Dragon Ball/Z/GT Fan Fiction ❯ Wie der Vater so der Sohn ❯ Nächtliche Begegnung ( Chapter 11 )

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Nächtliche Begegnung

Es war Abend geworden und die untergehende Sonne färbte alles in ein warmes sattes Rot. Dr. Kinu Jones trat gerade ihren Dienst an und erkundigte sich bei ihrem Kollegen wie immer nach dem Zustand der am Abend zuvor eingelieferten Patienten. Dabei erfuhr sie, dass Trunks Briefs von der Intensivstation auf ein Einzelzimmer verlegt worden war. Er würde am nächsten Tag entlassen werden und auf Grund seines Gesundheitszustandes sei der Aufenthalt in der Intensivstation nicht mehr nötig gewesen. Sie überlegte einen Augenblick, ob sie kurz nach ihm sehen sollte, als ihr Piepser losging und die Notaufnahme den ersten Fall des Abends meldete.

Es war weit nach Mitternacht. Trunks hatte nicht schlafen können und sich von einer der Schwestern etwas zu lesen bringen lassen. Außerdem hatte Bulma das Krankenhauspersonal angewiesen, ihm so oft wie möglich etwas zu Essen zu bringen. Seine letzte Mahlzeit war vor einer halben Stunde serviert worden und er schob sich gerade den letzten Bissen in den Mund, als ein leises Klopfen an der Tür seine Aufmerksamkeit erregte.

"Herein."

Die Tür wurde langsam geöffnet und eine junge Frau in einem weißen Kittel betrat das Zimmer. Aus einer Kitteltasche ragte ein Stethoskop und aus der anderen zog sie in dem Moment, wo sie das Zimmer betrat, einen Piepser. Der Gesichtsausdruck mit dem sie das kleine Gerät in ihrer Hand betrachtete, hätte eben jenes mit Sicherheit in die Flucht getrieben, wenn es Beine gehabt hätte. Da es aber über keine Fortbewegungsmöglichkeiten verfügte, wurde es mit einem tiefen Seufzer wieder in der Kitteltasche versenkt. Dann hob die junge Frau den Kopf und lächelte ihn freundlich an.

"Ich stelle mich am besten erst mal vor. Dr. Kinu Jones. Ich habe Sie gestern operiert. Freut mich zu sehen, dass es Ihnen wieder besser geht."

Bulma hatte ihm bereits von der jungen Notärztin erzählt, die offensichtlich sein Leben gerettet hatte. Trunks nickte daher nur kurz als Antwort. Es dauerte eine Weile bevor er antwortete.

"Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht zu viel Arbeit gemacht?"

Trunks bemühte sich, seine Stimme so neutral wie möglich klingen zu lassen, aber ein leichtes Zittern ließ sich einfach nicht vermeiden. Aus irgendeinem Grund verunsicherte ihn die junge Frau. Dr. Jones lachte nur kurz auf.

"Es hat eine Weile sehr kritisch ausgesehen, aber ich habe in Ihrem Krankenbericht gelesen, dass Sie morgen entlassen werden. Ich wollte mich noch einmal selber davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist. Wie fühlen Sie sich denn?"

"Es geht mir gut."

Er blickte zur Seite, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen. Das sanfte Braun strahlte eine solche innere Wärme aus, dass in dem kurzen Moment, da sich ihre Blicke trafen, sein Herzschlag beinahe aus dem Rhythmus gekommen wäre. Ihre ruhige, sichere Art zog ihn an und vermittelte ihm ein Gefühl von Geborgenheit. Aber gleichzeitig beunruhigte es ihn auch, dass er drauf und dran war, einer völlig Fremden so ohne weiteres zu vertrauen. Oder lag es daran, dass sie für ihn eine Fremde war?

"Ich habe nicht gefragt, wie es Ihnen geht. Ich bin Ärztin und ich habe ihre Akte gelesen. Daher habe ich gefragt wie Sie sich fühlen."

Verblüfft hob Trunks den Kopf und blickte unsicher in das lächelnde Gesicht der jungen Frau vor ihm, die sich gerade auf den Stuhl neben seinem Bett setzte. Es dauerte einen Augenblick bis er merkte, dass er sie anstarrte. Und dann dauerte es noch einmal ein paar Sekunden bis ihm einfiel, dass sie auf eine Antwort wartete. Er ließ die unpersönliche Maske wieder über sein Gesicht fallen und atmete ein paar mal tief durch, bevor er sich dazu durchringen konnte zu antworten.

"Wie soll ich mich schon fühlen? Ich habe keine Schmerzen, wenn Sie das meinen.", erwiderte er schließlich zögernd.

"Nein, das meine ich eigentlich nicht." Dr. Jones unterbrach sich kurz und lächelte ihn besorgt an. Als er nicht darauf einging fuhr sie leise fort.

"Sie haben eine Menge mitgemacht. Wenn ich Ihre Eltern richtig verstanden habe, kommen Sie aus einer anderen Zeitlinie, was auch immer das bedeutet. Ihre Mutter nannte es jedenfalls so."

"Sie ist nicht meine Mutter.", unterbrach Trunks sie gefasst. "Meine Mutter ist tot. Sie ist in meiner Zeitlinie gestorben."

"Das tut mir leid." Dr. Jones griff nach seiner Hand und drückte sie kurz. "Ich kann mir vorstellen, wie schwer es für Sie sein muss, sie hier in dieser Zeitlinie wiederzusehen."

"Es gibt schlimmeres. Ich habe das schon mal mit meinem Vater durchgemacht. Irgendwann gewöhnt man sich daran."

Seine Stimme war unpersönlich aber nicht unhöflich. So als spräche er von jemand anderem und nicht von seiner eigenen Vergangenheit.

"Mich selber habe ich inzwischen auch schon kennen gelernt."

Dr. Jones zog eine Augenbraue hoch und blickte ihn prüfend an.

"Sie haben sich selber kennen gelernt?" Sie überlegte einen Augenblick und dann ging ihr offensichtlich ein Licht auf. "Ja richtig. Ihre Mutter, Verzeihung, Mrs. Briefs, hat mir von ihrem Sohn berichtet. Er ist aber einiges jünger als Sie. Sieben Jahre alt oder so, wenn ich mich richtig erinnere. Und Sie haben ihn bereits gesehen?"

Trunks nickte abwesend und erinnerte sich an den kurzen Besuch seines jungen Ichs.

"Er hat mich mit seinem Freund besucht. Ein verzogener Bengel. Mutt.., Seine Mutter hat ihn bestimmt zu sehr verwöhnt. Er musste mit Sicherheit noch nie vor irgendetwas Angst haben. Er ist behütet und beschützt aufgewachsen. Mit einem Vater, mit Freunden. Ohne ständig Angst haben zu müssen, dass hinter der nächsten Ecke der Tod lauert. Ohne sich ständig Sorgen machen zu müssen, dass wieder jemand getötet wird, der ihm wichtig ist. Ohne Angst zu haben, dass seine Kraft nicht reicht, um die zu beschützen, die er liebt. Ohne Blut an den Händen. Er wird nicht wissen wie das ist, wenn man alles verraten muss, woran man glaubt. Er wird nicht wissen, wie das ist ohne Hoffnung zu leben. Und am Ende habe ich dann doch alles verloren."

Trunks hatte, während er sprach, die Hände zu Fäusten geballt. Seine Stimme begann zu wanken und den letzten Satz quetschte er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. In seinen Augen glomm ein gefährliches Licht auf und seine Atmung hatte sich rasant beschleunigt. Es hatte ganz den Anschein, als habe ihn etwas in Alarmbereitschaft versetzt und er müsse bereit sein, sofort anzugreifen. Plötzlich bemerkte er, dass Dr. Jones ihn mit aufgerissenen Augen ansah. Sie saß wie erstarrt auf dem Stuhl und blickte ihn, ohne zu blinzeln, mit einem fassungslosem Gesichtsausdruck an. Als ihr bewusst wurde, dass Trunks schwieg, holte sie tief Luft und atmete dann ganz langsam aus. Trunks blickte verlegen zur Seite.

"Ich wollte Sie nicht erschrecken. Verzeihen Sie mir bitte."

Es gelang ihm ohne Schwierigkeiten, sich wieder in die ruhige, emotionslose Person zurück zu verwandeln, die er bislang seiner Umwelt präsentiert hatte. Die junge Ärztin schüttelte leicht den Kopf.

"Ist schon gut. Ich war nur etwas überrascht, dass ist alles. Ich habe in der Notaufnahme schon ganz andere Wutausbrüche miterlebt." Und damit kehrte ihr warmes Lächeln zurück.

Trunks zog eine Augenbraue hoch und ein leicht belustigtes Grinsen spielte um seine Mundwinkel.

"Aber mit Sicherheit noch keinen wirklich wütenden Saiyan."

"Außer Ihrem Vat... ähm Mr. Briefs noch keinen, da haben Sie recht. Und ich kann Sie verstehen." Dr. Jones lachte kurz auf, wurde dann aber sehr schnell ernst. "Auch ich habe Sachen gesehen, die mir Alpträume bereiten und mich nicht mehr loslassen."

Trunks beobachtete wie sich das warme Braun ihrer Augen plötzlich verschleierte und ihr Gesicht einen abwesenden Ausdruck annahm. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, so wie seine nur Augenblicke zuvor.

"Man versucht alles, einfach alles um ein Leben zu retten. Auch wenn man weiß, dass es aussichtslos ist, aufgeben kommt nicht in Frage." Sie unterbrach sich und blickte ihn dann wieder direkt an. Zu seinem Erstaunen entdeckte er Tränen in ihren Augen. "Am schlimmsten ist es, wenn Kinder eingeliefert werden. Irgendein Autounfall oder eine Straßenschlacht, ein Unglück an der Schule oder die eigenen Eltern...... Und dann steht man daneben und fragt sich warum? Wie konnte das geschehen? ........."

Trunks nickte und blickte die junge Frau, die nun schweigend den Kopf hängen ließ, nachdenklich an.

"Ich verstehe, was Sie meinen. Es gibt Dinge, die sind so schrecklich, dass man sie einfach nicht vergessen kann, so gerne man auch möchte. Egal wie lange es her ist, es genügt manchmal schon eine Kleinigkeit um sich wieder daran zu erinnern."

Trunks zuckte zusammen, als eine zierliche und doch kräftige Hand nach seiner griff und sie kurz drückte. Er zog seine Hand aber nicht weg, sondern erwiderte diese Geste des Vertrauens, indem der die schmale Hand die so vertrauensvoll in seine gelegt worden war, an seine Lippen zog und sie vorsichtig küsste. Eine verlegene Röte breitete sich schnell auf Dr. Jones Gesicht aus.

"Miep! Miep! Miep! Miep! Miep! Miep! Miep! Miep!"

"Verdammter Mi...."

Dr. Jones sprang auf und griff in die Kitteltasche, um ihren Piepser herauszuholen und dem Gerät einen wahrhaft mörderischen Blick zuzuwerfen. Dann seufzte sie tief auf.

"Tut mir leid. Die Notaufnahme ruft."

Trunks nickte nur. Dr. Jones lächelte ihn entschuldigend an, ging dann aber rasch zur Tür. Dort drehte sie sich kurz um.

"Wahrscheinlich werden wir uns so bald nicht wiedersehen. Aber ich wünsche Ihnen alles Gute. Versuchen Sie etwas zu schlafen damit Sie morgen ausgeruht sind."

"Danke.", erwiderte Trunks. Und als sich die Tür hinter der jungen Frau geschlossen hatte fügte er flüsternd hinzu. "Für alles."

Weit entfernt, im Jenseits, zitterten Meister Kaios Antennen. Er stand am Rande eines großen Übungsplatzes und hatte bis eben noch den Kämpfern beim Training zugesehen, als ihm eine seltsame Schwingung aufgefallen war. Diese Schwingung kam von der Erde. Er konzentrierte sich stärker und zuckte dann erstaunt zusammen.

"Das ist doch wohl nicht wahr. Was macht der den schon wieder in der Vergangenheit? Sollte der nicht eigentlich seine Zeitlinie retten? Mmmhhh. Mal sehen. Vielleicht bekomme ich ja raus, was da passiert ist. Wozu kann ich Gedankenlesen? Und da er gerade eingeschlafen ist, wird er es auch nicht merken. Es ist zwar nicht meine Art zu spionieren, aber es geht hier schließlich um die Sicherheit des Universums."

Er ging ein kleines Stück und setzte sich dann etwas abseits hin, um sich ungestört konzentrieren zu können. Nach einer Weile erschienen auf seiner Stirn ein paar Schweißtropfen und sein Gesicht nahm besorgte Züge an.

"Mmmhhh. Das ist aber gar nicht gut. Wieso kann ich nicht sehen, was passiert ist? Er hat die Androiden besiegt, soviel ist sicher. Aber was ist dann passiert? Seltsam. Ich komme einfach nicht weiter. Oho, was ist denn das für eine Erinnerung? Hübsches Mädchen. Ach, dass scheint eine Ärztin zu sein."

Plötzlich zog sich ein breites Grinsen über sein Gesicht.

"Deshalb habe ich ihn bemerkt. Ach ja, wenn zwei Seelen sich finden. Moment mal, was war das? Da war doch ein Bild, das nicht dahin gehört?"

Meister Kaios Gesicht nahm wieder einen konzentrierten Ausdruck an.

"Ahh. Ich verstehe. Sie haben über Erinnerungen gesprochen. Aber was ist das?"

Das runde Gesicht wurde mit einem Mal totenbleich.

Son Goku saß am Rand der großen Rasenfläche und sah sich um. Er hatte den ganzen Vormittag trainiert und wollte sich nun etwas ausruhen, als ihm Meister Kaios Abwesenheit auffiel. Schließlich entdeckte er ihn abseits unter einem Baum sitzend. Aber irgendetwas schien nicht mit ihm zu stimmen. Son Goku erhob sich und ging zu ihm. Meister Kaio murmelte ziemlich undeutlich etwas vor sich hin. Er schien mit jemandem zu reden oder führte er etwa Selbstgespräche?

"Das ist unmöglich. Wie kommt das Blut an seine Hände? Was ist da bloß passiert? Wovon träumt der Junge da bloß?"

Verwundert blieb Son Goku stehen.

"Ähm, Meister Kaio?"

Der Angesprochene sprang mit einem erschrockenen Schrei auf und blickte sich hastig, wie ein ertappter Schuljunge, um. Dann entdeckte er Son Goku, der ihn erstaunt mit großen Augen ansah.

"Was soll das? Wieso musst du mich so erschrecken, Son Goku?", fauchte er wütend. "Und überhaupt, wolltest du nicht trainieren?"

Meister Kaio funkelte Son Goku erbost über den Rand seiner dunklen Brille hinweg an. Dieser lachte verwirrt auf und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

"Ich wollte Euch wirklich nicht erschrecken, Meiste Kaio. Ich habe mich nur gewundert, warum Ihr Euch zurückgezogen habt. Mit wem habt Ihr da eben eigentlich gesprochen? Und wer hat Blut an den Händen?"

Meister Kaio senkte den Kopf, starrte zu Boden und runzelte ärgerlich die Stirn. Son Goku ließ verblüfft die Arme fallen und beugte sich nach einer Weile leicht vor, um der rundlichen, stummen Gestalt vor ihm leicht auf die Schulter zu tippen.

"Ähm, Meister Kajo?"

"Son Goku, ich weiß selber noch nicht was los ist, aber der Trunks aus der Zukunft ist wieder aufgetaucht. Und ich weiß nicht warum. Ich kann seine Gedanken nicht lesen. Irgendetwas blockiert mich. Ich habe nur ein Erinnerungsbild gefunden. Mehr nicht."

Son Goku blickte seinen Lehrer schweigend und nachdenklich an.

"Hat er die Androiden nicht besiegen können? Ist er deshalb in die Vergangenheit zurückgekehrt?"

Meister Kaio schüttelte den Kopf und seufzte tief auf.

"Die Androiden hat er besiegt. Soviel ist sicher. Aber ich weiß nicht was danach passiert ist."

"Und was ist das für ein Erinnerungsbild?", fragte Son Goku nach.

Der stämmige Körper Meister Kaios zuckte wie von einer Hornisse gestochen zusammen. Er wandte sich von dem Saiyan vor ihm ab und drehte ihm den Rücken zu.

"Es muss etwas Furchtbares geschehen sein, wenn das eine echte Erinnerung und nicht einfach nur ein Traumbild ist." Er schüttelte sich, straffte dann den Rücken und wandte sich wieder Son Goku zu, der ihn erwartungsvoll ansah.

"In diesem Erinnerungsbild steht Trunks am Rande eines Schlachtfeldes. Und ich meine ein Schlachtfeld. Er steht einfach da und starrt auf seine Hände. Und seine Hände sind blutbefleckt. Aber es ist nicht sein Blut, da bin ich mir sicher."

"Nun, dann kann es nur das Blut seiner Feinde gewesen sein. Er hat sie besiegt und will sich jetzt dich Hände waschen. Ist doch ganz klar."

Son Goku stemmte die Hände in die Taille und grinste zufrieden von einem Ohr zum anderen. Aber Meister Kajo schüttelte den Kopf und die Sorge verschwand nicht aus seinem Gesicht.

"Was habt ihr denn, Meister Kaio? Wenn Trunks die Androiden besiegt hat, dann ist nichts und niemand auf der Erde stärker als er. Also, wo ist das Problem?"

"Genau das ist das Problem, Son Goku. Er hat die Androiden besiegt. Wieso sollte er dann noch kämpfen müssen? Es gibt keinen Grund für ihn, mit blutigen Händen am Rande eines Kampfplatzes zu stehen. Und die Körper, die auf diesem Schlachtfeld liegen, dass sind nicht die Androiden."

"Was ist es dann? Vielleicht war er ja auch einfach nur jagen?", versuchte Son Goku den Herrn des westlichen Universums zu beruhigen.

"Nein, nein, nein. Es sind humanoide Körper, da bin ich mir sicher. Ich kann nur nicht sagen, welche Rasse es ist. Aber in einem bin ich mir ganz sicher. Er hat in einem Krieg mitgekämpft und das macht ihm ganz schön zu schaffen."

Beide schwiegen eine Weile bis Son Goku sich plötzlich mit der flachen Hand vor die Stirn schlug und laut auflachte. Meister Kajo zuckte erschrocken zusammen.

"Son Goku, willst du das ich einen Herzinfarkt bekomme und tot umfalle?", schimpfte er.

"Aber Meister Kaio, ihr seit doch schon tot. Habt ihr das etwa vergessen?"

Son Goku tippte breit grinsend gegen den Heiligenschein über Meister Kajos Kopf. Dieser verzog unwillig das Gesicht.

"Abgesehen davon, wieso hast du mich so erschreckt."

Son Gokus Grinsen wurde breiter.

"Ich hatte eine Idee. Wieso kontaktieren wir nicht einfach Bulma oder Vegeta und fragen die beiden was mit Trunks los ist? Die werden es schon wissen. Er hat es ihnen sicher erzählt."

"Son Goku, die Idee ist nicht schlecht, aber auf der Erde ist es mitten in der Nacht. Da schlafen jetzt alle."

"Vegeta schläft bestimmt nicht. So wie ich ihn kenne trainiert er bestimmt noch im Gravitationsraum. Oder schon wieder. Bulma hat mir erzählt, dass er meistens schon vor Sonnenaufgang mit dem Training anfängt. Könnte also sein, dass er schon wach ist und wir mit ihm reden können."

Meister Kaio sah den vor ihm stehenden Krieger zweifelnd an. Er konnte und wollte Son Gokus Enthusiasmus nicht teilen. Auch wenn Vegeta nicht mehr der Saiyjin zu sein schien, der einst die Nachfolge von Freezer als Herrscher des Universums hatte antreten wollen, so hatte Meister Kajo doch seine Bedenken, ob der Prinz der Saiyans genügend Entgegenkommen für so eine Anfrage zeigen würde. Aber Son Goku war in seiner Begeisterung für seine Idee nicht zu bremsen. Aufgeregt tanzte er um den dicken Herrn des westlichen Universums herum und versuchte ihn davon zu überzeugen, es doch wenigstens zu versuchen, Vegeta zu erreichen.

"Wenn Ihr nicht mit ihm reden wollt, dann rede ich mit ihm. Ihr braucht nur die Verbindung zu ihm herzustellen."

Meister Kajo blickte Son Goku zweifelnd an, aber letztendlich siegte auch seine Neugier und er nickte zustimmend. Seine Antennen zitterten kurz auf, als er sie auf die Erde ausrichtete und versuchte Vegetas Schwingungen aufzunehmen. Nach kurzer Zeit hatte er ihn gefunden und signalisierte Son Goku mit einem weiteren Kopfnicken, dass der Kontakt hergestellt war. Son Goku legte eine Hand auf Meister Kajos Schulter und konzentrierte sich.

#Vegeta? Kannst du mich hören? Ich bin es, Son Goku.#

Er wartete einen Moment, aber es kam keine Antwort. Er versuchte es erneut.

#Vegeta. Es ist wichtig, wenn du mich hören kannst, dann sag was. Oder denk was.#

#Was willst du, Kakarott? Du störst mich beim Training. Ich hoffe für dich, dass es was wichtiges ist, ansonsten ...#

#Was ansonsten? Wirst du mich töten? Ich bin bereits tot, hast du das vergessen? Und ja, es ist wichtig.#

Vegeta legte verwundert den Kopf schräg und kniff die Augen leicht zusammen. Kakarott hörte sich in der Tat sehr beherrscht an und das beunruhigte ihn. Wenn sein Rivale so ernste Töne anschlug, ging es bislang immer um Leben oder Tod. Mit einem leicht resignierten Seufzer nahm Vegeta den Kontakt wieder auf.

#Also, was willst du? Und beeil dich. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.#

#Es geht um Trunks.#

#Der geht deinem Weib auf die Nerven. Und die hätte sich schon längst gemeldet, wenn es Probleme gäbe.#

#Nein, ich meine den Trunks aus der Zukunft. Nicht deinen Sohn. Obwohl der Trunks ja auch dein Sohn ist. Also eigentlich sind sie ja beide deine Söhne, obwohl sein Vater ja tot ist.#

#Kakarott, du redest Unsinn. Weshalb hast du mein Training unterbrochen.#

Son Goku seufzte leicht auf. Er hatte sich das leichter vorgestellt. Aber zu seinem Glück schien Meister Kaio ein Einsehen zu haben und nahm nun selber mit Vegeta Kontakt auf.

#Vegeta? Hier spricht Meister Kaio. Deinem Sohn aus der Zukunft geht es nicht gut. Ich habe eben eine Erinnerung von ihm empfangen, die mich sehr beunruhigt. Hat er dir schon erzählt, warum er in die Vergangenheit zurückgekehrt ist? Bitte, es ist wichtig.#

Vegeta schüttelte den Kopf, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass ihn die Beiden ja nicht sehen konnten. Also antwortete er ihnen telepatisch.

#Nein, er hat nichts gesagt. Aber er trägt die Narben eines Kriegers. Und er war sehr schwer verletzt als er hier ankam. Wenn er wieder bei Kräften ist, wird er stärker sein als je zuvor. Ihr wisst ja, Meister Kaio, was einen Saiyjin nicht tötet, macht ihn stärker.#

#Die Narben eines Kriegers? Was meinst du damit Vegeta?# , mischte sich nun auch Son Goku ein.

#Ich habe in vielen Schlachten gekämpft, Kakarott. Ich weiß wie Kriegsnarben aussehen. Auch wenn diese dumme Ärztin der Meinung ist, er sei gefoltert worden. Sie hat unrecht. Trunks ist nun ein wahrer Saiyjin Krieger. Er spricht nicht über das, was passiert ist und hat endlich seine Gefühle unter Kontrolle.#

Vegeta senkte den Kopf. Das ungute Gefühl, dass er schon den ganzen Tag, seit dem Krankenhausbesuch hatte, verstärkte sich mit einem Mal. Es war einfach zu ungewohnt, sich den schüchternen Jungen aus der Zukunft als eiskalten Krieger vorzustellen. Ungewohnt und auch beängstigend. Was war ihm passiert, das ihn so verändert hatte?

#Ich habe keine Ahnung was ihm passiert ist, Vegeta. Ich hatte gehofft, dass du mir da helfen könntest. Ich habe nur ein Erinnerungsbild von Trunks empfangen, mehr nicht.#

Vegeta zuckte zusammen. Hatte er den letzten Gedanken etwa laut gedacht?

#Ja, hast du. Im Augenblick denkst du so intensiv, dass ich deine Überlegungen kaum abblocken kann. Und hör bitte auf, so zu fluchen.#

Vegeta grinste leicht in sich hinein. Er hatte in seiner Zeit als Freezer Sklave einiges an Ausdrücken gelernt, die sogar offensichtlich dem Herrn des westlichen Universums zu heftig waren. Aber er wurde schnell wieder ernst.

#Also, Meister Kaio. Warum macht Ihr Euch solche Sorgen?#

#Vegeta, es geht hier um deinen Sohn. Wenn er sich wirklich so verändert hat, dann muss ihm etwas schlimmes passiert sein. Beunruhigt dich das nicht? Du bist doch sein Vater. Solltest du dich nicht um ihn kümmern?#

Son Goku konnte sich nicht helfen. Aufgebracht stemmte er eine Faust in die Hüfte und schüttelte energisch den Kopf. Aber Vegetas Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

#Du willst mir etwas über Vaterpflichten erzählen, Kakarott? Ausgerechnet du? Wer hat sich den geweigert wieder auf die Erde zurückzukommen und für sein Weib und seinen Sohn da zu sein? Du hast Son Gohan mit seinen Schuldgefühlen und dein Weib mit einem ungeborenen Sohn zurückgelassen. Dein Jüngster kennt dich nur aus Erzählungen. Und du willst mir erzählen, dass ich mich um meinen Sohn kümmern soll?#

Vegeta kochte vor Wut und hätte den letzten Satz beinahe laut geschrieen. Aber auch ohne zu brüllen kamen seine Worte im Jenseits klar und deutlich an. Son Goku wurde blass und holte erst einmal tief Luft bevor er antwortete.

#Es tut mir leid, Vegeta. Ich wollte dich nicht beleidigen. Es ist nur so, dass sich Meister Kaio so große Sorgen um die Erde macht und Trunks scheint irgendwie mal wieder der Schlüssel zu sein.#

Der Prinz der Saiyajins schnaubte verächtlich durch die Nase.

#Ach, um die Erde machst du dir also Sorgen und überredest diesen Kerl dazu mich zu kontaktieren. Aber in den ganzen Jahren, die du jetzt tot bist, bist du nie auf die Idee gekommen, diese Möglichkeit mal für deine Familie in Betracht zu ziehen? Um die machst du dir also keine Sorgen. Und mir willst du vorschreiben, mich um Trunks zu kümmern, nachdem der gerade mal einen Tag in unserer Zeit ist?#

Sowohl Son Goku als auch Meister Kaio schwiegen, der Erstere aus Verlegenheit, der Andere aus Überraschung. Schließlich trat Son Goku einen Schritt zurück und unterbrach so den Kontakt. Die Worte Vegetas hatte ihn tief getroffen. Es dauerte eine Weile, bevor Meister Kajo sich wieder soweit gefasst, hatte um Vegeta wieder anzusprechen.

#Das war nicht nötig, Vegeta. Son Goku vermisst seine Familie sehr. Auch wenn du recht hast, du hättest ihn nicht so verletzten dürfen.#

Er wartete vergeblich auf eine Antwort. Also fuhr er fort.

#Dein Sohn ist in Schwierigkeiten. Das Erinnerungsbild, das ich gesehen habe, war mehr als nur beunruhigend gewesen. Die Emotionen, die ich dabei wahrnehmen konnte, waren beklemmend. Er scheint sich wegen irgendetwas schreckliche Vorwürfe zu machen. Nein, nicht Vorwürfe. Es hat sich mehr wie Selbsthass angefühlt. Ich weiß nicht, was er getan hat, aber auch ich habe die Vermutung, dass er in einen Kampf verwickelt war. Ich versuche dir das Bild zu übermitteln. Vielleicht hilft es dir weiter.#

Meister Kaio konzentrierte sich auf das flüchtige Bild und die Gefühle, die er entdeckt hatte und sendete es an Vegeta. Der schloss die Augen und ließ das Bild auf sich wirken. Er erschauderte leicht, als er die dazugehörenden Emotionen seines Sohnes empfing. Auch wenn sie durch die Übermittlung durch Meister Kaio mit Sicherheit an Intensität verloren hatten, so war die Verzweiflung und der Hass, den sein Sohn in diesem Moment empfunden hatte, noch klar zu spüren. Er konnte es nicht glauben, war das wirklich sein Sohn, sein Trunks?

#Hat er das wirklich so gesehen und gefühlt?#

Meister Kajo runzelte ärgerlich die Stirn.

#Natürlich, glaubst du etwa ich lüge dich an? Du vergisst wohl, mit wer ich bin. Ich habe es nicht nötig dir etwas vorzulügen. Also, kommt es dir bekannt vor?#

#Ja und nein. Die Toten, sie gehören einem Volk an, dass ich kenne. Es sind starke Krieger gewesen. Freezer hatte versucht ihren Planeten zu erobern, aber die ersten beiden Truppen wurden vernichtend geschlagen. Er hat sich dann selber um die Eroberung des Planeten gekümmert und ihn zerstört. Einige sind noch rechtzeitig geflohen, habe ich damals gehört. Aber ich habe keine Ahnung, was die auf der Erde suchen könnten. Soweit ich mich erinnern kann, hatten sie einen Ehrenkodex, der es ihnen verbot, schwächere Gegner anzugreifen, da dieses unehrenhaft wäre.#

#Das macht keinen Sinn, Vegeta. Warum sollte Trunks gegen die letzten Krieger eines Volkes kämpfen, die die Erde nicht angreifen würden? Es sei denn, dieses Volk war auf der Suche nach einem neuen Heimatplaneten und hat sich die Erde ausgesucht und versucht sie zu erobern. Das hätte er niemals zugelassen. Nicht nach dem, was er mit den Androiden erlebt hat.#

Wieder herrschte für geraume Zeit Schweigen. Vegeta fühlte eine besorgniserregende Unruhe in sich aufsteigen. Er konnte sich gut an die Legenden und Geschichten über dieses Kriegervolk erinnern. Aber keine dieser Legenden sprach davon, dass dieses Volk jemals über ein anderes Volk hergefallen war. Im Gegenteil, sie waren stets als die Beschützter der Schwachen bekannt gewesen. Sollten sich die Werte und Überzeugungen dieses Volkes durch den Überfall Freezers so verändert haben? Die Erinnerung an sein eigenes Volk stieg in ihm hoch. Aber die Saiyajin waren stets anders gewesen. Sie hatten nie Rücksicht auf Schwächere genommen, im Gegenteil. Die Schwachen waren stets die Ersten gewesen, die hatten dran glauben müssen. Und es gab nur wenige Völker im Universum, die stärker als die Saiyajin waren. Aber das war Vergangenheit.

#Meister Kaio? Sagt diesem Dummkopf von Saiyajin das ich mich um meinen Sohn kümmern werde. Außerdem habe ich es schon Dende versprochen. Und sagt ihm ... # ,er zögerte einen Augenblick. #Sagt ihm, dass es hier unten verdammt langweilig ohne ihn ist. Auch wenn das bedeutete, dass ich hier zur Zeit der Stärkste bin.#

Meister Kaio lächelte sanft auf. Ihm waren die widersprüchlichen Emotionen Vegetas nicht entgangen.

#Ich werde es ihm sagen, Vegeta. Und so wie ich Son Goku kenne wird er sich bald bei seiner Familie melden. Es ist gut, dass du ihn an seine Verpflichtungen erinnert hast.#

Er löste den Kontakt auf und drehte sich dann langsam zu Son Goku um. Es verwunderte ihn nicht, diesen einige Schritte weit entfernt auf dem Boden sitzen zu sehen. Der dunkelhaarige Krieger hatte die Beine an den Körper gezogen und machte den Eindruck eines verlorenen Kindes. Er ging langsam auf ihn zu und ließ sich dann neben ihm nieder.

"Son Goku?"

"Mmh?"

"Vegeta tut es leid, was er gesagt hat. Er hat es nicht so gemeint."

"Er hat aber recht."

Schweigen.

"Meister Kaio?"

"Ja?"

"Ich vermisse die Erde. Ich vermisse meine Familie. Ich vermisse meine Freunde. Hier oben ist es schön, aber trotzdem fehlt mir etwas. Das hat er mir klar gemacht."

"Er vermisst dich auch."

Ein leichtes Lächeln spielte plötzlich um Son Goku Lippen.

"Und weißt du was? Morgen werden wir versuchen, einen Blick auf die Erde zu werfen, damit du mit deiner Familie sprechen kannst."

Son Goku streckte die Beine aus und legte sich dann langsam, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, auf den Rücken. Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde breiter.

"Das wäre wirklich schön, Meister Kaio. Das wäre ja wirklich schön."