schwach erinnerte Vegeta sich, dass er auf Vegeta-sei zwar keine sehr glückliche Kindheit verlebt hatte - aber er war nie allein gewesen. Immer hatten ihn die starken, wenn auch abgeschirmten Energieströme tausender Saiyajin umgeben. Ein Gefühl, das er niemals vergessen hatte. Es hatte wesentlich zum Zusammengehörigkeitsgefühl des Kriegervolkes beigetragen und dafür gesorgt, dass sie immer wieder zueinander zurückkehrten.

Später... später hatte er dafür eine Art von Einsamkeit erfahren, die so bitter und grausam gewesen war... Als hätten sie eine Flamme berührt, zuckten seine Gedanken zurück, lange daran gewöhnt, derartige Bereiche seine Erinnerung sorgsam zu meiden.

Sein Herzschlag hatte sich nicht beruhigt, denn jedes Mal, wenn er langsamer wurde, stand ihm unwillkürlich wieder dieses Bild vor Augen - der machtvolle Körper, umspielt vom klaren Wasser - und ihm wurde wieder heiß.

Vegetas Gedanken rasten. Wie sollte er sich verhalten? Jetzt einfach da hinunter gehen und so tun, als ob nicht geschehen wäre? Er wollte gegen diese Gefühle kämpfen... gegen Kakarott kämpfen... den anderen verletzen, töten, die Quelle seines Unbehagens beseitigen... auf die eine oder andere Art... sein Recht einfordern, er war der Prinz aller Saiyajins, es war sein Recht, zu nehmen, was ihm gefiel, sein Geburtsrecht, ihn zwingen, diese Schwäche aus sich herausbrennen, sengen, heiß-dunkel-dunkel, Dunkelheit... Dunkelheit...

Die vertraute Dunkelheit war wieder nahe, und Vegeta musste sich aufs äußerste konzentrieren, um ihr nicht zu verfallen, mit einer schier unmöglichen Anstrengung brachte er sich wieder unter Kontrolle, - nichtdarübernachdenken... Gott, was tue ich da... ich kann nicht... darf nicht... mir ist übel... -, und sein Herzschlag beruhigte sich langsam. Vegeta focht einen zähen einsamen Kampf gegen sich selbst und die Dunkelheit hinter jenem Felsen, aber seine Selbstkontrolle war schon immer überragend gewesen und er gewann diesen Kampf.

Als er seinen Geist in die übliche gefühllose Kälte versetzt und die Barriere so gut es ging neu errichtet hatte, stand er auf, klopfte sich etwas Staub von der Kleidung und schaut hinunter in das Tal.

Kakarott war anscheinend fertig mit schwimmen, denn er sprang mit einem geschmeidigen Satz in den Teich zurück, kraulte zum Ufer und ging zu einem von der Sonne beschienenen flachen Felsen, auf dem er seine Sachen ausgebreitet hatte. Der Anblick der Sonne auf dem nassen Körper brachte Vegetas Selbstkontrolle noch einmal gefährlich ins Wanken, aber da hatte sich Kakarott bereits fertig angezogen. Er trug sein gewohntes Outfit, den orangenen Gi mit einem dunkelblauen Shirt darunter. Er fuhr sich mit den Fingern durch die nassen strubbeligen Haare und setzte sich auf einen Baumstamm, um sich von der Sonne trocknen zu lassen. Vegeta wartete noch einen Moment, bis er sich vollständig wieder unter Kontrolle hatte und trat dann hinter dem Felsen hervor, seine Aura nicht mehr unterdrückend. Sofort fuhr Son-Gokus Kopf herum, er kniff die Augen zusammen, blinzelte in die Sonne und betrachte Vegeta mit einem höchst - abschätzenden Blick, der auch eine Spur von ... Verlegenheit? enthalten mochte, so als fühle er sich ertappt. Vegeta runzelte die Stirn - wer hatte hier wen ertappt? - und schwebte, die Arme wie immer verschränkt und das sardonischste Lächeln, das er aufbringen konnte, auf dem Gesicht, hinunter ins Tal.

Son-Goku bemerkte die starke Ki-Signatur sofort, als sie plötzlich wie ein Feuer in der Nacht aufleuchtete. Ohne nachzudenken wusste er, zu wem sie gehörte, und ihm schoss eine leichte Röte ins Gesicht. Dass er sie so plötzlich fühlte, konnte nur bedeuten, dass Vegeta sie zuvor unterdrückt hatte, und das hieß, dass der Prinz bereits seit einer ganzen Weile hier sein konnte. Verzweifelt versuchte Son-Goku, sich zu erinnern, was er alles getan hatte - und er errötete noch tiefer, als er sich vorstellte, dass Vegeta ihn womöglich heimlich beobachtet hatte. Alleine die Vorstellung war seltsam... erregend für ihn, aber ein Blick in Vegetas finsteres Gesicht führte zu rascher Ernüchterung - warum sollte Vegeta ihn auch beim Baden beobachten? Er brauchte jetzt einen klaren Kopf, denn er wusste, dass der Prinz nicht auf einen Kaffeeplausch vorbeigekommen war.

Eigentlich hatte er schon viel eher mit dieser Begegnung gerechnet, was aber auch nicht viel dazu geholfen hatte, ihn darauf vorzubereiten. Seine Gefühle in Bezug auf Vegeta waren noch immer äußerst konfus, und er war dem älteren Saiyajin dankbar gewesen, dass er sich ein paar Tage nicht hatte blicken lassen - auch wenn ein anderer Teil seiner Selbst sich beinahe danach sehnte, Vegeta wiederzusehen... Aber Son-Gokus Intuition hatte ihm gesagt, dass Vegeta über diese Sache nicht einfach hinweg gehen würde, und die letzten Tage hatte er fieberhaft überlegt, wie er sich verhalten sollte. Nachts hatten ihn schreckliche Albträume heimgesucht. In seinen Träumen sah er immer wieder Vegeta, der vor etwas unsichtbarem davon rannte. Manchmal trug der Verfolger auch ein Gesicht, und manchmal war es Son-Gokus eigenes...

Vegeta setzte sanft neben dem Baumstamm, auf dem Son-Goku hockte, auf. Son-Goku stockte der Atem. Vegeta trug sein enganliegendes Trainingsoutfit, eine schwarze Lederjacke lässig darüber geworfen. Es strahlten soviel Kraft, Leidenschaft und eine Art von animalischer Sinnlichkeit von ihm aus, dass Son-Goku davon beinahe schwindelig wurde. Er ahnte, dass auch sein emphatischer Link zu Vegeta damit zu tun hatte. Normalerweise blockte der erfahrene Telepath zwar alles ab, aber in bestimmten Momenten großer Gefühlsregungen und wenn Son-Goku sich sehr konzentrierte, spürte er, was in dem anderen vorging. Seine Intuition sagte ihm, dass Vegeta sich wegen irgendetwas nur mühsam beherrschte. Er hatte scheinbar große Schwierigkeiten, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Son-Goku war verdutzt. Was konnte Vegeta in solch einen Zustand versetzt haben? Für ihn war nicht ersichtlich, welcher Art die Gefühle waren, obwohl er nach seiner Expedition in Vegetas Unterbewusstein vor ein paar Tagen das deutliche Gefühl hatte, dass die Stärke ihrer Verbindung sprunghaft zugenommen hatte, als hätte er eine bisher verschlossne Tür eingetreten. Siedendheiß fuhr es ihn durch den Kopf: "Er weiß es! Er weiß, dass ich in seine Erinnerungen eingedrungen bin... oder... weiß er vielleicht auch noch das andere... dass mit dem Kuss...?

Vegeta stand mit verschränktem Armen da und seine unergründlichen Onyx-Augen, kalt wie der Halbedelstein, dessen Farbe sie hatten, starrten Son-Goku an. Son-Goku konnte dem stechenden Blick nicht standhalten. Seine Wangen war noch immer rötlich überhaucht und sein Herz raste förmlich.

Vegeta schwieg. Nach einem weiteren abschätzenden Blick setzte er sich auf dem Baumstamm neben Son-Goku. Sein Schweigen war so ungewöhnlich, dass Goku seine Angst, ertappt zu worden zu sein, völlig vergaß und Vegeta weiterhin von der Seite anstarrte.

Wieder fiel ihm die innere Flamme auf, die stetig in Vegeta brannte. Es war, als werde er von diesem Feuer verzehrt. Sein Temperament war schon immer außergewöhnlich gewesen, genau wie die Verbissenheit, mit der er Goku immer und immer wieder zum Kampf heraus gefordert hatte. Es war dieses Feuer, dass Son-Goku so faszinierte und anzog, wie ein Kind, dass die Flamme für eine hübsche Blume hält, die es berühren möchte - hin und her gerissen zwischen dem Verlangen danach und dem Bewusstsein der Gefahr.

Alle Gedanken, alle Sorgen und Schuldgefühle flossen aus Son-Goku hinaus in diesem einen zeitlosen Moment, als die beiden Saiyajin still, fast einträchtig nebeneinander saßen.

Son-Goku fühlte sein Herz aufschreien, er wünschte sich, die Flamme in Vegetas Augen würde ihm gehören, ihm ihre Wärme schenken - ihm, dem immer nur die eisigen Pfeile von Vegetas Blicken gegolten hatten. Sein Herz hämmerte.... er wollte... er wünschte...

"Du weißt, warum ich hier bin?"

Schock. Son-Goku versuchte verzweifelt, sich zu fassen, und eine Antwort zu geben, die nach seiner sonstigen unbekümmerten Naivität klingen würde. Er fand es unmöglich.

"Umm... wa... was... meinst Du?"

Vegeta rutschte näher und starrte Son-Goku direkt ins Gesicht, als wolle er ihn in Kreuzverhör nehmen.

"Stell Dich nicht dumm, Kakarott! Verkauf mich nicht für blöde! Du magst ja nicht der hellste sein, aber du weißt genau, was ich meine."

Son-Goku schluckte. Das tat weh. Er sollte inzwischen an solche Bemerkungen aus Vegetas Mund gewöhnt sein - sein Mund... so weich... so warm.... nicht dran denken! - aber heute fiel es ihm schwerer als sonst. Schwerer als je zuvor. Er atmete tief ein.

"Ich bin nicht sicher, worauf genau Du anspielst, Vegeta."

Vegeta knurrte.

"Ich meine den Kampf von vor vier Tagen, baka, was denn sonst? Ich weiß einfach, das irgendwas schief gelaufen ist. Ich spür's. Und ich will verdammt noch mal wissen, was es ist. Von Dir! Also, spuck es aus!"

Kurz durchflutete Son-Goku die Erleichterung. Er weiß es nicht! Er ist nicht sicher! Noch ist nicht alles verloren! Vegetas drohender Blick kündete allerdings davon, dass die Gefahr noch nicht vorbei war.

"Nichts... nichts... ich weiß nicht, wovon Du sprichst, Vegeta. Ich habe nicht aufgepasst, und Dich unglücklich erwischt. Du warst bewusstlos, und ich habe Dich zurück zur Capsule-Corporation gebracht. Das ist alles."

Vegeta kam noch näher und packte ihn am Kragen. Goku wollte zurückweichen, und gleichzeitig - wollte er den Prinzen in die Arme schließen. Sein Verstand war voller Widersprüche, die er nicht lösen konnte. Goku fühlte den letzten Rest seiner Selbstbeherrschung über Bord gehen. Vegetas ganz eigener Duft stieg ihm in die Nase - wie ein wildes Tier, moschusartig, dazu der Duft der See an einem stürmischen Tag und noch darunter eine Note, die nur dem Prinzen zu eigen war und sonst niemanden. Der Duft und Vegetas Berührung waren zuviel für Son-Goku. Sein Verstand schaltete sich aus, sein Körper übernahm die Kontrolle, und anstatt weiter zurückzuweichen, beugte er sich vor, zog Vegeta in eine Umarmung und küsste ihn.

Im ersten Moment spürte er nur die Weichheit und die ersehnte Wärme, Er spürte diesen lang ersehnten Kuss sich durch seinen ganzen Körper fortpflanzen, jede Nervenbahn elektrisierend. Er badetet in diesem unglaublichen Gefühl, als sein gesamter Körper zu jubilieren schien. Und unbewusst reichte sein Geist hinaus und berührte den von Vegeta auf der Suche nach einer Antwort. Vegeta saß ganz und gar still. Goku öffnete die Augen und blickte ihn an, während er gleichzeitig sehnend nach ihrer empathischen Verbindung griff. Dann sah Goku die schwarzen Augen groß werden vor Schock, und er wusste sofort, dass er einen furchtbaren Fehler gemacht hatte.

Vegeta versuchte immer noch, sich zu beruhigen, aber die Gefühle, die in ihm wirbelten, sorgten dafür, dass er Kakarott gegenüber aggressiver war, als er es eigentlich hatte sein wollen. Genervt von den Ausflüchten den anderen packte er ihn beim Kragen, gewillt, der Scharade ein Ende zu machen und den baka zu zwingen, ihm endlich die Wahrheit zu sagen, als er dessen Augen sich plötzlich schließen sah, und während er sich noch über den merkwürdigen Ausdruck auf dem Gesicht des jüngeren Saiyajin wunderte, beugte dieser sich vor und küsste ihn. Vegeta erstarrte und sein Verstand setzte aus. Einen Moment lang spürte er nur die Berührung weicher Lippen auf den seinen und eine ungekannte Wärme durchflutete ihn.

Dann durchzuckte ihn der Schock, als er begriff, BEGRIFF, was soeben geschehen war, was noch geschah. Was... wie... wie kann er es wagen! Was zum Teufel...! Eine kalte Stimme in seinem Geist lachte zischend und sprach "Hast Du also wieder einen Meister gefunden, der Dich zähmt, Prinzchen?"

Vegeta war noch nie zuvor einem anderen Saiyajin bewusst so nahe gewesen, und er hatte nicht geahnt, welche Folgen eine solche Berührung haben konnte. Plötzlich war der telepathische Kanal zwischen ihnen voll offen, und Vegeta konnte direkt in Kakarotts unabgeschirmten Geist hineinsehen. Dort sah er unter Schichten von Erregung, Verwirrung und Mitgefühl - sich selbst. Er sah die Bilder, die Goku nicht vergessen konnte, spürte den Schmerz und das Mitleid, sah seine Vergangenheit, Freezer - seine eigene furchtbare Erniedrigung. Vegeta wurde leichenblass, als er versuchte, die Bilder, die im Geist des anderen Saiyajins durcheinander wirbelten, zu verstehen, aber er sah nur immer und immer wieder sich selbst, wie in einem Prisma, tausendfach gespiegelt, gefangen, gedemütigt, hilflos, blutig, missbraucht. Und sein Geist zerbrach.

Vegetas Selbst wurde von Schock und Hass so überschwemmt, dass es davon wirbelte, direkt in die Dunkelheit hinein, die schon seit Wochen am Rande seines Bewusstseins darauf gewartet hatte, auf diese eine Chance. Vegeta stürzte in einen schwarzen Abgrund, verfolgt von zischenden, hämischen Stimmen, Bilder vor Augen, die er seit langem vergessen zu haben glaubte. Als habe der Kuss ein Schleusentor geöffnet, stürzte all das, was er so lange verdrängt hatte auf ihn ein. Sein Geist wurde mit dieser unglaublichen Bürde nicht fertig und floh in die tiefsten Tiefen, um sich selbst zu entkommen. Die Dunkelheit hatte Vegeta übernommen.

"Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii iiiiiiiiiiiiiiin!"

Sein Ki explodierte, während er noch in Kakarotts Umarmung hing, und sein hasserfüllter, unglaublich verzweifelter Schrei war so laut, dass die Schallwellen alleine den Wasserfall zu Nebel zerstieben ließ, und das Wasser des Flusses zwang, aufwärts statt abwärts zu fließen. Seine Energie war so gewaltig, dass das gesamte Tal explodierte, Felsbrocken von der Größe eines Hauses durch die Luft flogen und sich an der Stelle ein kilometerweiter Krater bildete. Und Vegetas Energie wuchs immer noch an.

Ein Kuss hatte den schlafenden Prinzen geweckt - und damit womöglich sein Verderben und das der ganzen Welt besiegelt.

Ende Teil 3 >/i>