Weiss Kreuz Fan Fiction ❯ A price to pay ❯ Nur ein Traum? ( Chapter 2 )

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Nur ein Traum?

Helles Sonnenlicht tauchte die schlafende Gestalt im Bett in goldenes Licht und brachte die rote Haarmähne zum Leuchten. Aya lag auf dem Bauch und hatte sein Gesicht noch immer im Kissen vergraben. Ruhige und regelmäßige Atemzüge verrieten, dass er noch immer tief schlief. Somit konnte er das leise Klopfen an der Tür auch nicht hören.

"Aya?"

Omis Stimme erklang von der anderen Seite der Tür und dann war wieder ein Klopfen zu hören, diesmal etwas lauter. Aya murmelte undeutlich und rollte sich dann auf den Rücken.

"Aya. Wach endlich auf. Frühstück ist fertig."

Omi presste ein Ohr an die Tür und lauschte intensiv. Täuschte er sich oder hatte er da ein leises Stöhnen gehört?

"Aya? Alles in Ordnung? Sag doch was."

Diesmal war er sich sicher, er hatte ein Stöhnen gehört. Er begann sich Sorgen zu machen. Es war nicht Ayas Art einfach zu verschlafen. Und dann die Sache von gestern Abend. Omi drückte entschlossen die Klinke herunter um selber nachzusehen, was mit Aya los war. Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf die noch immer schlafende Gestalt frei. Aya lag angekleidet auf seinem Bett und hatte seine Arme um sich geschlungen, als wäre ihm kalt. Omi wollte ihn gerade ansprechen, als er Aya etwas murmeln hörte. Was hatte ihr Anführer da gerade gesagt? Omi schlich sich näher.

"Omi. Mein Omi.", konnte er jetzt ganz deutlich die leisen, aber doch unendlich zärtlich gesprochenen Worte vernehmen. Der Junge schluckte erschrocken und blickte auf den offensichtlich Träumenden hinunter. Dessen Gesicht war vollkommen entspannt und um seinen Mund spielte ein feines Lächeln. Dann begann er sich langsam zu bewegen und stöhnte dabei wieder auf. Es war ein sinnliches und doch lustvolles Stöhnen, das Omi eine verlegene Röte ins Gesicht trieb. Er keuchte überrascht auf, als er bemerkte wie Ayas schlanken Hände über seinen Körper wanderten und dann schließlich zwischen seinen Beinen stoppten. Dort zeichnete sich inzwischen eine deutliche Wölbung ab. Wieder konnte er dieses leise Stöhnen hören und wieder flüsterte Aya dabei seinen Namen.

"Omi. So schön. So schön."

Dann begannen Ayas Finger die Schwellung zu streicheln und zu massieren. Sein Stöhnen wurde dabei lauter und seine Atmung beschleunigte sich rapide, bis er schließlich unkontrolliert keuchte. Er warf seinen Kopf wild hin und her und sein Becken bewegte sich im selben Rhythmus wie seine Hände. Es dauerte nicht lange bis sich sein Körper plötzlich aufbäumte und er einen halblauten, gurgelnden Schrei ausstieß. Kurz darauf fielen seine Arme schlaff herunter und er entspannte sich wieder. Seine Augen waren nach wie vor geschlossen und so unglaublich es Omi auch schien, er war nicht aufgewacht.

Omi hatte die ganze Szene mit aufgerissenen Augen und wild klopfendem Herzen beobachtet. Wenn Aya jetzt aufwacht, bin ich tot.', schoss es ihm durch den Kopf. So leise wie es ihm nur möglich war, schlich er rückwärts aus dem Zimmer und zog die Tür Millimeter für Millimeter zu. Er traute sich aber nicht, sie ins Schoss zu ziehen. Das würde Aya mit Sicherheit wecken. Er musste sich was einfallen lassen und das verdammt schnell. Er war nach oben gekommen um Aya zu wecken und nicht um ihm dabei zuzusehen, wie er sich im Schlaf einen runterholte. In plötzlichen Schrecken schlug Omi die Hände vor sein Gesicht. Nicht nur, dass Aya da offensichtlich einen sehr erotischen Traum hatte, nein, zu allem Übel hatte er dabei auch noch seinen Namen genannt. Omi, mein Omi.' hatte der Rothaarige gemurmelt und dann dieser Gesichtsausdruck.

"Er bringt mich um, wenn er erfährt, dass ich *das* gesehen und gehört habe.", flüsterte Omi und zuckte erschrocken zusammen, als von der anderen Seite der Tür ein markerschütterndes Gähnen zu hören war. Der Junge riss sich zusammen und schlug mit aller Kraft eine Faust gegen die fast geschlossene Tür.

"Aya, wach endlich auf, du Schlafmütze."

Die Tür sprangt weit auf und Omi bemühte sich möglichst erstaunt auf seine kleine Faust zu starren.

"Ich wusste gar nicht, dass ich sooo stark bin.", kicherte er nach einer geschauspielerten Schrecksekunde und hob dann den Kopf um in die aufgerissenen Augen seines Anführers zu sehen. In dessen Gesicht spielte sich Unglaubliches ab. Von Entsetzten bis Verlegenheit und Überraschung spiegelten sich so ziemlich alle Emotionen wieder. Dann fiel von einem Wimpernschlag zum Nächsten wieder die kalte, beherrschte Maske über die eben noch so lebendigen Gesichtszüge und Omi zog sich langsam zurück.

"Schon gut, Aya. Wenn ich die Tür kaputt gemacht haben sollte, werde ich sie nachher reparieren. Tut mir echt leid. Frühstück ist fertig. Und ich verspreche, dass ich mit dem Krafttraining aufhöre. Großes Ehrenwort."

Damit drehte Omi sich abrupt um, schoss lachend den Gang entlang und dann hörte man ihn die Treppe hinunterpoltern. Aya lies sich mit einen Aufstöhnen zurück aufs Bett fallen. Langsam erinnerte er sich wieder an seinen Traum und an die Einzelheiten und dann fühlte er diese feuchte und nun kalte Stelle in seiner Hose. Was hatte er da nur geträumt? Er und Omi? Er schüttelte den Kopf um die Erinnerung daran zu vertreiben, aber die Traumbilder ließen sich nicht verscheuchen. Ächzend rollte er sich aus dem Bett, schnappte sich ein Handtuch und verschwand im Bad. Vielleicht würde ja eine Dusche helfen. Erst in diesem Moment fiel ihm auf, dass er in seinen Kleidern geschlafen hatte.

"Was Omi jetzt wohl von mir denkt? Verdammt, was habe ich mir dabei gedacht." Bilder vom vorangegangenen Abend tauchten auf. Er hatte abrupt den Tisch verlassen und war ohne Kommentar in sein Zimmer gestürmt. "Wahrscheinlich macht er sich jetzt wieder Sorgen ob mit mir alles in Ordnung ist und will mit mir reden. Als wenn ich nicht schon genug Probleme hätte."

Er unterbrach sich selber, als er seine Unterhose in der Hand hielt und leicht mit dem Finger über die feuchte Stelle fuhr.

"Ich kann nur froh sein, dass er das nicht mitbekommen hat.", beendete er schließlich sein Selbstgespräch, bevor er mit einem leicht angewiderten Gesichtsaudruck die Hose fallen lies und in die Dusche stieg.

Aya betrat die Küche und stellte fest, dass nur noch Ken am Tisch saß und gerade den letzten Bissen seines Frühstücks hinunterschlang. Er holte sich eine Tasse Kaffee und setzte sich dann hin. Irgendwie war er froh, dass Omi schon fort war, aber andererseits hätte er ihm auch gerne noch einen schönen Tag gewünscht. Gedankenverloren starrte er in seinen Kaffee und bemerkte nicht, wie Ken ihn besorgt ansah.

"Alles in Ordnung, Aya?"

Dieser blickte kurz auf und nickte dann. Ken beschloss das als gutes Omen zu nehmen und die Frage zu stellen, die ihm seit gestern Abend auf der Zunge brannte.

"Ähm, Aya, sag mal, hast du heute Nachmittag schon was vor?", fragte er vorsichtig und schielte dabei aus den Augenwinkel zu seinem Freund hinüber.

Dieser reagierte nicht und Ken wiederholte seine Frage. Der Ältere schüttelte nur langsam den Kopf, bevor er antwortete.

"Geh ruhig Fußball spielen. Ich übernehme deine Schicht. Ich kann meine Schwester auch heute morgen besuchen. Kein Problem."

"Danke, Aya. Du bist echt ein Freund. Die Kinder haben nämlich morgen ein Spiel gegen eine andere Mannschaft und da wollten wir noch ein bisschen trainieren."

Aya nickte nur und Ken atmete erleichtert auf.

"Dann gehe ich mal in den Laden und helfe Youji. Bis später dann."

Ken verlies die Küche und verschwand sofort. Aya blickte ihm versonnen hinterher, bevor er den Rest Kaffee austrank und sich dann ebenfalls auf den Weg machte.

Omi stand im Laden und blickte zum x-ten Mal auf die Uhr. Seine Schicht würde zwar erst in 30 Minuten anfangen, aber er hatte sich schon früher eingefunden. Ken war bereits auf dem Weg zum Training und so bediente er mit Youji zusammen die Kunden. Allerdings war es recht ruhig und im Augenblick war der Laden sogar ganz leer. Es hatte angefangen zu regnen und vor dem kleinen Blumenladen hatten sich bereits große Pfützen gebildet. Youji seufzte herzzerreißend.

"Sollte mich wundern, wenn bei dem Wetter heute überhaupt noch jemand kommt."

Er blickte missmutig nach draußen. Omi grinste verschmitzt in sich hinein. Youji hatte schon den ganzen Vormittag mit allem geflirtet, was den Laden betreten und einen Rock anhatte. Aber sein Charme hatte offensichtlich seine Wirkung verloren, denn keine der hübschen Frauen hatte sich mit ihm verabreden wollen. Und jetzt hatte der Schürzenjäger wirklich schlechte Laune.

"Wird Zeit, dass Aya auftaucht.", brummelte der Ex-Privatdetektiv vor sich hin.

Das Lächeln verschwand von Omis Gesicht. Als Ken ihm gesagt hatte, dass er die Schicht mit Aya getauscht hatte, war ihm zuerst das Herz in die Hose gerutscht. Wie sollte er nach dem, was er am Morgen gesehen und gehört hatte, mit Aya zusammen arbeiten können? Aber Ken hatte sich so auf sein Training mit den Kindern gefreut, dass Omi es einfach nicht übers Herz gebracht hatte, dagegen zu protestieren. Und außerdem, wie hätte er Ken erklären sollen, warum er auf einmal etwas dagegen hatte mit Aya zusammen zu arbeiten?

Tut mir leid Ken, aber ich habe heute morgen mitbekommen wie Aya von mir geträumt hat und dabei offensichtlich sehr erregt war, denn er hat sich dabei einen runtergeholt und ständig meinen Namen gestöhnt.'

Omi musste auflachen als er sich Kens Reaktion darauf vorstellte. Dieses brachte ihm einen verdutzten Blick seines Teamkollegen ein.

"Was ist denn so lustig, Omi?"

Youji sah ihn erstaunt an. Dann trat ein leicht ärgerliches Flackern in die blauen Augen des Älteren.

"Du lachst mich doch nicht etwa aus, weil keine der Hübschen meine Bemühungen zu schätzen wusste und ich heute Abend alleine ausgehen muss?"

"Nicht doch Youji. Darüber würde ich mich doch nie lustig machen." Omi winkte breit grinsend ab. "Außerdem ist deine Schicht noch nicht zuende. Vielleicht hast du ja noch Glück und dein Date kommt noch?"

In dem Moment klingelte die Ladentür und Aya betrat das Geschäft.

"Nein, sieht nicht so aus. Obwohl, wenn wir Aya in ein Kleid stecken und ihm eine Langhaarperücke aufsetzten, ein bisschen Make-up und ...."

Youji kam nicht dazu seinen Satz zuende zu sprechen, weil Omi in so lautes Lachen ausgebrochen war, dass man es bestimmt noch drei Straßen weiter hören konnte. Aya warf Youji einen mörderischen Blick zu und verschwand dann wortlos in den hinteren Räumen um sich umzuziehen. Omi hingegen konnte sich einfach nicht beruhigen und hockte mittlerweile auf dem Boden und hielt sich die Seiten vor Lachen.

"Nun krieg dich wieder ein, Kleiner. Als wenn ich jemals mit Aya ausgehen würde. Völlig absurd. Allein der Gedanke mit einem Mann....."

Youji schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht. Omi hörte sofort auf zu lachen und sah seinen Teamgefährten sparsam an.

"Wie meinst du das?"

"Was?"

"Was ist daran falsch, mit einem anderen Mann auszugehen? Hast du was gegen Schwule?"

Omi hätte sich in diesem Moment am liebsten selber geohrfeigt. Aya konnte jeden Moment zurückkommen und er unterhielt sich hier mit Youji über Beziehungen zwischen Männern. Aber Youjis verblüffter Gesichtsausdruck war einfach Gold wert.

"Sag mal Kleiner, du bist doch nicht etwa ...? Nein, unmöglich. Für so was bist du noch zu klein."

Youji hatte sich schnell gefasst und grinste Omi breit an. Dieser schob schmollend die Unterlippe vor und funkelte dem Älteren erbost zu.

"Was soll das heißen, ich bin zu klein? Erstens werde ich bald 18, zweitens ist Liebe keine Frage des Alters oder des Geschlechts und drittens......", er stockte und fühlte wie sein Gesicht heiß wurde.

"Drittens?", fragte eine kühle Stimme von der Tür zum Lagerraum.

Aya hatte sich eine Schürze umgebunden und stand nun mit verschränkten Armen im Raum. Omi schluckte erschrocken und blickte hilfesuchend zu Youji. Dieser lehnte sich lässig an die Theke und sah auf seinen jungen Freund hinunter.

"Das würde mich auch interessieren.", war alles, was er sagte.

Omi rappelte sich hoch und wischte sich die letzten Lachtränen aus dem Gesicht während sein Gehirn auf Hochtouren lief. Dann holte er tief Luft und fauchte Youji wütend an.

"Drittens ist der Unterschied gar nicht so groß. Sex ist schließlich Sex. Egal ob Hetero oder Homo. Der Vorgang ist fast der Gleiche, jedenfalls anatomisch gesehen. Nur das Männer eben nicht schwanger werden können."

Aya keuchte auf und Youji starrte ihn aus aufgerissenen Augen an. Erschrocken über seine eigenen Worte schlug sich Omi die Hände vor dem Mund und stürmte gleich darauf an Aya vorbei aus dem Laden. Die erstaunten Blicke seiner Freunde folgten ihm und das Letzte was er hörte war Youjis dröhnendes Lachen.

"Unser Kleiner wird wohl langsam erwachsen, was Aya? Wo er nur diese Ausdrücke her hat? Ich glaube, ich sollte mal die Kindersicherung seines Internetzuganges überprüfen. Nicht das unser unschuldiger Omi auf irgendwelchen Schmuddelseiten landet."

Der Ex-Privatdetektiv warf der stummen Gestalt am anderen Ende des Ladens einen verschmitzten Blick zu. Zu seiner Überraschung reagierte Aya nicht sondern starrte nur auf die Stelle, an der Omi gerade noch gestanden hat. In gespielter Verzweiflung warf Youji die Arme in die Luft und seufzte laut auf.

"Ja bin ich denn der einzige hier, der so was wie Anstand und Moral hochhält? Was soll bloß aus unserem Omi werden, wenn er sich schon in diesem zarten Alter mit solchen bösen Sachen beschäftigt? Irgendjemand muss sich ja darum kümmern, dass der Kleine nicht unter die Räder kommt."

"Lass ihn in Ruhe. Außerdem ist deine Schicht vorbei. Mach Feierabend."

Ayas kühle Stimme verblüffte Youji, aber bevor ihm eine entsprechende Antwort einfiel, betrat eine Kundin den Laden. Sofort setzte Youji sein Ladykiller Lächeln auf und hatte nur noch Augen für die junge Frau. Er bekam nicht mehr mit, wie Aya nach hinten ging.

Omi saß in der Küche und versuchte sich mit zitternden Händen eine Tasse Kakao zu machen. Was hatte er sich bloß dabei gedacht. Es war doch gar nicht seine Art über solche Themen zu sprechen und schon gar nicht auf diese Weise. Aber Youji hatte ihn so wütend gemacht mit seiner Bemerkung, dass er niemals etwas mit einem Mann anfangen würde, dass er sich einfach nicht mehr hatte zurückhalten können. Hatte er etwa Aya auf diese Weise schützen wollen? Hatte er Youji auf diese Weise zu verstehen geben wollen, dass er selber Interesse an einem anderen Mann, an Aya, hatte? Bis zu diesem Morgen war Aya doch nur ein Freund gewesen, ein Teamgefährte, mit dem er zusammen auf Missionen arbeitete. Der Gedanke mit ihm eine Beziehung einzugehen erschien ihm so absurd, aber gleichzeitig auch sehr schön. Wie es wohl wäre von Aya geküsst zu werden? Bei dem Gedanken daran spürte Omi ein angenehmes Kribbeln in der Leistengegend, welches nicht ohne Wirkung auf ein gewisses Körperteil blieb.

"Omi?"

Mit einem erschrockenen Aufschrei fuhr dieser herum, als das Objekt seiner Phantasie ihn plötzlich ansprach. Unglücklicherweise kippte er sich dabei die ganze Tasse mit kochend heißem Kakao über die Hose. Aus dem erschrockenen Schrei wurde schnell ein Schmerzensschrei und er ließ die Tasse fallen. Aya war mit zwei Schritten an seiner Seite und hatte sofort ein Küchentuch nass gemacht. Schnell drückte er es auf Omis verbrühten Oberschenkel. Dieser stöhnte noch einmal kurz vor Schmerz auf, aber entspannte sich dann schnell, als das kühle Wasser durch den Stoff der Hose sickerte.

"Kannst du nicht aufpassen? Du machst vielleicht Sachen."

Aya schob seinen jungen Freund unsanft auf einen Stuhl.

"Setzt dich und drück das Tuch weiter drauf. Ich hole Brandsalbe."

Omi nickte nur stumm und verfolgte mit aufgerissenen Augen wie Aya Salbe und Verbandszeug aus dem Erste-Hilfe-Koffer nahm. Dann wurde ihm das volle Ausmaß von Ayas Worten bewusst. Einen Verband machen hieß doch, er müsste die Hose ausziehen. Und dann würde er hier halbnackt sitzen. Und Aya würde ihn so sehen. Und er würde etwas Bestimmtes gewiss nicht übersehen können. Omi biss sich verlegen auf die Lippe und spürte plötzlich den metallischen Geschmack von Blut ihm Mund.

"Tut es so schlimm weh, Omi?"

Besorgt hatte sich Aya über seinen Teamgefährten gebeugt und strich ihm vorsichtig über die zerbissene Lippe. Aber schnell zog er seine Hand wieder zurück, als Omi energisch den Kopf schüttelte.

"Nein, tut schon fast nicht mehr weh. Ich gehe nach oben und ziehe mir eine neue Hose an."

So schnell er konnte stürmte Omi aus der Küche in sein Zimmer und ließ einen reichlich verwirrten Aya zurück, der mit großen Augen auf die Hand starrte, die eben noch zärtlich die Lippen seines Freundes berührt hatte. Dann erwachte er aus seinem tranceähnlichen Zustand und verpasste sich selber mit eben jener Hand eine schallende Ohrfeige.

Omi warf seine dreckige und feuchte Hose in den Wäschekorb und schlüpfte schnell in eine neue. Er hatte sich für eine bequeme Trainingshose mit weiten Beinen entschieden, denn er befürchtete, dass eine Jeans doch etwas zu sehr auf seinem verletzten Bein scheuern würde. Auf dem Weg nach unten fuhr er sich unbewusst mit einem Finger über seine Lippen. Aya hatte sie berührt. Aya hatte sich Sorgen um ihn gemacht. Der eiskalte, disziplinierte, stets beherrschte Aya hatte ..... Omi wagte es nicht seinen Gedanken weiterzuführen. Und dieses Kribbeln in seinem Bauch war auch schon wieder da. Er seufzte und beglückwünschte sich nachträglich dazu, sich für eine weite Hose entschieden zu haben.

Aya ging langsam in den Laden zurück. Youji stand an der Kasse und flirtete auf Teufel komm raus mit der Kundin. Als er Aya bemerkte, grinste er ihn an.

"Sag mal Aya, ist das in Ordnung, wenn ich heute Abend länger weg bleibe? Könnte auch sein, dass ich erst morgen wiederkomme. Diese entzückende Dame macht hier Urlaub und ich würde ihr gerne die Stadt zeigen."

Die entzückende' Dame kicherte hinter vorgehaltener Hand und warf Youji einen verschwörerischen Blick zu, den dieser mit seinem verführerischten Lächeln beantwortete.

"Kein Problem, Youji. Morgen ist Sonntag. Mach dir einen schönen Abend."

"Stimmt ja, Sonntag. Wo hatte ich bloß meinen Kopf? Dass ich das aber auch vergessen habe. Woran das wohl liegt?"

Er zwinkerte der Kundin zu. Kurz darauf waren beide verschwunden. Aya sah noch wie Youji seinen Arm um die Schultern der jungen Frau legte, die darauf hin ihre Arme um seine Taille schlang und sich fest an ihn drückte. Ein schmerzliches Gefühl machte sich in Ayas Brust breit, als er den Beiden nachsah, wie sie eng umschlungen unter einem Regenschirm die Straße entlang gingen. Der Regen prasselte nach wie vor sinnflutartig herunter und der düstere Himmel passte zu seiner Weltuntergangsstimmung wie die Faust aufs Auge. Und dann hatte er noch den ganzen Nachmittag mit Omi zusammen Dienst. Er seufzte tief auf. Noch schlimmer konnte es ja nicht werden. Und in diesem Moment klingelte das Telefon.

Omi hob den Hörer ab.

"Ja, hallo? Hier Omi."

"Omi? Hier ist Ken. Du, wir feiern hier gleich noch mit ein paar Leuten eine Party. Ich werde wohl bei einem Freund übernachten. Morgen ist schließlich Sonntag und der Laden ist zu. Ich wollte auch nur Bescheid sagen, damit ihr euch keine Sorgen macht."

"Ist in Ordnung Ken. Ich sage den anderen Bescheid. Und lass dein Handy an. Du weißt ja, für den Notfall."

"Klar doch. Kein Problem. Bis morgen dann."

"Bis morgen Ken. Und viel Spaß."

Omi lächelte still in sich hinein. Kens Fröhlichkeit war ansteckend und er wünschte ihm wirklich einen schönen Abend. Das bedeutete aber auf der anderen Seite, dass er den Abend mit Aya und Youji verbringen würde. Nun, wahrscheinlich nur mit Aya, denn Youji würde garantiert ausgehen. Das Kribbeln in seinem Bauch wurde stärker, als er daran dachte, mit Aya alleine zu sein. Und sein Gesicht wurde auch schon wieder so heiß. Er konnte nur hoffen, dass Aya nichts merken würde. Mit gesenktem Kopf schlich er zurück in den Laden und vermied es diesen anzusehen.

Der Rest des Tages verlief schweigend. Wie Youji vorausgesagt hatte, blieb der Laden leer. Kein Mensch ließ sich auf der Straße und erst recht nicht im Laden blicken. Am späten Nachmittag schloss Aya dann die Tür ab und ließ den Rollladen herunter. Er hatte Omi kurz berichtet, dass Youji mit seiner neuen Eroberung unterwegs sei und wahrscheinlich erst am nächsten Tag wiederkommen würde. Das war an sich nichts ungewöhnliches, aber als Omi ihm dann berichtete, dass Ken heute auch nicht zurück kommen würde und sie beide alleine wären, hatte sich dann doch ein unangenehmes Gefühl in seinem Magen ausgebreitet. Er hatte sich die ganze Zeit zusammenreißen müssen um den Jüngeren nicht ständig anzustarren. Und offensichtlich ging es Omi genauso, denn dieser hatte immer wieder nervös zur Seite gesehen, wenn sich ihre Blicke zufällig trafen. Und er hatte gedacht, es könne nicht mehr schlimmer werden. Frustriert schüttelte er den Kopf und machte sich auf einen langen Abend gefasst. Einen sehr langen und langweiligen Abend, den er mit Sicherheit alleine, weit weg von Omi, in seinem Zimmer verbringen würde.

Er hörte Omi in der Küche rumoren und atmete tief durch. Das Abendessen würde er wohl noch über sich ergehen lassen müssen.

Omi ging es nicht besser. Seine Gedanken überschlugen sich. Es war ja nicht das erste Mal, dass er und Aya alleine zuhause waren. Aber nach den heutigen Ereignissen fühlte er sich in Ayas Nähe einfach nicht mehr wohl. Er befürchtete, dass seinem Freund früher oder später einfach auffallen musste, wie sein Körper auf dessen Anwesenheit reagierte. Auch wenn er wusste, dass Aya ihn zumindest in seinen Träumen begehrte, er wollte seine kleine, heile Welt nicht dadurch zerstören, dass er seinen Phantasien nachgab. Das würde wahrscheinlich das Ende ihrer Freundschaft bedeuten. Und dieser Preis war ihm zu hoch.

In Gedanken versunken deckte er weiter den Tisch. Aya erschien bald darauf und beide aßen schweigend. Der Ältere bemerkte schnell, dass Omi etwas bedrückte. Dieser rutschte unruhig auf seinen Stuhl hin und her und vermied es nach wie vor ihm in die Augen zu sehen. Er ließ die Ereignisse des Tages vor seinem geistigen Auge noch einmal Revue passieren und erinnerte sich an das kurze Gespräch, in dass er hineingeplatzt war. Omi hatte versucht Youji davon zu überzeugen, dass eine Beziehung zwischen Männern etwas ganz normales sei. Es hatte ihn in diesem Moment mehr als nur erstaunt so etwas aus dem Mund ihres jüngsten Teammitglieds zu hören und allein die Tatsache, dass Omi überhaupt ein so intimes Thema anschnitt, hätte ihn beinahe in lautes Lachen ausbrechen lassen. Aber die Wut und der Ernst mit der Omi den Ex-Privatdetektiv zurechtgewiesen und geradezu aufgeklärte hatte, waren für ihn Grund genug gewesen, sich zurückzuhalten. War Omi etwa in einen Mann verliebt? Aya verschluckte sich an seinem Tee, als ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss. Hustend und würgend rang er nach Atem und bekam nur am Rande mit wie Omi aufsprang und an seine Seite stürzte.

"Aya. Nimm die Arme hoch, dann kannst du besser atmen."

Als der Rothaarige nicht reagierte, griff Omi nach dessen Armen und riss sie hoch. Aya hustete noch einmal keuchend auf und dann beruhigte sich seine Atmung langsam wieder. Er blinzelte ein paar Mal heftig und befreite seine Arme dann vorsichtig aus dem festen Griff seines blonden Freundes.

"Alles in Ordnung. Danke."

Er blickte auf und sah direkt in Omis weit aufgerissenen blauen Augen. Der besorgte Gesichtsausdruck wich langsam einem erleichterten Lächeln und der Jüngere setzte sich zögerlich wieder auf seinen Platz. Schweigend aßen sie weiter und Ayas Überlegungen kehrten wieder zu dem Gedanken zurück, der für diesen kleinen Zwischenfall verantwortlich war: Omi verliebt in einen Mann. Nicht unwahrscheinlich, immerhin wurde der Junge bald 18 und wie er es selber gesagt hatte, Liebe war nicht abhängig vom Alter. Und in wen konnte sich ihr Jüngster verliebt haben? Am wahrscheinlichsten wäre ein Klassenkamerad. Aya spürte einen leichten Stich im Herzen, als ihm klar wurde, dass er dadurch Omi verlieren würde. Aber hatte dieser nicht auch ein Recht darauf glücklich zu sein? Aber warum hatte Omi ihnen nichts gesagt? Im selben Moment in dem er sich diese Frage stellte, konnte sich Aya die Antwort denken. Youjis Reaktion kam ihm wieder in den Sinn. Wahrscheinlich hatte Omi damit gerechnet, dass sich dieser über ihn lustig machen würde oder schlimmeres. Nun, auch wenn es ihm das Herz zerriss, zumindest er wollte dafür sorgen, dass sich ihr kleiner Omi verstanden fühlen konnte.

"Sag mal Omi, deine Rede heute Mittag im Laden war ja ganz schön eindrucksvoll. Wieso interessiert es dich denn so, was Youji von gleichgeschlechtlichen Beziehungen hält?"

Omis Gesicht nahm eine dunkelrote Farbe an und er senkte seinen Kopf tief über seinen Teller, um seinem Teamgefährten nicht in die Augen sehen zu müssen. Wie sollte er bloß auf diese Frage antworten. Aber bevor er sich eine Ausrede einfallen lassen konnte, sprach Aya weiter.

"Bist du etwa in jemanden verliebt und machst dir Sorgen, dass wir dich auslachen würden, weil es kein Mädchen ist?"

Aya beobachtete wie sein junger Freund sich verlegen auf seinem Stuhl wand und dann schließlich mit einem schüchternen Lächeln aufblickte. Er hatte sich also offensichtlich nicht getäuscht. Omi war verliebt und das höchstwahrscheinlich in einen Mann. Enttäuschung und Niedergeschlagenheit machten sich in ihm breit und er wandte sich von diesem verlegenen unschuldigen Lächeln ab.

Omi wusste vor lauter Unsicherheit nicht mehr ein noch aus. Am liebsten wäre er aufgesprungen und in sein Zimmer gerannt. Was sollte er Aya jetzt sagen? Die Wahrheit? Und was verdammt noch mal war die Wahrheit. Hatte er sich tatsächlich in ihren Anführer verliebt? In dem Moment wo er den Gedanken klar und deutlich formulierte traf ihn die Erkenntnis wie ein Schock. Er war in Aya verliebt. Und das nicht erst seit heute. Hatte er dieses Kribbeln im Bauch nicht schon länger verspürt? Und hatte er nicht schon selber den einen oder anderen Traum gehabt, in dem Aya vorkam und am nächsten Morgen war da dieser verräterische Fleck in seiner Pyjamahose gewesen? Und hatte er sich nicht ständig eingeredet, das seien nur Hormone, ganz normal für einen Jungen in der Pubertät? Er blickte auf und lächelte den Rothaarigen schüchtern an. Zu seinem Erstaunen entdeckte er so etwas wie Enttäuschung in Ayas Augen und dieser drehte kurz darauf den Kopf weg.

Es dauerte einen Augenblick, aber dann hatte Aya sich so weit gefasst, dass er seinem Freund wieder in die Augen sehen konnte.

"Und, ist er auch in dich verliebt?" Aya bemühte sich seine Stimme so unbeteiligt wie möglich klingen zu lassen.

"Ich weiß nicht.", flüsterte Omi. Er war mehr als überrascht, dass Aya sich überhaupt mit ihm unterhielt. Es war eigentlich nicht dessen Art, so weit aus seinem Schneckenhaus herauszukommen und sich tatsächlich intensiv mit einem seiner Freunde zu unterhalten. Bei Missionen war das anders, aber hier ging es eindeutig um Gefühle und zwar sehr intime Gefühle. Und Aya schien sich tatsächlich für Omis Liebesleben zu interessieren.

Der Rothaarige beobachtete den Jüngeren aufmerksam. Er hatte die Augen wieder auf seinen Teller gesenkt und schien über irgendetwas nachzudenken.

"Hast du ihm gesagt, dass du in ihn verliebt bist?"

Omi schüttelte wild den Kopf und seine Wangen wurden rot. Ein sanftes, trauriges Lächeln stahl sich auf Ayas Gesicht, ohne dass dieser etwas bemerkte.

"Ist er wenigstens nett zu dir? Mag er dich?"

Er konnte sich selber nicht genau erklären, warum er dem Jüngeren all diese Fragen stellte, aber als Omi als Antwort auf seine letzten beiden Fragen heftig nickte und ihn mit einem strahlenden Lächeln ansah, konnte er ein erleichtertes Aufatmen nicht unterdrücken.

"Das ist doch schon mal ein Anfang. Verbring mehr Zeit mit ihm und er wird sich garantiert bald auch in dich verlieben."

Zu seinem Erstaunen stellte Aya fest, dass der blonde Junge vor ihm auf seine letzte Bemerkung hin beinahe in lautes Lachen ausgebrochen wäre. Omi hielt sich eine Hand vor den Mund und gab seltsam glucksende Geräusche von sich, während seine Schultern unkontrolliert zuckten. Es dauerte eine Weile bis er sich beruhigt hatte und inzwischen war ein übermütiges Funkeln in seine Augen getreten.

"Möchtest du ihn mal sehen?", fragte Omi mit dem unschuldigsten Lächeln, das er zustande brachte. "Ich habe ein Bild von ihm"

Aya hatte das Gefühl, als hätte jemand ein Messer in sein Herz gestoßen und würde es langsam herumdrehen, aber er nickte. Er musste die Person wenigstens sehen um sich selber einreden zu können, dass Omi keinen Fehler machen würde.

"Ich habe es in meinem Zimmer. Komm, wir gehen rauf."

Omi griff nach der Hand seines Freundes und schleifte ihn eilig hinter sich her. Aya war von dieser Aktion so überrascht, dass er nicht einmal daran dachte, sich zu wehren. In Omis Zimmer angekommen, setzte er sich in einen Sessel und verfolgte aufmerksam, wie der Jüngere verschiedene Schubladen aufriss und nach etwas suchte. Schließlich drehte er sich mit einem kleinen rechteckigen Lederetui in der Hand um und reichte es ihm. Aya streckte eine Hand aus und stellte fest, dass diese zitterte. Schnell griff er nach der zusammengeklappten Hülle und zog den Arm wieder zurück. Er spürte, wie sein Herz schneller und schneller schlug und fixierte das kleine Futteral in seiner Hand.

"Willst du es nicht aufmachen?"

Omi blickte ihn noch immer mit großen unschuldigen Kinderaugen an. Aya atmete tief durch und öffnete es.

Das Wort zum Schluss: Und was wird er da wohl sehen? In wen ist Omi verliebt? Und welche Pläne hat Schuldig? Und welche Rolle spielt Ayas Schwester dabei? Fragen über Fragen. Und die Antworten weiß allein die Autorin. *g*