Weiss Kreuz Fan Fiction ❯ Forgotten Pain ❯ Kapitel 4 ( Chapter 4 )
Sasha McGuinic kommt bei Schwarz an und zögert keinen Augenblick Schuldigs alte Wunden wieder aufzureißen. Auch Nagi und Crawford bekommen einen ersten Eindruck von dem neuen Schwarzmitglied.
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Kapitel4
Ein leises Klopfen ertönte an meiner Tür.
"Komm rein, Nagi."
Auch ohne telepatisch zu scannen wer vor meiner Tür stand, wusste ich, dass es Nagi war. Nur er besaß diese zurückhaltende, sanfte Art, die sogar in solchen simplen Dingen wie Anklopfen deutlich wurde.
Ich rollte mich auf den Bauch und starrte auf die Person, die in dem Eingang zu meinem Zimmer stand. Nagi schloss die Tür genauso lautlos hinter sich wie er die geöffnet hatte und ließ seine Augen für einige Sekunden über meinen Körper wandern. Ich wusste, was ich für ein Bild abgab, ausgestreckt auf dem Bett, nur mit einem weißen, übergroßen Hemd bekleidet, rot-orange Haarsträhnen vielen mir ungeordnet ins Gesicht, ein Bild wie aus einem zweitklassigen Pornomagazin. Seine Gedanken spiegelten nur das Offensichtliche wieder, als er seinen Blick von mir abwand und auf den Boden richtete. Ehrlichgesagt war es mir scheißegal, was er von mir dachte; ich fühlte mich mies genug um kein Interesse daran zu haben, ob ich wie ein Porno-Sternchen aussah oder nicht.
Zögernd setzte ich mich auf und blickte Nagi fragend an.
"Crawford will dich sehen, sofort."
Genervt verdrehte ich die Augen. Konnte mich der Rest von Schwarz -ganz besonders der Rest, der sich Crawford nannte- nicht einen Moment in Ruhe lassen? Wer war ich? Das Empfangskomitee, das McGuinic Blümchen und einen Handkuss übergab?
// Auf den Kuss komme ich zurück, Schuldig // ertönte eine amüsierte Stimme in meinen Kopf.
Einen Augenblick später stand Sasha in meiner Tür und grinste mich herausfordernd an. Er hatte sich kaum verändert: Ein Mann über die 30, hochgewachsene Gestalt, ein Stück größer als Crawford. Er trug seine braunen, glatten Haare ein Stück länger als das letzte mal, sie waren in einen losen Zopf gebunden und reichten bis zu seinen Schulterblättern.
Seine Augen waren aber immer noch die gleichen: Stahlblau und ein stechender Blick, der einen fesselte. Schon früher umgab ihn diese Maske der Allwissenheit und -da war ich mir ziemlich sicher- es war nicht nur der Anschein oder ein simpler Eindruck, er wusste wirklich alles. Er war ein Telepath und ohne Zweifel viel stärker als ich.
Langsam ging er auf mich zu, an Nagi vorbei, der noch immer in meinem Zimmer stand, bis er direkt vor meinem Bett stand.
"Du hast dich wirklich nicht verändert, Schuldig", sagte er, immer noch mit diesem süffisanten Grinsen im Gesicht. Ich saß bewegungslos auf meinem Bett und starrte ihn nur ausdruckslos an, als er mich musterte.
// Du bist noch immer der kleine Stricher von damals, meine kleine Schönheit. //
Meine Mundwinkel verzogen sich fast unmerklich, ich hätte McGuinic am liebsten ins Gesicht gespuckt und ihn danach mit meinem Kopfkissen erstickt.
Sasha lachte nur, als er meine Gedanken erfasste und mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht strich, bevor er sich Nagi zuwandte.
Ein Schauer lief mir über den Rücken. Es gab nichts angsteinflößenderes als dieses Lachen. Es klang kalt und unmenschlich und wenn man ihm dabei in die Augen, glaubte man kurz das Monster erkennen zu können, das hinter der menschlichen Fassade schlummerte. Diese stählernen Augen durchbohrten einen und man konnte den Hass sehen, der tief in seiner Seele lag. McGuinic hasste einfach alles um sich herum und alles, was er hasste, wollte er zerstören. Farfarello und Nagi würde das noch früh genug erkennen und erfahren.
Als ich von meinem Bett aufstand, sah ich, dass Sasha seine Hand auf Nagis Schulter gelegt hatte und langsam über den Stoff der Schuluniform hinab zu seiner Hüfte strich. Nagi starrte ihn nur mit weit aufgerissenen Augen an, Angst war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
Schnellen Schrittes ging ich auf die beiden zu und riss den jungen Telekineten von McGuinic los.
"Fass ihn nicht an!" Meine Stimme war nicht mehr als ein leises Zischen.
Nagi hatte sich inzwischen an meinen linken Arm geklammert und richtete seine Augen gebannt auf einen von Sashas goldenen Ringen. McGuinic verschwand ohne ein weiteres Wort zu sagen aus meinem Zimmer. Für keinen einzigen Moment war dieses typische Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden.
Nachdem er gegangen war, drehte ich mich wieder zu Nagi um, der immer noch wie hypnotisiert auf die Stelle starrte, wo McGuinic gestanden hatte.
"Nagi?"
Als ich keine Reaktion bekam, legte ich meinen Zeigefinger sanft unter sein Kinn und hob somit sein Gesicht an, sodass er mich anschauen musste.
"Er...er hat mir gezeigt, was er..." Nagi brach mitten im Satz ab und versuchte erneut meinen Augen auszuweichen.
Ein ungutes Gefühl beschlich mich, was nur noch durch die Verwirrung und Unsicherheit, die von dem jungen Telekineten vor mir ausging, verstärkt wurde.
"Was hat er dir gezeigt, chibi?"
Ich musste es wissen.
Nagi seufzte nur, er wollte es nicht laut aussprechen.
// Er hat...mir gezeigt, was er mit mir...was er mit mir machen wird, wenn er die Gelegenheit dazu hat. //
Einige von McGuinics Bilder huschten durch seine Gedanken.
// Er hat gesagt, dass er das gleiche mit mir machen wird, was er mit dir gemacht hat. //
Nagis Stimme war immer leiser geworden und er fing leicht an mit zittern, als er sich daran erinnerte, was Sasha ihm gezeigt hatte. Dieser Bastard hatte ihn tatsächlich gezwungen anzusehen wie ich damals das erste mal vergewaltigt worden war.
"Wieso hast du dich nicht gewehrt als e--"
"Ich konnte nicht! Ich konnte mich nicht bewegen!" Unterbrach Nagi mich.
Er schaute mich mit einem Ausdruck in den Augen an, den man nur als hilflos beschreiben konnte, während er mit seiner Hand geistesabwesend über die Stelle strich an der Sasha ihn berührt hatte.
McGuinic hatte wahrscheinlich seine telekinetischen Fähigkeiten unterdrückt, als er seine Hand auf Nagis Schulter legte. Er hatte das oft genug mit mir getan, wenn er nicht wollte, dass ich das Gehirn einer seiner "Freunde" in die Luft jage, während sie sich mit meinen Körper amüsierten.
"Sag Crawford, dass ich in 5 Minuten bei euch sein werde."
Ich wandte Nagi den Rücken zu und ging langsam zu meinem Kleiderschrank um nach einem Hemd und einer Hose zu suchen, die ich das letzte mal, als wir in diesem Haus waren, vergessen hatte.
"Schu, hat er tatsächlich..."
Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Nagi direkt hinter mir stand und mich mit seinen großen fragenden Kinderaugen anschaute. Ich hasste diese Augen, wenn er mich so ansah; sie zeigten das, was er in Wirklichkeit war: Ein Killer, der eigentlich ein 15 jähriges Kind war.
"Nagi, sag Crawford bescheid."
Es war nicht die Zeit über meine Vergangenheit mit McGuinic zu reden. Nagi hatte ohne hin schon alles gesehen, was er über diesen Mann wissen musste.
Als sich Nagi noch einmal nach mir umdrehte, als er mein Zimmer verließ, war er wieder der stoische, von allem unbeeindruckte Junge, der jegliche Emotionen aus seinen Zügen zu verbannen versuchte. Ungewollt musste ich lächeln, erinnerte mich Nagi in diesem Moment doch zu sehr an Crawford. Doch etwas unterschied den jungen Telekineten von unserem Noch-Teamleader: Nagi schien immer eine Aura von Traurigkeit zu umgeben. Ich wusste nicht, weshalb das so war, denn -so weit ich es sagen konnte- machte es Nagi meistens nichts aus jemanden zu töten. Er sah es als Job und nichts anderes. Und trotzdem verbarg er etwas im tiefsten Dunkel seiner Seele. Selbst mich würde es einige Zeit in Anspruch nehmen den Grund für seine konstante Traurigkeit aus seinem Unterbewusstsein zu "graben". Wobei ich mir nicht sicher war, ob ich es jemals versuchen würde hinter dieses kleine Geheimnis zu kommen. Manche Leichen sollte man besser ruhen lassen.
Nachdem ich Zähne geputzt und mich umgezogen hatte, ging ich ins Wohnzimmer, wo McGuinic und die anderen bereits auf mich warteten. Ich hatte den Raum kaum betreten, hörte ich Crawford plötzlich entsetzt aufkeuchen. Ich konnte es nicht fassen, was sich gerade vor mir abspielte. Brad stand mit offenem Mund und aufgerissenen Augen vor McGuinic, der ihn nur gehässig angrinste. Bilder aus Brads Kindheit, aus der Zeit mit Schwarz und anderen Perioden seines Lebens strömten auf mich ein.
Das war unmöglich!
Sasha McGuinic hatte es innerhalb von wenigen Minuten geschafft Crawfords mentale Schilde niederzureißen. Unter anderen Umständen hätte ich mich durchaus über diesen durchaus beachtlichen Sieg gegen Crawford gefreut, allerdings wurde mir erst jetzt Sashas wirkliche Macht bewusst. Wenn er so etwas in so kurzer Zeit bei Crawford konnte, dann waren wir für ihn ein leichtes Spiel.
Brad hatte sich inzwischen wieder fast vollkommen gefasst und funkelte seinen Gegenüber wütend an. Ich schaute zu Farfarello und Nagi, die dicht beieinander auf der Couch saßen. Sie trauten McGuinic nicht, soviel war sicher, und das wurde nur noch durch diesen Vorfall verstärkt.
Crawford räusperte sich bevor er sprach: "Ich werde heute abend noch nach Washington fliegen. McGuinic wird die Verantwortung für Schwarz übernehmen, sobald ich weg bin. Ich will, dass ihr tut was er sagt ohne seine Autorität nur für einen Augenblick in Frage zu stellen; ihr werdet ihn als euen Teamleader akzeptieren, haben wir uns verstanden?"
Crawford musterte jeden einzelnen von uns, bevor er sich McGuinic zuwandte. "Ein Fehler, McGuinic, und ich sorge persönlich dafür, dass Sie in der Hölle landen."
Mit diesen Worten verschwand er in seinem Zimmer.
Auch Farfie und Nagi standen langsam von der Couch auf und verließen leise den Raum, sodass nur noch Sasha und ich uns gegenüber standen.
Während er einige Schritte auf mich zu ging, breitete er seine Arme aus.
"Sag nicht, dass du mich nicht vermisst hast, Schu!"
Er schloss den Abstand zwischen und umarmte mich. Angewidert wendete ich den Kopf zur Seite und versuchte mich aus seiner Umarmung zu lösen.
Plötzlich stieß er mich von sich weg, Abscheu war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
"Du stinkst nach ihm, du verdammte Hure!"
Er rammte seine Hand neben meinen Kopf gegen die Wand hinter mir, sodass ich ungewollt zusammenzuckte und mich eng an die Wand presste.
Ich merkte wie er versuchte meine mentalen Schilde zu durchbrechen, was für ihn kein großes Problem darstellte, da sie nicht annähernd so stark ausgebildet waren wie bei Crawford. Ich hatte schon immer das Problem von zu schwachen Schilden, was zu Folge hatte, dass ich mir manchmal nicht sicher war, ob die Gedanken die ich hörte, meine eigenen waren oder nicht.
Nach nicht mal 2 Minuten hatte es McGuinic geschaffte und scannte meine Gedanken und Erinnerungen, während ich versuchte gegen seine Präsens in meinen Kopf anzukämpfen.
Sein typisches arrogantes Grinsen stahl sich wieder auf seine Lippen. Ich senkte meinen Blick auf den Boden, ich wusste genau was er gefunden hatte.
"Glaubst du wirklich, dass er mit dir geschlafen hat, weil er dich liebt, Schuldig?"
Sasha lachte kurz auf.
"Crawford hat mit dir geschlafen, weil du ohne zu zögern die Beine für ihn breit gemacht hast. Du bist nichts anderes als eine Nutte und er hat das ganz genau gewusst."
McGuinic legte seine Fingerspitzen auf meinen Mund, als ich meinen Kopf hob und ihn wieder ansah. Ich konnte darauf nichts antworten, vielleicht wollte ich auch nicht.
"Vielleicht sollte ich dich wirklich auf den Strich schicken, meine kleine Schönheit", sagte er leise, während er mit seinem Zeigfinger langsam über mein Kinn strich. "Kashiwagi hätte sicher noch Interesse an dir. Du kannst dich doch an ihn erinnern, nicht wahr?"
Mein zweiter Ausbilder, wie könnte ich ihn vergessen.
"Da werde Erinnerungen wach." Er grinste nur, als er meinen gequälten Gesichtsausdruck sah.
Kashiwagi war nicht besser als McGuinic.
Ich kann mich ziemlich genau an das "Abschiedsgeschenk" der beiden erinnern. Die zwei kleinen Narben in Form eines M's und eines K's an meinem linken Handgelenk sind heute noch deutlich sichtbar, sie werden sicher nie vollständig verblassen.
McGuinic hatte sich inzwischen eng an mich gepresst und küsste meinen Hals, während er nach meiner Hand griff und sie langsam zu seinem Schritt führte; seine Erregung war deutlich durch den Stoff seiner Hode zu spüren. Eine Welle von Übelkeit erfasste mich. Ich hätte mich am liebsten über sein beiges Seidenhemd übergeben.
Ich hasste dieses Arschloch, er machte mich krank mit der Art wie er mich...uns behandelte. Und was mich am meisten anwiderte, war, dass er das ganz genau wusste. Wir waren für ihn wie offene Bücher. Der Mann hatte es innerhalb von 5 Minuten geschafft Crawford zu knacken, wir waren für ihn nicht mehr als Marionetten, die er nach belieben biegen und zerstören konnte.
Ein leises Räuspern unterbrach McGuinic, als er gerade die Knöpfe meiner Hose öffnen wollte. Ohne zu schauen, wer es war, zwängte ich mich unter dem größeren Mann hervor und stürmte zur Tür, wo ich Nagi stehen sah.
// Alles in Ordnung? // Nagis Blick haftete an Sasha als er mir diese Frage stellte. Er war bereit in jedem Augenblick seine telekinetischen Fähigkeiten zu nutzen und Sasha an der nächst besten Wand wie einen Käfer zu zerdrücken.
Ohne eine Antwort zu geben ging ich an dem Jungen vorbei und flüchte mich zurück in mein Zimmer. Ich verstand nicht wieso ich zuließ, dass Sasha so was mit mir machte. Ich war nicht mehr das Kind von damals, ich war verdammte 22! Was tat er mit mir, dass ich wieder in dieses alte Spiel der Dominanz und Unterwerfung zurückfiel und ihn nicht einfach zum Teufel schickte? Nachdem ich die Tür hinter mir verschlossen hatte, setzte ich mich vor mein Bett und vergrub mein Gesicht in den Händen. Erst jetzt merkte ich, dass meine Hände zitterten.
"Schuldig?"
Erschrocken blickte ich in die Richtung der Stimme.
Es war Crawford.
Er stand am Fenster und blickte mich fragend an.
Zeige niemals deine Schwäche. Das war das erste, was ich bei SZ gelernt hatte. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, als ich aufstand, und grinste Brad an.
"Was?" Meine Stimme klang noch etwas zittrig.
"Du wirst mich zum Flughafen begleiten, ich brauche jemanden, der den Wagen zurückfährt."
Ich nickte nur.
Brad ging langsam auf mich zu, bis er direkt vor mir stand. Wieder stieg mir dieser Geruch von Kaffee und seinem Aftershave in die Nase. Es war einfach berauschend so dicht bei ihm seien zu können. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, es war vielleicht das letzte mal, dass ich ihn sehen würde und ich konnte nur schweigen. Ich sah wie er eine Hand ausstreckte und durch meine Haare streichen wollte. Kaum hatte er mich berührt, zog er sie schon wieder zurück, als ob er direkt in heißes Feuer gegriffen hätte.
"Schu, pass bitte auf dich auf", wiederholte er die Worte von letzter Nacht.
Ich schloss die Augen und senkte meinen Kopf. Er hatte keine Ahnung, was er mir gerade antat.
Es dauerte nicht lang und ich hörte das leise klicken der Tür wie sie ins Schloss viel.
Er war gegangen.
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Im nächsten Kapitel wird Crawford tatsächlich gehen. Ich wollte ihn eigentlich schon in diesem Kapitel loswerden, hat aber nicht so ganz geklappt, musste doch ein wenig Schu quälen...
Wann das Kapitel kommt, weiß ich aber noch nicht, mein Probe-Abi raubt mir irgendwie die Zeit zum schreiben...kann nur auf noch ein paar Freistunden hoffen.