Weiss Kreuz Fan Fiction ❯ Beautiful Red ❯ Kapitel 3 ( Chapter 3 )
Hallo Minna-san! Da bin ich wieder. Sorry das es mit diesem Kapitel so lange gedauert hat, aber ich war für ein paar Wochen in Urlaub. Ich hoffe nur dass ich es schaffe den nächsten Teil zu posten, bevor ich in einer Woche oder so wieder nach Holland fahre... ^__^;;
Ach co, Sweetrose, Du hast gefragt ob "Crimson Beauty" meine Erfindung ist: Nein, die Blume gibt es wirklich. Ist eine spezielle Züchtung der Sorte Sonnenkind und wohl ziemlich selten. Aber giftig ist sie nicht, das hab ich dazu gedichtet, passte so schön. ^__^
Kapitel 3
Aya starrte frustriert auf die abgeknickte Cattleya, die er eigentlich für sein Gesteck gebraucht hätte. Omi würde ihm wahrscheinlich den Kopf abreißen, weil er schon die vierte von diesen teuren Orchideen aus Unachtsamkeit zerstört hatte, neben etlichen anderen Blumen.
Heute war halt nicht sein Tag, und es war erst Mittag... Und in ein paar Minuten würde Yohji wahrscheinlich von seiner Liefer-Tour zurückkommen, und es gab keinen Fluchtweg.
Aya ließ das Gesteck, an dem er gearbeitet hatte, liegen und ging zu Omi nach vorne in den Laden, weil er hörte dass die Klingel, die einen neuen Kunden anzeigte, mittlerweile in Dauerbetrieb war. Und tatsächlich war der Blumenladen voller Schulmädchen, die ihn belagerten sobald er in ihr Sichtfeld kam.
Aya fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare und schloss kurz die Augen, als er spürte wie sich ein pochender Schmerz hinter seiner Stirn breit machte. Eine etwas ältere Dame versuchte hilflos gegen den Strom junger, giggelnder Mädchen anzukämpfen, um die Blumen in ihrer Hand zu bezahlen. Aya erbarmte sich ihrer und führte sie zur Kasse, wo er ihr den Preis nannte und ihr Wechselgeld herausgab, dann suchte er nach irgendeiner Ausrede, um nicht wieder in die laute Horde von Fangirls eintauchen zu müssen.
Als das Telefon klingelte sah er seine Chance gekommen, aber Omi war schneller als er und rief ihm zu allem Übel auch noch ein "Ich geh schon, kümmer du dich bitte um die Kunden, Aya-kun!" zu. Aya knirschte mit den Zähnen. Wenn es nicht /Omi/ gewesen wäre, hätte er schwören können dass der Kleine ihn auf den Arm nehmen wollte, aber so...
Sofort klebten zwei Drittel der Mädchen an ihm, die anderen standen in Grüppchen herum und kicherten und warfen ihm und Omi vermeintlich verstohlene Blicke zu. Und Yohji würde bald herein kommen, und...
"Aya-kun, für dich!", unterbrach Omi seine verzweifelten Gedanken und hielt ihm das Telefon mit einem besorgt wirkenden Blick hin. Aya runzelte die Stirn und nahm den Hörer, während Omi ihm zuflüsterte: "Das Krankenhaus."
Aya spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Wenn er schon immer blass gewesen war, konnte man ihn jetzt nicht mehr nicht von der Wand unterscheiden, als er mit einer leicht zitternden Hand den Hörer aufnahm und sich zögernd meldete.
Eine junge, freundliche Frauenstimme bat ihn im Namen von dem Doktor, der Aya-chan normalerweise behandelte, sobald wie möglich in die Klinik zu kommen.
Sobald er aufgelegt hatte, wirbelte Aya herum und suchte Omi. Der Kleine musterte ihn mit einem besorgten Blick und sagte, noch bevor Aya den Mund aufmachen konnte:
"Geh ruhig, Aya-kun. Ich komme schon zurecht, und Yohji-kun müsste auch bald hier sein." Aya hätte ihn am liebsten in den Arm genommen und geküsst vor Dankbarkeit. Anstelle dessen riss er sich die Schürze ab, griff nach seinem Schlüsselbund und rannte nach einem leisen "Arigatou." für Omi förmlich aus dem Laden und zu seinem Auto.
Mit quietschenden Reifen fuhr er los, jeder Gedanke an Yohji vergessen. Er wandte nicht einmal den Kopf, als er an Yohji, der grade von seiner Blumentour zurückgekehrt war, vorbeifuhr.
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Yohji stieß verwirrt die Tür zum Koneko Sumu Le auf. Er kämpfte sich durch eine Gruppe Schulmädchen hindurch, die den Eingang blockierten, und suchte verzweifelt nach Omi. Der Kleine musste doch irgendwo stecken, immerhin hatte er doch Schicht zusammen mit Aya! Was zum Teufel war denn nur los, eine neue Mission?
Nein, dann hätte man ihn kontaktiert, sein Handy war die ganze Zeit über angeschaltet gewesen, daran konnte es also nicht liegen.
"Yohji-kun, Gott sei Dank!", ertönte plötzlich eine bekannte Stimme links von ihm.
"Omi! Was ist denn hier los? Wo ist Aya?"
Omi sah sich um und trat dann näher an Yohji heran.
"Die Klinik hat soeben angerufen, er musste dringend zu seiner Schwester. Yohji-kun, könntest du nicht seine Schicht übernehmen? Ken-kun ist schon weg, und ich schaffe das hier alleine auf gar keinen Fall."
Ayas Schwester? Oh Gott, was wenn sich der Zustand der Kleinen verschlechtert hatte? Oder wenn irgendetwas passiert war? Das würde Aya doch nie verkraften! Und ausgerechnet jetzt, so ein Mist! Nein, Stopp, das war unfair. Aber trotzdem... Aya...
"Ã"hm, Yohji-kun?"
Omis Stimme riss Yohji aus seinen Gedanken. Ach ja, der Kleine hatte ihn etwas gefragt...
"Eh, ja. klar, Omittchi. Ich übernehm dann mal die Kasse, ne?"
Damit verschwand Yohji hinter der Holztheke und widmete sich der langen Kundenschlange, die sich bereits gebildet hatte. Bald schon hatte er zu viel zu tun um sich viele Sorgen um Aya zu machen oder um an irgendetwas anderes als an Blumen- und andere Pflanzenpreise zu denken, aber trotzdem: ein fades Gefühl in der Magengegend blieb.
Am späten Nachmittag erschien Ken, mit geröteten Wangen und glänzenden Augen, und erzählte aufgeregt von dem Spiel, dass die Kinder die er trainierte, wohl gewonnen hatten. So genau bekam Yohji das nicht mit, da er noch zu beschäftigt mit der Kundschaft war, die aber Gott sei Dank langsam immer weniger wurde.
Andererseits hatte er dadurch auch weniger zu tun. Also blieb mehr Zeit sich Gedanken zu machen, die sich in Yohjis Fall fast ausschließlich um einen gewissen Rotschopf drehten, wie eigentlich den ganzen Tag schon. Nur waren die Gedanken, die er sich früher an diesem Tag gemacht hatte, eindeutig vergnüglicher gewesen...
"...Also, bis später dann! Bye, Yohji-kun!"
Yohji sah überrascht auf und erhaschte noch einen letzten Blick auf einen winkenden Omi, der grade aus der Tür des Blumenladens lief. Stimmt, Omi hatte erzählt dass er sich noch mit Freunden treffen wollte, aber doch erst am Abend!
Yohji warf einen Blick auf seine Uhr und bemerkte, dass es tatsächlich schon recht spät war. Ken hatte Omis Schicht übernommen und rumorte laut im Hinterraum herum, wahrscheinlich mit der letzten Lieferung Topfpflanzen, die erst an diesem Mittag herein gekommen war, und Yohji war somit alleine im Laden.
Er nutzte die Gelegenheit um sich verbotenerweise eine Zigarette anzuzünden. Aber die brauchte er jetzt wirklich. Verdammt, schon so spät und immer noch keine Nachricht von Aya.
Hoffentlich ging es Aya-chan gut, hoffentlich war nichts schlimmes passiert... Vielleicht war die Kleine ja endlich aus dem Koma aufgewacht? Und Aya und sie waren zur Feier des Tages irgendwo Essen gegangen. Oder spazieren, in dem Park den Aya so mochte.
Andererseits, durfte man denn direkt aufstehen, wenn man vorher fast zwei Jahre lang im Koma gelegen hatte? Vielleicht musste die Kleine ja noch ein oder zwei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben, und Aya war bei ihr geblieben, damit sie sich nicht so allein fühlte. Aber würde Aya dann über Nacht bei ihr bleiben?
Der Gedanke versetzte Yohji einen kleinen Stich, und beschämt stellte er fest dass er tatsächlich eifersüchtig auf Ayas kleine Schwester war!
*Yohji no Baka! Gott, das ist doch albern, sie ist seine /Schwester/! Kami-sama, was ein blöder Gedanke.*
Allerdings war es schon klar, dass Aya seine Schwester sehr lieben musste, so versessen wie er auf seine Rache an Takatori war. Vielleicht würde er nun seine Zeit lieber mit Aya-chan als mit seinem neuen Liebhaber verbringen und Yohji links liegen lassen!
Ach, wer sagte denn überhaupt dass die Kleine aufgewacht war?
Das schlechte Gefühl in Yohjis Magengegend verstärkte sich, als ihm ein neuer Gedanke kam: Was, wenn Aya-chan nun tot war? Im Prinzip war dieser Gedanke wohl viel logischer als der, dass sie nach zwei Jahren Koma auf einmal aufwachen würde!
Die Frage war nur, was ihr Bruder dann wohl anstellen würde?
Yohji schnippte seine aufgerauchte Kippe in den nächsten Blumenkübel, zündete sich sofort die Nächste an und inhalierte tief.
Hoffentlich machte Aya nichts unüberlegtes! Wie zum Beispiel ganz alleine Takatoris Villa zu stürmen, was sein sicherer Tod wäre. Oder sich selbst etwas antun...
Yohji schluckte hart als er sich an etwas erinnerte, das Aya einmal zu ihm gesagt hatte: "Ich lebe nur für Aya-chan."
Aber was, wenn Aya-chan nun tot war? Würde Aya sich etwa umbringen?!? Nein, so weit würde er nicht gehen, oder doch? Gott, der Rotschopf hatte sein ganzes früheres Leben aufgegeben um seine Schwester zu rächen, wer weiß was er noch alles für sie tun würde?
Von einer plötzlichen, panischen Angst befallen schmiss Yohji die noch nicht einmal halb gerauchte Zigarette auf den Boden und lief hinter die Holztheke, um seinen Mantel und seine Autoschlüssel zu suchen. Er musste Aya finden! Nur, wo könnte der andere Mann sein?
Yohji raufte sich die Haare. Er wusste ja nicht einmal in welcher Klinik Aya-chan eigentlich lag, also hatte er nicht einmal einen Anhaltspunkt! Manx! Die wusste es bestimmt. Aber sie würde es ihm nicht sagen. Verdammt!
"Ã"hm, Entschuldigung..."
Yohji blinzelte verwirrt und sah in das Gesicht einer jungen Frau, die ein vorwiegend rotes Blumengesteck in den Händen hielt.
"Oh... Gomen." Er ließ seine Jacke wieder sinken und schüttelte leicht den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen. Wie konnte er sich nur so verrückt machen? Aya-chan ging es bestimmt gut, und ihrem Bruder erst recht. Und Aya war nun mal Aya, es war kein großes Wunder dass er sich noch nicht gemeldet hatte.
Yohji lächelte der Frau entschuldigend zu und strich sich eine vorwitzige Haarsträhne aus seinem Gesicht.
"Ich war wohl in Gedanken... Wie kann ich Ihnen helfen?" ,fragte er in diesem ganz bestimmten Ton und mit einem breiten Grinsen, dass seine weißen Zähne zeigte. Die Frau wurde prompt puterrot und schob ihm wortlos das Blumengebinde über die Theke zu.
Yohji überlegte noch, ob er schnell seine Hand ausstrecken sollte um die Hand der Dame zu berühren oder gar zu streicheln, oder ob sie ihm dann wohl eine Ohrfeige verpassen würde. Sie war anscheinend jetzt schon beleidigt... Komisch, normalerweise hätte er das als Herausforderung angesehen, aber irgendwie berührte ihn das heute gar nicht. Sicher, die Frau war recht ansehlich, aber er war nun mal schon vergeben.
Dann erkannte Yohji die roten Blumen wieder, aus denen das Arrangement bestand, und er erstarrte mitten in der Bewegung.
Crimson Beauty. Seine Aya-Blume. Die /giftige/ Aya-Blume... War das nun ein schlechtes Omen? Aya...
Er schlug mit beiden Händen flach auf den Tisch. Die junge Frau zuckte erschrocken zurück und sah ihn fragend an, doch bevor er sich erneut entschuldigen konnte spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
"Schon okay, ich übernehm für dich. Geh ruhig nach Oben, Yohji." Ken. Wahrscheinlich hatte Omi ihm von Aya erzählt...
Yohji nickte dem Fußballer dankbar zu und flüchtete praktisch die Treppen hoch.
Für einen Augenblick lang blieb er vor Ayas Tür stehen und überlegte, ob er sich Zugang verschaffen sollte um dort auf den Rotschopf zu warten. Er entschied sich dagegen, er wollte Aya nicht das Gefühl geben ihn zu sehr zu bedrängen. Also stapfte er weiter zu seinem eigenen Raum.
Außerdem würde Aya ihn töten, wenn er es wagen sollte sich in /seinem/ Zimmer eine Kippe anzustecken, und er brauchte jetzt wirklich dringend eine.
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Aya saß inzwischen am Bett seiner Schwester und hielt ihre leblose Hand.
Der Anruf vom Krankenhaus war eine Art falscher Alarm gewesen. Die Geräte, an die Aya-chan angeschlossen war, hatten plötzlich deutlich veränderte Messwerte angezeigt, und für einen Moment hatten die Ã"rzte schon geglaubt dass das Mädchen aufwachen würde. Doch dann hatte sich ihr Zustand für einige beängstigende Minuten sogar noch verschlechtert, ganz so als ob alle ihre Energie in ein paar Augenblicke gesteckt, und diese Energie hatte ihr dann später gefehlt. Mittlerweile war aber wieder alles so wie vor diesem seltsamen Zwischenfall.
Vielleicht hatte sie ja versucht, endlich aufzuwachen?
Den Ã"rzten war die ganze Geschichte auf jeden Fall ein unerklärliches Rätsel, schließlich hatten sie Aya-chan schon für tot erklärt. Und solch eine plötzliche Reaktion war bei Toten nun mal selten.
Aya schauderte leicht als er daran dachte, wie knapp seine kleine Schwester wieder einmal dem Tod entronnen war. Oder stand sie im Prinzip nicht die ganze Zeit schon sehr eng an der Grenze zwischen Leben und Tod? Wenn man diesen Zustand, in dem Aya-chan sich befand, überhaupt "Leben" nennen konnte.
Während Aya das blasse, bewegungslose Gesicht anstarrte, schoss ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf: * Wenigstens bin ich so Yohji entkommen.*
Sofort ohrfeigte er sich mental selbst. Hier lag seine kleine, geliebte, unschuldige Schwester, die wahrscheinlich nur noch lebte weil der unbekannte Gott, der sich offensichtlich einen perversen Spaß daraus machte sein Leben und das der Personen, die er liebte, zu zerstören, sich noch länger an ihrem Leid ergötzen wollte. Und er war... *erleichtert*, weil er seinem -mehr oder weniger unabsichtlichen- One-Night-Stand so nicht sehen musste???
*Gott, ich bin ja so ein Egoist!*
"Aya-chan... es tut mir so leid... Ich bin ein schlechter Bruder, gomen... Gomen nasai..."
Aya drückte die schlaffe Hand in seiner noch ein wenig fester. Er war doch selbst Schuld!
Hatte er nicht Aya-chan versprochen, nur noch für sie zu leben? Hatte er ihr nicht versprochen, nur noch dafür zu leben um den Moment nicht zu verpassen an dem sie ihre Augen wieder aufschlug, damit sie dann nicht so allein wäre wie er jetzt? Dass er nur noch für die Rache an Takatori leben würde?
Wie hatte er sich dann überhaupt auf Yohji einlassen können? Er war... glücklich gewesen, glücklich mit Yohji in seinen Armen und diesem wundervollen Geruch in der Nase...
Nicht einmal hatte er an Aya-chan oder auch nur an Takatori gedacht. Er hatte sein Versprechen gebrochen, er hatte seine Schwester wieder einmal verraten.
Wütend stand Aya auf und lief zum Fenster. Düster starrte er nach draußen in die bereits einsetzende Dämmerung, ohne das eigentlich wahrzunehmen.
Er hatte kein Recht, glücklich zu sein! Nicht, solange seine kleine Imouto noch immer im Koma lag und Takatori lebend herumlief.
Entschlossen raffte Aya sich auf und warf einen Blick auf seine Uhr. Schon nach neun... Es war Mittag gewesen, als er den Koneko verlassen hatte. Er hatte gar nicht bemerkt dass er fast den ganzen Tag an Aya-chans Bett gesessen hatte, in dunklen Gedanken vertieft und ihre Hand haltend.
Zeit, zurück nach Hause zu gehen.
Morgen hatte er wieder Frühschicht mit Kenken, und er wollte noch ein wenig trainieren bevor ins Bett ging. Er musste dringend seinen Kopf freibekommen, und das ging nun mal am besten beim Kendo-Training.
"Tschüß, Aya-chan. Morgen nach meiner Schicht komme ich wieder, okay? Ich werde dir die schönsten Blumen im ganzen Laden mitbringen, versprochen."
Aya-chan liebte Blumen, vor allem Rosen, und das Zimmer sah so leer aus. Morgens früh war es oft sehr ruhig im Koneko Sumu Le, da würde es nichts ausmachen wenn er ein Gesteck für sie anfertigte, und er würde das Geld dann später von seinem Gehalt abziehen...
Leise schloss Aya die Tür des Krankenzimmers hinter sich und machte sich auf den Weg zu seinem Porsche.
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Yohji sprang von seinem Bett als er das Geräusch quietschender Reifen vor dem Blumenladen wahrnahm und rannte zum Fenster seines Apartments.
Ein grüner Lieferwagen hatte offenbar mitten auf der Straße eine Vollbremsung hingelegt. Der Fahrer hing halb aus dem Seitenfenster und fluchte lauthals über die Katze, die grade quer über die Straße lief um in einer Zaunlücke zu verschwinden.
Yohji seufzte. *Immer noch kein Aya...*
Er drehte sich um und schlurfte über den Flur zurück zu seinem Bett, stolperte aber über eine leere Bierflasche auf dem Boden und ruderte mit den Armen, um nicht umzukippen. Dabei stieß er noch gleich drei, vier andere Falschen und den überfüllten Aschenbecher um.
"Verdammte Scheiße!"
Wütend ließ Yohji sich auf sein Bett fallen und griff nach seiner Zigaretten-Schachtel. Leer. Schon wieder?
Normalerweise hatte Yohji immer einen kleinen Vorrat an Zigaretten in seinem Nachttisch, so vier oder fünf Packungen. Aber als er sich jetzt auf den Bauch rollte um in der Vorrats-Schublade herumzuwühlen, bemerkte er überrascht dass er nur noch eine Schachtel hatte. Und die Bierflaschen, die er sonst ebenfalls immer auf Vorrat in einer Ecke seines Schrankes lagerte(Damit Omi sie nicht zufällig entdeckte und ihm eine Predigt hielt oder ihm mit diesem vorwurfsvollen Blick strafte), war ebenfalls schon fast leer...
Aber es war einfach nicht zum Aushalten! Ein Blick auf den Radiowecker auf seinem Nachttisch sagte Yohji, das es schon fast zehn war, und immer noch keine Spur von Aya... nicht mal eine Nachricht, rein gar nichts! Und das schlimmste war: Er konnte nichts tun außer hier herumzusitzen und.... gar nichts zu tun.
*Tja, das letzte Bier war wohl zu viel...*
Seufzend besah Yohji sich die Sauerei, die er auf seinem Zimmerboden veranstaltet hatte, und dachte einen Augenblick lang ernsthaft darüber nach ob er einen Besen und Kehrschaufel holen sollte um ein wenig aufzuräumen. Dann klopfte es plötzlich an seiner Tür.
Innerhalb von Sekunden war Yohji quer durch sein Apartment zur Tür gerannt und riss sie in wilder Hoffnung auf...
"....Oh. Hi Omi." Er versuchte ein Grinsen, merkte aber selbst dass es nur eine Grimasse geworden war.
"Hallo Yohji-kun.... Ist alles in Ordnung?"
Yohji hätte am liebsten laut gelacht. Nichts war in Ordnung, und das wusste der Chibi sehr wohl, aber der Kleine konnte doch auch nichts dafür. Also lächelte er gezwungen und sagte "Ja, klar", aber er wusste genau das Omi wusste dass es eine Lüge war.
"Aya-kun ist immer noch nicht zu Hause, oder?", sagte Omi. Es war keine Frage, mehr eine Feststellung, und Yohji antwortete gar nicht erst. Warum auch. Der Kleine konnte sogar nach Stunden noch herausriechen ob Yohji wieder einmal im Blumenladen geraucht hatte oder nicht, sicherlich war ihm da die Fahne seines älteren Teamkollegen nicht entgangen.
"Hey, er kommt bestimmt gleich. Vielleicht hat er ja noch irgendwo etwas gegessen oder einen Tee getrunken, ich glaube nicht dass er zu Mittag gegessen hat. Wollen wir unten auf ihn warten, ich wollte eh noch in die Küche und Kaffee kochen. Muss noch Hausaufgaben machen..." Omi zog eine leichte Grimasse und lächelte Yohji dann einladend an.
Der Blonde seufzte schwer. "Nein, ist schon gut Kiddo. Ich warte hier. Bleib nicht zu lange auf." Er wusste das Omi es nur gut meinte und ihn aufheitern wollte, aber das war nun wirklich das letzte was er gebrauchen konnte.
Er ignorierte Omis besorgten Blick und wandte sich zurück zu seinem Bett und seinen Zigaretten. Das leise klicken der Tür sagte ihm, dass Omi gegangen war, und er streckte sich lang auf seinem Bett aus. Yohji starrte die brennende Kippe in seiner Hand an und drückte sie mit einer wütenden Bewegung auf seinem Nachttisch aus, dann rollte er sich eng zusammen und starrte seine Tür an.
*Aya...*
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Aya parkte seinen Porsche außerhalb des Konekos auf dem Bordstein und achtete darauf die Tür leise zu schließen als er hinausstieg. Er wollte auf keinen Fall die Aufmerksamkeit gewisser Teamkollegen durch den Lärm des Garagentors oder der Autotür erregen.
Auf seinem Weg zur Haustür ertönte plötzlich ein lautes Scheppern, und Aya presste sich überrascht an die Hauswand. Dann ertönte gedämpftes Fluchen, und der Rotschopf entspannte sich als er Omis Stimme erkannte. Die Wände von diesem verfluchten Haus waren wirklich zu dünn.
Hn. Der Kleine war also noch wach. Aya hatte keine besondere Lust auf Vorwürfe oder besorgte Fragen, also machte er kehrt und schlich sich durch den Hintereingang ins Haus. Er spähte vorsichtig durch die geöffnete Küchentür und sah wie Omi verstreutes Besteck vom Boden aufhob. Das war also dieses scheppernde Geräusch gewesen. Gut, so war der Kleine wenigstens beschäftigt und würde ihn nicht bemerken.
Tatsächlich schaffte Aya es, ungesehen bis sein Zimmer zu gelangen. Er legte seine Uhr auf seinen Nachttisch, zog seine Sachen aus, faltete sie Naht auf Naht und packte sie in ihren Platz in seinem Schrank. Er holte seine Trainingssachen heraus (die selbstverständlich genau an ihrem angestammten Platz lag und natürlich frisch gewaschen war) und griff sein Katana, dann begann er mit dem Training.
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Yohji gähnte herzhaft und blinzelte überrascht. War er etwa eingeschlafen? Schnell drehte er sich um und warf einen Blick auf seinen Wecker. Tatsächlich, es war schon nach Mitternacht. Verdammt!
Der Blonde sprang auf und eilte zum Fenster. Ein schwarzer Porsche parkte auf dem Bordstein. Aya!
So schnell wie er konnte, und wie es sein überfüllter Fußboden erlaubte, rannte Yohji zur Tür. Er stoppte nur kurz vor seinem Spiegel, um sich ein wenig herzurichten. Dann stolperte er durch das Haus zu Ayas Tür und klopfte laut an.
Keine Antwort. Ob Aya schon im Bett war? Vorsichtig prüfte Yohji, ob die Tür verschlossen war. Sie sprang sofort auf als er die Klinke herunterdrückte, und der schlaksige Blonde spähte vorsichtig in das dunkle Zimmer.
Aya war noch wach, er saß mit bloßem Oberkörper auf der Fensterbank und wischte sich mit einem zusammengeknüllten Stoffbündel (vielleicht sein Shirt?) Schweiß vom Gesicht. Sein im Mondlicht weiß schimmernder Brustkorb bebte weil der Rotschopf schwer atmete. Yohji war sich sicher dass der andere Mann trainiert hatte, vor allem da sein Katana neben ihm auf dem Boden lag.
Leise öffnete der Blonde die Tür ganz und schlich in Ayas Zimmer, um den anderen Mann nicht zu alarmieren. Rote Haare schimmerten in dem silbrigen Licht, das durch das Fenster fiel, dunkel wie Blut und ließen die eh schon blasse Haut von Ayas Gesicht schneeweiß erscheinen, und mehr wie je erschien der Jüngere Yohji wie eine unantastbare, kostbare Statue. Er gab sich alle Mühe dieses wunderschöne Bild, das Ayas heller Körper im Kontrast zu dem dunklen Nachthimmel bot, nicht durch verräterische Geräusche zu zerstören, aber Aya hörte ihn trotzdem.
"Was willst du, Kudoh? Verschwinde!"
"Dir auch einen wunderschönen guten Abend, Aya.", sagte Yohji sarkastisch. Aya warf ihm nur einen seiner berühmten Todesblicke zu und blieb still. Gut, dann eben anders.
"Du hast uns allen ganz schön Angst eingejagt! Du hättest dich ruhig mal melden können, weißt du, nur eben Bescheid sagen was los ist."
Aya starrte ihn weiterhin kühl an. Dann, endlich, öffnete er den Mund.
"Verschwinde."
Yohji schnaubte ungehalten. "Verdammt noch mal Aya, ich hab schon gedacht dir wäre sonst was passiert! Ich bin fast verrückt geworden vor Sorge, und alles was du mir zu sagen hast ist dass ich verschwinden soll?"
Violette Augen verengten sich zu Schlitzen, und wenn Blicke töten könnten wäre Yohji zu diesem Zeitpunkt nur noch ein kleines, blutiges Häufchen auf Ayas sonst so makellos sauberen Fußboden gewesen. Der Blonde schluckte nervös. Das sah gar nicht gut aus... Was hatte er nur jetzt schon wieder falsch gemacht? Es war doch wohl nicht falsch, sich um die Person zu sorgen, die man liebte!
"Was ist denn los mit dir? Alles in Ordnung?", fragte Yohji mutig weiter, erhielt aber natürlich keine Antwort. Nun gut, Aya war noch nie ein Mann vieler Worte gewesen. Also eine andere Taktik...
Yohji seufzte schwer und grinste dann schief.
"Du musst natürlich nicht darüber reden, wenn du nicht willst. Und wenn doch, ich bin immer für dich da und hör dir zu."
Damit zog er den jüngeren einfach vom Fensterbrett herunter in seine Arme. Sofort stieg ihm dieser ganz besondere Duft entgegen, der Aya immer anzuhaften schien. Leicht blumig, wahrscheinlich wegen der Arbeit im Blumenladen, sie alle rochen immer ein wenig nach diesem Grünzeug, aber keiner so intensiv wie Aya... Und dann war da noch etwas anderes, undefinierbares, das einfach nur pur Aya war.
Der Blonde war so in Gedanken, dass er nicht bemerkte wie Aya sich versteifte, und auch das warnende Zischen entging ihm. Aber als er grade seine Nase in Ayas seidigen, rotem Haar vergraben wollte stieß Aya ihn mit beiden Händen fest von sich.
Da Yohjis Gleichgewicht durch den früheren Alkoholgenuss bereits ziemlich angeschlagen war, landete er unsanft auf seinem Hintern.
"Itai... Aya!"
"Yohji. Du stinkst."
Yohji war für einen Augenblick lang verwirrt, dann lachte er leise. *Ach so, /deshalb.../*
"Wie bereits erwähnt, ich habe mir Sorgen gemacht." Leicht wankend richtete Yohji sich auf und ging erneut auf Aya zu.
"Aber keine Angst, ich bin nicht /so/ betrunken...", murmelte er in einem verführerischen Ton.
Der spießte den Blonden wieder mit seinem shi-ne-Blick auf und zischte: "Egal. Verschwinde."
Yohji seufzte erneut. "Aya, ich kann verstehen wenn du nicht willst, und das ist doch auch okay. Ich höre dir auch gerne einfach nur zu oder bin für dich da, wir müssen nicht immer miteinander schlafen."
Aya starrte ihn für einen Augenblick lang eindeutig überrascht an, dann fing er sich wieder und setzte seine Eismaske auf.
"Yohji, ich wüsste nicht warum ich mit dir reden, geschweige denn schlafen sollte. Und jetzt raus, bevor ich mich vergesse."
Die Worte trafen Yohji hart, und er spürte wie Wut sich in ihm breit machte. "Ach nein? Und war gestern Nacht? Da hast du anscheinend noch ganz anders gedacht, oder täusche ich mich da?"
"Letzte Nacht war ein Ausrutscher und wird nicht wieder passieren.", informierte Aya ihn kalt.
Yohji glaubte, sich verhört zu haben. Ausrutscher? Das konnte Aya unmöglich ernst meinen!
"Aya, diese Nacht war viel mehr als nur ein `Ausrutscher'. Das war der beste und erfüllendste Sex den ich seit Jahren hatte, und das nicht nur im körperlichen Sinne!"
"Na also. Du hast bekommen was du wolltest und ich auch. Ende."
"Das stimmt doch nicht! Aya, ich will /dich/, und zwar ganz."
Yohji wusste nicht mehr ob er wütend oder verzweifelt sein sollte, als Aya nur eine Augenbraue hochzog und sich dann wortlos umdrehte. Yohji schnaubte und schüttelte ungläubig seinen Kopf. Wie konnte der Mann nur so... so... Yohji fehlten die Worte.
Er griff Ayas Schultern von hinten und schüttelte den kleineren Mann heftig. "Aya, verdammt noch mal, was soll dieser Scheiß eigentlich? Was ist los mit dir? Kannst du mir das bitte mal erklären?"
Aya wirbelte herum. Yohji erhaschte noch ein wildes, violettes Funkeln, bevor ihm ein spitzer Ellbogen in die Rippen traf. Er hatte kaum eine Chance sich von dem Schlag zu erholen, als ihn schon der nächste traf, diesmal in die Magengrube. Mit einem erstickten Schrei sackte Yohji in sich zusammen.
"A...Aya!"
"Raus hier, sofort!"
Yohji war mehr als nur verwirrt, er wusste nicht mehr was er tun oder sagen sollte. Was zum Teufel war mit Aya los?
"Aya, warum... warum machst du das? Ich dachte... nach gestern Abend...."
"Kudoh, zum letzten mal, diese Nacht war ein Versehen und hatte rein gar nichts zu bedeuten. Wir sollten sie beide einfach vergessen."
Yohji konnte Aya nur fassungslos anstarren. "Vergessen? Die beste Nacht meines Lebens?"
Aya schnaubte. "Yohji, du bist ein Playboy. Du hast in einer Woche mehr Sex als ich in einem Jahr, und da soll ich der Beste gewesen sein? Das sagst du wohl zu allen deinen One-Night-Stands."
Der Blonde schüttete heftig den Kopf. Er stand leicht wankend auf, da er seinen Arm in seine schmerzende Seite presste. Aber der Schmerz, der langsam begann sich in seiner Brust zu formen, war um einiges schlimmer als die wahrscheinliche Prellung an seinen Rippen...
So langsam begann es ihm zu dämmern dass Aya ihn womöglich nicht wollte... Aber das durfte einfach nicht sein! Grade während der letzten paar Stunden, die er alleine in seinem Zimmer, halb krank vor Sorge, verbracht hatte, war es Yohji so klar wie noch nie geworden dass er Aya von ganzem Herzen liebte!
"Aya, bitte... das ist nicht dein Ernst..."
Der Rotschopf sah so aus als könne er nur mit Mühe der Versuchung wiederstehen, genervt mit den Augen zu rollen. Stattdessen entschied sich der jüngere Mann zu einer klaren Geste: Er streckte seinen Arm aus und deutete auf die Tür, wobei er Yohji mit seinen Blicken förmlich in den Boden stampfte.
Der Blonde biss sich auf die Lippe als er das brennen von Tränen in seinen Augen spürte. Er würde jetzt /nicht/ vor Aya ihn Tränen ausbrechen und heulen wie ein kleiner Schoßhund, diese Blöße würde er sich nicht geben. Noch nicht auf jeden Fall... Wenn Aya ihn weiter so kalt anstarrte konnte er sich wahrscheinlich bald nicht mehr halten.
"Aya, ich liebe dich!", hauchte er.
Violette Augen weiteten sich geschockt, und für den Bruchteil einer Sekunde sah Yohji wie in diesen unglaublichen Augen etwas aufleuchtete, ein Gefühl vielleicht, Unsicherheit, Wut? Er konnte es nicht genau zuordnen. Dann vereisten Ayas Augen wieder. Der kleinere Mann senkte den Kopf und murmelte etwas, das Yohji nicht ganz verstehen konnte, `Setsu...kute...'...
Auf einmal schnellte Ayas Arm nach vorne und griff Yohjis Handgelenk. Er drehte den Arm der Ex-Detektivs hinter seinen Rücken und schob den Ã"lteren so aus der Tür. "Das interessiert mich nicht." Die Tür fiel mit einem Knall hinter Yohji ins Schloss.
Yohji rutschte mit dem Rücken an die Tür gelehnt daran hinunter und fischte in seiner Tasche nach seinen Zigaretten. Er ahnte jetzt, was Aya gemurmelt hatte, auch wenn es im Augenblick für ihn keinen Sinn ergab. Setsunakutemoto.
Er wusste auch nicht genau, was genau es gewesen war, das in Ayas Augen geschimmert hatte, bevor der andere ihn aus dem Raum geschmissen hatte, aber es bewies ihm das noch nicht alles für ihn verloren war. Aya fühlte irgendetwas für ihn, auch wenn er das noch verleugnete. Aber Yohji Kudoh war kein Mensch der so leicht aufgab.
Setsunakutemoto. Er würde Aya kriegen.
_____
TBC
Setsunakutemoto: "Auch wenn es schmerzhaft ist"
So, das wars dann auch schon wieder. Danke schön an alle, die sich die Zeit genommen haben die letzten paar Teile zu kommentieren. Bitte schreibt mir auch weiterhin, ich liebe Feedback! Und je mehr ich davon kriege, desto schneller gibt's den nächsten Teil! ^__~
Bye,
Leeyanora