Weiss Kreuz Fan Fiction ❯ Forgotten Pain ❯ Kapitel 8 ( Chapter 8 )

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Kapitel 8! Endlich...

Hatte das Kapitel schon vor 'ner ganzen Weile geschrieben, konnte es aber aus diversen Gründen nicht veröffentlichen. Hier ist es nun endlich.

Wegen der Kitty --- Zeero: Ich hatte mal ne Spinne auf dem Balkon, die meine Freundin Amanda genannt hat. Sorry, wenn ich deine Idee nicht umgesetzt habe, aber ich wollte der Kitty keinen Spinnennamen zumuten (hab 'ne Spinnenphobie >__<'' )

Schu lüftet Yohjis süßes Geheimnis (ich konnte es mir nicht verkneifen!!! Ich bin so schwach!). Nagi hat -wegen Farfi- auch wieder mal 'ne ganze Menge auszustehen, aber Schu ist ja noch da um ihn zu "retten". Und ein kleines bisschen Brad kommt mit vor.

WARNING: Jeder Farfiefan sollte an dieser Stelle aufhören mit lesen...

°~~*~~°

Kapitel 8

Ich brachte Yohji zu einer alten Fabrikhalle am Stadtrand von Tokyo, die ich vor einigen Monaten im Laufe eines Auftrages entdeckt hatte. Das Gelände war unübersichtlich, mit Unkraut und Müll übersäht, doch das Gebäude an sich war in recht gutem Zustand. Es gab zwei Ausgänge auf der jeweils anderen Seite der Fabrik, beide nur von einer professorischen Tür aus dünnem Wellblech verschlossen. Jeder Idiot konnte sich Zugang verschaffen, wenn er es nur wollte. Endlose Gänge, verbunden mit großen Hallen oder kleineren Büroräumen zogen sich durch das Innere der Fabrikhalle.

Der Raum, in den ich Balinese brachte, war nicht sehr groß; zwei alte, verstaubte Stühle standen in der Mitte des Zimmers, ein großes Fenster befand sich auf der rechten Seite, ansonsten konnte man nichts anderes finden als Staubflocken und ein paar Löcher in den Wänden.

Nachdem ich ihn an einen der Stühle gefesselt hatte, setzte ich mich auf das breite Fensterbrett und begann Yohjis Gedanken und Erinnerungen zu durchforsten und eine Basis für mein Vorhaben zu schaffen. In ein paar Tagen sollte er so weit sein um die Rolle in meinem kleinen Spiel zu übernehmen.

Nach einigen Stunden des Wartens wachte er endlich auf.

"Guten Abend, Balinese, wie hast du geschlafen?" Ich wendete mich von ihm ab und schaute aus dem Fenster hinaus auf den verwaisten Hof. "Du kannst um Hilfe schreien, wenn du willst, dich wird niemand hören."

"Was hast du jetzt vor, Mastermind? Was willst du mit mir machen." Seine Stimme klang rau vor Schlaf und Durst.

Ich ignorierte seine Fragen und sah zu wie die letzten roten Strahlen am Horizont langsam verblassten. Es war bereits Abend geworden. Die einzelne Lampe auf der anderen Seite der Straße flimmerte für einige Minuten, bevor sie endgültig den Geist aufgab. Die Luft war still, kein Papierfetzen, kein Blatt bewegte sich; es war, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Nichts und niemand wagte diese schon fast erdrückende Ruhe zu brechen.

"Wieso denkst du andauernd an ihn?"

Überrascht blickte mich Yohji an.

"Fujimiya, du denkst die ganze Zeit an ihn. Warum?" Die Antwort auf diese Frage hatte ich schon vor Stunden in seinen Gedanken gefunden, ich wollte sie aber aus seinem eigenen Mund hören.

"Ich weiß nicht wovon du sprichst."

Ein leises Lachen entkam meinen Lippen und ich drehte mich vollständig zu ihm um. Er hatte seinen Blick stur auf die alte Holztür gerichtet.

"Drücken wir es mal so aus: Du hast einen sehr interessanten Traum von Abyssinian und dir gehabt. Ich weiß zwar nicht wieso du ihn vor einem Blowjob erst geknebelt hast, aber es war dein Traum. Wenn es nach mir ginge, hätten die Handschellen--"

"Halt deine verdammte Fresse, Mastermind!"

Ich musste nur noch stärker lachen, Yohji war einfach zu amüsant.

"Ich kann dich verstehen, Balinese, wenn er unter diesem Ledermantel wirklich so aussieht wie in deinem Traum, ist er verdammt heiß."

Wenn Blicke töten könnten, wäre in dem Moment ein blutiges Häufchen auf dem Betonboden gewesen.

"Sag schon: Willst du ihn nur flachlegen oder bist du dem umwerfenden Charme der Eisprinzessin verfallen?"

"Wie schon gesagt, ich weiß nicht wovon du sprichst", knurrte Kudoh zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.

"Sag die Wahrheit kleines Kätzchen, du hast dich in ihn verliebt, nicht war?" Während ich sprach, verließ ich meinen Platz an dem Fenster und stellte mich hinter Kudoh. "Ach ja, der süße Schmerz der Liebe", flüsterte ich mit gespielter Melancholie leise in sein Ohr.

Es war die Wahrheit, wir wussten es beide, Yohji hat sich irgendwann ohne es selbst zu merken in seinen Teamkollegen verliebt; es war einfach passiert und jetzt litt er unter der Last von unerwiderten Gefühlen, Zweifel und Ungewissheit.

"Du wirst nicht an ihn rankommen, Yo-tan."

"Ach ja? Und woher weißt du das so genau?"

Ich nahm die Wasserflasche, die ich auf den Boden gestellt hatte, und setzte mich dann auf den Stuhl gegenüber von meiner Geisel.

"Ich habe nicht nur einmal einen Blick in den Kopf von deinem Liebling geworfen, glaub mir, Kudoh, ich kenne ihn besser als du es jemals tun wirst."

Er trank in gierigen Zügen aus der Flasche, die ich an seine Lippen hielt.

"Du kannst diese Mauer aus Eis nicht zerbrechen, Yohji. Liebe, Zuneigung, Leidenschaft, das sind alles Gefühle, die er nicht im Traum zu fühlen wagt. Und daran wirst auch du nichts ändern können. Er hat sich vor allem menschlichen verschlossen und lebt nur noch ein Leben, dass von Hass, Rache und Selbstzerstörung geprägt ist. Glaubst du wirklich, du könntest das ändern?"

Nachdenklich starrte Kudoh auf den Boden. Er wusste, dass ich Recht hatte mit dem, was ich sagte, doch hatte er noch immer Hoffnung, dass er in Fujimiya Aya, Abyssinian, dem kalten Anführer von Weiß, ein Stück von Ran wiedererwecken könnte. Was er nicht wusste, war, dass Ran in dem Moment gestorben war, als er seine Seele an Kritiker verkauft hatte. Es gab ihn nicht mehr und es würde auch nie wieder einen Ran geben.

"Glaubst du... dass Ran in ihm überhaupt noch... existiert?"

"Was denkst du, Kätzchen?" Ich lehnte mich zurück und schloss meinen Mantel, die Nacht war außergewöhnlich kalt für diese Jahreszeit. "Du lebst mit ihm zusammen, du siehst ihn Tag für Tag und dennoch kannst du nicht sagen, was er denkt und fühlt. Fast jede Nacht vertraust du ihm dein Leben an und hast doch keine Ahnung wer er ist, das ist wirklich erbärmlich."

Als ich die letzten Worte ausgesprochen hatte, war ich mir nicht mehr sicher wen ich da eigentlich gemeint hatte, ihn oder mich selbst. Ich hatte auch jahrelang mit ihm, mit Brad, unter einem Dach gelebt und dennoch habe ich nie seine Gefühle und Gedanken gekannt. Selbst als er gegangen war, wusste ich nicht wirklich, ob er überhaupt etwas für mich empfand oder nicht.

Kudoh konnte mir fast schon leid tun. Er versuchte Liebe dort zu finden wo es keine gab. Doch war ich nicht genauso? Wir beide liefen einem Schatten nach, obwohl wir wussten, dass wir niemals die Person, die hinter diesem Schatten steht, erreichen können. Er war sich nicht über Ayas Gefühllosigkeit bewusst und ich konnte mir nicht sicher sein, ob Brad nicht wirklich nur eine günstige Gelegenheit für eine Nacht mit mir ausgenutzt hatte oder ob sich mehr dahinter verbarg als nur eine schnelle Nummer.

"Woher hast du das blaue Auge, die ganzen Kratzer und das alles? Wer hat dich so zugerichtet?" Yohji riss mich mit dieser Frage plötzlich aus meinen Gedanken.

Ich grinste ihn an und erhob mich langsam von meinem Stuhl. "Du wirst alles noch zeitig genug erfahren, Balinese."

"Wann? Was hast du mit mir vor?"

Er hatte Angst, das konnte ich deutlich fühlen. Es war keine Angst vor der Situation, in der er sich befand, vielmehr war es die Ungewissheit, die er fürchtete. Für wenige Augenblicke stand ich einfach nur vor ihm und genoss diese konfuse Befangenheit, die von Yohji ausging. Es war mit dem Gefühl zu vergleichen, wenn man auf eines dieser Zitronenbrausebonbons beißt: Im ersten Moment einfach nur überwältigend und widerwärtig, aber dann absolut berauschend, als ob ein Gribbeln durch deinen ganzen Körper schießt. Schließlich riss ich mich endlich von Kudohs Gefühlswelt los und wandte mich von ihm ab.

"Ich werde morgen wieder zu dir kommen, dann werde ich dir alles sagen. Bis dahin wirst du schlafen, Yohji." Kaum hatte ich den Satz beendet, war er auch schon eingeschlafen. Gedankenkontrolle war wirklich etwas großartiges.

Ohne große Eile verließ ich den kleinen, inzwischen düsteren Raum und ging den schmalen Gang zu einem der Ausgänge entlang; meine Schritte halten fast schon zu laut durch das ganze Fabrikgebäude. Die nächsten Tage sollten nicht ganz einfach werden. Dass ich Balinese "umpolen" musste, sollte dabei noch der einfachste Teil meines Vorhabens sein, Sasha war die eigentliche Schwierigkeit. Wenn er herausfinden sollte, was ich vorhatte, war nicht nur mein Leben in Gefahr, sondern auch das von Farfarello und Nagi. Ich wollte mir nicht vorstellen müssen, was er dann mit ihnen machen würde.

Schon seit einigen Stunden hatte ich ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken, dass Nagi momentan allein mit McGuinic war, tat es aber immer wieder als unbegründete Paranoia ab. Nagi konnte sehr gut auf sich selbst aufpassen, das hatte er mehr als nur einmal bewiesen. Und dennoch konnte ich diese unheilvolle Vorahnung nicht abschütteln. Irgendetwas stimmte nicht.

Die letzten Meter zu meinem Wagen, der an einer dunklen Straßenecke einen Block von der Fabrik entfernt stand, rannte ich regelrecht. Ich wollte nur noch zurück zu dem Safehouse, das jetzt unser neues zu Hause war, um mich zu versichern, dass wirklich alles in Ordnung war.

~*~*~*~*~*~*~

"Nagi?"

Kaum hatte ich die Haustür geöffnet, schrie ich diesen Namen. Als ich nach ein paar Sekunden bis auf ein leises "Miau", das aus meinem Mantel kam, noch keine Antwort hörte, scannte ich das Haus; ich konnte Farfarellos sinnloses, gedankliches Gebrabbel hören, er war irgendwo im Erdgeschoss. Die nächsten Gedanken, die ich erfasste, waren Nagis. Erst dachte ich, er würde schlafen, doch irgendetwas war anders, als es bei einem Schlafenden eigentlich sein sollte. Er wirkte verstört, als ob er in einem schockartigen Zustand sei. Die gedanklichen Bruchstücke, die zu mir durchdrangen, wurden schwächer und schwächer, als würde er...

Ohne lange zu überlegen stürmte ich die Treppe zum Obergeschoss hinauf.

// Nagi? //

In seinem Zimmer war keine Spur von ihm, also rannte ich zu meinem. Auch dort war er nicht. Ich konnte seine Anwesenheit kaum noch spüren. Wo war er? Was war passiert? Wieso war Nagi in so einem Zustand? All diese Fragen schossen mir durch den Kopf, als ich die anderen Räume durchsuchte.

Als ich die Küche betrat, stockte mir der Atem. Alles war blutbeschmiert, der Boden, die Möbel, die Wände, einfach alles.

"Nagi?" Inzwischen war Panik in mir hochgestiegen, man konnte es deutlich in meiner Stimme hören. Alles um mich herum war plötzlich ein einziges unüberschaubares Chaos geworden. Die Küche sah aus wie nach einem Massaker, Nagi war nirgendwo zu finden und ich hatte keine Ahnung, wo ich zuerst mit der Suche nach ihm beginnen sollte.

Ich wollte die Küche gerade wieder verlassen, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel her wahrnahm. Langsam näherte ich mich der zitternden Gestalt, die in der hintersten Ecke neben dem Kühlschrank zusammengekauert saß. Es war Nagi.

"Hey, Chibi." Ich hoffte, dass ich ihn mit meiner Stimme ein wenig beruhigen konnte. Vorsichtig zog ich ihn aus seinem dunklen Versteck und erschrak zum zweiten mal an diesem Abend. Sein ganzer Körper war mit Blut bedeckt, fast überall hatte er Wunden aus dem noch immer frisches Blut floss. Er schluchzte leise, als ich ihn auf den Küchenboden legte.

"Nagi, schau mich an!" Als erstes musste ich ihn aus diesem Schockzustand holen. Als er nicht reagierte, drang ich langsam in sein Bewusstsein vor, während ich in mein Bad rannte um den Erste-Hilfe-Kasten zu holen, den Nagi gestern Nacht dort stehen gelassen hatte. Nach ein paar Sekunden konnte ich Nagi so weit beruhigen, dass er das, was um ihn herum passierte, langsam wieder wahrnahm.

// Wie geht es dir, Chibi? // Zugegeben, das war in dieser Situation eine absolut dämliche Frage, aber ich wusste einfach nicht was ich sonst tun sollte, damit er nicht das Bewusstsein verlor. Ich wusste nicht mal, ob es überhaupt richtig war, was ich gerade tat.

// Es tut weh... Schu, hilf mir, es tut so weh... //

// Ich weiß, Kleiner, ich weiß. //

Als ich zurück in die Küche kam, stand mir Nagi gegenüber. Überrascht starrte ich ihn an. Sein Körper zitterte vor Schmerz und der Anstrengen, in so einer Verfassung auf seinen eigenen Beinen zu stehen. Tränen bahnten sich den Weg über seine Wangen und vermischten sich mit seinem eigenen Blut, bevor sie auf den Küchenboden fielen. Langsam ging er auf mich zu.

"Ich habe ihn nicht kommen hören, ich habe... ich konnte nicht..." Sein Flüstern war kaum hörbar.

Ich wusste trotzdem wen er mir "ihn" meinte. Nur einer war in der Lage so nah an Nagi ranzukommen und hatte gleichzeitig eine Schwäche für Messer. Plötzlich gaben seine Beine unter ihm nach und er viel in meine wartenden Arme.

"Schu, wo ist Brad?"

"Brad ist nicht hier, Liebes", sagte ich leise, während ich vorsichtig seine Kleidung -oder vielmehr die zerschnittenen und zerrissenen Überreste davon- auszog; der Stoff klebte durch das Blut regelrecht an Nagis Körper. Farfarello hatte wirklich ganze Arbeit geleistet.

"Wo ist Brad, wieso ist er nicht hier?" Leiser und leiser wurde seine Stimme, er konnte seine Augen kaum noch offen halten. Vielleicht war es ganz gut, dass er sein Bewusstsein verlor, dann würde er wenigstens nichts von dem Schmerz mitbekommen, der noch auf ihn zukam. Nur hatte ich Angst, dass er dann nicht mehr aufwachen würde.

Ich begann vorsichtig die unzähligen Schnittwunden mit einem feuchten Handtuch zu säubern und sie danach zu verbinden bzw. zu nähen. Farfarello hatte ihm meistens keine tiefen Verletzungen zugefügt, es war die Menge an Wunden, die ihn so viel Blut verlieren lassen haben. Wie lange ich in der Küche neben Nagi kniete und ihn umsorgte, wusste ich nicht. Sekunden wurden zu Stunden, Stunden zu Minuten, Zeit hatte keine Bedeutung mehr, es ging nur noch um Leben oder Sterben. Hin und wieder gab er ein leises Wimmern oder Schluchzen von sich, er musste unglaubliche Schmerzen haben. Nachdem ich von der letzen Wunde an seiner Wange -es war mehr ein Kratzer- das inzwischen trockene Blut entfernt hatte, nahm ich behutsam seinen blassen Körper in meine Arme und trug Nagi in mein Zimmer.

Ich wusste, dass, wenn ich nur eine halbe Stunde später in unserem Haus angekommen wäre, er jetzt mit Sicherheit tot gewesen wäre. Dieser Gedanke erschreckt mich; ich dachte, ich hätte alles unter Kontrolle, ich dachte wirklich, dass ich auf Nagi und Farfarello aufpassen und sie schützen könnte. Crawford hatte das schließlich jeden Tag geschafft. Nur anscheinend sollte mir das nicht gelingen. Es waren erst ein paar Tage vergangen und schon versuchte der eine den anderen umzubringen.

"Du wirst ein Auge auf McGuinic haben, du wirst auf Farfarello und Nagi aufpassen, denn du bist jetzt verantwortlich für die beiden, und du wirst dir keinen Fehler erlauben..."

Crawfords Worte schossen mir durch den Kopf, als ich auf den kleinen, zerbrechlichen Körper in meinen Armen blickte. Hatte ich nicht nur Crawford versprochen auf ihn aufzupassen, sondern auch mir selbst. Ich gebe zu, mir machte es weniger etwas aus, dass ich mein Versprechen gebrochen hatte, um ehrlich zu sein, ich hielt selten meine Versprechen, vielmehr hasste ich mich selbst dafür, dass ich nicht in der Lage gewesen war so eine vermeintlich einfache Aufgabe zu erfüllen. Ich hatte versagt und jetzt war es zu spät um irgendetwas an meinem Fehler ändern. Wieso konnte ich mich einfach nicht gegen McGuinic wehren? Was hinderte mich daran dieses Arschloch einfach zu erschießen? Ich wusste selbst keine Antwort auf meine Fragen. Er hatte einfach eine zu große Macht über mich, er machte das aus mir was ich einmal war und nie wieder sein wollte: Ein hilfloser Junge, ein Sklave meiner eigenen Furcht und ein verdammter Stricher, der nicht mal für seine Dienste bezahlt wurde. Ich war zu schwach gewesen und Nagi musste dafür bezahlen.

Nachdem ich Nagi auf mein Bett gelegt hatte, ging ich zurück in die Küche; um Farfarello würde ich mich später kümmern. Ich hatte nicht übertrieben, als ich sagte, es sähe aus wie nach einem Massaker. Überall war Blut, so unglaublich viel. Ein scharfer süßlich-metallischer Geruch stieg mir in die Nase. Nicht nur die Küche, sonder auch ich war durchtränkt von dieser roten Flüssigkeit. An meinen Händen, an meiner Kleidung, an meinen ganzen Körper klebte Nagis Blut. Weil ich ihn mit Farfarello allein gelassen hatte, wäre er fast gestorben. Ich wäre daran Schuld gewesen, wenn Farfarello Nagi abgeschlachtet hätte. Als mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss, machte in mir plötzlich etwas klick.

Voller Wut und Hass eilte ich die Treppe zu Farfarellos Zimmer hinunter. Er war der Grund für dieses Massaker und das ganze Blut gewesen und ich wollte einfach nur noch wissen was passiert war, warum es passiert war, wieso er Nagis Blut an seinen Händen haben wollte, wenn es doch für mich so unerträglich war. Immer wieder erschien mir das blutverschmierte Gesicht von Nagi, seine blauen Augen, die dunkler und leerer als sonst zu sein schienen, und seine bebenden Lippen, die ich in der Nacht davor noch geküsst hatte und die nun für eine Tat Worte suchten, für die es keine gab.

"Farfarello!" Noch während ich seinen Namen schrie, riss ich die Tür zu seinem Zimmer auf.

Doch als ich ihn, mit einem blutigen Messer spielend, auf dem Boden sitzen sah, waren meine Fragen mir nicht mehr genug, es war einfach nicht genug. Denn er war die Ursache für das Blut in der Küche, an Nagis Körper und an meinen Händen, er war es gewesen und er musste dafür auch bezahlen. Ich wollte selbst Blut sehen.

"Du hättest ihn fast getötet, du verfluchter Bastard! Du hättest Nagi fast getötet!"

Immer wieder schlug ich auf ihn ein, immer wieder und immer härter. Erst als ich selbst keine Kraft mehr hatte, ließ ich von ihm ab und sank zu Boden. Als ich aufschaute, blickte ich in Farfarellos lächelndes Gesicht. Seine Nase war wahrscheinlich gebrochen, genau wie ein paar seiner Rippen, er hatte mehrere blutende Wunden, aber er lächelte.

Farfarello stand langsam auf und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, er wirkte trotz seiner Verletzungen entspannt und sogar etwas amüsiert. Ich versuchte meine Wut unter Kontrolle zu bringen. Mir war klar, dass ich momentan durchaus in der Lage war ihm mehr als nur ein paar gebrochene Knochen und Kratzer zuzufügen.

"Farf?"

Er reagierte nicht, als ich seinen Namen sagte, das einzelne, goldene Auge starrte mich einfach nur an.

"Hey, Farfarello, alles klar mit dir oder bist du schon im rosa Lala-Land?"

Im nächsten Moment rannte Farfarello mit einem lauten Schrei auf mich zu und schleuderte mich an die schwere Eisentür. Erst als ich das kalte Eisen seines Messers an meiner Schulter spürte, realisierte ich in was für einer Gefahr ich mich befand.

"Was ist Schuldig? Willst du mich nicht anschreien, mich auslachen oder einen durchgeknallten Psychopathen nennen?" Die Klinge des Messers kratzte leicht über meine Haut, während Farfarello den Ärmel meines Hemdes der Länge nach langsam zerschnitt. "Hat es dir die Sprache verschlagen?" Er presste das Jagdmesser plötzlich gegen die Unterseite meines Armes, mein Blut, das unablässig aus der Wunde floss, tränkte den Stoff meines eh schon blutigen Hemdes und rann über Farfarellos Hand. "Oder ist einfach niemand da, der dir helfen könnte?"

"Du hast Nagi fast umgebracht. Willst du jetzt bei mir weitermachen?" Presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Etwas verwundert starrte mich Farfarello plötzlich an, sein Gesichtsausdruck war der eines Kindes, das nicht wusste, was es eigentlich tat. Er trat einen Schritt zurück, das Messer noch immer in der Hand.

"Ich... ich habe Nagi getötet?"

Verwirrt schaute er mich an, noch immer hatte er diesen kindlichen Ausdruck in den Augen. Erst jetzt begriff ich was überhaupt los war. Er hatte nie wirklich gewusst was er tat.

"Farfarello?" Meine Stimme klang unsicher und ein wenig zittrig. "Woran kannst du dich noch erinnern?"

"Sasha, er war bei mir und hat... er hat... ich weiß es nicht mehr. Ich habe Nagi getötet, Schuldig."

Seine Hand, in der er das Jagdmesser hielt, fing an zu zittern. Ich musste mich beeilen, es würde nicht mehr lange dauern und er würde total durchdrehen, da war ich mir sicher.

"Nagi lebt. Beruhige dich, du hast ihn nur verletzt."

Vorsichtig drang ich in sein Bewusstsein ein. Es überraschte mich, was ich dort fand. Seine Gedanken waren selten so klar und verständlich gewesen, es war, als ob meine Worte irgendeine Blockade gelöst hatten und ich hatte sogar schon eine Ahnung wer für diese Blockade verantwortlich gewesen ist. Ich ging ein Stück auf ihn zu streckte meine Hand langsam nach dem Messer aus. Doch noch bevor ich nach dem Messer greifen konnte, öffnete sich die Tür hinter mir. Es war McGuinic. Als er uns beide sah, verfinsterte sich seine Miene und er ballte seine Fäuste.

"Was hatte ich dir gesagt, Jei?" Schrie er Farfarello an.

Er bekam keine Antwort auf diese Frage. Statt dessen schnellte Farfarello plötzlich auf ihn zu. Erfolglos versuchte er das Messer in McGuinics Kehle zu rammen, doch dieser konnte dem Angriff rechtzeitig ausweichen und legte seine Hände um Farfarellos Kopf und Hals. Eine Sekunde später hörte ich nur noch ein leises Knacken und Farfarello sank leblos vor McGuinic zusammen.

"Ich hatte ihm gesagt, er soll dich nicht anrühren", murmelte er leise, bevor er den Leichnahmen in meine Richtung stieß. Ohne zu überlegen fing ich ihn auf.

Geschockt starrte ich auf den leblosen Körper in meinen Armen. McGuinic hatte ihm tatsächlich das Genick gebrochen. Farfarello war tot. Ich konnte es einfach nicht begreifen. Wie konnte so etwas passieren? Wieso hatte ich es nicht verhindern können?

"Was geschehen ist, ist geschehen, daran kannst auch du nichts ändern, Schuldig." Langsam kam McGuinic auf mich, er hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen.

"Wieso hast du das getan?" Meine Stimme klang so fremd in meinen Ohren. Ich fühlte mich wie betäubt.

"Er war entbehrlich. Vergiss einfach, was hier gerade passiert ist, Schuldig. Lass ihn einfach hier liegen, ich kümmere mich um alles."

"Vergessen? Ich soll es vergessen? Farfarello ist tot, wie soll ich das so einfach vergessen? Du verdammter Scheißkerl hast ihn getötet!" Meine Stimme bebte hörbar und ich hasste mich dafür.

Sashas Grinsen wurde nur noch breiter.

"Du weißt, ich habe das alles nur für dich getan, meine kleine Schönheit. Aber lass uns jetzt nicht mehr darüber reden."

Er nahm Farfarello aus meinen Armen und ließ ihn achtlos auf den Boden fallen, bevor er sich wieder mir zuwand.

"Ich wusste nicht, dass du auf die wirklich harte Nummer stehst." McGuinic hob meinen Arm und leckte über die Wunde. "Aber ich werde es mir merken."

Er zwang mir einen harten Kuss auf, ich konnte mein eigenes Blut schmecken. Dann drückte er mich nach unten, sodass ich auf meine Knie fiel. Seine Hand öffnete den Reißverschluss seiner Hose, während die andere meine Haare in einem festen Griff hielten. Angst stieg in mir hoch, ich wusste was als nächstes passieren würde.

Wieso wehrte ich mich nicht? Warum tat ich nichts dagegen? Unbeweglich kniete ich vor ihm und ließ alles über mich ergehen.

Ich fühlte mich plötzlich so ausgebrannt und müde. Mir war einfach alles egal. Mein Kopf war vollkommen leer, mein Körper so unglaublich schwach. Ich wollte nur noch schlafen, schlafen und vergessen.

~*~*~*~*~*~*~*~

Als ich wieder zu mir kam, saß ich auf einem Stuhl vor meinem Bett, Nagi blickte mich mit halbgeöffneten Augen fragend an.

"Was ist passiert?" Fragte er nach einer ganzen Weile.

Ich wusste nicht was passiert war, das einzige, woran ich mich noch erinnerte, war McGuinic, der mich auf die Knie zwang, nachdem er...

"Farfarello ist tot." Während ich sprach, blickte ich auf meinen Arm, ein dicker Verband war um die Wunde gelegt worden.

Mein Blick wanderte zu meinem anderen Arm, wo sich ebenfalls eine Bandage befand. Unwillkürlich musste ich lächeln. Beide Verletzungen waren mir von Farfarello zugefügt worden, die eine bei unserer letzten Mission, die andere vor nicht mal einer Stunde. Nun war er tot.

"Wie ist es passiert? Hast du ihn..." Nagi sprach den Satz nicht zu Ende.

"Nein, nicht ich. McGuinic hat ihm das Genick gebrochen."

"Und was ist mit dir passiert?" Er legte seine Hand auf meine Lippen und strich sanft über den wieder aufgesprungenen Riss.

Ich wandte meinen Blick von ihm ab und starrte gedankenverloren auf die Bettdecke. Wie oft hatte ich mich in den letzten Tagen schon gefragt, was mit mir passiert war. Ich war nur noch ein Schatten meiner selbst. Noch vor einer Woche war ich ein arroganter Bastard, der sich unbesiegbar fühlte und es auch war. Und nun brauchte McGuinic nur vor mir stehen und alles, was mich ausmachte, fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

Plötzlich sprang meine Katze auf das Bett und legte sich neben einen äußerst verwirrten Nagi.

"Was ist das?"

Ungläubig blickte ich Nagi an.

"Wonach sieht es denn aus? Hast du noch nie eine Katze gesehen?"

Nagi schüttelte nur mit dem Kopf und rückte ein Stück weiter von ihr weg.

"Du brauchst keine Angst haben, sie wird dir nicht weh tun."

Ich nahm seine Hand und führte sie langsam zu dem zusammengerollten Fellball, der leise zu schnurren anfing, als Nagi ihn streichelte. Nagis Augen wurden immer größer und er zog plötzlich seine Hand wieder weg.

"Wieso tut es das? Tue ich ihm weh?"

Ein leises Lachen entkam mir. Die ganze Situation war einfach zu amüsant.

"Erstens ist dieses Es' eine Sie und zweitens tust du ihr nicht weh, sie mag es."

Vorsichtig begann er wieder über das orange Fell zu streicheln. Er schien langsam gefallen an meinem Kätzchen zu finden.

"McGuinic wird sie hassen."

"Ich weiß." Ein Grinsen stahl sich bei dem Gedanken auf meine Lippen. "Wie sollen wir sie nennen?"

Nach ein paar Sekunden des Überlegens blickte er auf, in seinen Augen lag ein eiskalter Glanz.

"Nemesis, die Göttin der Vergeltung. Unser kleiner Racheengel."

Erneut musste ich lachen. "Nagi, ich liebe es einfach wie dein Gehirn funktioniert."

Seine Arme waren plötzlich hinter meinem Nacken und er lehnte seinen Kopf an meine Schulter. Vorsichtig legte ich meine Hände um seine Hüften und zog ihn ein Stück näher an mich. Ein leises, schmerzerfülltes Seufzen entkam ihm. Egal wie vorsichtig man war, er hatte einfach zu viele Schnittwunden, man konnte den Schmerz nicht vermeiden, wenn man ihn berührte.

"Schu, ich will nicht mehr hier bleiben. Wieso können wir nicht einfach verschwinden?" Murmelte er leise.

Ich strich ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, bevor ich antwortete: "Du weißt, dass wir das nicht können. Sie würden uns jagen und töten."

"Aber hier ist es nicht anders. Farfarello ist schon tot. Was glaubst du wie lange es dauert und er wird auch uns töten? Schuldig, wir müssen hier weg! Ich will nicht, dass du auch noch stirbst."

"So weit wird es nicht kommen. McGuinic wird für alles bezahlen." Hundert Möglichkeiten wie Sasha sterben könnte schossen mir durch den Kopf. "Rache ist süß, Nagi."

Für eine Weile sagten wir gar nichts und genossen nur die Wärme des anderen. Müdigkeit übermannte mich und ich schloss die Augen. Nagi war so schön warm, ich wollte einfach nur noch schlafen. Im nächsten Moment klingelte jedoch das Telefon. Entnervt stand ich auf, nachdem ich Nagi zurück auf mein Bett gelegt hatte, und nahm ab.

"Was?" Murrte ich ins Telefon.

"Ich hatte eine Vision."

Mein Herz hörte für einen Moment auf mit schlagen, als ich diese Stimme hörte. Für einen Moment wusste ich nicht, ob ich ihn anschreien, auflegen oder vor Freude auf und ab springen sollte.

"... Brad?" Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Langsam setzte ich mich auf die Bettkante. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding.

Nagis Kopf schnellte bei diesem Namen in die Höhe. Er starrte mich verwirrt an, bevor er über das Bett an meine Seite kroch.

"Farfarello ist tot, nicht wahr?"

"McGuinic hat ihn getötet."

Crawford antwortete mir nicht, nur ein leises Rauschen war zu hören.

"Bist du noch dran, Brad?"

"Danke, Schuldig, mehr wollte ich nicht wissen."

Er würde jeden Moment auflegen, ich wusste es.

"Brad, warte! Nicht--" In diesem Moment ertönte ein "Klick" und die Verbindung war unterbrochen.

"Scheiße." Das war das einzige, was mir einfiel. Brad hatte mich angerufen. Er wollte wissen ob Farfie tot war. Farfie war tot und das war's, denn mehr wollte er nicht wissen. Danke, Schuldig, kein Augwiedersehen', kein wie geht es dir, kein gar nichts. Er hatte einfach aufgelegt.

Das Telefon fiel mit einem dumpfen Knall zu Boden.

Dünne Arme legten sich um meinen Oberkörper und Nagi zog mich näher an seinen Körper. Wir mussten in dem Moment wirklich ein absolut groteskes Bild abgegeben haben: Mit einem blutverschmierten Hemd saß ich auf dem Bett und Nagi -nur mit einem viel zu großen Shirt bekleidet und mit unzähligen Schnitten übersäht- hielt mich in seinen Armen.

Ich weiß nicht wie lange wir so da saßen, bevor ich mich aus seiner Umarmung löste und langsam in mein Bad verschwand. Duschen, Zähneputzen, Anziehen, alles geschah automatisch. Es war, als ob sich ein Autopilot in mir eingeschaltet hätte.

Für einen kurzen Moment erhaschte einen Blick meine Reflektion in dem Wandspiegel, der neben der Badtür hing, als ich das Bad verlassen wollte. Augenblicklich verharrte ich, wo ich war. Lange starrte ich mich einfach nur an, ich spürte inzwischen die eisige Kälte der Kacheln unter meinen Füßen, doch es war mir egal. Was zählte war das, was ich in diesem Spiegel sah. Mein ganzer Körper war von dunklen Blutergüssen, Kratzern und alten Narben gezeichnet. Orange-rote Haarsträhnen hingen mir wild ins Gesicht und verdeckten meine viel zu dunklen Augen. Es war deutlich sichtbar, dass ich in den letzten Tagen an Gewicht verloren hatte, was nicht verwunderlich war, hatte ich es doch erfolgreich vermieden mit Sasha an einem Tisch zu sitzen.

Der Preis, den meinen Körper und meine Seele für seine Anwesenheit bezahlen musste, war offensichtlich. Der Spiegel zeigte nur all zu deutlich, was aus mir geworden war; das war es, was McGuinic aus mir gemacht hatte. Schon fast angeekelt wendete ich mich von meinem Spiegelbild ab.

Als ich das Zimmer wieder betrat, war Nagi bereits eingeschlafen, an seiner Seite lag Nemesis und sah ihn aufmerksam an. Erst als ich mich neben die beiden legte, schloss sie ihre Augen.

Es wurde auch für mich Zeit schlafen zu gehen, Zeit zu schlafen und zu vergessen.

°~~*~~°

So, das war's für dieses mal. Vielleicht schaffe ich es ja ein Sequel zu der Yohji+Aya Sache zu schreiben, das heißt, wenn es überhaupt jemand lesen will. (wie wärs mit ein bisschen Resonanz ^_____^ )